Verschlungene Wege
Reece Gilmore ist auf der Flucht: vor schlimmen Erinnerungen und vor sich selbst. Erst in einem kleinen Ort in Wyoming kommt sie endlich zur Ruhe. Hier lernt sie auch den einfühlsamen Schriftsteller Brody kennen, dem sie sich anvertrauen kann. Doch...
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Reece Gilmore ist auf der Flucht: vor schlimmen Erinnerungen und vor sich selbst. Erst in einem kleinen Ort in Wyoming kommt sie endlich zur Ruhe. Hier lernt sie auch den einfühlsamen Schriftsteller Brody kennen, dem sie sich anvertrauen kann. Doch dann wird sie zufällig Zeugin eines Mordes, und ihre Vergangenheit holt sie wieder ein.
"Eine Autorin, die auf höchstem Niveau unterhalten kann."
US Today
"Ihre Geschichten haben viele Millionen Leserinnen zum Träumen verführt."
Entertainment Weekly
Verschlungene Wege von Nora Roberts
LESEPROBE
ReeceGilmore fuhr mit ihrem qualmenden, überhitzten Chevy Cavalierdurch das bergige Gelände von Angel s Fist. Sie besaß noch hundertdreiundvierzig Dollar und einpaar Zerquetschte. Das dürfte gerade noch reichen, um den Wagen reparieren zu lassenund ihn und sich mit neuer Energie zu versorgen. Wenn sie Glück hatte und derChevy nicht ernsthaft kaputt war, blieb ihr gerade noch genügend Geld übrig, umsich ein Zimmer zu nehmen.
Aber dannwäre sie auf jeden Fall pleite.
Sie nahmden Dampf, der unter der Motorhaube hervorqualmte, als Zeichen, dass es höchsteZeit war, ihre Reise zu unterbrechen und sich einen Job zu suchen.
Was soll s,kein Problem, redete sie sich ein. Der kleine Ort in Wyoming, der sich an daskalte, blaue Gewässer eines Sees schmiegte, war so gut wie jeder andere.Vielleicht sogar besser. Er engte sie nicht ein mit seinem endlosen Himmel, inden die schneebedeckten Gipfel der Tetonshineinragten wie kühl-distanzierte Götter.
Sie war vorTagesanbruch losgefahren und seit mehreren Stunden schon hatte sie sich bereitsziellos durch die Anselm- Adams-Postkartenlandschaft geschlängelt. Sie hatte Coy passiert, war durch Duboisgefahren - und obwohl sie mit dem Gedanken gespielt hatte, einen Abstecher nachJackson Hole zu machen, war sie nach Süden abgebogen.
Irgendetwasmusste sie ausgerechnet hier hingeführt haben. Während der letzten acht Monatehatte sie sich vorwiegend von Schildern und ihrem Instinkt leiten lassen. VorsichtKurve, Rutschgefahr bei Nässe. Nett, dass sich jemand die Mühe machte,solche Warnschilder aufzustellen.
Wenn dasSonnenlicht auf eine bestimmte Weise auf eine Nebenstraße schien oder eineWetterfahne nach Süden zeigte, interpretierte sie das ebenfalls als Hinweis.
Gefiel ihrdas Sonnenlicht oder die Wetterfahne, fuhr sie in die entsprechende Richtung,bis sie einen Ort fand, der zu diesem Zeitpunkt gerade richtig erschien. Dortblieb sie ein paar Wochen oder, wie in South Dakota, einige Monate. Sie suchte sichirgendeinen Job, sah sich die Gegend an und zog weiter, sobald sie Hinweiseoder ihr Instinkt veranlassten, eine neue Richtung einzuschlagen.
DieseLebensweise gab ihr ein Gefühl von Freiheit und führte dazu, dass die Angst,die zu ihrem ständigen Begleiter geworden war, ein wenig nachließ, was deutlichhäufiger der Fall war. Die letzten Monate, in denen sie ganz auf sich selbst gestelltwar, hatten ihr mehr geholfen als ein geschlagenes Jahr Therapie.
Doch wennsie ehrlich war, hatte ihr die Therapie überhaupt erst dazu verholfen, wieder mitsich klarzukommen. Und zwar Tag für Tag aufs Neue, Nacht für Nacht. Und dievielen Stunden, die dazwischenlagen.
Und hier,in der geballten Faust von Angel s Fist, wartete ein weiterer Neuanfang auf sie.
Zumindestkonnte sie hier ein paar Tage den See und die Berge genießen und genügend Geldverdienen, um ihre Weiterfahrt zu sichern. Ein Ort wie dieser, der lautOrtsschild sechshundertzweiunddreißig Einwohner hatte, lebte sicherlichhauptsächlich vom Tourismus, von der schönen Landschaft und dem nahegelegenen Nationalpark.
Ein Hotelgab es hier bestimmt, wahrscheinlich noch ein paar Bed& Breakfasts und unter Umständen eineFerienranch im näheren Umkreis. Es könnte Spaß machen, auf einer Ferienranch zuarbeiten. Dort wurde immer jemand für Botengänge, Aufräum- und Putzarbeitengebraucht - vor allem jetzt, wo das Frühlingstauwetter den Winter endlich zuvertreiben schien. Doch da ihr Wagen mittlerweile noch heftigere, verzweifelte Rauchsignalevon sich gab, brauchte sie zuallererst einmal einen Automechaniker.
Sietuckerte die Straße entlang, die sich wie ein Band um den lang gestreckten,breiten See wand. Im Schatten bildeten Schneereste schmutzig weiße Pfützen. DieBäume hatten immer noch keine Blätter, aber es waren bereits einige Boote aufdem Wasser. Sie konnte ein paar Männer mit Windjacken und Baseballkappen ineinem weißen Kanu erkennen, die durch die sich im Wasser spiegelnden Bergepaddelten. Das Bild war so klar, dass sie hochblickte und beinahe erwartete, dasssich auch das Kanu in den Bergen spiegelte.
Auf deranderen Seite des Sees konnte sie das Ortszentrum ausmachen: ein Souvenirladen,eine kleine Galerie. Sie erkannte eine Bank und eine Post. Das Büro desSheriffs.
Sie verließden See und brachte ihren ächzenden Wagen vor einer Art großen Scheune zumStehen, in der ein Gemischtwarenladen untergebracht war. Davor saßen ein paarMänner in Flanellhemden auf wetterfesten Stühlen, von denen man eine schöneAussicht auf den See hatte.
Sie nicktenihr zu, als sie den Motor abstellte und ausstieg. Der am weitesten rechts saß,tippte sich an den Schirm seiner blauen Baseballkappe, auf der der Name desLadens stand: Mac s Mercantileand Grocery.
»Sieht ganzso aus, als hätten Sie Schwierigkeiten, Lady.« »Undob. Wissen Sie, wer mir da weiterhelfen kann?«
Der Mannstemmte die Hände auf die Oberschenkel und erhob sich von seinem Stuhl. Er warkräftig gebaut, hatte braune Augen und freundliche Lachfältchen in seinemverwitterten Gesicht. Er sprach langsam und gedehnt.
»Warumöffnen wir nicht einfach die Motorhaube und sehen mal nach?«
»Das wärenett.« Nachdem sie den Hebel gedrückt hatte, klappteer die Motorhaube hoch und trat wegen des Qualms gleich einen Schritt zurück.Irgendwie fand Reece das Ganze eher peinlich alsbeängstigend. »Das hat vor ungefähr zehn Kilometern angefangen. Ich hab nichtgenau darauf geachtet, weil ich nur Augen für die Landschaft hatte.«
»Wundertmich nicht. Wollen Sie in den Nationalpark?«
»Das hatteich ursprünglich vor. Oder so was in der Art.«
Aber sicherwar sie sich da nicht. Im Grunde war sie sich bei nichts wirklich sicher,dachte sie. Sie versuchte sich wieder auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren,anstatt in Gedanken zurück- oder vorauszueilen. »Aber ich fürchte, mein Wagen hatteandere Pläne.«
Sein Freundtrat neben ihn, und die beiden Männer sahen unter die Motorhaube, wie das nurMänner können. Mit wissendem Blick und gerunzelter Stirn. Sie tat es ihnengleich, auch wenn ihr klar war, wie lächerlich das wirken musste. Eine Frau,die einen Blick unter die Motorhaube wirft, ist wie ein Wesen von einem anderenPlaneten.
»DerKühlerschlauch ist kaputt«, sagte er. »Den werden Sie wohl ersetzen müssen.«
Das klangzum Glück recht harmlos, nach keiner teuren Reparatur.
»Gibt eshier irgendwo eine Werkstatt, die das für mich erledigen kann?«
»Lynt wird Ihnen das reparieren. Wenn Sie mögen, ruf ich schnelldort für Sie an.«
»Sie sindmeine Rettung.« Sie schenkte ihm ein Lächeln und gabihm die Hand - was ihr bei Fremden noch am leichtesten fiel. »Ich bin Reece, Reece Gilmore.«
»Mac Drubber. Und das hier ist Carl Sampson.«
»Siestammen von der Ostküste, stimmt s?«,fragte Carl. Er sah aus wie ein gut erhaltener Mittfünfziger und hatte eine Spurindianisches Blut in sich.
»Ja. Ausder Nähe von Boston. Vielen Dank für Ihre Hilfe.« »Ist doch nur ein Anruf«,sagte Mac. »Sie können sich hier aufwärmen oder einen Spaziergang machen. Eskann eine Weile dauern, bis Lynt auftaucht.«
»Ich würdegern einen kurzen Spaziergang machen, wenn Sie nichts dagegen haben. Vielleichtwissen Sie ja eine nette Unterkunft für mich. Nichts Besonderes.«
»Weiterunten liegt das Lakeview Hotel. Das Teton House auf der anderen Seite des Sees ist gemütlicher.Mehr so was wie ein Bed & Breakfast. Und dann gibt es noch Ferienhäuser am Seeoder außerhalb des Orts, die man wochen- oder monatsweise mieten kann.«
Sie dachtenicht mehr in Monaten. Ein Tag, das war schon Herausforderung genug. Undgemütlich klang ihr zu privat. »Vielleicht schau ich mir mal das Hotel an.«
»Das istein ganz schönes Stück zu Fuß. Ich könnte Sie fahren.«
»Ich saßschon den ganzen Tag im Auto. Ein Spaziergang wird mir gut tun. Trotzdem -vielen Dank, Mr. Drubber.«
»Ganz wieSie wollen.« Er blieb noch eine Weile stehen, während sieden Bürgersteig entlanglief. »Ein hübsches Ding«, bemerkte er.
»An der istdoch nichts dran.« Carl schüttelte den Kopf. »Heutzutagehungern sich die Frauen alle Kurven weg.«
Sie hattesich nicht heruntergehungert, sondern versuchte im Gegenteil zuzunehmen, wassie während der letzten Jahre abgenommen hatte. Sie war einmal fit und schlankgewesen, danach einfach nur dürr. Jetzt konnte man sie immerhin als so was wieschlaksig bezeichnen. Zu viele Ecken und Kanten, zu viele Knochen. Wenn siesich auszog, kam ihr ihr Körper jedes Mal fremd vor.
Sie selbsthielt sich nicht für ein hübsches Ding. Nicht mehr.
Früherhatte sie sich durchaus für hübsch gehalten - für schick und sexy, wenn sie esdarauf anlegte. Aber jetzt war ihr Gesicht viel zu hart und hohlwangig. Dieschlaflosen Nächte wurden weniger, aber wenn sie zurückkehrten, hinterließen sietiefe Augenringe und verliehen ihr einen fahlen, grauen Teint.
Sie wollteendlich wieder sie selbst sein. ( )
© DianaVerlag
Übersetzung:Christiane Burkhardt
Nora Roberts ist die derzeit wahrscheinlich erfolgreichste Liebesroman-Autorin – weltweit. Geboren wurde sie als jüngste von fünf Kindern in Silver Spring Maryland und besuchte zeitweise eine katholische Schule. Sie heiratete früh und arbeitete – nach eigenen Angaben eher erfolglos – einige Zeit als Sekretärin. Nach der Geburt ihrer zwei Söhne wurde sie Hausfrau. Der Legende nach brachte sie ein Schneesturm zum Schreiben: Sie war mit ihren Söhnen eingeschlossen, die Schokoladenvorräte gingen zu Ende und sie erfand, damit es nicht langweilig würde, kleine Geschichten, die sie später aufschrieb. Zwei Jahre später, 1981, erschien ihr erster Buch. Seitdem ging es steil bergauf. Roberts schrieb dutzende Liebesromane, die sich weltweit millionenfach verkaufen. Auf die Frage, weshalb sie gerade Beziehungsromane schreibe, sagt sie: „Für mich sind Beziehungen, Emotionen und der Sturm der Gefühle, wenn man sich verliebt, einfach faszinierend.“ Etwas pragmatischer meinte sie bei anderer Gelegenheit, dass sie immer Männer um sich herum hatte: die vier älteren Brüder, Ehemann, zwei Söhne. Sie hatte also nur die Wahl: versuchen, sie zu verstehen oder durchdrehen...
Inzwischen lebt Nora Roberts mit ihrem zweiten Mann auf einem malerischen Hügel im Westen von Maryland. Ihr Mann ist Tischler und sollte ursprünglich Bücherregale im Haus einbauen. „Er kam und ging einfach nicht mehr“, wie Nora Roberts es beschreibt. Er hat dafür gesorgt, dass das Haus nun auch ein drittes Geschoss und ein eigenes Schwimmbad hat.
Nora Roberts arbeitet 6-8 Stunden täglich an ihren Büchern, steht in E-Mail-Kontakt mit den vielen Fans und entspannt abends am liebsten mit einem guten Buch oder vor dem Fernseher. Manchmal bleibt ihr sogar etwas Zeit für den großen
Interview mit Nora Roberts
Sie sindsozusagen die Königin des Liebesromans. Bislang haben Sie mehr als 100 Romanegeschrieben, die in einer Auflage von mehr als 100 Millionen Exemplarenerschienen sind. Woher nehmen Sie die Inspiration für Ihre Bücher?
Wenn ich beginne, ein Buchzu schreiben, habe ich eine Grundidee im Kopf. Dann recherchiere ich, wasnotwendig ist, setze mich hin und lege los. Freilich muss ich auch während derArbeit an einem Buch immer wieder mal in die Recherche einsteigen.
Das ist es eigentlich. Ichglaube nicht daran, dass man auf eine Inspiration warten muss. Es ist einfachein Teil meiner Arbeit, mich hinzusetzen und mir zu überlegen, was ich dennschreiben möchte. Ah, eine Sache ist noch wichtig: Ich sorge dafür, dass immergenug Diät-Soda im Haus ist, außerdem Brezeln und irgendetwas Salziges. UndSchokolade.
Wie sieht eintypischer Arbeitstag im Leben von Nora Roberts aus?
Fürjeden, der sich mit dem Geschäft des Schreibens nicht auskennt, würde erunglaublich langweilig wirken. Ich sitze den ganzen Tag an der Tastatur. Aneinem perfekten Tag stehe ich auf und mache zunächst etwa 40 Minuten Sport -denn für den Rest des Tages sitze ich dann auf meinem Hintern. Ich betrete meinBüro etwa um 9 Uhr und arbeite dann sechs bis acht Stunden. Ich schreibe, rufemeine E-Mails ab, schreibe wieder. Nach dem Abendessen mache ich entwederFeierabend oder gehe zurück ins Büro und arbeite noch etwas weiter.
Das Buch ist eine Mischung aus Spannungsroman und Romanze. Er spielt ineiner Kleinstadt im Schatten der Teton Mountains in Wyoming. Reece Gilmore ist die einzigeÜberlebende eines brutalen Anschlags in Boston. Sie versucht irgendwie, sichvon einem Tag zum nächsten Tag zu hangeln, von einem Ort zum anderen, bis sieschließlich in Angel's Fist landet. Dort nimmt sie einen Job als Köchin ineinem kleinen Schnellrestaurant an. Für einen Meisterkoch wäre das wohl einAbstieg, aber für Reece bedeutet der Job einen großen Schritt nach vorne aufihrem Lebensweg. Bis sie eines Tages Zeugin eines Mordes wird...
Aber ist siedas wirklich? Es gibt keine Beweise für ihre Behauptung und keine Leiche. Undda sie ohnehin als merkwürdig und schreckhaft gilt: Warum sollte man ihr auchglauben? Der einzige Mensch, der dies zu tun scheint, ist der nervöseEinzelgänger, dem sie schließlich ihr Leben und - Sie ahnten es - ihr Herzanvertraut.
Sie leben inMaryland, USA. Ihr Mann betreibt dort einen Buchladen, in dem es sicher auchviele Bücher von Ihnen zu kaufen gibt. Stehen Sie auch manchmal selbst an derKasse und verkaufen Ihre Bücher?
Nein, den Buchverkaufüberlasse ich Bruce und seinen wunderbaren Kollegen, zu denen auch unsereSchwiegertochter gehört. Im Laden finden mehrmals im Jahr Signierstunden statt- die allen immer eine Menge Spaß machen!
Die Fragen stellten Mathias Voigt und Eva Hepper,Literaturtest.
- Autor: Nora Roberts
- 2006, 1, 607 Seiten, Maße: 14,5 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Diana
- ISBN-10: 3453290283
- ISBN-13: 9783453290280
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