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  • 3 Sterne

    4 von 8 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Meike K., 07.04.2018

    Als Buch bewertet

    Myriam und Paul suchen lange nach einer Nanny, die zu ihnen und ihren beiden Kindern passt, denn Myriam möchte gerne wieder in ihren alten Job zurück und arbeiten. Louise passt perfekt zu der Familie. Die Eltern und die Kinder sind begeistert von ihr. Allmählich wird Louise immer unentbehrlicher. Doch hinter der nette Fassade der alten Frau lauern Abgründe, welche sich niemand vorstellen kann.

    Das Buch beginnt gleich mit einem Tatort. Man weiß von Anfang an, was passieren wird. Das macht die ganze Geschichte aber nicht weniger spannend. Es ist interessant herauszufinden, warum das passiert ist.

    Der Schreibstil lässt sich gut und einfach lesen und das Buch hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Die Kapitel sind ziemlich kurz und so saß ich abends im Bett und denkt sich jedes mal "nur noch eins, dann gehe ich schlafen."

    Das Buch erzählt, unter anderem, die Vergangenheit von Louise sehr eindrücklich. Man bemerkt ihre Ängste, ihre Störungen. Da man schon weiß, wie die Geschichte mit den beiden Kindern enden wird ist man die ganze Zeit unter Spannung.Während des Lesens wartet man auf die ersten Anzeichen und wie die Umwelt auf die reagiert. Selbstverständlich ist man auch neugierig, was passiert ist, damit Louise so handelt.

    Das Buch hat mich gefesselt und in seinen Bahn gezogen. Ich musste unbedingt wissen, warum Louise das gemacht hat, hier bleibt das Buch allerdings sehr offen, dass hat mich nicht gefallen.
    Kaum hatte ich das Buch zugeklappt, war die Wirkung verflogen. Es ist eine eindringliche und auch grausame Geschichte, welche bei mir keinen Nachhall ausgelöst hat. Die Personen waren zu weit weg, ich konnte mich in niemanden hineinfühlen und blieb so auf Distanz.

    "Dann schlaf auch du" ist mal eine etwas andere Geschichte. Ich bin wieder einmal hin und her gerissen, ob ich es empfehlen kann, denn das Buch ist echt fesselnd und man kann es in einem Rutsch lesen, aber es bleibt nichts zurück von dem Buch.

    Ich habe das Buch von bloggerportal bereitgestellt bekommen und bedanke mich herzlich dafür.

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  • 1 Sterne

    6 von 12 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    spozal89, 22.08.2017

    Als Buch bewertet

    Leider kann ich mich persönlich den bisher nur positiven Rezensionen nicht anschließen. In meinen Augen war dieses Buch weder spannend, noch berührend noch sonst irgendwas und zählt zu meinen bisher schrecklichsten Fehlgriffen.

    Der Klappentext und auch die Leseprobe klangen ganz spannend. Eine durchschnitts Familie mit zwei Kindern mitten in Paris, der Mann geht arbeiten und die Frau fühlt sich vom Kinderhüten alleine nicht mehr erfüllt und will wieder in die Arbeitswelt einsteigen. Daher muss eine Nanny her. In Louisa haben sie sich auf den ersten Blick verliebt. Doch wie man ja direkt erfährt, geht dies gewaltig nach hinten los, denn die überaus liebenswerte und absolut zuverlässige Nanny bringt die beiden Kinder um. Die Frage aller Fragen: Warum?

    Auf gut 220 Seiten erfahren wir nun die Geschichte der Nanny und der Familie. Doch ich finde, dass sich alles so unglaublich langweilig hingezogen hat, dass ich beinahe eingeschlafen wäre. Louisa ist ein so unglaublich dummer Charakter und ich konnte ihr Leben und ihr handeln anhand der erhaltenen Infos nicht nachvollziehen. Auch die Familie an sich und deren Umgangsformen mochte ich von Anfang an nicht, weshalb ich mit der Geschichte einfach nicht warm wurde. Für mich gab es auf keiner Seite Emotionen oder sonstiges, ich war einfach nur enttäuscht. Hinzu kam, dass ich den Schreibstil der Autorin auch überhaupt nicht mochte. Er war in meinen Augen einfach nichtssagend. Aber vielleicht bin ich einfach für so "anspruchsvolle" Kost nicht geschaffen.

    Für mich eindeutig ein Griff ins Klo, daher nur ein magerer Stern.

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  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Jenny V., 09.11.2017

    Als Buch bewertet

    Sie hat die unsichtbaren Fäden in der Hand, ohne die der Zauber nicht funktioniert. Sie ist Vishnu, die nährende, eifersüchtige und schützende Gottheit. Sie ist die Wölfin mit der Zitze, an der sie alle trinken, die verlässliche Quelle ihres Familienglücks.“


    Inhalt


    Myriam Massé, Mutter zweier kleiner Kinder sehnt sich danach, endlich wieder in ihren Beruf einzusteigen und dort mit Erwachsenen zu kommunizieren und Bestätigung durch sinnvolle Arbeit zu erfahren. Als ihr ehemaliger Kommilitone sie in seine Anwaltskanzlei holen möchte, sagt sie zu und sucht gemeinsam mit ihrem Mann Paul eine Nanny für die beiden Kleinkinder. Sie haben großes Glück und finden eine Frau, die nicht nur Wert auf ihr Äußeres legt, sondern auch noch eine Landesfrau ist und über mehrjährige Berufserfahrung verfügt. Außerdem scheint sie einen direkten Draht zu Adam und Mila zu haben und wird prompt engagiert. Was zunächst wie der Sechser im Lotto erscheint, weil die Kinderfrau Louisé nicht nur kocht, aufräumt und den kompletten Haushalt samt Kindern übernimmt, entwickelt sich mehr und mehr zu einem ungesunden Abhängigkeitsverhältnis zwischen Arbeitgeber und Angestellter. Myriam und Paul machen nun Familienurlaub zu „fünft“ und fühlen sich wie Fremde in der eigenen Wohnung. Die ungesunde Stimmung nimmt kontinuierlich zu, doch keiner hätte die Tragödie, die sich wenig später im Hause Massé ereignet vorausgesehen …


    Meinung


    Dieser Roman, der im Jahr 2016 Preisträger des Prix Goncourt geworden ist, hat mich schwer beeindruckt. Weniger auf Grund seines literarischen Anspruchs als vielmehr durch die beklemmend realistische und doch erschreckend grausame Erzählung, die sehr viele Belange des täglichen Lebens aufgreift und sie in einen alltäglichen Kontext setzt. Darüber hinaus entwirft die junge Autorin Slimani nicht nur vielschichtige Charaktere, sondern auch ein Beziehungsgeflecht zwischen Ihnen, welches wie das Netz einer gefährlichen Spinne immer dichter und enger wird und in dem man schließlich nur noch als Beute verenden kann. Die gewählte Ausgangssituation ist äußerst profan und realistisch, zeigt aber bereits das Dilemma, in dem sich berufstätige Mutter befinden, die zwar ihrer beruflichen Laufbahn nachgehen möchten, dann aber förmlich gezwungen sind, ihre Kinder einer anderen Frau anzuvertrauen, sie in die Obhut Fremder zu entlassen und immer mit einer latenten Schuld leben, weil Kind und Karriere nicht restlos vereinbar sind. Desweiteren greift die Autorin einen wichtigen gesellschaftlichen Punkt auf, der deutlich macht, wer eigentlich die Zugehfrauen sind, woher sie kommen und wie undankbar und unterbezahlt ihre tägliche Schwerstarbeit ist. Zwar sind die Umstände im gewählten Pariser Musterhaushalt noch weit schockierender, noch viel tiefgründiger und natürlich äußerst persönlich, doch neben dem Einzelschicksal der Familie Massé, wird auch das gesellschaftliches Phänomen von Nannys greifbar.


    Die gewählte Erzählperspektive sorgt beim Leser für den Rundumblick, eben weil er nicht nur die gestresste, verzweifelte Mutter kennenlernt, nicht nur den leicht desinteressierten Vater, sondern auch die psychisch gestörte Kinderfrau, die arglosen, manchmal auch gemeinen Kinder. Die Nachbarn, das persönliche Umfeld, die immer gleichen Tagesabläufe und die zahlreichen Ursachen aus der Vergangenheit ebenso wie die trügerische Idylle der Gegenwart. Die Besonderheit dieses Romans liegt meines Erachtens in seiner beklemmenden Stimmung, in seiner nachhaltigen Wirkung und seiner allumfassenden Erzählweise. Obwohl die Autorin bewusst auf die Ich-Erzählperspektive verzichtet und damit alles sehr sachlich und streckenweise distanziert wirkt, gefällt mir dieses stilistische Mittel bei der Art der Erzählung ausgesprochen gut. Nicht zuletzt, weil damit die Frage nach Schuld oder Selbstverschulden so offen im Raum hängen bleibt. Es gibt kein abschließendes Urteil, keine absolute Wahrheit, keine zufriedenstellende Auflösung – die Tragödie nimmt einfach ihren Lauf und lässt den Leser mit dem bitteren Geschmack des Unvermeidlichen zurück.


    Fazit


    Ich vergebe 5 Lesesterne für ein weiteres Lesehighlight im Jahr 2017, einen Roman mit Realitätsbezug mit Dramatik, mit persönlichen und gesellschaftlichen Verfehlungen, mit Menschen, die nicht aus ihrer Haut können, die gleichermaßen verzweifelt und engagiert auftreten, die kämpfen, abwägen und fehlerhafte Entscheidungen treffen. Und diese fast psychologische Menschenstudie hat mir ausgesprochen gut gefallen, weil sie Komplexität und Überblick bewahrt, in Momenten in denen das Glück Einzelner wie ein herunterfallender Spiegel in tausend Scherben zerbricht.

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  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    StefanieFreigericht, 04.09.2017

    Als Buch bewertet

    Das Ende ist vorhersehbar - aber wie!

    Vorab: Das ist KEIN Thriller, auch wenn "psychologischer Thriller" auf der Rückseite aus den Besprechungen zitiert wird - mehr Hinweise bietet die Auszeichnung mit dem Prix Goncourt, dem wichtigsten französischen Preis für LITERATUR. Der Titel "Dann schlaf auch du" klingt leider auch nach Spannungs-Massenware; das Original heißt "Chanson douce", sanftes oder Wiegenlied.

    Das Ende ist vorhersehbar, die Erzählung macht daraus keinen Hehl. Hier bedarf es keines verräterischen Klappentextes, bereits der erste Satz lautet „Das Baby ist tot.“ S. 9
    Autorin Leïla Slimani erzählt den einen Strang ihres Romans chronologisch, dazwischen streut sie Passagen ein wie mit eben diesem ersten Satz, die den Leser erinnern an das, was kommen wird, was längst gewesen ist. Unvermeidbar?

    Das Situation ist eine, wie es sie vielfach gibt: Zwei Erwachsene, zwei Kinder, zwei Jobs – wer soll sich um die Kinder kümmern? Myriam und Paul finden für ihre beiden Kinder die perfekte Lösung: Louise. Vordergründig ist die Nanny notwendig, weil neben Musikproduzent Paul nun auch Myriam wieder zurück in ihren Beruf als Juristin möchte, aber Slimani macht auch für den Vater der beiden Kleinen klar: „Die Kinder, ihr Geruch, ihr Treiben, ihr Verlangen nach ihm, all das rührte ihn zwar unbeschreiblich. Und manchmal wollte er am liebsten mit ihnen Kind sein, sich auf Augenhöhe mit ihnen begeben, in die Kindheit eintauchen. Doch zugleich war etwas in ihm gestorben, und das war nicht nur die Jugend oder die Unbekümmertheit. Er war nicht mehr entbehrlich.“ S. 119

    Wie gesagt, das Ende ist vorhersehbar. Was diesen Text besonders macht, ist die große sprachliche Kraft, die von ihm ausgeht, dieser Sog, diese absolut meisterliche Beherrschung der Sprache, ihrer Bilder. „Sie war in jene bleierne Betäubung gesunken, aus der man bedrückt, verwirrt und mit dem Gefühl unendlichen Leids wieder zu sich kommt. Ein so tiefer schwarzer Schlaf, dass man kurz geglaubt hat, man müsse sterben, man ist von eiskaltem Schweiß bedeckt und widersinnigerweise erschöpft.“ S. 133 Der Text bedrückt UND hält gleichzeitig im Bann.

    Während mich sprachlich die Autorin vollständig überzeugt hat, war ich zum Thema zunächst etwas gespalten. Im Gegensatz zur Situation beispielsweise im Deutschland der 70er, 80er Jahre mit wenigen Scheidungskindern und planbaren (und vor allem noch meistens lebenslang sicheren) Jobs der Eltern hat sich die Situation doch reichlich verändert: eine Frau ohne Berufstätigkeit wird eine Frau ohne eigene Rente, fertig (ja, ich empfand den Fokus hier ungerechtfertigt zu sehr auf die Mutter gerichtet, einfach auch, weil das Unglück mit ihrer Berufsaufnahme seinen Lauf nahm). Eine Projizierung der Leserin, sicherlich. Eine Reaktion, wie sie die Autorin hervorzurufen vermag, noch mehr. Ein Buch, sicher perfekt für eine Leserunde.

    Daneben wird sehr gekonnt die Unfähigkeit aller drei in der sozialen Interaktion dargestellt, der Eltern und von Louise. Ducken, ignorieren, verschieben – und gerne nicht ganz erwachsen werden, wenn möglich. Dargestellt ist das meisterhaft. Beruhigend ist das nicht, soll und kann es auch nicht, besonders die gewisse „Infantilisierung“ der Eltern, die sich ganz gerne auch „betüttern“ lassen, sie hatten schließlich einen anstrengenden Tag, während die Nanny „nur“ die lieben Kleinen genießen durfte. Man hat keine Vorurteile, aber die Nanny soll diesen entsprechen, dauernd verfügbar sein – wie, interessiert schon weniger. Eine Überprüfung? Nun, man wird sehen…

    Kein Mitbringsel für junge Eltern mit dem Kind frisch bei Tagesmutter, Kindertagesstätte, Au Pair und Co., noch weniger für deren sich einmischende Schwiegermütter oder "beste Freundinnen".

    Sehr starke 4 Sterne von 5

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  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lena, 12.09.2017

    Als Buch bewertet

    Myriam und Paul Massé sind verheiratet und haben zwei kleine Kinder. Myriam fühlt sich zu Hause unterfordert und als die studierte Juristin nur noch müde und gelangweilt ist, beschließt das Paar, sich eine Nanny zu leisten, damit auch Myriam wieder arbeiten gehen kann.

    Mit Louise haben sie die perfekte Kinderfrau gefunden. Die Kinder mögen sie auf Anhieb und wie eine Perle kümmert sich Louise bald nicht nur um die Kinder, sondern erledigt auch ungefragt viele Tätigkeiten im Haushalt, geht einkaufen und kocht für Familie und Freunde.

    Myriam und Paul können sich ganz auf ihre Arbeit konzentrieren und werden von Bekannten, um ihre zuverlässige "Nounou" beneidet. Je mehr sich Louise in der Pariser Altbauwohnung unentbehrlich macht, desto unangenehmer wird ihnen diese für sie eigentlich fremde Frau. Sie wissen nichts über ihre Herkunft, dass ihr Mann Jacques vor Kurzem verstorben ist und einen Berg Schulden hinterlassen hat, dass sie in einem schäbigen Einzimmerappartement haust und ihre eigene Tochter Stéphanie nicht im Griff hatte.

    Immer häufiger kommt es zu unangenehmen Situationen, wenn Myriam oder Paul mit Louise nicht einer Meinung sind. Diese gibt zwar kaum Widerworte, der unterschwellige Zorn und der Neid auf das Leben der Besserverdiener ist jedoch spürbar.

    Das Buch beginnt mit dem Ende der Tragödie und in einer chronologischen Rückblende erfährt der Leser, wie es dazu kommen konnte und ob es Anzeichen gegeben hätte, das Drama zu verhindern.
    Der Roman stellt die Unterschiede der Pariser Gesellschaft sehr eindringlich dar. Auf der einen Seite hat man das bürgerliche Paar, das genügend verdient, um in einer schicken Altbauwohnung im 10. Arrondissement zu wohnen und sich als Doppelverdiener, die sich in ihrem Beruf verwirklichen wollen, eine Nanny leisten können. Auf der anderen Seite ist die soziale Unterschicht, die in den Banlieues wohnt, die sich mit schlecht bezahlten Jobs über Wasser hält. Menschen wie Louise, die vom eigenen Ehemann oder gierigen Vermietern unterdrückt werden und die anderen Nannys aus dem Maghreb oder Asien, die für einen geringen Lohn für gut situierte Paare arbeiten.

    Ob der soziale Neid oder der Druck, der auf Louise lastete Auslöser für die dramatischen Ereignisse war oder ob das Kindermädchen psychisch krank war, bleibt am Ende offen, was ich etwas schade fand. Ich hätte gern mehr über die Motive von Louise und ihre Verhaltensveränderung gegenüber den Kindern erfahren.

    Auch wenn das Ende schon zu Beginn vorweg genommen wird, bleibt der Roman durchgehend spannend geschrieben. Louise verursacht durch ihre biedere, verbissene Art bereits sehr früh ein unbehagliches Gefühl und löst Gänsehaut aus. Man spürt die Spannung in der Familie und fragt sich, warum es sich Myriam und Paul so einfach gemacht haben, die Anzeichen der Gefahr für ihre Kinder nicht erkennen konnten oder wollten und sich nicht mehr mit ihrem Kindermädchen auseinandergesetzt haben. Obwohl sie im Kontakt mit Louise zunehmend ein ungutes Gefühl hatten, war es ihnen wichtiger, ihre Kinder versorgt zu wissen, als sich nach einem harten Arbeitstag auch noch Gedanken um eine andere Lösung zu machen.

    "Dann schlaf auch du" ist ein schockierender Psychothriller, der zeigt, wie hoch der Preis für das bisschen Glück eines perfekten Familienlebens ist und der die Schere zwischen Arm und Reich sehr realitätsnah und aus dem Leben gegriffen schildert. Für meinen Geschmack hätte der kurze Roman noch etwas ausführlicher sein können, insbesondere um das Handeln von Louise besser verstehen zu können oder um mehr Raum für eine detailliertere Aufklärung des Mords durch die Kommissarin Nina zu haben.

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  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    kindder80er, 22.08.2017

    Als Buch bewertet

    Bewegendes Gesellschaftsdrama - Das Besondere an dieser Geschichte ist, dass sie mit dem Ende beginnt. Einem sehr dramatischen Ende, da das Baby von Myriam und Paul tot ist, die größere Tochter so schwer verletzt, dass sie wohl auch erliegen wird und die Nanny liegt mit aufgeschnittenen Pulsadern daneben. Myriam hat einen Nervenzusammenbruch, wollte sie doch ihre Kinder überraschen und ist ausnahmsweise früher von der Arbeit zurück gekommen...

    Aus dieser apokalyptischen Szenerie wird der Leser dann bald wieder herausgerissen, denn nun begeben wir uns gemeinsam mit Myriam und Paul an den Anfang der Geschichte und auf die Suche nach einer Nanny. Myriam und Paul arbeiten sehr viel, wollen den Kindern etwas bieten, viel Geld verdienen und suchen eine Nanny, die "schuftet, damit wir schuften können".

    Wir erfahren auch mehr über die Hintergründe und wie die beiden ticken. Myriam wirkt recht egoistisch, hat sie doch ihre kleine Tochter seit dem Babyalter überall mit hin geschleppt - selbst in Bars und Restaurants. Das zweite Baby, Adam, hat sie bekommen, weil sie noch ein bisschen zu Hause bleiben wollte und mutwillig die Pille weggelassen hat. Dennoch liebt sie ihre Kinder augenscheinlich wie jede andere Mutter auch. Mit der Zeit wird ihr aber alles zu viel, denn zwei Kinder hat sie eindeutig unterschätzt. Sie will frei sein, wieder leben, raus gehen und arbeiten, die Kinder nerven sie nur noch, sogar ein bisschen Kleptomanie schlägt durch, um sich ein bisschen Euphorie für den Tag zu sichern. Auch da offenbart sich wieder eindeutig der Egoismus und sonderlich sympathisch macht sich die Protagonistin damit nicht, dennoch kann ich sie teilweise verstehen.

    Der Charakter des Paul bleibt ein wenig blass und Mila, die große Tochter, hat selbst mich genervt, weil sie immer die Prinzessin spielen muss. Kurzum: Die Familie ist einem merkwürdig unsympathisch, trotzdem will man so ein Ende für sie nicht und leidet mit.

    Gerade weil man das Ende kennt, achtet man auf erste Anzeichen, die zu dem Drama führen. Louise, die Nanny, die scheinbar alles im Griff hat und neben den Kindern auch noch den Haushalt auf eine Weise führt, wie es Myriam und Paul nie geschafft haben, hat selbst eine schwere Vergangenheit, die sich dem Leser in Rückblenden Stück für Stück offenbart. Sie nistet sich immer mehr in das Leben der Familie ein, wird unentbehrlich und kommt nicht nur emotional immer näher heran. Auch werden einige Handlungsweisen sichtbar, bei denen man dem Elternpaar zurufen möchte, etwas zu unternehmen.

    Den Schreibstil finde ich spannend, weil er nicht wertend ist und die Geschehnisse ruhig beschreibt.

    Tolles Buch mit einer besonderen Sprachgewalt!

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  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Hannelore B., 04.09.2017

    Als Buch bewertet

    Myriam und Paul sind jung verheiratet und haben zwei Kinder. Myriam wird immer unglücklicher, sie möchte wieder als Anwältin arbeiten. Der ganze Haushalt,die zwei Kinder und die kleine Wohnung lasten auf ihr, obwohl der kleine Adam noch ihr ausdrückliches Wunschkind war um länger daheimbleiben zu können. Sie gehen auf die Suche nach einer Nanny.
    Eine Bekannte rät ihnen Louise eine fünfzigjährige Witwe. Die Kinder sind begeistert.
    Louise schafft es in Kürze sich unentbehrlich zu machen. Sie hält neben den Kindern den Haushalt in Schwung, kocht Freitags für die Freunde der Familie. So langsam aber sicher werden alle Louise süchtig. Sie darf mit nach Griechenland in den Urlaub fliegen und wird wie eine Freundin behandelt.Die Kinder lieben ihre Nanny.
    Alle erleben nur die Louise während der Woche. IhrLeben am Wochenende in der Miniwohnung bleibt unentdeckt, wird nicht nachgefragt.
    Durch Einschübe und Aussagen früherer Bekannten, ihres Vermieters und von ihrer Stelle zuvor, kriegen wir als Leser einiges mit.
    Louise stammt aus keinem guten Elternhaus, ihr Bildungsstand ist nicht gerade hoch.Sie war verheiratet mit Jaques, der sie zur Witwe machte und dessen nicht gerade kleine Schulden sie heute noch abbezahlt. Ihre Tochter fliegt vom Gymnasium wegen schlechten Benehmens. Die Wohnung ist ein Loch.
    All diese Gründe lassen sie an Myriam, Paul, Adam und Mila klammern. Durch sie fühlt sie sich in ein besseres Leben gezogen. Doch dann fängt sie an zu übertreiben, macht Vorschriften, bildet sich Sachen ein.So langsam geht sie vor allem Myriam auf die Nerven und sie beschließen ihr zu kündigen.
    Das das ein großer Fehler war, merken sie, als sie ihre Kinder tot auffinden.
    Fazit:
    Mir hat die Geschichte und der Schreibstil sehr gut gefallen.Louises Abgründe werden eindringlich dargestellt, sodaß sich bei mir ein "gewisses Verstehen" ihrer Handlungsweise eingestellt hat. Natürlich nur bis zur Ermordung der Kinder.
    Bei den Eltern wird gut dargestellt, die anfängliche Zerrissenheit von Myriam und ein gewisses Wurstigkeitsgefühl den Kindern gegenüber, weil sie ja beide glücklich in ihrem Beruf sind. Sie haben sich ja förmlich ergeben, nur um arbeiten gehen zu können.Ihnen war das Restleben von Louise ziemlich egal, solange es ihnen gutging, das heißt, sie ihrerArbeit nachgehen konnten und verwöhnt wurden durch Louises Haushaltskünste.
    Ein sehr empfehlenswertes Buch mit interessanten Charakteren und einem
    Riesenproblem.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Freizeitleser, 21.08.2017

    Als Buch bewertet

    Ein Buch, das erschüttert!
    Die Autorin Leïla Slimani hat mich mit ihrem tollen Schreibstil sofort in ihren Bann gezogen!
    Der Einstieg in "Dann schlaf auch du" holt den Leser sofort mitten ins Geschehen, zeichnet einen Moment, den kein Elternteil jemals erleben möchte und spricht somit beim Leser tiefste Gefühle und Urängste an. Die Handlung wird sodann rückwärts aufgerollt, der Spannungsbogen permanent weiter gespannt. Schritt für Schritt erfährt der Leser, wie es stetig, aber unaufhaltsam zu der großen Katastrophe kommen konnte. Und immer wieder muss man innnehalten und fragt sich erschreckt wie es sein kann, dass Menschen derart durch ihr eigenes Hamsterrad laufen und in Bequemlichkeit versinken, ohne sich um andere Menschen zu kümmern.
    Erschreckend! Spannend! Toll zu lesen! Klare Kaufempfehlung!

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  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Kerstin K., 07.09.2017

    Als Buch bewertet

    " Dann schlaf auch du" von Leila Slimani ist ein Roman, wobei ich fast sagen würde dass er zu einem Thiller neigt, der im letzten Jahr sogar mit dem französischen Literaturpreis Prix Goncourt ausgezeichnet wurde.

    Für Myriam und Paul scheint das Glück perfekt, sie sind eine glückliches Ehepaar und haben zwei bezaubernde Kinder.
    Damit beide , vor allem Myriam, ihrer beruflichen Karriere nachgehen können, suchen sie ein Kindermädchen, durch die dieser Wunsch in Erfüllung gehen könnte.
    In der fünfzigjährigen Louise glauben sie die perfekte Nanny gefunden zu haben. Doch weit gefehlt, denn anstatt sich auch Mal auf das Familienleben zu besinnen überlassen sie alles Louise, welches sich als großer Fehler erweisen wird.
    Nach dem grausigen Prolog, stellt sich die Frage, wie es soweit kommen konnte. Louise ist nicht nur für die Kinder ein Segen, sie hält auch den Haushalt auf Vordermann. Denn Karriere machen, bedeute das das Familienleben einen faden Beigeschmack bekommt. Die Beziehungen untereinander leidet nämlich, was nicht ausbleibt, wenn man dieses nicht pflegt.
    Da sie dagegen nichts unternehmen geraten sie unmerklich immer weiter in den Strudel der Abhängigkeit von Louise. Wie kann man so blind sein , und nicht erkennen das mit der Nanny etwas nicht stimmt.
    Louises Vergangenheit ist alles andere als gut verlaufen, der Bildungsstand ist nicht sehr hoch, sie hat früh ein ungewolltes Kind bekommen, sie ist nach einer lieblosen Ehe Witwe und muss auch noch für die Schulden ihres toten Mannes aufkommen. Irgendwann stören sich die beiden an Louises Herkunft und würden gerne eine andere Möglichkeit finden. Doch da sie sich unentbehrlich gemacht hat, fällt es nicht leicht. Bis zum tragischen Moment, wo es für alle Entscheidungen zu spät ist.

    Meine Meinung:
    Ich lese, neben meinem Lieblingsgenre Historische Romane, immer wieder gerne Krimis oder Thiller. Die Leseprobe hat mich so angesprochen, dass ich mich für dieses Buch entschieden haben. Ich wurde nicht enttäuscht, der Schreibstil ist flüssig und hat einen guten Aufbau. Immer wieder fließen Äußerungen oder Meinungen Dritter , die Louise auf irgend eine Art gekannt haben und es einem so erschließt warum es zu dieser grausigen Tat gekommen sein könnte.
    Ein wirklich empfehlenswertes Buch.

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  • 4 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    wusl, 20.08.2017

    Als Buch bewertet

    „Dann schlaf auch du“ von Leila Slimani ist kein Krimi und auch kein Thriller. Auch wenn hier über zwei Morde gesprochen wird sollte man dies unbedingt wissen. Es ist eher eine belletristische Analyse eines schrecklichen Geschehens. Und um dem Leser jede Illusion zu nehmen beginnt das Ganze mit dem Mord an den zwei kleinen Kindern von Myriam und Paul. Mord an Kindern ist ja immer ein Horrorszenario. Aber hier wird dies noch dadurch verstärkt, dass die Täterin das Kindermädchen ist. Also die, die nach den Eltern den Kindern am nächsten stand. Die, die in der Familie integriert schien und der man es nie zugetraut hätte.

    Natürlich trügt der harmonische Eindruck. Langsam, Seite für Seite, wird die Familienidylle seziert. Erste Unterströmungen werden sichtbar. Nicht einzuordnen aber auch nicht wegzureden. Aber hätte man dieses Drama verhindern können? Hätte man sehen müssen, dass Louise krank ist und dass ihre Krankheit in dieser Gewalttat enden wird? Oder war dies alles unvermeidlich?

    Ein literarischer Roman der keinen Spaß macht, weil das Thema zu schrecklich ist. Aber der mit einer schönen Sprache den Leser in den Strudel dieser Tat zieht. Es ist schwer sich ihm zu entziehen.

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  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Anika M., 21.08.2017

    Als Buch bewertet

    Das Buch "Nun schlaf auch du" von Leila Slimani beginnt mit einem Paukenschlag.
    Denn für eine Mutter wird ihr schlimmster Alptraum wahr - ihre Kinder sind tot. Alles deutet darauf hin, das das Kindermädchen sie umgebracht hat, denn dieses hat versucht, sich selbst ebenfalls umzubringen.

    Die Geschichte ist sehr gut geschrieben, mit einem fesselnden und ungewöhnlichen Schreibstil. Man weiß ja bereits, was im Lauf der Geschichte passieren wird, also wird alles "von hinten nach vorne" erzählt. Dies sorgt aber keinesfalls für Langeweile, sondern baut noch mehr Spannung auf.

    Neben der großartigen Handlung bietet das Buch aber auch noch viel Stoff zum Nachdenken. Ist es in Ordnung, seine Kinder einem Kindermädchen, also einer fremden Person anzuvertrauen? Kann man das Risiko eingehen, dass man nichts näheres über diese Person weis? Diese Fragen muss jeder für sich selbst beantworten, und trotzdem wird einem mulmig, wenn man näher darüber nachdenkt.

    Ich kann "Nun schlaf auch du" empfehlen und gebe diesem Buch verdiente 4 Sterne.

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  • 2 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Tanja B., 24.08.2017

    Als Buch bewertet

    Paul und Myriam waren der Meinung sie haben Glück als sie Louise einstellen. Diese soll als Nanny auf die beiden kleinen Kinder aufpassen. Schon nach kurzer Zeit ist sie unentbehrlich geworden.
    Und eines Tages geschieht das womit Paul und Myriam niemals gerechnet hätten...
    Schrecklich und einfach grauenvoll...

    Das Buch beginnt quasi mit der Beschreibung des Endes... das hat mich wirklich neugierig gemacht und ich stellte mir immer wieder die Frage was da nun wirklich geschehen ist...

    Soweit war ich dann noch der Meinung es könnte sich um ein Buch nach meinem Geschmack handeln.
    Doch die Charaktere sind alle sehr kühl und nicht greifbar...
    Man merkt schnell, dass hier einige Sachen nicht ganz "gesund" sind...
    Leider konnte mich das Buch nicht überzeugen.

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  • 5 Sterne

    0 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Nepomurks, 28.11.2017

    Als Buch bewertet

    Leila Slimani erzählt in ihrem Roman „Dann schlaf auch du“ die Geschichte von Louise und der Familie Massé. Eine Geschichte, die verstörend, dramatisch und erschreckend zugleich ist.
    Louise wird als Nanny von der Familie Massé eingestellt und soll sich somit vorwiegend um die beiden Kinder Mila und Adam kümmern. Doch sie nimmt zunehmend einen zentralen Platz im Leben und Alltag der Familie ein. Was anfangs nicht so geplant war, entwickelt sich hier scheinbar wie von selbst und sorgt beim Lesen für jede Menge beklemmender Gänsehaut-Momente..
    Slimani geht mit ihrem Roman sehr in die Tiefe der Menschen vor, von denen sie erzählt. Trotz eines vollkommen unaufgeregten Erzählstils und eines scheinbar oberflächlichen Geplänkels innerhalb der Dialoge erahnt man schnell die Kluft, die sich zwischen Louise und der Familie Massé auftut. Ich persönlich habe durch den satten und eindringlichen Schreibstil der Autorin schnell eine arge Abneigung gegenüber den Gepflogenheiten der Familie Massé empfunden. Die gesellschaftlichen Schichten sind hier derart klar abgegrenzt, dass die gesamte Szenerie bedrückend wirkt. Slimani beschreibt sehr direkt und doch oftmals unterschwellig eine äußerst beschämende Oberflächlichkeit und einen widerlichen „Großmut“ der Familie Massé, selbst wenn dies gar nicht immer offen zur Schau gestellt wird – manchmal sind es auch nur die Gedankengänge der Protagonisten, die eine tragende Rolle spielen. Louise dagegen polarisiert. Man empfindet Mitleid, aber auch tiefe Abneigung. Interessant fand ich in diesem Kontext, wie selbstverständlich Slimani in ihrem Roman mit Rollenklischees umgeht oder sogar mit ihnen spielt. Ich hatte z.B. anfangs ein völlig anderes Bild von Louise vor Augen, welches nichts mit der tatsächlichen Figur zu tun hatte und dem nicht einmal nahe kam. Leila Slimani hat mit ihrer Erzählung wie ich finde sehr großes Können bewiesen, denn in Aufbau und Inhalt wirkt der gesamte Roman einfach nur stimmig und sehr authentisch! Die Szenerien scheinen immer sehr reell und man durchlebt so manche kleinere bis größere Tragödie in einer erschütternden und zugleich packenden Atmosphäre. Die Geschichte berührt und wirft Fragen auf. Für mich war der Roman im Ganzen zudem ziemlich spannend, da schließlich gleich am Anfang des Buches das Verbrechen steht, man anschließend aber in Unwissenheit über die genauen Verläufe oder Umstände gelassen wird und sogar zurück zu den Anfängen von Louise‘s Beschäftigung bei den Massés geht. Einzig das Ende des Buches hätte ich mir anders vorgestellt, aber das mag Geschmackssache sein.. Insgesamt fand ich den Roman wirklich toll und die Inhalte klingen definitiv noch nach. Lesenswert ist das Buch allemal und ich würde es absolut weiterempfehlen!

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  • 4 Sterne

    1 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Pedi, 27.11.2017

    Als Buch bewertet

    2016 gewann der Roman „Chanson Douce“ (Wiegenlied) der französisch-marokkanischen Schriftstellerin Leïla Slimani den bedeutendsten Literaturpreis Frankreichs, den Prix Goncourt. Bereits davor war das Buch ein großer Publikumserfolg. Er schien einen Nerv zu treffen.
    Das kann nicht nur am leicht reißerischen Auftakt liegen, der den Ausgang des Geschehens vorwegnimmt.
    „Das Baby ist tot. Wenige Sekunden haben genügt. Der Arzt hat versichert, dass es nicht leiden musste. Man hat es in eine graue Hülle gelegt und den Reißverschluss über dem verrenkten Körper zugezogen, der inmitten der Spielzeuge trieb. Die Kleine war dagegen am Leben, als die Sanitäter kamen. Sie hatte sich gewehrt wie eine Wilde.“
    Sicher ist die Tötung von Kindern immer noch etwas besonders grausames, aber unzählige Thriller überbieten sich mittlerweile mit blutrünstigen Einstiegen. Außerdem nimmt das Spektakuläre des Romans sehr bald ab, er wird nüchtern und protokollarisch. Ihn einen Thriller zu nennen würde deswegen auch nicht ganz die Wahrheit treffen.
    Wahrscheinlich sind es die Umstände, die beschrieben werden und die so sehr den Lebenswirklichkeiten und Ängsten vieler LeserInnen, gerade, aber nicht nur in Frankreich, zu entsprechen scheinen, die den enormen Erfolg des Buches erklären. Es ist eine wahre Tragödie, die ihr Ende bereits zu Beginn erreicht hat, und deren Anfang und Verlauf Leïla Slimani im Verlauf des Romans mit fast chirurgischer Präzision äußerst nüchtern vor uns ausbreitet.
    Myriam und Paul Massé sind ein Paar der gehobenen Mittelschicht in Paris, gut ausgebildet, sie Juristin, er Musikproduzent. Zwei Wunschkinder, natürlich ein kleines bezauberndes Mädchen und ein süßer Junge kommen auf die Welt, von den Eltern geliebt und verhätschelt. Doch bald nach der Geburt des zweiten Kindes, beginnt der gutaussehenden und talentierten Mutter die berühmte Decke auf den Kopf zu fallen. Eine Rezensentin sprach (zu meinem Missfallen muss ich hinzufügen, entspricht es doch zu sehr dem zurzeit so gängigen Bild des Lebens mit kleinen Kindern) von der „Ödnis des Wickeln-Füttern-Alltags“. Dass der Vater in seinem aufregenden Beruf nicht kürzer treten kann, ist selbstverständlich. Die Großeltern stehen nicht zur Verfügung, sondern verwirklichen ihre Träume vom Lebensabend auf dem Land. Also ist klar: Eine Nanny muss her, denn eine Krippe oder ein Hort ist nicht aufzutreiben. Eine Situation, mit der sich sehr viele (gerade gut situierte, gut ausgebildete - und häufiger lesende) Eltern identifizieren können, in Frankreich, wo die überwiegende Anzahl der Frauen schon sehr bald nach der Geburt ihrer Kinder in den Beruf zurückkehren, schon seit geraumer Zeit; mittlerweile aber auch in Deutschland.
    Generalstabsmäßig wird das „Casting“ möglicher Kinderfrauen durchgeführt und tatsächlich ist ihnen das Glück hold. Louise erscheint zu gut, um wahr zu sein. Denn obwohl Myriam und Paul natürlich liberale, offene und im Falle von Paul sogar einem linksorientierten Haushalt entstammende Menschen sind, stellen sie an ihr „Personal“ doch ganz konkrete Anforderungen. Auf keinen Fall „Sans Papiers“ – als Handwerker oder meinetwegen Putzfrauen gerne, aber doch nicht für die Kinder; dazu möglichst ungebunden, keine eigenen Kinder, denn man fordert Flexibilität, was Verfügbarkeit bedeutet, wann immer man diese benötigt.
    „Das Wichtigste ist, dass sie flexibel ist und nicht so dröge, dass sie schuftet, damit wir schuften können.“
    Es ist die Arroganz der Vermögenden, der Zahlenden, die bei den Massés sehr bald durchbricht. Und Louise ist die Erfüllung all ihrer Erwartungen, eine wahre Mary Poppins: in mittlerem Alter, alleinstehend, Französin, mit besten Referenzen. Die Kinder lieben sie sofort, der Haushalt läuft bestens, abends steht wunderbares Essen auf dem Tisch, die Kleinen sind gebadet, frisch gekämmt, müde von den Erlebnissen des Tages und zufrieden. Sehr bald können sich die Massés ein Leben ohne ihre „Nounou“ nicht mehr vorstellen. Aus Bequemlichkeit geben sie immer mehr Zuständigkeiten ab, ignorieren auch zunehmend unheilvolle Zeichen.
    Denn Louise ist eine psychisch labile Frau. Von ihrem verstorbenen Mann mit einem Berg an Schulden in äußerst prekären Verhältnissen zurückgelassen, von der sozial auffälligen Tochter ignoriert, kommt sie mit ihrem Haushälterinnengehalt kaum über die Runden, droht ihr die Kündigung ihrer elenden Wohnung in einem der Pariser Banlieus. Diese Labilität verbirgt sie hinter einer äußerlichen Perfektion, die sowohl ihr Äußeres als auch ihre Tätigkeit umfasst und die bald beängstigende Ausmaße erreicht.
    „Sie hat die stille Wohnung ganz in ihrer Gewalt, wie einen Feind, der um Gnade bittet.“
    Die Familie Massé wird immer mehr ihr Lebensmittelpunkt. Dabei ist die Beziehung von einem seltsamen, aber typischen Ungleichgewicht geprägt. Während Louise alles über ihre Arbeitgeber weiß, interessieren diese sich überhaupt nicht für ihr Leben, ihre Sorgen, auch nicht, als sie allmählich in eine ausweglose Situation gerät.
    Leïla Slimani erzählt von dieser unglücklichen Entwicklung spannend und trifft damit den angesprochenen Nerv. Denn wie viele Eltern überlassen nicht jeden Tagen ihre Kinder anderen Menschen, denen sie dahingehend vollkommen vertrauen müssen? Zudem ist das Buch von einem realen Fall aus New York inspiriert worden. Gründe, warum das Buch so interessiert, so erfolgreich ist. Außerdem macht es gesellschaftliche Gegebenheiten sehr deutlich. Man hört immer wieder, dass gerade in Frankreich, vielleicht ähnlich wie in den USA, die sozialen Unterschiede und die Trennung der Schichten deutlicher ausgeprägter sind als bei uns in Deutschland. Aber auch hierzulande prägt sich diese Kluft zwischen „denen da oben“ und „denen da unten“ immer weiter aus. Die Autorin hat mit „Dann schlaf auch du“ einen deutlich soziologisch angelegten Roman verfasst. Der ist dadurch naturgegeben ziemlich konstruiert. Auch die Personen sind für sich genommen recht wenig interessant, sondern eher exemplarisch.
    Darin liegt mein Kritikpunkt an diesem ansonsten spannenden und aktuellen Roman. Leïla Slimani analysiert und erklärt ihre Figuren und ihre Handlungen fortwährend, anstatt sie zu entwickeln oder literarisch zu durchdringen. Positiv ist, dass sie dabei Uneindeutigkeiten stehen lässt, kein Schwarz/Weiß malt. Aber die große Distanz, die sie zu den Personen einnimmt, ihre nüchterne, stets kommentierende Sprache, deren protokollarische Art sie durch eingestreute Zeugenaussagen noch unterstreicht, verhindert, dass man irgendeinem von ihnen auch nur annähernd nahekommt. Und damit verweigert sie dem Leser letztendlich jegliches tieferes Verstehen. Deshalb hat mich der Roman schließlich eher enttäuscht zurückgelassen.

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  • 4 Sterne

    0 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Gelöschter Benutzer, 27.08.2017

    Als Buch bewertet

    Myriam und Paul leben mit ihren Kindern Mila und Adam in Paris. Als Myriam das Angebot bekommt, in die Kanzlei eines ehemaligen Kommilitonen einzusteigen, suchen sie eine Nanny für die Kinder … und finden Louise. Und die ist aus dem Leben der Familie bald nicht mehr wegzudenken. Die Kinder räumen endlich ihre Sachen auf, die Wohnung ist aufgeräumter denn je, Louise kocht und steht rund um die Uhr zur Verfügung. Doch wie gut kennt man die Fremde im Haus wirklich?

    „Das Baby ist tot.“ Mit diesem Satz beginnt das Buch und lässt den Leser ahnen, welch schlimmes Ende alles nehmen wird. Der Schreibstil ist toll und führt einen immer tiefer in die seelischen Abgründe der Nanny, dieser einsamen Frau, die nur für die Momente mit der Familie lebt. In kurzen Episoden erfährt man in Momentaufnahmen aus Louises vorherigem Leben und ihrer momentanen Lebenssituation, bekommt Einblicke in Übergriffe auf von ihr betreute Kinder und das Leben ihrer Arbeitgeber. Man möchte eingreifen und sie aufhalten und kann doch nur fassungslos weiterlesen, bis es zum Unfassbaren kommt. Der Tod der Kinder wird nicht im Detail geklärt und doch hinterlässt einen das Buch in Fassungslosigkeit und Trauer.

    Ein Buch, das einen mit der Frage zurücklässt, wie gut man einen anderen Menschen wirklich kennen kann. Toll geschrieben und fesselnd.

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  • 4 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    kleine_welle, 17.09.2017

    Als Buch bewertet

    Myriam und Paul suchen eine Nanny, denn Myriam möchte gerne wieder als Anwältin arbeiten. Dann finden sie Louise und diese scheint perfekt zu sein. Doch dann passiert etwas wirklich Schreckliches.

    Das Cover wirkt etwas altmodisch und man lässt danach vermuten, dass es sich um eine Familiengeschichte handelt. Und so ist es ja dann auch.
    Man bekommt als Leser sofort das Ende präsentiert und man steigt dadurch direkt auch schon ziemlich geschockt in die Geschichte ein. Wie konnte es dazu kommen?
    Wir lernen dann als erstes Myriam kennen und zuerst konnte ich mich sehr gut in sie hineinversetzen. Dass sie nicht immer nur bei den Kindern sein möchte, sondern auch mal was anderes erleben / sehen möchte. Dass sie das Bedürfnis hat wieder arbeiten zu gehen.
    Aber je mehr man in die Geschichte eintaucht umso mehr habe ich das Gefühl, dass es bei Myriam etwas dramatischer ist. Mir geisterte der neue Begriff Regretting Motherhood im Kopf herum und irgendwie passt Myriam in diese Kategorie und auch Paul ist ein Vater, der seine Kinder zwar vergöttert, aber trotzdem sein Leben kein bisschen ändern möchte und irgendwie leben die Eltern neben ihren Kindern her. Und dann finden sie Louise.
    Louise hilft wo sie nur kann und übernimmt sogar Aufgaben, die sie eigentlich nicht machen braucht. Und so wird sie immer unentbehrlicher für die berufstätigen Eltern.
    Sie drängt sich richtig gehend in das Leben der Familie und ich fand das beim Lesen schon recht gruselig. Vor allem weil Myriam und Paul das bemerken, aber sich diesen Umstand immer wieder schön reden.
    Ich meine, man hat das ja schon öfter gesehen oder gelesen in Filmen oder Geschichten, das Kindermädchen, dass sich immer mehr Platz im Leben der Familie einnimmt…
    Aber ich möchte natürlich nicht zu viel verraten. ;)
    Der Schreibstil ist wirklich gut. Man hat verschiedene Perspektivwechsel, sodass man alles aus den Blickwinkeln der handelnden Personen mitbekommt und so entwickelte ich dann doch irgendwie Mitleid mit Louise, denn sie wirkt so einsam.
    Dazu kommt, dass der Roman wenig Dialoge hat und eher wie ein Bericht scheint und genau diese trockene Art baut die Spannung auf.
    Denn immer wieder wird das Drama unserer Zeit angesprochen: Familie und Beruf ist anscheinend nur schwer vereinbar. Generell möchten so einige aus der heutigen Generation ihr Leben nicht für Kinder ändern. Und genau so sind Myriam und Paul. Wobei ich finde, dass es schon ziemlich krass dargestellt ist. Wie kann man sich so von einer Person vereinnahmen lassen? Vor allem wenn es um das eigene Kind geht?
    Die ganze Zeit schwebt diese Katastrophe über der Geschichte und obwohl es keinen einzigen wirklichen Sympathieträger im Roman gibt, konnte ich das Buch schlecht aus der Hand legen. Ich war total erschüttert und konnte mich einer morbiden Faszination nicht entziehen.
    Man muss einfach wissen wie es dazu kommen konnte. Wo Louise doch „ihre“ Kinder so sehr liebt.
    Das Ende lässt dann zwar einige Fragen offen und erklärt nicht alle Sachverhalte endgültig, was ich irgendwie schade finde, aber trotzdem erfährt man doch so viel, dass man sich die Geschichte selber weiterdenken kann.
    Aber doch bleibt die Frage: Warum?

    Mein Fazit: Das Ende hätte etwas aufschlussreicher sein können, aber trotzdem war ich total fasziniert von der Geschichte und konnte den Roman kaum aus der Hand legen. Eine Familientragödie der Extraklasse.

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  • 4 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Conny S., 10.09.2017

    Als Buch bewertet

    Die Hand an der Wiege

    …daran erinnert die Geschichte „Dann schlaf auch du“ von der Autorin LeÏla Slimani, die in Paris spielt und hinter die Fassaden eines augenscheinlich perfekten Lebens blicken lässt.

    Der erste Satz im Buch schockt total. Es beginnt mit „Das Baby ist tot.“ Dabei läuft es einem kalt den Rücken runter. Anschließend wird erzählt, wie es zu der grausigen Tat kommt.
    Myriam und Paul sind scheinbar glücklich mit ihren beiden Kindern Mia und Adam. Doch Myriam scheint überfordert bzw. unzufrieden mit ihrer Mutterrolle. Da kommt ihr das Jobangebot eines Freundes mehr als nur gelegen. Paul ist anfangs überrascht von dem Wunsch seiner Frau, wieder zu arbeiten. War er bisher der Meinung, sie würde vollends zufrieden sein, mit ihrer Aufgabe als Mutter und Hausfrau. Er selbst blüht in seiner Arbeit auf.
    Auf der Suche nach einer geeigneten Nanny stoßen die beiden auf Louise. Sie ist der wahrgewordene Traum einer Nanny. Sie hat Erfahrung, ihr eigenes Kind ist bereits selbst erwachsen und die Kinder Mia und Adam scheinen sie zu mögen. Doch können Myriam und Paul einer völlig fremden Person ihre Kinder anvertrauen?
    Louise ist schon bald unersetzlich für die kleine Familie. Sie managt das Leben der Kinder und kümmert sich auch um den Haushalt. Die Eltern sind schon bald abhängig von dem angenehmen Leben, dass ihnen Louise ermöglicht. Sie können länger arbeiten und wissen ihren Nachwuchs versorgt. Sie nehmen die Nanny sogar mit in den Urlaub nach Griechenland.
    Zwischendurch bekommt man kleine Eindrücke vom Gefühlsleben von Louise, Myriam und Paul. So erfährt man als Leser, dass nicht alles so schön und glücklich ist, wie es dem ersten Anschein nach dargestellt wird.

    An manchen Stellen fand ich die Geschichte etwas langatmig, doch durchaus spannend. Mir stellt sich die Frage, ob es wirklich die Nanny war, die zu so einer Tat fähig ist, oder ob sie selbst nur ein Opfer ist?

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  • 4 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Nijura, 04.09.2017

    Als Buch bewertet

    Die tragische Wandlung einer Nounou

    Myriam und Paul haben zwei entzückende Kinder, sie sind eine kleine heile Familie. Als Myriam beschließt wieder arbeiten zu gehen, suchen die beiden das perfekte Kindermädchen. In Louise scheinen sie dieses gefunden zu haben. Die Nounou umsorgt liebevoll die beiden Kinder, kümmert sich um den Haushalt und kocht auch noch, die Eltern sind begeistert. Bald ist sie unentbehrlich.
    Doch Louise hat viele Probleme von denen die Eltern nichts wissen. Und so steuert sie unaufhaltsam auf einen Abgrund zu und reißt die kleine Familie mit sich ins Verderben.

    Meine Meinung:
    Von Anfang an hat mich das Buch gefesselt. Gleich am Beginn wird die furchtbare Katastrophe geschildert, die die Eltern und somit auch mich als Leser niederschmettert.

    Erst danach wird schrittweise geschildert, wie es zu dem Schicksalsschlag kommen konnte. Das Ganze fängt harmlos an und mit der Zeit bemerkt man, dass etwas unheimlich schief läuft.
    Der Schreibstil ist sicher nicht jedermanns Sache, ich hatte das Gefühl von oben herab auf das Geschehen herunter zu schauen ohne dabei besonders emotional eingebunden zu sein.
    Dennoch passt es hervorragend zu der Erzählung.
    Mir hat das Buch sehr gut gefallen, es war durchgängig spannend und sehr interessant.

    Fazit: Ein bemerkenswertes Buch über eine alleingelassene Frau, die keinen Halt mehr findet. Klare Leseempfehlung.

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  • 5 Sterne

    2 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Inge W., 14.09.2017

    Als Buch bewertet

    Der Stoff unserer Alpträume ein Psychodelischer Lese-Sog. Ein Pariser Ehepaar glaubt in der properen Louise die perfekte Nanny für seine Kinder gefunden zu haben. Doch eines Tages sind die Kleinen tot. Die Geschichte einer Tragödie, ein Psychothriller mit gesellschaftskritischem Unterton. "Das Baby ist tot", heißt es gleich zu Beginn des Romans und schnell wird klar, wer die Mörderin ist: ausgerechnet das Kindermädchen, die allseits verehrte Nanny, die gleich noch die ältere Schwester des Säuglings mit auf dem Gewissen hat. Eine Familie ist zerstört, aber warum? In Leïla Slimanis Thriller "Dann schlaf auch du" geht es nicht darum herauszufinden, wer der Mörder ist - das ist bereits nach einer Seite erledigt. Vielmehr zieht der Roman seine Spannung aus der Entwicklung hin zur tödlichen Katastrophe. Was macht eine propere Nanny zur Killerin? Das ist der Stoff unserer Alpträume, besonders bei Eltern. Und er stammt nicht einmal aus dem finsteren Reich der Fantasie. Die Geschichte hat sich tatsächlich so oder ähnlich ereignet, wenn auch nicht in Frankreich, sondern in den USA. Aus der Feder der französisch-marokkanischen Autorin wird daraus ein gut gemachter Psychothriller mit einem subtilen gesellschaftkritischen Unterton. Denn in ihrem Roman geht es auch um die Unwucht einer neu entstandenen Klassengesellschaft, die sich so in vielen westlichen Länder findet. Auf der einen Seite steht in dem Roman das gut verdienende Akademikerpaar Myriam und Paul mit seinen zwei kleinen Kindern, das seinen aufreibenden Lebensstil nur mithilfe häuslicher Dienstleister aufrechterhalten kann. Auf der anderen Seite die sich in prekären Verhältnissen durchwurstelnde Louise. Nach dem Tod ihres Mannes, der ihr nur Schulden hinterlassen hat, und dem Auszug ihrer misratenen Tochter verdingt sie sich als Kindermädchen. Sie lebt in einem dunklen Loch in einer Pariser Vorstadt. Doch äußerlich wirkt die puppenhafte Frau makellos und mit Kindern kann sie fantasievoll und geduldig umgehen. Die Kinder vergöttern Louise. Für die Familie wird sie unentbehrlich. Und die Familie wird unverzichtbar für Louise. Denn sie ist eine zutiefst vereinsamte Frau, die verzweifelt nach Anschluß sucht. Es entwickelt sich eine Art symbiotischer Abhängigkeit. Myriam und Paul als typische Vertreter eines liberalen Bürgertums werden zudem von ihrem schlechten Gewissen gequält: Beuten sie Louise vielleicht aus? Sie soll sich wie ein Mitglied der Familie fühlen. Deshalb nehmen sie sie einmal sogar mit in ihren Griechenlandurlaub und wecken damit falsche Hoffnungen. Ist Louises Tat also ein sozialer Racheakt? Nach und nach zeigen sich jedenfalls Unstimmigkeiten, irritierende Misstöne in ihrem Verhalten. Dass Louise zerbrochen ist oder ob dies von Anfang an in ihr angelegt gewesen ist, lässt sich mit Sicherheit nicht mehr sagen. Wohl sagen lässt sich aber, dass die Autorin diese Zerrissenheit von Louise großartig eingefangen hat. Slimani baut dabei geschickt Spannung auf, entkleidet Louise nach und nach ihrer Masken, führt den Leser atemlos der finalen Katastrophe zu. Nebenbei wirft die Autorin einen kritischen Blick auf die Schattenwelt der Nanny's, jener Frauen, die aus allen Teilen der Erde nach Frankreich gekommen sind und die nun die Kinder der gut situierten, gestressten Pariser hüten und somit das System am Laufen halten. Sie selbst stehen dabei am Rande. Keine heile Welt - der Preis des Glücks. Hintergründig und ruhig erzählt bis zum bitteren Ende. Interessant konstruierte Akteure, fesselnde Atmosphäre und ein flüssiger Sprachstil machen dieses Buch zum Lesegenuss. Hohe Schule der Psychologie in großer französischer Romantradition! Slimani erhielt für "Dann schlaf auch du" nicht ohne Grund den Prix Goncourt, den begehrtesten Französischen Literaturpreis. Sehr lesenswert.

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  • 5 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    sommerlese, 28.10.2017

    Als Buch bewertet

    Dieser Roman ist gleichzeitig ein Psychothriller, denn er startet mit dem schrecklichen Ende, mit der Tragödie eines Kindesmordes. Weil die Autorin ihren Roman von hinten aufzäumt, wird dem Leser sofort die dramatische Lage bewusst, aber er weiß nicht, wie es dazu kommen konnte. Also erliegt man dem Buch und liest, um zu erfahren wie das unfassbare Verbrechen geschehen konnte. In diesem Fall wird nicht alles aufgeklärt, es gibt noch offene Fragen, aber die erklären sich auch der Situation der Täterin heraus.

    Man gerät in einen Lesesog, man erlebt, wie das Kindermädchen Louise zu einem unverzichtbaren Teil in dieser Familie wird. Man könnte an einen Fels in der Brandung denken, so schmeißt die Nounou den Haushalt, kocht und putzt und erzieht nebenbei die Kinder, damit sich die Eltern beruflich verwirklichen können. Doch in Wahrheit ist sie kein Fels, in ihr rumort etwas, es gärt und beginnt dramatische Folgen anzunehmen.
    Die Gründe liegen in ihrer Vergangenheit, Louise gehört zur unteren sozialen Schicht, sie ist ungebildet, bekommt schon früh ein Kind, ihre Ehe ist lieblos und als ihr Mann stirbt, hinterlässt er ihr seine angehäuften Schulden. Louise sucht nach Liebe, möchte ein Teil der neuen Familie sein und ermöglicht ihnen, sich selbst zu verwirklichen.
    Nach und nach bekommt man ein Bild vom Leben Louises und des Ehepaares und man sieht mögliche Tatmotive. Daraus zieht der Roman ein unglaubliches Spannungspotential, denn man kann sich nicht vorstellen, wie aus dieser friedfertigen Louise eine Mörderin werden konnte.

    Mich hat die Darstellung des gesellschaftlichen Hintergrundes interessiert und mitgenommen. Es geht um die Menschen hinter den funktionierenden Großverdienern und Steuerzahlern der westlichen Länder. Es geht um die chancenlosen Kindermädchen aus armen Ländern der Erde, die für einen geringen Lohn die Kinder der Besserverdienenden hüten.
    Ist das schon Ausbeutung oder ist das Beschäftigung? Der gesellschaftskritische Unterton ist spürbar, aber nicht direkt anprangernd.

    Die Autorin hat einen sachlich, nüchternen Erzählstil, der in einem ruhigen Ton eher beschreibt als erklärt und keine Wertung einfließen lässt. Die fesselnden Charaktere und die unheimliche Atmosphäre sorgen für ein intensives Leseerlebnis.

    Dieser Roman bekommt deshalb von mir die vollste Leseempfehlung.

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