Sturm der Liebe - Ein sehr riskantes Spiel
Roman
Felix hat seinen Traumjob auf einem »Traumschiff«. Natürlich stürzt sich der Charmeur in viele Flirts bis ihm Marina sein Herz raubt.
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Produktinformationen zu „Sturm der Liebe - Ein sehr riskantes Spiel “
Felix hat seinen Traumjob auf einem »Traumschiff«. Natürlich stürzt sich der Charmeur in viele Flirts bis ihm Marina sein Herz raubt.
Klappentext zu „Sturm der Liebe - Ein sehr riskantes Spiel “
Endlich hat Felix geschafft, was vielen für immer verwehrt ist: er hat den begehrten Job auf einem Kreuzfahrtschiff der Luxusklasse ergattert. Voller Elan stürzt er sich in die größte Herausforderung seines Lebens und in heiße Flirts mit seinen hübschen Kolleginnen. Nie ist es etwas Ernstes für Felix, bis er Marina begegnet und sich unsterblich in sie verliebt. Solche Gefühle hätte er nicht für möglich gehalten und er tut alles, um Marina zu erobern. Als er merkt, wie sehr sie am Luxus hängt, versucht Felix ihr das Leben zu ermöglichen, von dem sie träumt. Ein riskantes Spiel beginnt
Lese-Probe zu „Sturm der Liebe - Ein sehr riskantes Spiel “
Sturm der Liebe. Ein sehr riskantes Spiel von Valerie Schönfeld1. Kapitel
Als Felix die MS Aurora erblickte, hielt er die Luft an. Wie groß das Schiff doch war! Das Cruise Terminal im Hamburger Hafen, dessen Wände aus alten Schiffscontainern erbaut waren, wirkte neben dem riesigen Luxuskreuzfahrtschiff geradezu winzig. Das große, flache Gebäude war darauf ausgerichtet, Hunderten Passagieren die Wartezeit zu verkürzen, bis sie an Bord gehen konnten.
Und auch er, Felix Tarrasch, würde an Bord dieses riesigen Schiffes gehen. Durch die Glasfront betrachtete er den Ozeanriesen, der so hoch aufragte, dass Felix nicht einmal den blauen Himmel sehen konnte, der sich über Hamburg spannte. Er verließ das Terminalgebäude und ging zu einer schmalen Gangway, die dem Personal vorbehalten war.
Dort stand eine hübsche rothaarige Frau. Sie hielt ein Klemmbrett in der einen Hand, während sie versuchte, mit der anderen ihre Haare, die ihr vom Wind ins Gesicht geweht wurden, zu bändigen. Sonnig und erstaunlich windig war es in Hamburg – das typisch hanseatische Wetter, hatte man Felix in dem kleinen Hotel erklärt, in dem er übernachtet hatte. "Wenn es nicht gerade regnet", hatte der Portier augenzwinkernd bemerkt.
Den Wind so intensiv zu spüren, das war neu für Felix. Und kam es ihm nur so vor oder war der Wind hier wirklich anders? Das war wohl die berühmte "steife Brise".
"Guten Tag", sagte Felix. Er spürte sein Herz klopfen. Jetzt, da es an Bord ging, war er doch aufgeregt. "Mein Name ist Felix Tarrasch. Ich bin ein neuer Mitarbeiter, und ..."
"Lassen Sie mich nachsehen." Die hübsche Rothaarige hatte einen englischen Akzent. Sie blätterte die Zettel auf ihrem Klemmbrett durch. "Da haben wir Sie!" Sie strahlte ihn an. "Der
... mehr
Kapitän erwartet Sie schon. Warten Sie, ich bringe Sie hin."
Sie rief nach einem Kollegen und übergab ihm das Klemmbrett. Dann reichte sie Felix die Hand. "Ich heiße Elizabeth O'Finnegan, aber Sie können mich Elle nennen."
"Freut mich, Sie kennenzulernen, Elle."
Ihr Händedruck war angenehm fest.
"Kommen Sie. So ein Passagierwechsel bedeutet immer zusätzlichen Stress, wir haben nicht viel Zeit."
Felix folgte ihr. Sie eilte die steile Gangway hinauf und betrat das Schiff. Sie befanden sich auf einem der unteren Decks.
"Später wird Ihnen jemand alles zeigen. Ich weiß, im ersten Moment hat man das Gefühl, sich nie zurechtzufinden. Aber keine Angst! Ich wette, in zwei Wochen ist dieses Schiff Ihre Heimat geworden und Sie wollen gar nicht mehr weg. So ist es bis jetzt jedem von uns ergangen."
Er staunte. Vom Pier aus hatte das Schiff schon gewaltig ausgesehen, aber jetzt, da er an Bord war, bekam er erst ein Gefühl für die Ausmaße des luxuriösen Kreuzfahrtschiffs, auf dem er die nächsten Monate verbringen sollte.
"Ist das alles, was Sie an Gepäck dabei haben?", fragte Elle, während sie nebeneinander über Deck marschierten. Sie wies auf seine Reisetasche.
Felix nickte.
"Haben Sie schon mal auf einem Schiff gearbeitet?"
"Nein, bisher noch nicht. Ich habe meine Ausbildung in Kitzbühel gemacht, und danach habe ich nach einer neuen Herausforderung gesucht."
Sie lächelte ihn an. "Wenn Sie eine Herausforderung suchen, sind Sie bei uns genau richtig. Ich arbeite als Stewardess, das heißt, ich betreue ein Dutzend Oberdeckkabinen. Wenn die Passagiere es wünschen, bin ich rund um die Uhr für sie da. Das ist natürlich anstrengend, aber es lohnt sich."
Ihr Lächeln gefiel Felix. Sie hatte etwas Entspanntes, Natürliches. Und wenn sie ihn so anstrahlte, sah es aus, als tanzten die Sommersprossen auf ihrer Nase. Ihre Augen waren von einem intensiven Grün.
"Da sind wir."
Sie waren eine schmale Metalltreppe hinaufgestiegen. Durch eine Glastür betraten sie die Brücke. An den Pulten mit zahllosen Bildschirmen, Knöpfen und Kontrollleuchten saßen drei Offiziere in weißer Uniform. Erst jetzt fiel Felix auf, dass auch Elle in gewisser Weise eine Uniform trug. Ihr marineblaues Kostüm mit dem kurzen Rock und der passenden, weißen Bluse hatte an der Kostümjacke kleine, goldene Knöpfe.
Elle sprach einen der Männer an, der neben seinem Kollegen stand und auf einen Bildschirm schaute.
"Kapitän Friedrichsen, ich bringe Ihnen Herrn Tarrasch. Er geht heute bei uns an Bord."
Der Kapitän blickte auf. Er lächelte, und ein feiner Kranz aus Fältchen umrahmte seine strahlendblauen Augen.
"Felix Tarrasch, stimmt's?" Er reichte Felix die Hand. "Willkommen an Bord. Sie werden unser Restaurant Firenze betreuen? Es ist mit knapp sechzig Sitzplätzen zwar das kleinste unserer Restaurants, aber nicht minder wichtig."
"Ich bin mir der Verantwortung bewusst", sagte Felix feierlich. "Und ich freue mich, dass Sie so großes Vertrauen in mich setzen."
Kapitän Friedrichsen lächelte. "Entspannen Sie sich, Herr Tarrasch. Ich habe Ihre Zeugnisse gesehen und mache ich mir nun wirklich keine Sorgen. Elle, schicken Sie doch bitte Frau Ackermann herauf, damit sie Herrn Tarrasch herumführen kann."
Elle verschwand; als sie sich jedoch an Felix vorbeischob, flüsterte sie ihm zu: "Bis später!"
Er sah ihr hinterher. Gegen ein baldiges Wiedersehen mit der hübschen Rothaarigen hätte er nichts einzuwenden.
"Ich hoffe, Sie werden sich bei uns wohlfühlen. Möchten Sie einen Kaffee?" Felix nickte überrascht. Der Kapitän winkte einem Offizier, der sogleich aufstand und wenige Augenblicke später mit zwei Kaffeebechern zurückkam.
"Das tut gut", bemerkte der Kapitän, nachdem er einen Schluck getrunken hatte. "Kommen Sie, von der Aussichtsplattform hat man einen wunderbaren Blick über den Hafen. Warum haben Sie sich auf der MS Aurora beworben, Herr Tarrasch?"
Sie traten durch eine Glastür auf den kleinen Balkon, der hoch über den anderen Decks thronte. Tatsächlich hatte man von hier oben einen hervorragenden Blick über den riesigen Hafen. Die Menschen, die jetzt langsam aus dem Cruise Terminal strömten, sahen von hier oben winzig aus.
Die Frage des Kapitäns verwirrte Felix. "Die MS Aurora ist das größte Kreuzfahrt
schiff der Reederei, oder nicht? Und die Stelle als Restaurantleiter war ausgeschrieben ..."
"Das meine ich nicht. Ich frage mich, was einen jungen Mann wie Sie dazu bewegt, für Wochen und Monate fern der Heimat zu sein? Zumal Sie ja aus Österreich stammen, aus Kitzbühel, nicht wahr? Österreich ist nicht gerade dafür bekannt, Seebären hervorzubringen."
Felix nickte. Er brauchte einen Moment, ehe er die richtigen Worte fand.
Denn so einfach war das nicht zu beantworten. Schon jetzt vermisste er seine Familie, seine Freunde, ja, er vermisste seine Heimat, die er hinter sich zurückgelassen hatte. Er war in den Kitzbüheler Alpen verwurzelt, er liebte das Leben dort. Aber er hatte auch gespürt, dass dieses Leben nicht alles war. Er wollte etwas von der Welt sehen, wollte etwas erleben, bevor er wieder heimkehrte. Denn für ihn stand fest: diese Heimat, vor allem seine Familie, wollte er nicht für alle Zeiten hinter sich lassen. Dafür liebte er seine Eltern und seine Schwester Viktoria viel zu sehr.
Aber konnte er das dem Kapitän einfach so sagen? Würde ihn sein Gegenüber nicht auslachen, wenn er ihm erzählte, wie oft er sich selbst in den letzten Wochen gefragt hatte, ob es richtig war, sich hier zu bewerben?
"Es ist für mich eine große Chance", sagte Felix schließlich. "Ich ... nach meiner Ausbildung wollte ich mich nicht auf dem Erreichten ausruhen. Und ich weiß, wie viel ich noch zu lernen habe. Darum ist es eine besondere Auszeichnung, hier arbeiten zu dürfen."
Der Kapitän nickte. Ihm gefielen Felix' Worte wohl.
"Vermissen Sie Ihr Zuhause schon?", fragte er unvermittelt.
Felix, der auf diese Frage nicht vorbereitet war, nickte stumm.
"Das vergeht", versprach Kapitän Friedrichsen ihm. "Wir sind hier an Bord eine große Familie. Knapp dreihundert Leute arbeiten auf der MS Aurora, und bisher ist noch jeder glücklich geworden."
Er schlug Felix freundschaftlich auf die Schulter. Ein paar Minuten standen sie einfach nur auf dem Balkon, tranken den heißen, starken Kaffee und blickten über den Hamburger Hafen.
"Erzählen Sie mir von Ihrer Familie."
"Meine Eltern stammen beide aus Kitzbühel. Meine Schwester Viktoria und ich, wir sind beide dort aufgewachsen ..." Er verstummte. Es fiel ihm schwer, über seine Familie zu reden. Während er noch einen Schluck Kaffee trank, blickte Felix wieder über den Hafen. Hinter den zahlreichen Piers erstreckte sich Hamburg.
Der Abschied war ihm so schwer gefallen wie befürchtet. Seine Eltern hatten darauf bestanden, ein Fest auszurichten, und sie hatten all seine Freunde und alle Verwandten eingeladen. Es war ein wunderschönes, sommerliches Gartenfest gewesen, und als es dunkel wurde, waren Viktoria und er im Garten herumgegangen und hatten die zahlreichen Lampions entzündet, die in den Bäumen hingen. Der sanfte Feuerschein hatte bis zum Morgengrauen über dem Garten gelegen, als die letzten Gäste sich verabschiedeten. Danach hatte Felix allein auf der Veranda gesessen und dem erwachenden Tag gelauscht. Viktoria hatte sich neben ihm auf der Bank eingerollt und schlief, doch immer, wenn er sich bewegte, hatte sie leise etwas im Schlaf gemurmelt.
Seine Schwester war für ihn der wichtigste Mensch auf dieser Welt. Sie waren einander immer nah gewesen. Da er zehn Jahre älter war als sie, hatte er schon früh den Beschützer für sie gespielt. Nachdem Viktoria geboren wurde, hatte seine Mutter schon bald wieder halbtags gearbeitet; er hatte sich in der Zeit oft um Viktoria gekümmert.
Aber das alles waren Dinge, die Felix nur selten ansprach. Das waren die Schätze, die er im Herzen trug, und er wusste, an den schlechten Tagen würden diese Erinnerungen an Zuhause ihm ein Trost sein.
"Ach, Herr Tarrasch, eine Bitte noch: Wir haben gerade einen kleinen personellen Engpass an der Rezeption. Wenn Sie so freundlich wären, dort tagsüber einzuspringen? Für etwa eine Woche?" Er sah Felix prüfend an, der ihm aufmerksam lauschte. "Besser können Sie den Betrieb hier eigentlich gar nicht kennenlernen – die Rezeption ist sozusagen der Dreh- und Angelpunkt für alles, was an Bord passiert. Einen besseren Platz, um sich einzugewöhnen, werden Sie nicht finden." Er lachte sein dröhnendes Seebär-Lachen. "Nun, Herr Tarrasch, was sagen Sie? Sie würden uns allen damit einen großen Gefallen tun."
Felix nickte. Er spürte ein Kribbeln im Bauch. Das war nun wirklich eine Herausforderung. Aber er würde sie meistern. Und wenn er das geschafft hatte, würde ihn sowieso nichts mehr aufhalten. "Das mache ich gern, natürlich."
"Solche Leute wie Sie brauchen wir hier an Bord!" Kapitän Friedrichsen nickte zufrieden und klopfte Felix auf die Schulter. "Danke, Herr Tarrasch, das ist sehr nobel von Ihnen. Ich weiß Ihren Einsatz wirklich zu schätzen. Sehen Sie mal, da kommt ja schon Frau Ackermann. Sie ist eine der Stewardessen an Bord und betreut die Rezeption. Wenn Sie irgendwelche Fragen haben, wird sie sie Ihnen beantworten."
Eine schlanke, junge Frau mit rabenschwarzen Haaren und dunklen, großen Augen betrat den kleinen Balkon, auf dem es nun schon beinahe etwas zu eng wurde. Der Kapitän stellte sie einander vor, und Frau Ackermann reichte ihm die Hand.
"Nennen Sie mich einfach Marina", schlug sie vor.
"Ich heiße Felix."
"Sie Glücklicher", sagte sie mit einem Lächeln.
Wenn sie lächelte, erschien ein winziges Grübchen in ihre gebräunte Wange. "Wie meinen Sie das?"
"Nun ja, Felix – der Glückliche. Das bedeutet doch Ihr Vorname. Kommen Sie, ich zeige Ihnen Ihre Kabine und die Rezeption. Wir legen in zwei Stunden ab, und bis dahin haben wir noch viel zu tun."
Zwei Stunden später schwirrte Felix der Kopf. Er hatte nur kurz Zeit gehabt, sich in der kleinen Kabine umzusehen, die für die nächsten Monate sein Zuhause sein sollte. Ihm war nicht mal Zeit geblieben, seine Tasche auszupacken, denn Marina mahnte zur Eile. Sie führte ihn von den Mannschaftsquartieren zur Rezeption und von dort aufs Atlantik-Deck. Hier lag das Restaurant Firenze. Felix wurde den Mitarbeitern vorgestellt, die in Zukunft unter ihm arbeiten sollten, und er lernte auch den Chefkoch Luigi kennen, mit dem er gemeinsam für das Restaurant verantwortlich war.
Dann ertönte laut hupend die Schiffsirene.
"Wir legen ab. Kommen Sie, Felix, das ist immer ein großartiger Augenblick."
Marina und Felix traten an Deck. Hier oben und auch auf den anderen Decks hatten sich Passagiere und Besatzung versammelt und winkten jenen, die zurückblieben, zum Abschied.
Felix blickte ein letztes Mal zurück auf Hamburg. Das war's dann erstmal, dachte er. Erst in einigen Monaten sollte er den Heimathafen der MS Aurora wiedersehen. Dazwischen lagen zahlreiche Stationen, unzählige Häfen, fremde Länder. Abenteuer. Er spürte einen Kloß im Hals.
Wenn es ihm schon schwer gefallen war, von daheim Abschied zu nehmen, so war das Gefühl, jetzt in die große, weite Welt zu fahren, noch merkwürdiger. Er spürte unbändige Vorfreude, aber als die MS Aurora sich langsam in die Elbe schob und der offenen See zustrebte, fühlte es sich zugleich an, als ließe er einen Teil von sich daheim.
Er vermisste seine Familie jetzt schon.
Gleich heute Nacht, nach getaner Arbeit, wollte er Viktoria einen Brief schreiben. Zum Abschied hatte sie ihm Briefpapier geschenkt, ein Leuchtturm war auf jedem Blatt und jedem Umschlag. Der Leuchtturm wurde von Möwen umschwärmt.
Auch seine Eltern hatten Felix zum Abschied etwas geschenkt. Als er jetzt wieder an die kostbare Uhr dachte, die sicher verschlossen in seiner Reisetasche ruhte, lächelte er wehmütig. Es war eine teure Schweizer Uhr, die mehrere Zeiten zugleich anzeigte – und "dieses kleine Ziffernblatt zeigt immer Kitzbüheler Zeit", so hatte sein Vater es gesagt.
"Träumen Sie?" Marinas braungebrannte Hand wedelte vor seinem Gesicht herum. Felix riss sich von den Erinnerungen an seine Familie los.
"Nein. Was kommt jetzt?"
Marina schaute auf ihre Uhr. "Es ist jetzt fünf Uhr. Kommen Sie, ich zeige Ihnen alles."
So begann Felix' erster Arbeitstag auf der MS Aurora. Es dauerte nicht lange, und Felix konzentrierte sich nur noch auf die Arbeit. Er vergaß, dass es sein erster Arbeitstag war, und bald vergaß er auch, dass er auf einem Schiff arbeitete. Das merkwürdige, flaue Gefühl in der Magengrube, das ihn nicht losgelassen hatte, seit das Schiff ablegte, verflüchtigte sich. Seine heimliche Angst, auf diesem Schiff seekrank zu werden, war wirklich unbegründet.
Nachdem er an der Rezeption abgelöst worden war, eilte er ins Firenze und machte sich mit der Weinkarte vertraut. Luigi erklärte ihm, welche besonderen Spezialitäten auf der Tageskarte standen. Heute gab es viel frischen Fisch, den der Koch am Morgen im Hamburger Fischmarkt eingekauft hatte.
Als die letzten Gäste schließlich gegangen waren, half Felix den Kollegen, die Tische abzudecken und das letzte Geschirr in die Spülküche zu bringen, die – wie auch die Küche – direkt hinter dem Restaurant lag und durch einen schmalen Raum erreicht wurde, in dem sich die Mitarbeiter zur Pause hinsetzen konnten. Die Küche war fensterlos und lag in der Mitte des Decks.
© Mira Taschenbuch im Cora Verlag
Sie rief nach einem Kollegen und übergab ihm das Klemmbrett. Dann reichte sie Felix die Hand. "Ich heiße Elizabeth O'Finnegan, aber Sie können mich Elle nennen."
"Freut mich, Sie kennenzulernen, Elle."
Ihr Händedruck war angenehm fest.
"Kommen Sie. So ein Passagierwechsel bedeutet immer zusätzlichen Stress, wir haben nicht viel Zeit."
Felix folgte ihr. Sie eilte die steile Gangway hinauf und betrat das Schiff. Sie befanden sich auf einem der unteren Decks.
"Später wird Ihnen jemand alles zeigen. Ich weiß, im ersten Moment hat man das Gefühl, sich nie zurechtzufinden. Aber keine Angst! Ich wette, in zwei Wochen ist dieses Schiff Ihre Heimat geworden und Sie wollen gar nicht mehr weg. So ist es bis jetzt jedem von uns ergangen."
Er staunte. Vom Pier aus hatte das Schiff schon gewaltig ausgesehen, aber jetzt, da er an Bord war, bekam er erst ein Gefühl für die Ausmaße des luxuriösen Kreuzfahrtschiffs, auf dem er die nächsten Monate verbringen sollte.
"Ist das alles, was Sie an Gepäck dabei haben?", fragte Elle, während sie nebeneinander über Deck marschierten. Sie wies auf seine Reisetasche.
Felix nickte.
"Haben Sie schon mal auf einem Schiff gearbeitet?"
"Nein, bisher noch nicht. Ich habe meine Ausbildung in Kitzbühel gemacht, und danach habe ich nach einer neuen Herausforderung gesucht."
Sie lächelte ihn an. "Wenn Sie eine Herausforderung suchen, sind Sie bei uns genau richtig. Ich arbeite als Stewardess, das heißt, ich betreue ein Dutzend Oberdeckkabinen. Wenn die Passagiere es wünschen, bin ich rund um die Uhr für sie da. Das ist natürlich anstrengend, aber es lohnt sich."
Ihr Lächeln gefiel Felix. Sie hatte etwas Entspanntes, Natürliches. Und wenn sie ihn so anstrahlte, sah es aus, als tanzten die Sommersprossen auf ihrer Nase. Ihre Augen waren von einem intensiven Grün.
"Da sind wir."
Sie waren eine schmale Metalltreppe hinaufgestiegen. Durch eine Glastür betraten sie die Brücke. An den Pulten mit zahllosen Bildschirmen, Knöpfen und Kontrollleuchten saßen drei Offiziere in weißer Uniform. Erst jetzt fiel Felix auf, dass auch Elle in gewisser Weise eine Uniform trug. Ihr marineblaues Kostüm mit dem kurzen Rock und der passenden, weißen Bluse hatte an der Kostümjacke kleine, goldene Knöpfe.
Elle sprach einen der Männer an, der neben seinem Kollegen stand und auf einen Bildschirm schaute.
"Kapitän Friedrichsen, ich bringe Ihnen Herrn Tarrasch. Er geht heute bei uns an Bord."
Der Kapitän blickte auf. Er lächelte, und ein feiner Kranz aus Fältchen umrahmte seine strahlendblauen Augen.
"Felix Tarrasch, stimmt's?" Er reichte Felix die Hand. "Willkommen an Bord. Sie werden unser Restaurant Firenze betreuen? Es ist mit knapp sechzig Sitzplätzen zwar das kleinste unserer Restaurants, aber nicht minder wichtig."
"Ich bin mir der Verantwortung bewusst", sagte Felix feierlich. "Und ich freue mich, dass Sie so großes Vertrauen in mich setzen."
Kapitän Friedrichsen lächelte. "Entspannen Sie sich, Herr Tarrasch. Ich habe Ihre Zeugnisse gesehen und mache ich mir nun wirklich keine Sorgen. Elle, schicken Sie doch bitte Frau Ackermann herauf, damit sie Herrn Tarrasch herumführen kann."
Elle verschwand; als sie sich jedoch an Felix vorbeischob, flüsterte sie ihm zu: "Bis später!"
Er sah ihr hinterher. Gegen ein baldiges Wiedersehen mit der hübschen Rothaarigen hätte er nichts einzuwenden.
"Ich hoffe, Sie werden sich bei uns wohlfühlen. Möchten Sie einen Kaffee?" Felix nickte überrascht. Der Kapitän winkte einem Offizier, der sogleich aufstand und wenige Augenblicke später mit zwei Kaffeebechern zurückkam.
"Das tut gut", bemerkte der Kapitän, nachdem er einen Schluck getrunken hatte. "Kommen Sie, von der Aussichtsplattform hat man einen wunderbaren Blick über den Hafen. Warum haben Sie sich auf der MS Aurora beworben, Herr Tarrasch?"
Sie traten durch eine Glastür auf den kleinen Balkon, der hoch über den anderen Decks thronte. Tatsächlich hatte man von hier oben einen hervorragenden Blick über den riesigen Hafen. Die Menschen, die jetzt langsam aus dem Cruise Terminal strömten, sahen von hier oben winzig aus.
Die Frage des Kapitäns verwirrte Felix. "Die MS Aurora ist das größte Kreuzfahrt
schiff der Reederei, oder nicht? Und die Stelle als Restaurantleiter war ausgeschrieben ..."
"Das meine ich nicht. Ich frage mich, was einen jungen Mann wie Sie dazu bewegt, für Wochen und Monate fern der Heimat zu sein? Zumal Sie ja aus Österreich stammen, aus Kitzbühel, nicht wahr? Österreich ist nicht gerade dafür bekannt, Seebären hervorzubringen."
Felix nickte. Er brauchte einen Moment, ehe er die richtigen Worte fand.
Denn so einfach war das nicht zu beantworten. Schon jetzt vermisste er seine Familie, seine Freunde, ja, er vermisste seine Heimat, die er hinter sich zurückgelassen hatte. Er war in den Kitzbüheler Alpen verwurzelt, er liebte das Leben dort. Aber er hatte auch gespürt, dass dieses Leben nicht alles war. Er wollte etwas von der Welt sehen, wollte etwas erleben, bevor er wieder heimkehrte. Denn für ihn stand fest: diese Heimat, vor allem seine Familie, wollte er nicht für alle Zeiten hinter sich lassen. Dafür liebte er seine Eltern und seine Schwester Viktoria viel zu sehr.
Aber konnte er das dem Kapitän einfach so sagen? Würde ihn sein Gegenüber nicht auslachen, wenn er ihm erzählte, wie oft er sich selbst in den letzten Wochen gefragt hatte, ob es richtig war, sich hier zu bewerben?
"Es ist für mich eine große Chance", sagte Felix schließlich. "Ich ... nach meiner Ausbildung wollte ich mich nicht auf dem Erreichten ausruhen. Und ich weiß, wie viel ich noch zu lernen habe. Darum ist es eine besondere Auszeichnung, hier arbeiten zu dürfen."
Der Kapitän nickte. Ihm gefielen Felix' Worte wohl.
"Vermissen Sie Ihr Zuhause schon?", fragte er unvermittelt.
Felix, der auf diese Frage nicht vorbereitet war, nickte stumm.
"Das vergeht", versprach Kapitän Friedrichsen ihm. "Wir sind hier an Bord eine große Familie. Knapp dreihundert Leute arbeiten auf der MS Aurora, und bisher ist noch jeder glücklich geworden."
Er schlug Felix freundschaftlich auf die Schulter. Ein paar Minuten standen sie einfach nur auf dem Balkon, tranken den heißen, starken Kaffee und blickten über den Hamburger Hafen.
"Erzählen Sie mir von Ihrer Familie."
"Meine Eltern stammen beide aus Kitzbühel. Meine Schwester Viktoria und ich, wir sind beide dort aufgewachsen ..." Er verstummte. Es fiel ihm schwer, über seine Familie zu reden. Während er noch einen Schluck Kaffee trank, blickte Felix wieder über den Hafen. Hinter den zahlreichen Piers erstreckte sich Hamburg.
Der Abschied war ihm so schwer gefallen wie befürchtet. Seine Eltern hatten darauf bestanden, ein Fest auszurichten, und sie hatten all seine Freunde und alle Verwandten eingeladen. Es war ein wunderschönes, sommerliches Gartenfest gewesen, und als es dunkel wurde, waren Viktoria und er im Garten herumgegangen und hatten die zahlreichen Lampions entzündet, die in den Bäumen hingen. Der sanfte Feuerschein hatte bis zum Morgengrauen über dem Garten gelegen, als die letzten Gäste sich verabschiedeten. Danach hatte Felix allein auf der Veranda gesessen und dem erwachenden Tag gelauscht. Viktoria hatte sich neben ihm auf der Bank eingerollt und schlief, doch immer, wenn er sich bewegte, hatte sie leise etwas im Schlaf gemurmelt.
Seine Schwester war für ihn der wichtigste Mensch auf dieser Welt. Sie waren einander immer nah gewesen. Da er zehn Jahre älter war als sie, hatte er schon früh den Beschützer für sie gespielt. Nachdem Viktoria geboren wurde, hatte seine Mutter schon bald wieder halbtags gearbeitet; er hatte sich in der Zeit oft um Viktoria gekümmert.
Aber das alles waren Dinge, die Felix nur selten ansprach. Das waren die Schätze, die er im Herzen trug, und er wusste, an den schlechten Tagen würden diese Erinnerungen an Zuhause ihm ein Trost sein.
"Ach, Herr Tarrasch, eine Bitte noch: Wir haben gerade einen kleinen personellen Engpass an der Rezeption. Wenn Sie so freundlich wären, dort tagsüber einzuspringen? Für etwa eine Woche?" Er sah Felix prüfend an, der ihm aufmerksam lauschte. "Besser können Sie den Betrieb hier eigentlich gar nicht kennenlernen – die Rezeption ist sozusagen der Dreh- und Angelpunkt für alles, was an Bord passiert. Einen besseren Platz, um sich einzugewöhnen, werden Sie nicht finden." Er lachte sein dröhnendes Seebär-Lachen. "Nun, Herr Tarrasch, was sagen Sie? Sie würden uns allen damit einen großen Gefallen tun."
Felix nickte. Er spürte ein Kribbeln im Bauch. Das war nun wirklich eine Herausforderung. Aber er würde sie meistern. Und wenn er das geschafft hatte, würde ihn sowieso nichts mehr aufhalten. "Das mache ich gern, natürlich."
"Solche Leute wie Sie brauchen wir hier an Bord!" Kapitän Friedrichsen nickte zufrieden und klopfte Felix auf die Schulter. "Danke, Herr Tarrasch, das ist sehr nobel von Ihnen. Ich weiß Ihren Einsatz wirklich zu schätzen. Sehen Sie mal, da kommt ja schon Frau Ackermann. Sie ist eine der Stewardessen an Bord und betreut die Rezeption. Wenn Sie irgendwelche Fragen haben, wird sie sie Ihnen beantworten."
Eine schlanke, junge Frau mit rabenschwarzen Haaren und dunklen, großen Augen betrat den kleinen Balkon, auf dem es nun schon beinahe etwas zu eng wurde. Der Kapitän stellte sie einander vor, und Frau Ackermann reichte ihm die Hand.
"Nennen Sie mich einfach Marina", schlug sie vor.
"Ich heiße Felix."
"Sie Glücklicher", sagte sie mit einem Lächeln.
Wenn sie lächelte, erschien ein winziges Grübchen in ihre gebräunte Wange. "Wie meinen Sie das?"
"Nun ja, Felix – der Glückliche. Das bedeutet doch Ihr Vorname. Kommen Sie, ich zeige Ihnen Ihre Kabine und die Rezeption. Wir legen in zwei Stunden ab, und bis dahin haben wir noch viel zu tun."
Zwei Stunden später schwirrte Felix der Kopf. Er hatte nur kurz Zeit gehabt, sich in der kleinen Kabine umzusehen, die für die nächsten Monate sein Zuhause sein sollte. Ihm war nicht mal Zeit geblieben, seine Tasche auszupacken, denn Marina mahnte zur Eile. Sie führte ihn von den Mannschaftsquartieren zur Rezeption und von dort aufs Atlantik-Deck. Hier lag das Restaurant Firenze. Felix wurde den Mitarbeitern vorgestellt, die in Zukunft unter ihm arbeiten sollten, und er lernte auch den Chefkoch Luigi kennen, mit dem er gemeinsam für das Restaurant verantwortlich war.
Dann ertönte laut hupend die Schiffsirene.
"Wir legen ab. Kommen Sie, Felix, das ist immer ein großartiger Augenblick."
Marina und Felix traten an Deck. Hier oben und auch auf den anderen Decks hatten sich Passagiere und Besatzung versammelt und winkten jenen, die zurückblieben, zum Abschied.
Felix blickte ein letztes Mal zurück auf Hamburg. Das war's dann erstmal, dachte er. Erst in einigen Monaten sollte er den Heimathafen der MS Aurora wiedersehen. Dazwischen lagen zahlreiche Stationen, unzählige Häfen, fremde Länder. Abenteuer. Er spürte einen Kloß im Hals.
Wenn es ihm schon schwer gefallen war, von daheim Abschied zu nehmen, so war das Gefühl, jetzt in die große, weite Welt zu fahren, noch merkwürdiger. Er spürte unbändige Vorfreude, aber als die MS Aurora sich langsam in die Elbe schob und der offenen See zustrebte, fühlte es sich zugleich an, als ließe er einen Teil von sich daheim.
Er vermisste seine Familie jetzt schon.
Gleich heute Nacht, nach getaner Arbeit, wollte er Viktoria einen Brief schreiben. Zum Abschied hatte sie ihm Briefpapier geschenkt, ein Leuchtturm war auf jedem Blatt und jedem Umschlag. Der Leuchtturm wurde von Möwen umschwärmt.
Auch seine Eltern hatten Felix zum Abschied etwas geschenkt. Als er jetzt wieder an die kostbare Uhr dachte, die sicher verschlossen in seiner Reisetasche ruhte, lächelte er wehmütig. Es war eine teure Schweizer Uhr, die mehrere Zeiten zugleich anzeigte – und "dieses kleine Ziffernblatt zeigt immer Kitzbüheler Zeit", so hatte sein Vater es gesagt.
"Träumen Sie?" Marinas braungebrannte Hand wedelte vor seinem Gesicht herum. Felix riss sich von den Erinnerungen an seine Familie los.
"Nein. Was kommt jetzt?"
Marina schaute auf ihre Uhr. "Es ist jetzt fünf Uhr. Kommen Sie, ich zeige Ihnen alles."
So begann Felix' erster Arbeitstag auf der MS Aurora. Es dauerte nicht lange, und Felix konzentrierte sich nur noch auf die Arbeit. Er vergaß, dass es sein erster Arbeitstag war, und bald vergaß er auch, dass er auf einem Schiff arbeitete. Das merkwürdige, flaue Gefühl in der Magengrube, das ihn nicht losgelassen hatte, seit das Schiff ablegte, verflüchtigte sich. Seine heimliche Angst, auf diesem Schiff seekrank zu werden, war wirklich unbegründet.
Nachdem er an der Rezeption abgelöst worden war, eilte er ins Firenze und machte sich mit der Weinkarte vertraut. Luigi erklärte ihm, welche besonderen Spezialitäten auf der Tageskarte standen. Heute gab es viel frischen Fisch, den der Koch am Morgen im Hamburger Fischmarkt eingekauft hatte.
Als die letzten Gäste schließlich gegangen waren, half Felix den Kollegen, die Tische abzudecken und das letzte Geschirr in die Spülküche zu bringen, die – wie auch die Küche – direkt hinter dem Restaurant lag und durch einen schmalen Raum erreicht wurde, in dem sich die Mitarbeiter zur Pause hinsetzen konnten. Die Küche war fensterlos und lag in der Mitte des Decks.
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Bibliographische Angaben
- Autor: Valerie Schönfeld
- 2008, 300 Seiten, Maße: 12,5 x 18,5 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: MIRA Taschenbuch
- ISBN-10: 389941540X
- ISBN-13: 9783899415407
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