Warum es die Welt nicht gibt
Markus Gabriel, Deutschlands jüngster Philosophieprofessor, widmet sich hier den großen Fragen der Menschheit. Mit Freude an geistreichen Gedankenspielen, viel Witz und Mut zur Provokation legt er dar: Obwohl es nichts gibt, was es nicht gibt,...
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Produktinformationen zu „Warum es die Welt nicht gibt “
Markus Gabriel, Deutschlands jüngster Philosophieprofessor, widmet sich hier den großen Fragen der Menschheit. Mit Freude an geistreichen Gedankenspielen, viel Witz und Mut zur Provokation legt er dar: Obwohl es nichts gibt, was es nicht gibt, ist die Welt unvollständig! Eine kluge, geistreiche Betrachtung der Welt.
"Markus Gabriel ist ein spekulatives Wunderkind."
NEUE ZÜRCHER ZEITUNG
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Klappentext zu „Warum es die Welt nicht gibt “
Eine kluge Betrachtung der Welt, in der es neben Hegel, Schelling und Wittgenstein auch um die Existenz von Einhörnern auf der Rückseite des Mondes sowie um die Simpsons und Lars von Trier geht.Markus Gabriel, Deutschlands jüngster Philosophieprofessor, widmet sich den schwindelerregend großen Fragen der Menschheit. Dass es die Welt nicht gibt, ist eine alte Weisheit, die aber noch immer niemand richtig verstanden hat. Denn meistens wird daraus geschlossen, dass es dann eben gar nichts gibt. Mit Freude an geistreichen Gedankenspielen, Sprachwitz und Mut zur Provokation legt Gabriel dar, dass es zwar nichts gibt, was es nicht gibt - die Welt aber unvollständig ist. Wobei eine gute Prise Humor durchaus dabei hilft, sich mit den Abgründen des menschlichen Seins auseinanderzusetzen.
Lese-Probe zu „Warum es die Welt nicht gibt “
Warum es die Welt nicht gibt von Markus GabrielPhilosophie neu denken
Das Leben, das Universum und der ganze Rest ... vermutlich hat sich jeder schon häufig die Frage gestellt, was das alles eigentlich soll. Worin befinden wir uns? Sind wir nur eine Anhäufung von Elementarteilchen in einem riesigen Weltbehälter? Oder haben unsere Gedanken, Wünsche und Hoffnungen eine eigene Realität, und wenn ja: welche? Wie können wir unsere Existenz oder sogar Existenz im Allgemeinen verstehen? Und wie weit reicht unsere Erkenntnis?
Ich werde in diesem Buch den Grundsatz einer neuen Philosophie entwickeln, die von einem einfachen Grundgedanken ausgeht, nämlich dem, dass es die Welt nicht gibt. Wie Sie sehen werden, bedeutet dies nicht, dass es überhaupt nichts gibt. Es gibt unseren Planeten, meine Träume, die Evolution, Toilettenspülungen, Haarausfall, Hoffnungen, Elementarteilchen und sogar Einhörner auf dem Mond, um nur einiges herauszugreifen. Der Grundsatz, dass es die Welt nicht gibt, schließt ein, dass es alles andere gibt. Ich kann deswegen schon einmal vorab in Aussicht stellen, dass ich behaupten werde, dass es alles gibt, bis auf eines: die Welt.
Der zweite Grundgedanke dieses Buches ist der Neue Realismus. Der Neue Realismus beschreibt eine philosophische Haltung, die das Zeitalter nach der sogenannten »Postmoderne« kennzeichnen soll (das ich, streng autobiographisch gesprochen, im Sommer 2011 - genau genommen am 23. 6. 2011, gegen 13:30 Uhr - bei einem Mittagessen in Neapel zusammen mit dem italienischen Philosophen Maurizio Ferraris eingeläutet habe.1) Der Neue Realismus ist also zunächst einmal nichts weiter als der Name für das Zeitalter nach der Postmoderne.
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Die Postmoderne war der Versuch, radikal von vorne anzufangen, nachdem alle großen Heilsversprechen der Menschheit, von den Religionen über die moderne Wissenschaft bis hin zu den allzu radikalen politischen Ideen des linken und rechten Totalitarismus, gescheitert waren. Die Postmoderne wollte den Bruch mit der Tradition vollziehen und uns von der Illusion befreien, es gebe einen Sinn des Lebens, nach dem wir alle streben sollten.2 Um uns von dieser Illusion zu befreien, hat sie allerdings nur neue Illusionen erzeugt - insbesondere die, dass wir in unseren Illusionen gleichsam feststecken. Die Postmoderne wollte uns weismachen, die Menschheit leide seit der Prähistorie unter einer gigantischen kollektiven Halluzination, der Metaphysik.
Schein und Sein
Metaphysik kann man als den Versuch definieren, eine Theorie des Weltganzen zu entwickeln. Sie soll beschreiben, wie die Welt in Wirklichkeit ist, nicht, wie die Welt uns vorkommt, wie sie uns erscheint. Auf diese Weise hat die Metaphysik die Welt gewissermaßen erst erfunden. Wenn wir von »der Welt« sprechen, meinen wir alles, was wirklich der Fall ist, oder anders: die Wirklichkeit. Dabei liegt es nahe, uns Menschen aus der Gleichung »die Welt = alles, was wirklich der Fall ist« rauszustreichen. Denn man nimmt ja an, dass es einen Unterschied gibt zwischen den Dingen, wie sie uns erscheinen, und den Dingen, wie sie wirklich sind. Um herauszufinden, wie sie wirklich sind, muss man also sozusagen alles Menschengemachte am Erkenntnisprozess abziehen. Jetzt stecken wir schon knietief in der Philosophie.
Die Postmoderne hat dagegen eingewandt, dass es nur die Dinge gibt, wie sie uns erscheinen. Es gebe überhaupt nichts mehr dahinter, keine Welt oder Wirklichkeit an sich. Manche etwas weniger radikale Vertreter der Postmoderne wie der amerikanische Philosoph Richard Rorty meinten, es möge zwar noch etwas hinter der Welt geben, wie sie uns erscheint. Doch dies spiele eben für uns Menschen keine Rolle.
Die Postmoderne ist allerdings nur eine weitere Variante der Metaphysik. Genau genommen handelte es sich bei ihr um eine sehr allgemeine Form des Konstruktivismus. Der Konstruktivismus basiert auf der Annahme, dass es überhaupt keine Fakten, keine Tatsachen an sich gibt, dass wir vielmehr alle Tatsachen nur durch unsere vielfältigen Diskurse oder wissenschaftlichen Methoden konstruieren. Wichtigster Gewährsmann dieser Tradition ist Immanuel Kant. Kant hat behauptet, dass wir die Welt, wie sie an sich ist, nicht erkennen können. Egal was wir erkennen, es sei immer auch irgendwie von Menschen gemacht.
Nehmen wir ein Beispiel, das in diesem Kontext häufig verwendet wird, nämlich die Farben. Spätestens seit Galileo Galilei und Isaac Newton stehen Farben im Verdacht, gar nicht wirklich zu existieren. Diese Annahme hat farbenfrohe Charaktere wie Goethe so sehr verärgert, dass er deswegen eine eigene Farbenlehre verfasst hat. Man könnte meinen, Farben seien nur Wellen einer bestimmten Länge, die auf unser Sehorgan treffen. Die Welt an sich sei eigentlich völlig farblos, sie bestehe nur aus irgendwelchen Teilchen, die sich in einer mittleren Größenordnung zusammenfinden und sich gegenseitig stabilisieren. Genau diese These ist Metaphysik. Sie behauptet, dass die Welt an sich ganz anders ist, als sie uns erscheint. Nur war Kant noch viel radikaler. Er behauptete, dass auch diese Annahme - von Teilchen in der Raumzeit - nur eine Art und Weise sei, wie uns die Welt an sich erscheint. Wie sie wirklich ist, könnten wir überhaupt nicht herausfinden. Alles, was wir erkennen, sei von uns gemacht, und deswegen könnten wir es eben auch erkennen. In einem berühmten Brief an seine Verlobte, Wilhelmine von Zenge, hat Heinrich von Kleist den kantischen Konstruktivismus folgendermaßen veranschaulicht:
Wenn alle Menschen statt der Augen grüne Gläser hätten, so würden sie urtheilen müssen, die Gegenstände, welche sie dadurch erblicken, sind grün - und nie würden sie entscheiden können, ob ihr Auge ihnen die Dinge zeigt, wie sie sind, oder ob es nicht etwas zu ihnen hinzuthut, was nicht ihnen, sondern dem Auge gehört. So ist es mit dem Verstande. Wir können nicht entscheiden, ob das, was wir Wahrheit nennen, wahrhaft Wahrheit ist, oder ob es uns nur so scheint.
Copyright © by Ullstein HC
Die Postmoderne war der Versuch, radikal von vorne anzufangen, nachdem alle großen Heilsversprechen der Menschheit, von den Religionen über die moderne Wissenschaft bis hin zu den allzu radikalen politischen Ideen des linken und rechten Totalitarismus, gescheitert waren. Die Postmoderne wollte den Bruch mit der Tradition vollziehen und uns von der Illusion befreien, es gebe einen Sinn des Lebens, nach dem wir alle streben sollten.2 Um uns von dieser Illusion zu befreien, hat sie allerdings nur neue Illusionen erzeugt - insbesondere die, dass wir in unseren Illusionen gleichsam feststecken. Die Postmoderne wollte uns weismachen, die Menschheit leide seit der Prähistorie unter einer gigantischen kollektiven Halluzination, der Metaphysik.
Schein und Sein
Metaphysik kann man als den Versuch definieren, eine Theorie des Weltganzen zu entwickeln. Sie soll beschreiben, wie die Welt in Wirklichkeit ist, nicht, wie die Welt uns vorkommt, wie sie uns erscheint. Auf diese Weise hat die Metaphysik die Welt gewissermaßen erst erfunden. Wenn wir von »der Welt« sprechen, meinen wir alles, was wirklich der Fall ist, oder anders: die Wirklichkeit. Dabei liegt es nahe, uns Menschen aus der Gleichung »die Welt = alles, was wirklich der Fall ist« rauszustreichen. Denn man nimmt ja an, dass es einen Unterschied gibt zwischen den Dingen, wie sie uns erscheinen, und den Dingen, wie sie wirklich sind. Um herauszufinden, wie sie wirklich sind, muss man also sozusagen alles Menschengemachte am Erkenntnisprozess abziehen. Jetzt stecken wir schon knietief in der Philosophie.
Die Postmoderne hat dagegen eingewandt, dass es nur die Dinge gibt, wie sie uns erscheinen. Es gebe überhaupt nichts mehr dahinter, keine Welt oder Wirklichkeit an sich. Manche etwas weniger radikale Vertreter der Postmoderne wie der amerikanische Philosoph Richard Rorty meinten, es möge zwar noch etwas hinter der Welt geben, wie sie uns erscheint. Doch dies spiele eben für uns Menschen keine Rolle.
Die Postmoderne ist allerdings nur eine weitere Variante der Metaphysik. Genau genommen handelte es sich bei ihr um eine sehr allgemeine Form des Konstruktivismus. Der Konstruktivismus basiert auf der Annahme, dass es überhaupt keine Fakten, keine Tatsachen an sich gibt, dass wir vielmehr alle Tatsachen nur durch unsere vielfältigen Diskurse oder wissenschaftlichen Methoden konstruieren. Wichtigster Gewährsmann dieser Tradition ist Immanuel Kant. Kant hat behauptet, dass wir die Welt, wie sie an sich ist, nicht erkennen können. Egal was wir erkennen, es sei immer auch irgendwie von Menschen gemacht.
Nehmen wir ein Beispiel, das in diesem Kontext häufig verwendet wird, nämlich die Farben. Spätestens seit Galileo Galilei und Isaac Newton stehen Farben im Verdacht, gar nicht wirklich zu existieren. Diese Annahme hat farbenfrohe Charaktere wie Goethe so sehr verärgert, dass er deswegen eine eigene Farbenlehre verfasst hat. Man könnte meinen, Farben seien nur Wellen einer bestimmten Länge, die auf unser Sehorgan treffen. Die Welt an sich sei eigentlich völlig farblos, sie bestehe nur aus irgendwelchen Teilchen, die sich in einer mittleren Größenordnung zusammenfinden und sich gegenseitig stabilisieren. Genau diese These ist Metaphysik. Sie behauptet, dass die Welt an sich ganz anders ist, als sie uns erscheint. Nur war Kant noch viel radikaler. Er behauptete, dass auch diese Annahme - von Teilchen in der Raumzeit - nur eine Art und Weise sei, wie uns die Welt an sich erscheint. Wie sie wirklich ist, könnten wir überhaupt nicht herausfinden. Alles, was wir erkennen, sei von uns gemacht, und deswegen könnten wir es eben auch erkennen. In einem berühmten Brief an seine Verlobte, Wilhelmine von Zenge, hat Heinrich von Kleist den kantischen Konstruktivismus folgendermaßen veranschaulicht:
Wenn alle Menschen statt der Augen grüne Gläser hätten, so würden sie urtheilen müssen, die Gegenstände, welche sie dadurch erblicken, sind grün - und nie würden sie entscheiden können, ob ihr Auge ihnen die Dinge zeigt, wie sie sind, oder ob es nicht etwas zu ihnen hinzuthut, was nicht ihnen, sondern dem Auge gehört. So ist es mit dem Verstande. Wir können nicht entscheiden, ob das, was wir Wahrheit nennen, wahrhaft Wahrheit ist, oder ob es uns nur so scheint.
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Autoren-Porträt von Markus Gabriel
Gabriel, MarkusMarkus Gabriel, geboren 1980, studierte in Bonn, Heidelberg, Lissabon und New York. Seit 2009 hat er den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn inne und ist dort Direktor des Internationalen Zentrums für Philosophie. Er ist Direktor des interdisziplinären Center for Science and Thought und regelmäßiger Gastprofessor an der Sorbonne (Paris 1).
Bibliographische Angaben
- Autor: Markus Gabriel
- 2013, 9, 272 Seiten, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Ullstein HC
- ISBN-10: 3550080107
- ISBN-13: 9783550080104
- Erscheinungsdatum: 10.06.2013
Rezension zu „Warum es die Welt nicht gibt “
""Markus Gabriel zeigt mit Verve, wie man abseits akademischer Einhegungen zentrale philosophische Fragen ohne Abstriche verhandeln kann.", FAZ, Hannah Lühmann, 24.07.2013
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