Ungeboren (ePub)

Das Setting hört sich etwas piefig an: Nauenheim, ein kleines Eifelstädtchen. Und auch Köln spielt eine gewisse Rolle. Aber piefig ist in diesem Roman sicher nichts. Weder die Handlung noch die Charaktere von zuweilen ausgesuchter Schrulligkeit, von denen man aber glaubt, sie irgendwo schon mal erlebt oder kennengelernt zu haben; also absolut glaubhaft sind. Norbert Jaeger, ein ausgebrannter ehemaliger Erfolgsjournalist, halber Alkoholiker (allerdings ohne Gefahr zu laufen, die schon vielmals bemühten schwermütigen Klischee-Alkoholiker-Kommissare zu bemühen oder zu kopieren) treibt eine vermeintlich langweilige und demgemäß ungeliebte Auftragsarbeit in das eben erwähnte Nauenheim, in die ländliche Idylle, die ihm schon bei der Ankunft ein Horror ist. Aber er braucht das Geld. Dass in dem Städtchen Aufsehen erregend eine junge, hochschwangere Frau vermisst und kurz darauf ein andere Frau, eine angesehene, ältere Hebamme, in ihrem Haus erschossen wird, interessiert ihn nicht die Bohne. Ihn interessiert viel mehr, wo er den Nächsten findet, dem er ein paar Bier abschnorren kann. Mit viel Augenzwinkern und komischen Begebenheiten kommt er in der Folge wider Willen (er ist schon ein Jä(ae)ger, der zur Jagd getragen werden muss) einem ungeheuerlichen, schier atemberaubenden Verbrechensstrudel auf die Spur, der letztlich ihn und seinen neuen kindlichen Freund Jeremias zu erschlagen droht. Und die Art, in der das geschieht, lässt keinerlei Länge zu, ist amüsant, manchmal sogar zum Schenkelklopfen, und spannend zugleich. Da macht es nichts, dass der Grundplot des Kriminalfalls schon etwas Fiktives birgt. Becker hat mich sozusagen einfach über eine mögliche Unglaubwürdigkeit hinweg geschrieben bzw. lesen lassen. Weil die Story halt so viel Spaß macht. Deshalb fünf volle Sterne.

Der Autor Ralf Becker lässt uns im Roman Ungeboren teilhaben an der Aufdeckung einer ungeheuren Verschwörung. Diese wird durch einen ehemals erfolgreichen Journalisten namens Norbert Jaeger entdeckt und aufgelöst Dieser hat seine besten Zeiten hinter sich gelassen und versucht nur noch auf Kosten von anderen sich durchs Leben zu saufen. Ein kleiner Auftrag führt ihn nach Nauenheim und dort wird er auf einen anderen Fall aufmerksam und möchte ihn weiterverfolgen. Dabei heftet sich ihm Jeremias, ein Waisenkind an die Fersen, Jeremias möchte gerne selber schreiben und hofft durch Jaeger was darüber zu lernen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten entwickelt sich eine Beziehung zwischen beiden und alles gipfelt in einen für mich sehr guten Abschluss.

Die Protagonisten haben bei Ralf Becker Ecken und Kanten und wirken nicht immer sofort sympathisch oder unsympathisch, man sollte sich aber darauf einlassen, zu sehen wie sich die Personen entwickeln. Ich wurde schnell in den Bann der Geschichte gezogen und fand den Schreibstil gut lesbar und flüssig und das Buch hat mir einige Stunden Lesefreude geschenkt.