Warten, hoffen und endlich fahren
Auto und Sozialismus in der Sowjetunion, in Rumänien und der DDR (1956-1989/91). Dissertationsschrift
Beiträge zur Historischen Verkehrsforschung des Deutschen Museums
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Produktinformationen zu „Warten, hoffen und endlich fahren “
Beiträge zur Historischen Verkehrsforschung des Deutschen Museums
Klappentext zu „Warten, hoffen und endlich fahren “
Das Auto spielte im Staatssozialismus in der Sowjetunion, in Rumänien und in der DDR eine wichtige Rolle. Es half unter der rigiden Ostpolitik bei der Bewältigung des Alltags und vermittelte seinen Besitzern die Illusion von Freiheit. Anschaulich demonstriert die Autorin, dass das Auto in der Zeit zwischen Stalins Tod und dem Fall der Berliner Mauer ein Knotenpunkt von Wirtschaft, Lebensgestaltung und politischer Legitimation war.
Großformatiges Paperback. Klappenbroschur
Lese-Probe zu „Warten, hoffen und endlich fahren “
EinleitungKein weiterer Gegenstand löste mehr Faszination aus als das Automobil. Zu Recht wurde das 20. Jahrhundert als das Jahrhundert des Autos (the century of the car) oder als das automobile Zeitalter (the automobile age) bezeichnet. Im Automobil wurde der Traum der Moderne, der Überwindung von Raum und Zeit, des technischen und sozialen Fortschrittes geträumt. Es verwandelte nachhaltig unsere Landschaften, als ein komplexes Netz von Straßen, Autobahnen und Tankstellen gebaut wurde, um einen möglichst ungestörten Verkehrsfluss zu gewährleisten. Mehr als eine Milliarde Autos wurde in den letzten 100 Jahren hergestellt. Der Pkw begleitete seine Besitzer durchs ganze Leben, erste Kindheitserinnerungen, wilde Jugenderlebnisse, sexuelle Erfahrungen, Gehaltserhöhungen oder Familienfeiern werden häufig mit dem Auto in Verbindung gebracht. Von seiner Anziehungskraft ließen sich nicht nur einfache Verbraucher, sondern auch Ingenieure, Stadtplaner, Architekten, Geschäftsmänner und nicht zuletzt Politiker bezaubern. Unzählige Ressourcen und eine enorme Arbeitskraft wurden eingesetzt, um den globalen Siegeszug des Automobils in unseren Gesellschaften voranzubringen. Aber von Anfang an gab es Widerstand gegen seine Ausbreitung. Sein schädlicher Einfluss auf die Umwelt mobilisierte Generationen von Umweltaktivisten, die eine Einschränkung der Motorisierung anstrebten; Anstrengungen, die bis heute anhalten. Und schließlich, obwohl Soziologen sich schon eine Zeit nach dem Auto vorstellen, bleibt dieses außergewöhnliche Artefakt, mit seinen Vorteilen wie mit seinen Nachteilen, weiterhin ein wichtiger Referenzpunkt für unsere Gesellschaften.
Der Beitrag der sozialistischen Länder zur automobilen Revolution fällt hingegen eher bescheiden aus. Die individuelle Motorisierung kam in diesen Staaten nur schleppend voran, obwohl einige der berühmtesten Autohersteller der Zwischenkriegszeit, Skoda, BMW und Horch, ihren Sitz dort hatten. Die automobile Welt im Osten war durch
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mehrjährige Wartelisten für Individualverbraucher gekennzeichnet, durch Ersatzteilmangel und veraltete Technologie. Sozialistische Automarken wurden häufig in Ländern, in denen der Individualverkehr verbreiteter war, verspottet und belächelt. Aber auch die sozialistischen Bürger selbst schwankten zwischen Zuneigung und Ablehnung ihres eigenen Gefährts, während die meisten von ihnen sich nach einem leistungsfähigeren Auto, meist aus dem kapitalistischen Ausland, sehnten. Sowohl in Zahlen als auch in der Qualität schnitt der Automobilismus der sozialistischen Länder wesentlich schlechter ab als die internationalen Marktführer. Hemmend kam hinzu, dass die Pkw-Industrie, mit Ausnahme der DDR, lange Zeit keine Priorität für die Politiker und Wirtschaftsplaner besaß. Sicherlich trug die Propaganda des Kalten Krieges, die eine östliche Mangelwirtschaft von einer westlichen Überflussgemeinschaft unterschied, zu dieser negativen Wahrnehmung des sozialistischen Erbes auf dem Gebiet der Motorisierung bei. Fakt ist, dass die Unzulänglichkeiten der sozialistischen Autowelt nicht schöngeredet werden können. So fragt sich, wie sich eine historische Studie rechtfertigen lässt, die den Pkw in seiner individuellen Nutzung im Sozialismus in den Mittelpunkt ihres Erkenntnisinteresses stellen will.
Der Blick durch die Windschutzscheibe ermöglicht eine andere Sicht auf den Staatssozialismus. Das Automobil als Forschungsgegenstand erlaubt einen Querschnitt durch Politik und Alltag in spätsozialistischen Gesellschaften. In den 1960er Jahren (in der DDR und der Tschechoslowakei mit einem kleinen zeitlichen Vorsprung) wurde der Pkw aus seinem Schattendasein entlassen und trat in der sozialistischen Staatsdoktrin an die erste Stelle. Zeitversetzt und unter veränderten Voraussetzungen folgte das Fortschreiten der Motorisierung in den sozialistischen Ländern dem der kapitalistischen Länder. Dass viele der hehren Ziele auf dem Gebiet der individuellen Motorisierung nur Programm blieben, mach
Der Blick durch die Windschutzscheibe ermöglicht eine andere Sicht auf den Staatssozialismus. Das Automobil als Forschungsgegenstand erlaubt einen Querschnitt durch Politik und Alltag in spätsozialistischen Gesellschaften. In den 1960er Jahren (in der DDR und der Tschechoslowakei mit einem kleinen zeitlichen Vorsprung) wurde der Pkw aus seinem Schattendasein entlassen und trat in der sozialistischen Staatsdoktrin an die erste Stelle. Zeitversetzt und unter veränderten Voraussetzungen folgte das Fortschreiten der Motorisierung in den sozialistischen Ländern dem der kapitalistischen Länder. Dass viele der hehren Ziele auf dem Gebiet der individuellen Motorisierung nur Programm blieben, mach
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Inhaltsverzeichnis zu „Warten, hoffen und endlich fahren “
InhaltEinleitung 9
Forschungsstand 17
Vergleichen und verflechten 21
Struktur 23
1.Der Weg in die Massenmotorisierung 26
1.1.Persönlicher Besitz versus kollektive Nutzung: Zum Status des Automobils in staatssozialistischen Gesellschaften 27
1.1.1.Die neue stalinistische Elite am Steuer 29
1.1.2.Leihwagen für alle 32
1.1.3.Die Anfänge der Massenmotorisierung in der DDR 38
1.1.4.Individueller Massenverkehr in der Sowjetunion und Rumänien44
1.1.5.Sozialismus ohne Wachstum48
1.1.6.Schlussfolgerung51
1.2.Automobile Konsumkultur im Sozialismus 52
1.2.1.Elitäre Konsumkultur im Stalinismus 55
1.2.2.Der Massenkonsum der Chrus?ev-Ära 58
1.2.3.Die Entwicklung des Konsums in der Breznev-Zeit 61
1.2.4.Ostdeutsche Avantgarde an der Konsumfront67
1.2.5.Rationaler Konsum als Existenzminimum in Rumänien71
1.2.6.Leitbilder und Diskurse des sozialistischen Autokonsums 75
1.2.6.1.Sozialistische Produkte am Fließband77
1.2.6.2.Sozialistische Produkte im Alltag83
1.2.7.Schlussfolgerung95
1.3.Ungleichheiten zwischen Ost und West97
1.3.1.Sovjetskij amerikanizm'100
1.3.2.Entspannung unter Chrus?ev und Breznev103
1.3.3.Walter Ulbricht: Überholen, ohne einzuholen107
1.3.4.Streit unter Brüdern 111
1.3.5.Rumänien dem Westen und Osten hinterher 115
1.3.6.Automobilausstellungen im Kalten Krieg 120
1.3.6.1.EXPO 1958 in Brüssel 123
1.3.6.2."Sputniki auf Rädern": Autos auf der Leipziger Messe126
1.3.6.3.Der Osten stellt sich in Frankfurt und Genf vor 131
1.3.8.Schlussfolgerung135
1.4.Trabant, Lada und Dacia als sozialistische Volkswagen137
1.4.1.Der Trabant: Plastikauto und Stolz der DDR 138
1.4.2.Italienischer Fiat 124 - sowjetischer Ziguli - internationaler Lada 141
1.4.3.Der rumänische Dacia auf der Überholspur der Geschichte 148
1.4.4.Schlussfolgerung 155
2.Und endlich fahren ... 158
2.1.Verteilen und verhandeln161
2.1.1.Offizielle Verteilungspläne163
2.1.1.1.Zentren und Peripherien 166
2.1.1.2.Die Privilegien der Nomenklatura171
2.1.1.3.Sowjetische
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Veteranen zwischen Elend und politischer Relevanz178
2.1.1.4.Eine homogene sozialistische Arbeiterschaft?183
2.1.2.Bittschriften und Sonderzuteilungen188
2.1.2.1.Organisationen189
2.1.2.2.Einzelne Bürger192
2.1.3.Schleichwege und Schlupflöcher im Staatssozialismus197
2.1.3.1.Lotteriescheine, Valuta und Westautos 198
2.1.3.2.Autobasteln 203
2.1.3.3.Gebrauchtwagen 207
2.1.4.Schlussfolgerung211
2.2.Autoalltag 213
2.2.1.Ein großer Tag: Der Kauf eines Autos unter sozialistischen Bedingungen215
2.2.2.Autonutzung223
2.2.2.1.Die Erfahrung des alltäglichen Mangels224
2.2.2.2.Urlaub und Freizeit 234
2.2.2.3.Informeller Austausch rund um das Auto 241
2.2.3.Automobile Gesellschaften 260
2.2.3.1.Distinktion 260
2.2.3.1.Fußgänger gegen Autofahrer 269
2.2.4.Schlussfolgerung273
Schlussbemerkungen276
Quellen und Literatur282
1.Quellen 282
Archivmaterial282
Sowjetunion: Rossijskij Gosudarstvennyj Archiv Novejsej Istorii (RGANI) 282
Rossijskij Gosudarstvennyj Archiv Ekonomiki (RGAE)282
Rumänien: Archivele Na?ionale Istorice Centrale (ANIC) 282
Archivele Na?ionale Istorice Bra?ov 282
DDR: Bundesarchiv Berlin (BarchB)282
Publizierte Quellen 282
Zeitungs- und Zeitschriftenartikel284
Belletristik288
Filme288
Interviews 288
2.Literatur 289
2.1.1.4.Eine homogene sozialistische Arbeiterschaft?183
2.1.2.Bittschriften und Sonderzuteilungen188
2.1.2.1.Organisationen189
2.1.2.2.Einzelne Bürger192
2.1.3.Schleichwege und Schlupflöcher im Staatssozialismus197
2.1.3.1.Lotteriescheine, Valuta und Westautos 198
2.1.3.2.Autobasteln 203
2.1.3.3.Gebrauchtwagen 207
2.1.4.Schlussfolgerung211
2.2.Autoalltag 213
2.2.1.Ein großer Tag: Der Kauf eines Autos unter sozialistischen Bedingungen215
2.2.2.Autonutzung223
2.2.2.1.Die Erfahrung des alltäglichen Mangels224
2.2.2.2.Urlaub und Freizeit 234
2.2.2.3.Informeller Austausch rund um das Auto 241
2.2.3.Automobile Gesellschaften 260
2.2.3.1.Distinktion 260
2.2.3.1.Fußgänger gegen Autofahrer 269
2.2.4.Schlussfolgerung273
Schlussbemerkungen276
Quellen und Literatur282
1.Quellen 282
Archivmaterial282
Sowjetunion: Rossijskij Gosudarstvennyj Archiv Novejsej Istorii (RGANI) 282
Rossijskij Gosudarstvennyj Archiv Ekonomiki (RGAE)282
Rumänien: Archivele Na?ionale Istorice Centrale (ANIC) 282
Archivele Na?ionale Istorice Bra?ov 282
DDR: Bundesarchiv Berlin (BarchB)282
Publizierte Quellen 282
Zeitungs- und Zeitschriftenartikel284
Belletristik288
Filme288
Interviews 288
2.Literatur 289
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Autoren-Porträt von Luminita Gatejel
Luminita Gatejel, Dr. phil., ist wiss. Mitarbeiterin am Institut für Ost- und Südosteuropaforschung in Regensburg.
Bibliographische Angaben
- Autor: Luminita Gatejel
- 2014, 305 Seiten, teilweise farbige Abbildungen, teilweise Schwarz-Weiß-Abbildungen, Maße: 13,9 x 21,3 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: CAMPUS VERLAG
- ISBN-10: 3593501880
- ISBN-13: 9783593501888
- Erscheinungsdatum: 25.09.2014
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