Trotz seiner thematischen Bandbreite ist George Stevens (1904 - 1975) als "amerikanischer Romantiker" in die Filmgeschichte eingegangen, dessen bedächtige Inszenierungsweise wie aus einer vorfilmischen Zeit anmutet. Seine drei Hauptwerke "Ein Platz an der Sonne", der Western "Mein großer Freund Shane" und das Unternehmer-Epos "Giganten" zeigen als eindringliche Studien menschlichen (Fehl-)Verhaltens den American Dream von Erfolg und Karriere als zum Scheitern verurteilt, wenn moralische Kriterien versagen. In diesem Sinn war Stevens ein Traditionalist und konservative Vaterfigur. Stevens begann als Gagman und Kameramann für Laurel & Hardy, bevor er 1933 für Universal seinen ersten Spielfilm drehte. Er ging sofort danach zu RKO und inszenierte unter anderem das Musical "Swing Time" mit Fred Astaire und den Abenteuerfilm "Gunga Din - Aufstand in Sidi Hakim" mit Cary Grant, mit dem er auch die Melodramen "Penny Serenade" und "Stadtgespräch" inszenierte. Sein Beitrag zur Screwball Comedy war "Die Frau, von der man spricht", mit Katherine Hepburn und Spencer Tracy im Ehekrieg. Für die Verfilmung von Theodore Dreisers Roman "Eine amerikanische Tragödie" als "Ein Platz an der Sonne" (mit Elizabeth Taylor, Montgomery Clift und Shelley Winters) erhielt er den Regie-"Oscar", den er auch für "Giganten" gewann. Stevens verfilmte "Das Tagebuch der Anne Frank" und drehte mit dem Bibelfilm "Die größte Geschichte aller Zeiten" einen der verlustreichsten Filme überhaupt. Sein letzter Film, "Das einzige Spiel in der Stadt", ist eine merkwürdig gegen den 60er Zeitgeist gedrehte Liebesgeschichte zwischen Elizabeth Tayor (als Prostituierte) und Warren Beatty (als Zocker) in Las Vegas. Während des Zweiten Weltkriegs hatte Stevens für das U.S. Signal Corps gearbeitet und mit der Kamera die Landung der Alliierten in der Normandie, die Befreiung von Paris und die Öffnung des KZ Dachau gefilmt. Diese Aufnahmen in Farbe sind in dem Dokumentarfilm "George Stevens - A Filmmaker's Journey" zu sehen, den sein Sohn George Stevens Jr. 1985 montierte, um mehr über seinen Vater zu erfahren. Stevens Jr., geboren 1932, ist seit 1967 Direktor des "American Film Institute".
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