Glücklich wie Lazzaro (DVD)

Merken
 
 
Inviolata, ein abgeschiedenes Landgut im italienischen Nirgendwo. Hier herrscht die Marquesa Alfonsina de Luna mit harter Hand über ihre Landarbeiter. Lazzaro ist einer von ihnen, ein junger Mann, so gutmütig, duldsam und unschuldig, dass man ihn für...
lieferbar

Bestellnummer: 110510891

DVD 7.99
Dekorierter Weihnachtsbaum
In den Warenkorb

DeutschlandCard 3 DeutschlandCard Punkte sammeln

  • Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
  • Kostenlose Rücksendung
 
  •  
     
     
     
     
  •  
     
     
     
     
  •  
     
     
     
     
  •  
     
     
     
     
  •  
     
     
     
     
  •  
     
     
     
     
Kommentar zu "Glücklich wie Lazzaro"
Sortiert nach: relevanteste Bewertung zuerst
Filtern nach: alle
  • 5 Sterne

    2 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    MaRe, 07.06.2019

    „Glücklich wie Lazzaro“, im italienischen Original „Lazzaro felice“ = „der glückliche Lazzaro“, ist ein Filmdrama der italienischen Regisseurin Alice Rohrwacher (Jahrgang 1981, bekannt geworden mit ihrem Spielfilmdebüt „Für den Himmel bestimmt“, im Original: „Corpo celeste“ aus dem Jahr 2011, und durch das 2014 entstandene Sozialdrama „Land der Wunder“, im Original "Le meraviglie", eine italienisch-schweizerisch-deutsche Koproduktion, die bei den „Filmfestspielen von Cannes“ im selben Jahr mit dem „Großen Preis der Jury“ ausgezeichnet wurde), zu dem sie auch das Drehbuch geschrieben hat. Bei den „Filmfestspielen von Cannes“ 2018 feierte „Glücklich wie Lazzaro“ seine Premiere, und Alice Rohrwacher erhielt die Auszeichnung für das „Beste Drehbuch“.

    Als einer von ungefähr 50 Landarbeitern lebt Lazzaro (Adriano Tardiolo) im ärmlichen und abgeschiedenen Inviolata (übersetzt: die Unverletzte, Unberührte, Heile) wie in einer anderen, längst vergangenen Zeit und arbeitet hart auf den Tabakfeldern. Die Arbeiterfamilien sind „Halbpächter“ der Marchesa Alfonsina de Luna (Nicoletta Braschi), werden von ihr ausgenutzt, bewusst in Abhängigkeit gehalten, als seien sie Leibeigene, ihre Sklaven; sie selbst bezeichnen sich als „ihre Diener“.

    Lazzaro ist ein schweigsamer, schüchterner, enorm fleißiger und stets hilfsbereiter, aufrichtiger junger Mann, so positiv denkend, gutmütig und treuherzig, dass man ihn leicht beeinflussen, sich über ihn lustig machen und daher für einfältig halten könnte. Oft ist er verträumt, manchmal „verzaubert“ und zur Bewegungsunfähigkeit „verdammt“. Eines Tages lernt Lazzaro den Sohn der Marchesa, Tancredi (Tommaso Ragno), kennen und nimmt ihn, gewohnt zu dienen, mit in sein Refugium. Allmählich entwickelt sich zwischen dem ebenso aufmüpfigen wie fantasiebegabten Tancredi und dem unbedarften, neugierigen Lazzaro eine merkwürdige und ungleiche Art von Freundschaft, die durch die Folgen des „Großen Betrugs“ geprüft wird.

    Der zweigeteilte Film „Glücklich wie Lazzaro“ ist laut Regisseurin Rohrwacher die Geschichte eines „unscheinbaren Heiligen“ und die von der „Möglichkeit des Gutseins“. Als Inspiration diente ihr eine wahre Begebenheit rund um „Il grande inganno“, den „Großen Betrug“ (siehe unten unter PS). Der Film mit seiner universell gültigen Botschaft verströmt aufgrund der auf Super-16-mm-Film-Format gedrehten, grobkörnigen, hellen, fast überbelichtet wirkenden Bilder (als Kamerafrau fungierte Hélène Louvart, etwa „Maya“ 2018 oder „The Smell Of US“ 2014) und dank der immer wieder als Akzentuierung eingesetzten (Klavier- und Orgel)Musik eine dichte, biblisch-archaische Atmosphäre, die auf die tiefe Vergangenheit hinweist, spielt aber bei näherer Betrachtung offenbar in der relativen Gegenwart.

    Nicht nur wegen der Wahl des Namens für ihre Hauptfigur Lazzaro, sondern auch thematisch nimmt die Regisseurin in vielerlei Hinsicht deutlich Bezug auf die Bibel, die (römische) Mythologie oder Märchen. So findet sich die Erzählung von der Auferweckung des verblichenen und zu Grabe getragenen Lazarus (der Name bedeutet „Gott hat geholfen“) durch Jesus aus dem Johannesevangelium (Joh 11,1–45 EU) in diesem Film wieder. Mit Blick auf die in der Villa der Marchesa versteckt angebrachten Bilder von Heiligen verweist sie auf die zahlreichen Legenden, die sich in der Folge daraus bildeten. Sie spielt auf das Gleichnis vom reichen Mann und dem armen Lazarus aus dem Lukasevangelium an (Lk 16,19–31 EU) oder ab Lazzaros Sturz vom Felsen auf den Mythos der Zwillinge Romulus und Remus (Lazzaro und Tancredi verstehen sich als Halbgeschwister). Das damit verbundene Wolfsmotiv, das ebenso in vielen Märchen zu finden ist, durchzieht den Film sowohl optisch als auch durch wiederkehrendes Heulen der Tiere, Menschen oder des Windes akustisch.

    In Form einer Zeitreise, die wie das Blättern in der italienischen Historie anmutet, erzählt „Glücklich wie Lazzaro“ eine ruhige, wendungsreiche Parabel über Stillstand und Veränderung, Sterben und Auferstehen bzw. Neuanfang und Weitermachen, die Natur und Verwurzelung und über das Wesen des Menschen als ein Teil dieser Natur, über seinen Willen zur Herrschaft, Unterwerfung und Ausbeutung einerseits, von seiner Würde, dem Begriff „Freiheit“ und dessen Relativität, der Fähigkeit zu Altruismus und Uneigennützigkeit andererseits, und von herben Enttäuschungen.

    Traumwandlerisch sicher, zwischen Magie und Realismus, Märchen oder, wie die Regisseurin es ausdrückt, „einer anderen Ebene der Wahrnehmung“ und Realität wandelnd, mit vielen, zuweilen verwirrenden Anspielungen, unprätentiösen Effekten, „kleinen Wundern“ und Kniffen wie einer plötzlich zu hörenden Erzählerin sowie elegant auf verschiedenen Zeitebenen „gleichzeitig Ungleichzeitiges“ darstellend, vollzieht sich auf dezente Weise Sozialkritik.

    Für Adriano Tardiolo war diese Titelrolle als Lazzaro sein erster Auftritt als Schauspieler überhaupt. Er fesselt mit seinen großen, fragend in die Welt schauenden Augen, den hängenden Schultern, die ihm etwas Unsicheres und Unscheinbares verleihen.

    FAZIT: „Glücklich wie Lazzaro“ bezaubert und überrascht, indem er, an die italienische Tradition des großen Märchenerzählens, wie sie etwa ein Pier Paolo Pasolini meisterlich beherrscht hat, anknüpfend, in eine halb reale, halb einem Traum entsprungene, in eine surreale, magisch-(neo)realistische Zwischenwelt entführt. Fantastisch, anspruchsvoll und betörend!

    PS: Der DVD liegt ein informatives Booklet bei.

    „Il grande inganno“, der große Betrug an den Landarbeitern, der Alice Rohrwacher so berührte, als sie den entsprechenden Zeitungsartikel las, fand ab 1982 statt, als eine Marchesa im Zentrum Italiens ihren Bauern die Information über die Abschaffung der Naturalpacht und zu vollziehende Umwandlung in ordentliche Pacht- oder Lohnarbeitsverhältnisse vorenthielt, sodass die Arbeiter viele weitere Jahre als ihre Sklaven zubringen mussten.

    Die Dreharbeiten fanden im August 2017 bei Viterbo zwischen Vetriolo und Bagnoregio in der Region Latium und in Castel Giorgio bei Terni bzw. im Winter 2017 zwischen Mailand, Turin und Civitavecchia statt.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
 
  •  
     
     
     
     
  •  
     
     
     
     
  •  
     
     
     
     
  •  
     
     
     
     
  •  
     
     
     
     
  •  
     
     
     
     
 
  •  
     
     
     
     
  •  
     
     
     
     
  •  
     
     
     
     
  •  
     
     
     
     
  •  
     
     
     
     
  •  
     
     
     
     
0 Gebrauchte Artikel zu „Glücklich wie Lazzaro“
Zustand Preis Porto Zahlung Verkäufer Rating