Stille Nacht
Manhattan an Heiligabend: Der 7-jährige Brian will seinem todkranken Vater ein Christophorus-Medaillon ins Krankenhaus mitbringen, um ihn damit zu retten. Doch im Gedränge des Weihnachtsrummels wird ihm das Medaillon von einer fremden Frau...
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Manhattan an Heiligabend: Der 7-jährige Brian will seinem todkranken Vater ein Christophorus-Medaillon ins Krankenhaus mitbringen, um ihn damit zu retten. Doch im Gedränge des Weihnachtsrummels wird ihm das Medaillon von einer fremden Frau gestohlen. Brian nimmt sofort die Verfolgung auf - und gerät dabei in tödliche Gefahr. Denn ein entflohener Mörder nimmt ihn als Geisel. Die Heilige Nacht wird für Brian alles andere als eine stille Nacht.
Stille Nacht von Mary Higgins Clark
LESEPROBE
1.Kapitel
Es war Heiligabend in New York City. Das Taxi schob sich langsam die Fifth Avenue hinunter. Es war beinahe fünf Uhr. Der Verkehrwar dicht, und die Bürgersteige waren überlaufen von Menschen auf der spätenJagd nach Weihnachtsgeschenken, von Büroangestellten auf dem Heimweg und vonTouristen, die unbedingt einen Blick auf die kunstvoll geschmücktenSchaufenster und den legendären Christbaum am Rockefeller Center erhaschenwollten.
Es war bereits dunkel, und der Himmel überzog sich immer schwerer mit Wolken,eine offensichtliche Bestätigung der Wettervorhersage für ein weißesWeihnachtsfest. Die blinkenden Lichter jedoch, die Klänge von Weihnachtsliedern,die klingelnden Glöckchen von Weihnachtsmännern auf den Bürgersteigen und dieallgemein fröhliche Stimmung der Menschenmenge verliehen der berühmten Hauptverkehrsstraßeeine für den 24. Dezember angemessen festliche Atmosphäre.
Catherine Dornan saß kerzengerade auf derRückbank des Taxis und hatte die Arme um ihre beiden kleinen Söhne gelegt. Ander Steifheit ihrer Körper erkannte sie, daß ihreMutter recht gehabt hatte. Die schroffe Haltung des zehnjährigen Michael unddas Schweigen des siebenjährigen Brian waren ein sicheres Zeichen dafür, daß sich beide Jungen große Sorgen um ihren Dad machten.
Als sie früher am Nachmittag vom Krankenhaus aus ihre Mutter angerufenhatte, noch immer schluchzend, obwohl ihr Spence Crowley, der alte Freund und Arzt ihres Mannes, versicherthatte, Tom habe die Operation besser als erwartet überstanden, und sogar vorgeschlagenhatte, die Jungen könnten ihn noch am Abend desselben Tages um sieben Uhrbesuchen, da hatte ihre Mutter sie energisch ins Gebet genommen: »Catherine, dumußt dich zusammenreißen«, hatte sie gesagt. »DieJungs sind so verstört, und du bist keine Hilfe. Ich glaube, es wäre eine guteIdee, wenn du versuchst, sie ein bißchen abzulenken.Geh doch mit ihnen zum Rockefeller Center, schaut euch den Baum an, und danachgeht ihr irgendwo essen. Daß du dir solche Sorgenmachst, hat sie praktisch davon überzeugt, daß Tomsterben muß. «
Was da passiert, darf doch einfach nicht wahr sein, dachte Catherine. Mitjeder Faser ihres Wesens wünschte sie, sie könnte die vergangenen zehn Tageungeschehen machen, und zwar von dem schrecklichen Augenblick an, als das Telefonläutete und der Anruf aus dem St. Mary's Hospitalkam. »Catherine, kannst du sofort rüberkommen? Tom ist zusammengebrochen,während er seinen Rundgang gemacht hat.«
Ihr unmittelbarer Eindruck zu jenem Zeitpunkt war, daßes sich um einen Irrtum handeln mußte. Schlanke,athletische, achtunddreißigjährige Männer brechen nicht einfach zusammen. UndTom scherzte doch immer darüber, daß Kinderärzte vonHaus aus gegen all die von ihren Patienten angeschleppten Viren und Bakterienresistent seien.
Aber Tom war nicht gegen die Leukämie resistent, welche die sofortigeEntfernung seiner enorm vergrößerten Milz erforderlich machte. Im Krankenhausberichteten sie ihr, er müsse schon seit Monaten Warnzeichen ignoriert haben.Und ich war zu dumm, es zu bemerken, dachte Catherine, während sie das Zitternihrer Lippen zu unterdrücken versuchte.
Sie blickte aus dem Fenster und sah, daß siegerade am Plaza Hotel vorbeifuhren. Elf Jahre zuvor,an ihrem dreiundzwanzigsten Geburtstag, hatten sie im Plazaihren Hochzeitsempfang abgehalten. Bräute sollten eigentlich nervös sein,dachte sie. War ich aber nicht. Ich bin damals praktisch auf ihn zugerannt.
Zehn Tage später hatten sie dann ein bescheidenes Weihnachten in Omaha gefeiert, wo Tom in der angesehenen Kinderstation desKrankenhauses eine Stellung angenommen hatte. Wir haben uns diesen verrücktenkünstlichen Baum im Ausverkauf besorgt, dachte sie bei der Erinnerung daran,wie Tom ihn hochgehalten und verkündet hatte: » Alle mal herhören, K-mart-Kunden... «
Dieses Jahr aber stand der Baum, den sie so sorgfältig ausgewählt hatten,noch mit zusammengebundenen Ästen in der Garage. Sie hatten beschlossen, fürdie Operation nach New York zu gehen. Toms bester Freund, SpenceCrowley, war mittlerweile ein prominenter Chirurg inder Klinik Sloan-Kettering.
Catherine zuckte bei dem Gedanken daran zusammen, wie verstört sie gewesenwar, als sie endlich die Erlaubnis erhielt, Tom zu sehen.
Das Taxi hielt am Bordstein. »Hier okay, Lady?«
-ja, ist gut so«, sagte Catherine inerzwungen heiterem Tonfall, während sie ihr Portemonnaie hervorholte. »Dad und ich haben euch beide vor fünf Jahren am Weihnachtsabendhierher mitgenommen. Brian, ich weiß, du warst noch zu klein, aber Michael,kannst du dich noch erinnern?«
»Ja«, erwiderte Michael knapp und machte sich am Türgriff zu schaffen. Erbeobachtete, wie Catherine einen Fünf-Dollar-Schein von dem Notenbündel inihrem Portemonnaie abschälte. »Wieso hast du eigentlich so viel Geld dabei, Mom?«
»Als Dad gestern im Krankenhaus aufgenommenwurde, haben sie verlangt, daß ich bis auf ein paarDollar alles, was er in seiner Brieftasche hatte, mitnehme. Ich hätte es aussortierensollen, als ich wieder bei Gran zu Hause war.«
Sie folgte Michael auf das Trottoir hinaus und hielt Wagentür auf. Siewaren vor dem Kaufhaus
Sak's,_ unweit der Ecke NeunundvierzigsteStraße und Fifth
Avenue. Ordentlich aufgereihte Zuschauer warteten geduldig darauf, dieWeihnachtsdekoration der Schaufenster aus der Nähe bewundern zu können.Catherine steuerte ihre Söhne auf das Ende der Schlange zu. » Schaun wir uns erst mal die Schaufenster an, dann gehen wirüber die Straße und verschaffen uns einen besseren Blick auf den Baum. «
Brian seufzte tief. Das war vielleicht ein Weihnachten! Er haßte es, anzustehen - egal wofür. Er beschloß,das Spiel zu spielen, auf das er sich immer einließ, wenn er wollte, daß die Zeit rasch vorüberging. Er tat dann nämlich einfachso, als wäre er bereits dort, wo er sein wollte, und heute abend hieß das dort im Zimmer, wo sein Dad im Krankenhaus war. Er konnte es kaum erwarten, seinen Dad zu besuchen, ihm das Geschenk zu überreichen, von demseine Großmutter behauptet hatte, es werde ihn wieder gesund machen.
Brian war so darauf versessen, den Abend voranzutreiben, daß er, als sie endlich an die Reihe kamen, die Schaufenstervon nahem zu begutachten, schnell nach vorne trat und die Szenerien mit denwirbelnden Schneeflocken und den tanzenden und singenden Puppen und Elfen undTieren kaum wahrnahm. Er war froh, als sie endlich die Menschenschlangehinter sich ließen.
Als sie dann jedoch auf die Straßenecke zugingen, um die Avenue zuüberqueren, sah er, daß gerade ein Mann mit einerGeige Anstalten machte, zu spielen, und sich immer mehr Leute in seinem Umkreisansammelten. Mit einemmal war die Luft von den Klängen des Lieds »Stille Nacht«erfüllt, und die Menschen fingen an zu singen.
Deutsch von Regina Hilbertz
© Heyne Verlag
Was wäre, wenn Mary Higgins Clark keine Geldsorgen gehabt hätte? Dann wäre sie wahrscheinlich nie auf die Idee gekommen, Kriminalromane zu schreiben. Spannungsgeladene Bücher verkaufen sich nun mal besser, und ihr erster Thriller „Wintersturm“ wurde 1975 auf Anhieb ein Bestseller. Kürzere Geschichten hatte die Schriftstellerin schon als Schülerin geschrieben, denn Erzählen lag ihr als Tochter irischer Einwanderer einfach im Blut.
Mary Higgins Clark wurde 1928 in New York geboren, ihr Vater war Besitzer von „Higgins’ Bar and Grillhouse“. So hörte sie bereits als Kind abenteuerliche Geschichten und lernte Typen kennen, die später als urige Charaktere in ihren Büchern auftauchten. Als der Vater an einem Herzinfarkt starb, war für die damals Zehnjährige der Traum vom Schriftstellerberuf allerdings erst einmal ausgeträumt. Nach der Schule erlernte sie den Beruf der Sekretärin, arbeitete in einer Werbeagentur und als Stewardess. 1950 heiratete sie Warren Clark und hatte fünf Kinder mit ihm. Als Clark 1964 starb, musste sie allein für die Kinder sorgen. Sie besann sich auf ihr Schreibtalent und verfasste einen historischen Roman über George Washington – das Buch wurde kein Erfolg. Aber mit ihren Kriminalromanen landete die Autorin mehr als einen Treffer.
Inzwischen ist Mary Higgins Clark eine der erfolgreichsten Krimiautorinnen der Welt. Sie hat über 20 Kriminalromane geschrieben, von denen einige verfilmt wurden, wie etwa „Haben wir uns nicht schon mal gesehen“, „Nimm dich in acht“, „Sieh dich nicht um“ oder „Glückstag“. Vertragsgemäß liefert die Autorin ihrem Verleger jedes Jahr ein Buch, 2006 war es „Weil deine Augen ihn nicht sehen“.
Mary Higgins Clark hat neben dem Schreiben ein
- Autor: Mary Higgins Clark
- 156 Seiten, Maße: 12,5 x 18,7 cm, Kartoniert (TB)
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 3898977005
- ISBN-13: 9783898977005
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