Tödliches Erwachen
Sie scheinen tot zu sein und landen auf dem Seziertisch der Gerichtsmedizin. Doch sie befinden sich nur in einer täuschend echt wirkenden Totenstarre und erleben ihre Obduktion bei vollem Bewusstsein. Wer ist zu solchen Taten fähig? Elise...
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Weltbild Ausgabe
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Tödliches Erwachen “
Sie scheinen tot zu sein und landen auf dem Seziertisch der Gerichtsmedizin. Doch sie befinden sich nur in einer täuschend echt wirkenden Totenstarre und erleben ihre Obduktion bei vollem Bewusstsein. Wer ist zu solchen Taten fähig? Elise Sandburg von der Mordkommission in Savannah glaubt fast, es mit dem Bösen selbst zu tun zu haben. Tatsächlich werden bei ihr die dunkelsten Alpträume ihrer Kindheit wieder wach. Elise gerät in einen Sog Schwarzer Magie und Hexerei, deren Wurzeln in ihrer Familie liegen.
"Anne Frasier beherrscht es perfekt, den Lesern eine Gänsehaut zu bereiten."
Publishers Weekly
Thriller, Mystery, Romance und Paranormales - die amerikanische Bestseller-Autorin Anne Frasier beherrscht die Klaviatur all dieser Genres meisterhaft und fesselt ihre Leser durch die raffinierte Verbindung verschiedener Elemente. Ihre Romane werden in 20 Sprachen übersetzt und wurden bereits mehrfach ausgezeichnet.
Lese-Probe zu „Tödliches Erwachen “
Tödliches Erwachen von Anne Frasier 1
Der Leichenbeschauer Savannahs, John Casper, glaubte an das, was manche Wissenschaftler als Cluster-Effekt bezeichneten. Wenn man etwas fallen ließ - Samen, Blütenblätter, Karten - bildeten sich immer Grüppchen.
Genauso war es mit Leichen.
Die kamen nie eine nach der anderen, sondern immer haufenweise. Die letzte Lieferung war so umfassend gewesen, dass Ärzte und Assistenten rund um die Uhr Dienst taten, um dieses ungewöhnlich hohe Volumen abzuarbeiten, das ihre Kühlräume beinahe sprengte.
Als sie fast fertig waren, gingen die meisten Mitarbeiter nach Hause, sie klagten über Kopfschmerzen vom Schlafmangel, und dass sie zu viele Stunden lang den Formalindunst eingeatmet hatten.
Willy Claxton, der einzige verbliebene Assistent, stand nervös in der Tür des Hauptbüros, direkt neben den Obduktionssälen.
»Ein Sturm kommt über den Atlantik«, erklärte er. »Das haben sie im Radio gesagt.«
John schob die Unterlagen beiseite und lehnte sich zurück; sein Stuhl quietschte. »Warum gehst du nicht nach Hause?« Selbst in der Isolation des Leichenschauhauses spürte er im Kopf die Schwere, die dramatischen Stürzen des Barometers voranging. »Bevor der Sturm losbricht.«
»Und was ist mit der letzten Leiche?«
... mehr
John blätterte die Akte des Toten durch. »Ziemlich übersichtlich. Sieht aus wie ein Herzinfarkt.«
Er erhob und reckte sich. Er war seit über zwölf Stunden hier. Seine Gelenke schmerzten, seine Haut prickelte und spannte sich, er hatte zu wenig geschlafen. »Hilf mir, ihn auf den Tisch zu wuchten, dann kannst du los.«
Willy schob die Leiche aus dem Kühlraum heraus, hinein in den Obduktionssaal. Dort roch es nach Desinfektionsmittel. Er arretierte die Räder, dann hievten die beiden Männer die Leiche von der fahrbaren Krankentrage auf den Edelstahltisch. John fiel auf, dass der Reißverschluss des Leichensacks nicht ganz zugezogen war - er stand vielleicht fünf Zentimeter offen.
»Danke, Mann«, sagte Willy, zog seine Handschuhe aus und warf sie in den entsprechenden Sammelbehälter. »Ich muss nach Hause. Meine Frau hat Angst bei Gewitter.«
John nickte. Er ließ den Mann sein Gesicht wahren. Alle wussten, dass es Willy unangenehm war, wenn es dunkel wurde. Es ging vielen Leuten so, selbst einigen der anderen Leichenbeschauer. John fand es interessant, dass die Neuzeitmenschen immer noch an uralten Ängsten litten, die aus einer Zeit stammten, in der Menschen im Freien lebten und die Dunkelheit eine echte Gefahr darstellte. Heutzutage war es nicht die Dunkelheit, die einen bedrohte - es waren die Wesen dort draußen. Wer im Leichenschauhaus arbeitete, lernte diese Lektion unweigerlich. Die Morde hatten sich dieses Jahr verdoppelt. Die ganze Stadt fühlte sich unsicher,
wie Willy. Als der weg war, schlüpfte John in einen Kittel, zog seine Maske, Schutzbrille und Latexhandtusche über, dann schaltete er die Musik an. Man brauchte einfach Obduktionsmusik.
Er öffnete den Reißverschluss und lehnte sich zurück, denn er wartete darauf, dass der Geruch aufstieg.Nichts.
Manche Leichen stanken nicht. Andererseits, wenn man so lange mit Toten arbeitete wie John, dann bemerkte man es auch nicht mehr. Das Hirn entschied letztendlich: Hey, das habe ich schon mal gerochen. Schon oft. Kein Grund zur Beunruhigung.
Er sprach in sein Diktafon: »Name des Toten: Truman Harrison. Kein zweiter Vorname. Die Leiche ist die eines einundfünfzigjährigen Afroamerikaners mit einer Vorgeschichte an Herzerkrankungen.«
Er fotografierte die Leiche, dann entkleidete er sie und steckte die Kleidungsstücke in Tüten - nicht ganz einfach, ohne Unterstützung. Er untersuchte den Toten von außen und stellte überrascht fest, dass er keine Anzeichen von Leichenflecken oder Leichenstarre finden konnte. Der Kerl konnte noch nicht lange tot gewesen sein, bevor man ihn auf Eis gelegt hatte. Und er hatte wie der Teufel an den Fingernägeln gekaut, fiel John auf, als er eine der Hände hob, um sie genauer zu betrachten.
Draußen wütete der Sturm, aber im Obduktionssaal, im Herzen des Leichenschauhauses, war es still. John hatte das Unwetter beinahe vergessen, bis der unverkennbare Klang von Donner durch die dicken Wände drang und die Gläser auf einem nahen Regal klapperten. Es wurde dunkel im Saal.
Sekunden später griffen die Notfallgeneratoren, und das Licht erwachte flackernd wieder zum Leben. Alles unter Kontrolle.
John fuhr mit der Obduktion fort. Er schob einen Gummiklotz unter den Hals des Kadavers, dann setzte er das Skalpell für den Y -Schnitt an. Er begann an der rechten Schulter, unterhalb des Schulterblattes. Nachdem er ein paar Zentimeter weit vorangekommen war, stieß die Leiche einen langen Seufzer aus.
Das Skalpell glitt John aus den Fingern und fiel klappernd auf den Edelstahl-Untersuchungstisch. Er starrte dem toten Mann ins Gesicht, suchte nach Lebenszeichen.
In einer verwesenden Leiche bildet sich schnell Gas, daher war es nicht ungewöhnlich, dass man den Eindruck bekam, als würde ein Toter ausatmen. Manche Leichen bewegten sich sogar, wenn das Gas durch den Körper gurgelte und nach einem Ausweg suchte.
»Meine Güte.« John lachte nervös.
Er nahm das Skalpell wieder auf und hob die Hand, um fortzufahren. Er zitterte. »Scheiße. Wie albern. Beruhige dich. Es war nur ein bisschen Gas, das ist alles.«
Zu spät fiel ihm das Diktafon wieder ein. Mit seinem überschuhbedeckten Fuß schaltete er es mithilfe der Fernbedienung aus, dann stand er da und atmete schwer. Die Absaugvorrichtung summte.
Er warf das Skalpell auf sein Tablett mit Instrumenten, dann griff er nach dem Handgelenk des Toten und tastete nach einem Puls.Nichts.
Er tastete nach der Halsschlagader. Nichts. Er zog eine kleine Taschenlampe hervor und untersuchte die Pupillen. Keine Reaktion. Kein Reflex. Keine Augenbewegung.
Er drehte den Kopf von einer Seite zur anderen. »Leichte Hautverfärbung.«
Weil das Blut aufhörte zu fließen - ein ziemlich sicheres Anzeichen des Todes. Die Lippen waren lila angelaufen. Finger und Nägel ebenfalls. Er rollte die Leiche von einer Seite zur anderen, er über
prüfte den Rücken und die Pobacken. »Keine Leichenflecken.«
Er ließ den Toten wieder in die vorige Position zurück sinken. In einem kleinen Lagerraum nebenan wühlte er sich durch die Schränke, bis er ein Stethoskop fand.
Zurück im Obduktionssaal, fühlte er sich zwar albern und war froh, dass niemand anders da war, schaltete aber die Abluft aus und drückte das Stethoskop dem Toten auf die Brust.
War da etwas zu hören? Ein leises Geräusch?
Ein zartes lub ... lub?
Oder war das nur sein eigener Herzschlag, der wie wild durch seinen Kopf hallte?
Er zog das Stethoskop aus den Ohren, dann machte er sich wieder auf die Suche, und schließlich fand er, was er wollte.
Einen Spiegel. Rund, zwanzig Zentimeter Durchmesser. Mit einem Papiertuch rieb er ihn sauber, achtete darauf, dass keine Fingerabdrücke oder andere Reste auf dem Glas blieben. Dann hielt er ihn dem toten Mann vor Mund und Nase.
Primitiv, aber hilfreich.
Er schaute auf die Uhr und wartete eine ganze Minute, bevor er den Spiegel wieder hob.
Auf der Oberfläche war eine leichte Kondenswolke zu sehen - die sich langsam zurückbildete, während John sie entsetzt und ungläubig anstarrte. Das durfte nicht wahr sein. Nicht schon wieder.
Copyright © 2009 Verlagsgruppe Weltbild GmbH,
Steinerne Furt, 86167 Augsburg
© 2004 by Anne Frasier
Übersetzung: Ullrich Hoffmann
Er erhob und reckte sich. Er war seit über zwölf Stunden hier. Seine Gelenke schmerzten, seine Haut prickelte und spannte sich, er hatte zu wenig geschlafen. »Hilf mir, ihn auf den Tisch zu wuchten, dann kannst du los.«
Willy schob die Leiche aus dem Kühlraum heraus, hinein in den Obduktionssaal. Dort roch es nach Desinfektionsmittel. Er arretierte die Räder, dann hievten die beiden Männer die Leiche von der fahrbaren Krankentrage auf den Edelstahltisch. John fiel auf, dass der Reißverschluss des Leichensacks nicht ganz zugezogen war - er stand vielleicht fünf Zentimeter offen.
»Danke, Mann«, sagte Willy, zog seine Handschuhe aus und warf sie in den entsprechenden Sammelbehälter. »Ich muss nach Hause. Meine Frau hat Angst bei Gewitter.«
John nickte. Er ließ den Mann sein Gesicht wahren. Alle wussten, dass es Willy unangenehm war, wenn es dunkel wurde. Es ging vielen Leuten so, selbst einigen der anderen Leichenbeschauer. John fand es interessant, dass die Neuzeitmenschen immer noch an uralten Ängsten litten, die aus einer Zeit stammten, in der Menschen im Freien lebten und die Dunkelheit eine echte Gefahr darstellte. Heutzutage war es nicht die Dunkelheit, die einen bedrohte - es waren die Wesen dort draußen. Wer im Leichenschauhaus arbeitete, lernte diese Lektion unweigerlich. Die Morde hatten sich dieses Jahr verdoppelt. Die ganze Stadt fühlte sich unsicher,
wie Willy. Als der weg war, schlüpfte John in einen Kittel, zog seine Maske, Schutzbrille und Latexhandtusche über, dann schaltete er die Musik an. Man brauchte einfach Obduktionsmusik.
Er öffnete den Reißverschluss und lehnte sich zurück, denn er wartete darauf, dass der Geruch aufstieg.Nichts.
Manche Leichen stanken nicht. Andererseits, wenn man so lange mit Toten arbeitete wie John, dann bemerkte man es auch nicht mehr. Das Hirn entschied letztendlich: Hey, das habe ich schon mal gerochen. Schon oft. Kein Grund zur Beunruhigung.
Er sprach in sein Diktafon: »Name des Toten: Truman Harrison. Kein zweiter Vorname. Die Leiche ist die eines einundfünfzigjährigen Afroamerikaners mit einer Vorgeschichte an Herzerkrankungen.«
Er fotografierte die Leiche, dann entkleidete er sie und steckte die Kleidungsstücke in Tüten - nicht ganz einfach, ohne Unterstützung. Er untersuchte den Toten von außen und stellte überrascht fest, dass er keine Anzeichen von Leichenflecken oder Leichenstarre finden konnte. Der Kerl konnte noch nicht lange tot gewesen sein, bevor man ihn auf Eis gelegt hatte. Und er hatte wie der Teufel an den Fingernägeln gekaut, fiel John auf, als er eine der Hände hob, um sie genauer zu betrachten.
Draußen wütete der Sturm, aber im Obduktionssaal, im Herzen des Leichenschauhauses, war es still. John hatte das Unwetter beinahe vergessen, bis der unverkennbare Klang von Donner durch die dicken Wände drang und die Gläser auf einem nahen Regal klapperten. Es wurde dunkel im Saal.
Sekunden später griffen die Notfallgeneratoren, und das Licht erwachte flackernd wieder zum Leben. Alles unter Kontrolle.
John fuhr mit der Obduktion fort. Er schob einen Gummiklotz unter den Hals des Kadavers, dann setzte er das Skalpell für den Y -Schnitt an. Er begann an der rechten Schulter, unterhalb des Schulterblattes. Nachdem er ein paar Zentimeter weit vorangekommen war, stieß die Leiche einen langen Seufzer aus.
Das Skalpell glitt John aus den Fingern und fiel klappernd auf den Edelstahl-Untersuchungstisch. Er starrte dem toten Mann ins Gesicht, suchte nach Lebenszeichen.
In einer verwesenden Leiche bildet sich schnell Gas, daher war es nicht ungewöhnlich, dass man den Eindruck bekam, als würde ein Toter ausatmen. Manche Leichen bewegten sich sogar, wenn das Gas durch den Körper gurgelte und nach einem Ausweg suchte.
»Meine Güte.« John lachte nervös.
Er nahm das Skalpell wieder auf und hob die Hand, um fortzufahren. Er zitterte. »Scheiße. Wie albern. Beruhige dich. Es war nur ein bisschen Gas, das ist alles.«
Zu spät fiel ihm das Diktafon wieder ein. Mit seinem überschuhbedeckten Fuß schaltete er es mithilfe der Fernbedienung aus, dann stand er da und atmete schwer. Die Absaugvorrichtung summte.
Er warf das Skalpell auf sein Tablett mit Instrumenten, dann griff er nach dem Handgelenk des Toten und tastete nach einem Puls.Nichts.
Er tastete nach der Halsschlagader. Nichts. Er zog eine kleine Taschenlampe hervor und untersuchte die Pupillen. Keine Reaktion. Kein Reflex. Keine Augenbewegung.
Er drehte den Kopf von einer Seite zur anderen. »Leichte Hautverfärbung.«
Weil das Blut aufhörte zu fließen - ein ziemlich sicheres Anzeichen des Todes. Die Lippen waren lila angelaufen. Finger und Nägel ebenfalls. Er rollte die Leiche von einer Seite zur anderen, er über
prüfte den Rücken und die Pobacken. »Keine Leichenflecken.«
Er ließ den Toten wieder in die vorige Position zurück sinken. In einem kleinen Lagerraum nebenan wühlte er sich durch die Schränke, bis er ein Stethoskop fand.
Zurück im Obduktionssaal, fühlte er sich zwar albern und war froh, dass niemand anders da war, schaltete aber die Abluft aus und drückte das Stethoskop dem Toten auf die Brust.
War da etwas zu hören? Ein leises Geräusch?
Ein zartes lub ... lub?
Oder war das nur sein eigener Herzschlag, der wie wild durch seinen Kopf hallte?
Er zog das Stethoskop aus den Ohren, dann machte er sich wieder auf die Suche, und schließlich fand er, was er wollte.
Einen Spiegel. Rund, zwanzig Zentimeter Durchmesser. Mit einem Papiertuch rieb er ihn sauber, achtete darauf, dass keine Fingerabdrücke oder andere Reste auf dem Glas blieben. Dann hielt er ihn dem toten Mann vor Mund und Nase.
Primitiv, aber hilfreich.
Er schaute auf die Uhr und wartete eine ganze Minute, bevor er den Spiegel wieder hob.
Auf der Oberfläche war eine leichte Kondenswolke zu sehen - die sich langsam zurückbildete, während John sie entsetzt und ungläubig anstarrte. Das durfte nicht wahr sein. Nicht schon wieder.
Copyright © 2009 Verlagsgruppe Weltbild GmbH,
Steinerne Furt, 86167 Augsburg
© 2004 by Anne Frasier
Übersetzung: Ullrich Hoffmann
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Bibliographische Angaben
- Autor: Anne Frasier
- 2009, 1, 416 Seiten, Maße: 14 x 22 cm, Geb. mit Su.
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 3898979709
- ISBN-13: 9783898979702
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