Mein Leben lang nierenkrank (ePub)
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Nierentransplantation - eine neue Zeitrechnung beginnt Die Peritonealdialyse stellte im Verlauf der letzten Jahre keinen wirklichen Leidensdruck für mich dar, aber im fünften Jahr fing mein Bauchfell an, die Giftstoffe nicht mehr ausreichend her-auszufiltern. Die Entgiftungsparameter erreichten Werte, die nicht mehr zu tolerieren waren. Eine Option blieb, das Volumen der Glukoseflüssigkeit zu erhöhen, und zwar auf zweieinhalb Liter je Beutel. Da ich mit 1,62 m relativ klein bin, und die bisherigen Mengen meinen Bauchraum bereits gut ausfüllten, sah ich dieser Zeit mit großem Bangen entgegen. Im Keller stapelten sich bereits die Kartons mit den zweieinhalb Liter Beuteln, und in drei Tagen sollte die neue Therapie beginnen. Und dann kam alles anders. Es passierte an einem Donnerstag, dem 6. Juni 1995. Ich war gerade dabei Fenster zu putzen, als das Telefon an diesem Tag zum dritten Mal läutete. Kurz zuvor hatte ich zufällig mit Bekannten über das Thema Transplantation gesprochen. Der nächste Anruf gegen 13.00 Uhr sollte mein weiteres Leben komplett verändern. Eine Stimme am anderen Ende der Leitung stellte sich vor und sagte: Frau Petznick, wir haben eine Niere für Sie, die mit Ihrer Blutgruppe übereinstimmt. Sind Sie gesund und fühlen Sie sich wohl? Haben Sie keine Infekte? Mir verschlug es fast die Sprache, und ich stotterte etwas vor mich her. Im letzten Jahr hatte ich oft über eine Transplantation nachgedacht. Und jetzt plötzlich war es soweit. Es kam völlig unverhofft. Fünf Jahre Wartezeit sollten heute ihr Ende finden. Meine Gedanken pur-zelten hin und her, dabei war mir klar: Diese Niere möchte ich haben, das ist mein Geschenk! Nachdem ich alle weiteren Fragen mit einem klaren ja beantworten konnte, lief alles Weitere wie im Traum ab. Nachbarn boten sich sofort an, mich in die Klinik zu fahren und meinen Mann zu informieren. Plötzlich hatte ich es sehr eilig. Meine Tasche stand seit langem fertig gepackt, so wie es uns das Transplantationszentrum empfohlen
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hatte. Wir fuhren sofort los. Zuerst ging es in die Klinik, in der mich meine Haus-ärztin, Frau Dr. Helga Miller, bereits erwartete, um alle notwen-digen Untersuchungen durchzuführen. Dabei spürte ich, wie auch sie sich mit mir freute. Es war der Tag, an dem ich auf den Tag genau fünf Jahre dialysierte. Eine Zeit, die nicht ganz spurlos an mir vorbei gegangen war. In der Klinik dialysierte ich noch einmal. Vielleicht das letzte Mal in meinem Leben? Im Anschluss fuhr mich meine Ärztin ins Friedrichshainer Krankenhaus, hier sollte die Transplantation stattfinden. Meine neue Niere traf mit mir zusammen im Kran-kenhaus ein. Sie hatte einen langen Weg hinter sich. Sie kam aus den Niederlanden. Ich sah sofort den blauen Kühlbehälter, der das kostbare Ge-schenk enthielt. Meine Ärztin sah sich die äußere Beschaffen-heit der Niere an und sagte mir: Frau Petznick, das ist Ihre Niere, sie ist sehr gut durchblutet und Sie werden gut mit ihr Leben können, alles wird gut. Die Ruhe und Zuversicht, die sie und auch die anderen Ärzte sowie das Pflegepersonal auf der Station auf mich ausstrahlten, nahmen mir meine Aufregung und ich spürte, dass ich mich allmählich beruhigte und mich nur noch positive Gedanken umgaben. Aber auch Gedanken an denjenigen, der sein Leben durch einen Unfall oder eine Er-krankung verlieren musste, gingen mir in diesem Moment durch den Kopf, und schon hier waren meine Gedanken auch bei der Familie des Spenders, die einen Anteil daran hatte, dass mein Leben sich nun ändern würde. Bis zur Operation dauerte es noch einige Stunden und ich bekam neben einer Dosis Immunsuppressiva auch eine Beru-higungstablette. Ich lag auf der Liege vor dem Operationssaal, und die Zeit erschien mir unendlich. Vieles lief wie ein Film vor meinen Augen ab, und meine Gedanken ließen im Zeitraffer die ver-gangenen Jahre passieren, ohne ein Ziel zu kennen. Dabei erfüllte mich eine tiefe Freude, und ich spürte eine innere Wär-me, die mir eindeutig das Gefühl gab, dass diese Operation gelingen würde. Um 20.50 Uhr war es so weit. Eine Schwester schob mich in den Vorraum zum Operationssaal, um mich hier auf den Eingriff vorzubereiten. In diesem sterilen, hell erleuchteten Raum beschlich mich doch wieder leichte Nervosität, aber die Narko-seärztin verstand es, mich mit einfühlsamen Worten zu beruhi-gen. Die Betäubung wurde gesetzt, und ich fiel in einen Däm-merzustand, der allmählich in einen Tiefschlaf überging.
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Bibliographische Angaben
- Autor: Marion Petznick
- 2010, 1. Auflage, 248 Seiten, Deutsch
- Verlag: Acabus Verlag
- ISBN-10: 386282103X
- ISBN-13: 9783862821037
- Erscheinungsdatum: 01.07.2010
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eBook Informationen
- Dateiformat: ePub
- Größe: 0.52 MB
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