Steh zu dir
Roman
Infolge eines Terroranschlags in Paris verliert die berühmte Schauspielerin Carole Barber ihr Gedächtnis. Sie beginnt eine mutige Reise zurück zu sich selbst. Doch dabei findet sie nicht nur eine glücklichere Carole - sondern unerwartet auch die Liebe.
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Steh zu dir “
Infolge eines Terroranschlags in Paris verliert die berühmte Schauspielerin Carole Barber ihr Gedächtnis. Sie beginnt eine mutige Reise zurück zu sich selbst. Doch dabei findet sie nicht nur eine glücklichere Carole - sondern unerwartet auch die Liebe.
Klappentext zu „Steh zu dir “
Bei einem Anschlag in Paris verliert HollywoodStar Carole Barber ihr Gedächtnis. Die Frau, über die die ganze Welt spricht, erinnert sich plötzlich an nichts mehr aus ihrem glamourösen und bewegten Leben. Weder an ihre Kindheit, die Anfänge ihrer Karriere noch an jene heimliche Liebesbeziehung, die so tragisch endete. Doch der erzwungene Neuanfang erweist sich als zweite Chance: auf Aussöhnung, Glück - und Liebe!
Lese-Probe zu „Steh zu dir “
Steh zu dir von Danielle Steel 1
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Es war ein ruhiger, sonniger Novembermorgen. Carole Barber schaute von ihrem Computer hoch und blickte auf den Garten ihres Hauses in Bel Air. Seit fünfzehn Jahren lebte sie in der großen, weitläufigen Natursteinvilla. Sie nutzte den lichtdurchfluteten Wintergarten als Arbeitszimmer. Von hier aus konnte sie den Springbrunnen und den kleinen Teich sehen, in dem sich das Sonnenlicht spiegelte, und die Rosensträucher, die sie selbst angepflanzt hatte. Der Garten wirkte friedlich, und im Haus war alles still. Während der letzten Stunde hatte sie kaum die Finger auf der Tastatur bewegt. Es war mehr als nur frustrierend. Nach einer langen und erfolgreichen Filmkarriere versuchte sie jetzt, ihren ersten Roman zu schreiben. Schon seit Jahren schrieb sie gern Kurzgeschichten, hatte jedoch nie angestrebt, etwas zu veröffentlichen. Auch an einem Drehbuch hatte sie einmal geschrieben. Sie und ihr verstorbener Mann Sean hatten oft davon gesprochen, gemeinsam einen Film zu drehen. Aber dazu kam es nie. Immer waren sie beruflich zu ausgelastet gewesen. Sean war Produzent und Regisseur, Carole Schauspielerin. Aber sie war nicht irgendeine Schauspielerin, sondern einer der ganz großen Stars, und das schon seit ihrem achtzehnten Lebensjahr. Vor zwei Monaten hatte sie ihren fünfzigsten Geburtstag gefeiert. Ihren letzten Film hatte sie vor drei Jahren gedreht und seither keine Rollenangebote mehr angenommen. Sie war immer noch eine bemerkenswerte Schönheit, aber gute Rollen waren in ihrem Alter nun mal rar gesät. Im August hatte sie eine Rolle in einem wichtigen Film abgelehnt. Der Regisseur war ausgezeichnet, und der Drehbuchautor hatte für seine Arbeiten bereits mehrere Oscars bekommen. Für die anderen Rollen waren Schauspieler vorgesehen, mit denen die Zusammenarbeit bestimmt interessant gewesen wäre. Aber dann las sie das Skript und fühlte sich nicht angesprochen. Sie wollte nur noch Rollen übernehmen, die ihr etwas bedeuteten. Als Sean krank wurde, hatte sie aufgehört zu arbeiten. Und nach seinem Tod vor zwei Jahren war sie viel gereist und besuchte regelmäßig ihre Kinder in London und New York. Außerdem engagierte sie sich schon seit Jahren für die Rechte von Frauen und Kindern. Diese Aufgabe hatte sie mehrfach nach Europa, China und in Entwicklungsländer rund um die Welt gebracht. Carole kämpfte leidenschaftlich gegen Ungerechtigkeit, Armut, politische Verfolgung und Verbrechen an den Schwachen und Wehrlosen. Während ihrer Reisen hatte sie sorgfältig Tagebuch geführt. Kurz vor Seans Tod sprachen sie über ihren Wunsch, ein Buch zu schreiben. Er hielt es für eine wunderbare Idee und ermunterte sie dazu. Aber nach seinem Tod hatte sie viel Zeit gebraucht, um den ersten Schritt zu tun. Im letzten Jahr fing sie endlich an. Sie dachte, dieses Buch würde ihr die Möglichkeit geben, sich über all das zu äußern, was sie bewegte. Es wäre eine tiefe Form der Selbsterfahrung, die ihr die Schauspielerei so nicht bieten konnte. Aber dafür musste sie erst einmal den Einstieg finden. Irgendetwas hielt sie davon ab, und sie hätte nicht sagen können, was es war. Aber sie konnte trotzdem nicht davon lassen. Als sie endlich begann, behauptete sie, in dem Buch ginge es nicht um sie. Aber mit jeder weiteren Zeile musste sie einsehen, dass die Hauptfigur viel mit ihr gemeinsam hatte. Vielleicht fiel ihr das Schreiben deshalb so schwer. Es war beinahe so, als könne sie sich selbst nicht ertragen. Schon seit Wochen war sie jetzt wie blockiert. Der Roman war die Geschichte einer reifen Frau, die sich rückblickend mit ihrem Leben auseinandersetzt. Carole erkannte, dass alles mit ihr zu tun hatte, mit den Männern, die sie geliebt, und den Entscheidungen, die sie im Laufe ihres Lebens getroffen hatte. Jedes Mal, wenn sie sich an den Schreibtisch setzte, merkte sie, dass sie vor sich hinstarrte und sich auf dem Bildschirm ihres Computers rein gar nichts tat. Sie wurde von ihrer Vergangenheit heimgesucht. Durch das Schreiben stiegen Zweifel in ihr hoch. Plötzlich stellte sie jeden ihrer Schritte in Frage. Hatte sie damals richtig entschieden oder einen großen Fehler begangen? Hatte sie jemandem bitter Unrecht getan? Immerzu quälten sie die gleichen Fragen. Dabei spielte es gar keine Rolle mehr. Oder etwa doch? Sie würde mit dem Buch auf der Stelle treten, bis sie die Antworten gefunden hatte. Durch die Entscheidung, diesen Roman zu schreiben, war sie plötzlich gezwungen, sich mit all dem zu beschäftigen, was sie jahrelang verdrängt hatte. Aber jetzt gab es kein Zurück mehr. Nachts in ihren Träumen sah sie die Menschen aus ihrer Vergangenheit vor sich. Jeden Morgen stand sie erschöpft auf. Am häufigsten tauchte Seans Gesicht auf. Er war der Einzige, bei dem sie sicher sein konnte, ihn wirklich gekannt zu haben. Ihre Beziehung war klar und aufrichtig gewesen. Das konnte sie von allen anderen nicht behaupten. Und ausgerechnet er war so erpicht darauf gewesen, dass sie dieses Buch schrieb. Sie schuldete es ihm. Es war ihr letztes großes Geschenk an ihn. Sean war ein sanfter, liebevoller Mann gewesen, immer rührend um sie bemüht. Anfangs hatte er Stabilität und Ruhe in ihr Leben gebracht, und gemeinsam schufen sie eine solide Basis für ihr Leben zu zweit. Er hatte nie versucht, sie zu vereinnahmen oder gar zu erdrücken. Ihre Ehe wurde zu einer Reise, bei der sie sich in angenehmem Tempo Seite an Seite voran bewegten. Ihre acht Jahre mit Sean waren etwas, das einem nur einmal im Leben widerfährt. Carole konnte sich nicht vorstellen, sich jemals wieder zu verlieben oder gar zu heiraten. Sie hatte Sean während der letzten beiden Jahre vermisst, aber nicht beweint. Seine Liebe war so sättigend gewesen, dass sie jetzt noch davon zehrte. Wie alle Paare hatten auch sie ihre Auseinandersetzungen und Unstimmigkeiten gehabt, aber niemals hatten sie einander verletzt. Sie hatten gestritten und hinterher gemeinsam darüber gelacht. Keiner von ihnen war nachtragend, und in ihren Auseinandersetzungen gab es auch nicht die Spur von Boshaftigkeit. Als sie sich kennenlernten, war Carole vierzig und Sean fünfunddreißig. Obwohl er fünf Jahre jünger war als sie, hatte er ihr in vielerlei Hinsicht als Vorbild gedient, vor allem, was seine Ansichten betraf. Sie war damals sehr erfolgreich und drehte mehr Filme, als ihr lieb war. Jahrelang wurde sie davon angetrieben, eine Karriere zu verfolgen, die ihr zunehmend mehr abverlangte. Als sie Sean kennenlernte, lebte sie erst seit fünf Jahren in Los Angeles. Zuvor hatte sie zweieinhalb Jahre in Paris gewohnt. Seit ihrer Rückkehr aus Frankreich hatte es keine ernste Beziehung mit einem Mann gegeben. Dazu fehlte ihr einfach die Zeit - oder auch das Verlangen. Sie ging zwar mit Männern aus, aber in der Regel blieb es bei wenigen Treffen. Einige waren ebenfalls aus dem Filmgeschäft, zumeist Regisseure oder Autoren, andere stammten aus kreativen Bereichen wie Kunst, Architektur oder Musik. Es waren durchaus interessante Männer gewesen, aber Carole hatte sich nie verliebt und war davon überzeugt, dass es auch nie wieder passieren würde. Bis Sean kam. Sie trafen sich auf einer Konferenz, bei der es um die Rechte von Schauspielern in Hollywood ging, und hatten beide an einer Podiumsdiskussion über den Wandel der Rolle von Frauen beim Film teilgenommen. Dass er fünf Jahre jünger war, stellte für sie beide kein Problem dar. Sie waren Seelenverwandte, das Alter war bedeutungslos. Einen Monat nachdem sie sich kennengelernt hatten, fl ogen sie übers Wochenende nach Mexiko. Drei Monate später zog er bei ihr ein, und sechs Monate später waren sie verheiratet. Sean hatte sie davon überzeugt, dass es für sie beide das Richtige sei. Und er hatte recht gehabt. Carole hatte befürchtet, dass sich ihre Berufe gegenseitig behindern würden und es zu Konflikten käme. Aber wie Sean es versprochen hatte, waren ihre Ängste unbegründet. Ihre Beziehung schien gesegnet zu sein. Dann erkrankte Sean an Krebs. Und so, wie er gelebt hatte, schied er auch dahin - friedlich und still. Offenbar war es für ihn der natürliche Übergang in eine andere Welt. Da er aber großen Einfluss auf ihr Leben gehabt hatte, fühlte sie sich ihm weiterhin nahe. Er hatte sie gelehrt, seinen Tod als nächsten Schritt auf seinem Weg zu akzeptieren. Zwei Jahre war er nun schon tot, und sie vermisste ihn, sein Lachen, seine Stimme, seine Klugheit, seine Gesellschaft, ihre langen Spaziergänge am Strand. Und doch war er auch bei ihr, reiste an ihrer Seite wie zu der Zeit, als er noch lebte. Ihn zu kennen und zu lieben war eines der größten Geschenke gewesen, die sie vom Leben bekommen hatte. Vor seinem Tod hatte er sie daran erinnert, dass sie noch viel zu tun hätte, und sie gedrängt, wieder mit dem Arbeiten anzufangen. Er wollte, dass sie noch viele Filme drehte und dieses Buch schrieb. Sean hatte ihre Kurzgeschichten und Essays immer geliebt, und im Laufe der Jahre hatte sie Dutzende von Gedichten für ihn geschrieben. Er hatte sie in einem Lederordner gesammelt und Stunden damit verbracht, sie immer wieder zu lesen. Bevor er starb, hatte sie nicht die Zeit gefunden, mit dem Buch zu beginnen. Sie war zu sehr damit beschäftigt, ihn zu pflegen. Ein Jahr lang hatte sie keinerlei Verpflichtungen angenommen, um genügend Zeit für ihn zu haben. Insbesondere nach der Chemotherapie wenige Monate vor seinem Tod hatte sie sich aufopfernd um ihn gekümmert. Er war bis zum Schluss tapfer gewesen. Am Tag vor dem Ende waren sie spazieren gegangen. Sie konnten keine weiten Ausflüge unternehmen und auch nicht viel sprechen. Sie gingen Hand in Hand. Sobald er eine Pause brauchte, setzten sich irgendwo hin und betrachteten den Sonnenuntergang. Sie weinten beide, weil sie wussten, dass das Ende nahte. In der darauffolgenden Nacht starb er friedlich in ihren Armen. Er hatte sie noch einmal lange angesehen, zärtlich lächelnd geseufzt und dann für immer die Augen geschlossen. Er war mit einer würdevollen Akzeptanz gestorben, die es Carole ermöglichte, beim Gedanken an ihn nicht von Trauer überwältigt zu werden. Allerdings hatte er eine Leere hinterlassen, die sie jetzt noch spürte. Und diese Leere wollte sie füllen, indem sie sich selbst besser verstand. Das Buch sollte ihr dabei helfen - wenn sie es denn je fertig bekam. Aber sie wollte zumindest versuchen, ihm und seinem Glauben an sie gerecht zu werden. Als sie ihn kennenlernte, lebten ihre Kinder noch bei ihr. Auch das bereitete Carole damals Sorgen. Sean hatte keine eigenen Kinder, und sie bekamen auch kein gemeinsames. Sie hatten sich darauf geeinigt, mit allem anderen genug ausgelastet zu sein. Stattdessen kümmerten sie sich umeinander und um ihre Beziehung. Als sie heirateten, besuchten Anthony und Chloe die Highschool. Das war einer der Gründe, warum sich Carole zu dieser Ehe entschloss. Sie wollte ihren Kindern kein Beispiel für eine wilde Ehe ohne jede Verpflichtung sein. Anthony und Chloe begrüßten ihre Entscheidung. Sean war ihnen ein guter Freund und Stiefvater, den sie gern um sich hatten. Mittlerweile waren ihre Kinder erwachsen und aus dem Haus. Chloe hatte in Stanford studiert und gerade ihren ersten Job bei einem Modemagazin in London angetreten. Sie war die Assistentin der stellvertretenden Redakteurin für Accessoires. Es ging vor allem um Prestige und Spaß. Sie half beim Styling, bei den Vorbereitungen der Shootings und erledigte Besorgungen. Als Gegenleistung verdiente sie fast nichts, konnte sich aber rühmen, für die britische Vogue zu arbeiten. Chloe fand das toll. Sie sah ihrer Mutter ähnlich und hätte ohne weiteres selbst als Model arbeiten können, aber sie bevorzugte es, auf der redaktionellen Seite des Geschäfts zu stehen. Sie war ein aufgewecktes, kontaktfreudiges Mädchen, begeistert von den Menschen, die sie durch ihre Arbeit kennenlernte, und verbrachte eine schöne Zeit in London. Anthony war in die Fußstapfen seines Vaters getreten und arbeitete an der Wall Street. Bevor er in die Finanzwelt ging, hatte er in Harvard seinen MBA gemacht. Er war ein ernsthafter, verantwortungsbewusster junger Mann, der seine Familie mit Stolz erfüllte. Anthony war sehr attraktiv, aber zurückhaltend und beinahe schüchtern. Er ging mit vielen hübschen, intelligenten Mädchen aus, aber bisher hatte ihm keine wirklich etwas bedeutet. Er arbeitete konsequent an seiner Finanzkarriere und verlor nie seine Ziele aus den Augen. Es gab nicht viel, was ihn davon abhielt, und wenn Carole ihn spätabends anrief, saß er oft noch im Büro. Er und Chloe hingen nicht nur an Carole, sondern auch an Sean. Chloe hatte schon immer mehr Zeit und Aufmerksamkeit von ihrer Mutter gebraucht als ihr Bruder. Sie beklagte sich bitterlich, wenn ihre Mutter zu Drehauf- nahmen reiste. Besonders schlimm wurde es während der Highschool. Chloe wollte, dass ihre Mutter ständig für sie da war, so wie sie es bei den Müttern der anderen Kinder sah. Carole hatte sich deshalb schuldig gefühlt, obwohl sie die Kinder an den Set fliegen ließ, wann immer es möglich war. Und in den Drehpausen kam sie nach Hause, um bei ihnen zu sein. Anthony war im Gegensatz zu Chloe unkompliziert gewesen. Sie stellte ihren Vater auf einen Sockel und hielt ihrer Mutter oft vor, was sie alles falsch machte. Carole hatte sich gesagt, dass das bei MutterTochter- Beziehungen nun mal so war. Die Mutter eines Sohnes zu sein, der sie verehrte, war weitaus leichter. Und jetzt war Carole allein. Ihre Kinder waren erwachsen und mit ihrem eigenen Leben beschäftigt. Trotz Seans Krankheit war es eine Erleichterung gewesen, eine Weile in keinem Film mitzuspielen. Carole hatte viele Jahre hart gearbeitet und brauchte diese Pause. Eine Auszeit kam letztlich auch ihrer Schauspielkunst zugute. Im Laufe der Zeit hatte sie in wichtigen Filmen und auch in diversen Blockbustern mitgewirkt. Aber jetzt wollte sie mehr als das. Sie wollte ihrer Arbeit etwas Bedeutsames hinzufügen. Diese Tiefe erlangte man erst durch Reife und Lebenserfahrung. Mit fünfzig war sie noch nicht alt, aber die letzten Jahre hatten sie reifen lassen. Das würde sie unweigerlich in ihre Rollen einbringen. Und auch in ihr Buch, wenn sie es denn bewältigen konnte. Dieses Buch war für sie das Symbol, endgültig erwachsen geworden zu sein und sich von den Geistern der Vergangenheit befreit zu haben. Die letzten Wochen waren jedoch entmutigend gewesen, und sie begann daran zu zweifeln, dass sie es jemals schaffte. Vielleicht hätte sie doch die Rolle annehmen sollen, die ihr im August angeboten worden war. Vielleicht sollte sie sich vom Schreiben verabschieden und wieder filmen. Mike Appelsohn, ihr Agent, wurde allmählich ungeduldig. Er regte sich darüber auf, dass sie gute Rollen ablehnte, und hatte genug davon, sich etwas von einem Buch erzählen zu lassen, das sie ja doch nicht schrieb. Die Charaktere blieben vage, die Handlung und das Ende waren wie ein wirres Wollknäuel, mit dem die Katze gespielt hat. Carole konnte noch so angestrengt nachdenken, sie fand keinen Anfang. Es war unvorstellbar frustrierend. Auf dem Regal über ihrem Schreibtisch standen zwei Oscars und der Golden Globe, den sie in dem Jahr vor Seans Krankheit verliehen bekam. Noch hatte Hollywood sie nicht vergessen, aber Mike Appelsohn versicherte ihr, dass es dazu käme, wenn sie nicht bald einen Film drehte. Mittlerweile waren ihr die Entschuldigungen ausgegangen, und sie hatte sich eine letzte Frist bis zum Ende des Jahres gesetzt. Bis dahin blieben noch zwei Monate, aber sie kam einfach nicht voran. Jedes Mal, wenn sie sich an den Schreibtisch setzte, geriet sie förmlich in Panik. Carole hörte, dass hinter ihr leise eine Tür geöffnet wurde. Sie hatte nichts gegen eine Unterbrechung, ganz im Gegenteil. Sie wandte den Kopf und sah, dass Stephanie Morrow, ihre Assistentin, zögernd im Türrahmen stand. Stephanie war von Beruf Lehrerin. Carole hatte sie fünfzehn Jahre zuvor eingestellt, nach ihrer Rückkehr aus Frankreich. Damals hatte Carole das Haus in Bel Air gekauft, innerhalb eines Jahres zwei Filme gedreht und sich danach für ein Jahr in einem Broadwaystück verpflichtet. Nebenbei musste sie die Werbetrommel für ihre Filme rühren. Sie hatte Unterstützung bei der Betreuung der Kinder und der Organisation des Haushalts gebraucht. Stephanie kam, um ihr für zwei Monate auszuhelfen - und blieb. Sie war eine attraktive Frau von mittlerweile neununddreißig Jahren, lebte mit ihrem Freund zusammen, hatte jedoch nie geheiratet. Er besaß Verständnis für ihre Arbeit und reiste selbst sehr viel. Und sie wollte weder heiraten noch Kinder haben. Sie zog Carole gern damit auf, dass sie ihr Baby sei. Carole revanchierte sich und nannte Stephanie ihr Kindermädchen. Sie war eine ausgezeichnete Assistentin, konnte hervorragend mit der Presse umgehen und sich in jede Situation hinein- und herausreden. Es gab nichts, das sie nicht zu managen vermochte. Während Seans Krankheit wurde sie unentbehrlich. Sie war für Sean da, für die Kinder und für Carole. Sie half ihr sogar dabei, die Beerdigung zu planen und den Sarg auszusuchen. Im Laufe der Jahre war Stephanie mehr geworden als nur eine Angestellte. Trotz der elf Jahre Altersunterschied waren die beiden Frauen enge Freundinnen, die sich gegenseitig schätzten und respektierten. Bei Stevie, wie Carole sie nannte, gab es nie auch nur den Hauch von Eifersucht. Stephanie liebte ihren Job, freute sich über Caroles Erfolge und begegnete jedem neuen Tag mit Humor und Geduld. Carole hing sehr an ihr und gab bereitwillig zu, dass sie ohne Stephanie verloren wäre. Mit ihren 1,82 Meter, dem glatten schwarzen Haar und den großen braunen Augen stand sie jetzt in Jeans und T-Shirt an der Tür zu Caroles Büro. »Tee?«, flüsterte sie. »Nein. Arsen«, antwortete Carole stöhnend und schwenkte mit dem Stuhl herum. »Ich kann dieses verdammte Buch nicht schreiben. Irgendetwas hält mich davon ab, und ich weiß nicht, was es ist. Vielleicht ist es Angst. Vielleicht weiß ich insgeheim, dass ich es nicht kann.« Sie runzelte die Stirn und schaute Stevie verzweifelt an. »Du kannst es«, versicherte Stevie. »Es braucht nur Zeit. Alle sagen, der Anfang sei am schwersten. Irgendwann platzt der Knoten.« In der Woche vorher hatte Stevie ihr geholfen, sämtliche Kleiderschränke aufzuräumen, den Garten neu zu gestalten und die Garage zu entrümpeln. Am Vortag hatte sie die Badezimmerschränke aufgeräumt, statt an dem Buch zu arbeiten. Carole fand alle erdenklichen Ausreden und Entschuldigungen. Seit Monaten ging das jetzt so. »Vielleicht brauchst du eine Pause«, schlug Stevie vor, und Carole stöhnte erneut. »Mein ganzes Leben ist eine Pause. Früher oder später muss ich wieder arbeiten. Mike dreht mir den Hals um, wenn ich noch ein einziges Drehbuch ablehne.« Mike Appelsohn war Produzent und seit zweiunddreißig Jahren ihr Agent. Er hatte sie entdeckt, als sie gerade achtzehn wurde. Es schien Lichtjahre her zu sein, dass sie eine Farmerstochter aus Mississippi gewesen war, mit langem blonden Haar und großen grünen Augen. Auf seine Einladung hin war sie damals mehr aus Neugier nach Hollywood gekommen. Aber Mike Appelsohn hatte sie zu dem gemacht, was sie heute war. Er und die Tatsache, dass sie wirklich talentiert war. Ihr Leinwanddebüt hatte alle von den Stühlen gerissen. Der Rest war Geschichte. Ihre Geschichte. Sie war weltweit eine der berühmtesten Schauspielerinnen und erfolgreicher, als sie es sich je erträumt hatte. Warum also musste sie unbedingt ein Buch schreiben? Wieder und wieder stellte sie sich diese Frage. Aber ebenso wie Stevie kannte sie die Antwort. Carole war auf der Suche nach einem Teil von sich, den sie lange verdrängt hatte. Aber jetzt wollte und musste sie ihn finden, oder sie würde den Rest des Lebens auf der Stelle treten. Ihr letzter Geburtstag hatte ihr zu schaffen gemacht. Fünfzig zu werden, war für sie ein Markstein, insbesondere jetzt, wo sie allein war. Das konnte sie nicht leugnen. Sie hatte sich entschieden, alle Teile von sich zu einem Ganzen zu verweben, wie sie es noch nie zuvor getan hatte. Sie wollte, dass ihr Leben einen Sinn ergab, wenn vielleicht auch nicht für andere, so doch für sie selbst. Deshalb musste sie an den Anfang zurückkehren und mit sich ins Reine kommen. So vieles war ihr zufällig widerfahren, vor allem in den ersten Jahren. Zumindest schien es so. Gutes und Schlechtes, aber vor allem Gutes. Was ihre Karriere anbelangte, aber auch mit ihren Kindern. Sie wollte nicht, dass ihr Leben ein einziger Zufall war. So oft waren ihre Entscheidungen nur Reaktionen auf die Umstände oder auf andere Menschen gewesen, jedoch nicht aus ihr heraus und aktiv gefällt. Und jetzt schien es ihr plötzlich wichtig zu wissen, ob sie die richtigen Entscheidungen getroffen hatte. Und dann? Immerzu fragte sie sich, was für einen Unterschied das machte. Die Vergangenheit konnte sie nicht ändern. Aber vielleicht würde sie für den Rest ihres Lebens einen anderen Weg einschlagen. Darauf kam es ihr an. Ohne Sean an ihrer Seite schien es wichtiger geworden zu sein, Entscheidungen zu treffen und nicht einfach nur abzuwarten, was passierte. Was wollte sie? Sie wollte ein Buch schreiben. Das war alles, was sie wusste. Danach würde sich der Rest vielleicht ergeben. Möglicherweise hatte sie dann ein besseres Gefühl dafür, welche Rollen sie annehmen, was sie in dieser Welt bewirken und für welche Ziele sie sich einsetzen wollte. Wer sie für den Rest ihres Lebens sein wollte. Ihre Kinder waren erwachsen. Jetzt war sie an der Reihe. Stevie verschwand kurz und kam mit einer Tasse Tee zurück. Koffeinfreier Vanilletee. Stevie bestellte ihn für Carole bei Mariage Frères in Paris. Carole war während ihrer Zeit in Paris geradezu süchtig danach geworden. Heute noch war es ihr Lieblingstee. Dankbar nahm sie die Tasse entgegen. Allein der Duft hatte jedes Mal etwas Tröstliches. Nachdenklich führte Carole die Tasse an die Lippen und nippte daran. »Vielleicht hast du recht«, sagte sie und sah die Frau an, die jetzt schon seit Jahren ihre Begleiterin war. »Womit habe ich recht?«, fragte Stevie und ließ sich mit ihren langen Beinen auf dem bequemen Polstersessel nieder. Sie und Carole verbrachten viel Zeit in diesem Raum, schmiedeten Pläne und besprachen alles Mögliche. Carole war immer offen für Stevies Meinung. In den meisten Fällen war der Rat ihrer Assistentin stichhaltig und von unschätzbarem Wert. Umgekehrt war sie für Stevie nicht nur die Arbeitgeberin, sondern eine Art große Schwester mit mehr Lebenserfahrung. Die beiden Frauen waren in vielen Dingen einer Meinung und dachten ähnlich, vor allem in Bezug auf Männer. »Vielleicht sollte ich verreisen.« Nicht, um vor dem Buch davonzulaufen, sondern um die Blockade zu überwinden. Als würde man eine Nuss knacken, die sich anders nicht öffnen ließ. »Du könntest die Kinder besuchen«, schlug Stevie vor. Carole liebte es, zu ihrem Sohn und zu ihrer Tochter zu fahren, da die beiden nicht mehr allzu oft nach Hause kamen. Anthony konnte nur schlecht aus dem Büro fort. Aber wie viel er auch zu tun hatte, wenn Carole in New York war, nahm er sich abends Zeit für sie. Und Chloe ließ sowieso alles dafür stehen und liegen, um mit ihrer Mutter durch London zu ziehen. Sie sog die Liebe und Zeit ihrer Mutter auf wie eine Blume den Regen. »Das habe ich doch erst vor ein paar Wochen getan. Ich weiß nicht ... vielleicht sollte ich etwas ganz anderes tun ... irgendwohin fahren, wo ich noch nie gewesen bin ... nach Prag ... oder Rumänien ... Schweden ...« Es gab nicht mehr viele Orte auf diesem Planeten, die sie noch nicht besucht hatte. Sie hatte Vorträge auf Konferenzen in Indien, Pakistan und Peking gehalten, Staatsoberhäupter auf der ganzen Welt getroffen, mit UNICEF zusammengearbeitet und Reden vor dem US-Senat gehalten. Stevie zögerte, das Naheliegende auszusprechen. Paris. Sie wusste, wie viel Carole diese Stadt bedeutete. Zweieinhalb Jahre lang hatte Carole dort gewohnt, trotzdem war sie nach dem Verkauf des Hauses nur einmal zurückgekehrt. Carole behauptete, es würde sie nichts mehr dorthin ziehen. Kurz nach ihrer Hochzeit mit Sean hatte sie ihn mit nach Paris genommen. Aber er mochte die Franzosen nicht und flog viel lieber nach London. Das war zehn Jahre her. Und in den fünf Jahren, bevor sie Sean kennenlernte, war sie nur ein einziges Mal dort gewesen, um das Haus nahe der Rue Jacob zu verkaufen. Stevie hatte Carole damals begleitet, um alles zu regeln. Carole war zu dem Zeitpunkt bereits wieder zurück nach L. A. gezogen und sagte, es mache keinen Sinn, das Haus zu behalten. Dennoch war ihr der Schritt schwergefallen, und bis auf ihre Reise mit Sean kehrte sie nie wieder dorthin zurück. Sie beide stiegen damals im Ritz ab, und er beschwerte sich die ganze Zeit. Er liebte England und Italien, aber für Frankreich hatte er nichts übrig. »Vielleicht ist es an der Zeit, dass du nach Paris zurück gehst«, schlug Stevie vorsichtig vor. Sie wusste, dass die Geister der Vergangenheit dort lauerten, aber nach fünfzehn Jahren konnten sie Carole bestimmt nichts mehr anhaben. Nicht nach den acht Jahren mit Sean. Was auch immer damals in Paris passiert war, Caroles Wunden sollten allmählich verheilt sein. »Ich weiß nicht.« Carole zögerte. »Im November regnet es dort viel.« »Das schöne Wetter hier scheint dir nicht beim Schreiben zu helfen. Aber gut, dann fahr woanders hin, nach Wien ... Mailand ... Venedig ... Buenos Aires ... Mexiko City ... Hawaii. Vielleicht brauchst du eine Auszeit am Strand, und da hast du jede Menge Sonne.« Sie wussten beide, dass es nicht um das Wetter ging. »Ich überlege es mir.« Carole seufzte und stand auf. Sie war groß, nicht ganz so groß wie Stevie, aber ebenfalls hoch gewachsen, schlank, mit einer tollen Figur. Dass ihr jugendlicher Körper dem Alterungsprozess trotzte, war sicher auf ihre Gene zurückzuführen. Ihr Gesicht ließ sie viel jünger aussehen, als sie war, ohne dass Carole mit Schönheitschirurgie nachgeholfen hätte. Ihr glattes blondes Haar trug sie lang, oft zu einem Pferdeschwanz gebunden oder als Dutt hochgesteckt. Die Haarstylisten am Set hatten immer ihre helle Freude an dem blonden, seidigen Haar gehabt, schon seit Carole achtzehn war. Ihre grünen Augen waren groß, die Wangenknochen hoch, die Gesichtszüge fein und makellos. Sie hatte das Gesicht und die Figur eines Models. Und ihre Haltung zeugte von Selbstbewusstsein, sicherem Auftreten und Würde. Sie war nicht arrogant, sondern fühlte sich einfach nur wohl in ihrer Haut und bewegte sich mit der Eleganz einer Tänzerin. Das Studio, das sie damals als Erstes unter Vertrag nahm, hatte sie Ballettstunden nehmen lassen. Noch heute bewegte sie sich mit der dort antrainierten Grazie und perfekten Haltung. Sie benutzte so gut wie nie Make-up, und ihr schlichter Stil machte sie nur noch aparter. Stevie war vom ersten Augenblick an beeindruckt gewesen. Damals war Carole gerade mal fünfunddreißig, aber dass sie jetzt fünfzig sein sollte, war schier unglaublich. Sean hatte älter als sie ausgesehen. Er war ein attraktiver Mann gewesen, stämmig und glatzköpfig, aber mit Charisma. Carole hatte immer noch die gleiche Figur wie mit zwanzig. Zwar achtete sie darauf, was sie aß, und machte regelmäßig Sport, aber ihr fabelhaftes Aussehen war ihr in die Wiege gelegt worden. »Ich erledige ein paar Besorgungen«, sagte sie wenige Minuten später zu Stevie. Sie hatte sich eine weiße Kaschmirjacke um die Schultern gelegt und trug eine beigefarbene Krokodilledertasche von Hermès. Carole hatte eine Vorliebe für schlichte, aber gute Kleidung, insbesondere von französischen Designern. Mit fünfzig erinnerte Carole an die zwanzigjährige Grace Kelly. Beide hatten die gleiche elegante, aristokratische Ungezwungenheit. Carole hatte jedoch nichts Strenges an sich, sondern eine warmherzige Ausstrahlung, und angesichts des Ruhms, den sie den Großteil ihres Lebens genossen hatte, war es erstaunlich, dass sie nie überheblich geworden war. »Kann ich dir was abnehmen?«, bot Stevie an. »Ja, schreib das Buch, während ich unterwegs bin. Morgen schicke ich es dann meiner Agentin.« »Schon erledigt.« Stevie grinste. »Ich werde hier die Stellung halten, während du den Rodeo Drive unsicher machst.« »Ich fahre nicht zum Rodeo Drive«, erklärte Carole. »Ich werde mir ein paar neue Stühle fürs Esszimmer ansehen. Es kann eine Verschönerung gebrauchen. Wenn ich darüber nachdenke, ich wohl auch, aber dafür bin ich zu feige. Ich möchte nicht eines Morgens aufwachen und aussehen wie jemand anderes. Schließlich habe ich fünfzig Jahre gebraucht, um mich an dieses Gesicht zu gewöhnen. Ich würde es nur ungern eintauschen.« »Das brauchst du auch nicht«, versicherte Stevie. »Danke, aber ich habe im Spiegel den Zahn der Zeit arbeiten gesehen.« »Ich habe mehr Falten als du«, widersprach Stevie. Das stimmte sogar. Sie hatte empfindliche, blasse Haut, die zu ihrem größten Verdruss sehr anfällig für Alterserscheinungen war. Fünf Minuten später fuhr Carole in ihrem sechs Jahre alten Kombi davon. Im Unterschied zu anderen Hollywood- Stars brauchte sie keinen Rolls oder Bentley. Der Kombi war für sie genau richtig. Ihr einziger Schmuck waren ein Paar Diamantohrstecker. Und als Sean noch lebte, trug sie einen schlichten goldenen Ehering, den sie erst diesen Sommer abgelegt hatte. Alles andere erschien ihr unnötig, und wenn sie einen Film promoten sollte, liehen die Produzenten Schmuck für sie aus. Das kostbarste Schmuckstück, das sie in ihrem Privatleben trug, war eine goldene Armbanduhr. Zwei Stunden später war sie wieder zurück. Stevie saß in der Küche und aß ein Sandwich. Sie hatte ein kleines Büro, in das sie sich zurückziehen konnte, und ihre Hauptbeschwerde bestand darin, dass es sich zu nahe am Kühlschrank befand. Jeden Abend ging sie ins Fitnessstudio, um das abzutrainieren, was sie während der Arbeit gegessen hatte. »Buch fertig?«, fragte Carole beim Reinkommen. Sie schien wesentlich bessere Laune zu haben als zuvor. »Fast. Ich bin beim letzten Kapitel. Gib mir noch eine halbe Stunde, dann hab ich's. Wie sind die Stühle?« »Passen nicht zum Tisch. Falsche Höhe. Es sei denn, ich kaufe auch einen neuen Tisch.« Carole suchte förmlich nach Projekten. Nichtstun war nicht ihr Stil. Nachdem sie ein Leben lang gearbeitet hatte und jetzt ohne Sean war, brauchte sie dringend eine Beschäftigung. »Ich habe mich entschieden, deinen Rat zu befolgen«, sagte Carole und setzte sich Stevie gegenüber an den Küchentisch. »Welchen Rat?« Stevie konnte sich schon nicht mehr daran erinnern, was sie gesagt hatte. »Zu verreisen. Ich muss einfach mal hier raus. Den Laptop nehme ich mit. Vielleicht kann ich mit frischer Kraft in das Buch einsteigen, wenn ich in irgendeinem Hotelzimmer sitze. Mir gefällt ja nicht einmal das, was ich bisher geschrieben habe.« »Mir schon. Die ersten beiden Kapitel sind gut. Du musst lediglich darauf aufbauen und weitermachen. Als würdest du einen Berg besteigen. Schau nicht nach unten oder zurück, bis du den Gipfel erreicht hast.« »Vielleicht. Aber in jedem Fall muss ich erst einen klaren Kopf bekommen.« Sie seufzte. »Buche mir für übermorgen einen Flug nach Paris. Hier habe ich momentan nichts zu tun, und Thanksgiving ist erst in dreieinhalb Wochen. Da kann ich genauso gut meinen Hintern in Bewegung setzen. Der Zeitpunkt ist ideal.« Sie hatte während der ganzen Rückfahrt darüber nachgedacht. Und seit sie sich dazu entschieden hatte, fühlte sie sich besser. Stevie nickte und verkniff sich weitere Kommentare. Außerdem hielt sie es für gut, dass Carole von hier fort kam und an einen Ort flog, den sie liebte. »Ich glaube, ich bin jetzt so weit, dass ich zurückkehren kann«, sagte Carole leise und mit nachdenklichem Blick. »Du kannst mir ein Zimmer im Ritz reservieren. Sean mochte es nicht, aber ich habe es immer geliebt.«
Übersetzung: Silvia Kinkel
© Vollständige Taschenbuchausgabe Juni 2012 Knaur Taschenbuch Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München.
Es war ein ruhiger, sonniger Novembermorgen. Carole Barber schaute von ihrem Computer hoch und blickte auf den Garten ihres Hauses in Bel Air. Seit fünfzehn Jahren lebte sie in der großen, weitläufigen Natursteinvilla. Sie nutzte den lichtdurchfluteten Wintergarten als Arbeitszimmer. Von hier aus konnte sie den Springbrunnen und den kleinen Teich sehen, in dem sich das Sonnenlicht spiegelte, und die Rosensträucher, die sie selbst angepflanzt hatte. Der Garten wirkte friedlich, und im Haus war alles still. Während der letzten Stunde hatte sie kaum die Finger auf der Tastatur bewegt. Es war mehr als nur frustrierend. Nach einer langen und erfolgreichen Filmkarriere versuchte sie jetzt, ihren ersten Roman zu schreiben. Schon seit Jahren schrieb sie gern Kurzgeschichten, hatte jedoch nie angestrebt, etwas zu veröffentlichen. Auch an einem Drehbuch hatte sie einmal geschrieben. Sie und ihr verstorbener Mann Sean hatten oft davon gesprochen, gemeinsam einen Film zu drehen. Aber dazu kam es nie. Immer waren sie beruflich zu ausgelastet gewesen. Sean war Produzent und Regisseur, Carole Schauspielerin. Aber sie war nicht irgendeine Schauspielerin, sondern einer der ganz großen Stars, und das schon seit ihrem achtzehnten Lebensjahr. Vor zwei Monaten hatte sie ihren fünfzigsten Geburtstag gefeiert. Ihren letzten Film hatte sie vor drei Jahren gedreht und seither keine Rollenangebote mehr angenommen. Sie war immer noch eine bemerkenswerte Schönheit, aber gute Rollen waren in ihrem Alter nun mal rar gesät. Im August hatte sie eine Rolle in einem wichtigen Film abgelehnt. Der Regisseur war ausgezeichnet, und der Drehbuchautor hatte für seine Arbeiten bereits mehrere Oscars bekommen. Für die anderen Rollen waren Schauspieler vorgesehen, mit denen die Zusammenarbeit bestimmt interessant gewesen wäre. Aber dann las sie das Skript und fühlte sich nicht angesprochen. Sie wollte nur noch Rollen übernehmen, die ihr etwas bedeuteten. Als Sean krank wurde, hatte sie aufgehört zu arbeiten. Und nach seinem Tod vor zwei Jahren war sie viel gereist und besuchte regelmäßig ihre Kinder in London und New York. Außerdem engagierte sie sich schon seit Jahren für die Rechte von Frauen und Kindern. Diese Aufgabe hatte sie mehrfach nach Europa, China und in Entwicklungsländer rund um die Welt gebracht. Carole kämpfte leidenschaftlich gegen Ungerechtigkeit, Armut, politische Verfolgung und Verbrechen an den Schwachen und Wehrlosen. Während ihrer Reisen hatte sie sorgfältig Tagebuch geführt. Kurz vor Seans Tod sprachen sie über ihren Wunsch, ein Buch zu schreiben. Er hielt es für eine wunderbare Idee und ermunterte sie dazu. Aber nach seinem Tod hatte sie viel Zeit gebraucht, um den ersten Schritt zu tun. Im letzten Jahr fing sie endlich an. Sie dachte, dieses Buch würde ihr die Möglichkeit geben, sich über all das zu äußern, was sie bewegte. Es wäre eine tiefe Form der Selbsterfahrung, die ihr die Schauspielerei so nicht bieten konnte. Aber dafür musste sie erst einmal den Einstieg finden. Irgendetwas hielt sie davon ab, und sie hätte nicht sagen können, was es war. Aber sie konnte trotzdem nicht davon lassen. Als sie endlich begann, behauptete sie, in dem Buch ginge es nicht um sie. Aber mit jeder weiteren Zeile musste sie einsehen, dass die Hauptfigur viel mit ihr gemeinsam hatte. Vielleicht fiel ihr das Schreiben deshalb so schwer. Es war beinahe so, als könne sie sich selbst nicht ertragen. Schon seit Wochen war sie jetzt wie blockiert. Der Roman war die Geschichte einer reifen Frau, die sich rückblickend mit ihrem Leben auseinandersetzt. Carole erkannte, dass alles mit ihr zu tun hatte, mit den Männern, die sie geliebt, und den Entscheidungen, die sie im Laufe ihres Lebens getroffen hatte. Jedes Mal, wenn sie sich an den Schreibtisch setzte, merkte sie, dass sie vor sich hinstarrte und sich auf dem Bildschirm ihres Computers rein gar nichts tat. Sie wurde von ihrer Vergangenheit heimgesucht. Durch das Schreiben stiegen Zweifel in ihr hoch. Plötzlich stellte sie jeden ihrer Schritte in Frage. Hatte sie damals richtig entschieden oder einen großen Fehler begangen? Hatte sie jemandem bitter Unrecht getan? Immerzu quälten sie die gleichen Fragen. Dabei spielte es gar keine Rolle mehr. Oder etwa doch? Sie würde mit dem Buch auf der Stelle treten, bis sie die Antworten gefunden hatte. Durch die Entscheidung, diesen Roman zu schreiben, war sie plötzlich gezwungen, sich mit all dem zu beschäftigen, was sie jahrelang verdrängt hatte. Aber jetzt gab es kein Zurück mehr. Nachts in ihren Träumen sah sie die Menschen aus ihrer Vergangenheit vor sich. Jeden Morgen stand sie erschöpft auf. Am häufigsten tauchte Seans Gesicht auf. Er war der Einzige, bei dem sie sicher sein konnte, ihn wirklich gekannt zu haben. Ihre Beziehung war klar und aufrichtig gewesen. Das konnte sie von allen anderen nicht behaupten. Und ausgerechnet er war so erpicht darauf gewesen, dass sie dieses Buch schrieb. Sie schuldete es ihm. Es war ihr letztes großes Geschenk an ihn. Sean war ein sanfter, liebevoller Mann gewesen, immer rührend um sie bemüht. Anfangs hatte er Stabilität und Ruhe in ihr Leben gebracht, und gemeinsam schufen sie eine solide Basis für ihr Leben zu zweit. Er hatte nie versucht, sie zu vereinnahmen oder gar zu erdrücken. Ihre Ehe wurde zu einer Reise, bei der sie sich in angenehmem Tempo Seite an Seite voran bewegten. Ihre acht Jahre mit Sean waren etwas, das einem nur einmal im Leben widerfährt. Carole konnte sich nicht vorstellen, sich jemals wieder zu verlieben oder gar zu heiraten. Sie hatte Sean während der letzten beiden Jahre vermisst, aber nicht beweint. Seine Liebe war so sättigend gewesen, dass sie jetzt noch davon zehrte. Wie alle Paare hatten auch sie ihre Auseinandersetzungen und Unstimmigkeiten gehabt, aber niemals hatten sie einander verletzt. Sie hatten gestritten und hinterher gemeinsam darüber gelacht. Keiner von ihnen war nachtragend, und in ihren Auseinandersetzungen gab es auch nicht die Spur von Boshaftigkeit. Als sie sich kennenlernten, war Carole vierzig und Sean fünfunddreißig. Obwohl er fünf Jahre jünger war als sie, hatte er ihr in vielerlei Hinsicht als Vorbild gedient, vor allem, was seine Ansichten betraf. Sie war damals sehr erfolgreich und drehte mehr Filme, als ihr lieb war. Jahrelang wurde sie davon angetrieben, eine Karriere zu verfolgen, die ihr zunehmend mehr abverlangte. Als sie Sean kennenlernte, lebte sie erst seit fünf Jahren in Los Angeles. Zuvor hatte sie zweieinhalb Jahre in Paris gewohnt. Seit ihrer Rückkehr aus Frankreich hatte es keine ernste Beziehung mit einem Mann gegeben. Dazu fehlte ihr einfach die Zeit - oder auch das Verlangen. Sie ging zwar mit Männern aus, aber in der Regel blieb es bei wenigen Treffen. Einige waren ebenfalls aus dem Filmgeschäft, zumeist Regisseure oder Autoren, andere stammten aus kreativen Bereichen wie Kunst, Architektur oder Musik. Es waren durchaus interessante Männer gewesen, aber Carole hatte sich nie verliebt und war davon überzeugt, dass es auch nie wieder passieren würde. Bis Sean kam. Sie trafen sich auf einer Konferenz, bei der es um die Rechte von Schauspielern in Hollywood ging, und hatten beide an einer Podiumsdiskussion über den Wandel der Rolle von Frauen beim Film teilgenommen. Dass er fünf Jahre jünger war, stellte für sie beide kein Problem dar. Sie waren Seelenverwandte, das Alter war bedeutungslos. Einen Monat nachdem sie sich kennengelernt hatten, fl ogen sie übers Wochenende nach Mexiko. Drei Monate später zog er bei ihr ein, und sechs Monate später waren sie verheiratet. Sean hatte sie davon überzeugt, dass es für sie beide das Richtige sei. Und er hatte recht gehabt. Carole hatte befürchtet, dass sich ihre Berufe gegenseitig behindern würden und es zu Konflikten käme. Aber wie Sean es versprochen hatte, waren ihre Ängste unbegründet. Ihre Beziehung schien gesegnet zu sein. Dann erkrankte Sean an Krebs. Und so, wie er gelebt hatte, schied er auch dahin - friedlich und still. Offenbar war es für ihn der natürliche Übergang in eine andere Welt. Da er aber großen Einfluss auf ihr Leben gehabt hatte, fühlte sie sich ihm weiterhin nahe. Er hatte sie gelehrt, seinen Tod als nächsten Schritt auf seinem Weg zu akzeptieren. Zwei Jahre war er nun schon tot, und sie vermisste ihn, sein Lachen, seine Stimme, seine Klugheit, seine Gesellschaft, ihre langen Spaziergänge am Strand. Und doch war er auch bei ihr, reiste an ihrer Seite wie zu der Zeit, als er noch lebte. Ihn zu kennen und zu lieben war eines der größten Geschenke gewesen, die sie vom Leben bekommen hatte. Vor seinem Tod hatte er sie daran erinnert, dass sie noch viel zu tun hätte, und sie gedrängt, wieder mit dem Arbeiten anzufangen. Er wollte, dass sie noch viele Filme drehte und dieses Buch schrieb. Sean hatte ihre Kurzgeschichten und Essays immer geliebt, und im Laufe der Jahre hatte sie Dutzende von Gedichten für ihn geschrieben. Er hatte sie in einem Lederordner gesammelt und Stunden damit verbracht, sie immer wieder zu lesen. Bevor er starb, hatte sie nicht die Zeit gefunden, mit dem Buch zu beginnen. Sie war zu sehr damit beschäftigt, ihn zu pflegen. Ein Jahr lang hatte sie keinerlei Verpflichtungen angenommen, um genügend Zeit für ihn zu haben. Insbesondere nach der Chemotherapie wenige Monate vor seinem Tod hatte sie sich aufopfernd um ihn gekümmert. Er war bis zum Schluss tapfer gewesen. Am Tag vor dem Ende waren sie spazieren gegangen. Sie konnten keine weiten Ausflüge unternehmen und auch nicht viel sprechen. Sie gingen Hand in Hand. Sobald er eine Pause brauchte, setzten sich irgendwo hin und betrachteten den Sonnenuntergang. Sie weinten beide, weil sie wussten, dass das Ende nahte. In der darauffolgenden Nacht starb er friedlich in ihren Armen. Er hatte sie noch einmal lange angesehen, zärtlich lächelnd geseufzt und dann für immer die Augen geschlossen. Er war mit einer würdevollen Akzeptanz gestorben, die es Carole ermöglichte, beim Gedanken an ihn nicht von Trauer überwältigt zu werden. Allerdings hatte er eine Leere hinterlassen, die sie jetzt noch spürte. Und diese Leere wollte sie füllen, indem sie sich selbst besser verstand. Das Buch sollte ihr dabei helfen - wenn sie es denn je fertig bekam. Aber sie wollte zumindest versuchen, ihm und seinem Glauben an sie gerecht zu werden. Als sie ihn kennenlernte, lebten ihre Kinder noch bei ihr. Auch das bereitete Carole damals Sorgen. Sean hatte keine eigenen Kinder, und sie bekamen auch kein gemeinsames. Sie hatten sich darauf geeinigt, mit allem anderen genug ausgelastet zu sein. Stattdessen kümmerten sie sich umeinander und um ihre Beziehung. Als sie heirateten, besuchten Anthony und Chloe die Highschool. Das war einer der Gründe, warum sich Carole zu dieser Ehe entschloss. Sie wollte ihren Kindern kein Beispiel für eine wilde Ehe ohne jede Verpflichtung sein. Anthony und Chloe begrüßten ihre Entscheidung. Sean war ihnen ein guter Freund und Stiefvater, den sie gern um sich hatten. Mittlerweile waren ihre Kinder erwachsen und aus dem Haus. Chloe hatte in Stanford studiert und gerade ihren ersten Job bei einem Modemagazin in London angetreten. Sie war die Assistentin der stellvertretenden Redakteurin für Accessoires. Es ging vor allem um Prestige und Spaß. Sie half beim Styling, bei den Vorbereitungen der Shootings und erledigte Besorgungen. Als Gegenleistung verdiente sie fast nichts, konnte sich aber rühmen, für die britische Vogue zu arbeiten. Chloe fand das toll. Sie sah ihrer Mutter ähnlich und hätte ohne weiteres selbst als Model arbeiten können, aber sie bevorzugte es, auf der redaktionellen Seite des Geschäfts zu stehen. Sie war ein aufgewecktes, kontaktfreudiges Mädchen, begeistert von den Menschen, die sie durch ihre Arbeit kennenlernte, und verbrachte eine schöne Zeit in London. Anthony war in die Fußstapfen seines Vaters getreten und arbeitete an der Wall Street. Bevor er in die Finanzwelt ging, hatte er in Harvard seinen MBA gemacht. Er war ein ernsthafter, verantwortungsbewusster junger Mann, der seine Familie mit Stolz erfüllte. Anthony war sehr attraktiv, aber zurückhaltend und beinahe schüchtern. Er ging mit vielen hübschen, intelligenten Mädchen aus, aber bisher hatte ihm keine wirklich etwas bedeutet. Er arbeitete konsequent an seiner Finanzkarriere und verlor nie seine Ziele aus den Augen. Es gab nicht viel, was ihn davon abhielt, und wenn Carole ihn spätabends anrief, saß er oft noch im Büro. Er und Chloe hingen nicht nur an Carole, sondern auch an Sean. Chloe hatte schon immer mehr Zeit und Aufmerksamkeit von ihrer Mutter gebraucht als ihr Bruder. Sie beklagte sich bitterlich, wenn ihre Mutter zu Drehauf- nahmen reiste. Besonders schlimm wurde es während der Highschool. Chloe wollte, dass ihre Mutter ständig für sie da war, so wie sie es bei den Müttern der anderen Kinder sah. Carole hatte sich deshalb schuldig gefühlt, obwohl sie die Kinder an den Set fliegen ließ, wann immer es möglich war. Und in den Drehpausen kam sie nach Hause, um bei ihnen zu sein. Anthony war im Gegensatz zu Chloe unkompliziert gewesen. Sie stellte ihren Vater auf einen Sockel und hielt ihrer Mutter oft vor, was sie alles falsch machte. Carole hatte sich gesagt, dass das bei MutterTochter- Beziehungen nun mal so war. Die Mutter eines Sohnes zu sein, der sie verehrte, war weitaus leichter. Und jetzt war Carole allein. Ihre Kinder waren erwachsen und mit ihrem eigenen Leben beschäftigt. Trotz Seans Krankheit war es eine Erleichterung gewesen, eine Weile in keinem Film mitzuspielen. Carole hatte viele Jahre hart gearbeitet und brauchte diese Pause. Eine Auszeit kam letztlich auch ihrer Schauspielkunst zugute. Im Laufe der Zeit hatte sie in wichtigen Filmen und auch in diversen Blockbustern mitgewirkt. Aber jetzt wollte sie mehr als das. Sie wollte ihrer Arbeit etwas Bedeutsames hinzufügen. Diese Tiefe erlangte man erst durch Reife und Lebenserfahrung. Mit fünfzig war sie noch nicht alt, aber die letzten Jahre hatten sie reifen lassen. Das würde sie unweigerlich in ihre Rollen einbringen. Und auch in ihr Buch, wenn sie es denn bewältigen konnte. Dieses Buch war für sie das Symbol, endgültig erwachsen geworden zu sein und sich von den Geistern der Vergangenheit befreit zu haben. Die letzten Wochen waren jedoch entmutigend gewesen, und sie begann daran zu zweifeln, dass sie es jemals schaffte. Vielleicht hätte sie doch die Rolle annehmen sollen, die ihr im August angeboten worden war. Vielleicht sollte sie sich vom Schreiben verabschieden und wieder filmen. Mike Appelsohn, ihr Agent, wurde allmählich ungeduldig. Er regte sich darüber auf, dass sie gute Rollen ablehnte, und hatte genug davon, sich etwas von einem Buch erzählen zu lassen, das sie ja doch nicht schrieb. Die Charaktere blieben vage, die Handlung und das Ende waren wie ein wirres Wollknäuel, mit dem die Katze gespielt hat. Carole konnte noch so angestrengt nachdenken, sie fand keinen Anfang. Es war unvorstellbar frustrierend. Auf dem Regal über ihrem Schreibtisch standen zwei Oscars und der Golden Globe, den sie in dem Jahr vor Seans Krankheit verliehen bekam. Noch hatte Hollywood sie nicht vergessen, aber Mike Appelsohn versicherte ihr, dass es dazu käme, wenn sie nicht bald einen Film drehte. Mittlerweile waren ihr die Entschuldigungen ausgegangen, und sie hatte sich eine letzte Frist bis zum Ende des Jahres gesetzt. Bis dahin blieben noch zwei Monate, aber sie kam einfach nicht voran. Jedes Mal, wenn sie sich an den Schreibtisch setzte, geriet sie förmlich in Panik. Carole hörte, dass hinter ihr leise eine Tür geöffnet wurde. Sie hatte nichts gegen eine Unterbrechung, ganz im Gegenteil. Sie wandte den Kopf und sah, dass Stephanie Morrow, ihre Assistentin, zögernd im Türrahmen stand. Stephanie war von Beruf Lehrerin. Carole hatte sie fünfzehn Jahre zuvor eingestellt, nach ihrer Rückkehr aus Frankreich. Damals hatte Carole das Haus in Bel Air gekauft, innerhalb eines Jahres zwei Filme gedreht und sich danach für ein Jahr in einem Broadwaystück verpflichtet. Nebenbei musste sie die Werbetrommel für ihre Filme rühren. Sie hatte Unterstützung bei der Betreuung der Kinder und der Organisation des Haushalts gebraucht. Stephanie kam, um ihr für zwei Monate auszuhelfen - und blieb. Sie war eine attraktive Frau von mittlerweile neununddreißig Jahren, lebte mit ihrem Freund zusammen, hatte jedoch nie geheiratet. Er besaß Verständnis für ihre Arbeit und reiste selbst sehr viel. Und sie wollte weder heiraten noch Kinder haben. Sie zog Carole gern damit auf, dass sie ihr Baby sei. Carole revanchierte sich und nannte Stephanie ihr Kindermädchen. Sie war eine ausgezeichnete Assistentin, konnte hervorragend mit der Presse umgehen und sich in jede Situation hinein- und herausreden. Es gab nichts, das sie nicht zu managen vermochte. Während Seans Krankheit wurde sie unentbehrlich. Sie war für Sean da, für die Kinder und für Carole. Sie half ihr sogar dabei, die Beerdigung zu planen und den Sarg auszusuchen. Im Laufe der Jahre war Stephanie mehr geworden als nur eine Angestellte. Trotz der elf Jahre Altersunterschied waren die beiden Frauen enge Freundinnen, die sich gegenseitig schätzten und respektierten. Bei Stevie, wie Carole sie nannte, gab es nie auch nur den Hauch von Eifersucht. Stephanie liebte ihren Job, freute sich über Caroles Erfolge und begegnete jedem neuen Tag mit Humor und Geduld. Carole hing sehr an ihr und gab bereitwillig zu, dass sie ohne Stephanie verloren wäre. Mit ihren 1,82 Meter, dem glatten schwarzen Haar und den großen braunen Augen stand sie jetzt in Jeans und T-Shirt an der Tür zu Caroles Büro. »Tee?«, flüsterte sie. »Nein. Arsen«, antwortete Carole stöhnend und schwenkte mit dem Stuhl herum. »Ich kann dieses verdammte Buch nicht schreiben. Irgendetwas hält mich davon ab, und ich weiß nicht, was es ist. Vielleicht ist es Angst. Vielleicht weiß ich insgeheim, dass ich es nicht kann.« Sie runzelte die Stirn und schaute Stevie verzweifelt an. »Du kannst es«, versicherte Stevie. »Es braucht nur Zeit. Alle sagen, der Anfang sei am schwersten. Irgendwann platzt der Knoten.« In der Woche vorher hatte Stevie ihr geholfen, sämtliche Kleiderschränke aufzuräumen, den Garten neu zu gestalten und die Garage zu entrümpeln. Am Vortag hatte sie die Badezimmerschränke aufgeräumt, statt an dem Buch zu arbeiten. Carole fand alle erdenklichen Ausreden und Entschuldigungen. Seit Monaten ging das jetzt so. »Vielleicht brauchst du eine Pause«, schlug Stevie vor, und Carole stöhnte erneut. »Mein ganzes Leben ist eine Pause. Früher oder später muss ich wieder arbeiten. Mike dreht mir den Hals um, wenn ich noch ein einziges Drehbuch ablehne.« Mike Appelsohn war Produzent und seit zweiunddreißig Jahren ihr Agent. Er hatte sie entdeckt, als sie gerade achtzehn wurde. Es schien Lichtjahre her zu sein, dass sie eine Farmerstochter aus Mississippi gewesen war, mit langem blonden Haar und großen grünen Augen. Auf seine Einladung hin war sie damals mehr aus Neugier nach Hollywood gekommen. Aber Mike Appelsohn hatte sie zu dem gemacht, was sie heute war. Er und die Tatsache, dass sie wirklich talentiert war. Ihr Leinwanddebüt hatte alle von den Stühlen gerissen. Der Rest war Geschichte. Ihre Geschichte. Sie war weltweit eine der berühmtesten Schauspielerinnen und erfolgreicher, als sie es sich je erträumt hatte. Warum also musste sie unbedingt ein Buch schreiben? Wieder und wieder stellte sie sich diese Frage. Aber ebenso wie Stevie kannte sie die Antwort. Carole war auf der Suche nach einem Teil von sich, den sie lange verdrängt hatte. Aber jetzt wollte und musste sie ihn finden, oder sie würde den Rest des Lebens auf der Stelle treten. Ihr letzter Geburtstag hatte ihr zu schaffen gemacht. Fünfzig zu werden, war für sie ein Markstein, insbesondere jetzt, wo sie allein war. Das konnte sie nicht leugnen. Sie hatte sich entschieden, alle Teile von sich zu einem Ganzen zu verweben, wie sie es noch nie zuvor getan hatte. Sie wollte, dass ihr Leben einen Sinn ergab, wenn vielleicht auch nicht für andere, so doch für sie selbst. Deshalb musste sie an den Anfang zurückkehren und mit sich ins Reine kommen. So vieles war ihr zufällig widerfahren, vor allem in den ersten Jahren. Zumindest schien es so. Gutes und Schlechtes, aber vor allem Gutes. Was ihre Karriere anbelangte, aber auch mit ihren Kindern. Sie wollte nicht, dass ihr Leben ein einziger Zufall war. So oft waren ihre Entscheidungen nur Reaktionen auf die Umstände oder auf andere Menschen gewesen, jedoch nicht aus ihr heraus und aktiv gefällt. Und jetzt schien es ihr plötzlich wichtig zu wissen, ob sie die richtigen Entscheidungen getroffen hatte. Und dann? Immerzu fragte sie sich, was für einen Unterschied das machte. Die Vergangenheit konnte sie nicht ändern. Aber vielleicht würde sie für den Rest ihres Lebens einen anderen Weg einschlagen. Darauf kam es ihr an. Ohne Sean an ihrer Seite schien es wichtiger geworden zu sein, Entscheidungen zu treffen und nicht einfach nur abzuwarten, was passierte. Was wollte sie? Sie wollte ein Buch schreiben. Das war alles, was sie wusste. Danach würde sich der Rest vielleicht ergeben. Möglicherweise hatte sie dann ein besseres Gefühl dafür, welche Rollen sie annehmen, was sie in dieser Welt bewirken und für welche Ziele sie sich einsetzen wollte. Wer sie für den Rest ihres Lebens sein wollte. Ihre Kinder waren erwachsen. Jetzt war sie an der Reihe. Stevie verschwand kurz und kam mit einer Tasse Tee zurück. Koffeinfreier Vanilletee. Stevie bestellte ihn für Carole bei Mariage Frères in Paris. Carole war während ihrer Zeit in Paris geradezu süchtig danach geworden. Heute noch war es ihr Lieblingstee. Dankbar nahm sie die Tasse entgegen. Allein der Duft hatte jedes Mal etwas Tröstliches. Nachdenklich führte Carole die Tasse an die Lippen und nippte daran. »Vielleicht hast du recht«, sagte sie und sah die Frau an, die jetzt schon seit Jahren ihre Begleiterin war. »Womit habe ich recht?«, fragte Stevie und ließ sich mit ihren langen Beinen auf dem bequemen Polstersessel nieder. Sie und Carole verbrachten viel Zeit in diesem Raum, schmiedeten Pläne und besprachen alles Mögliche. Carole war immer offen für Stevies Meinung. In den meisten Fällen war der Rat ihrer Assistentin stichhaltig und von unschätzbarem Wert. Umgekehrt war sie für Stevie nicht nur die Arbeitgeberin, sondern eine Art große Schwester mit mehr Lebenserfahrung. Die beiden Frauen waren in vielen Dingen einer Meinung und dachten ähnlich, vor allem in Bezug auf Männer. »Vielleicht sollte ich verreisen.« Nicht, um vor dem Buch davonzulaufen, sondern um die Blockade zu überwinden. Als würde man eine Nuss knacken, die sich anders nicht öffnen ließ. »Du könntest die Kinder besuchen«, schlug Stevie vor. Carole liebte es, zu ihrem Sohn und zu ihrer Tochter zu fahren, da die beiden nicht mehr allzu oft nach Hause kamen. Anthony konnte nur schlecht aus dem Büro fort. Aber wie viel er auch zu tun hatte, wenn Carole in New York war, nahm er sich abends Zeit für sie. Und Chloe ließ sowieso alles dafür stehen und liegen, um mit ihrer Mutter durch London zu ziehen. Sie sog die Liebe und Zeit ihrer Mutter auf wie eine Blume den Regen. »Das habe ich doch erst vor ein paar Wochen getan. Ich weiß nicht ... vielleicht sollte ich etwas ganz anderes tun ... irgendwohin fahren, wo ich noch nie gewesen bin ... nach Prag ... oder Rumänien ... Schweden ...« Es gab nicht mehr viele Orte auf diesem Planeten, die sie noch nicht besucht hatte. Sie hatte Vorträge auf Konferenzen in Indien, Pakistan und Peking gehalten, Staatsoberhäupter auf der ganzen Welt getroffen, mit UNICEF zusammengearbeitet und Reden vor dem US-Senat gehalten. Stevie zögerte, das Naheliegende auszusprechen. Paris. Sie wusste, wie viel Carole diese Stadt bedeutete. Zweieinhalb Jahre lang hatte Carole dort gewohnt, trotzdem war sie nach dem Verkauf des Hauses nur einmal zurückgekehrt. Carole behauptete, es würde sie nichts mehr dorthin ziehen. Kurz nach ihrer Hochzeit mit Sean hatte sie ihn mit nach Paris genommen. Aber er mochte die Franzosen nicht und flog viel lieber nach London. Das war zehn Jahre her. Und in den fünf Jahren, bevor sie Sean kennenlernte, war sie nur ein einziges Mal dort gewesen, um das Haus nahe der Rue Jacob zu verkaufen. Stevie hatte Carole damals begleitet, um alles zu regeln. Carole war zu dem Zeitpunkt bereits wieder zurück nach L. A. gezogen und sagte, es mache keinen Sinn, das Haus zu behalten. Dennoch war ihr der Schritt schwergefallen, und bis auf ihre Reise mit Sean kehrte sie nie wieder dorthin zurück. Sie beide stiegen damals im Ritz ab, und er beschwerte sich die ganze Zeit. Er liebte England und Italien, aber für Frankreich hatte er nichts übrig. »Vielleicht ist es an der Zeit, dass du nach Paris zurück gehst«, schlug Stevie vorsichtig vor. Sie wusste, dass die Geister der Vergangenheit dort lauerten, aber nach fünfzehn Jahren konnten sie Carole bestimmt nichts mehr anhaben. Nicht nach den acht Jahren mit Sean. Was auch immer damals in Paris passiert war, Caroles Wunden sollten allmählich verheilt sein. »Ich weiß nicht.« Carole zögerte. »Im November regnet es dort viel.« »Das schöne Wetter hier scheint dir nicht beim Schreiben zu helfen. Aber gut, dann fahr woanders hin, nach Wien ... Mailand ... Venedig ... Buenos Aires ... Mexiko City ... Hawaii. Vielleicht brauchst du eine Auszeit am Strand, und da hast du jede Menge Sonne.« Sie wussten beide, dass es nicht um das Wetter ging. »Ich überlege es mir.« Carole seufzte und stand auf. Sie war groß, nicht ganz so groß wie Stevie, aber ebenfalls hoch gewachsen, schlank, mit einer tollen Figur. Dass ihr jugendlicher Körper dem Alterungsprozess trotzte, war sicher auf ihre Gene zurückzuführen. Ihr Gesicht ließ sie viel jünger aussehen, als sie war, ohne dass Carole mit Schönheitschirurgie nachgeholfen hätte. Ihr glattes blondes Haar trug sie lang, oft zu einem Pferdeschwanz gebunden oder als Dutt hochgesteckt. Die Haarstylisten am Set hatten immer ihre helle Freude an dem blonden, seidigen Haar gehabt, schon seit Carole achtzehn war. Ihre grünen Augen waren groß, die Wangenknochen hoch, die Gesichtszüge fein und makellos. Sie hatte das Gesicht und die Figur eines Models. Und ihre Haltung zeugte von Selbstbewusstsein, sicherem Auftreten und Würde. Sie war nicht arrogant, sondern fühlte sich einfach nur wohl in ihrer Haut und bewegte sich mit der Eleganz einer Tänzerin. Das Studio, das sie damals als Erstes unter Vertrag nahm, hatte sie Ballettstunden nehmen lassen. Noch heute bewegte sie sich mit der dort antrainierten Grazie und perfekten Haltung. Sie benutzte so gut wie nie Make-up, und ihr schlichter Stil machte sie nur noch aparter. Stevie war vom ersten Augenblick an beeindruckt gewesen. Damals war Carole gerade mal fünfunddreißig, aber dass sie jetzt fünfzig sein sollte, war schier unglaublich. Sean hatte älter als sie ausgesehen. Er war ein attraktiver Mann gewesen, stämmig und glatzköpfig, aber mit Charisma. Carole hatte immer noch die gleiche Figur wie mit zwanzig. Zwar achtete sie darauf, was sie aß, und machte regelmäßig Sport, aber ihr fabelhaftes Aussehen war ihr in die Wiege gelegt worden. »Ich erledige ein paar Besorgungen«, sagte sie wenige Minuten später zu Stevie. Sie hatte sich eine weiße Kaschmirjacke um die Schultern gelegt und trug eine beigefarbene Krokodilledertasche von Hermès. Carole hatte eine Vorliebe für schlichte, aber gute Kleidung, insbesondere von französischen Designern. Mit fünfzig erinnerte Carole an die zwanzigjährige Grace Kelly. Beide hatten die gleiche elegante, aristokratische Ungezwungenheit. Carole hatte jedoch nichts Strenges an sich, sondern eine warmherzige Ausstrahlung, und angesichts des Ruhms, den sie den Großteil ihres Lebens genossen hatte, war es erstaunlich, dass sie nie überheblich geworden war. »Kann ich dir was abnehmen?«, bot Stevie an. »Ja, schreib das Buch, während ich unterwegs bin. Morgen schicke ich es dann meiner Agentin.« »Schon erledigt.« Stevie grinste. »Ich werde hier die Stellung halten, während du den Rodeo Drive unsicher machst.« »Ich fahre nicht zum Rodeo Drive«, erklärte Carole. »Ich werde mir ein paar neue Stühle fürs Esszimmer ansehen. Es kann eine Verschönerung gebrauchen. Wenn ich darüber nachdenke, ich wohl auch, aber dafür bin ich zu feige. Ich möchte nicht eines Morgens aufwachen und aussehen wie jemand anderes. Schließlich habe ich fünfzig Jahre gebraucht, um mich an dieses Gesicht zu gewöhnen. Ich würde es nur ungern eintauschen.« »Das brauchst du auch nicht«, versicherte Stevie. »Danke, aber ich habe im Spiegel den Zahn der Zeit arbeiten gesehen.« »Ich habe mehr Falten als du«, widersprach Stevie. Das stimmte sogar. Sie hatte empfindliche, blasse Haut, die zu ihrem größten Verdruss sehr anfällig für Alterserscheinungen war. Fünf Minuten später fuhr Carole in ihrem sechs Jahre alten Kombi davon. Im Unterschied zu anderen Hollywood- Stars brauchte sie keinen Rolls oder Bentley. Der Kombi war für sie genau richtig. Ihr einziger Schmuck waren ein Paar Diamantohrstecker. Und als Sean noch lebte, trug sie einen schlichten goldenen Ehering, den sie erst diesen Sommer abgelegt hatte. Alles andere erschien ihr unnötig, und wenn sie einen Film promoten sollte, liehen die Produzenten Schmuck für sie aus. Das kostbarste Schmuckstück, das sie in ihrem Privatleben trug, war eine goldene Armbanduhr. Zwei Stunden später war sie wieder zurück. Stevie saß in der Küche und aß ein Sandwich. Sie hatte ein kleines Büro, in das sie sich zurückziehen konnte, und ihre Hauptbeschwerde bestand darin, dass es sich zu nahe am Kühlschrank befand. Jeden Abend ging sie ins Fitnessstudio, um das abzutrainieren, was sie während der Arbeit gegessen hatte. »Buch fertig?«, fragte Carole beim Reinkommen. Sie schien wesentlich bessere Laune zu haben als zuvor. »Fast. Ich bin beim letzten Kapitel. Gib mir noch eine halbe Stunde, dann hab ich's. Wie sind die Stühle?« »Passen nicht zum Tisch. Falsche Höhe. Es sei denn, ich kaufe auch einen neuen Tisch.« Carole suchte förmlich nach Projekten. Nichtstun war nicht ihr Stil. Nachdem sie ein Leben lang gearbeitet hatte und jetzt ohne Sean war, brauchte sie dringend eine Beschäftigung. »Ich habe mich entschieden, deinen Rat zu befolgen«, sagte Carole und setzte sich Stevie gegenüber an den Küchentisch. »Welchen Rat?« Stevie konnte sich schon nicht mehr daran erinnern, was sie gesagt hatte. »Zu verreisen. Ich muss einfach mal hier raus. Den Laptop nehme ich mit. Vielleicht kann ich mit frischer Kraft in das Buch einsteigen, wenn ich in irgendeinem Hotelzimmer sitze. Mir gefällt ja nicht einmal das, was ich bisher geschrieben habe.« »Mir schon. Die ersten beiden Kapitel sind gut. Du musst lediglich darauf aufbauen und weitermachen. Als würdest du einen Berg besteigen. Schau nicht nach unten oder zurück, bis du den Gipfel erreicht hast.« »Vielleicht. Aber in jedem Fall muss ich erst einen klaren Kopf bekommen.« Sie seufzte. »Buche mir für übermorgen einen Flug nach Paris. Hier habe ich momentan nichts zu tun, und Thanksgiving ist erst in dreieinhalb Wochen. Da kann ich genauso gut meinen Hintern in Bewegung setzen. Der Zeitpunkt ist ideal.« Sie hatte während der ganzen Rückfahrt darüber nachgedacht. Und seit sie sich dazu entschieden hatte, fühlte sie sich besser. Stevie nickte und verkniff sich weitere Kommentare. Außerdem hielt sie es für gut, dass Carole von hier fort kam und an einen Ort flog, den sie liebte. »Ich glaube, ich bin jetzt so weit, dass ich zurückkehren kann«, sagte Carole leise und mit nachdenklichem Blick. »Du kannst mir ein Zimmer im Ritz reservieren. Sean mochte es nicht, aber ich habe es immer geliebt.«
Übersetzung: Silvia Kinkel
© Vollständige Taschenbuchausgabe Juni 2012 Knaur Taschenbuch Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München.
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Autoren-Porträt von Danielle Steel
Steel, DanielleDanielle Steel ist eine der erfolgreichsten Autorinnen der Welt - mit rund 600 Millionen verkauften Büchern, die in knapp 50 Ländern erschienen sind. Nahezu jeder ihrer 78 Romane schaffte es auf die New-York-Times-Bestsellerliste. Neben dem Schreiben widmet sich die Mutter von neun Kindern intensiv ihrer Familie und engagiert sich für verschiedene soziale Stiftungen. Danielle Steel lebt heute in San Francisco und verbringt mehrere Monate des Jahres in Frankreich. Wenn Sie mehr über die Autorin wissen möchten, dann besuchen Sie sie auf ihrer Website unter www.daniellesteel.com.
Bibliographische Angaben
- Autor: Danielle Steel
- 2012, 336 Seiten, Maße: 11,4 x 18 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Silvia Kinkel
- Verlag: Droemer/Knaur
- ISBN-10: 3426501643
- ISBN-13: 9783426501641
- Erscheinungsdatum: 29.05.2012
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