Opfergabe (ePub)
...
- Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenloser tolino webreader
Detective Sergeant John Maiden und seine Partnerin Peta Spencer werden zu ihrem ersten gemeinsamen Fall gerufen: Der Anführer einer Sekte wurde ermordet und auf den Boden der Kapelle genagelt. Bei ihren Ermittlungen stoßen John und Peta auf ein Netz aus Intrigen und Gewalt.
Währenddessen entkommt die gefährliche Massenmörderin Janet Brown aus der Haft. Kurze Zeit später beginnt das Morden wieder. Doch ihr wahres Ziel ist John Maiden, ihr ehemaliger Geliebter. Als Liebesgabe schickt sie ihm den kleinen Finger ihres ersten Opfers Elektrisierende Spannung und überraschende Wendungen von der ersten bis zur letzten Seite!
Sein Überlebensinstinkt ließ ihn noch einmal zu sich kommen, riss ihn aus dem tiefen Tal des Schmerzes. Die Stimmen in seinem Kopf warnten ihn, dass Schlimmeres bevorstand, und versuchten, ihn zu erwecken. Das begriff er im Grunde, aber er konnte nichts tun. Sein Blick war vernebelt und grelle Blitze begleiteten die qualvollen Wellen in seinem Schädel.
Mehrere erschreckende Erkenntnisse trafen ihn zugleich. Er lag auf dem Rücken, die Kühle des polierten Holzbodens war unangenehm an seinem Unterkörper und den Schulterblättern. Warmes, klebriges Blut, das von seinem Kopf heruntergesickert war, gerann auf seinem Hals.
Jemand packte seinen linken Arm und zog ihn weg von seinem Körper, drückte seinen Handrücken auf das Holz. Einen Augenblick war er froh darüber, denn das bedeutete, dass jemand hier war, um ihm zu helfen. Dann aber knallte ein Gewicht grausam auf seinen Körper, nahm ihm den Atem und presste ihn zu Boden, um ihn unter Kontrolle zu bringen. Ein Stechen in seiner Handfläche ließ ihn den Kopf in die entsprechende Richtung drehen, und obwohl sein Blick immer noch verschwommen und unscharf war, erkannte er, was vor sich ging.
Plötzlich war der Grund für seine Position entsetzlich klar.
Eine Stimme sagte in einem heiseren, angestrengten Flüstern: »Was für eine Enttäuschung. Du hast alle im Stich gelassen. Wir glauben alle an dich, aber es ist eine Lüge, und du lässt alle im Stich.«
Der Nagel stieß mit nur zwei Hammerschlägen durch sein Fleisch in das Holz. Es war, als träfe der Stahl direkt seine Knochen und zerschmetterte sie. Er wand sich und bäumte sich gegen seinen Angreifer auf, er wollte sich hochstemmen, war aber schon zu geschwächt. Ein zweiter Nagel wurde schnell und geschickt in dieselbe Hand eingeschlagen. Der Schmerz nahm nicht ab, doch das verzweifelte, tierische Kreischen, das er ausstoßen wollte, wurde zu einem gedämpften Krächzen, denn seinen leeren Lungen fehlte einfach die Kraft.
Er konnte sich auch nicht mehr dagegen wehren, dass sein rechter Arm wie der andere zur Seite gestreckt wurde. Das Trauma der dort eingeschlagenen Nägel schien seine verletzten Hände quer durch seine Brust wie mit einem Stromstoß zu verbinden. Er spürte, wie sein Herz aufgab, aber noch durfte er nicht entkommen.
Er musste noch aushalten, wie seine Füße angenagelt wurden, ebenfalls mit jeweils zwei Nägeln.
Schließlich stieß ein Messer ungeschickt unter seine Rippen.
Als der Tod kam, ergab das durchaus einen Sinn.
Der große Arbeitsraum in der Polizeizentrale war erfüllt vom morgendlichen Hin und Her eines Dutzends Detectives, die Schichtwechsel hatten. Leute blätterten durch die Papiere auf ihren Schreibtischen, die sie mit der Nachtschicht teilten, und versuchten zu erfassen, was vorgefallen war. Es roch nach billigem, löslichem Kaffee aus dem Automaten und Fast-FoodFrühstück. Handys klingelten mit blechernem, nervtötendem Ton. Gespräche wurden quer durch den Raum geblökt, was diejenigen störte, die am Telefon hingen.
»Ich dachte, Sie hätten etwas Besseres verdient.«
John Maiden schaute von seiner Zeitung auf. Eine attraktive Frau saß auf seiner Schreibtischkante. Er wusste ihren Namen, Peta Spencer. Sie war neu hier und bekleidete den Rang eines Detective Constables. In der letzten Woche hatte sie die Aufmerksamkeit erhalten, die eine hübsche Frau eben bekommt. Die taillierte Uniform versteckte nichts, und ihr kastanienbraunes, jungenhaft kurz geschnittenes Haar machte eher Mut. Die Alpha-Männchen der Abteilung hatten in dem Augenblick, in dem sie hereingekommen war, zu sabbern begonnen, sogar die verheirateten. Es hieß, dass es Wetten gäbe, wer zuerst mit ihr schliefe.
Maiden hatte mit Spencer noch kein Wort gewechselt, außer einem Gruß, wenn sie einander begegneten. Er tratschte nicht am Wasserspender und schloss normalerweise auch keine Wetten ab - aber jetzt, wo Spencer vor ihm saß, stand er kurz davor, doch noch einzusteigen. Maiden behandelte Frauen gut, bis sie sich von ihm scheiden ließen, was ihm schon zweimal passiert war.
Doch er ging davon aus, dass Spencer bereits genug Avancen bekam und sie ohnehin oberhalb seiner Liga spielte, also wozu?
Er lehnte sich zurück und fragte vorsichtig: »Entschuldigung?«
Sie lächelte und musterte ihn. »Nun, Sie sind ein erfolgreicher Ermittler und schon ganz schön lange dabei. Sie haben einen Fall mit einem bösartigen Serienmörder praktisch vollkommen alleine gelöst. Müssten Sie nicht längst ein eigenes Büro haben?«
»Ich habe mit derselben bösartigen Serienmörderin auch geschlafen. Das hat dem Commissioner die Sache ein bisschen verdorben.« Maiden deutete auf seine Umgebung. »Keine Beförderung, also kein Büro.«
»Nicht mal ein Schreibtisch mit Ausblick?«
»Ich habe Ausblick und sogar einen eigenen Schreibtisch, den ich mir mit niemandem teilen muss. Ich könnte gar nicht zufriedener sein. Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«
Sie schaute in Richtung des grauen Glasfensters neben ihm. »Ich meinte, auf der anderen Seite des Gebäudes, wo man den Hafen sehen kann.«
Maiden hatte sein ganzes Leben in Sydney verbracht und der Anblick der Hafenbrücke war ihm schon lange gleichgültig. »Wir sind nicht bei der Wasserschutzpolizei, das da ist unsere Kundschaft.« Er nickte in Richtung der Pendler, die draußen vorbeistapften. Die meisten von ihnen gingen vornübergebeugt und zogen ihre Jacken wegen des kalten Herbstwindes zu. Der Winter nahte.
»Warum lassen Sie es nicht reinigen?«
»Das Fenster? Es regnet doch manchmal.«
»Wissen Sie, man hat mich gewarnt, dass Sie nicht sonderlich gut drauf wären.«
Er sah sie einen Augenblick lang an, dann entschied er sich, zurückzubeißen. »Wussten Sie, dass praktisch jeder Mann hier im Raum mit Ihnen schlafen will?«
»Wer denn?«
»Das darf ich nicht sagen. Sie sollen selbst darauf kommen.«
Sie sagte: »Na ja, ich bezweifle, dass ich es zum Detective gebracht hätte, wenn ich nicht auch selbst auf so etwas Einfaches kommen könnte. Es werden diejenigen sein, die mich keine Sekunde allein lassen. Hey, wollen Sie das wirklich essen?« Spencer betrachtete mit gerunzelter Stirn ein Brötchen mit fettem Schinken und geschmolzenem Käse, der auf Maidens Plastikteller sickerte.
»Ich habe das selbst gemacht«, wehrte er ab. »Ich kann gut kochen.«
»Die Beweise, die mir vorliegen, sagen etwas anderes.« »Meinen Sie wirklich?«
Maiden wollte herausfinden, ob sie wusste, wann sie aufhören musste. Die Wache war ein Bereich, in dem der Rang weitgehend ignoriert wurde und alle mit allen ihre Scherze trieben, trotzdem galten ungeschriebene Regeln, an die man sich besser hielt. Sie stand kurz davor, eine oder zwei davon zu brechen.
Spencer sagte: »Man hat mir erzählt, dass Sie all die durch-geknallten Fälle kriegen.«
»Fast jede Woche einen neuen.« Das stimmte nicht ganz, aber Maiden wusste, was sie meinte. »Reden wir deswegen miteinander?«
»Im Prinzip schon, denn man hat mich Ihnen zugewiesen, damit ich etwas anderes außer dem Alltagsdreck lernen kann.«
Er brauchte einen Augenblick für seine Antwort. »Okay, ich rufe Sie, wenn ich den nächsten Fall einfange.«
»Ich glaube, Sie haben mir nicht zugehört. Das ist nämlich jetzt - heute, genau genommen. Wir sind Partner, und wir haben einen Fall.«
»Ich glaube, Sie haben mir nicht zugehört, Sir«, sagte er zu ihr.
»Tut mir leid ... Sir.«
Genervt schaute er durch den Raum in Richtung des Glasbüros von Longman, seines Vorgesetzten, der die Abteilung leitete. Zwischen ihm und Longman gab es seit Jahren böses Blut, und Longman tat ihm niemals irgendeinen Gefallen. Nicht, dass Maiden das hier auch nur einen Augenblick als Gefallen gewertet hätte: Es fühlte sich mehr nach einem Problem an. Maiden war mindestens zehn Jahre älter als Spencer und nicht gut in Form. Sein großer, kräftiger Körper hatte früher die Frauen beeindruckt und den meisten Männern Angst eingejagt, doch mittlerweile machte er bloß noch seinem Hausarzt Sorgen und seine Knie taten weh, wenn er zu lange stand. Ein Rettungsring um die Hüfte weigerte sich zu verschwinden, egal wie böse er ihn im Spiegel anstarrte. Wie ein Preisboxer, der zu lange im Ring geblieben war, spürte auch Maiden seine ganzen einundvierzig Jahre, nachdem er seinen Körper über zwanzig davon im Namen des Polizeidienstes missbraucht hatte. Und er wusste auch, dass man es ihm ansah.
Mit jemandem wie Peta Spencer mithalten zu müssen, könnte ihn geradewegs umbringen. Vielleicht ist das ja Longmans Ziel, dachte er ärgerlich. Oder dieser sadistische Sack will, dass ich mich komplett zum Narren mache, weil ich versuche, sie zu vögeln. Wenigstens würde das nicht passieren. Maiden ging davon aus, dass sie mindestens eine Woche nicht mit dem Lachen aufhören würde, wenn er es auch nur versuchte.
Unglücklicherweise würde er in der Zwischenzeit der beste Kumpel aller anderen werden, während eine ganze Abteilung geiler Polizisten versuchte, seine attraktive Partnerin anzugraben. Maiden hasste diese Vorstellung. Er war nicht besonders sozial und hatte nur wenige Freunde. Vor allem wollte er keine neuen Freunde, deren einziges Interesse darin bestand, Spencer unter den Rock zu gucken.
»Ich fürchte, ich habe dabei nichts zu sagen?«, fragte er. »Longman hat gesagt, ich soll von dem Besten lernen.« »Natürlich. Was soll er auch sonst sagen?«
»Entschuldigung, habe ich etwas nicht mitbekommen?«
Frustriert faltete er seine Zeitung und seufzte kurz reuevoll über das halb gegessene Brötchen. »Warum berichten Sie mir nicht einfach von dem Fall, Detective Constable Spencer?«
Sie verstand den Hinweis und erhob sich. Das war nicht viel, und ihr Blick verriet ihm, dass sie genau wusste, wie es wirklich stand, aber immerhin. »Der Anführer einer religiösen ... Sekte, in Ermangelung eines besseren Ausdrucks ... wurde umgebracht. Ermordet, offensichtlich.«
»Offensichtlich«, sagte Maiden. »Macht die Tatsache, dass er der Anführer einer religiösen Sekte ist, es zu einem durch-geknallten Fall? Vielleicht hat ihn seine Frau umgelegt? Dann ist es eine stinknormale häusliche Gewalttat.«
»Er wurde gekreuzigt. Auf den Boden genagelt, nicht an ein Kreuz. Aber es sollte definitiv eine Kreuzigung sein.«
Maiden zuckte mit den Achseln und stellte zufrieden fest, dass er ihr damit auf die Nerven gehen konnte. »Und? Meine erste Frau war auch ziemlich geschickt mit einem Schraubendreher und sie konnte richtig sauer werden ... «
Spencer beugte sich vor, bis ihr Gesicht dicht vor seinem war, und senkte die Stimme. Ihre braunen Augen flackerten wütend. »Sir, sagen Sie - sollen wir die ganze Zeit supercool und ruhig bleiben? Reißt niemand hier je die Augen auf und sagt: ›Große Scheiße, das ist ja irre‹? Was genau ist die richtige Reaktion, wenn man gesagt bekommt, dass jemand auf den Fußboden genagelt wurde?«
Maiden fiel auf, dass sie sogar attraktiv blieb, wenn sie wütend wurde - oder nah genug kam, dass er ihren Atem auf seiner Wange spüren konnte. Er dachte: Wie lächerlich, dass sie eine Polizistin ist. Und dann auch noch ein verdammter Detective. Wer soll die denn ernst nehmen?
Er sagte ihr offen: »Sie sagen ›Große Scheiße, das ist ja irre‹ nur nach der Arbeit, wenn wir in einer Bar zusammen was trinken. Und auch dann ist es nur erlaubt in Bezug auf den Punktestand beim Football oder die Titten der Barkeeperin.
Bei allem anderen wird von uns erwartet, dass wir die ganze Zeit ruhig und gelassen bleiben.«
Spencer lehnte sich zurück und überraschte ihn mit einem Lachen. »Sehen Sie? Schon habe ich etwas gelernt. Ich wette, das hätte mir kein anderer gesagt.«
Maiden erhob sich langsam, seine Knochen knackten. Gewohnheitsmäßig klopfte er sich ab nach seiner Waffe, der Geldbörse, dem Handy. Er seufzte wieder. »Also gut, können wir? Ich gehe davon aus, Sie wissen, wo wir hinmüssen?«
»Sicher, ich hole bloß noch mein Jackett, John.« Spencer wandte sich ab, dann hielt sie inne und drehte sich noch einmal um. »Darf ich Sie John nennen?«
»So heiße ich«, sagte er muffig. »Und wie soll ich Sie nennen?«
»Wie nennen mich denn alle anderen?«, fragte sie gewollt unschuldig.
Maiden schaute sich im Wachraum um. Sie ist nicht dumm. Das ist ja schon mal was. Es war aufgefallen, dass Spencer dabei war, mit ihm zusammen zu gehen. Einige Kollegen warfen ihm neidische Blicke zu.
Er sagte: »Bleiben wir vorerst doch einfach mal bei Peta.«
Spencer war ziemlich überrascht, als Maiden sie anwies zu fahren.
»Sind Sie sicher?«, fragte sie und schaffte es gerade noch, die Schlüssel aufzufangen.
»Es ist keine Fahrprüfung. Fahren Sie bloß nirgends dagegen. Die Versicherungsformulare sind die Hölle.«
Maiden hatte meist keine Lust, sich ans Steuer zu setzen. Es gefiel ihm besser, sich herumfahren zu lassen, dann konnte er tun, was er wollte. Als sie die Wache verlassen hatten, kurbelte er sein Fenster herunter, ignorierte den kalten Luftstrahl und zündete sich eine Zigarette an.
»Äh ... «, begann Spencer, überlegte es sich dann aber anders.
»Gute Entscheidung«, murmelte Maiden, doch das machte ihr bloß Mut.
»Genau genommen ist es verboten, in einem Polizeiwagen zu rauchen, Sir«, erinnerte sie ihn.
»Es ist ein Zivilwagen.«
»So was gibt es nicht. Er sieht absolut nach ›Polizei‹ aus, auch wenn er keine Aufschrift hat. Was ist, wenn Sie jemandem auffallen?«
»Sie können mich ja verhaften.«
Sie schnalzte mit der Zunge, um ihre Missbilligung auszudrücken, und konzentrierte sich auf die Straße. Maiden konnte sich nicht entscheiden, ob Spencer frech war, was schlecht wäre, oder sich einfach weigerte, sich von ihm einschüchtern zu lassen, was vielleicht von Vorteil sein könnte. Sie fuhr jedenfalls gut, sie fädelte sich in den Verkehr ein und kam zügig voran. Maiden zuckte nur einmal zusammen, als sie sich zwischen einem Laster und einem ihnen entgegenkommenden Bus hindurchquetschte.
Obwohl es ein kalter Tag war, wirkte die Stadt dreckig und trocken wie am Ende eines langen Sommers. Wie Maidens Bürofenster brauchte sie mal einen ordentlichen Regen, um den Staub und Dreck von Monaten wegzuwaschen.
Sie plauderten vorsichtig über Ereignisse auf der Wache, und als sie ihr Ziel fast erreicht hatten, sagte sie: »Wir sind deutlich außerhalb unseres Gebietes. Ihr Fachwissen wurde gezielt angefordert, hat Longman gesagt.«
»Na ja, wie Sie schon sagten, bin ich offensichtlich Spezialist für die durchgeknallten Fälle.«
»Ich hätte gedacht, alle wollen die verrückten Verbrechen haben? Warum holt man jemanden von außen, der einem den Ruhm wegschnappt?«
»Es hilft der eigenen Karriere nur, wenn man die Sache auch knackt.«
»Das stimmt allerdings.«
»Okay, hören Sie gut zu, Peta. Ich habe ein paar Regeln, und ich erwarte von Ihnen, dass Sie sich daran halten.« »Klar.« Sie zuckte mit den Achseln.
Er zählte an den Fingern ab. »Erstens, unterbrechen Sie mich nie, es sei denn, es muss unbedingt sein, und korrigieren Sie mich niemals, während irgendjemand dabei ist. Zweitens, wenn wir zusammenarbeiten, dann stellen Sie bitte auch eigene Fragen. Bringen Sie unser Gegenüber aus dem Gleichgewicht, indem Sie ihn dazu zwingen, sich über uns alle beide den Kopf zu zerbrechen. Drittens, halten Sie die Augen offen nach allem Möglichen. Konzentrieren Sie sich nicht nur auf denjenigen, den wir gerade verhören. Und viertens, schreiben Sie mit.«
»Ich habe einen Digitalrecorder, Sir.«
»Digitalrecorder können keine Rechtschreibung, und außerdem macht es die meisten Leute ein wenig unruhig, wenn sie sehen, dass jemand etwas aufschreibt.«
»Ich sehe schon, das wird richtig klassische Dick-TracyScheiße«, sagte sie.
»Allerdings.« Er schnipste seine zweite Kippe zum Fenster hinaus.
»Das ist Umweltverschmutzung - schon wieder.«
»Ich kann nichts dafür. Wir dürfen die Aschenbecher nicht benutzen.«
»Sagen Sie, Sir, wie lange bleiben Partner normalerweise zusammen?«
»Bis wir zurück auf der Wache sind und ich ein Gespräch mit meinem guten alten Freund Inspector Longman geführt habe.«
Sie schwieg einen Augenblick. »Es war nur Spaß. Sind Sie wirklich so unglücklich darüber, mit mir zu arbeiten?«
Im Stillen musste Maiden zugeben, dass von all den Gründen, aus denen er nicht mit Peta Spencer zusammenarbeiten wollte, keiner etwas mit ihrer Professionalität oder ihren Fähigkeiten als Detective zu tun hatte. »Sagen wir einfach einmal, dass ich nicht überzeugt bin, dass wir zwei zusammen so eine gute Kombination sind. Ich habe eine Menge schlechter Angewohnheiten. Sachen, die Sie gar nicht erst lernen wollen.«
»Im Gegenteil, das sind genau die Sachen, die ich lernen will. Wer sonst bringt mir so etwas bei?«
»Sehen Sie? Sie argumentieren und ignorieren dabei gänzlich die Tatsache, dass ich es besser weiß.«
»Ich versuche, darüber zu diskutieren - und habe Sie keineswegs ignoriert. Wenn Sie nicht versuchen, mich loszuwerden, wie lange bleiben Partner dann zusammen?«
»Bis einer von ihnen erschossen wird oder in Rente geht.«
»Wirklich? Was ist mit Ihrem letzten Partner passiert?« »Oder sie befördert werden«, setzte Maiden verspätet hinzu.
»Ich verstehe, weil er nicht mit der Serienmörderin ... «
»Sind wir bald da, Detective Constable Spencer?«
Sie lächelte vor sich hin. »Nur noch eine Kreuzung, Sir.« »Gott sei Dank.«
Maiden fragte sich, ob er ihren Frechheiten gegenüber genauso tolerant gewesen wäre, wenn Spencer männlich und hässlich gewesen wäre.
Nein, und deswegen bin ich genauso übel wie der gottverdammte Longman und die ganzen anderen Säcke.
© WELTBILD
- Autor: Graeme Hague
- 2012, 314 Seiten, Deutsch
- Verlag: Weltbild Deutschland
- ISBN-10: 3863656989
- ISBN-13: 9783863656980
- Erscheinungsdatum: 01.10.2012
Abhängig von Bildschirmgröße und eingestellter Schriftgröße kann die Seitenzahl auf Ihrem Lesegerät variieren.
- Dateiformat: ePub
- Größe: 1.55 MB
- Ohne Kopierschutz
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
4 von 5 Sternen
5 Sterne 5Schreiben Sie einen Kommentar zu "Opfergabe".
Kommentar verfassen