When flames burn brighter

Anthologien sind für mich nicht nur eine Sammlung von Kurzgeschichten, sondern oftmals auch eine Fundgrube an unbekannten Autoren und Autorinnen. Damit, dass mir nicht alle Beiträge uneingeschränkt zusagen, rechne ich eigentlich immer. Auch hier gab es Geschichten, die mich nicht vollkommen überzeugen konnten, trotzdem finde ich „When flames burn brighter“ als Ganzes betrachtet sehr gelungen. Zudem konnte ich auch die ein oder andere interessante Neuentdeckung in Hinblick auf beteiligte Autor*innen verbuchen.

Das Lied des Feuervogels / Mira Valentin
– Das Lied des Feuervogels erzählt die Geschichte eines Mädchens, das aus Liebe zu ihrer Mutter bis an die Grenzen ihrer Welt und darüber hinaus geht. Begleite Fenja auf ihrer Suche nach der Feder des Feuervogels, die kalte Herzen mit neuer Wärme zu füllen vermag. – (Seite 3)
Für mich war „Das Lied des Feuervogels“ ein schöner Einstieg in die Anthologie. Die Geschichte zählt mit zu den kürzeren Beiträgen in dieser Sammlung und man hat dementsprechend wenig Zeit, die Charaktere kennenzulernen, trotzdem berührt sie und geht direkt ins Herz.

Asche und Glut / Maron Fuchs
– Der Schwarzmagier Kyros wird durch einen Angriff auf seine Heimat auf eine harte Probe gestellt. Kann er seine Flammen weiter befehlen oder verliert er seine geliebte Magie für immer? – (Seite 3)
Dieser Beitrag konnte mich leider nicht so recht abholen. Die Kurzgeschichte beleuchtet ausschließlich die Ereignisse einer Schlacht und bis auf eine Rückblende, die den Hauptcharakter ein klein wenig greifbarer macht, bewegt man sich während des Lesens eher distanziert durch das Getümmel. Der Funke sprang weder spannungstechnisch noch auf der emotionalen Ebene bei mir über.

Flammende Wut / Elvira Zeißler
– Ein loderndes Inferno brennt gezielt friedliche Dörfer nieder. Entschlossen brechen die beiden Jägerinnen Eowyn und Thalea auf, um dem Treiben ein Ende zu setzen. Doch was bezweckt die Quelle dieser Brände wirklich? – (Seite 3)
Mit Eowyn und Thalea auf die Reise zu gehen, gefiel mir dagegen wieder ausgesprochen gut. Vor allem Eowyns Charakter, ihre Impulsivität und Unbeugsamkeit, fand ich extrem spannend. Nachdem ihr die Autorin bereits eine eigene Saga spendiert hat, steht für mich wohl einmal ein längerer Besuch bei Eowyn an.

Feuer über Babylon / Veronika Carver
– Kayra will bei einem Wettkampf Rache an den gefallenen Engeln nehmen. Kurz vor Antritt muss sie sich auf einen neuen Partner einstellen, den Ifrit Zeki, der zwar keine Ahnung von dampfbetriebenen Flugmaschinen hat, dafür jedoch über das Talent des Feuers verfügt. – (Seite 4)
Das Genre Steampunk finde ich immer spannend, in Kombination mit der islamischen Mythologie in Form eines Ifrits erhöht sich der will-lesen Faktor für mich gleich noch einmal. Ich wurde nicht enttäuscht. „Feuer über Babylon“ konnte mich mit einer Mischung aus dampfbetriebener Technologie, einem phantastisch angehauchten Setting und, zu guter Letzt, mit einer rasanten Story gut unterhalten.

Brennende Gerechtigkeit / Benjamin Keck
– Feuer ist ein Element, das Betten in Flammen aufgehen lässt, feurige Strafe bringen oder zerstörerische Wut entfachen kann. Dazu gibt es noch düstere Geheimnisse, blutige Höhlen und eine ordentliche Flasche Rum. – (Seite 4)
Für mich ein Highlight dieser Anthologie. Gleich ab der ersten Seite wird die Neugier angefeuert, was wohl hinter dem seltsamen Verhalten einer der Figuren steckt. Daraus entwickelt sich eine Geschichte, die witzig und clever erzählt wird und mit einem überraschenden Ende aufwartet. Für mich definitiv ein sehr großer Anreiz, weiter Werke des Autors ins Auge zu fassen.

Auf der Suche nach dem Seelenfeuer / Teja & Fabian Ciolczyk
– Das Seelenfeuer aus den alten Legenden scheint die einzige Möglichkeit zu sein, die Herzenskälte aus der Welt zu vertreiben. Begleitet den jungen Firion auf seiner abenteuerlichen und gefährlichen Suche danach. – (Seite 5)
Eine schön zu lesende Geschichte über einen kleinen Helden, der seinen Weg mutig und voller Hoffnung geht. Hat mir gut gefallen.

Der Wanderer / E.F. von Hainwald
– Ein einsamer Wanderer betritt die Taverne. Lausche seinen Erzählungen über eine untergegangene Welt und einem Feuer, dessen Brennen ewig währt. Hast du dich einem Halbgott genähert – oder war es vielmehr ein Dämon? – (Seite 5)
Mit dem Wanderer bin ich einer wohlbekannten und geliebten Figur wiederbegegnet. Noch einmal etwas über Najim zu lesen war großartig, da ich mit ihm schon viele Abenteuer erlebt habe. Er hat sich währenddessen in mein Herz gekämpft und so ist diese Kurzgeschichte für mich vor allem ein emotionales Highlight.

Der letzte Drache / Melina Coniglio
– In dieser Geschichte erzählt die Autorin eine mögliche Version der Geschehnisse vor dem grimmschen Märchen „Dornröschen“. Jedoch anders, als man vielleicht erwartet. Eine wunderschöne Sidestory aus der Welt ihres düsteren und verheißungsvollen Romans „Heartless Hunter“. – (Seite 6)
Nett zu lesen, aber wirklich abholen konnte mich dieser Beitrag aus der Welt der Märchen leider nicht. Ich muss allerdings auch zugeben, dass ich mit dem Aufgreifen altbekannter Erzählungen meist nur sehr wenig anfangen kann.

Die Schicksalstheorie / Erin Lenaris
– Führende Zeitreiseforscher sind sich einig, dass der Lauf der Geschichte unveränderlich ist. Der junge Dr. Cremer will das jedoch nicht akzeptieren. Er reist ins antike Alexandria, um die legendäre Bibliothek vor Cäsars brandschatzenden Legionen zu retten ... – (Seite 6)
Coole Idee! Was geschieht, wenn man so ein einschneidendes Ereignis wie die Vernichtung der Bibliothek in Alexandria verhindert? Zum Ausgang werde ich nichts sagen … nur so viel, ich war überrascht.

Flammende Zukunft / Kathrin Wandres
– Ben hat einen Traum: Er möchte mit seinem Drachengleiter von der Klippe über sein Dorf fliegen. Doch als der große Tag gekommen ist, geht alles schief. Ben stürzt ab und landet im Reich der ewigen Flammen, wo er dem Flammenwächter Lucius begegnet ... – (Seite 7)
Ben konzentriert all sein Bestreben, seinen Mut darauf, seinen Traum zu verwirklichen. Dafür blendet er so manches aus, doch was bringt einem Ruhm und Anerkennung, wenn man darüber sich selbst verliert? Für mich eine schöne bildhafte Erzählung über eine zweite Chance im Leben, die ich sehr gerne gelesen habe.

Feuergeister / Jessica Wismar
– Kiana hat als Tochter des Feuergottes Agni keinen Feuergeist, weshalb ihr am College nur Verachtung begegnet. Aber nun hilft ihr Candela darüber hinweg, ihre heimliche beste Freundin. Als Agni jedoch seine Kinder auffordert, sich in göttlichen Spielen miteinander zu messen, könnte das Geheimnis um ihre Freundschaft auffliegen. – (Seite 7)
Für mich keine völlig neue Idee, was die Grundzüge dieser Kurzgeschichte betrifft, die Umsetzung gefiel mir aber sehr gut. Die Autorin spielt stark mit der Zu- bzw. Abneigung gegenüber den einzelnen Charakteren und so war „Feuergeister“ für mich ein gelungener Abschluss dieser Anthologie.