Herresburg (ePub)

HANDLUNG: Merkwürdige Geschehnisse gehen in der Ungebung um Herresbrug vor sich, ausgeweidete Tiere, radioaktive Strahlung, Gewalttaten an Menschen. Kommissar Höfgen nimmt die Ermittlungen auf.

FIGUREN: Kommissar Höfgen ist ein direkter, gradliniger Protagnist, der tut, was getan werden muss und dabei keine Zeit mit Zögern oder Skrupeln verplempert. Die Figurenzeichnung ist eine der Stärke des Autors. Er ist sich stets der Tatsache bewusst, dass die Geschehnisse sich als erstes in den Figuren und ihren Reaktionen niederschlagen, bevor wir sie als Leser über diese Figuren aufnehmen und nacherleben. Dadurch, dass die Figuren so glaubhaft sind, empfinden wir stärker mit ihnen, so dass die Handlung uns nahegeht.

SPRACHE/DUKTUS: Die Sprache ist schnörkellos, dabei nicht ohne eine Art rauer Poesie, die der Handlung und den Figuren gut ansteht. Die Beschreibung des Bauern beim Frühstück liefert ein schönes Beispiel dafür, wie der Autor mit den passenden Einzelheiten, die das gegenwärtige Leben dieses Mannes ausmachen, und dazu mit Gegebenheiten seiner Vergangenheit einen runden, greifbaren Charakter schafft. Hier und da schleichen sich kleine Ungenauigkeiten ein. Der Bauer etwa "überlegte kurz, ob er (auf den Holzschuppen) zugehen sollte, ließ es aber nach kurzem Zaudern bleiben". Hier ist das "Zaudern" unnötig, da es ja bereits in der kurzen Überlegung enthalten ist. Im Hinblick auf den Bauern verrutscht auch einmal die Stilebene. Aus seiner Sichtweise erfahren wir, dass ihn "die Präsenz dieser (...) staatlichen Handlanger misstrauisch" macht. Hier wäre eine Ausdrucksweise besser gewesen, die eher dem Alltagsvokabular dieses Mannes entspräche. Diese kleinen Mängeln fallen jedoch insgesamt nicht sonderlich ins Gewicht.

STRUKTUR: Ein verstörender Vorfall leitete die Geschichte ein und erfüllt den doppelten Zweck, uns einerseits in die Handlung hineinzuziehen, uns andererseits mit Kommissar Höfgen bekannt zu machen. Die folgenden Ereignisse sind zwar weniger drastisch, doch immer noch an sich verstörend genug, um uns zu fesseln, und zudem offenkundig mit dem Ausgangsgeschehnis verknüpft, über das wir durch sie nach und nach Aufklärung erhalten. Die Erzählweise schafft somit ein weites, beklemmendes Panorama.

ZUSAMMENFASSEND: Der Leser rätselt lange, in was für eine Geschichte er hier eingetreten ist. Der erste Eindruck lässt die Jagd nach einem Mörder vermuten, vielleicht einem Serientäter. Dann aber stellt sich die Vermutung ein, wir hätten es hier mit einem wilden, vielleicht tollwütigen Tier oder gar einem Monster zu tun. Diese Erkenntnisse, über die wir vom Autor im Vagen gehalten werden, verkomplizieren sich weiter. Ein Virus scheint sich auszubreiten. Auf welche Weise sind diese Vorgänge miteinander verknüpft? Diese Frage ist es vor allem, die den Leser bei der Stange hält, und der Autor stellt uns Figuren zur Seite, die wir gerne bei der Aufklärung begleiten. Eine raffinierte Kombination verschiedener Einflüsse der Horror-, Crime- und Katastrophenliteratur, anschaulich in Szene gesetzt. Macht Spaß!

Spannend bis zum Schluss! Warte sehnsüchtig auf den zweiten Band!