Kahlschlag (DVD)

HANNO BRÜHL (1937-2010) war einer der profiliertesten und bekanntesten Regisseure beim WDR, für den er fast 40 Jahre tätig war. 1993 verfilmte er das Drehbuch zu 'KAHLSCHLAG' von Autor DIETER BONGARTZ. Der Film nahm in Zeiten, als die vermehrten rassistischen Übergriffe gegen Immigranten noch sehr allgegenwärtig die gesellschaftliche Diskussion prägten und nicht zuletzt auch das Image der Skinhead-Subkultur überschatteten, eine vergleichsweise sachlich-nüchterne, kritische, aber nicht hysterisch-moralische Position gegenüber den rechten Gewalttätern ein. Die Stärke von KAHLSCHLAG ist, Rechtsradikale als eindeutigen Teil der sie umgebenden Gesellschaft erkennbar gemacht zu haben, anstatt durch pauschale Dämonisierung die Schuld dem fehlgeleiteten Individuum zu übertragen und das Problem an die Strafverfolgung weiterzugeben. Die im Vorfeld der Produktion erfolgte intensive Auseinandersetzung mit dem Milieu, seinen Strukturen, der Ideologie und den Verhaltensmustern der Szene sowie die sehr unmittelbar-authentische Umsetzung mit einem großen Teil an Laiendarstellern verleihen KAHLSCHLAG die Kraft, als Spielfilm-Melodram, Teenager- und Subkulturfilm sowie als gesellschaftskritische Reflektion gleichermaßen zu bestehen. Handlung: Der 16-jährige Robin findet kaum Anerkennung und gerät mit seinem sozialen Umfeld zunehmend in Konfrontation. Die Lehrer und Mitschüler nerven, mit seiner Mutter hat er nur noch Streit und den karriereorientierten Vater sieht er fast nie. Als er Opfer eines Überfalls türkischer Jugendlicher wird, hat er genug: er haut von zu Hause ab, lässt beim 'Kahlschlag' die Haare und schließt sich einer rechtsradikalen Skinhead- Kameradschaft an. Von der Kraft dieser Provokation berauscht, lässt sich Robin vom Hass und der menschenverachtenden Propaganda seiner neuen Freunde mitreißen. Als bei einem Überfall auf ein linkes Jugendzentrum die Gewalt eskaliert, wird ein türkisches Mädchen verletzt, das ihn an seine kleine Schwester erinnert. Langsam beginnt Robin zu zweifeln, doch seine Abkehr hat zur Folge, dass er selbst zur Zielscheibe seiner ehemaligen Kameraden wird.