Verliebe dich oft, verlobe dich selten, heirate nie?
Die Sehnsucht nach der romantischen Liebe
In ihrem witzig-provokanten und auch persönlichen Buch beleuchtet Felicitas von Lovenberg die Ehe in ihren erstaunlichsten Varianten. Im Blick auf Nachbarn und Freunde, Schriftsteller und Schauspieler, Romanfiguren und Filmhelden, Scarlet O'Hara und Rhett...
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Produktinformationen zu „Verliebe dich oft, verlobe dich selten, heirate nie? “
In ihrem witzig-provokanten und auch persönlichen Buch beleuchtet Felicitas von Lovenberg die Ehe in ihren erstaunlichsten Varianten. Im Blick auf Nachbarn und Freunde, Schriftsteller und Schauspieler, Romanfiguren und Filmhelden, Scarlet O'Hara und Rhett Butler, nicht zu vergessen: Romeo und Julia entwickelt sie eine ungewöhnliche Evolutionsgeschichte der Zweisamkeit. Und sie kommt, nicht zuletzt aus eigener Erfahrung, zu dem Schluss, dass es in jeder Hinsicht klüger, gesünder, freudvoller und lohnender ist, nicht zu heiraten. Ein Plädoyer also gegen die Ehe? Im Gegenteil. Felicitas von Lovenberg zeigt Wege aus der Hochzeitsfalle und beweist: Es gibt sie, die erfüllende Beziehung, in der unsere geheimsten Wünsche nach Geborgenheit sich aufs Schönste mit dem wilden Wunsch nach Freiheit vereinen.
Klappentext zu „Verliebe dich oft, verlobe dich selten, heirate nie? “
In ihrem witzig-provokanten und auch persönlichen Buch beleuchtet Felicitas von Lovenberg die Ehe in ihren erstaunlichsten Varianten. Im Blick auf Nachbarn und Freunde, Schriftsteller und Schauspieler, Romanfiguren und Filmhelden, Scarlet O'Hara und Rhett Butler, nicht zu vergessen: Romeo und Julia entwickelt sie eine ungewöhnliche Evolutionsgeschichte der Zweisamkeit. Und sie kommt, nicht zuletzt aus eigener Erfahrung, zu dem Schluss, dass es in jeder Hinsicht klüger, gesünder, freudvoller und lohnender ist, nicht zu heiraten. Ein Plädoyer also gegen die Ehe? Im Gegenteil. Felicitas von Lovenberg zeigt Wege aus der Hochzeitsfalle und beweist: Es gibt sie, die erfüllende Beziehung, in der unsere geheimsten Wünsche nach Geborgenheit sich aufs Schönste mit dem wilden Wunsch nach Freiheit vereinen.
Lese-Probe zu „Verliebe dich oft, verlobe dich selten, heirate nie? “
Don't marry, be happy?"Nachdem sie zahlreiche Romane über die Ehe gelesen hatte,
von einigen wissenschaftlichen Büchern ganz zu schweigen, wusste
sie nicht nur, wie unglücklich sie war, sondern auch, wie unglücklich
sie noch werden konnte."
Elizabeth Bowen, Die Fahrt in den Norden
Letzte Ausfahrt Ehehafen?
Alle Menschen sind klug - die einen vorher, die anderen nachher. Vor allem in einer Hinsicht sind sie es meistens nachher. Vorher denken sie, dass sie ganz gewiss verschont bleiben, dass die Statistik des Scheiterns niemals von ihrem Fall gefüttert wird. Also tun sie es!
Geschwister, Freunde und Kollegen, Nachbarn, Kronprinzen und Fußballer. Arme wie Reiche, Junge und Alte. Picasso, Hemingway und Gerhard Schröder haben es gleich mehrfach getan, Claudia Schiffer hat es getan und selbst Hugh Grant, Robbie Williams und Prinz William werden es wohl eines Tages noch tun. Die eigenen Eltern haben es in der Regel getan. Man selbst tut es meistens auch irgendwann. Die Reue kommt später. Obwohl doch eigentlich schon jedes Kind es besser wissen könnte: Verliebe dich oft, verlobe dich selten, heirate nie!
Um es gleich zu sagen: Ich habe mich nicht an diesen Ratschlag gehalten. Und wie fast alle Menschen, die heiraten, war auch ich eine Überzeugungstäterin. Bis es dann im statistisch fatalen vierten Jahr gehörig schief ging. Gerade dreißig, lebte ich in Scheidung, wiederum aus Überzeugung. Und begann, mir über die Liebe und die Ehe Gedanken zu machen und darüber, warum beides auf Dauer für die meisten Menschen so schwer unter einen Hut zu bringen ist - und weshalb wir dennoch von dem Konzept nicht loskommen. Wer immer beschlossen hat, zu dem zarten, empfindlichen und kapriziösen Gefühl der Liebe müsse zwangsläufig Heirat, Leidenschaft und Ewigkeit gehören (und über diese Entwicklung und ihre Notwendigkeit wird noch zu reden sein), hat der Menschheit keinen Gefallen getan. Aber wie sollten wir denn nicht von der Ehe träumen? Literatur und Kino, Magazine
... mehr
und Fernsehserien stellen sie nach wie vor als das romantische Ziel schlechthin dar - obwohl sie sich vor ihrer Darstellung drücken. Beschrieben wird vor allem das Davor, nicht das Danach. Das strahlende Paar, das sich endlich gekriegt hat, wird dezent vor dem Traualtar verlassen.
Happy End? Man stelle sich diese ganzen selig lächelnden Händchenhalter nur einmal fünf Jahre später vor. Eine der wenigen Ehen, bei der die Liebe nicht flöten ging, war die von Romeo und Julia - weil diese beiden nicht mehr dazu kamen, sie im leidigen Alltag zu verschleißen.
Aber Warnungen sind gerade in der romantischen Domäne nicht willkommen. Wir hegen eine Idealvorstellung von der Liebe als einem totalen Gefühl - und tun uns mit der Verwirklichung schwerer denn je. Doch gerade weil es mit der Umsetzung dieser Phantasie so hapert, träumen wir weiterhin von ihrer Erfüllung. Eine Antwort auf diese maßlose, aberwitzige Sehnsucht ist die ständige Erfindung von immer neuen Verhaltensratschlägen, die jedoch nie eine kohärente Gebrauchsanweisung für die Liebe ergeben. Dass Männer anders sind und Frauen auch, haben wir zur Genüge erfahren. Und doch sind schon Adam und Eva irgendwie miteinander ausgekommen, ohne Ehering und trotz Schlange und Apfel, und die trieb- und zweckorientierten Sippschaften von der Eiszeit bis zum Mittelalter waren offenbar auch nicht ganz unglücklich. Über Jahrhunderte war die Ehe als ökonomisches und soziales Zweckbündnis fest etabliert. Doch dann brach mit der Literatur die Liebe über uns herein, und seither regiert das Chaos.
Es scheint mir an der Zeit, die Verstiegenheit der emotionalen Ansprüche nicht nur in Frage zu stellen, sondern sie, wo immer möglich, auch zu kurieren. Es gibt zahllose menschliche Verbindungen, die eigens dazu geschlossen scheinen, den anderen irre zu machen - und die spätestens, nachdem sie durch die Ehe gesellschaftlich sanktioniert sind, auch harmlose Zaungäste in Mitleidenschaft ziehen. Erstaunlicherweise werden in einer Zeit, die für ihr Sicherheitsstreben bekannt ist, die Gefahren, die mit der Hochzeit beginnen, lächelnd ignoriert. Dabei drohen die schlimmsten Entgleisungen nicht im Rotlichtmilieu, sondern in der Reihenhaussiedlung, im Einfamilienheim mit Vorgarten, in Hinterhofwohnungen und Etagenbehausungen. Glaubt man Kriminalstatistiken und Psychologen, ist die Ehe eine geradezu lebensbedrohliche Angelegenheit. Dennoch hat man vor die Zulassung zur Hochzeit noch immer keine Prüfung gesetzt, bietet keine Eherücktrittsversicherung an und lässt keine Fragebögen ausfüllen, anhand derer festgestellt wird, ob die Partner überhaupt zueinander passen.
Zugegeben: Es hat auch Vorteile, verheiratet zu sein. Verheiratete Männer leben angeblich länger und gesünder, die Ehe verschaffte schon manchem die notwendigen Sozialpunkte, um von der Kündigung verschont zu bleiben, der Ehering steht Dicken wie Dünnen, und die allgemeine Vorliebe für Possessivpronomen verleiht den Begriffen "mein Mann" und "meine Frau" den Klang süßer Musik. Man mag vielleicht ab und zu einsam sein zu zweit, aber jedenfalls ist man in Gesellschaft. Über die Vorzüge der Ehe ließe sich ein ganzes Buch schreiben - nicht dieses
Natürlich ist jede Ehe anders. Und auch wieder nicht. Wenn man sich aufmerksam umschaut, fallen unterschiedliche Typen auf. Da gibt es beispielsweise den Partner, der sein Glück, geliebt zu werden, gar nicht fassen kann, und den anderen argwöhnisch und eifersüchtig überwacht, ob er nicht doch ein Zeichen von Untreue findet. Jeder kennt den entzauberten Prinzen, der zum Rüpel wird, oder die Prinzessin, die sich plötzlich als Zicke entpuppt, sobald sie sich nach der Hochzeit sicher wähnt. Es gibt die smarte Schöne, die ihres Ehemanns, kaum dass sie ihn sich geangelt hat, überdrüssig ist, und den eingefleischten Junggesellen, der keinen Grund sieht, sein Single-Verhalten nach Verlassen des Standesamts zu ändern, getreu dem Motto: "Festhalten und weiter suchen!" Es gibt Eheleute, die wie siamesische Zwillinge auftreten, und solche, die anscheinend nur heiraten, damit sie sich dank der Hochzeitsvorbereitungen endlich einmal wieder etwas zu erzählen haben. Aber nicht nur die Beteiligten, auch ihre Partnerschaften unterliegen bestimmten Mustern. Ob Künstler oder Schauspieler, Schriftsteller oder Philosophen, geschichtliche Gestalten oder Romanfiguren: An ihren Ehen lässt sich die Macht des Begehrens, die Gewalt der Leidenschaft, die Hoffnung auf Vereinbarkeit des Feuers der Liebe mit dem Wasser des Alltags ablesen - spannender und lehrreicher als in der Illustrierten beim Frisör. Zwar entspricht der Weg zur Ehe noch immer dem traditionellen Muster: Verlieben, Verloben, Heirat, Kinder - Zusammensein, "bis dass der Tod euch scheidet".Aber in zwei von drei Fällen ist es nicht mehr der Tod, der Ehen scheidet, sondern der Alltag, eine andere Frau oder ein anderer Mann, der Beruf, Langeweile, der Traum von der Selbstverwirklichung, Eifersucht, Unzulänglichkeit oder schlicht unheilbare Inkompatibilität. Die Liebe ist der Versuch der Natur, den Verstand aus dem Weg zu räumen; die daraus nicht selten resultierende Ehe ist der Versuch des Menschen, zu zweit mit Problemen fertig zu werden, die man alleine nie gehabt hätte.
Sebastian Haffner befand, wer einmal geheiratet hätte, habe nur noch die Wahl, Schurke oder Trottel zu werden. Alle Beobachtungen des ungeheuren Ehealltags geben dem Historiker Recht. Die Taktiken und Strategien der Liebe, ob im Rausch der Verliebtheit, im Glück der Zweisamkeit, in den Qualen des Zweifels oder im Drama der Trennung, machen Ehepaare interessant. Und siehe da: Es lässt sich nicht nur eine tröstliche Wiederkehr des Immergleichen, sondern auch eine Weiterentwicklung des Paarverhaltens beobachten! Der Weg zur idealen Beziehung umfasst sieben Stadien. Manche Menschen machen im Laufe ihrer Lieben und ihres Lebens alle sieben durch, manche erleben nur zwei oder drei davon. Alle jedoch werden sich an der einen oder anderen Stelle wieder finden.
Zum Glück gehorcht die Liebe aber nicht den Gesetzen der Logik. Und so führt die Evolution der Ehe, die dieses Buch beschreibt, nicht linear vom dritten Kellergeschoss in den siebten Himmel, sondern sie ist ein Kreislauf, in dem sich jeder mal ganz oben und mal ganz unten befindet. Die gute Nachricht ist: Kein Stadium ist permanent. Und jedes lässt sich individuell zur idealen Beziehung ausbauen. Innerhalb dieser Evolution der Zweisamkeit ist die weit verbreitete Liebesheirat ganz unten anzusiedeln: Sie trägt das unwägbare Gefühl, auf das sie gründet, bereits im Titel. Doch was für Paare wie Romeo und Julia, Napoleon und Joséphine oder Ingrid Bergman und Roberto Rossellini gut genug war, taugt allemal noch als Vorbild: Längst ist die Liebesheirat nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel. Da Leidenschaft jedoch bekanntlich nie von langer Dauer ist, nimmt die Verbindung, falls sie nicht ohnehin zerbricht, rasch den klassischen Verlauf und mündet im ruhigeren Fahrwasser der konventionellen Ehe. Diese Eheform setzt auf die patriarchalische Arbeitsteilung. Die Frau bleibt zu Hause bei Kindern, Küche, Kühlschrank, der Mann zieht in die Welt hinaus und schafft das Geld heran. Wo Hausfrauen verzweifeln, ist das Frustrationspotential indes für beide Seiten hoch. Nicht jeder fühlt sich so sehr zum Dasein als bessere Hälfte berufen wie einst Denis Thatcher, der auf die Frage, wer in dieser Ehe eigentlich die Hosen anhabe, souverän antwortete: "Ich, und ich wasche und bügle sie auch." Und so scheitert auch die konventionelle Ehe gern und oft. Wenn man schon auf die Dauerhaftigkeit des Gefühls und die vermeintliche Sicherheit der konventionellen Ehe nicht bauen kann, dann vielleicht auf die pure Vernunft? Zweckbündnisse, geschlossen aus solider Liebe zur Macht oder zum Geld, für die Dynastie oder als Alibi, sind auch in unseren liebestollen Zeiten keineswegs so selten, wie man vermuten könnte. Sie bilden das dritte Stadium der Ehe-Evolution. Die relative Haltbarkeit solcher Vernunftehen beweist, dass das Gefühl dem Verstand durchaus folgen kann - solange dem beschaulichen Glück nicht Langeweile oder eine plötzliche Leidenschaft in die Quere kommen. Gemäß dem Motto "Neue Runde, neues Glück!" suchen denn auch viele unverdrossen mit einem neuen Partner die Erfüllung, die der alte nicht mehr bot. Und so bildet die Mehrfach-Ehe das vierte Stadium der Ehe-Evolution. Aber sind all jene, die zum zweiten, dritten oder vierten Mal heiraten, wirklich glücklicher als die idealistischen Anfänger? Haben sie aus Fehlern und Scheidungen gelernt, oder sind die Unterschiede zwischen Ehegatten doch so gering, dass man besser gleich beim ersten geblieben wäre?
In Zeiten, da die midlife crisis verstärkt als mid-wife crisis erlebt wird, kommen viele wie schon Alexandre Dumas senior zu dem Schluss, das Joch der Ehe sei so schwer, dass man nicht nur zwei Personen brauche, um es zu tragen, sondern drei. Die Ehe zu dritt, diese fortschrittliche und in vieler Hinsicht zeitgemäße Eheform, steht daher an fünfter Stelle der Evolution. Dass sich solche Ménages à trois trotz gewisser Vorteile für beide Gatten nur selten als haltbar erweisen, liegt vor allem daran, dass diese eigentlich ehrlichste Eheform meistens als Lüge gelebt wird - und so wird manch stabiler Ehe die verdeckte Affäre zum Verhängnis. Am Ende gehen oft alle drei Beteiligten getrennte Wege. Wer nach all dem Tumult einmal vom Liebeskarussell absteigt, ist in der Regel froh, einige Runden auszusetzen: Diese Solisten befinden sich im sechsten und vorletzten Stadium der Ehe-Evolution. Die zunehmenden Single-Raten sind ein wichtiges Indiz für die fortschreitende Liebesweisheit unserer Gesellschaft, denn es handelt sich dabei vor allem um Menschen, die lieber allein bleiben, als in einer Beziehung, die sie nicht erfüllt. Den Singles geht es nicht anders als allen anderen auch: Sie träumen von der idealen Beziehung - nur sind sie näher dran als jene, die sich noch auf einer niedrigeren Stufe der Ehe-Evolution abplagen. Doch beruhigenderweise steht die ideale Beziehung jedem offen, den Singles ebenso wie den leidenschaftlich oder auch schon abgekühlt Verheirateten, eine romantische Liebe wie zwischen Abaelard und Helo_se oder Katherine Hepburn und Spencer Tracy. Aber was macht eine ideale Beziehung aus? Das erfahren Sie im siebten Kapitel dieses Buches.
"Wenn nun jemand rechte Ursache anzeigen kann, warum sie nicht miteinander verbunden werden sollten, so spreche er jetzt oder schweige für immer." Warum folgt auf diesen Satz am Traualtar stets allgemeine Stille? Weshalb springen nicht gleich mehrere Freunde auf und erheben die Stimmen zum Protest? Dieses Buch will auf eigene Weise sprechen, laut und deutlich, um all diese stummen Momente zu füllen, um all die Ehen zu verhindern, die trotz besseren Wissens, aus Langeweile, Pragmatismus oder aus Konvention geschlossen werden wollen, und damit zahllose Liebesbeziehungen zu retten, bevor es zu spät ist. Es versteht sich als eine Einladung zum Spiel - mit Möglichkeiten, Bedürfnissen und Sehnsüchten. Ein Gedankenspiel, das als Phänomenologie um die Ehe kreist und von ihren erstaunlichen Varianten erzählt. Vor allem aber handelt es davon, warum es in jeder Hinsicht klüger, gesünder, freudvoller und lohnender ist, NICHT zu heiraten - und wie sich die romantische Zweisamkeit dennoch bewahren lässt. "Ich habe die Ehre, nicht um deine Hand anzuhalten", sang schon Georges Brassens. Ein Plädoyer also gegen die Ehe? Im Gegenteil. Vielmehr der gut begründete Vorschlag, alles miteinander zu tun - außer zu heiraten.
Denn wer sich traut, auf die Annehmlichkeiten der Ehe zu verzichten, wird reich belohnt. Die wahren Romantiker sind heute diejenigen, die auf Sicherheit, Steuervorteile und Ehevertrag pfeifen. Sie haben begriffen, dass Liebe eine Sisyphosarbeit ist, bei der es nicht genügt, den richtigen Menschen zu finden, denn man muss auch selbst der richtige Mensch sein. Es gilt,
sich guten Mutes auf eine lebenslange Anstrengung ohne Erfolgsgarantie und Haltbarkeitsversprechen einzustellen - mit phänomenalen Folgen für Leib und Seele. "Lieben belebt", versprach schon Goethe, der es wissen musste. Worauf warten wir noch?
Happy End? Man stelle sich diese ganzen selig lächelnden Händchenhalter nur einmal fünf Jahre später vor. Eine der wenigen Ehen, bei der die Liebe nicht flöten ging, war die von Romeo und Julia - weil diese beiden nicht mehr dazu kamen, sie im leidigen Alltag zu verschleißen.
Aber Warnungen sind gerade in der romantischen Domäne nicht willkommen. Wir hegen eine Idealvorstellung von der Liebe als einem totalen Gefühl - und tun uns mit der Verwirklichung schwerer denn je. Doch gerade weil es mit der Umsetzung dieser Phantasie so hapert, träumen wir weiterhin von ihrer Erfüllung. Eine Antwort auf diese maßlose, aberwitzige Sehnsucht ist die ständige Erfindung von immer neuen Verhaltensratschlägen, die jedoch nie eine kohärente Gebrauchsanweisung für die Liebe ergeben. Dass Männer anders sind und Frauen auch, haben wir zur Genüge erfahren. Und doch sind schon Adam und Eva irgendwie miteinander ausgekommen, ohne Ehering und trotz Schlange und Apfel, und die trieb- und zweckorientierten Sippschaften von der Eiszeit bis zum Mittelalter waren offenbar auch nicht ganz unglücklich. Über Jahrhunderte war die Ehe als ökonomisches und soziales Zweckbündnis fest etabliert. Doch dann brach mit der Literatur die Liebe über uns herein, und seither regiert das Chaos.
Es scheint mir an der Zeit, die Verstiegenheit der emotionalen Ansprüche nicht nur in Frage zu stellen, sondern sie, wo immer möglich, auch zu kurieren. Es gibt zahllose menschliche Verbindungen, die eigens dazu geschlossen scheinen, den anderen irre zu machen - und die spätestens, nachdem sie durch die Ehe gesellschaftlich sanktioniert sind, auch harmlose Zaungäste in Mitleidenschaft ziehen. Erstaunlicherweise werden in einer Zeit, die für ihr Sicherheitsstreben bekannt ist, die Gefahren, die mit der Hochzeit beginnen, lächelnd ignoriert. Dabei drohen die schlimmsten Entgleisungen nicht im Rotlichtmilieu, sondern in der Reihenhaussiedlung, im Einfamilienheim mit Vorgarten, in Hinterhofwohnungen und Etagenbehausungen. Glaubt man Kriminalstatistiken und Psychologen, ist die Ehe eine geradezu lebensbedrohliche Angelegenheit. Dennoch hat man vor die Zulassung zur Hochzeit noch immer keine Prüfung gesetzt, bietet keine Eherücktrittsversicherung an und lässt keine Fragebögen ausfüllen, anhand derer festgestellt wird, ob die Partner überhaupt zueinander passen.
Zugegeben: Es hat auch Vorteile, verheiratet zu sein. Verheiratete Männer leben angeblich länger und gesünder, die Ehe verschaffte schon manchem die notwendigen Sozialpunkte, um von der Kündigung verschont zu bleiben, der Ehering steht Dicken wie Dünnen, und die allgemeine Vorliebe für Possessivpronomen verleiht den Begriffen "mein Mann" und "meine Frau" den Klang süßer Musik. Man mag vielleicht ab und zu einsam sein zu zweit, aber jedenfalls ist man in Gesellschaft. Über die Vorzüge der Ehe ließe sich ein ganzes Buch schreiben - nicht dieses
Natürlich ist jede Ehe anders. Und auch wieder nicht. Wenn man sich aufmerksam umschaut, fallen unterschiedliche Typen auf. Da gibt es beispielsweise den Partner, der sein Glück, geliebt zu werden, gar nicht fassen kann, und den anderen argwöhnisch und eifersüchtig überwacht, ob er nicht doch ein Zeichen von Untreue findet. Jeder kennt den entzauberten Prinzen, der zum Rüpel wird, oder die Prinzessin, die sich plötzlich als Zicke entpuppt, sobald sie sich nach der Hochzeit sicher wähnt. Es gibt die smarte Schöne, die ihres Ehemanns, kaum dass sie ihn sich geangelt hat, überdrüssig ist, und den eingefleischten Junggesellen, der keinen Grund sieht, sein Single-Verhalten nach Verlassen des Standesamts zu ändern, getreu dem Motto: "Festhalten und weiter suchen!" Es gibt Eheleute, die wie siamesische Zwillinge auftreten, und solche, die anscheinend nur heiraten, damit sie sich dank der Hochzeitsvorbereitungen endlich einmal wieder etwas zu erzählen haben. Aber nicht nur die Beteiligten, auch ihre Partnerschaften unterliegen bestimmten Mustern. Ob Künstler oder Schauspieler, Schriftsteller oder Philosophen, geschichtliche Gestalten oder Romanfiguren: An ihren Ehen lässt sich die Macht des Begehrens, die Gewalt der Leidenschaft, die Hoffnung auf Vereinbarkeit des Feuers der Liebe mit dem Wasser des Alltags ablesen - spannender und lehrreicher als in der Illustrierten beim Frisör. Zwar entspricht der Weg zur Ehe noch immer dem traditionellen Muster: Verlieben, Verloben, Heirat, Kinder - Zusammensein, "bis dass der Tod euch scheidet".Aber in zwei von drei Fällen ist es nicht mehr der Tod, der Ehen scheidet, sondern der Alltag, eine andere Frau oder ein anderer Mann, der Beruf, Langeweile, der Traum von der Selbstverwirklichung, Eifersucht, Unzulänglichkeit oder schlicht unheilbare Inkompatibilität. Die Liebe ist der Versuch der Natur, den Verstand aus dem Weg zu räumen; die daraus nicht selten resultierende Ehe ist der Versuch des Menschen, zu zweit mit Problemen fertig zu werden, die man alleine nie gehabt hätte.
Sebastian Haffner befand, wer einmal geheiratet hätte, habe nur noch die Wahl, Schurke oder Trottel zu werden. Alle Beobachtungen des ungeheuren Ehealltags geben dem Historiker Recht. Die Taktiken und Strategien der Liebe, ob im Rausch der Verliebtheit, im Glück der Zweisamkeit, in den Qualen des Zweifels oder im Drama der Trennung, machen Ehepaare interessant. Und siehe da: Es lässt sich nicht nur eine tröstliche Wiederkehr des Immergleichen, sondern auch eine Weiterentwicklung des Paarverhaltens beobachten! Der Weg zur idealen Beziehung umfasst sieben Stadien. Manche Menschen machen im Laufe ihrer Lieben und ihres Lebens alle sieben durch, manche erleben nur zwei oder drei davon. Alle jedoch werden sich an der einen oder anderen Stelle wieder finden.
Zum Glück gehorcht die Liebe aber nicht den Gesetzen der Logik. Und so führt die Evolution der Ehe, die dieses Buch beschreibt, nicht linear vom dritten Kellergeschoss in den siebten Himmel, sondern sie ist ein Kreislauf, in dem sich jeder mal ganz oben und mal ganz unten befindet. Die gute Nachricht ist: Kein Stadium ist permanent. Und jedes lässt sich individuell zur idealen Beziehung ausbauen. Innerhalb dieser Evolution der Zweisamkeit ist die weit verbreitete Liebesheirat ganz unten anzusiedeln: Sie trägt das unwägbare Gefühl, auf das sie gründet, bereits im Titel. Doch was für Paare wie Romeo und Julia, Napoleon und Joséphine oder Ingrid Bergman und Roberto Rossellini gut genug war, taugt allemal noch als Vorbild: Längst ist die Liebesheirat nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel. Da Leidenschaft jedoch bekanntlich nie von langer Dauer ist, nimmt die Verbindung, falls sie nicht ohnehin zerbricht, rasch den klassischen Verlauf und mündet im ruhigeren Fahrwasser der konventionellen Ehe. Diese Eheform setzt auf die patriarchalische Arbeitsteilung. Die Frau bleibt zu Hause bei Kindern, Küche, Kühlschrank, der Mann zieht in die Welt hinaus und schafft das Geld heran. Wo Hausfrauen verzweifeln, ist das Frustrationspotential indes für beide Seiten hoch. Nicht jeder fühlt sich so sehr zum Dasein als bessere Hälfte berufen wie einst Denis Thatcher, der auf die Frage, wer in dieser Ehe eigentlich die Hosen anhabe, souverän antwortete: "Ich, und ich wasche und bügle sie auch." Und so scheitert auch die konventionelle Ehe gern und oft. Wenn man schon auf die Dauerhaftigkeit des Gefühls und die vermeintliche Sicherheit der konventionellen Ehe nicht bauen kann, dann vielleicht auf die pure Vernunft? Zweckbündnisse, geschlossen aus solider Liebe zur Macht oder zum Geld, für die Dynastie oder als Alibi, sind auch in unseren liebestollen Zeiten keineswegs so selten, wie man vermuten könnte. Sie bilden das dritte Stadium der Ehe-Evolution. Die relative Haltbarkeit solcher Vernunftehen beweist, dass das Gefühl dem Verstand durchaus folgen kann - solange dem beschaulichen Glück nicht Langeweile oder eine plötzliche Leidenschaft in die Quere kommen. Gemäß dem Motto "Neue Runde, neues Glück!" suchen denn auch viele unverdrossen mit einem neuen Partner die Erfüllung, die der alte nicht mehr bot. Und so bildet die Mehrfach-Ehe das vierte Stadium der Ehe-Evolution. Aber sind all jene, die zum zweiten, dritten oder vierten Mal heiraten, wirklich glücklicher als die idealistischen Anfänger? Haben sie aus Fehlern und Scheidungen gelernt, oder sind die Unterschiede zwischen Ehegatten doch so gering, dass man besser gleich beim ersten geblieben wäre?
In Zeiten, da die midlife crisis verstärkt als mid-wife crisis erlebt wird, kommen viele wie schon Alexandre Dumas senior zu dem Schluss, das Joch der Ehe sei so schwer, dass man nicht nur zwei Personen brauche, um es zu tragen, sondern drei. Die Ehe zu dritt, diese fortschrittliche und in vieler Hinsicht zeitgemäße Eheform, steht daher an fünfter Stelle der Evolution. Dass sich solche Ménages à trois trotz gewisser Vorteile für beide Gatten nur selten als haltbar erweisen, liegt vor allem daran, dass diese eigentlich ehrlichste Eheform meistens als Lüge gelebt wird - und so wird manch stabiler Ehe die verdeckte Affäre zum Verhängnis. Am Ende gehen oft alle drei Beteiligten getrennte Wege. Wer nach all dem Tumult einmal vom Liebeskarussell absteigt, ist in der Regel froh, einige Runden auszusetzen: Diese Solisten befinden sich im sechsten und vorletzten Stadium der Ehe-Evolution. Die zunehmenden Single-Raten sind ein wichtiges Indiz für die fortschreitende Liebesweisheit unserer Gesellschaft, denn es handelt sich dabei vor allem um Menschen, die lieber allein bleiben, als in einer Beziehung, die sie nicht erfüllt. Den Singles geht es nicht anders als allen anderen auch: Sie träumen von der idealen Beziehung - nur sind sie näher dran als jene, die sich noch auf einer niedrigeren Stufe der Ehe-Evolution abplagen. Doch beruhigenderweise steht die ideale Beziehung jedem offen, den Singles ebenso wie den leidenschaftlich oder auch schon abgekühlt Verheirateten, eine romantische Liebe wie zwischen Abaelard und Helo_se oder Katherine Hepburn und Spencer Tracy. Aber was macht eine ideale Beziehung aus? Das erfahren Sie im siebten Kapitel dieses Buches.
"Wenn nun jemand rechte Ursache anzeigen kann, warum sie nicht miteinander verbunden werden sollten, so spreche er jetzt oder schweige für immer." Warum folgt auf diesen Satz am Traualtar stets allgemeine Stille? Weshalb springen nicht gleich mehrere Freunde auf und erheben die Stimmen zum Protest? Dieses Buch will auf eigene Weise sprechen, laut und deutlich, um all diese stummen Momente zu füllen, um all die Ehen zu verhindern, die trotz besseren Wissens, aus Langeweile, Pragmatismus oder aus Konvention geschlossen werden wollen, und damit zahllose Liebesbeziehungen zu retten, bevor es zu spät ist. Es versteht sich als eine Einladung zum Spiel - mit Möglichkeiten, Bedürfnissen und Sehnsüchten. Ein Gedankenspiel, das als Phänomenologie um die Ehe kreist und von ihren erstaunlichen Varianten erzählt. Vor allem aber handelt es davon, warum es in jeder Hinsicht klüger, gesünder, freudvoller und lohnender ist, NICHT zu heiraten - und wie sich die romantische Zweisamkeit dennoch bewahren lässt. "Ich habe die Ehre, nicht um deine Hand anzuhalten", sang schon Georges Brassens. Ein Plädoyer also gegen die Ehe? Im Gegenteil. Vielmehr der gut begründete Vorschlag, alles miteinander zu tun - außer zu heiraten.
Denn wer sich traut, auf die Annehmlichkeiten der Ehe zu verzichten, wird reich belohnt. Die wahren Romantiker sind heute diejenigen, die auf Sicherheit, Steuervorteile und Ehevertrag pfeifen. Sie haben begriffen, dass Liebe eine Sisyphosarbeit ist, bei der es nicht genügt, den richtigen Menschen zu finden, denn man muss auch selbst der richtige Mensch sein. Es gilt,
sich guten Mutes auf eine lebenslange Anstrengung ohne Erfolgsgarantie und Haltbarkeitsversprechen einzustellen - mit phänomenalen Folgen für Leib und Seele. "Lieben belebt", versprach schon Goethe, der es wissen musste. Worauf warten wir noch?
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Autoren-Porträt von Felicitas Von Lovenberg
Felicitas von Lovenberg, geboren 1974 in Münster/Westfalen, Literaturkritikerin und Journalistin, studierte Neuere Geschichte in Bristol und Oxford. Sie arbeitet seit 1998 als Redakteurin im Feuilleton der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", seit 2008 als Leiterin des Ressorts Literatur und Literarisches Leben. Im SWR-Fernsehen moderiert sie zudem regelmäßig die Sendung "Literatur im Foyer". Seit 2012 ist Felicitas von Lovenberg Mitglied im Stiftungsrat für den Friedenspreis. Ihre Arbeit hat das Börsenblatt 2003 mit dem Alfred-Kerr-Preis für Literaturkritik gewürdigt. 2011 ist sie mit dem Hildegard-von-Bingen-Preis für Publizistik, 2013 mit dem Julius-Campe-Preis ausgezeichnet worden.
Bibliographische Angaben
- Autor: Felicitas Von Lovenberg
- 2005, 303 Seiten, Maße: 13 x 21 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: DROEMER KNAUR
- ISBN-10: 3426273683
- ISBN-13: 9783426273685
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