Verruchte Nächte / Angels of the Dark Bd.1 (ePub)
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Ein Engel mit einem Herz aus Eis? Zacharel ist der Anführer der Armeen des Himmels. Doch er gilt als rücksichtslos und gefährlich. Im Kampf gegen die Dämonen der Hölle bricht er alle Regeln und lässt auch Unschuldige sterben. Selbst der drohende Verlust seiner Flügel schreckt ihn nicht, unbarmherzig verfolgt er seine Mission. Bis er der jungen Annabelle begegnet. Von Dämonen besessen, fleht sie ihn verzweifelt um Hilfe an. Und während er gemeinsam mit ihr den Kampf gegen das Böse aufnimmt, erwacht eine nie gekannte Sehnsucht in ihm...
Prolog
Am Morgen nach ihrem achtzehnten Geburtstag erwachte Annabelle Miller aus einem wundervollen Traum - und unter grauenhaften Schmerzen. Als wären ihr die Augen herausgerissen, in Säure getaucht und dann zurück in den Schädel gedrückt worden. Das Gefühl sickerte nur ganz langsam in ihr schlafumnebeltes Gehirn. Doch als sie schließlich voll bei Bewusstsein war, verkrampfte sie sich am ganzen Körper, ihr Rücken bog sich durch, ein schriller Schrei drang aus ihrer Kehle.
Mühsam zwang sie ihre Augenlider auf, doch ... da war keine Morgendämmerung. Sie war umgeben von nichts als Dunkelheit.
Der Schmerz breitete sich aus, schoss viel zu schnell durch ihre Adern und drohte, sich durch ihre Haut den Weg nach außen zu bahnen. Hektisch rieb sie sich die Augen, in der Hoffnung, wegzuwischen, was immer für das Problem verantwortlich sein mochte. Als das nicht half, begann sie zu kratzen. Bald waren ihre Hände von einer warmen Flüssigkeit überzogen.
Blut?
Ein weiterer Schrei entrang sich ihrer Kehle, und noch einer und noch einer, und jeder schien ihr den Hals aufzureißen wie eine scharfe Glasscherbe. Innerhalb von Sekunden hatte die Panik sie vollkommen in ihren Klauen. Sie blutete, war blind und ... lag im Sterben?
Das Quietschen von Scharnieren, dann Stöckelschuhe auf Holzfußboden. "Annabelle? Alles in Ordnung?" Eine Pause, dann ein zischendes Luftholen. "Oh, Kleines, deine Augen. Was ist mit deinen Augen passiert? Rick! Rick! Komm schnell!"
Ihre Mutter war hier. Jetzt würde alles gut werden.
Harte, schnelle Schritte ertönten wie von weither, dann hörte sie ein weiteres entsetztes Aufkeuchen. "Was ist mit ihrem Gesicht passiert?", rief ihr Vater.
"Ich weiß es nicht, ich weiß es nicht. Sie sah schon so aus, als ich reingekommen bin."
"Annabelle, Liebes." Ihr Vater, jetzt ganz sanft, so besorgt. "Kannst du mich hören? Kannst du mir sagen, was mit dir passiert ist?"
Annabelle versuchte zu sprechen - Daddy, hilf mir, bitte hilf mir -, doch die Worte verstopften ihr die Kehle, saßen fest wie diamantharte Splitter, die sie nicht herausbekam. Und, oh gütiger Himmel, jetzt fraß sich das Brennen bis in ihre Brust, loderte mit jedem Herzschlag auf.
Starke Arme schoben sich unter sie, einer an den Schultern, der andere an den Knien, und hoben sie vom Bett. So sanft die Bewegung auch war, schüttelte sie sie doch durch und vervielfachte ihre Qualen. Jeder Muskel ihres Körpers zog sich zusammen in dem Versuch, die unerträglich schmerzhaften Stöße zu stoppen, doch das machte alles nur noch schlimmer.
"Ich bin bei dir, Liebes", sagte ihr Dad, immer noch im selben liebevollen Ton. "Wir bringen dich ins Krankenhaus und alles wird wieder gut. Versprochen."
Sie glaubte ihm und spürte, wie die Panik ein wenig nachließ. Noch nie hatte er ihr etwas versprochen, das er nicht halten konnte. Wenn er glaubte, alles würde wieder gut, dann würde es auch so sein.
Anscheinend hatte er sie bis zu seinem Geländewagen in der Garage getragen. Sie hörte, wie er die Tür öffnete, dann legte er sie sanft auf die breite Rückbank. Den ganzen Weg über war ihnen das Schluchzen ihrer Mutter gefolgt. Ihr Vater machte sich nicht erst die Mühe, sie anzuschnallen, sondern schloss nur die Tür. Annabelle war allein im Wagen. Jeden Moment rechnete sie damit, dass die Fahrertür aufginge, dann die Tür ihrer Mutter auf der Beifahrerseite. Wartete darauf, dass ihre Eltern ins Auto steigen und sie ins Krankenhaus fahren würden. Wie versprochen. Doch ... nichts geschah.
Annabelle wartete ... und wartete ... Quälend langsam verstrichen die Sekunden. Trotz ihres abgehackten Atmens nahm sie auf einmal den Gestank von fauligen Eiern wahr, übelriechend und so scharf, dass er ihr in der Nase brannte. Annabelle fuhr zusammen, verwirrt und verängstigt von der Veränderung - und immer noch allein in ihrer ganz persönlichen Dunkelheit.
"Daddy?", fragte sie. Sie spürte ihre Ohren zucken, als sie angestrengt auf eine Antwort lauschte, doch sie hörte nur ...
Durch die Fensterscheiben gedämpfte Stimmen.
Das schrille Kreischen von Metall, das über Metall kratzte.
Ein unheimliches Lachen ...
... ein schmerzerfülltes Grunzen.
"Lauf ins Haus, Saki", rief ihr Vater, und in seiner Stimme lag ein Grauen, wie Annabelle es noch nie bei ihm vernommen hatte. "Jetzt!"
Saki, ihre jetzt kreischende Mutter.
Mit schmerzverzerrtem Gesicht kämpfte Annabelle sich hoch, bis sie aufrecht saß. Wieder rieb sie sich die Augen. Wie durch ein Wunder ließ das unerträgliche Brennen nach, und als sie das Blut wegwischte, erschienen winzige Lichtstrahlen in ihrem Sichtfeld. Eine Sekunde verstrich, dann zwei, und das Licht breitete sich aus, Farben erschienen, hier Blau, dort Gelb, bis sie die gesamte Garage im Blick hatte.
"Ich bin nicht blind!", rief sie aus, doch die Erleichterung war nur von kurzer Dauer.
Schock mischte sich mit Entsetzen und donnerte wie eine unaufhaltsame Lawine durch ihren Leib. Denn sie hatte ihren Vater entdeckt, der sich an der gegenüberliegenden Wand schützend vor ihre Mutter gestellt hatte. Panisch flackerte sein Blick umher, schien nie etwas Bestimmtes zu erfassen. Seine Wangen zeichneten grausige Schnitte, aus denen langsam Blut tropfte.
Was war mit ihm geschehen? In der Garage war niemand sonst und ...
Als wäre es ein 3-D-Film, erschien aus dem Nichts ein Mann vor ihren Eltern.
Nein, kein Mann, ein ... ein ... was war das?
Panisch krabbelte Annabelle rückwärts und stieß an die andere Seitentür des Wagens. Der Neuankömmling war kein Mensch, sondern eine Kreatur direkt aus den Tiefen ihrer schlimmsten Albträume. Wieder stieg ein Schrei in ihr empor, doch er blieb in ihrer zerfetzten Kehle stecken. Plötzlich konnte sie nicht mehr atmen, konnte nur voller Ekel starren.
Das ... Ding war unnatürlich groß, es stieß mit dem Kopf fast an die Decke. Es hatte einen Körperbau wie ein Barbarenkrieger und Fangzähne, wie sie sie höchstens aus Vampirromanen kannte. Seine Haut war tiefdunkelrot und spiegelglatt. Von seinen krallenbewehrten Fingern tropfte Blut. Über seinen Schultern erhoben sich knorrige Flügel in tiefstem Schwarz und aus seinem Rückgrat trat eine Reihe von kleinen Hörnern hervor. Am unteren Ende wuchs ein langer, dünner Schwanz, dessen blutige pfeilförmige Spitze metallisch über den Boden klirrte, während er bedrohlich hin und her fuhr, hin und her.
Was auch immer das war, sie wusste, es war verantwortlich für die Wunden ihres Vaters - und es würde ihm noch mehr zufügen.
Angst übertönte jede andere Empfindung in ihr, und trotzdem schoss sie nach vorn, hieb mit den Fäusten gegen die Scheibe und fand ihre Stimme wieder. "Lass meine Eltern in Ruhe!"
Das Ungeheuer sah sich zu ihr um - mit schockierend schönen Augen, die sie an frisch geschliffene Rubine erinnerten - und fletschte rasiermesserscharfe Zähne zur Parodie eines Grinsens. Und dann hieb es mit den Klauen durch die Kehle ihres Vaters.
Im nächsten Augenblick klatschten Blut und Fleischstücke auf das Fenster des Wagens und versperrten Annabelle die Sicht. Aber nicht genug, um zu verbergen, wie ihr Vater zusammenbrach. Er schlug auf dem Boden auf, die Hände um den triefenden Hals geklammert, den Mund aufgerissen im Ringen nach Luft, die er nicht bekommen konnte, nicht bekommen würde.
Aus ihrer Kehle drang ein Schluchzen, entstanden aus Ungläubigkeit und verschärft durch Wut.
Ihre Mutter schrie, als sie wie ihr Vater zuvor mit weit aufgerissenen Augen in der Garage umherblickte, als hätte sie keinen Schimmer, woher die Bedrohung kam, aber genau wüsste, dass sie dort war. Die rot gesprenkelten Hände hatte sie über dem Mund zusammengeschlagen, während ihr Tränen über die Wangen liefen und das Blut verschmierten, das dort gelandet war.
"T-tu uns nichts", schluchzte sie. "Bitte nicht."
Eine gespaltene Zunge schoss hervor, als wollte das Wesen ihre Angst schmecken. "Ich mag es, wie du bettelst, Weib."
"Stopp!", schrie Annabelle. Ich muss ihr helfen, muss ihr helfen. Sie riss die Tür auf, rutschte aus in ... Nein. Nein, nein, nein. Würgend kämpfte sie sich hoch. "Du musst aufhören!"
"Lauf, Annabelle. Lauf!"
Und wieder das unheimliche Gelächter. Dann schlugen die Klauen erneut zu und schnitten ihrer Mutter das Wort ab. Sie brach zusammen.
Vor Schock bewegungsunfähig, sackten Annabelle die Knie weg. Noch ein Körper am Boden, zuckend ... dann still.
"Das kann nicht sein", brabbelte sie. "Das passiert nicht wirklich."
"Oh doch", sagte die Kreatur mit tiefer, rauer Stimme. Es schwang ein amüsierter Unterton mit, als sei der Mord an ihren Eltern nichts als ein Spiel.
Mord.
Mord.
Nein. Nicht Mord. Dieses Wort konnte sie nicht akzeptieren. Dieses ... Ungeheuer hatte sie angegriffen, aber sie würden es schaffen. Sie mussten es schaffen. Hart hämmerte ihr Herz gegen die Rippen und brennend stieg Galle in ihrer Brust empor, an ihrem Kehlkopf vorbei. Sie würgte. Das hier war nicht echt. Es konnte nicht echt sein. "D-die Polizei ist unterwegs", log sie. Rieten die Experten in den Reality-Shows im Fernsehen nicht immer, das solle man tun, um sich zu retten? Behaupten, dass Hilfe auf dem Weg sei? "Geh. Verschwinde. Du willst doch nicht noch m-mehr Ärger kriegen, o-oder?"
"Mmh, mehr Ärger hört sich großartig an." Das Monster wandte sich um, blickte sie geradeheraus an und grinste noch breiter. "Ich werde es dir beweisen." Und dann begann er, die am Boden liegenden Körper zu zerfetz...fetz...fetzen ... Kleider und Haut rissen, Knochen krachten, Gewebematsch flog.
Ich kann nicht denken.
Kann nicht ... Oh, und wie sie das konnte. Sie wusste es. Wenn ihre Eltern überhaupt eine Chance gehabt hatten, durchzukommen, zerfiel sie gerade zu Asche.
Beweg dich! Du hast zugelassen, dass dieses Ding die Menschen verstümmelt, die du liebst. Wirst du ihm auch erlauben, dich zu verstümmeln? Und was ist mit deinem Bruder, oben in seinem Zimmer - wahrscheinlich schlafend, allein und vollkommen ahnungslos?
Nein. NEIN! Mit einem Schrei aus den Tiefen ihrer schmerzzerrissenen Seele warf sie sich gegen die breite, harte Brust und schlug auf diese hässliche Visage ein. Das Monster stolperte zurück, erholte sich jedoch schnell, warf sie zu Boden und drückte sie mit seinem Körpergewicht nach unten. Seine ausgebreiteten Flügel verdeckten den Rest der Welt, als würden nur sie beide existieren.
Sie schlug und schlug und schlug, doch die Kreatur versuchte nicht einmal, die Klauen in sie zu rammen. Stattdessen wehrte es ihre Hände abwesend ab und versuchte sie zu ... küssen? Lachend, lachend, ohne je mit dem Gelächter aufzuhören, presste es die Lippen auf ihre, blies ihr seinen stinkenden Atem in den Mund und bebte vor offensichtlich überwältigender Lust.
"Hör auf", schrie sie, doch das Monster stieß ihr die Zunge so tief in den Hals, dass sie aufs Neue würgen musste.
Als es den Kopf hob, blieb ein glühend heißer Schleim zurück, der ihre untere Gesichtshälfte bedeckte. Ekstatisch leuchteten seine Augen. "Oh ja, das wird ein Spaß", sagte es - und dann war es fort, verschwunden in einer Wolke Übelkeit erregenden Rauchs.
Eine lange Zeit war Annabelle körperlich und seelisch wie gelähmt von ihren außer Kontrolle geratenen Emotionen. Angst ... Schock ... Trauer ... Unentrinnbar senkten sie sich schwer auf ihre Brust, erstickten sie.
Mach was! Endlich, ein aufflackernder Gedanke. Es könnte jeden Moment zurückkommen.
Diese Erkenntnis befreite sie aus ihrer Lähmung und setzte sie schließlich in Bewegung. "Brax!", schrie sie. Ihr großer Bruder konnte ihr helfen, die Überreste ihrer Eltern in Sicherheit zu bringen. "Brax!" Rutschend und schlitternd krabbelte Annabelle zu den Leichen ihrer Eltern. Leichen, die sie nicht wieder zusammensetzen konnte, sosehr sie sich auch bemühen mochte.
Stolpernd schleppte sie sich ins Haus und wählte den Notruf. Nach einer hastigen Erklärung ließ sie den Hörer fallen und rannte panisch nach ihrem Bruder rufend die Treppe hinauf. Sie fand ihn seelenruhig schlafend in seinem Zimmer.
"Brax. Wach auf. Du musst aufwachen." Egal wie grob sie ihn schüttelte, er murmelte bloß vor sich hin, dass er noch ein paar Minuten liegen bleiben wollte.
Sie blieb bei ihm, beschützte ihn, bis schließlich die ersten Einsatzkräfte eintrafen. Doch auch sie konnten ihre Eltern nicht wieder zusammensetzen. Bald darauf kam auch die Polizei - und binnen einer Stunde wurde Annabelle des Mordes an ihren Eltern beschuldigt.
Copyright © 2012 by Gena Showalter
- Autor: Gena Showalter
- 2013, 1. Auflage, 432 Seiten, Deutsch
- Verlag: Mira Taschenbuch Verlag
- ISBN-10: 3862787893
- ISBN-13: 9783862787890
- Erscheinungsdatum: 10.07.2013
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