World War Z, Operation Zombie
ZOMBIE goes to Hollywood: die große Bestseller-Verfilmung von und mit Brad Pitt kommt Juni 2013 in die deutschen Kinos.
In seiner erschütternden Berichterstattung beschreibt der renommierte Zombie-Experte Max Brooks die größte...
In seiner erschütternden Berichterstattung beschreibt der renommierte Zombie-Experte Max Brooks die größte...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „World War Z, Operation Zombie “
ZOMBIE goes to Hollywood: die große Bestseller-Verfilmung von und mit Brad Pitt kommt Juni 2013 in die deutschen Kinos.
In seiner erschütternden Berichterstattung beschreibt der renommierte Zombie-Experte Max Brooks die größte Katastrophe der Menschheit seit den beiden Weltkriegen: den Krieg der Zombies gegen die Menschen. Ergebnis ist dieses umfassende Standardwerk. In zahlreichen Berichten, Tonbandmitschnitten von Überlebenden und Interviews mit Experten geht er den Ursachen auf den Grund, lässt Augenzeugen zu Wort kommen und gibt wertvolle Tipps zur Prävention und Verteidigung.
In seiner erschütternden Berichterstattung beschreibt der renommierte Zombie-Experte Max Brooks die größte Katastrophe der Menschheit seit den beiden Weltkriegen: den Krieg der Zombies gegen die Menschen. Ergebnis ist dieses umfassende Standardwerk. In zahlreichen Berichten, Tonbandmitschnitten von Überlebenden und Interviews mit Experten geht er den Ursachen auf den Grund, lässt Augenzeugen zu Wort kommen und gibt wertvolle Tipps zur Prävention und Verteidigung.
Klappentext zu „World War Z, Operation Zombie “
ZOMBIE goes to Hollywood: die große Bestseller-Verfilmung von und mit Brad Pitt kommt Juni 2013 in die deutschen Kinos.Es ist die größte Katastrophe seit den beiden Weltkriegen: der Krieg der Zombies gegen die Menschen. In zahlreichen Berichten, Tonbandmitschnitten und Interviews kommen hier die Überlebenden zu Wort. Augenzeugen und Experten berichten aus erster Hand von den erschütternden Ereignissen, als die Menschheit am Abgrund stand ...
(Vormals erschienen unter dem Titel "Operation Zombie".)
Lese-Probe zu „World War Z, Operation Zombie “
World War Z von Max BrooksAus dem amerikanischen Englisch von Joachim Körber
Einleitung
... mehr
Man erfand Namen wie »Die Krise«, »Die dunklen Jahre«, »Die wandelnde Pest«, aber auch »schicke« Bezeichnungen wie »Z-Weltkrieg« oder »Erster Z-Weltkrieg« dafür. Mir persönlich missfällt letzterer Ausdruck, da er zwangsläufig von einem »Zweiten Z-Weltkrieg« ausgeht. Für mich wird er stets der »Zombie-Krieg« bleiben, und auch wenn viele Leute Einwände gegen die wissenschaftliche Genauigkeit des Wortes Zombie vorbringen werden, dürfte es ihnen schwerfallen, einen Ausdruck für die Kreaturen zu finden, die fast unsere Ausrottung bewerkstelligt hätten, der weltweit mehr akzeptiert würde. Zombie ist und bleibt ein verheerendes Wort, das wie kein anderes die Macht besitzt, so viele Erinnerungen und Emotionen heraufzubeschwören; ebendiese Erinnerungen und Emotionen sind Gegenstand dieses Buches. Diese Aufzeichnung des größten Konflikts der Menschheitsgeschichte verdankt seine Entstehung dem wesentlich bescheideneren, wesentlich persönlicheren Konflikt zwischen mir und der Vorsitzenden der Kriegsarchivierungskommission der Vereinten Nationen. Es wäre sicher nicht übertrieben, meine anfängliche Arbeit für die Kommission schlichtweg als Liebesdienst zu bezeichnen. Mein Reisestipendium, mein Zutritt zu Hochsicherheitsbereichen, die Batterie an Übersetzern, menschlichen wie elektronischen, und mein kleiner, aber fast unbezahlbarer stimmaktivierter »Spracherkenner« (das größte Geschenk für den langsamsten Tippenden der Welt), das alles belegt, welcher Respekt und hoher Stellenwert meiner Arbeit an diesem Projekt beigemessen wurde. Es versteht sich daher von selbst, was für ein Schock es für mich war, als ich feststellen musste, dass die veröffentlichte Fassung meines Werks um fast die Hälfte gekürzt worden war. »Es war alles zu persönlich gefärbt«, sagte die Vorsitzende im Laufe einer unserer zahlreichen »angeregten« Diskussionen. »Zu viele Meinungen, zu viele Gefühle. Darum geht es in diesem Bericht nicht. Wir brauchen glasklare Fakten und Zahlen, die nicht durch den menschlichen Faktor getrübt werden.« Sie hatte natürlich Recht. Der offizielle Bericht stellte eine Mischung kalter, nüchterner Daten dar, einen objektiven »Abriss der Ereignisse«, der es zukünftigen Generationen ermöglichen sollte, die Ereignisse dieses apokalyptischen Jahrzehnts zu studieren, ohne sich von dem »menschlichen Faktor« beeinflussen zu lassen. Aber ist es nicht gerade dieser menschliche Faktor, der uns so innig mit unserer Vergangenheit verbindet? Könnte zukünftigen Generationen genauso viel an chronologischen Tabellen und Statistiken der Opfer liegen wie an persönlichen Schilderungen von Individuen, die sich gar nicht so sehr von ihnen selbst unterscheiden? Wenn wir den menschlichen Faktor unberücksichtigt lassen, könnten wir uns damit der Geschichte nicht so nüchtern und trocken annähern, dass wir, was der Himmel verhüten möge, eines Tages dazu verdammt wären, sie zu wiederholen? Und macht letztendlich der menschliche Faktor nicht genau den Unterschied zwischen uns und dem Feind aus, den wir inzwischen als »die lebenden Toten« bezeichnen? Dieses Argument setzte ich, möglicherweise nicht ganz so professionell, wie es angemessen gewesen wäre, meiner »Chefin« vor, die meinen abschließenden Aufschrei - »Wir können diese Überlieferungen nicht sterben lassen« - wie aus der Pistole geschossen beantwortete: »Dann lassen Sie sie nicht sterben. Schreiben Sie ein Buch. Sie haben immer noch Ihre gesammelten Notizen und das verbriefte Recht, sie zu benutzen. Wer könnte Sie daran hindern, diese Geschichten in Ihrem eigenen [Schimpfwort gelöscht] Buch lebendig zu erhalten?« Zweifellos werden es viele Kritiker verurteilen, so kurz nach dem Ende der weltweiten Kampfhandlungen ein Buch mit persönlichen Reminiszenzen zu veröffentlichen. Schließlich sind erst zwölf Jahre vergangen, seit in den Vereinigten Staaten offiziell der Sieg verkündet wurde, und weniger als ein Jahrzehnt, seit die letzte Großmacht mit dem »Siegestag in China« ihre Erlösung feierte. Bedenkt man, dass die meisten Menschen den chinesischen Siegestag als das offizielle Ende des Krieges betrachten, scheint es ganz ausgeschlossen, objektiv darüber zu berichten, da doch, mit den Worten eines Kollegen von der UN, »der Frieden gerade einmal so lange dauert wie der Krieg«. Das ist ein stichhaltiges Argument, das man freilich nicht unkommentiert stehen lassen sollte. Im Falle dieser Generation, all derer, die gekämpft und gelitten und uns dieses Jahrzehnt des Friedens ermöglicht haben, ist die Zeit gleichermaßen Gegner wie Verbündeter. Ja, die kommenden Jahre werden im Lichte einer reifer gewordenen Welt nach dem Krieg fraglos neue Einsichten und Erkenntnisse bringen. Aber viele dieser Erinnerungen könnten dann nichtmehr existieren, in Körpern und Seelen gefangen sein, die zu krank oder gebrechlich sind, um noch selbst zu erleben, wie die Früchte ihres Sieges geerntet werden. Es ist kein Geheimnis, dass die weltweite Lebenserwartung nur noch ein Schatten der Zeiten vor dem Krieg ist. Unterernährung, Umweltverschmutzung, die Ausbreitung von Seuchen und Krankheiten, die einst als ausgestorben galten, sind selbst in den Vereinigten Staaten mit ihrer neu erstarkten Wirtschaft und dem allgemeinen Gesundheitswesen derzeit die Realität; die Ressourcen reichen schlicht und ergreifend nicht aus, um alle körperlichen und psychologischen Folgeschäden zu behandeln. Nur wegen dieses Gegners, der Zeit, habe ich auf den Luxus neuer Erkenntnisse verzichtet und die Schilderung dieser Überlebenden veröffentlicht. Vielleicht macht sich jemand in Jahrzehnten die Mühe und zeichnet die Erinnerungen der viel älteren, viel weiseren Überlebenden auf. Vielleicht wäre ich ja sogar einer davon. Dies ist zwar in erster Linie ein Buch persönlicher Reminiszenzen, es enthält aber dennoch viele technologische, soziale und wirtschaftliche Details, die sich auch im offiziellen Bericht der Kommission finden, da sie in engem Zusammenhang mit den Schilderungen der Menschen stehen, die in diesem Buch zu Wort kommen. Es ist ihr Buch, nicht meines, und ich habe mich bemüht, so weit es geht, im Hintergrund zu bleiben. Die Fragen im Text sollen nur jene widerspiegeln, die der geneigte Leser vielleicht selbst gestellt hätte. Ich habe mich bemüht, auf Urteile oder Kommentare jedweder Art zu verzichten; sollte es einen menschlichen Faktor geben, der eliminiert werden müsste, so möge es mein eigener sein.
Vorzeichen Groß-Tschunking, Volksrepublik China [In ihrer Blütezeit, vor dem Krieg, lebten mehr als fünfunddreißig Millionen Menschen in dieser Region. Heute sind kaum noch fünfzigtausend davon übrig geblieben. In diesem Teil des Landes fließen die Gelder für den Wiederaufbau nur langsam, da die Regierung beschlossen hat, sich auf die dichter besiedelten Küstenregionen zu konzentrieren. Es gibt keine zentrale Verwaltung, kein fließendes Wasser, abgesehen vom Jangtse. Aber die Trümmer auf den Straßen wurden geräumt, und der örtliche »Sicherheitsrat« hat neuerliche Ausbrüche nach dem Krieg verhindert. Vorsitzender dieses Rates ist Kwang Jing-tschu, ein Arzt, der seinem fortgeschrittenen Alter und den Kriegsverletzungen zum Trotz immer noch Hausbesuche bei all seinen Patienten macht.] Den ersten Fall eines Ausbruchs der Krankheit sah ich in einem entlegenen Dorf, das offiziell gar keinen Namen hatte. Die Bewohner nannten es »Neu-Datschang«, dies jedoch vor allem aus nostalgischen Gründen. Ihre ehemalige Heimat, »Alt-Datschang «, hatte bis in die Epoche der Drei Königreiche hinein bestanden; Bauernhöfe, Häuser und Bäume, so sagte man, seien Jahrhunderte alt gewesen. Als der Staudamm der drei Schluchten fertiggestellt worden war und der Wasserspiegel im Stausee stieg, wurde der Großteil von Datschang Stein für Stein abgetragen und auf höherem Grund und Boden wieder aufgebaut. Aber dieses neue Datschang war keine bewohnbare Stadt mehr, sondern ein »nationales historisches Museum«. Es muss für diese armen Bauern jedenfalls eine herzzerreißende Ironie gewesen sein, dass sie mit ansehen konnten, wie ihre ganze Stadt gerettet wurde, sie selbst sie aber fortan nur noch als Touristen besuchen durften. Vielleicht beschlossen deshalb einige von ihnen, ihr neues Dorf »Neu-Datschang« zu nennen, damit sie eine Verbindung zu ihrem Erbe aufrechterhalten konnten, sei es auch nur dem Namen nach. Ich persönlich wusste nicht einmal, dass dieses andere, »Neu-Datschang« existierte, man kann sich daher vorstellen, wie verwirrt ich war, als ich den Anruf erhielt. In dem Krankenhaus herrschte Stille; es war eine ruhige Nacht gewesen, auch wenn die Zahl der Opfer aus Verkehrsunfällen unter Alkoholeinfluss zunahm. Motorräder wurden immer beliebter. Wir pflegten stets zu sagen, dass Harley-Davidson mehr junge Chinesen auf dem Gewissen hatte als alle GIs im Koreakrieg zusammengenommen. Darum war ich so dankbar für eine ruhige Schicht. Ich war müde, Rücken und Füße taten weh. Ich war gerade auf dem Weg nach draußen, um eine Zigarette zu rauchen und den Sonnenaufgang zu betrachten, als ich hörte, wie mein Name durchgerufen wurde. Die Schwester der Notaufnahme war neu und konnte den Dialekt nicht richtig verstehen. Es habe einen Unfall oder Ausbruch einer Krankheit gegeben. Ein Notfall, das stand fest, und ob wir bitte unverzüglich Hilfe schicken könnten. Was sollte ich sagen? Die jüngeren Ärzte, die die Medizin lediglich für eine gute Methode halten, ihr Bankkonto aufzufüllen, die würden ganz sicher nicht da rausfahren, nur um einem »Nongmin« zu helfen. Ich nehme an, dass ich im Grunde meines Herzens immer noch ein Revolutionär der alten Schule bin. »Es ist unsere Pflicht, Verantwortung für das Volk zu übernehmen.« Mir persönlich bedeuten diese Worte noch etwas... und ich versuchte, mich ihrer zu erinnern, während mein Hirsch über unebene Feldwege holperte, die laut unserer Regierung zwar asphaltiert werden sollten, wozu es aber leider nie kam. Ich hatte ungeheure Probleme, den Ort überhaupt zu finden. Offiziell existierte er ja gar nicht und war demzufolge auch auf keiner Karte eingezeichnet. Ich verfuhr mich mehrmals und musste Einheimische, die dachten, ich meinte die Museumsstadt, nach dem Weg fragen. Als ich die kleine Gruppe der auf einem Hügel gelegenen Häuser schließlich erreichte, befand ich mich in gereizter Stimmung. Ich weiß noch, ich dachte: Das sollte aber wirklich ein verdammt ernster Fall sein. Als ich ihre Gesichter sah, bedauerte ich meinen Wunschgedanken. Es waren insgesamt sieben, alle auf Pritschen, alle kaum bei Bewusstsein. Die Dorfbewohner hatten sie in ihren neuen öffentlichen Gemeindesaal gebracht. Wände und Boden aus nacktem Beton. Die Luft war kalt und feucht. Natürlich sind die krank, dachte ich. Ich fragte die Dorfbewohner, die sich um diese Leute gekümmert hatten. Sie sagten nein, es wäre nicht »sicher«. Mir fiel auf, dass die Tür von außen abgeschlossen war. Die Dorfbewohner lebten offenkundig in Todesangst. Sie wanden sich und tuschelten; manche blieben sogar fern und beteten. Ihr Verhalten machte mich wütend, aber nicht auf sie, das müssen Sie verstehen, nicht als Individuen, sondern auf das, was sie für unser Land repräsentierten. Nach Jahrhunderten der Unterdrückung durch Fremde, Ausbeutung und Demütigung forderten wir endlich unseren rechtmäßigen Platz als das mittlere Königreich der Menschheit ein. Wir waren die reichste und dynamischste Großmacht der Welt, Herren über alles, vom Weltraum bis zum Cyberspace. Wir befanden uns am Anbeginn der Ära, die schlussendlich als das »chinesische Jahrhundert« in die Annalen der Weltgeschichte eingehen sollte, und dennoch lebten noch so viele von uns wie diese unwissenden Bauern, so rückständig und abergläubisch wie die frühesten Wilden von Yangtschao.
Ich widmete mich immer noch meiner überlegenen Kulturkritik, als ich mich niederkniete, um die erste Patientin zu untersuchen. Sie hatte hohes Fieber, vierzig Grad, und schlotterte heftig. Sie war kaum bei Sinnen und wimmerte leise, als ich versuchte, ihre Gliedmaßen zu bewegen. Ich entdeckte eine Verletzung an ihrem rechten Unterarm, eine Bisswunde. Als ich sie eingehender untersuchte, stellte ich fest, dass der Biss nicht von einem Tier stammte. Bissradius und Zahnabdrücke deuteten auf einen kleinwüchsigen oder möglicherweise jugendlichen Menschen hin. Obwohl ich darin den Infektionsherd vermutete, schien mir die tatsächliche Verletzung überraschend sauber zu sein. Ich fragte die Dorfbewohner abermals, wer diese Patienten versorgt hatte. Wieder wurde mir gesagt: niemand. Ich wusste, dass das nicht stimmen konnte. Der menschliche Mund ist voll von Bakterien, schlimmer als beim unhygienischsten Hund. Wenn niemand diese Wunden gereinigt hatte, warum hatten sie sich dann nicht entzündet?
Ich untersuchte die sechs anderen Patienten. Alle zeigten dieselben Symptome, alle wiesen ähnliche Bisswunden an unterschiedlichen Stellen des Körpers auf. Ich fragte einen Mann, den Hellsten der Gruppe, wer oder was ihnen diese Verletzungen zugefügt hätte. Er erzählte mir, das sei passiert, als sie versucht hätten, »ihn« zu beruhigen.
»Wen?« fragte ich.
Ich fand »Patient Zero« hinter der verschlossenen Tür eines leerstehenden Hauses auf der anderen Seite des Ortes. Er war zwölf Jahre alt. Hand-und Fußgelenke hatte man ihm mit Plastikschnur zusammengebunden. Er hatte sich zwar die ganze Haut um die Fesseln herum wundgescheuert, dennoch war kein Blut zu sehen. Auch aus den anderen Verletzungen floss kein Blut, weder aus den Schnittwunden an Armen und Beinen noch aus dem großen, trockenen Loch, wo sein rechter großer Zeh gewesen war. Er wand sich wie ein Tier; ein Knebel dämpfte seine Schreie. Zuerst versuchten die Dorfbewohner, mich aufzuhalten. Sie warnten mich, dass ich ihn nicht berühren sollte, dass er »verflucht« wäre. Ich scheuchte sie weg und griff nach Handschuhen und Mundschutz. Die Haut des Jungen war so kalt und grau wie der Beton, auf dem er lag. Ich konnte weder seinen Herzschlag noch seinen Puls fühlen. Seine Augen waren wild, groß und lagen tief in den Höhlen. Er sah mich damit an wie ein Raubtier und wandte den Blick nicht einmal von mir ab. Während der gesamten Untersuchung verhielt er sich unerklärlich feindselig, wollte mit den gefesselten Händen nach mir greifen und schnappte trotz seines Knebels nach mir. Sein ganzes Gebaren zeigte eine derartige Brutalität, dass ich zwei der kräftigsten Dorfbewohner bitten musste, mir zu helfen, ihn zu bändigen. Zuerst wollten sie nicht gehorchen und drängten sich in einer Ecke zusammen wie Kaninchenbabys. Ich erklärte ihnen, dass keine Ansteckungsgefahr bestand, wenn sie Handschuhe und Atemschutz trugen. Als sie die Köpfe schüttelten, befahl ich es ihnen, obwohl ich dazu eigentlich gar nicht die Befugnis hatte. Mehr war jedoch nicht erforderlich. Die beiden Hünen knieten neben mir nieder. Einer hielt die Füße des Jungen fest, der andere schnappte sich die Hände. Ich versuchte, eine Blutprobe zu nehmen, förderte aber nur eine braune, zähflüssige Masse zu Tage. Als ich die Spritze herauszog, bekam der Junge wieder einen Tobsuchtsanfall. Einer meiner »Assistenten«, der für die Arme verantwortlich war, versuchte nicht mehr, sie festzuhalten, sondern kam offenbar zu der Überzeugung, dass es sicherer wäre, wenn er sie einfach mit den Knien auf den Boden drückte. Aber der Junge zappelte wieder, und ich hörte seinen linken Arm brechen. Zackige Enden von Ellen- und Speichenknochen ragten aus dem grauen Fleisch heraus. Der Junge schrie zwar nicht, schien es nicht einmal zu bemerken, aber es reichte aus, dass beide Helfer aufsprangen und aus dem Raum flohen. Ich wich selbst instinktiv mehrere Schritte zurück. Es ist mir peinlich, das zuzugeben; ich war mein Leben lang Arzt. Ich wurde von der Volksbefreiungsarmee ausgebildet und - man könnte fast sagen, »großgezogen«. Ich habe mehr als genug Kriegsverletzungen behandelt, dem Tod selbstmehr als einmal ins Auge gesehen, und doch hatte ich jetzt Angst, wahrhaftig Angst vor diesem zierlichen Kind. Der Junge bewegte sich zappelnd in meine Richtung, und da riss sein Arm vollständig ab. Fleisch und Muskeln wurden durchtrennt, bis nur noch der Stumpf selbst übrigblieb. Mit dem jetzt freien rechten Arm, der immer noch an die abgetrennte linke Hand gefesselt war, zog er den ganzen Körper über den Boden. Ich lief hastig hinaus und schloss die Tür hinter mir ab. Ich rang um Fassung und versuchte, meiner Angst und Scham Herr zu werden. Mit brüchiger Stimme fragte ich die Dorfbewohner, wie sich der Junge angesteckt hätte. Niemand antwortete. Ich hörte das Klopfen an der Tür, als der Junge schwach mit der Faust gegen das dünne Holz schlug. Ich musste mich eisern beherrschen, damit ich bei dem Geräusch nicht zusammenzuckte. Ich betete, dass niemandem auffallen würde, wie aschfahl ich geworden war. Ich brüllte vor Angst und Frustration, dass ich wissen müsste, was dem Kind zugestoßen war. Eine junge Frau trat vor, möglicherweise seine Mutter. Man sah, dass sie seit Tagen geweint hatte; ihre Augen waren trocken und dunkelrot. Sie gab zu, dass es passiert wäre, als der Junge und sein Vater beim »Mondfischen« waren, ein anderer Ausdruck dafür, im Stausee der drei Schluchten nach Schätzen zu tauchen. Bei mehr als elfhundert verlassenen Dörfern, Ortschaften und sogar Städten bestand immer die Hoffnung, etwas Wertvolles zu bergen. Damals war das eine weit verbreitete Praxis, aber streng verboten. Sie erklärte, dass sie nicht hätten plündern wollen, dass es sich um ihr Heimatdorf handelte, Alt-Datschang, und sie nur versucht hätten, einige Erbstücke aus den verlassenen Häusern zu holen, die nicht verlegt worden waren. Das wiederholte sie immer wieder, bis ich ihr versichert hatte, dass ich nicht die Polizei rufen würde. Schließlich erklärte sie, dass der Junge weinend und mit einer Bisswunde am Fuß aufgetaucht wäre. Sie wusste nicht, was passiert war, das Wasser sei zu dunkel und trübe gewesen. Seinen Vater sah man nie wieder. Ich griff nach dem Handy und wählte die Nummer von Dr. Gu Wen Kwei, einem alten Weggefährten aus Armeezeiten, der jetzt am Institut für Infektionskrankheiten der Universität von Tschungking arbeitete. Wir plauderten ungezwungen miteinander, unterhielten uns über unsere Gesundheit, unsere Enkelkinder; das gebot die Höflichkeit. Danach erzählte ich ihm von dem Krankheitsausbruch und hörte mir an, wie er ein paar Witze über das hygienische Verhalten von Hinterwäldlern machte. Ich versuchte, in sein Kichern einzustimmen, blieb aber dabei, dass dem Vorfall meines Erachtens eine gewisse Bedeutung beizumessen wäre. Fast widerwillig erkundigte er sich bei mir nach den Symptomen. Ich schilderte ihm alles: die Bisse, das Fieber, den Jungen, den Arm...Plötzlich wurden seine Gesichtszüge starr. Sein Lächeln verschwand. Er bat mich, ihm die Infektion zu zeigen. Ich ging zurück in den Gemeinschaftssaal und hielt die Kamera des Telefons über jeden einzelnen Patienten. Er bat mich, die Kamera dichter über die Verletzungen selbst zu halten. Ich gehorchte, und als ich den Bildschirm wieder vor das Gesicht hielt, stellte ich fest, dass sein Videobild abgeschaltet worden war. »Bleib, wo du bist«, sagte er, jetzt nur noch eine distanzierte, unpersönliche Stimme. »Schreib die Namen aller auf, die mit den Infizierten Kontakt hatten. Halte alle fest, die sich bereits infiziert haben. Wenn schon welche ins Koma gefallen sind, verlass den Raum, und verriegle den Zugang.« Seine Stimme klang tonlos, wie die eines Roboters, als hätte er diese Ansprache einstudiert oder würde sie irgendwo ablesen. »Bist du bewaffnet? «, fragte er mich. »Warum sollte ich?«, lautete meine Gegenfrage. Er sagte mir, wiederum völlig nüchtern, er würde sich wieder bei mir melden. Er sagte, er müsste einige Anrufe erledigen und ich sollte binnen weniger Stunden mit »Unterstützung« rechnen. Es verging nicht einmal eine Stunde, bis sie da waren, fünfzig Mann in großen Z-8A-Helikoptern; alle trugen Schutzkleidung. Sie sagten, sie kämen vom Gesundheitsministerium. Ich weiß nicht, wieso sie glaubten, sie könnten jemanden zum Narren halten. An ihrem forschen Auftreten und der einschüchternden Arroganz konnten selbst die hinterwäldlerischen Landeier hier sie als Guanbu erkennen. Ihre erste Sorge galt dem Gemeinschaftsraum. Die Patienten wurden mit festgeschnallten Gliedmaßen und geknebelt auf Bahren herausgetragen. Danach ging man den Jungen holen. Der wurde in einem Leichensack herausgetragen. Seine Mutter wimmerte, als sie und der Rest des Dorfes zur »Untersuchung « zusammengetrieben wurden. Man notierte ihre Namen und entnahm ihnen Blutproben. Einer nach dem anderen musste sich ausziehen und wurde fotografiert. Als Letzte entkleidete sich eine runzlige alte Frau. Sie hatte einen ausgemergelten, buckligen Körper, ein Gesicht mit tausend Falten und winzige Füße, die abgebunden worden sein mussten, als sie ein Mädchen war. Sie schüttelte die knochige Faust nach den »Ärzten«. »Das ist eure Strafe!«, rief sie. »Das ist die Rache für Fengdu!« Sie sprach von der Stadt der Geister, deren Tempel und Schreine der Unterwelt geweiht sind. Der Ort war, genau wie Alt-Datschang, ein bedauerliches Hindernis für Chinas nächsten großen Sprung nach vorn gewesen. Man hatte ihn evakuiert, dann dem Erdboden gleichgemacht und schließlich fast vollständig überflutet. Ich war nie ein abergläubischer Mensch und habe nie zugelassen, dass ich nach dem Opium des Volkes süchtig wurde. Ich bin Arzt, Wissenschaftler. Ich glaube nur an das, was ich sehen und berühren kann. Für mich ist Fengdu nie mehr gewesen als ein billiger, kitschiger Touristennepp. Natürlich prallten die Worte der alten Vettel daher an mir ab, aber ihr Tonfall, ihre Wut ... Sie hatte in ihren Erdenjahren schon genügend Unheil erlebt: die Kriegsherren, die Japaner, den irrsinnigen Alptraum der Kulturrevolution ... Sie wusste, dass sich ein neuer Sturm zusammenbraute, auch wenn sie nicht über die Bildung verfügte, ihn zu begreifen. Mein Kollege Dr. Kwei hatte alles nur zu gut verstanden. Er hatte sogar den eigenen Hals riskiert, um mich zu warnen, mir ausreichend Zeit zu verschaffen, einige andere anzurufen und möglicherweise aufzurütteln, bevor das »Gesundheitsministerium« eintraf. Es war etwas, das er sagte - ein Ausdruck, den er sehr lange nicht mehr benutzt hatte, nicht seit den »unbedeutenden« Grenzstreitigkeiten mit der Sowjetunion. Das war 1969. Wir befanden uns in einem Erdbunker auf unserer Seite des Ussuri, keinen Kilometer flussabwärts von Tschen-Bao. Die Russen schickten sich an, die Insel zurückzuerobern und bombardierten unsere Streitkräfte mit massivem Artilleriefeuer. Gu und ich versuchten, Schrapnellsplitter aus dem Unterleib eines Soldaten zu entfernen, der nicht viel jünger war als wir selbst. Die Eingeweide des Jungen waren aufgerissen worden, sein Blut und seine Exkremente hatten unsere Kleidung von oben bis unten besudelt. Alle sieben Sekunden schlug ein Geschoss in unmittelbarer Nähe ein, dann mussten wir uns über ihn beugen, um zu verhindern, dass herabfallende Erde in die Wunde geriet, und dabei hörten wir ihn jedes Mal leise wimmernd nach seiner Mutter rufen. Auch andere Stimmen ertönten aus der völligen Schwärze unmittelbar vor dem Eingang zu unserem Bunker, Stimmen wütender Leute, die eigentlich gar nicht auf unserer Seite des Flusses sein sollten. Wir hatten zwei Infanteristen am Bunkereingang stationiert. Einer von ihnen rief »Spetsnaz!« und feuerte in die Dunkelheit. Jetzt konnten wir andere Rufe hören, konnten aber nicht sagen, ob es ihre oder unsere waren. Wieder schlug eine Salve ein, und wir beugten uns über den sterbenden Jungen. Gus Gesicht war nur wenige Zentimeter von meinem entfernt. Schweiß troff ihm von der Stirn. Selbst im trüben Licht der Parafinlampe konnte ich sehen, dass er zitterte und blass war. Er sah den Patienten an, die Tür, dann mich, und plötzlich sagte er: »Keine Bange, es wird alles wieder gut.« Und das von einem Mann, der in seinem ganzen Leben nie etwas Positives gesagt hatte. Gu war ein Schwarzseher, ein notorischer Hypochonder. Hatte er Kopfschmerzen, dann war das ein Hirntumor; sah es nach Regen aus, dann war die diesjährige Ernte ruiniert. Auf diese Weise kontrollierte er eine Situation, das war sein Leben lang seine Strategie, stets die Oberhand zu behalten. Jetzt, da die Realität schlimmer aussah als seine schlimmsten Befürchtungen, blieb ihm keine andere Wahl, als die Strategie zu wechseln und eine Wendung um hundertachtzig Grad zu vollziehen. »Keine Bange, es wird alles wieder gut.« Zum ersten Mal kam alles so, wie er vorhergesagt hatte. Die Russen konnten den Fluss nicht überqueren, und wir schafften es sogar, unseren Patienten retten. Ich zog Gu noch jahrelang damit auf, was erforderlich war, damit er einmal nicht alles so schwarzsah, und er antwortete stets, es wäre sehr viel Schlimmeres erforderlich, damit er das noch einmal tun würde. Jetzt waren wir alte Männer, und etwas sehr viel Schlimmeres stand bevor. Es kam gleich, nachdem er mich gefragt hatte, ob ich bewaffnet wäre. »Nein«, antwortete ich, »warum sollte ich?« Es folgte ein kurzes Schweigen; ich war sicher, dass andere Ohren mithörten. »Keine Bange«, sagte er, »es wird alles wieder gut.« Da wurde mir klar, dass es sich hier nicht um einen isolierten Krankheitsausbruch handelte. Ich beendete das Gespräch und rief hastig meine Tochter in Guang-tse an.
Ihr Mann arbeitete für die chinesische Telekom und war mindestens eine Woche im Monat im Ausland unterwegs. Ich sagte ihr, es wäre eine gute Idee, ihn beim nächsten Mal zu begleiten, meine Enkeltochter mitzunehmen und dort zu bleiben, solange es ging. Ich hatte keine Zeit für Erklärungen; das Signal wurde in dem Moment gestört, als der Helikopter eintraf. Als Letztes konnte ich nur noch zu ihr sagen: »Keine Bange, es wird alles wieder gut.«
[Kwang Jing-tschu wurde vom MSS festgenommen und ohne offizielle Anklage eingesperrt. Als er endlich fliehen konnte, hatte sich die Seuche längst über die Grenzen Chinas hinaus ausgebreitet.]
Lhasa, Volksrepublik Tibet
[Die bevölkerungsreichste Stadt der Welt befindet sich immer noch im Freudentaumel nach den Wahlen der letzten Woche. Die Sozialdemokraten haben die Llamisten-Partei vernichtend geschlagen, auf den Straßen drängen sich die euphorischen Massen. Ich treffe mich mit Nury Televaldi in einem überfüllten Straßencafé. Wir müssen brüllen, so laut sind die Jubel-und Freudenrufe.]
Vor dem Ausbruch der Krankheit war der Schmuggel über Landrouten nicht besonders weit verbreitet. Die Beschaffung falscher Pässe, die Organisation von Busreisen als Tarnung, Kontakt-und Schutzpersonen auf der anderen Seite, das alles kostete eine Menge Geld. Damals führten die beiden einzigen lukrativen Routen nach Thailand oder Myanmar. In Katschi, wo ich damals lebte, waren die ehemaligen Sowjetrepubliken die einzig mögliche Option. Aber niemand wollte dorthin gehen, was auch der Grund dafür ist, dass ich meinen Lebensunterhalt anfangs nicht als Schetou verdiente. Ich war ein Importeur: Rohopium, ungeschliffene Diamanten, Mädchen, Knaben, was immer in diesen jämmerlichen Zerrbildern von Ländern eben zur Verfügung stand. Der Ausbruch hat das alles verändert. Plötzlich wurden wir mit Angeboten regelrecht zugeschüttet, und das nicht nur von den liudong renkou, sondern auch, wie man so sagt, von Leuten aus den besseren Kreisen. Ich hatte Facharbeiter aus den Großstädten, private Landwirte, sogar Regierungsbeamte der unteren Ränge. Das waren Leute, die viel zu verlieren hatten. Denen war es gleichgültig, wohin sie gingen, die wollten nur raus.
Wussten Sie, wovor sie flohen?
Wir hatten die Gerüchte gehört. Wir hatten sogar von einem Ausbruch irgendwo in Katschi gehört. Die Regierung hatte selbstverständlich alles schnellstens vertuscht. Aber wir stellten Mutmaßungen an, wir wussten, dass etwas nicht stimmte.
Hat denn die Regierung nicht versucht, Ihrem Treiben einen Riegel vorzuschieben?
Offiziell ja. Die Strafen für Menschenschmuggel wurden erhöht; das Personal der Grenzstützpunkte aufgestockt. Einige Schetou wurden sogar öffentlich hingerichtet, nur um ein Exempel zu statuieren. Wenn man die wahren Hintergründe nicht kannte, wenn man die Lage nicht aus meiner Warte sah, hätte man glauben können, dass die Maßnahmen Wirkung zeigten. Wollen Sie damit sagen, dass dem nicht so war? Ich will damit sagen, dass ich eine Menge Leute reich gemacht habe: Grenzposten, Bürokraten, Polizisten, sogar den Bürgermeister. Es waren immer noch gute Zeiten für China, und man ehrte den großen Vorsitzenden Mao Tse-tung am besten dadurch, dass man sich sein Gesicht auf möglichst vielen Hundert-Yuan-Banknoten betrachtete. So erfolgreich waren Sie? Katschi war eine blühende Metropole. Ich glaube, neunzig Prozent, vielleicht sogar mehr, des gesamten Überlandverkehrs Richtung Westen kamen dort durch, und sogar ein wenig Luftverkehr blieb übrig. Luftverkehr? Nur ein klein wenig. Ich transportierte Rentschi nur in Ausnahmefällen per Luft, hier und da einige wenige Frachtflüge nach Kasachstan oder Russland. Kinkerlitzchen. Es war nicht wie im Osten, wo von Guangdong oder Jiangsu aus jede Woche Tausende Menschen abtransportiert wurden. Könnten Sie das näher erläutern? Schmuggel per Luft wurde in den östlichen Provinzen zu einem großen Geschäft. Dort gab es wohlhabende Kunden, die sich Pauschalreisen und Touristenvisa erster Klasse leisten konnten. Die stiegen in London, Rom oder sogar San Francisco aus dem Flugzeug aus, checkten in ihren Hotels ein, gingen sich einen Tag Sehenswürdigkeiten anschauen und verschwanden dann einfach von der Bildfläche. Da war viel Geld zu holen. Ich wollte immer den Luftverkehr für mich erobern. Aber was war mit Infektionen? Bestand nicht immer das Risiko, dass man entdeckt wurde? Das kam erst später, nach Flug 575. Anfangs buchten nicht allzu viele In zierte diese Flüge. Und wenn, befanden sie sich in einemsehr frühen Stadium. Schetou, die Luftreisen organisierten, waren außerordentlich vorsichtig. Wenn man Anzeichen einer fortgeschrittenen Infektion erkennen ließ, durfte man nicht einmal in ihre Nähe kommen. Sie mussten ihr Gewerbe um jeden Preis schützen. Die Faustregel lautete, man konnte die Beamten der Zollkontrolle nur täuschen, wenn man vorher seinen Schetou getäuscht hatte. Man musste vollkommen gesund erscheinen und handeln, und selbst dann war es stets ein Wettlauf mit der Zeit. Vor Flug 575 hörte ich eine Geschichte über ein Paar, einen sehr vermögenden Geschäftsmann und seine Frau. Er war gebissen worden. Nicht schlimm, müssen Sie wissen, sondern einer dieser »langsamen« Fälle, bei denen alle wichtigen Blutgefäße verfehlt wurden. Ich bin sicher, sie glaubten, dass es im Westen eine Möglichkeit der Heilung gab, das glaubten damals viele In zierte. Offenbar trafen sie in ihrem Hotelzimmer in Paris ein, als sein Zusammenbruch gerade begann. Seine Frau wollte einen Arzt rufen, doch er verbot es. Er fürchtete, sie könnten zurückgeschickt werden. Stattdessen befahl er ihr, ihn zu verlassen, sofort zu gehen, bevor er ins Koma fiel. Soweit ich gehört habe, befolgte sie seine Anweisung, und nach zwei Tagen Stöhnen und Lärm in dem Zimmer ignorierte das Hotelpersonal schließlich das Schild BITTE NICHT STÖREN und brach die Zimmertür auf. Ich bin nicht sicher, ob so der Ausbruch der Krankheit in Paris begann, aber es wäre nicht von der Hand zu weisen. Sie sagten, die beiden hätten keinen Arzt gerufen, weil sie Angst hatten, sie könnten zurückgeschickt werden, aber warum haben sie dann überhaupt erst versucht, im Westen ein Heilmittel zu finden? Sie verstehen das Herz eines Flüchtlings wirklich nicht, was? Diese Leute waren verzweifelt. Sie waren gefangen zwischen ihrer Infektion und der Inhaftierung und »Behandlung« durch ihre eigene Regierung. Wenn Sie einen geliebten Menschen, ein Familienmitglied, ein Kind mit der Infektion gehabt und geglaubt hätten, dass es auch nur ein Fünkchen Hoffnung in einem anderen Land gibt, hätten Sie nicht auch alles in Ihrer Macht Stehende getan, um dorthin zu gelangen? Hätten Sie nicht glauben wollen, dass es Hoffnung gibt? Sie sagten, dass sich die Frau des Mannes, zusammen mit den anderen Rentschi, in Luft aufgelöst hat. So ist es schon immer gewesen, schon vor der Seuche. Manche bleiben bei Familienmitgliedern, andere bei Freunden. Viele Ärmere mussten ihre Bao bei der jeweiligen chinesischen Mafia abarbeiten. Die Mehrheit verschwand einfach im Untergrund des Gastlandes. In den Gegenden mit geringem Einkommen? Wenn Sie es so nennen möchten. Was gibt es für ein besseres Versteck als in ebenjenem Teil der Gesellschaft, dessen Existenz kaum jemand auch nur eingestehen möchte? Wie sonst konnte die Seuche denn in so vielen Gettos der Ersten Welt ausbrechen? Es wird behauptet, viele Schetou hätten den Mythos eines Wunderheilmittels in anderen Ländern noch gefördert.
Einige. Sie auch? [Pause] Nein. [Erneute Pause] Inwiefern hat Flug 575 den Schmuggel auf dem Luftweg verändert? Schutzmaßnahmen wurden verstärkt, aber nur in manchen Ländern. Luftlinien-Schetou waren vorsichtig, aber auch überaus erfinderisch. Sie hatten das geflügelte Wort: »Im Haus eines jeden Mannes gibt es einen Dienstboteneingang.« Was bedeutet das? Wenn Westeuropa seine Sicherheitsmaßnahmen verschärft hat, gehe über Osteuropa. Wenn die USA dich nicht reinlassen, gehe über Mexiko. Ich bin sicher, die reichen weißen Länder fühlten sich dadurch sicherer, obwohl schon innerhalb ihrer Grenzen Infektionsherde schwärten. Aber das ist nicht mein Spezialgebiet, wie Sie wissen, ich beschränkte mich weitgehend auf Transporte zu Land, und meine Ziele waren Länder in Zentralasien. Konnte man sie leichter betreten? Die flehten uns förmlich an, Geschäfte mit ihnen zu machen. Diese Länder befanden sich wirtschaftlich in einer derart miserablen Lage, ihre Beamten waren so hinterwäldlerisch und korrupt, dass sie uns für ein paar Prozent unseres Honorars sogar wahrhaftig bei dem Papierkram halfen. Es gab sogar Schetou, oder wie immer sie die in ihrem barbarischen Gestammel nennen, die uns halfen, Rentschi durch die alten Sowjetrepubliken in Länder wie Indien oder Russland, sogar den Iran zu schaffen, obwohl ich selbst nie nachfragte oder wissen wollte, wohin die Rentschi gingen. Meine Arbeit war an der Grenze getan.
Ich sorgte nur dafür, dass ihre Pässe gestempelt, ihre Autos mit einer Plakette versehen, die Grenzposten bezahlt wurden und ich meinen Anteil bekam. Haben Sie viele Infizierte gesehen? Anfangs nicht. Die Seuche verlief zu schnell. Es war anders als beim Luftverkehr. Es konnte Wochen dauern, Katschi zu erreichen, und selbst die langsamsten Fälle, sagte man mir, konnten nicht länger als wenige Tage durchstehen. In zierte Kunden reanimierten meist irgendwo auf der Straße, wo sie erkannt und von Polizisten vor Ort aus dem Verkehr gezogen wurden. Später, als die Zahl der Infektionsfälle sich explosionsartig vermehrte und die Polizei überfordert war, sah ich viele In zierte auf meiner Route. Waren sie gefährlich? Selten. Normalerweise hatten ihre Familien sie gefesselt und geknebelt. Man sah etwas, das sich auf dem Rücksitz eines Autos bewegte, unter Kleidung oder schweren Decken zappelte. Man hörte ein Klopfen im Kofferraum von Autos und später in Kisten mit Luftlöchern auf den Ladepritschen von Lastwagen. Niemand hatte die geringste Ahnung, was damit den geliebten Angehörigen geschah. Wussten Sie es? Da schon, ja, aber ich wusste auch, es wäre vergebliche Liebesmüh gewesen, wenn ich versucht hätte, es ihnen zu erklären. Ich nahm einfach nur ihr Geld und brachte sie auf den Weg. Ich hatte Glück, ich musste mich nie mit den Problemen des Schmuggels auf See herumplagen. War das noch schwieriger? Und gefährlicher. Meine Kollegen aus den Küstenprovinzen mussten der Möglichkeit ins Auge sehen, dass ein Infizierter sich von seinen Fesseln befreite und die gesamte Ladung kontaminierte. Was haben die gemacht? Ich habe von verschiedenen »Lösungen« gehört. Manchmal steuerten Schiffe einen entlegenen Küstenabschnitt an - es spielte keine Rolle, ob es sich um das anvisierte Land handelte, es konnte jede beliebige Küste sein - und »entluden« die infizierten Rentschi am Strand. Ich habe gehört, dass einige Kapitäne einfach das offene Meer abseits der Schifffahrtsrouten ansteuerten und die ganze zuckende, zappelnde Bande über Bord stießen. Das könnte die frühen Fälle von Schwimmern und Tauchern erklären, die einfach spurlos verschwanden, oder warum Leute auf der ganzen Welt berichteten, sie sahen sie aus der Brandung gelaufen kommen. Wenigstens blieb mir so etwas immer erspart. Ich hatte allerdings einen ähnlichen Vorfall, der mich dann davon überzeugte, dass es höchste Zeit wurde, damit aufzuhören. Da war dieser Lastwagen, eine verbeulte alte Rostlaube. Man konnte das Stöhnen aus dem Frachtraum hören. Zahlreiche Fäuste hämmerten gegen das Aluminium. Der ganze Wagen schwankte regelrecht hin und her. In der Kabine befand sich ein reicher Investmentbanker aus Xi'an. Er hatte eine Menge Geld damit verdient, dass er amerikanische Kreditkartenschulden aufkaufte. Er hatte genug Geld, dass er für seine ganze weitverzweigte Familie bezahlen konnte. Der Armani- Anzug dieses Mannes war zerknittert und zerrissen. Er hatte Kratzspuren auf den Wangen und dieses irre Leuchten in den Augen, das ich mit jedem Tag immer öfter zu sehen bekam. Die Augen des Fahrers sahen ganz anders aus, mehr wie meine, sie spiegelten die Erkenntnis wider, dass Geld vermutlich nicht mehr lange viel nützen würde. Ich steckte dem Mann einen zusätzlichen Fünfziger zu und wünschte ihm Glück. Mehr konnte ich nicht tun.
Welches Ziel hatte der Laster?
Kirgistan.
Meteora, Griechenland
[Die gesamten Klosteranlagen liegen auf steilen, unzugänglichen Felshängen, einige der Gebäude auf hohen, fast lotrechten Säulen aus Felsgestein. Ursprünglich dienten sie einmal zum Schutz vor den ottomanischen Türken, später boten sie dann eine gleichermaßen sichere Zuflucht vor den lebenden Toten. Treppen, überwiegend aus Holz oder Metall, die nach dem Krieg angebracht wurden und mühelos hochgezogen werden können, sollen dem wachsenden Zustrom von Pilgern und Touristen Rechnung tragen. Meteora wurde in den letzten Jahren zu einem beliebten Reiseziel für beide Gruppen. Manche suchen Weisheit und spirituelle Erleuchtung dort, manche wollen einfach nur ihren Frieden finden. Stanley MacDonald gehört zu Letzteren. Der Veteran fast jedes Feldzugs in allen Regionen seiner Heimat Kanada begegnete den Toten erstmals in einem ganz anderen Krieg, als das Dritte Bataillon von Prinzessin Patricias leichter kanadischer Infanterie eingesetzt wurde, um den Drogenschmuggel in Kirgistan zu bekämpfen.]
Bitte verwechseln Sie uns nicht mit den amerikanischen »Alpha- Teams«. Dies alles geschah lange vor ihrem Einsatz, vor der »Panik«, vor der selbst auferlegten israelischen Quarantäne - sogar vor dem ersten größeren, der Öffentlichkeit bekannt gewordenen Ausbruch in Kapstadt. Wir standen gerade erst am Anfang der Ausbreitung der Seuche, bevor jemand auch nur die geringste Ahnung hatte, was da auf uns zukam. Unsere Mission war ganz konventionell, Opium und Haschisch, die primäre Exportware von Terroristen weltweit. Mehr haben wir in dieser felsigen Einöde nicht gefunden. Händler und Schurken und gedungene lokale Schläger. Mehr hatten wir nicht erwartet. Auf mehr waren wir nicht vorbereitet. Der Höhleneingang war leicht zufinden. Wir spürten ihn anhand der Blutspur auf, die von der Karawane wegführte. Wir wussten sofort, dass etwas nicht stimmte. Es gab keine Toten. Rivalisierende Stämme ließen ihre Opfer stets verstümmelt als Warnung für andere liegen. Wir fanden jede Menge Blut, Blut und Fetzen braunen, verwesenden Fleisches, aber die einzigen Kadaver, die wir entdeckten, waren die der Lastmaultiere. Sie schienen, wie es aussah, nicht erschossen, sondern Opfer wilder Tiere geworden zu sein. Ihre Bäuche waren aufgerissen, große Bisswunden überzogen ihr ganzes Fleisch. Wir vermuteten, dass es wilde Hunde gewesen sein mussten. Diese verdammten Biester streiften, so groß und angriffslustig wie Polarwölfe, durch die Täler. Verwirrender war jedoch für uns, dass sich die gesamte Fracht immer noch in den Satteltaschen befand oder einfach nur rund um die Toten herum verstreut lag. Nicht einmal bei einem reinen Revierkampf, nicht einmal bei einem durch Religions- oder Stammeszugehörigkeit motivierten Angriff ließ jemand fünfzig Kilo erstklassiges rohes Bad Brown1 oder Gewehre in unbeschädigtem Zustand oder teure persönliche Trophäen wie Uhren, Minidisc-Player oder GPS-Ortungsgeräte einfach liegen. Die Blutspur führte vom Massaker im Wadi auf einen Bergpfad. Viel Blut. Jemand, der so viel Blut verloren hatte, stand garantiert nicht mehr auf. Aber irgendwie war er doch wieder aufgestanden. Obwohl keine medizinische Behandlung erfolgt war. Andere Spuren gab es keine. Soweit wir erkennen konnten, war dieser Mann blutend weggelaufen, zusammengebrochen und mit dem Gesicht nach unten gestürzt - den blutigen Abdruck seines Gesichts konnten wir noch im Sand erkennen. Er hatte irgendwie eine ganze Weile da gelegen, ohne zu ersticken, ohne zu verbluten, und dann stand er einfach auf und ging weiter. Die neuen Spuren unterschieden sich deutlich von den alten. Sie wirkten langsamer, dichter zusammen. Er zog den rechten Fuß nach, das war auch eindeutig der Grund, weswegen er den Schuh verloren hatte, einen alten, ausgetretenen hohen Turnschuh von Nike. Die Schleifspuren wiesen Reste von Flüssigkeit auf. Kein Blut, überhaupt nichts Menschliches, sondern Tropfen eines harten, verkrusteten Glibbers, den keiner von uns identifizieren konnte. Wir folgten ihnen und den Schleifspuren zum Eingang der Höhle. Weder wurde Feuer eröffnet, noch empfing man uns in irgendeiner anderen Weise. Der Eingang zum Tunnel war unbewacht und offen. Wir sahen die Toten, Männer, die von ihren eigenen Fallen getötet worden waren, auf den ersten Blick. Es sah aus, als hätten sie - in größter Hast - zu fliehen versucht. Hinter ihnen, in der ersten Höhlenkammer, erblickten wir erste Hinweise auf einen einseitigen Schusswechsel, einseitig deshalb, weil nur eine Höhlenwand Einschusslöcher von Faustfeuerwaffen aufwies. Gegenüber dieser Wand befanden sich die Schützen. Man hatte sie in Stücke gerissen. Ihre Gliedmaßen, ihre Knochen, zerfetzt und angenagt ... Manche hielten noch ihre Waffen umklammert, eine alte Makarov lag in einer der abgetrennten Hände. Ein Finger der Hand fehlte. Ich fand ihn auf der anderen Seite der Höhle, zusammen mit dem Leichnam eines weiteren unbewaffneten Mannes, den über hundert Schüsse getroffen hatten. Mehrere Salven hatten den gesamten Schädel weggerissen. Der Finger steckte noch zwischen seinen Zähnen. Jede Kammer erzählte eine ähnliche Geschichte: Wir fanden zerschmetterte Barrikaden, weggeworfene Waffen. Wir fanden mehr Leichen, oder Teile davon. Nur die unversehrten waren durch Kopfschüsse gestorben. Wir fanden Fleisch, zerkautes, breiiges Fleisch, das aus ihren Mündern und Mägen quoll. Man konnte anhand der blutigen Spuren, der Fußabdrücke, der Geschosshüllen und Einschusslöcher erkennen, dass der Kampf seinen Anfang im Lazarett genommen hatte.
Wir entdeckten mehrere Pritschen, ausnahmslos blutig. Am Ende des Flurs fanden wir einen - Arzt, vermute ich, ohne Kopf, der neben einer Pritsche mit schmutzigen, besudelten Laken, Kleidung und einem alten, abgenutzten linken Nike- Turnschuh auf dem Erdboden lag.
Der letzte Tunnel, den wir untersuchten, war durch die Explosion einer Sprengfalle eingestürzt. Eine Hand ragte aus dem Sandstein. Sie bewegte sich noch, Ich reagierte instinktiv, beugte mich vor, packte die Hand, spürte den Griff. Wie Stahl, sie zerquetschte mir fast die Finger. Ich zog den Arm weg und versuchte zu entkommen. Sie ließ mich nicht los. Ich zog fester, stemmte mich mit den Füßen dagegen. Zuerst kam der Arm frei, dann der Kopf, das zerfetzte Gesicht, aufgerissene Augen und graue Lippen, dann die andere Hand, die meinen Arm umklammerte und festhielt, schließlich folgten die Schultern. Ich kippte nach hinten, und die obere Hälfte des Dings folgte mir. Unterhalb der Taille steckte es noch unter Felstrümmern fest und war durch eine lange Schleife von Eingeweiden mit dem Oberkörper verbunden. Es bewegte sich noch, schlug nach mir und versuchte, sich meinen Arm in den Mund zu stopfen. Ich griff nach meiner Waffe.
Ich zielte in die Höhe, die Salve traf es dicht unter dem Kinn und ließ Hirnmasse auf die Decke über uns spritzen. Ich war der Einzige im Tunnel, als das geschah. Ich war der einzige Zeuge ...
[Er macht eine Pause.] »Kontakt mit unbekannten Chemikalien.« Das sagten sie mir in Edmonton, entweder das oder eine Abwehrreaktion gegen unsere eigenen Prophylaxemedikamente. Und sie diagnostizierten auch noch eine gehörige Dosis PTSS, um allem die Krone aufzusetzen. Ich bräuchte nur Ruhe, Ruhe und eine längerfristige »Begutachtung« ...
»Begutachtung« - so heißt das, wenn es auf der eigenen Seite passiert. Von »Verhör« spricht man nur dann, wenn es um den Feind geht. Die bringen einem bei, wie man dem Feind widersteht, wie man seinen Geist und seine Seele beschützt. Die bringen einem nicht bei, wie man seinen eigenen Leuten widerstehen kann, besonders Leuten, die glauben, dass sie einem »helfen«, die »Wahrheit« zu erkennen. Mich konnten sie nicht brechen, das habe ich selbst getan. Ich wollte ihnen glauben und wollte, dass sie mir helfen. Ich war ein guter Soldat, bestens ausgebildet, erfahren; ich wusste, was ich meinen Mitmenschen antun konnte und sie mir. Ich dachte, ich wäre auf alles vorbereitet. [Er schaut mit unklarem Blick auf das Tal hinaus.] Wer, bei klarem Verstand, hätte denn darauf vorbereitet sein können?
Regenwald des Amazonas, Brasilien
[Ich wurde mit verbundenen Augen hingebracht, damit ich den Aufenthaltsort meiner »Gastgeber« nicht preisgeben konnte. Außenstehende nennen sie immer noch Yanomami, »das wilde Volk«, und es ist unbekannt, ob dieses angeblich so kriegerische Naturell oder die Tatsache, dass ihr neues Dorf mehr oder weniger in den höchsten Bäumen hängend errichtet wurde, sie die Krise so gut, wenn nicht besser als die größten Industrienationen überstehen ließ. Es bleibt unklar, ob Fernando Oliveira, der ausgemergelte, drogensüchtige weiße Mann »vom Rand der Welt«, ihr Gast, Maskottchen oder Gefangener ist.]
Ich war noch Arzt, das jedenfalls redete ich mir ein. Ja, ich war reich und wurde ständig reicher, aber wenigstens rührte mein Erfolg daher, dass ich notwendige medizinische Eingriffe vornahm. Ich schnippelte nicht nur an den Nasen kleiner Teenager herum oder nähte sudanesische »Pintos« an androgyne Pop-Diven. Ich war immer noch Arzt, ich half Menschen, und wenn das für den selbstgerechten, hyperkritischen Norden so »unmoralisch « war, warum kamen dessen Bewohner dann immer noch her?
Das Päckchen traf eine Stunde vor dem Patienten am Flughafen ein, in Eis gepackt in einer Campingkühltasche aus Plastik. Herzen sind extrem selten. Nicht wie Lebern oder Hautgewebe, und ganz sicher nicht wie Nieren, die man, als das »Einverständnis- vorausgesetzt-Gesetz« verabschiedet war, praktisch in jedem Hospital und jeder Leichenhalle des Landes bekommen konnte.
Wurde es getestet?
Worauf? Wenn man auf etwas testen will, muss man wissen, wonach man sucht. Damals wussten wir noch nichts von der Wandelnden Seuche. Wir sorgten uns um herkömmliche Krankheiten - Hepatitis oder HIV/Aids - und hatten nicht einmal die Zeit, darauf zu testen.
Wie das?
Weil der Flug schon so lange gedauert hatte. Man kann Organe nicht ewig auf Eis lassen. Mit dem forderten wir das Schicksal schon heraus.
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2007 by Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Verlagsgruppe random House GmbH
Man erfand Namen wie »Die Krise«, »Die dunklen Jahre«, »Die wandelnde Pest«, aber auch »schicke« Bezeichnungen wie »Z-Weltkrieg« oder »Erster Z-Weltkrieg« dafür. Mir persönlich missfällt letzterer Ausdruck, da er zwangsläufig von einem »Zweiten Z-Weltkrieg« ausgeht. Für mich wird er stets der »Zombie-Krieg« bleiben, und auch wenn viele Leute Einwände gegen die wissenschaftliche Genauigkeit des Wortes Zombie vorbringen werden, dürfte es ihnen schwerfallen, einen Ausdruck für die Kreaturen zu finden, die fast unsere Ausrottung bewerkstelligt hätten, der weltweit mehr akzeptiert würde. Zombie ist und bleibt ein verheerendes Wort, das wie kein anderes die Macht besitzt, so viele Erinnerungen und Emotionen heraufzubeschwören; ebendiese Erinnerungen und Emotionen sind Gegenstand dieses Buches. Diese Aufzeichnung des größten Konflikts der Menschheitsgeschichte verdankt seine Entstehung dem wesentlich bescheideneren, wesentlich persönlicheren Konflikt zwischen mir und der Vorsitzenden der Kriegsarchivierungskommission der Vereinten Nationen. Es wäre sicher nicht übertrieben, meine anfängliche Arbeit für die Kommission schlichtweg als Liebesdienst zu bezeichnen. Mein Reisestipendium, mein Zutritt zu Hochsicherheitsbereichen, die Batterie an Übersetzern, menschlichen wie elektronischen, und mein kleiner, aber fast unbezahlbarer stimmaktivierter »Spracherkenner« (das größte Geschenk für den langsamsten Tippenden der Welt), das alles belegt, welcher Respekt und hoher Stellenwert meiner Arbeit an diesem Projekt beigemessen wurde. Es versteht sich daher von selbst, was für ein Schock es für mich war, als ich feststellen musste, dass die veröffentlichte Fassung meines Werks um fast die Hälfte gekürzt worden war. »Es war alles zu persönlich gefärbt«, sagte die Vorsitzende im Laufe einer unserer zahlreichen »angeregten« Diskussionen. »Zu viele Meinungen, zu viele Gefühle. Darum geht es in diesem Bericht nicht. Wir brauchen glasklare Fakten und Zahlen, die nicht durch den menschlichen Faktor getrübt werden.« Sie hatte natürlich Recht. Der offizielle Bericht stellte eine Mischung kalter, nüchterner Daten dar, einen objektiven »Abriss der Ereignisse«, der es zukünftigen Generationen ermöglichen sollte, die Ereignisse dieses apokalyptischen Jahrzehnts zu studieren, ohne sich von dem »menschlichen Faktor« beeinflussen zu lassen. Aber ist es nicht gerade dieser menschliche Faktor, der uns so innig mit unserer Vergangenheit verbindet? Könnte zukünftigen Generationen genauso viel an chronologischen Tabellen und Statistiken der Opfer liegen wie an persönlichen Schilderungen von Individuen, die sich gar nicht so sehr von ihnen selbst unterscheiden? Wenn wir den menschlichen Faktor unberücksichtigt lassen, könnten wir uns damit der Geschichte nicht so nüchtern und trocken annähern, dass wir, was der Himmel verhüten möge, eines Tages dazu verdammt wären, sie zu wiederholen? Und macht letztendlich der menschliche Faktor nicht genau den Unterschied zwischen uns und dem Feind aus, den wir inzwischen als »die lebenden Toten« bezeichnen? Dieses Argument setzte ich, möglicherweise nicht ganz so professionell, wie es angemessen gewesen wäre, meiner »Chefin« vor, die meinen abschließenden Aufschrei - »Wir können diese Überlieferungen nicht sterben lassen« - wie aus der Pistole geschossen beantwortete: »Dann lassen Sie sie nicht sterben. Schreiben Sie ein Buch. Sie haben immer noch Ihre gesammelten Notizen und das verbriefte Recht, sie zu benutzen. Wer könnte Sie daran hindern, diese Geschichten in Ihrem eigenen [Schimpfwort gelöscht] Buch lebendig zu erhalten?« Zweifellos werden es viele Kritiker verurteilen, so kurz nach dem Ende der weltweiten Kampfhandlungen ein Buch mit persönlichen Reminiszenzen zu veröffentlichen. Schließlich sind erst zwölf Jahre vergangen, seit in den Vereinigten Staaten offiziell der Sieg verkündet wurde, und weniger als ein Jahrzehnt, seit die letzte Großmacht mit dem »Siegestag in China« ihre Erlösung feierte. Bedenkt man, dass die meisten Menschen den chinesischen Siegestag als das offizielle Ende des Krieges betrachten, scheint es ganz ausgeschlossen, objektiv darüber zu berichten, da doch, mit den Worten eines Kollegen von der UN, »der Frieden gerade einmal so lange dauert wie der Krieg«. Das ist ein stichhaltiges Argument, das man freilich nicht unkommentiert stehen lassen sollte. Im Falle dieser Generation, all derer, die gekämpft und gelitten und uns dieses Jahrzehnt des Friedens ermöglicht haben, ist die Zeit gleichermaßen Gegner wie Verbündeter. Ja, die kommenden Jahre werden im Lichte einer reifer gewordenen Welt nach dem Krieg fraglos neue Einsichten und Erkenntnisse bringen. Aber viele dieser Erinnerungen könnten dann nichtmehr existieren, in Körpern und Seelen gefangen sein, die zu krank oder gebrechlich sind, um noch selbst zu erleben, wie die Früchte ihres Sieges geerntet werden. Es ist kein Geheimnis, dass die weltweite Lebenserwartung nur noch ein Schatten der Zeiten vor dem Krieg ist. Unterernährung, Umweltverschmutzung, die Ausbreitung von Seuchen und Krankheiten, die einst als ausgestorben galten, sind selbst in den Vereinigten Staaten mit ihrer neu erstarkten Wirtschaft und dem allgemeinen Gesundheitswesen derzeit die Realität; die Ressourcen reichen schlicht und ergreifend nicht aus, um alle körperlichen und psychologischen Folgeschäden zu behandeln. Nur wegen dieses Gegners, der Zeit, habe ich auf den Luxus neuer Erkenntnisse verzichtet und die Schilderung dieser Überlebenden veröffentlicht. Vielleicht macht sich jemand in Jahrzehnten die Mühe und zeichnet die Erinnerungen der viel älteren, viel weiseren Überlebenden auf. Vielleicht wäre ich ja sogar einer davon. Dies ist zwar in erster Linie ein Buch persönlicher Reminiszenzen, es enthält aber dennoch viele technologische, soziale und wirtschaftliche Details, die sich auch im offiziellen Bericht der Kommission finden, da sie in engem Zusammenhang mit den Schilderungen der Menschen stehen, die in diesem Buch zu Wort kommen. Es ist ihr Buch, nicht meines, und ich habe mich bemüht, so weit es geht, im Hintergrund zu bleiben. Die Fragen im Text sollen nur jene widerspiegeln, die der geneigte Leser vielleicht selbst gestellt hätte. Ich habe mich bemüht, auf Urteile oder Kommentare jedweder Art zu verzichten; sollte es einen menschlichen Faktor geben, der eliminiert werden müsste, so möge es mein eigener sein.
Vorzeichen Groß-Tschunking, Volksrepublik China [In ihrer Blütezeit, vor dem Krieg, lebten mehr als fünfunddreißig Millionen Menschen in dieser Region. Heute sind kaum noch fünfzigtausend davon übrig geblieben. In diesem Teil des Landes fließen die Gelder für den Wiederaufbau nur langsam, da die Regierung beschlossen hat, sich auf die dichter besiedelten Küstenregionen zu konzentrieren. Es gibt keine zentrale Verwaltung, kein fließendes Wasser, abgesehen vom Jangtse. Aber die Trümmer auf den Straßen wurden geräumt, und der örtliche »Sicherheitsrat« hat neuerliche Ausbrüche nach dem Krieg verhindert. Vorsitzender dieses Rates ist Kwang Jing-tschu, ein Arzt, der seinem fortgeschrittenen Alter und den Kriegsverletzungen zum Trotz immer noch Hausbesuche bei all seinen Patienten macht.] Den ersten Fall eines Ausbruchs der Krankheit sah ich in einem entlegenen Dorf, das offiziell gar keinen Namen hatte. Die Bewohner nannten es »Neu-Datschang«, dies jedoch vor allem aus nostalgischen Gründen. Ihre ehemalige Heimat, »Alt-Datschang «, hatte bis in die Epoche der Drei Königreiche hinein bestanden; Bauernhöfe, Häuser und Bäume, so sagte man, seien Jahrhunderte alt gewesen. Als der Staudamm der drei Schluchten fertiggestellt worden war und der Wasserspiegel im Stausee stieg, wurde der Großteil von Datschang Stein für Stein abgetragen und auf höherem Grund und Boden wieder aufgebaut. Aber dieses neue Datschang war keine bewohnbare Stadt mehr, sondern ein »nationales historisches Museum«. Es muss für diese armen Bauern jedenfalls eine herzzerreißende Ironie gewesen sein, dass sie mit ansehen konnten, wie ihre ganze Stadt gerettet wurde, sie selbst sie aber fortan nur noch als Touristen besuchen durften. Vielleicht beschlossen deshalb einige von ihnen, ihr neues Dorf »Neu-Datschang« zu nennen, damit sie eine Verbindung zu ihrem Erbe aufrechterhalten konnten, sei es auch nur dem Namen nach. Ich persönlich wusste nicht einmal, dass dieses andere, »Neu-Datschang« existierte, man kann sich daher vorstellen, wie verwirrt ich war, als ich den Anruf erhielt. In dem Krankenhaus herrschte Stille; es war eine ruhige Nacht gewesen, auch wenn die Zahl der Opfer aus Verkehrsunfällen unter Alkoholeinfluss zunahm. Motorräder wurden immer beliebter. Wir pflegten stets zu sagen, dass Harley-Davidson mehr junge Chinesen auf dem Gewissen hatte als alle GIs im Koreakrieg zusammengenommen. Darum war ich so dankbar für eine ruhige Schicht. Ich war müde, Rücken und Füße taten weh. Ich war gerade auf dem Weg nach draußen, um eine Zigarette zu rauchen und den Sonnenaufgang zu betrachten, als ich hörte, wie mein Name durchgerufen wurde. Die Schwester der Notaufnahme war neu und konnte den Dialekt nicht richtig verstehen. Es habe einen Unfall oder Ausbruch einer Krankheit gegeben. Ein Notfall, das stand fest, und ob wir bitte unverzüglich Hilfe schicken könnten. Was sollte ich sagen? Die jüngeren Ärzte, die die Medizin lediglich für eine gute Methode halten, ihr Bankkonto aufzufüllen, die würden ganz sicher nicht da rausfahren, nur um einem »Nongmin« zu helfen. Ich nehme an, dass ich im Grunde meines Herzens immer noch ein Revolutionär der alten Schule bin. »Es ist unsere Pflicht, Verantwortung für das Volk zu übernehmen.« Mir persönlich bedeuten diese Worte noch etwas... und ich versuchte, mich ihrer zu erinnern, während mein Hirsch über unebene Feldwege holperte, die laut unserer Regierung zwar asphaltiert werden sollten, wozu es aber leider nie kam. Ich hatte ungeheure Probleme, den Ort überhaupt zu finden. Offiziell existierte er ja gar nicht und war demzufolge auch auf keiner Karte eingezeichnet. Ich verfuhr mich mehrmals und musste Einheimische, die dachten, ich meinte die Museumsstadt, nach dem Weg fragen. Als ich die kleine Gruppe der auf einem Hügel gelegenen Häuser schließlich erreichte, befand ich mich in gereizter Stimmung. Ich weiß noch, ich dachte: Das sollte aber wirklich ein verdammt ernster Fall sein. Als ich ihre Gesichter sah, bedauerte ich meinen Wunschgedanken. Es waren insgesamt sieben, alle auf Pritschen, alle kaum bei Bewusstsein. Die Dorfbewohner hatten sie in ihren neuen öffentlichen Gemeindesaal gebracht. Wände und Boden aus nacktem Beton. Die Luft war kalt und feucht. Natürlich sind die krank, dachte ich. Ich fragte die Dorfbewohner, die sich um diese Leute gekümmert hatten. Sie sagten nein, es wäre nicht »sicher«. Mir fiel auf, dass die Tür von außen abgeschlossen war. Die Dorfbewohner lebten offenkundig in Todesangst. Sie wanden sich und tuschelten; manche blieben sogar fern und beteten. Ihr Verhalten machte mich wütend, aber nicht auf sie, das müssen Sie verstehen, nicht als Individuen, sondern auf das, was sie für unser Land repräsentierten. Nach Jahrhunderten der Unterdrückung durch Fremde, Ausbeutung und Demütigung forderten wir endlich unseren rechtmäßigen Platz als das mittlere Königreich der Menschheit ein. Wir waren die reichste und dynamischste Großmacht der Welt, Herren über alles, vom Weltraum bis zum Cyberspace. Wir befanden uns am Anbeginn der Ära, die schlussendlich als das »chinesische Jahrhundert« in die Annalen der Weltgeschichte eingehen sollte, und dennoch lebten noch so viele von uns wie diese unwissenden Bauern, so rückständig und abergläubisch wie die frühesten Wilden von Yangtschao.
Ich widmete mich immer noch meiner überlegenen Kulturkritik, als ich mich niederkniete, um die erste Patientin zu untersuchen. Sie hatte hohes Fieber, vierzig Grad, und schlotterte heftig. Sie war kaum bei Sinnen und wimmerte leise, als ich versuchte, ihre Gliedmaßen zu bewegen. Ich entdeckte eine Verletzung an ihrem rechten Unterarm, eine Bisswunde. Als ich sie eingehender untersuchte, stellte ich fest, dass der Biss nicht von einem Tier stammte. Bissradius und Zahnabdrücke deuteten auf einen kleinwüchsigen oder möglicherweise jugendlichen Menschen hin. Obwohl ich darin den Infektionsherd vermutete, schien mir die tatsächliche Verletzung überraschend sauber zu sein. Ich fragte die Dorfbewohner abermals, wer diese Patienten versorgt hatte. Wieder wurde mir gesagt: niemand. Ich wusste, dass das nicht stimmen konnte. Der menschliche Mund ist voll von Bakterien, schlimmer als beim unhygienischsten Hund. Wenn niemand diese Wunden gereinigt hatte, warum hatten sie sich dann nicht entzündet?
Ich untersuchte die sechs anderen Patienten. Alle zeigten dieselben Symptome, alle wiesen ähnliche Bisswunden an unterschiedlichen Stellen des Körpers auf. Ich fragte einen Mann, den Hellsten der Gruppe, wer oder was ihnen diese Verletzungen zugefügt hätte. Er erzählte mir, das sei passiert, als sie versucht hätten, »ihn« zu beruhigen.
»Wen?« fragte ich.
Ich fand »Patient Zero« hinter der verschlossenen Tür eines leerstehenden Hauses auf der anderen Seite des Ortes. Er war zwölf Jahre alt. Hand-und Fußgelenke hatte man ihm mit Plastikschnur zusammengebunden. Er hatte sich zwar die ganze Haut um die Fesseln herum wundgescheuert, dennoch war kein Blut zu sehen. Auch aus den anderen Verletzungen floss kein Blut, weder aus den Schnittwunden an Armen und Beinen noch aus dem großen, trockenen Loch, wo sein rechter großer Zeh gewesen war. Er wand sich wie ein Tier; ein Knebel dämpfte seine Schreie. Zuerst versuchten die Dorfbewohner, mich aufzuhalten. Sie warnten mich, dass ich ihn nicht berühren sollte, dass er »verflucht« wäre. Ich scheuchte sie weg und griff nach Handschuhen und Mundschutz. Die Haut des Jungen war so kalt und grau wie der Beton, auf dem er lag. Ich konnte weder seinen Herzschlag noch seinen Puls fühlen. Seine Augen waren wild, groß und lagen tief in den Höhlen. Er sah mich damit an wie ein Raubtier und wandte den Blick nicht einmal von mir ab. Während der gesamten Untersuchung verhielt er sich unerklärlich feindselig, wollte mit den gefesselten Händen nach mir greifen und schnappte trotz seines Knebels nach mir. Sein ganzes Gebaren zeigte eine derartige Brutalität, dass ich zwei der kräftigsten Dorfbewohner bitten musste, mir zu helfen, ihn zu bändigen. Zuerst wollten sie nicht gehorchen und drängten sich in einer Ecke zusammen wie Kaninchenbabys. Ich erklärte ihnen, dass keine Ansteckungsgefahr bestand, wenn sie Handschuhe und Atemschutz trugen. Als sie die Köpfe schüttelten, befahl ich es ihnen, obwohl ich dazu eigentlich gar nicht die Befugnis hatte. Mehr war jedoch nicht erforderlich. Die beiden Hünen knieten neben mir nieder. Einer hielt die Füße des Jungen fest, der andere schnappte sich die Hände. Ich versuchte, eine Blutprobe zu nehmen, förderte aber nur eine braune, zähflüssige Masse zu Tage. Als ich die Spritze herauszog, bekam der Junge wieder einen Tobsuchtsanfall. Einer meiner »Assistenten«, der für die Arme verantwortlich war, versuchte nicht mehr, sie festzuhalten, sondern kam offenbar zu der Überzeugung, dass es sicherer wäre, wenn er sie einfach mit den Knien auf den Boden drückte. Aber der Junge zappelte wieder, und ich hörte seinen linken Arm brechen. Zackige Enden von Ellen- und Speichenknochen ragten aus dem grauen Fleisch heraus. Der Junge schrie zwar nicht, schien es nicht einmal zu bemerken, aber es reichte aus, dass beide Helfer aufsprangen und aus dem Raum flohen. Ich wich selbst instinktiv mehrere Schritte zurück. Es ist mir peinlich, das zuzugeben; ich war mein Leben lang Arzt. Ich wurde von der Volksbefreiungsarmee ausgebildet und - man könnte fast sagen, »großgezogen«. Ich habe mehr als genug Kriegsverletzungen behandelt, dem Tod selbstmehr als einmal ins Auge gesehen, und doch hatte ich jetzt Angst, wahrhaftig Angst vor diesem zierlichen Kind. Der Junge bewegte sich zappelnd in meine Richtung, und da riss sein Arm vollständig ab. Fleisch und Muskeln wurden durchtrennt, bis nur noch der Stumpf selbst übrigblieb. Mit dem jetzt freien rechten Arm, der immer noch an die abgetrennte linke Hand gefesselt war, zog er den ganzen Körper über den Boden. Ich lief hastig hinaus und schloss die Tür hinter mir ab. Ich rang um Fassung und versuchte, meiner Angst und Scham Herr zu werden. Mit brüchiger Stimme fragte ich die Dorfbewohner, wie sich der Junge angesteckt hätte. Niemand antwortete. Ich hörte das Klopfen an der Tür, als der Junge schwach mit der Faust gegen das dünne Holz schlug. Ich musste mich eisern beherrschen, damit ich bei dem Geräusch nicht zusammenzuckte. Ich betete, dass niemandem auffallen würde, wie aschfahl ich geworden war. Ich brüllte vor Angst und Frustration, dass ich wissen müsste, was dem Kind zugestoßen war. Eine junge Frau trat vor, möglicherweise seine Mutter. Man sah, dass sie seit Tagen geweint hatte; ihre Augen waren trocken und dunkelrot. Sie gab zu, dass es passiert wäre, als der Junge und sein Vater beim »Mondfischen« waren, ein anderer Ausdruck dafür, im Stausee der drei Schluchten nach Schätzen zu tauchen. Bei mehr als elfhundert verlassenen Dörfern, Ortschaften und sogar Städten bestand immer die Hoffnung, etwas Wertvolles zu bergen. Damals war das eine weit verbreitete Praxis, aber streng verboten. Sie erklärte, dass sie nicht hätten plündern wollen, dass es sich um ihr Heimatdorf handelte, Alt-Datschang, und sie nur versucht hätten, einige Erbstücke aus den verlassenen Häusern zu holen, die nicht verlegt worden waren. Das wiederholte sie immer wieder, bis ich ihr versichert hatte, dass ich nicht die Polizei rufen würde. Schließlich erklärte sie, dass der Junge weinend und mit einer Bisswunde am Fuß aufgetaucht wäre. Sie wusste nicht, was passiert war, das Wasser sei zu dunkel und trübe gewesen. Seinen Vater sah man nie wieder. Ich griff nach dem Handy und wählte die Nummer von Dr. Gu Wen Kwei, einem alten Weggefährten aus Armeezeiten, der jetzt am Institut für Infektionskrankheiten der Universität von Tschungking arbeitete. Wir plauderten ungezwungen miteinander, unterhielten uns über unsere Gesundheit, unsere Enkelkinder; das gebot die Höflichkeit. Danach erzählte ich ihm von dem Krankheitsausbruch und hörte mir an, wie er ein paar Witze über das hygienische Verhalten von Hinterwäldlern machte. Ich versuchte, in sein Kichern einzustimmen, blieb aber dabei, dass dem Vorfall meines Erachtens eine gewisse Bedeutung beizumessen wäre. Fast widerwillig erkundigte er sich bei mir nach den Symptomen. Ich schilderte ihm alles: die Bisse, das Fieber, den Jungen, den Arm...Plötzlich wurden seine Gesichtszüge starr. Sein Lächeln verschwand. Er bat mich, ihm die Infektion zu zeigen. Ich ging zurück in den Gemeinschaftssaal und hielt die Kamera des Telefons über jeden einzelnen Patienten. Er bat mich, die Kamera dichter über die Verletzungen selbst zu halten. Ich gehorchte, und als ich den Bildschirm wieder vor das Gesicht hielt, stellte ich fest, dass sein Videobild abgeschaltet worden war. »Bleib, wo du bist«, sagte er, jetzt nur noch eine distanzierte, unpersönliche Stimme. »Schreib die Namen aller auf, die mit den Infizierten Kontakt hatten. Halte alle fest, die sich bereits infiziert haben. Wenn schon welche ins Koma gefallen sind, verlass den Raum, und verriegle den Zugang.« Seine Stimme klang tonlos, wie die eines Roboters, als hätte er diese Ansprache einstudiert oder würde sie irgendwo ablesen. »Bist du bewaffnet? «, fragte er mich. »Warum sollte ich?«, lautete meine Gegenfrage. Er sagte mir, wiederum völlig nüchtern, er würde sich wieder bei mir melden. Er sagte, er müsste einige Anrufe erledigen und ich sollte binnen weniger Stunden mit »Unterstützung« rechnen. Es verging nicht einmal eine Stunde, bis sie da waren, fünfzig Mann in großen Z-8A-Helikoptern; alle trugen Schutzkleidung. Sie sagten, sie kämen vom Gesundheitsministerium. Ich weiß nicht, wieso sie glaubten, sie könnten jemanden zum Narren halten. An ihrem forschen Auftreten und der einschüchternden Arroganz konnten selbst die hinterwäldlerischen Landeier hier sie als Guanbu erkennen. Ihre erste Sorge galt dem Gemeinschaftsraum. Die Patienten wurden mit festgeschnallten Gliedmaßen und geknebelt auf Bahren herausgetragen. Danach ging man den Jungen holen. Der wurde in einem Leichensack herausgetragen. Seine Mutter wimmerte, als sie und der Rest des Dorfes zur »Untersuchung « zusammengetrieben wurden. Man notierte ihre Namen und entnahm ihnen Blutproben. Einer nach dem anderen musste sich ausziehen und wurde fotografiert. Als Letzte entkleidete sich eine runzlige alte Frau. Sie hatte einen ausgemergelten, buckligen Körper, ein Gesicht mit tausend Falten und winzige Füße, die abgebunden worden sein mussten, als sie ein Mädchen war. Sie schüttelte die knochige Faust nach den »Ärzten«. »Das ist eure Strafe!«, rief sie. »Das ist die Rache für Fengdu!« Sie sprach von der Stadt der Geister, deren Tempel und Schreine der Unterwelt geweiht sind. Der Ort war, genau wie Alt-Datschang, ein bedauerliches Hindernis für Chinas nächsten großen Sprung nach vorn gewesen. Man hatte ihn evakuiert, dann dem Erdboden gleichgemacht und schließlich fast vollständig überflutet. Ich war nie ein abergläubischer Mensch und habe nie zugelassen, dass ich nach dem Opium des Volkes süchtig wurde. Ich bin Arzt, Wissenschaftler. Ich glaube nur an das, was ich sehen und berühren kann. Für mich ist Fengdu nie mehr gewesen als ein billiger, kitschiger Touristennepp. Natürlich prallten die Worte der alten Vettel daher an mir ab, aber ihr Tonfall, ihre Wut ... Sie hatte in ihren Erdenjahren schon genügend Unheil erlebt: die Kriegsherren, die Japaner, den irrsinnigen Alptraum der Kulturrevolution ... Sie wusste, dass sich ein neuer Sturm zusammenbraute, auch wenn sie nicht über die Bildung verfügte, ihn zu begreifen. Mein Kollege Dr. Kwei hatte alles nur zu gut verstanden. Er hatte sogar den eigenen Hals riskiert, um mich zu warnen, mir ausreichend Zeit zu verschaffen, einige andere anzurufen und möglicherweise aufzurütteln, bevor das »Gesundheitsministerium« eintraf. Es war etwas, das er sagte - ein Ausdruck, den er sehr lange nicht mehr benutzt hatte, nicht seit den »unbedeutenden« Grenzstreitigkeiten mit der Sowjetunion. Das war 1969. Wir befanden uns in einem Erdbunker auf unserer Seite des Ussuri, keinen Kilometer flussabwärts von Tschen-Bao. Die Russen schickten sich an, die Insel zurückzuerobern und bombardierten unsere Streitkräfte mit massivem Artilleriefeuer. Gu und ich versuchten, Schrapnellsplitter aus dem Unterleib eines Soldaten zu entfernen, der nicht viel jünger war als wir selbst. Die Eingeweide des Jungen waren aufgerissen worden, sein Blut und seine Exkremente hatten unsere Kleidung von oben bis unten besudelt. Alle sieben Sekunden schlug ein Geschoss in unmittelbarer Nähe ein, dann mussten wir uns über ihn beugen, um zu verhindern, dass herabfallende Erde in die Wunde geriet, und dabei hörten wir ihn jedes Mal leise wimmernd nach seiner Mutter rufen. Auch andere Stimmen ertönten aus der völligen Schwärze unmittelbar vor dem Eingang zu unserem Bunker, Stimmen wütender Leute, die eigentlich gar nicht auf unserer Seite des Flusses sein sollten. Wir hatten zwei Infanteristen am Bunkereingang stationiert. Einer von ihnen rief »Spetsnaz!« und feuerte in die Dunkelheit. Jetzt konnten wir andere Rufe hören, konnten aber nicht sagen, ob es ihre oder unsere waren. Wieder schlug eine Salve ein, und wir beugten uns über den sterbenden Jungen. Gus Gesicht war nur wenige Zentimeter von meinem entfernt. Schweiß troff ihm von der Stirn. Selbst im trüben Licht der Parafinlampe konnte ich sehen, dass er zitterte und blass war. Er sah den Patienten an, die Tür, dann mich, und plötzlich sagte er: »Keine Bange, es wird alles wieder gut.« Und das von einem Mann, der in seinem ganzen Leben nie etwas Positives gesagt hatte. Gu war ein Schwarzseher, ein notorischer Hypochonder. Hatte er Kopfschmerzen, dann war das ein Hirntumor; sah es nach Regen aus, dann war die diesjährige Ernte ruiniert. Auf diese Weise kontrollierte er eine Situation, das war sein Leben lang seine Strategie, stets die Oberhand zu behalten. Jetzt, da die Realität schlimmer aussah als seine schlimmsten Befürchtungen, blieb ihm keine andere Wahl, als die Strategie zu wechseln und eine Wendung um hundertachtzig Grad zu vollziehen. »Keine Bange, es wird alles wieder gut.« Zum ersten Mal kam alles so, wie er vorhergesagt hatte. Die Russen konnten den Fluss nicht überqueren, und wir schafften es sogar, unseren Patienten retten. Ich zog Gu noch jahrelang damit auf, was erforderlich war, damit er einmal nicht alles so schwarzsah, und er antwortete stets, es wäre sehr viel Schlimmeres erforderlich, damit er das noch einmal tun würde. Jetzt waren wir alte Männer, und etwas sehr viel Schlimmeres stand bevor. Es kam gleich, nachdem er mich gefragt hatte, ob ich bewaffnet wäre. »Nein«, antwortete ich, »warum sollte ich?« Es folgte ein kurzes Schweigen; ich war sicher, dass andere Ohren mithörten. »Keine Bange«, sagte er, »es wird alles wieder gut.« Da wurde mir klar, dass es sich hier nicht um einen isolierten Krankheitsausbruch handelte. Ich beendete das Gespräch und rief hastig meine Tochter in Guang-tse an.
Ihr Mann arbeitete für die chinesische Telekom und war mindestens eine Woche im Monat im Ausland unterwegs. Ich sagte ihr, es wäre eine gute Idee, ihn beim nächsten Mal zu begleiten, meine Enkeltochter mitzunehmen und dort zu bleiben, solange es ging. Ich hatte keine Zeit für Erklärungen; das Signal wurde in dem Moment gestört, als der Helikopter eintraf. Als Letztes konnte ich nur noch zu ihr sagen: »Keine Bange, es wird alles wieder gut.«
[Kwang Jing-tschu wurde vom MSS festgenommen und ohne offizielle Anklage eingesperrt. Als er endlich fliehen konnte, hatte sich die Seuche längst über die Grenzen Chinas hinaus ausgebreitet.]
Lhasa, Volksrepublik Tibet
[Die bevölkerungsreichste Stadt der Welt befindet sich immer noch im Freudentaumel nach den Wahlen der letzten Woche. Die Sozialdemokraten haben die Llamisten-Partei vernichtend geschlagen, auf den Straßen drängen sich die euphorischen Massen. Ich treffe mich mit Nury Televaldi in einem überfüllten Straßencafé. Wir müssen brüllen, so laut sind die Jubel-und Freudenrufe.]
Vor dem Ausbruch der Krankheit war der Schmuggel über Landrouten nicht besonders weit verbreitet. Die Beschaffung falscher Pässe, die Organisation von Busreisen als Tarnung, Kontakt-und Schutzpersonen auf der anderen Seite, das alles kostete eine Menge Geld. Damals führten die beiden einzigen lukrativen Routen nach Thailand oder Myanmar. In Katschi, wo ich damals lebte, waren die ehemaligen Sowjetrepubliken die einzig mögliche Option. Aber niemand wollte dorthin gehen, was auch der Grund dafür ist, dass ich meinen Lebensunterhalt anfangs nicht als Schetou verdiente. Ich war ein Importeur: Rohopium, ungeschliffene Diamanten, Mädchen, Knaben, was immer in diesen jämmerlichen Zerrbildern von Ländern eben zur Verfügung stand. Der Ausbruch hat das alles verändert. Plötzlich wurden wir mit Angeboten regelrecht zugeschüttet, und das nicht nur von den liudong renkou, sondern auch, wie man so sagt, von Leuten aus den besseren Kreisen. Ich hatte Facharbeiter aus den Großstädten, private Landwirte, sogar Regierungsbeamte der unteren Ränge. Das waren Leute, die viel zu verlieren hatten. Denen war es gleichgültig, wohin sie gingen, die wollten nur raus.
Wussten Sie, wovor sie flohen?
Wir hatten die Gerüchte gehört. Wir hatten sogar von einem Ausbruch irgendwo in Katschi gehört. Die Regierung hatte selbstverständlich alles schnellstens vertuscht. Aber wir stellten Mutmaßungen an, wir wussten, dass etwas nicht stimmte.
Hat denn die Regierung nicht versucht, Ihrem Treiben einen Riegel vorzuschieben?
Offiziell ja. Die Strafen für Menschenschmuggel wurden erhöht; das Personal der Grenzstützpunkte aufgestockt. Einige Schetou wurden sogar öffentlich hingerichtet, nur um ein Exempel zu statuieren. Wenn man die wahren Hintergründe nicht kannte, wenn man die Lage nicht aus meiner Warte sah, hätte man glauben können, dass die Maßnahmen Wirkung zeigten. Wollen Sie damit sagen, dass dem nicht so war? Ich will damit sagen, dass ich eine Menge Leute reich gemacht habe: Grenzposten, Bürokraten, Polizisten, sogar den Bürgermeister. Es waren immer noch gute Zeiten für China, und man ehrte den großen Vorsitzenden Mao Tse-tung am besten dadurch, dass man sich sein Gesicht auf möglichst vielen Hundert-Yuan-Banknoten betrachtete. So erfolgreich waren Sie? Katschi war eine blühende Metropole. Ich glaube, neunzig Prozent, vielleicht sogar mehr, des gesamten Überlandverkehrs Richtung Westen kamen dort durch, und sogar ein wenig Luftverkehr blieb übrig. Luftverkehr? Nur ein klein wenig. Ich transportierte Rentschi nur in Ausnahmefällen per Luft, hier und da einige wenige Frachtflüge nach Kasachstan oder Russland. Kinkerlitzchen. Es war nicht wie im Osten, wo von Guangdong oder Jiangsu aus jede Woche Tausende Menschen abtransportiert wurden. Könnten Sie das näher erläutern? Schmuggel per Luft wurde in den östlichen Provinzen zu einem großen Geschäft. Dort gab es wohlhabende Kunden, die sich Pauschalreisen und Touristenvisa erster Klasse leisten konnten. Die stiegen in London, Rom oder sogar San Francisco aus dem Flugzeug aus, checkten in ihren Hotels ein, gingen sich einen Tag Sehenswürdigkeiten anschauen und verschwanden dann einfach von der Bildfläche. Da war viel Geld zu holen. Ich wollte immer den Luftverkehr für mich erobern. Aber was war mit Infektionen? Bestand nicht immer das Risiko, dass man entdeckt wurde? Das kam erst später, nach Flug 575. Anfangs buchten nicht allzu viele In zierte diese Flüge. Und wenn, befanden sie sich in einemsehr frühen Stadium. Schetou, die Luftreisen organisierten, waren außerordentlich vorsichtig. Wenn man Anzeichen einer fortgeschrittenen Infektion erkennen ließ, durfte man nicht einmal in ihre Nähe kommen. Sie mussten ihr Gewerbe um jeden Preis schützen. Die Faustregel lautete, man konnte die Beamten der Zollkontrolle nur täuschen, wenn man vorher seinen Schetou getäuscht hatte. Man musste vollkommen gesund erscheinen und handeln, und selbst dann war es stets ein Wettlauf mit der Zeit. Vor Flug 575 hörte ich eine Geschichte über ein Paar, einen sehr vermögenden Geschäftsmann und seine Frau. Er war gebissen worden. Nicht schlimm, müssen Sie wissen, sondern einer dieser »langsamen« Fälle, bei denen alle wichtigen Blutgefäße verfehlt wurden. Ich bin sicher, sie glaubten, dass es im Westen eine Möglichkeit der Heilung gab, das glaubten damals viele In zierte. Offenbar trafen sie in ihrem Hotelzimmer in Paris ein, als sein Zusammenbruch gerade begann. Seine Frau wollte einen Arzt rufen, doch er verbot es. Er fürchtete, sie könnten zurückgeschickt werden. Stattdessen befahl er ihr, ihn zu verlassen, sofort zu gehen, bevor er ins Koma fiel. Soweit ich gehört habe, befolgte sie seine Anweisung, und nach zwei Tagen Stöhnen und Lärm in dem Zimmer ignorierte das Hotelpersonal schließlich das Schild BITTE NICHT STÖREN und brach die Zimmertür auf. Ich bin nicht sicher, ob so der Ausbruch der Krankheit in Paris begann, aber es wäre nicht von der Hand zu weisen. Sie sagten, die beiden hätten keinen Arzt gerufen, weil sie Angst hatten, sie könnten zurückgeschickt werden, aber warum haben sie dann überhaupt erst versucht, im Westen ein Heilmittel zu finden? Sie verstehen das Herz eines Flüchtlings wirklich nicht, was? Diese Leute waren verzweifelt. Sie waren gefangen zwischen ihrer Infektion und der Inhaftierung und »Behandlung« durch ihre eigene Regierung. Wenn Sie einen geliebten Menschen, ein Familienmitglied, ein Kind mit der Infektion gehabt und geglaubt hätten, dass es auch nur ein Fünkchen Hoffnung in einem anderen Land gibt, hätten Sie nicht auch alles in Ihrer Macht Stehende getan, um dorthin zu gelangen? Hätten Sie nicht glauben wollen, dass es Hoffnung gibt? Sie sagten, dass sich die Frau des Mannes, zusammen mit den anderen Rentschi, in Luft aufgelöst hat. So ist es schon immer gewesen, schon vor der Seuche. Manche bleiben bei Familienmitgliedern, andere bei Freunden. Viele Ärmere mussten ihre Bao bei der jeweiligen chinesischen Mafia abarbeiten. Die Mehrheit verschwand einfach im Untergrund des Gastlandes. In den Gegenden mit geringem Einkommen? Wenn Sie es so nennen möchten. Was gibt es für ein besseres Versteck als in ebenjenem Teil der Gesellschaft, dessen Existenz kaum jemand auch nur eingestehen möchte? Wie sonst konnte die Seuche denn in so vielen Gettos der Ersten Welt ausbrechen? Es wird behauptet, viele Schetou hätten den Mythos eines Wunderheilmittels in anderen Ländern noch gefördert.
Einige. Sie auch? [Pause] Nein. [Erneute Pause] Inwiefern hat Flug 575 den Schmuggel auf dem Luftweg verändert? Schutzmaßnahmen wurden verstärkt, aber nur in manchen Ländern. Luftlinien-Schetou waren vorsichtig, aber auch überaus erfinderisch. Sie hatten das geflügelte Wort: »Im Haus eines jeden Mannes gibt es einen Dienstboteneingang.« Was bedeutet das? Wenn Westeuropa seine Sicherheitsmaßnahmen verschärft hat, gehe über Osteuropa. Wenn die USA dich nicht reinlassen, gehe über Mexiko. Ich bin sicher, die reichen weißen Länder fühlten sich dadurch sicherer, obwohl schon innerhalb ihrer Grenzen Infektionsherde schwärten. Aber das ist nicht mein Spezialgebiet, wie Sie wissen, ich beschränkte mich weitgehend auf Transporte zu Land, und meine Ziele waren Länder in Zentralasien. Konnte man sie leichter betreten? Die flehten uns förmlich an, Geschäfte mit ihnen zu machen. Diese Länder befanden sich wirtschaftlich in einer derart miserablen Lage, ihre Beamten waren so hinterwäldlerisch und korrupt, dass sie uns für ein paar Prozent unseres Honorars sogar wahrhaftig bei dem Papierkram halfen. Es gab sogar Schetou, oder wie immer sie die in ihrem barbarischen Gestammel nennen, die uns halfen, Rentschi durch die alten Sowjetrepubliken in Länder wie Indien oder Russland, sogar den Iran zu schaffen, obwohl ich selbst nie nachfragte oder wissen wollte, wohin die Rentschi gingen. Meine Arbeit war an der Grenze getan.
Ich sorgte nur dafür, dass ihre Pässe gestempelt, ihre Autos mit einer Plakette versehen, die Grenzposten bezahlt wurden und ich meinen Anteil bekam. Haben Sie viele Infizierte gesehen? Anfangs nicht. Die Seuche verlief zu schnell. Es war anders als beim Luftverkehr. Es konnte Wochen dauern, Katschi zu erreichen, und selbst die langsamsten Fälle, sagte man mir, konnten nicht länger als wenige Tage durchstehen. In zierte Kunden reanimierten meist irgendwo auf der Straße, wo sie erkannt und von Polizisten vor Ort aus dem Verkehr gezogen wurden. Später, als die Zahl der Infektionsfälle sich explosionsartig vermehrte und die Polizei überfordert war, sah ich viele In zierte auf meiner Route. Waren sie gefährlich? Selten. Normalerweise hatten ihre Familien sie gefesselt und geknebelt. Man sah etwas, das sich auf dem Rücksitz eines Autos bewegte, unter Kleidung oder schweren Decken zappelte. Man hörte ein Klopfen im Kofferraum von Autos und später in Kisten mit Luftlöchern auf den Ladepritschen von Lastwagen. Niemand hatte die geringste Ahnung, was damit den geliebten Angehörigen geschah. Wussten Sie es? Da schon, ja, aber ich wusste auch, es wäre vergebliche Liebesmüh gewesen, wenn ich versucht hätte, es ihnen zu erklären. Ich nahm einfach nur ihr Geld und brachte sie auf den Weg. Ich hatte Glück, ich musste mich nie mit den Problemen des Schmuggels auf See herumplagen. War das noch schwieriger? Und gefährlicher. Meine Kollegen aus den Küstenprovinzen mussten der Möglichkeit ins Auge sehen, dass ein Infizierter sich von seinen Fesseln befreite und die gesamte Ladung kontaminierte. Was haben die gemacht? Ich habe von verschiedenen »Lösungen« gehört. Manchmal steuerten Schiffe einen entlegenen Küstenabschnitt an - es spielte keine Rolle, ob es sich um das anvisierte Land handelte, es konnte jede beliebige Küste sein - und »entluden« die infizierten Rentschi am Strand. Ich habe gehört, dass einige Kapitäne einfach das offene Meer abseits der Schifffahrtsrouten ansteuerten und die ganze zuckende, zappelnde Bande über Bord stießen. Das könnte die frühen Fälle von Schwimmern und Tauchern erklären, die einfach spurlos verschwanden, oder warum Leute auf der ganzen Welt berichteten, sie sahen sie aus der Brandung gelaufen kommen. Wenigstens blieb mir so etwas immer erspart. Ich hatte allerdings einen ähnlichen Vorfall, der mich dann davon überzeugte, dass es höchste Zeit wurde, damit aufzuhören. Da war dieser Lastwagen, eine verbeulte alte Rostlaube. Man konnte das Stöhnen aus dem Frachtraum hören. Zahlreiche Fäuste hämmerten gegen das Aluminium. Der ganze Wagen schwankte regelrecht hin und her. In der Kabine befand sich ein reicher Investmentbanker aus Xi'an. Er hatte eine Menge Geld damit verdient, dass er amerikanische Kreditkartenschulden aufkaufte. Er hatte genug Geld, dass er für seine ganze weitverzweigte Familie bezahlen konnte. Der Armani- Anzug dieses Mannes war zerknittert und zerrissen. Er hatte Kratzspuren auf den Wangen und dieses irre Leuchten in den Augen, das ich mit jedem Tag immer öfter zu sehen bekam. Die Augen des Fahrers sahen ganz anders aus, mehr wie meine, sie spiegelten die Erkenntnis wider, dass Geld vermutlich nicht mehr lange viel nützen würde. Ich steckte dem Mann einen zusätzlichen Fünfziger zu und wünschte ihm Glück. Mehr konnte ich nicht tun.
Welches Ziel hatte der Laster?
Kirgistan.
Meteora, Griechenland
[Die gesamten Klosteranlagen liegen auf steilen, unzugänglichen Felshängen, einige der Gebäude auf hohen, fast lotrechten Säulen aus Felsgestein. Ursprünglich dienten sie einmal zum Schutz vor den ottomanischen Türken, später boten sie dann eine gleichermaßen sichere Zuflucht vor den lebenden Toten. Treppen, überwiegend aus Holz oder Metall, die nach dem Krieg angebracht wurden und mühelos hochgezogen werden können, sollen dem wachsenden Zustrom von Pilgern und Touristen Rechnung tragen. Meteora wurde in den letzten Jahren zu einem beliebten Reiseziel für beide Gruppen. Manche suchen Weisheit und spirituelle Erleuchtung dort, manche wollen einfach nur ihren Frieden finden. Stanley MacDonald gehört zu Letzteren. Der Veteran fast jedes Feldzugs in allen Regionen seiner Heimat Kanada begegnete den Toten erstmals in einem ganz anderen Krieg, als das Dritte Bataillon von Prinzessin Patricias leichter kanadischer Infanterie eingesetzt wurde, um den Drogenschmuggel in Kirgistan zu bekämpfen.]
Bitte verwechseln Sie uns nicht mit den amerikanischen »Alpha- Teams«. Dies alles geschah lange vor ihrem Einsatz, vor der »Panik«, vor der selbst auferlegten israelischen Quarantäne - sogar vor dem ersten größeren, der Öffentlichkeit bekannt gewordenen Ausbruch in Kapstadt. Wir standen gerade erst am Anfang der Ausbreitung der Seuche, bevor jemand auch nur die geringste Ahnung hatte, was da auf uns zukam. Unsere Mission war ganz konventionell, Opium und Haschisch, die primäre Exportware von Terroristen weltweit. Mehr haben wir in dieser felsigen Einöde nicht gefunden. Händler und Schurken und gedungene lokale Schläger. Mehr hatten wir nicht erwartet. Auf mehr waren wir nicht vorbereitet. Der Höhleneingang war leicht zufinden. Wir spürten ihn anhand der Blutspur auf, die von der Karawane wegführte. Wir wussten sofort, dass etwas nicht stimmte. Es gab keine Toten. Rivalisierende Stämme ließen ihre Opfer stets verstümmelt als Warnung für andere liegen. Wir fanden jede Menge Blut, Blut und Fetzen braunen, verwesenden Fleisches, aber die einzigen Kadaver, die wir entdeckten, waren die der Lastmaultiere. Sie schienen, wie es aussah, nicht erschossen, sondern Opfer wilder Tiere geworden zu sein. Ihre Bäuche waren aufgerissen, große Bisswunden überzogen ihr ganzes Fleisch. Wir vermuteten, dass es wilde Hunde gewesen sein mussten. Diese verdammten Biester streiften, so groß und angriffslustig wie Polarwölfe, durch die Täler. Verwirrender war jedoch für uns, dass sich die gesamte Fracht immer noch in den Satteltaschen befand oder einfach nur rund um die Toten herum verstreut lag. Nicht einmal bei einem reinen Revierkampf, nicht einmal bei einem durch Religions- oder Stammeszugehörigkeit motivierten Angriff ließ jemand fünfzig Kilo erstklassiges rohes Bad Brown1 oder Gewehre in unbeschädigtem Zustand oder teure persönliche Trophäen wie Uhren, Minidisc-Player oder GPS-Ortungsgeräte einfach liegen. Die Blutspur führte vom Massaker im Wadi auf einen Bergpfad. Viel Blut. Jemand, der so viel Blut verloren hatte, stand garantiert nicht mehr auf. Aber irgendwie war er doch wieder aufgestanden. Obwohl keine medizinische Behandlung erfolgt war. Andere Spuren gab es keine. Soweit wir erkennen konnten, war dieser Mann blutend weggelaufen, zusammengebrochen und mit dem Gesicht nach unten gestürzt - den blutigen Abdruck seines Gesichts konnten wir noch im Sand erkennen. Er hatte irgendwie eine ganze Weile da gelegen, ohne zu ersticken, ohne zu verbluten, und dann stand er einfach auf und ging weiter. Die neuen Spuren unterschieden sich deutlich von den alten. Sie wirkten langsamer, dichter zusammen. Er zog den rechten Fuß nach, das war auch eindeutig der Grund, weswegen er den Schuh verloren hatte, einen alten, ausgetretenen hohen Turnschuh von Nike. Die Schleifspuren wiesen Reste von Flüssigkeit auf. Kein Blut, überhaupt nichts Menschliches, sondern Tropfen eines harten, verkrusteten Glibbers, den keiner von uns identifizieren konnte. Wir folgten ihnen und den Schleifspuren zum Eingang der Höhle. Weder wurde Feuer eröffnet, noch empfing man uns in irgendeiner anderen Weise. Der Eingang zum Tunnel war unbewacht und offen. Wir sahen die Toten, Männer, die von ihren eigenen Fallen getötet worden waren, auf den ersten Blick. Es sah aus, als hätten sie - in größter Hast - zu fliehen versucht. Hinter ihnen, in der ersten Höhlenkammer, erblickten wir erste Hinweise auf einen einseitigen Schusswechsel, einseitig deshalb, weil nur eine Höhlenwand Einschusslöcher von Faustfeuerwaffen aufwies. Gegenüber dieser Wand befanden sich die Schützen. Man hatte sie in Stücke gerissen. Ihre Gliedmaßen, ihre Knochen, zerfetzt und angenagt ... Manche hielten noch ihre Waffen umklammert, eine alte Makarov lag in einer der abgetrennten Hände. Ein Finger der Hand fehlte. Ich fand ihn auf der anderen Seite der Höhle, zusammen mit dem Leichnam eines weiteren unbewaffneten Mannes, den über hundert Schüsse getroffen hatten. Mehrere Salven hatten den gesamten Schädel weggerissen. Der Finger steckte noch zwischen seinen Zähnen. Jede Kammer erzählte eine ähnliche Geschichte: Wir fanden zerschmetterte Barrikaden, weggeworfene Waffen. Wir fanden mehr Leichen, oder Teile davon. Nur die unversehrten waren durch Kopfschüsse gestorben. Wir fanden Fleisch, zerkautes, breiiges Fleisch, das aus ihren Mündern und Mägen quoll. Man konnte anhand der blutigen Spuren, der Fußabdrücke, der Geschosshüllen und Einschusslöcher erkennen, dass der Kampf seinen Anfang im Lazarett genommen hatte.
Wir entdeckten mehrere Pritschen, ausnahmslos blutig. Am Ende des Flurs fanden wir einen - Arzt, vermute ich, ohne Kopf, der neben einer Pritsche mit schmutzigen, besudelten Laken, Kleidung und einem alten, abgenutzten linken Nike- Turnschuh auf dem Erdboden lag.
Der letzte Tunnel, den wir untersuchten, war durch die Explosion einer Sprengfalle eingestürzt. Eine Hand ragte aus dem Sandstein. Sie bewegte sich noch, Ich reagierte instinktiv, beugte mich vor, packte die Hand, spürte den Griff. Wie Stahl, sie zerquetschte mir fast die Finger. Ich zog den Arm weg und versuchte zu entkommen. Sie ließ mich nicht los. Ich zog fester, stemmte mich mit den Füßen dagegen. Zuerst kam der Arm frei, dann der Kopf, das zerfetzte Gesicht, aufgerissene Augen und graue Lippen, dann die andere Hand, die meinen Arm umklammerte und festhielt, schließlich folgten die Schultern. Ich kippte nach hinten, und die obere Hälfte des Dings folgte mir. Unterhalb der Taille steckte es noch unter Felstrümmern fest und war durch eine lange Schleife von Eingeweiden mit dem Oberkörper verbunden. Es bewegte sich noch, schlug nach mir und versuchte, sich meinen Arm in den Mund zu stopfen. Ich griff nach meiner Waffe.
Ich zielte in die Höhe, die Salve traf es dicht unter dem Kinn und ließ Hirnmasse auf die Decke über uns spritzen. Ich war der Einzige im Tunnel, als das geschah. Ich war der einzige Zeuge ...
[Er macht eine Pause.] »Kontakt mit unbekannten Chemikalien.« Das sagten sie mir in Edmonton, entweder das oder eine Abwehrreaktion gegen unsere eigenen Prophylaxemedikamente. Und sie diagnostizierten auch noch eine gehörige Dosis PTSS, um allem die Krone aufzusetzen. Ich bräuchte nur Ruhe, Ruhe und eine längerfristige »Begutachtung« ...
»Begutachtung« - so heißt das, wenn es auf der eigenen Seite passiert. Von »Verhör« spricht man nur dann, wenn es um den Feind geht. Die bringen einem bei, wie man dem Feind widersteht, wie man seinen Geist und seine Seele beschützt. Die bringen einem nicht bei, wie man seinen eigenen Leuten widerstehen kann, besonders Leuten, die glauben, dass sie einem »helfen«, die »Wahrheit« zu erkennen. Mich konnten sie nicht brechen, das habe ich selbst getan. Ich wollte ihnen glauben und wollte, dass sie mir helfen. Ich war ein guter Soldat, bestens ausgebildet, erfahren; ich wusste, was ich meinen Mitmenschen antun konnte und sie mir. Ich dachte, ich wäre auf alles vorbereitet. [Er schaut mit unklarem Blick auf das Tal hinaus.] Wer, bei klarem Verstand, hätte denn darauf vorbereitet sein können?
Regenwald des Amazonas, Brasilien
[Ich wurde mit verbundenen Augen hingebracht, damit ich den Aufenthaltsort meiner »Gastgeber« nicht preisgeben konnte. Außenstehende nennen sie immer noch Yanomami, »das wilde Volk«, und es ist unbekannt, ob dieses angeblich so kriegerische Naturell oder die Tatsache, dass ihr neues Dorf mehr oder weniger in den höchsten Bäumen hängend errichtet wurde, sie die Krise so gut, wenn nicht besser als die größten Industrienationen überstehen ließ. Es bleibt unklar, ob Fernando Oliveira, der ausgemergelte, drogensüchtige weiße Mann »vom Rand der Welt«, ihr Gast, Maskottchen oder Gefangener ist.]
Ich war noch Arzt, das jedenfalls redete ich mir ein. Ja, ich war reich und wurde ständig reicher, aber wenigstens rührte mein Erfolg daher, dass ich notwendige medizinische Eingriffe vornahm. Ich schnippelte nicht nur an den Nasen kleiner Teenager herum oder nähte sudanesische »Pintos« an androgyne Pop-Diven. Ich war immer noch Arzt, ich half Menschen, und wenn das für den selbstgerechten, hyperkritischen Norden so »unmoralisch « war, warum kamen dessen Bewohner dann immer noch her?
Das Päckchen traf eine Stunde vor dem Patienten am Flughafen ein, in Eis gepackt in einer Campingkühltasche aus Plastik. Herzen sind extrem selten. Nicht wie Lebern oder Hautgewebe, und ganz sicher nicht wie Nieren, die man, als das »Einverständnis- vorausgesetzt-Gesetz« verabschiedet war, praktisch in jedem Hospital und jeder Leichenhalle des Landes bekommen konnte.
Wurde es getestet?
Worauf? Wenn man auf etwas testen will, muss man wissen, wonach man sucht. Damals wussten wir noch nichts von der Wandelnden Seuche. Wir sorgten uns um herkömmliche Krankheiten - Hepatitis oder HIV/Aids - und hatten nicht einmal die Zeit, darauf zu testen.
Wie das?
Weil der Flug schon so lange gedauert hatte. Man kann Organe nicht ewig auf Eis lassen. Mit dem forderten wir das Schicksal schon heraus.
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2007 by Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Verlagsgruppe random House GmbH
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Autoren-Porträt von Max Brooks
Max Brooks, geb. 1972, ist der Sohn von Mel Brooks und Anne Bancroft. Er lebt als erfolgreicher Comedy Autor in New York City, ist nach eigenem Bekunden aber stets bereit, von heute auf morgen an einen abgelegenen Ort zu ziehen, der leichter zu verteidigen ist.Joachim Körber, geb. 1958 in Karlsruhe, machte sich 1978/79 als freier Übersetzer selbstständig. 1984 gründete Körber nach amerikanischem Vorbild zusammen mit Thomas Bürk (der 1993 ausschied) und Uli Kohnle den Verlag Edition Phantasia, um Science Fiction, Horror und Fantasy in gediegenen, nummerierten, häufig illustrierten und von den Autoren und Illustratoren handsignierten Ausgaben auf den Markt zu bringen. 1998 erschien sein erster Roman. Daneben war Körber mehrfach in der Rubrik 'Bester Übersetzer' für den Kurd Laßwitz Preis nominiert.
Bibliographische Angaben
- Autor: Max Brooks
- 2013, 448 Seiten, Maße: 11,8 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Körber, Joachim
- Übersetzer: Joachim Körber
- Verlag: Goldmann
- ISBN-10: 344247860X
- ISBN-13: 9783442478606
- Erscheinungsdatum: 17.06.2013
Kommentar zu "World War Z, Operation Zombie"
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