Mut zur Integration (ePub)
Für ein neues Miteinander
Klaus Wowereit diskutiert in dem vorliegenden Buch, warum es sich lohnt, für eine integrative, sozial gerechte Gesellschaft in Deutschland zu kämpfen. Er macht deutlich, dass umfassende Teilhabe für alle für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes von...
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Produktinformationen zu „Mut zur Integration (ePub)“
Klaus Wowereit diskutiert in dem vorliegenden Buch, warum es sich lohnt, für eine integrative, sozial gerechte Gesellschaft in Deutschland zu kämpfen. Er macht deutlich, dass umfassende Teilhabe für alle für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes von elementarer Bedeutung ist und beleuchtet vor allem die soziale Dimension von Integration.
Der Autor betont, dass es mit Hilfe einer klaren politischen Prioritätensetzung auf Bildung, Qualifizierung und Arbeit möglich ist, mehr Menschen eine Perspektive zu geben und den Grundstein für sozialen Aufstieg zu legen - egal bei welcher Herkunft. Er setzt auf Motivation statt auf Sanktion, auf Anreize, auf Angebote, auf Aktivierung statt Alimentierung. Für ihn ist Integration die "neue soziale Gestaltungsfrage im 21. Jahrhundert". Grundwerte, Tradition und Verantwortungsgefühl machen es der Sozialdemokratie zur Pflicht, diese Zukunftsaufgabe offensiv anzugehen.
Der Autor betont, dass es mit Hilfe einer klaren politischen Prioritätensetzung auf Bildung, Qualifizierung und Arbeit möglich ist, mehr Menschen eine Perspektive zu geben und den Grundstein für sozialen Aufstieg zu legen - egal bei welcher Herkunft. Er setzt auf Motivation statt auf Sanktion, auf Anreize, auf Angebote, auf Aktivierung statt Alimentierung. Für ihn ist Integration die "neue soziale Gestaltungsfrage im 21. Jahrhundert". Grundwerte, Tradition und Verantwortungsgefühl machen es der Sozialdemokratie zur Pflicht, diese Zukunftsaufgabe offensiv anzugehen.
Lese-Probe zu „Mut zur Integration (ePub)“
Bildung und Arbeit - Anker für gesellschaftliche Integration Ich bin weit davon entfernt zu behaupten, dass wir keine Probleme bei der Integration haben, dass alles dufte ist. Das dauernde Wiederholen überkommener Stereotypen führt uns aber auch nicht weiter. Wir müssen die Tatsachen in den Blick nehmen: Die gesellschaftlichen Trennlinien verlaufen heute nicht primär entlang kultureller Besonderheiten, sie verlaufen vielmehr entlang sozialer Grenzen. Mit der Sprache haben leider inzwischen nicht nur Einwanderinnen und Einwanderer, sondern auch Deutschstämmige ein Problem. Die Weichen werden im Elternhaus gestellt: Wenn sich dort keiner kümmert, wenn weder die Zeit noch die kulturelle Offenheit da sind, wenn zu Hause nicht gelesen und wenig gesprochen wird, dann zeigt das bei jedem Kind Auswirkungen auf den späteren Bildungsweg. Elterliche Fürsorge hat mit Religion und Ethnie wenig zu tun. Bei Migrantenfamilien kommt es nicht einmal so sehr darauf an, ob Eltern über gute Deutschkenntnisse verfügen. Viel wichtiger ist das Bewusstsein, dass es wichtig ist für ihr Kind, die Sprache zu erlernen und zu beherrschen. Dieser Aufstiegswille ist entscheidend, egal ob in Familien deutscher oder ausländischer Herkunft. Eltern müssen ihrem Kind mitgeben, dass es eine Chance hat, wenn es sich anstrengt, dass dieses Land durchlässig ist für jeden, der nach oben will. Integration ist deshalb eng mit Teilhabe verknüpft. Der deutsche Arbeitslose, der nur Arbeitslosigkeit kennt, erlebt die Gesellschaft als ähnlich undurchlässig wie ein arbeitsloser Migrant oder eine arbeitslose Migrantin. Die Schlüssel zur Integration sind Bildung und Arbeit. Es gibt nur wenige Menschen, die glücklich damit sind, nicht zu arbeiten und trotzdem ihr Selbstbewusstsein entwickeln. Arbeit bedeutet Teilhabe. Arbeit schafft Verdienst, Kommunikation, Austausch, Miteinander und vor allem Anerkennung. Anerkennung ist elementar. Denn selbst dort, wo Integration gelungen ist, bleiben Narben. Nicht wenige haben
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irgendwann Diskriminierung erfahren und sich trotzdem durchgesetzt. Die Heilkraft der Akzeptanz ist gewaltig. Das merkt man immer wieder an symbolischen Gesten - sei das ein Empfang bei der Bundeskanzlerin oder im Roten Rathaus. Solche Einladungen bekommen eine große Bedeutung. Anerkennung ist gelebte gesellschaftliche Teilhabe - wirtschaftlich, kulturell und politisch. Das gesellschaftliche Signal, gerade der Sozialdemokratie, muss daher selbstbewusst lauten: Wir belohnen die, die sich anstrengen und die mitmachen wollen. Einen besonderen Fokus müssen wir dabei auf die Kleinsten aus den sozial schwächeren Milieus setzen. Dass Erfolge auf unseren Schulen und Universitäten so stark wie in kaum einem anderen westlichen Land von der sozialen Herkunft von Schülern und Studierenden abhängig sind, ist für mich ein sehr viel alarmierenderes Signal der PISA-Studien als Platz fünf oder sieben in einer Rangliste. Wir wissen: Dort, wo genug Arbeit und Ausbildung angeboten wird, wo gute Löhne bezahlt werden, lösen sich viele Schwierigkeiten von ganz allein, auch manches Integrationsproblem. Wer über genügend finanzielle Mittel verfügt, der schafft es immer irgendwie bis zum Examen. Wenn dagegen zuhause alles knapp ist, dann haben es auch die größten Talente schwer. Die Bildungspolitik, die Willy Brandt und auch Johannes Rau als Ministerpräsident in Nordrhein-Westfalen vor 40 Jahren betrieben haben, braucht heute eine neue, aber mindestens so konsequente Entsprechung, schon aus ökonomischen Erwägungen. Wenn wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten überzeugt sind, dass Begabung nichts mit Herkunft zu tun hat, dann folgt daraus, dass in unseren sozial schwachen Vierteln Unmengen Talente schlummern, die aber nicht die Chance haben, sich zu entfalten. Hier gilt es, ein gigantisches Potenzial für unser Gemeinwesen zu heben. Viele dieser herkunftsbedingten Probleme, mit denen wir heute konfrontiert sind, haben uns bereits in den 1970er-Jahren beschäftigt. Damals wurde heftig über "Bussing" debattiert. Die Idee war, Kinder aus Problemkiezen per Bus in die besseren Viertel zur Schule zu bringen und umgekehrt, um eine soziale Durchmischung zu erreichen und eine Ghettobildung sowohl der Besser- als auch der Geringverdienenden zu verhindern. Auch Zuzugsbeschränkungen wurden vorgeschlagen. Interessante Ideen, die nicht wirklich umsetzbar sind. Mit Blick auf die Schule ist auch das Thema Schwänzen ein Dauerbrenner. Gerne wird pauschal nach härteren Maßnahmen gerufen, wenngleich niemand konkrete Vorschläge unterbreitet außer vielleicht die, das Kindergeld zu streichen oder den Bußgeldkatalog zu erhöhen. Nur sollte man Maßnahmen immer bis zum Ende denken. Wenn Bußgelder aus der Sozialhilfe bezahlt werden, kommen wir an den Punkt, wo die Kinder verhungern, wenn wir abkassieren. Oder wir stecken die Kinder ins Heim. Wir sollten sehr präzise durchdeklinieren, ob Bußgelder tatsächlich segensreich wirken. Das Wohl des Kindes muss immer der Maßstab sein. Ich finde, Politik muss neue Ansätze suchen, um die gesellschaftliche Integration von Kindesbeinen an zu fördern. Da wir in Berlin überdurchschnittlich stark betroffen sind, haben wir das intensiv getan. Diese Maßnahmen werde ich später vorstellen. Aber eines ist auch klar: Die Politik kann, die Politik muss die Angebote machen - und die Menschen müssen sie annehmen. Bildung war für meine Mutter, für viele Eltern in den Wirtschaftswunderjahren der einzige Weg, gesellschaftlichen Aufstieg zu schaffen. Bisweilen scheint mir, dass Bildung und Wissen heute nicht gerade als Makel, so aber doch als snobistisch wahrgenommen werden. Ich habe überhaupt nichts gegen Ghetto-Kultur, Hiphop oder gelungene Graffitis. Ich halte es aber für verhängnisvoll, wenn Rumhängen, Zudröhnen und Abziehen zur einzig akzeptierten Philosophie erklärt werden. Der Nachwuchs braucht Vorbilder jenseits von Lethargie oder Gewalt. Erst wenn wir den ersten deutschen Nobelpreisträger für Natur- oder Wirtschaftswissenschaften feiern, der an einem sozialen Brennpunkt aufgewachsen ist, dann wissen wir, dass unsere Gesellschaft wieder so durchlässig geworden ist, wie sich das die Sozialdemokratie in ihren euphorischen Jahren gewünscht hat. Ich will die früheren Zeiten bestimmt nicht idealisieren, aber ich meine schon, dass der Hunger der jungen Leute, der Wille zum gesellschaftlichen Aufstieg vor 20, 30 Jahren etwas stärker ausgeprägt war. Im Notaufnahmelager Marienfelde landeten zum Beispiel täglich neue Um- und Aussiedler aus Polen und der Ukraine. Deren Kinder mussten wir in Lichtenrade integrieren, ohne dass die Kleinen ein Wort Deutsch konnten. Mich hat die Motivation dieser Leute sehr beeindruckt, die mit aller Kraft den Ein- und Aufstieg in unserer Gesellschaft erreichen wollten. Viele dieser Menschen waren aus dem Holz meiner Mutter geschnitzt. Ein wichtiges Merkmal war ihre Bereitschaft zur Veränderung. Diesen Mut und Willen zur Veränderung brauchen wir auch heute wieder, denn damals wie heute ist und bleibt Bildung der Schlüssel für mehr Aufstiegschancen. Bildung fördert den Willen und die Einsicht in die Notwendigkeit zur Integration gerade dort, wo er verloren gegangen ist. Dieser Grundsatz gilt für alle Generationen, Kulturen, Religionen und Weltanschauungen. Es wird aber noch Jahre dauern, bis wir die Voraussetzungen gerade in den Problemkiezen verbessert haben, aber wir brauchen den Mut, Reformen anzupacken und gemeinsam durchzustehen. Die deutsche Sozialdemokratie muss hier vorangehen. Dieser Weg wird kein leichter sein, weil wir wissen, dass der Staat nicht jedes Problem lösen kann. Verhaltensauffälligkeiten, Konzentrationsschwäche, Übergewicht, Kinder, die ohne Frühstück oder ohne Schreibzeug zur Schule kommen - all diese Verwahrlosungs-Phänomene nehmen zu, selbst in ökonomisch intakten Milieus. Zugleich erhöhen leistungsbewusste Eltern den Druck auf die Lehrerschaft. Herrschte früher eine gewisse pädagogische Gelassenheit, sehen sich Lehrerinnen und Lehrer heute oft mit extremen Phänomenen wie Verwahrlosung und Über-Fürsorge konfrontiert. Die Ausgangssituationen der Kinder und die Erwartungshaltungen an die Kinder sind dabei breit gefächert. Ein behütetes und von Babybeinen an "durchtrainiertes" Kind und ein in Verwahrlosung aufgewachsener Sechsjähriger liegen bei der Einschulung um bis zu zwei Jahre auseinander. Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten haben den Anspruch, alles dafür zu tun, damit diese gewaltigen Unterschiede angeglichen werden - und zwar so früh wie möglich, ohne dass eines der beiden Kinder um seine Chancen gebracht wird. Mit unserer im Bundesvergleich erstklassigen Betreuung von Kleinkindern hier in Berlin versuchen wir, solche Ungleichheiten von Anfang an zu beheben. Wir tun aber noch viel mehr.
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Inhaltsverzeichnis zu „Mut zur Integration (ePub)“
Eine Frage der Haltung Integration braucht Mut zur Veränderung und Offenheit Eine Daueraufgabe zur Verhinderung der sozialen Spaltung Ängste ernst nehmen, statt Ängste schüren Provokateuren die Stirn bieten Integration ist in Deutschland millionenfach gelungen Gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen Integration braucht Mut zur Veränderung Bildung und Arbeit - Anker für gesellschaftliche Integration Berlin geht voran Eine Stadt mit Haltung Zur Lage in Deutschland: Realitäten anerkennen Auswege aus einer veralteten Debattenkultur Neue Blickwinkel schaffen neue Perspektiven Die Integrationspartei SPD hat Nachholbedarf Die SPD sieht Integration als soziale Frage Perspektive Bildung Die Ausgangslage "Berliner Bildung" Integration heißt Bildung von Anfang an Bildung muss eine Leiter nach oben sein Integration durch Bildung braucht Aufmerksamkeit Forderungen der Zukunftswerkstatt Frühkindliche Bildung Partizipation und Motivation der Eltern Ganzheitliches und längeres gemeinsames Lernen Sprachkompetenzen Aus-, und Weiterbildung des pädagogischen Personals Lernpartnerschaften Sozialraumorientierung Perspektive Arbeit Die Ausgangslage Was macht Berlin? Interkulturelle Öffnung des Öffentlichen Dienstes Verantwortung der Unternehmen Unternehmen stärken - Ideen fördern Forderungen der Zukunftswerkstatt Vielfalt als Chance begreifen Diskriminierungen am Arbeitsmarkt bekämpfen Interkulturelle Öffnung voranbringen Fachkräftemangel bekämpfen Deutschland ist ein Einwanderungsland Unsere Kraft liegt im sozialen Zusammenhalt
Autoren-Porträt von Klaus Wowereit
Klaus Wowereit ist seit 2001 Regierender Bürgermeister von Berlin und seit 2009 stellvertretender Parteivorsitzender der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands.
Bibliographische Angaben
- Autor: Klaus Wowereit
- 2012, 166 Seiten, Deutsch
- Verlag: vorwärts buch
- ISBN-10: 3866029462
- ISBN-13: 9783866029460
- Erscheinungsdatum: 19.07.2012
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eBook Informationen
- Dateiformat: ePub
- Größe: 0.52 MB
- Ohne Kopierschutz
Pressezitat
"Integration ist für Wowereit keine ethnische oder religiöse, sondern eine soziale Frage, bei der es darum geht, das Auseinanderdriften der Gesellschaft insgesamt zu verhindern. Nicht nur die türkischen und arabischen Einwanderer aus Neukölln, sondern auch die Rentnerin, die alleinerziehende Mutter, der Homosexuelle - sie alle sollen in die Gesellschaft eingebunden werden."[Quelle: Frankfurter Rundschau, 14.10.2011]
"...Mit diesem Ansatz setzt Wowereit nicht nur einen Kontrapunkt zu den rassistischen Thesen seines ehemaligen Finanzsenators Thilo Sarrazin, den er als "notorischen Polarisierer ohne Lösungswillen" und "wahren Integrationsbremser" bezeichnet...
... Wowereits Grundaussage (ist) ein Meilenstein. Schließlich ist es erst ein Jahr her, dass Thilo Sarrazin mit seinem Buch Deutschland schafft sich ab" in erschreckend weiten Teilen der Gesellschaft - und der SPD - Zustimmung geerntet hat. Wowereit fragt zu Recht: 'Wo waren damals die gesellschaftlichen Verantwortungsträger in diesem Land', die sich der Sarrazinschen Stigmatisierung bestimmter Minderheiten in den Weg gestellt hätten?" (...)
... wo der Mann Recht hat, hat er Recht."
[Quelle: taz die tageszeitung, 14.10.2011]
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