Weihnachtsglück auf Sylt

„...Ihr Arzt hatte sie gewarnt, dass die räumliche Trennung allein nicht die komplette Heilung bringen würde. Aber für sie war es die einzige Möglichkeit gewesen, den Demütigungen und Herabsetzungen zu entkommen...“

Leonie hatte nach dem Tod ihres Mannes St. Florian verlassen und sich ein Haus auf Sylt gekauft. Ihr Erbe ermöglichte ihr das. Doch es musste mehr vorgefallen sein, wie das Zitat vom Anfang der Geschichte andeutet.
Die Autorin hat eine bewegende und inhaltsreiche Weihnachtsgeschichte geschrieben. Das Buch verknüpft zwei Schicksale und geht in die Tiefe. Der Schriftstil ist ausgereift. Er sorgt für den hohen Spannungsbogen und lässt gleichzeitig Raum für Emotionen.
Matties sieht die junge Frau jeden Morgen beim Joggen. Er spricht sie an. Sie aber will in Ruhe gelassen werden. Doch Matties spürt, dass Leonie etwas bedrückt. Er bringt ihr eine Schneekugel vorbei und lädt sie auf dem Weihnachtsmarkt ein.
Langsam beginnt sich Leonie zu öffnen. Auch Matties hat an seiner Vergangenheit zu knabbern. Er war Bergführer. Davon erzählt er Leonie.

„...Die meisten Menschen, die in den Bergen sterben, haben den Berg unterschätzt...“

Seine letzte Bergbesteigung hat bei Matties tiefe Spuren und Schuldgefühle hinterlassen, obwohl er an den Ereignissen nichts hätte ändern können. Danach ist er auf Sylt zurückgekehrt, wo seine Eltern und sein Bruder ein Restaurant haben. Er hat sich hier ein neues Leben aufgebaut.
Bei Leonie fällt auf, das sich manche Worte heftig triggern und in der Folge zu einer Panikatacke führen.

„...Worte waren wie Waffen und trafen ihr Ziel manchmal tödlich...“

Erst nach und nach erfahre ich als Leser, was nach dem Tode ihres Mannes so alles vorgefallen ist. Zwischen Leonie und Matties wächst nach und nach das Vertrauen.
Ganz nebenbei wird deutlich, wo auf Sylt die Probleme für die Einheimischen liegen. Viele der Häuser gehen an Fremde und werden nur wenige Wochen im Jahr genutzt.

„...Ja, Sylt wird ausverkauft und für die Einheimischen gibt es kaum noch erschwinglichen Wohnraum...“

Es gibt aber nicht nur ernste Themen. Gut eingefangen wird die weihnachtliche Stimmung und die . Stunden der Romantik.
Dann aber meldet sich Leonies Anwalt. Plötzlich droht ihr Leben erneut aus den Fugen zu geraten. Wird ihr Matties in dieser schwierigen Situation helfen können? Wird es Antworten auf die noch offenen Fragen geben?
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Geschichte wird logisch zu Ende geführt.

Lotte R Wöß – Weihnachtsglück auf Sylt

Auf Sylt versucht Leonie einen Neuanfang zu starten. Der Tod ihres Ehemannes hat sie erschüttert, doch noch mehr erschüttert sie, das er ihr wichtige Aspekte aus seinem Leben verschwiegen hat. Seine Ex-Frau will nun das Erbe anfechten und macht Leonie das Leben schwer.
Leonie zieht sich zürück, distanziert sich von allem und jedem, nur die frühmorgendlichen Spaziergänge lässt sie sich nicht nehmen.
Dort trifft sie auch Matthies, der auf die Traurigkeit der jungen Frau aufmerksam wird. Er versucht sie ins Leben zurückzuholen, auch wenn er selbst mit Dämonen aus seiner Vergangenheit kämpft.
Wird sich Leonie ihm öffnen?

Ich habe von der Autorin schon einige Bücher, darunter auch den einen oder anderen Thriller gelesen. Ich mag die Bücher der Autorin sehr gerne lesen und deswegen habe ich mich auch auf "Weihnachtsglück auf Sylt" gefreut. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen Sandra Pulletz, Danielle A Patricks, Lisa Diletta und Ingrid Fuchs hat Lotte R Wöß die weihnachtliche Serie "Christmas Magic" geschrieben. Jedes Buch ist in sich abgeschlossen und kann eigenständig gelesen werden.

Der Erzählstil der Autorin ist angenehm, leicht und modern. Ich habe mich schnell in der Story zurecht gefunden und konnte mit der Hauptfigur Leonie mitleiden, mithoffen und mich auch später mit ihr freuen. Sie hat es wirklich nicht einfach und ich kann nachvollziehen, warum sie so erschüttert ist. Das die Ex ein Biest ist, war abzusehen, aber zu welchem Mitteln sie greift, das war dann doch sehr überraschend und bösartig. Aber das lest ihr am besten selbst.
Leonie war mir sympathisch, auch wenn sie erst mal distanziert rüberkommt. Das sie ihre Ruhe möchte und ein Schutzmäuerchen um sich herum aufgebaut hat, spürt auch Matthies. Den Bergsteiger mochte ich sehr gern, auch wenn er manchmal etwas forsch ist. Ja, er meint es gut, aber ich verstehe auch, warum sich Leonie ein wenig gegen die Einmischung von Matthies wehrt. Allerdings erliegt sie seinem Charme und seiner Rauheit und schätzt seine offene ehrliche Art, genau wie ich.
Die Dynamik zwischen den beiden hat mir gut gefallen. Auch das Matthies sich selbst öffnen und die Vergangenheit bewältigen kann. Hier haben sich zwei sympathische aber traumatisierte Figuren getroffen, die sich ergänzen und das Leben wieder in Angriff nehmen.

Die verschiedenen Schauplätze sind anschaulich und bildhaft ausgearbeitet. Das half mir, mich noch besser in die Geschichte fallen lassen zu können.
Ebenfalls gut gefiel mir, dass die Stimmung des Buches anfangs etwas düster und beklemmend war, sich aber im Verlauf der Geschichte aufgelockert hat.

Ich habe auch den dritten Band der Magic Christmas-Reihe sehr gern gelesen. Die Story ist kurzweilig und unterhaltsam, die Gefühle wurden gut herausgearbeitet und die zauberhafte Geschichte konnte mich berühren. Von mir gibt es eine Leseempfehlung.

Das Cover ist hübsch und hat mich angesprochen. Mir gefällt der Wiedererkennungswert den die Reihe ausstrahlt.

Fazit: Schöne winterweihnachtliche Lovestory. 4 Sterne.