5€¹ Rabatt bei Bestellungen per App

 
 
Merken
Merken
 
 
lieferbar
versandkostenfrei

Bestellnummer: 148271687

Buch (Gebunden) 23.00
Dekorierter Weihnachtsbaum
In den Warenkorb
Sortiert nach: relevanteste Bewertung zuerst
Filtern nach: alle
  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Kwinsu, 10.09.2023

    Als Buch bewertet

    Vom Sehen und gesehen werden

    "Ohne es zu wissen, lechzte ich offensichtlich danach, gesehen zu werden, und die Sehende zu teilen kam nicht infrage."

    Katha ist vierzehn und nicht nur ihr Alter garantiert Umbruch, sondern auch das Leben, das sie nicht beeinflussen kann. Ihre Eltern trennen sich, sie ziehen mit Mutter und Schwester in eine neue Stadt und sie hat viel damit zu tun, es allen recht zu machen. Ihre Mutter versinkt in Selbstmitleid, ihre Schwester rebelliert biestig, aber liebenswürdig gegen alles und jeden. In der neuen Schule findet sie auf Anhieb Anschluss, weil sie es perfekt beherrscht, sich einzufügen. Durch ihre neue Clique kommt es zu einer Begegnung, die ihr ganzes Leben, ihre ganze Identität auf den Kopf stellen wird: Angelica, die Mutter der Cliquen-Anführerin Sofie, ist anders; rebellisch, unangepasst, bunt, Frauen liebend. Und sie ist die Erste, die Katha scheinbar sieht.

    Sina Scherzant erzählt in "Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne" eine vielschichtige, einfühlsame und feministische Geschichte vom Erwachsenwerden, vom Sich-Finden und vom Empfinden tiefer Verbundenheit, die sich nicht kategorisieren lässt. Haarscharf analysiert sie das Komplizierte an Beziehungen, an Freundschaft, Liebe und der eigenen Identität, verpackt es in einer auto-fiktionalen Erzählung und schafft es gekonnt, die Protagonistin zum Wachsen zu bringen. Die Geschichte ist packend von der ersten Zeile weg, sofort ermöglicht es die Autorin sich in Katha hineinzuversetzen. Die Lesenden fühlen die Zerrissenheit und die Forderung endlich gesehen zu werden; das Für und Wider es allen stets recht zu machen - und den Ausbruch daraus. Der Schreibstil ist kurzweilig und herausfordernd zugleich, denn philosophische und gesellschaftskritische Gedanken begleiten stets den Fortgang der Geschichte. Zwischendurch, in einer Phase der Trauer, werden die Gedanken so selbstzerstörerisch, dass es beinahe unaushaltbar ist. Aber darin liegt die große Stärke des Geschriebenen, denn auch dieser Prozess ist nachvollziehbar und nachfühlbar. Und schließlich versöhnt uns die Autorin mit der Trauer und der Tatsache, dass sich das Leben weiterentwickelt.

    Sina Scherzant ist ein ganz großer, einfühlsamer und feministischer Debütroman gelungen, der lange nachhallen wird und es definitiv verdient hat, (mindestens) ein weiteres Mal gelesen zu werden!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    Michael B., 06.11.2023

    Als Buch bewertet

    Hervorragend. Ich stelle jetzt nicht die naheliegende Frage, wieviel persönliches Erleben der Autorin in die Geschichte reingepackt ist - es gelingt Sina Scherzant auf jeden Fall in bewundernwerter Weise, sowohl die innerpsychischen Prozesse ihrer Protagonistin Katha als auch die gruppendynamischen Prozesse innerhalb einer Clique Jugendlicher am Ende der Pubertät in Worte zu kleiden. Dabei findet sie eine Sprache voller Authentizität und von hoher literarischer Qualität. Wie kann man nur auf so einen Hammer-Satz kommen: "Vierzehn Jahre nach Angelicas Tod bestellte ich einen Americano." Beschrieben wird in der Ich-Perspektive die Geschichte von Katha. Umzug mit Mutter und jüngerer Schwester Nadine aus der Provinz nach Dortmund. Vater weg und neue Partnerin. Ankommen in einer neuen Schule. Sich eine neue Bezugsgruppe suchen, sich in der Klasse etablieren; funktionieren, sich anpassen, den eigenen Gefühlen nicht trauen (weil das zwischen Jungs und Mädchen wohl irgendwie so laufen muss). Katha lernt über die Klassenkameradin Sofie deren Mutter Angelica kennen - eine neue Welt tut sich auf. Katha - als ewige Peoplepleaserin lernt durch Angelica zunehmend, auch ihre eigenen Bedürfnisse zu berücksichtigen und wagt langsam, Schritt für Schritt, ihre alte Rolle abzuwerfen. Doch da stirbt Angelica, was Katha in eine tiefe Krise stürzt (die fast schon depressiv-psychotisch genannt werden kann...). Sina Scherzant bietet ihrer hoffentlich zahlreichen Leserschaft kein 'happy end' , aber einen Weg - schildert am Ende ausgesprochen realistisch, wie es mit Katha weitergeht... 14 Jahre nach dem schmerzhaften Verlust. Ein Buch mit ungeheurer Tiefe und Emotionalität. Wow! Hervorragend!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    Mixitack, 02.10.2023

    Als Buch bewertet

    Von mixitack

    Katha möchte es jedem Recht machen und verliert sich selbst dabei. Bloß nicht negativ auffallen und jemanden Ärger bereiten, doch ihr selbst geht es dabei nicht gut. Angelika ist die Mutter einer Klassenkameradin und zu ihr findet Katha einen Weg sich zu öffnen. Sie wird schnell zu einer wichtigen Führungsrolle für Katha und zeigt ihr Wege wie sie ihre Probleme anders regeln kann, sodass sie nicht ganz sich selbst vergisst. Doch dann wird Angelika krank und Kathas stürzt in das nächste Gefühlschaos.

    Oft ist es für Außenstehende einfacher sachlicher auf Probleme zu schauen und so emotionslose Lösungsvorschläge zu geben auf die man selbst nicht gekommen wäre. Oft sind beide Fronten verhärtet und man ist irgendwann nicht mehr bereit aufeinander zu zugehen. Man wird immer wieder in eine Position gesteckt, in der es als Selbstverständlich gilt, diese auch immer wieder einzunehmen. Verantwortung annehmen aber auch wieder abgeben ist ein langer Lernprozess.

    Die Beziehung von Katha und Angelika ist sehr schön und die Entwicklung von Katha zu sehen wie sie für sich selbst einsteht ist mitreißend. Endlich verstanden und angenommen zu werden ist ein wichtiges Thema in unserer Entwicklung. Selbst später im Job möchten wir verstanden und gesehen werden.

    Eine sehr gefühlvolle Story mit allen Höhen und Tiefen des Lebens, die einen nachdenken lässt.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    eight_butterflies, 03.10.2023

    Als Buch bewertet

    Nach der Scheidung ihrer Eltern lebt die 14-jährige Katha mit Mutter und Schwester Nadine allein in einer neuen Stadt. Nadine rebelliert, ist aufmüpfig und zieht die Aufmerksamkeit aller auf sich. Katha selbst hat gelernt, sich selbst zurück zu halten und es lieber allen recht zu machen. Als Katha Angelica, die Mutter einer Freundin, kennenlernt, fühlt sie sich zu ihr hingezogen. Angelica lebt so, wie sie es für richtig hält und wird ein Leitbild für Katha. Als Angelica schwer krank wird, gerät Kathas Welt ins Wanken.

    Einfühlsam und wortgewandt stellt Sina Scherzant die Welt der heranwachsenden Katha dar. Behutsam gerate ich als Leserin in die schwierige Zeit des jungen Mädchens und kann auf ganz authentische Weise der Gefühlswelt mit allen Veränderungen folgen. Deutlich wird, was Katha denkt, wenn sie schreibt „ Alle waren überfordert. Überfordert mit mir.“ Katha, als selbst ernannte Lebenshandwerkerin, ist mir durch die glaubhafte Darstellung und den geschickten Wortwitz der Autorin ans Herz gewachsen.

    Dieses Buch ist ein Werk für alle, die ein Interesse an Coming-of-Age-Literatur haben und nicht müde werden wollen, junge Menschen beim Heranwachsen verstehen zu lernen.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    Kristall, 22.10.2023

    Als Buch bewertet

    Klappentext:

    „Katha ist eine Instanz in ihrem 1-Personen-Betrieb, der sich der Aufgabe verschrieben hat, es allen recht zu machen. Von klein auf hat Katha gelernt, sich anzupassen, sich zu kümmern und keinen Ärger zu machen. So macht sie es auch in Dortmund, wo sie seit der Scheidung der Eltern zusammen mit Mutter und Schwester lebt. Doch dann trifft sie auf Angelica. Angelica ist für die Mädchen rund um Katha etwas zwischen Freundin und Ersatzmutter. Eine Frau, die sieht und zuhört. Ein Jahr folgt, in dem nicht nur verstorbene Hamster wiederauftauchen und Kindmänner vertrieben werden, sondern in dem Katha ihre Rolle als Dienstleisterin für das Wohlergehen der anderen mehr und mehr hinterfragt. Als Angelica schwer krank wird, gerät ihre ganze Welt ins Wanken.“



    Autorin Sina Scherzant hat mit diesem Buch ihr Debüt auf den Buchmarkt gebracht. „Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne“ handelt von Katha und ihrem recht verkorksten Leben. Katha wird sehr deutlich beschrieben und ihre Sicht auf alles sowie eben dieses „alles recht machen“ schmerzt hier und da selbst beim Leser. Sie ist ein Scheidungskind und man könnte jetzt meinen, das es daran liegt wie sie eben ist. Aber gerade im heranwachsenden Alter wird man heller und weiser und somit sucht man sich seinen Weg. Katha macht das auch bis zu einem gewissen Punkt. Sie lässt Angelica in ihr Leben und genau dort fällt auf, wo es bei Katha immer gefehlt hat: sie nimmt sie wahr, sie hört ihr zu, sie kommuniziert mit ihr und ja, Katha ist für sie ein Mensch mit Seele und Herz und genau das erkennt auch Katha bei Angelica. Nie zuvor hatte sie all das erfahren. Durch ihre Art war sie fast unsichtbar und trat nie in Erscheinung oder blieb bei ihrer Familie im Gedächtnis! Hier ist das jetzt etwas anderes! Aber auch dieses Begegnung ist nur zeitlich begrenzt und so lernt Katha weiter für‘s Leben. Die Autorin geht hier recht tief in die Psychologie und Analytik. Sie verwebt dies gekonnt mit Dialogen oder Geschehnissen und bietet dem Leser eine interessante Struktur. Ihre Protagonistin muss sich überall anpassen aber sie will es auch irgendwie so weil sie so nie für Fehler getadelt wurde oder eben immer Ruhe um sich hatte. Zu so einer Lage gehören viele Faktoren! Wer generell ein ruhiger Mensch ist, aus dem macht man keinen Rebellen aber hier geht es auch darum was Protagonistin Katha eigentlich will bzw. nach was sie sich sehnt. Im Buch erlesen wir Freundschaften und auch tiefe Verbundenheit, wir erlesen Freude und Trauer und auch wie wichtig es ist, einen Menschen als Leiter für sich zu haben, der einen auch sieht und respektiert. Menschen die so jemanden brauchen, werden unendlich dankbar sein aber es gibt auch die Selbstständigen und Ehrgeizigen unter uns…Scherzant nutzt eine zeitgemäße Sprache mit vielen psychologischen und analytischen Zwischentönen. Ihr Ausdruck ist immer recht passend und wechselt mal zwischen deutlich ernsteren Tönen bis hin zu humorvollen. Hier und da gab es für meine Begriffe ein paar Längen die nicht hätten sein müssen aber alles in allem ist die Geschichte rund um Katha definitiv lesenswert! 4 Sterne hierfür!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    brauneye29, 01.09.2023

    Als eBook bewertet

    Zum Inhalt:
    Katha hat gelernt sich allem und jedem anzupassen, sich zu kümmern und keinen Ärger zu machen. Als sie Angelica, die Mutter einer Klassenkameradin, kennenlernt, wird diese für sie ein Mittelding zwischen Freundin und Ersatzmutter, denn sie hört ihr zu. Und sie fängt an ihre Einstellungen und ihr Handeln zu überdenken und so wird Angelica zur wichtigsten Person für Katha, doch dann passiert etwas Schrechliches.
    Meine Meinung:
    Das war ein richtig schönes Buch, dass einen einfach mitnimmt auf die Reise einer jungen Frau bei der wir dann deren Entwicklung mit erleben durften. Wir erleben Höhen und Tiefen, Schmerz und Liebe, einfach das ganz normale Leben. Gerade auch Angelica fand ich tief berührend und wie sehr sich Katha von ihr angenommen fühlte auch. Ein Buch, dass mir sicher noch eine Weile im Gedächtnis bleiben wird.
    Fazit:
    Tolles Buch

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    Janneke d., 04.01.2024

    Als Buch bewertet

    Hat mir super gefallen!
    Die Protagonistin Katha ist, ähnlich wie ich, in den späten 90ern und frühen 00er Jahren aufgewachsen. Demnach hat ich vieles an meine eigene Kindheit erinnert und so Popkultur-Referenzen machen mir immer noch mehr Spaß, wenn ich sie wirklich auch gänzlich verstehe. Mir hat aber auch die Erzählstimme der Autorin außerordentlich gut gefallen. Sina Scherzant hat ein unglaublich gutes Gespür für treffende Worte und es hat Spaß gemacht, in die Welt von Katha einzutauchen, ganz besonders, weil trotz des sarkastisch-humorvollen Ton nicht die Ernsthaftigkeit der Geschichte auf der Strecke blieb.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Anni H., 21.09.2023

    Als Buch bewertet

    Authentisch, dramatisch, ergreifend

    Das Buch hat keine klassischen Kapitel. Stattdessen ist es in drei Teile gegliedert. Mir hat das sehr gefallen, die Seiten flogen nur so dahin.

    Im ersten Teil lernen wir unsere Protagonistin Katha kennen, ihre Vergangenheit, ihr Verhältnis zu ihrer Familie, ihre Art, durchs Leben zu kommen, später auch ihre neue Damenbande und weitere wichtige Personen im Buch. Ich fand die Sprache wahnsinnig gut. So ein ernstes Thema so unterhaltsam und doch tiefgründig zu beschreiben – da gehört einiges dazu.

    Als Katha dann einen furchtbaren Schicksalsschlag erlebt, beginnt der zweite Teil. Hier befindet sie sich in einer Art Trauerdelirium, die Texte sind ganz bewusst etwas wirr und es hat mir sehr gefallen, darüber nachzudenken, was mit all den Metaphern gemeint sein könnte. (Wer hier gut aufpasst, versteht auch, was es mit dem Titel auf sich hat)

    Beim dritten Teil springen wir 14 Jahre in die Zukunft und erfahren, wie Katha nach dem Verlust weitergemacht hat. Es war zwar schön zu sehen, wie sie sich entwickelt hat, aber dieser letzte Part war mir etwas zu sehr in die Länge gezogen und eine Sache fand ich nicht so rund.

    Fazit: Ein humorvoller und zugleich bewegender Roman zu wichtigen Themen wie People Pleasing, Verlust und schwierigen Familienverhältnissen, der zum Mit- und Nachdenken anregt. Definitiv nichts, was man „mal eben zwischendurch“ liest. Ich mochte ihn sehr und empfehle ihn allen, die offen gegenüber etwas schwererer Kost sind. Und allen, die in den 90ern geboren wurden. Es gibt sooo viele herrliche Nostalgiemomente.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    Sabrina H., 10.10.2023

    Als Buch bewertet

    Der Titel „Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne“ scheint auf den ersten Blick etwas ungewöhnlich zu wirken. Ungewöhnlich vielleicht weil er so lange ist, oder aber auch weil man erstmal nicht so viel damit anfangen kann.
    In dem Roman geht es um die Beziehung zweier Frauen und die Entwicklung eines Mädchens, dass sich ausprobiert, ihre Werte hinterfragt und sich schlussendlich auch beginnt zu lösen. Zu lösen von dem was ihr sozusagen in die Wiege gelegt wurde. Es allen recht zu machen, eine Lebenshandwerkerin zu sein, alles reparieren zu wollen und dabei gleichzeitig auch sich selbst zu verlieren.
    Das Buch war interessant, stellenweise auch ein bisschen komplex, einzelne Textpassagen sind sehr philosophisch ausgelegt. Das Cover gefällt mir sehr gut. Alles in allem rundum ein gelungenes Buch. Einen Stern möchte ich jedoch abziehen, da ich schon Bücher gelesen habe die mich noch stärker in ihren Bann gezogen haben.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 3 Sterne

    marcialoup, 13.09.2023

    Als Buch bewertet

    Ein Leben in Nebenrollen

    Hm… nicht einfach zu bewerten…
    Vom Cover und dem einzigartigen, außergewöhnlichen Titel habe ich mich sofort beeindrucken lassen und bin es immer noch. Ein Buch, was ich wohl auch nur wegen Cover und Titel ins Regal stellen möchte!
    Auch die Geschichte versprach etwas, dass mir nahe kam, da ich selbst oft in dieser Position bin, in der sich die Protagonistin Katha immer wieder befindet: das anpassungsfähige Chamäleon, Katha, die sich um alle und alles kümmert, nur nicht um sich selbst.
    Katha, Scheidungskind, mit kleiner Schwester und trauriger Mutter, mit totem Hamster, neuem Wohnort, neuer Schule, neuer Clique, schlägt sich durchs Leben durch Anpassung und kümmernde Hilfsbereitschaft.
    Ein Zitat, das sofort meinen Nerv trifft:
    „Sich zu kümmern, aufzuopfern, allzeit bereit zu sein im Kampf gegen das Unwohlsein der anderen, hieß auch, irgendwie unsichtbar zu werden. Anders als die Figuren in meinen Lieblingsserien wurde ich zur Nebenrolle in meinem eigenen Leben.“

    Bis Katha auf Angelica trifft, die Mutter einer Freundin aus ihrer Schulklasse. Mit ihrer Hilfe entwickelt Katha einen Weg, sich selbst auch einmal näher zu sein.
    Doch diese neue Katha-Welt stürzt bald zusammen, als Angelica mit der Diagnose Krebs konfrontiert wird.
    „Ich schaltete innerhalb einer Sekunde auf Modus Lebenshandwerkerin, hängte meine neue Persönlichkeit in den Schrank und schloss ab. Dafür war jetzt keine Zeit mehr. Die Frage an Angelica „Stirbst du?“ nahm ich aus meinem Kopf und packte sie schnell zu meiner neuen Persönlichkeit in den Schrank. Jetzt aber endgültig abschließen und den Schlüssel direkt wegwerfen.“

    Das Buch beginnt mit Kapitel 0! Interessant...
    Der Schreibstil ist anders als erwartet. Die Sprache ist locker-flockig, jugendlich angehaucht, offen und klar, so wie „sonnengelbe Vorhänge“… Teilweise etwas langatmig und nicht so verschlingend, wie der Wolf das mit der Sonne beim Weltuntergang macht.
    Drei Sterne: einer für das Cover, einer für den Titel, einer für den Inhalt.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    0 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sarah H., 03.10.2023

    Als Buch bewertet

    „𝘚𝘪𝘤𝘩 𝘻𝘶 𝘬𝘶̈𝘮𝘮𝘦𝘳𝘯, 𝘢𝘶𝘧𝘻𝘶𝘰𝘱𝘧𝘦𝘳𝘯, 𝘢𝘭𝘭𝘻𝘦𝘪𝘵 𝘣𝘦𝘳𝘦𝘪𝘵 𝘻𝘶 𝘴𝘦𝘪𝘯 𝘪𝘮 𝘒𝘢𝘮𝘱𝘧 𝘨𝘦𝘨𝘦𝘯 𝘥𝘢𝘴 𝘜𝘯𝘸𝘰𝘩𝘭𝘴𝘦𝘪𝘯 𝘥𝘦𝘳 𝘢𝘯𝘥𝘦𝘳𝘦𝘯, 𝘩𝘪𝘦ß 𝘯𝘶𝘳 𝘣𝘭𝘰̈𝘥𝘦𝘳𝘸𝘦𝘪𝘴𝘦 𝘢𝘶𝘤𝘩 𝘪𝘳𝘨𝘦𝘯𝘥𝘸𝘪𝘦 𝘶𝘯𝘴𝘪𝘤𝘩𝘵𝘣𝘢𝘳 𝘻𝘶 𝘸𝘦𝘳𝘥𝘦𝘯. … 𝘈𝘣𝘦𝘳 𝘥𝘢𝘴 𝘸𝘢𝘳 𝘴𝘤𝘩𝘰𝘯 𝘪𝘯 𝘖𝘳𝘥𝘯𝘶𝘯𝘨 𝘴𝘰. 𝘋𝘢𝘴 𝘞𝘪𝘤𝘩𝘵𝘪𝘨𝘴𝘵𝘦 𝘸𝘢𝘳 𝘴𝘤𝘩𝘭𝘪𝘦ß𝘭𝘪𝘤𝘩, 𝘥𝘢𝘴𝘴 𝘦𝘴 𝘢𝘭𝘭𝘦𝘯 𝘨𝘶𝘵 𝘨𝘪𝘯𝘨. 𝘈𝘭𝘭𝘦𝘯 𝘢𝘯𝘥𝘦𝘳𝘦𝘯.“ (𝘚. 14/15)

    Katha macht es sich schon sehr früh im Leben zur Aufgabe sich um andere zu kümmern. Sie versucht die Ehe ihrer Eltern zu retten und als sie damit scheitert, nimmt sie der Mutter allerhand Pflichten ab. Sie kümmert sich um ihre jüngere Schwester Nadin, schmeißt den Haushalt, fühlt sich für alles und jeden in ihrer Umgebung verantwortlich.
    Sie macht sich klein, versucht unter dem Radar zu bleiben, arbeitet gegen ihre eigenen Bedürfnisse, scheint sie nicht einmal zu kennen, bis sie eines Tages auf Angelica, die Mutter einer Klassenkameradin, trifft. Zum ersten Mal in ihrem jungen Leben fühlt sie sich gesehen. Angelica stellt Fragen, ist aufrichtig interessiert und legt ihr immer wieder ans Herz auch an sich selbst zu denken.
    Angelica wird mehr und mehr Mutterersatz, aber das ändert sich schlagartig, als sie krank wird und kurz darauf stirbt. Mit ihrem Tod bricht für Katha eine Welt zusammen, ein Zustand aus dem sie sich nicht so schnell befreien kann.
    -
    Sina Scherzant zeichnet in ihrem Debüt ein großartiges Bild eines Mädchens/ einer jungen Frau, die ihr Leben in den Schatten aller anderen stellt. Dies passiert nicht freiwillig, sondern als erlerntes Verhalten auf äußere Umstände.
    Von frühester Kindheit an, fühlt sich Katha verantwortlich für eigentlich alles, traut ihrem Umfeld nicht zu mit Problemen oder Emotionen umzugehen, lädt sämtliche Last auf ihre Schultern. Gepaart mit magischem Denken entwickelt sich ein Verhalten, dass nicht gut für die Protagonistin ist, dass sie fast daran zerbrechen lässt. Die kindliche Sichtweise auf die Dinge, macht es teilweise sehr bedrückend zu lesen. Vor allem die Selbstverleugnung, das nicht Einsehen-wollen, dass man selbst Hilfe braucht.
    „𝘌𝘴 𝘪𝘴𝘵 𝘰𝘧𝘵 𝘢𝘭𝘭𝘦𝘴 𝘰𝘬𝘢𝘺, 𝘢𝘭𝘭𝘦𝘴 𝘨𝘶𝘵, 𝘯𝘪𝘤𝘩𝘵 𝘴𝘰 𝘴𝘤𝘩𝘭𝘪𝘮𝘮, 𝘬𝘦𝘪𝘯 𝘗𝘳𝘰𝘣𝘭𝘦𝘮, 𝘬𝘦𝘪𝘯 𝘚𝘵𝘳𝘦𝘴𝘴, 𝘯𝘦𝘪𝘯, 𝘢𝘭𝘭𝘦𝘴 𝘣𝘦𝘴𝘵𝘦𝘯𝘴, 𝘮𝘢𝘤𝘩𝘵 𝘦𝘶𝘤𝘩 𝘬𝘦𝘪𝘯𝘦 𝘎𝘦𝘥𝘢𝘯𝘬𝘦𝘯, 𝘪𝘤𝘩 𝘮𝘢𝘤𝘩𝘦 𝘮𝘪𝘳 𝘥𝘰𝘤𝘩 𝘴𝘤𝘩𝘰𝘯 𝘨𝘦𝘯𝘶𝘨.“ (𝘚. 349)
    Katha ist sehr realistisch dargestellt und ich denke der/die ein oder andere wird sich gut in ihrem Verhalten wiederfinden, wodurch es nicht einfach nur ein Roman ist, sondern durchaus auch zur Reflexion einlädt.
    Durch die Begleitung über mehrere Jahre wird schön herausgearbeitet, in wiefern sich das fehlen von Urvertrauen auf die späteren Erwachsenenjahre auswirkt.
    Durch die Figur der Angelica wird zwar ein bisschen was abgefedert, aber eben nicht komplett. Angelica übernimmt hier die Aufgaben die eigentlich den Eltern obliegen sollte: Katha Selbstvertrauen zu geben, sie in ihren Bedürfnissen zu bestärken, sie Kind sein lassen… etwas was den Eltern nicht möglich ist. Der Vater ist nach der Scheidung größtenteils abwesend, wird von der Mutter schlecht gemacht. Die Mutter versinkt zeitweise in Depression und lenkt sich die restliche Zeit mit arbeiten ab. Gerade im Teenageralter, wo sowieso alles drunter und drüber geht und Halt wichtig ist, muss sich Katha diesen selbst geben, wozu sie natürlich gar nicht in der Lage ist.
    -
    Scherzants Schreibstil ist voll von Metaphern, der die kindlichen Gedanken erlebbar macht und lässt sich schön lesen. Über die Seiten hinweg, macht nicht nur Katha, sondern auch das Geschriebene eine Entwicklung durch und ich wäre der Geschichte gern noch weiter gefolgt.
    Im Faziz ein tolles Debüt mit einer schönen Tiefe und eine Empfehlung für euch.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Karola D., 02.09.2023

    Als Buch bewertet

    Angelica und das »verdammte Patriarchat«
    Emotionale Gegensätze prägen diesen tiefgehenden Roman: Schmerz, Angst, Trauerbewältigung und Verlust gegenüber Freundschaft, Geschwisterliebe und tiefprägende Verbundenheit.
    In der Funktion als Lebenshandwerkerin, auch als dritter Elternteil besonders gegenüber der jüngeren Schwester Nadine, erfährt die Hauptfigur Kathi die Belastung des Sich-Kümmerns nach der Scheidung der Eltern. Der damit verbundene Verlust des bisherigen, vertrauten Zuhauses wird beschrieben, ebenso das Teenagerleben der Damenbande im neuen Schulhof-Setting, in passender, flotter Sprechweise. Die direkten Dialoge, teils mit tief gehender Sichtweise, aber auch spätere philosophische Gedanken nicht nur über das verdammte Patriarchat wirken authentisch. Im Zentrum steht jedoch Angelica und ihr Fenster, denn dort war es für Kathi oft so, als nähme man sich frei von Sorgen und Verpflichtungen und Schrecklichkeiten, die das Leben eben auch so mit sich brachte. Diese Vertraute und quasi Ersatz-Mutter verhalf Kathi zum Mut für eine neue Persönlichkeit mit gewissen Bewältigungsstrategien, dass sie sich selbst sah. Die bildhafte Sprache setzt viele gut gewählte, verständliche Metapher ein wie z.B.: Der Wolf, der die Sonne vertilgt oder die sonnengelben Vorhänge an Angelikas Fenster. Im zweiten von drei Teilen geht es vorwiegend um die schmerzliche Trauerbewältigung und das Selbstmitleid Kathis mit 14 Jahren, die wie die Mutter im tiefen Krater mit einem großen, belastenden Felsen steckt – vielleicht etwas zu langatmig gehalten. Insgesamt ein interessant beschriebener Lebens- auch Leidensweg mit Tiefgang.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Literaturentochter T., 21.09.2023

    Als Buch bewertet

    Protagonistin Katha(rina), 14 Jahre alt, lebt zusammen mit ihrer Mutter Andrea Lange und ihrer jüngeren Schwester Nadine in Dortmund. Die Eheleute Lange gibt es nicht mehr, sie leben getrennt voneinander. Während Katha als kleines Kind noch Zeugin lüsterne Blicke ihrer Eltern aufeinander war, ebbte die Lust und Leidenschaft mit der Zeit schnell ab und Schwester Nadine war der Versuch die Ehe zu retten. Das Projekt Familie war für die Eltern gescheitert, doch Katha sträubte sich gegen das Auseinanderleben ihrer Eltern.

    »Sorgen machte ich mir erst dann, als diese Blicke weniger wurden. So versuchte ich schon in meiner frühesten Kindheit, Momente des Glücks für meine Eltern künstlich zu erzeugen. Ich tüftelte an ihrer Beziehung herum wie eine kleine therapeutische Handwerkerin. […] Je seltener meine Eltern sich mit dem Glücklichen-Blick ansahen, umso heftiger und verzweifelter wurden meine kleinen Pläne […] Eine Festanstellung im Lebenshandwerk, dem selbstlosesten aller Berufszweige, endete nicht nach einem kleinen Misserfolg« (S. 12/13).

    Ganz im Gegenteil. Katha hat sich von klein auf in die Rolle der Lebenshandwerkerin eingefunden und gibt diesen Titel auch so schnell nicht mehr ab. Während sie zu Beginn der Story ihr handwerkliches Geschick nur im familiären Umfeld anwendet und sich hier als dritter Elternteil gegenüber ihrer Schwester versteht, weitet sich mit Beginn der Schulzeit der Kreis aus – auch dort betreibt Katha exzessives People Pleasing.

    Die Autorin Sina Scherzant versteht es, ihre Figur Katha hinten anstehen zu lassen. Durch die Handlung wird von Beginn an deutlich, wie sich Kathas Lebensalltag verändert – durch das Kümmern, die aufopfernden Gesten und den Willen, das Unwohlsein von Dritten zu verhindern. Die damit verbundene Unsichtbarkeit wird spürbar und wirkt sich auf mich aus. In Windeseile fliege ich nur so durch die Seiten und verfolge gespannt die Geschichte von Katha, ihrer Familie und ihren Freundinnen. Bereits nach ein paar Szenen bin ich begeistert vom Schreibstil und in meinem Hinterkopf wird bereits gejubelt: »Das hier wird sehr gut – ein Lesehighlight. YAY 🙌«

    Nicht nur Katha, sondern auch ihre nach und nach immer präsenter werdende Gesprächspartnerin Angelica (Mutter von Jessi, einer Freundin von Katha) schließe ich sofort ins Herz. Durch einen Schicksalsschlag in Angelicas Leben verändert sich auch Katha stark in ihrem Verhalten.

    Das Buch ist in drei Kapitel eingeteilt. Der Schreibstil ist für mich im ersten Kapitel anhaltend brillant. Es wird gleich klar, wohin die Autorin möchte, ohne die Spannung dadurch zu drosseln. Das Tempo der Handlungen ist angenehm. Es liest sich wunderbar weg. Wie ich weiter oben schon angedeutet habe – ich bin sehr begeistert. Nach fast 300 Seiten entlässt Sina Scherzant die Leserschaft in das zweite Kapitel, hier ändert sich der Schreibstil. Es wird für meine Geschmack zu anders. Der Bruch – dieses Experiment – nimmt mir meine Euphorie für das Buch. Das letzte Kapitel knüpft vom Niveau wieder an das erste Kapitel an, schafft es aber nicht mehr, meine Euphorie für »Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne« komplett zurück zu holen.

    Ich bleibe zurück mit einem Beinahe-Highlight, bin persönlich ein bisschen traurig darüber, aber freue mich, Bekanntschaft mit so einem tollen Debüt gemacht zu haben. Authentische Figuren, ergreifende Geschichte, mit je einer Prise Humor und Dramatik.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Island, 15.09.2023

    Als Buch bewertet

    Protagonistin Katha sehnt sich von frühester Kindheit an nach Harmonie. Sie will, dass ihre Eltern glücklich (miteinander) sind und versucht (zunächst mit kindlichen Methoden) dazu beizutragen und auch in der Schule will sie keinen Ärger haben, aber zugleich dazu gehören. Als die Eltern sich doch irgendwann trennen und sie mit ihrer nun alleinerziehenden Mutter und ihrer kleinen Schwester nach Dortmund zieht, lernt sie dort Angelica kennen, die Mutter einer Klassenkameradin, die viel zugewandter und offener ist als ihre Mutter und Katha in ihrer Selbstfindung entscheidend prägt und zum Nachdenken darüber anregt, ob es wirklich gut ist, anderen immer gefallen und ihnen Schlechtes ersparen zu wollen.

    Das Cover des Romans und der Titel erschienen mir zunächst zu abstrakt, um mir mehr darunter vorstellen zu können. Der Schreibstil gefiel mir aber von Beginn an. Die Autorin schreibt sehr reflektiert über die Zeit des Heranwachsens und Ausprobierens, es ist nicht nur eine Aneinanderreihung von Erlebnissen. Die Personen wirken authentisch und ich konnte mich gut in sie hineinversetzen und mich teilweise auch in ihnen und ihrem Verhalten und den gemeinsamen Erlebnissen wiederfinden, obwohl meine eigene Teenager-Zeit etwa zehn Jahre länger zurückliegt, als die hier Beschriebene. Aber, vieles verläuft doch immer wieder ähnlich. Etwas weniger konnte ich aber mit dem, etwa 50 Seiten umfassenden, zweiten Teil anfangen, diese kürzeren Elemente waren mir zu abstrakt, auch wenn sie wohl den Zustand von Katha spiegeln sollten. Der dritte Teil rundete dann wieder alles sehr stimmig ab. Auch sprachlich fand ich den Roman sehr gelungen, modern und schnörkellos einerseits, aber mit den passenden sprachlichen Bildern an den entscheidenden Stellen. Somit empfehle ich dieses Debüt gerne weiter, es ist auf jeden Fall sehr lesenswert.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 5 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lesemone, 07.09.2023

    Als Buch bewertet

    Ich bin bei diesem Buch sehr hin- und hergerissen, wie ich es bewerten soll. Die Autorin hat einen sehr, sehr detaillierten Schreibstil, so dass wirklich alles bis ins kleinste Detail beschrieben wird. Das fand ich etwas anstrengend und hat die Geschichte im ersten Teil, sehr in die Länge gezogen. Andererseits braucht es vielleicht gerade diese Details, damit die Geschichte ihre Wirkung entfalten kann. Katha ist eine Protagonistin, die immer nur an andere denkt und bloß nicht auffallen will. Dadurch vergisst sie sich aber komplett selbst. Mir hat gut gefallen, wie liebevoll Katha mit ihrer Schwester umgegangen ist und wie fürsorglich sie war, was man von ihrer eigenen Mutter nicht behaupten konnte. Kein Wunder, dass sie sich zu Angelica hingezogen gefühlt hat. Sie hat ihr genau das gegeben, was sie von ihrer Mutter nie bekam, ein hörendes Ohr. Katha steht für viele Scheidungskinder, die mit neuen Situationen klar kommen müssen, oftmals aus dem Umfeld herausgerissen werden und neu Fuß fassen müssen. Es war hoch emotional zu lesen, wie es nach Angelicas Krankheit mit Katha weiterging. Mit so einem krassen, emotionalen Absturz hätte ich nicht gerechnet. Mich hat aber vor allem der Schluss sehr berührt. Viel Ballast, den die Protagonistin mit sich rumgeschleppt hat, wird abgeworfen und sie kann auch endlich Frieden schließen, mit dem Verhalten von Freundin Sofie. Ihre Position fand ich am Ende auch sehr gut erklärt und nachvollziehbar. In Katha werden sich vielleicht auch all diejenigen wiederfinden, die sich für andere aufopfern und nie mal an sich selbst denken. Am Ende der Geschichte zeigt sich wieder, man muss mehr über Probleme oder Unstimmigkeiten reden, dann klärt sich vieles schneller und man schont seine Gesundheit. Das Debüt der Autorin ist wirklich gelungen und lesenswert!

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein
  • 4 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Bineira, 20.09.2023

    Als Buch bewertet

    „Lebenshandwerkerin“, so nennt sich die 14jährige Katha selbst, weil sie seit ihrer Kindheit ihre ganze Kraft dafür aufwendet, andere Leute zufrieden zu stellen. Allen voran ihre Mutter, die nach der Scheidung von Kathas Vater in einem Sumpf aus Bitterkeit und Überforderung versinkt. Ihr nimmt Katha quasi die Versorgung und Erziehung ihrer achtjährigen Schwester Nadine ab. Nadine ist eine rebellische und furchtlose Natur, sie lebt ihre Gefühle rücksichtslos aus und ist damit das genaue Gegenteil von Katha. Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, verstehen sich die beiden Schwestern gut.

    Nach der Trennung der Eltern zieht die Mutter mit den Mädchen nach Dortmund. In der neuen Schule schließt sich Katha einer Mädchenclique an und findet in Angelica, der Mutter einer Mitschülerin, eine erwachsene Freundin, die ihr zuhört, sie sieht und ihr durch die schwierige Zeit der Pubertät hilft. Dank Angelicas Einfluss traut Katha sich sogar, gegen die Lehrerin und ihre Mutter aufzubegehren. Doch dann geschieht ein Unglück, das für Katha den Untergang ihrer Welt bedeutet.

    Der Titel „Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne“ ist Aufsehen erregend, das Buchcover entsprechend dramatisch. Dieses tolle Sprachbild wird im Verlauf der Geschichte erklärt. Sina Scherzant verwendet noch viele andere originelle Sprachbilder in dem angenehm zu lesenden Roman. Ich konnte mühelos in die Gedankenwelt der 14jährigen Katha eintauchen und sehr gut nachempfinden, wie sie einem Chamäleon gleich die Farbe wechselt, wenn es erforderlich ist, um Harmonie herzustellen. Auch das ständige Unterdrücken der eigenen Impulse und das Gefühl, unsichtbar zu sein, beschreibt die Autorin eindringlich.

    Nach dem mit 0. überschriebenen 1. Teil folgt eine abstrakte und verwirrende Sequenz, die Kathas Schockzustand nach der Katastrophe widerspiegeln soll. Damit konnte ich mich nicht anfreunden. Der kurze 3. Teil spielt 14 Jahre später und führt einige offene Fäden zusammen.

    In ihrem bemerkenswerten Debütroman spricht Sina Scherzant Themen wie Ausgrenzung, Feminismus, Transgender, Scheidungsfolgen und Trauerbewältigung an. Einiges ist mir zu schwarz-weiß gemalt, so werden die Männer grundsätzlich negativ dargestellt. Auch sind die Beschreibungen für meinen Geschmack zu langatmig. Insgesamt ist es eine interessante, gut geschriebene Erzählung über das Leben und Fühlen eines jungen Mädchens in den 2000er Jahren in Deutschland.

    War dieser Kommentar für Sie hilfreich?

    ja nein