Sternschnuppenstunden

"Sternschnuppenstunden" fiel mir gleich durch das unheimlich tolle Cover auf. In Form eines Vintage-Tagebuchs gehalten, wurde das Thema bzw. die Grundidee der Geschichte so unheimlich gut umgesetzt. Geht es doch um ein junges Mädchen, welches bedingt durch äußere Umstände nur ihr Tagebuch als "Zuhörer" hat...

Lara ist eine absolut einzigartige Protagonistin. Sie ist so, wie viele Teenager sind. Oder gerne wären. Je nachdem... Denn sie ist unheimlich stark, besitzt einen hervorragend sarkastischen Zug, eine saftige Prise Zynismus, Verstand, Herz, Witz und Charme.
Und all dessen ist sie sich eigentlich gar nicht bewusst denn Lara wird gemobbt. Täglich. Auf die denkbar schlimmste Art, auf die man einem jungen Menschen zusetzen kann.

Es war erschreckend zu lesen, wie ein derart großartiger Charakter von anderen runtergemacht wird und die Schuld bei sich selbst sucht.
Die Autorin hat meines Erachtens meisterhaft den inneren Konflikt eines jugendlichen Mobbing-Opfers dargestellt.
Lara kommt aus einer eigentlich behüteten, liebevollen Familie, die zunehmend an finanziellen Schwierigkeiten auseinander zu brechen droht.
Somit hat sie die Bezugspersonen, die für einen jungen Menschen eigentlich die wichtigsten sein sollten mehr oder weniger schleichend verloren.
Laras Vater ist in ein Loch gefallen und kann sich kaum aufraffen, sein Leben auf "normale" Art weiterzuführen, ihre Mutter derweil ist für alles Finanzielle zuständig. Sie ist als einzige Berufstätig.
Dementsprechend wenig Zeit bleibt für Lara und ihren kleinen Bruder.
Laras Eltern scheinen ob ihrer "eigenen" Probleme gar nicht zu merken, was mit ihrer Tochter vor sich geht.
Ein Teufelskreis, denn Lara möchte ihre Eltern nicht weiter belasten, bekommt sie doch täglich die Streitigkeiten über finanzielle Sorgen mit.

Somit vertraut Lara sich ihrem Tagebuch an. Und später ihrem Lehrer....

Mich hat dieses Buch unheimlich berührt, da Mobbing gerade unter Jugendlichen in der heutigen Zeit aktueller denn je ist. Leider.
Es hat genau das richtige Maß an Sozialkritik und Stoff, der zum nachdenken anregt.
Es ist absolut wichtig, zu sich selbst zu stehen, sich selbst zu lieben und keine Scheu davor zu haben, sich der Familie anzuvertrauen.
Dieser Aspekt ist für junge Menschen unheimlich wichtig. Das Buch macht Mut, es macht stark und es wird ganz, ganz viele Menschen geben, die sich in irgendeiner Art und Weise in Lara wiedersehen. Ob nun durch ihre Vergangenheit oder ihre Gegenwart... So war es bei mir persönlich auch.
Ich denke, dass dies ein Buch ist, welches unbedingt gelesen werden sollte. Es trägt den kleinen Funken des Besonderen in sich und wird so schnell nicht vergessen werden.

In meinen Augen eines der besten Bücher für Jugendliche und junge Erwachsene zu diesem brisanten Thema.
Dramatisch und einfühlsam, leise und nachdenklich, polarisierend und stark, liebevoll und charmant, sarkastisch und zynisch - einfach großartig!