Regie als Autorschaft / Palaestra (PDF)
Eine diskurskritische Studie zu Schlingensiefs >Parsifal<
Allen literaturwissenschaftlichen Debatten zum Trotz: Der Autor und sein Name leiten das Werkverständnis nach wie vor - umso mehr dort, wo von intertextuellen Verfahren Gebrauch gemacht und eine zunehmende Ablösung von Schrift und Material proklamiert...
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Produktinformationen zu „Regie als Autorschaft / Palaestra (PDF)“
Allen literaturwissenschaftlichen Debatten zum Trotz: Der Autor und sein Name leiten das Werkverständnis nach wie vor - umso mehr dort, wo von intertextuellen Verfahren Gebrauch gemacht und eine zunehmende Ablösung von Schrift und Material proklamiert wird.In diesem Spannungsfeld von Text und Notation hier und performativem Ereignis dort stehen theatrale Aufführungen und mit ihnen Verfasser und Regisseur. Dieser Band untersucht am Beispiel von Christoph Schlingensiefs »Parsifal« an den Bayreuther Festspielen 2005 die Beziehungen von Text und Inszenierung in der Aufführung im Hinblick auf Zuschreibung und Markierung von Autorschaft. Mit Genettes Begriff des Paratextes und seinen Implikationen wird gezeigt, wie aus Richard Wagners Bühnenweihfestspiel in der Inszenierung von Schlingensief schließlich »Schlingensiefs Parsifal« geworden ist und wie eine Aufführung als Überlagerung zweier Schichten vorgeführt wird. Beides gemeinsam führt zu der Schlussfolgerung, dass sich die mehrstufige Entstehung einer Aufführung in der Auffächerung ihrer Autorschaft spiegelt.
Lese-Probe zu „Regie als Autorschaft / Palaestra (PDF)“
III. Autorschaft (S. 45-46) 1. Autorschaftsdebatte
Der Begriff ›Autor‹ wurde dem Lateinischen um die zweite Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts entlehnt. Er geht etymologisch zurück auf das lateinische ›auctor‹ in der Bedeutung ›Förderer, Veranlasser, Urheber‹, das wiederum vom lateinischen ›augere‹ – ›vermehren, vergrößern‹ abgeleitet ist. Er bezeichnet Verfasser und Urheber von Texten und im weiteren Sinn von Werken der bildenden Kunst und derMusik undwird daneben auch für Produzenten der neuen Medien verwendet. Der Begriff der ›Autorschaft‹ für ›Urheberschaft‹ beziehungsweise ›Verfasserschaft‹ ist die Relationsbezeichnung des Autors zu seinem Werk und wurde um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts eingeführt. Im zwanzigsten Jahrhundert wurden die Begriffe Gegenstand einer anhaltenden Debatte, die sich an der literaturwissenschaftlichen Herangehensweise des ›Biographismus‹ entzündete, den Autor als maßgebliche Bezugsgröße der Auslegung von Texten anzusetzen.
Dagegen wurde die Forderung erhoben, das Kunstwerk selbst in den Fokus seiner Deutung zu stellen und es aus seiner inneren Gestalt und Struktur ästhetisch zu betrachten und zu erklären. Einen solchen autorkritischen Ansatz vertraten beispielsweise William K. Wimsatt und Monroe C. Beardsley in ihrem 1946 publizierten Aufsatz »The Intentional Fallacy«, deutsch »Der intentionale Fehlschluss«. Sie warben darin für die ausschließliche Konzentration auf den Text mit der Begründung, dieser gehöre der Öffentlichkeit und sei von Anfang an von seinem Autor losgelöst. Die Intentionen des Autors wären deswegen zu vernachlässigen, weil ihm ihre Umsetzung entweder gelungen ist, wofür der Text
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Beleg wäre, wäre sie jedoch misslungen, so blieben sie belanglos für die Interpretation des Textes.
Die heute standardisierte Unterscheidung eines Erzählers im Text vom Autor, der den Text hervorbringt, führte Käte Friedemann 1910 in Die Rolle des Erzählers in der Epik ein, die sowohl von Käte Hamburger als auch von Wolfgang Kayser in »Wer erzählt den Roman?« aufgegriffen wurde. Kayser diagnostizierte die grundsätzliche Anwesenheit eines Erzählers in »Werken der Erzählkunst«, der »nicht der Autor [ist]«, sondern »eine gedichtete Person«. Daher ist nun, was der Erzähler äußert, nicht (mehr) als Äußerung des Autors zu identifizieren.
Auch der Begriff des ›impliziten Autors‹ von Wayne C. Booth wendet sich gegen die Annahme, der Autor würde im Text selbst sprechen, und ist als dritte Größe zwischen diesem und dem Erzähler angesiedelt. Das Textkonstrukt des impliziten Autors hat sich in der Anwendung als schwierig erwiesen und ist mehrfach ausdifferenziert und umdefiniert worden, so etwa von Jörg Schönert und Fotis Jannidis.
Das Verschwinden des Autors haben sowohl Roland Barthes in »Der Tod des Autors« als auch daran anschließend Michel Foucault in »Was ist ein Autor?« postuliert, jedoch auf differente Weise begründet und unterschiedliche Konsequenzen gezogen. Beide Texte werden anschließend ausführlich dargelegt.
Die heute standardisierte Unterscheidung eines Erzählers im Text vom Autor, der den Text hervorbringt, führte Käte Friedemann 1910 in Die Rolle des Erzählers in der Epik ein, die sowohl von Käte Hamburger als auch von Wolfgang Kayser in »Wer erzählt den Roman?« aufgegriffen wurde. Kayser diagnostizierte die grundsätzliche Anwesenheit eines Erzählers in »Werken der Erzählkunst«, der »nicht der Autor [ist]«, sondern »eine gedichtete Person«. Daher ist nun, was der Erzähler äußert, nicht (mehr) als Äußerung des Autors zu identifizieren.
Auch der Begriff des ›impliziten Autors‹ von Wayne C. Booth wendet sich gegen die Annahme, der Autor würde im Text selbst sprechen, und ist als dritte Größe zwischen diesem und dem Erzähler angesiedelt. Das Textkonstrukt des impliziten Autors hat sich in der Anwendung als schwierig erwiesen und ist mehrfach ausdifferenziert und umdefiniert worden, so etwa von Jörg Schönert und Fotis Jannidis.
Das Verschwinden des Autors haben sowohl Roland Barthes in »Der Tod des Autors« als auch daran anschließend Michel Foucault in »Was ist ein Autor?« postuliert, jedoch auf differente Weise begründet und unterschiedliche Konsequenzen gezogen. Beide Texte werden anschließend ausführlich dargelegt.
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Autoren-Porträt von Caroline A. Lodemann
Dr. Caroline A. Lodemann hat an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel Neuere Deutsche Literaturwissenschaft und Medien, Englische Philologie und Öffentliches Recht studiert und anschließend als Dramaturgin gearbeitet. Sie wurde 2009 an der Georg-August-Universität Göttingen promoviert.
Bibliographische Angaben
- Autor: Caroline A. Lodemann
- 2010, 1. Auflage 2010, 193 Seiten, Deutsch
- Herausgegeben: Heinrich Detering, Dieter Lamping, Gerhard Lauer
- Verlag: V&R unipress
- ISBN-10: 3862341194
- ISBN-13: 9783862341191
- Erscheinungsdatum: 21.07.2010
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