Mit vier Filmen hat der anglo-amerikanische Regisseur James Whale (1896 - 1957) das Genre des Horrorfilms wesentlich bereichert: Mit "Frankenstein" (1930) schuf er die Grundlage für den Mythos um den aus Leichenteilen zusammengeflickten, künstlichen Menschen, und mit Boris Karloff in der Rolle des Monsters die über Jahrzehnte prägende Ausgestaltung seines Äußeren. Das Monster ist hier und in "Frankensteins Braut" (1935) Täter und Opfer zugleich und hat mit Elsa Lanchester, der Gattin von Charles Laughton, als künstliche Frau eine ebenbürtige Partnerin. Zugleich mischen sich in das Sequel komische Elemente, wenn die Ungeheuer und Kleinwesen aus ihren Spiritusgläsern entkommen wollen. Beide Filme waren kommerziell erfolgreich, der zweite übertraf den ersten an Qualität. "The Old Dark House" (1932) ist eine böse Satire auf die englische Familie, und "The Invisible Man - Der Unsichtbare" (1933) steht am Anfang einer Reihe von Filmen um den von H.G. Wells erfundenen, unsichtbaren und tragischen Verbrecher mit Willen zur Macht, der im Tod Erlösung findet. Whale drehte insgesamt 21 Filme zwischen 1930 und 1940, darunter Melodramen und die weitgehend unbekannt gebliebene Screwball-Murder-Mystery-Comedy "Remember Last Night?" (1936), eine der ersten originellen Genre-Vermischungen. 1941 zog er sich auf Grund einer Intrige, die mit seiner Homosexualität zu tun hatte, ganz vom Film zurück, arbeitete weiter für das Theater, das am Anfang seiner Karriere gestanden hatte, und lebte bis zu seinem ungeklärten Tod 1957 in einer Villa. 1999 entstand mit Bill Condons "Gods and Monsters", das mit einem Drehbuch-"Oscar" (für Condon) ausgezeichnet wurde, eine Charakterstudie um die letzten Tage des von Ian McKellen gespielten Mannes, der mit seinem Gärtner (Brendan Fraser) zusammenlebte.
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