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  • 5 Sterne

    27 von 36 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Miss.mesmerized, 26.07.2017

    Als Buch bewertet

    „Das Baby ist tot. Wenige Sekunden haben genügt. “ – Mit der Ankündigung des Todes des Babys beginnt Leïla Slimanis Roman „Dann schlaf auch du“ (im Original: „Chanson douce“). Doch wie kam es dazu? Myriam und Paul Massé sind jung, erfolgreich und die perfekte Familie mit der kleinen Mila und Baby Adam. Doch Myriam fühlt sich zunehmend falsch in der Rolle als Hausfrau und Mutter und als sie einen ehemaligen Studienkollegen trifft, der sie an ihre Karriere Anwältin erinnert, ist die Entscheidung schnell getroffen: eine Nanny muss her. Nach einem langen Casting entscheiden sie sich für Louise, die sofort die Herzen der ganzen Familie erobert. Sie kann nicht nur die trotzige Mila bändigen, sondern geht auch ganz in der Haushaltsarbeit auf und bald schon erstrahlt die Pariser Wohnung in ungeahntem Glanz. Immer abhängiger werden die vier von der resoluten und gutmütigen Frau; Myriam arbeitete mehr und mehr und auch Paul sehnt sich nach dem Leben vor den Kindern zurück und verbringt zunehmend mehr Zeit in seinem Tonstudio. Aber Louise hatte auch ein Leben vor den Massés und obwohl sie immer mehr in die Familie hineinwächst und dort praktisch einzieht, holt sie dieses Leben langsam wieder ein.
    Leïla Slimanis Roman wurde mit zahlreichen Preisen geehrt, unter anderem dem Prix Goncourt 2016. Auch wenn ein Mord geschieht, handelt es sich nicht um einen Krimi, wirkliche Spannung wird auch nicht aufgebaut, eher ungute Ahnung. In Form der Analepse erzählt – immerhin weiß man vom ersten Satz an, dass die Kinder die Erzählung nicht überleben werden – nähert man sich langsam diesem Ereignis. Während die Handlung um den Haushalt Massé chronologisch voranschreitet, erfährt über Rückblenden von Louises Leben vor der Anstellung dort: ihr Mann, ein Taugenichts, der sein Leben mit Klagen verbrachte; ihre Tochter Stéphanie, die viel zu früh kam und unter den unsäglichen Verhältnissen stumm litt; die Vermieter und Arbeitgeber, die Louise systematisch schikanierten.
    Der Roman lebt von den Figuren, vor allem die zwei Protagonistinnen symbolisieren hervorragend die Tragik der modernen Frau: Myriam, zerrissen zwischen Anspruch und Wirklichkeit, zwischen dem Wunsch eine gute Mutter zu sein und dem Verlangen nach beruflicher Selbstverwirklichung und Anerkennung. Das schlechte Gewissen als ständiger Begleiter, sowohl gegenüber den Kindern wie auch gegenüber ihrer Arbeit und den Klienten. Es scheint keinen wirklichen Zwischenweg zu geben und trotz aller Emanzipation bleibt der Ehemann und Vater bei dieser Problematik außen vor. Louise hingegen ist gefangen in den typischen Geringverdienerjobs als Pflegerin oder Kindermädchen, die ihr nie einen finanziellen Ausstieg aus der Misere ermöglichen. Dazu die Abhängigkeit von einem Mann, der nichts zum Haushalt beiträgt und sie in sein Unglück mit hineinzieht. Für kurze Zeit können die beiden Frauen sich der Illusion hingeben, ihrem Schicksal zu entkommen und die ausgelassene Freiheit von Bürden zu leben, doch dann werden sie von der Realität eingeholt, die brutal zuschlägt und den Moment der Glückseligkeit zerschlägt.
    „Dann schlaf auch du“ ist erst der zweite Roman der Franco-Marokkanerin und lässt die Erwartungen für weitere Bücher der Autorin hoch steigen.

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  • 5 Sterne

    17 von 26 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    skandinavischbook, 05.09.2017

    Als Buch bewertet

    Inhalt : 
    Myriam und Paul leben in der Pariser Altbauwohnung im 10. Arrondissement ein augenscheinlich perfektes Leben. Sie als absolutes Traumpaar, mit zwei entzückenden kleinen Kindern, doch schon bald müssen beide feststellen, dass der Alltag alles andere als leicht zu meistern ist. Myriam droht als junge Mutter in die Depression zu stürzen, als einziger Ausweg erscheint die Flucht ins Arbeitsleben. Als sie  dann die tüchtige und wie aus dem Bilderbuch stammende Nancy Louise einstellen, merken die Eltern nicht, wie die so perfekt erscheinende Louise immer mehr die Fäden zusammen hält und das Leben der kleinen Familie immer mehr unter Kontrolle hat. Was als liebreizendes und zuvorkommendes Verhalten beginnt, endet in der Tragödie, die über die französische Familie hereinbricht. 
    Denn die 50 jährige Louise ist vereinsamt und hat Abgründe von denen niemand zu träume wagt..... 


    Meinung: 
    Die französisch marokkanische Autorin Leïla Slimani ist mit dem Buch "Dann schlaf auch du" ein psychologisches Meisterwerk gelungen. Mit größter und feinfühliger Erzählkunst schafft es die Schriftstellerin, den Leser von Seite eins in den Bann ihrer Geschichte zu ziehen. Als grandiose Erzählerin, verschafft sie dem Leser ihrer Geschichte eine Berg und Talfahrt, denn was als augenscheinlich so klassische und ruhige Familiengeschichte beginnt, entwickelt sich auf nur 222 Seiten, zu einem psychologisch auf höchstem Niveau spielenden Thriller, wahrscheinlich der beste in diesem Jahr. Wie präzise und talentiert es die Autorin vermag, aus dem alltäglichen, das anschleichende Grauen zu erschaffen, welches sich über den Alltag der Pariser Familie legt, ist fantastisch und sucht in diesem Genre wirklich verzweifelt seines gleichen. 
    Selten habe ich als Leserin einen so psychologisch interessanten, spannenden und gleichzeitig, erzählerisch so ausgefeilten und literarischen Erzählstil erlebt, wie in diesem Buch. Ganz großes Kino, begeisternd und zu tiefst erschütternd. 


    Fazit: 
    Leïla Slimani ist eine Autorin, deren Namen man sich merken sollte, für mich das beste Buch des Genres in diesem Jahr. 
    Eine literarische Sensation, die man sich nicht entgehen lassen sollte !

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  • 4 Sterne

    7 von 10 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Kerstin K., 03.09.2017

    Als Buch bewertet

    " Dann schlaf auch du" von Leila Slimani ist ein Roman, wobei ich fast sagen würde dass er zu einem Thiller neigt, der im letzten Jahr sogar mit dem französischen Literaturpreis Prix Goncourt ausgezeichnet wurde.

    Für Myriam und Paul scheint das Glück perfekt, sie sind eine glückliches Ehepaar und haben zwei bezaubernde Kinder.
    Damit beide , vor allem Myriam, ihrer beruflichen Karriere nachgehen können, suchen sie ein Kindermädchen, durch die dieser Wunsch in Erfüllung gehen könnte.
    In der fünfzigjährigen Louise glauben sie die perfekte Nanny gefunden zu haben. Doch weit gefehlt, denn anstatt sich auch Mal auf das Familienleben zu besinnen überlassen sie alles Louise, welches sich als großer Fehler erweisen wird.
    Nach dem grausigen Prolog, stellt sich die Frage, wie es soweit kommen konnte. Louise ist nicht nur für die Kinder ein Segen, sie hält auch den Haushalt auf Vordermann. Denn Karriere machen, bedeute das das Familienleben einen faden Beigeschmack bekommt. Die Beziehungen untereinander leidet nämlich, was nicht ausbleibt, wenn man dieses nicht pflegt.
    Da sie dagegen nichts unternehmen geraten sie unmerklich immer weiter in den Strudel der Abhängigkeit von Louise. Wie kann man so blind sein , und nicht erkennen das mit der Nanny etwas nicht stimmt.
    Louises Vergangenheit ist alles andere als gut verlaufen, der Bildungsstand ist nicht sehr hoch, sie hat früh ein ungewolltes Kind bekommen, sie ist nach einer lieblosen Ehe Witwe und muss auch noch für die Schulden ihres toten Mannes aufkommen. Irgendwann stören sich die beiden an Louises Herkunft und würden gerne eine andere Möglichkeit finden. Doch da sie sich unentbehrlich gemacht hat, fällt es nicht leicht. Bis zum tragischen Moment, wo es für alle Entscheidungen zu spät ist.

    Meine Meinung:
    Ich lese, neben meinem Lieblingsgenre Historische Romane, immer wieder gerne Krimis oder Thiller. Die Leseprobe hat mich so angesprochen, dass ich mich für dieses Buch entschieden haben. Ich wurde nicht enttäuscht, der Schreibstil ist flüssig und hat einen guten Aufbau. Immer wieder fließen Äußerungen oder Meinungen Dritter , die Louise auf irgend eine Art gekannt haben und es einem so erschließt warum es zu dieser grausigen Tat gekommen sein könnte.
    Ein wirklich empfehlenswertes Buch.

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  • 5 Sterne

    8 von 13 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Cosmea, 26.08.2017

    Als Buch bewertet

    Keine gute Fee, sondern eine wahnsinnige Mörderin
    Leila Slimanis zweiter Roman – „Dann schlaf auch du“ („Chanson douce“) – ist mitnichten ein sanftes Wiegenlied. Gleich auf der ersten Seite erfährt der Leser, dass das Kindermädchen die ihm anvertrauten Kinder getötet hat. Im Roman geht es darum, wie es dazu kommen konnte.
    Paul und Myriam, ein typisches Ehepaar der Mittelschicht, haben zwei kleine Kinder, Mila und Adam. Paul arbeitet als Produzent in der Musikbranche, Myriam hat ein glänzendes Jurastudium absolviert, konnte ihren Beruf aber wegen der Kinder bisher nicht ausüben. Als ein ehemaliger Studienkollege ihr einen Job anbietet, beschließt sie, ihr häusliches Gefängnis zu verlassen, weil dieses Leben sie nicht glücklich macht. Zusammen mit ihrem Mann sucht sie ein Kindermädchen. Sie finden die 50jährige Louise, eine Frau mit Erfahrung und besten Referenzen. Schon bald wird Louise auch von dieser Familie hoch geschätzt und macht sich sowohl unsichtbar als auch unentbehrlich. Ihr Einsatz für Kinder und Haushalt übersteigt das normale Maß bei weitem. Sie nistet sich ein, will ein Teil dieser Familie sein. Aus ihrer schlimmen Vorgeschichte wird klar warum. Im Laufe der Zeit mehren sich seltsame Vorfälle, Wutanfälle, Abwesenheit. Von Louises Seite aus ist da nicht nur Liebe, sondern auch viel Neid und Hass. Als das Finanzamt das Ehepaar über Louises Altschulden informiert, macht Pauls und Myriams schroffe Reaktion dem Kindermädchen deutlich, dass sie keineswegs Teil der Familie ist, sondern lediglich eine Angestellte, die Weisungen entgegen zu nehmen hat. Es ist eine Frage des Klassensystems, das einen Umgang auf Augenhöhe unmöglich macht. Die Dinge steuern unaufhaltsam auf eine Katastrophe zu.
    Slimani hat einen Psychothriller geschrieben, der nichts an Spannung einbüßt, auch wenn man das Ende von vornherein kennt. Sie analysiert nüchtern, was mit Louise und der Familie passiert. Die Autorin hat sich von einem realen Ereignis inspirieren lassen und erörtert neben Louises Geschichte auch die Frage, wie gut man einen anderen Menschen kennt, ob es tatsächlich in Ordnung ist, wenn eine Mutter einer wildfremden Frau ihre Kinder anvertraut und sie für sich arbeiten lässt, damit sie selbst ihrem Beruf nachgehen und sich Konsumwünsche erfüllen kann.
    Leila Slimani hat mich schon mit ihrem Debütroman „Dans le jardin de l´ogre“ sehr beeindruckt und gilt zu Recht als wichtige Stimme in der französischen Gegenwartsliteratur. Ein sehr empfehlenswertes Buch.

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  • 1 Sterne

    10 von 15 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Miss Norge, 25.07.2020

    Als Buch bewertet

    ✿ Meine Meinung ✿
    Die ersten Seiten verraten gleich, wer die Schuld an allem trägt, dies hat dem ganzen Buch die Spannung genommen. Eigentlich hätte ich da schon gleich aufhören können zu lesen, aber mich hat dann doch interessiert wie es hat so weit kommen können. Der Weg bis zur Tat und wie ein Mensch so etwas tun kann. Doch der Weg das zu erfahren ist sehr steinig, langatmig und sehr langweilig. Auch den hochgelobten Erzählstil der Autorin konnte ich nicht finden, oder ist die Übersetzung einfach nicht gelungen? Keine Ahnung, aber mich konnte an diesem Buch nichts begeistern. Man verspürt kurzfristig etwas Spannung, als die Nanny Louise versucht sich in den Alltag der Familie Massés einzuschleichen und alles an sich zu reißen, aber hier hätte man meiner Meinung nach noch tiefer gehen können, es blieb alles etwas zu oberflächlich und zu blass. Interessante Personen haben ich auch nicht gefunden und die erhoffte, vielleicht noch überraschende Wendung kam auch nicht. Alles in allem, das Buch hätte ich mir sparen können.
    ✿ Mein Fazit ✿
    Ich hatte mir mehr von der Geschichte versprochen, leider wurde ich enttäuscht.

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  • 4 Sterne

    6 von 10 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Minnie, 27.08.2017

    Als Buch bewertet

    Eine Mutter in der Pariser Vorstadt möchte wieder arbeiten gehen - daher sieht man sich nach einer Nanny für die Kinder um. Eine ganz alltägliche Situation, die vielen von uns bekannt ist.


    Man lernt die Familie kennen - man bekommt das Gefühl, als würde man sie persönlich kennen. Und leidet dann auch mit, wie immer mehr zum Vorschein kommt, dass die Nanny nicht die zu sein scheint, für die man sie hält.


    Wunderbar, wie diese Geschichte dem Leser näher gebracht wird - Gänsehaut Faktor, denn das ganze erscheint so real. Ich konnte das Buch beim Lesen kaum noch aus der Hand legen.


    Etwas schade fand ich, dass man eigentlich bereits auf den ersten Seiten das Ende des Buches kennen lernt - das restliche Buch handelt dann nur noch davon, wie es soweit kommen konnte. Ich hätte es besser gefunden, wenn man das Ende auch erst zum Schluss erfährt.

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  • 2 Sterne

    7 von 12 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Hortensia13, 08.09.2017

    Als Buch bewertet

    Myriam und Paul wollen alles unter einen Hut kriegen, Familie und Beruf. Das ermöglicht ihnen schlussendlich die neue Nanny, die sie finden. Louise erscheint in allem nur perfekt und nimmt immer mehr Raum in der Familie ein. Schon bald ist sie unangenehm unentbehrlich. Doch eines Tages geschieht eine Tragödie schlimmsten Ausmasses: beide Kinder werden ermordet. War es etwa die fürsorgliche Louise?
    Der Klappentext hat mich thematisch sehr neugierig auf diese Geschichte gemacht. Leider wurde ich etwas durch den Inhalt des Buches enttäuscht. Die Autorin springt sehr stark zwischen den Zeiten und Personen hin und her, versucht dadurch tiefere Psychogramme der Hauptprotagonisten zu erstellen. Dieser sehr starke francophile Erzählungsstil hat mir leider nicht so zugesagt.

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  • 4 Sterne

    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Silvia K., 25.09.2017

    Als Buch bewertet

    Sehr gutes und aktuelles Thema

    Der Roman "Dann schlaf auch du" von Leila Slimani ist mir seit seiner Vorstellung im Gedächtnis geblieben, weshalb ich es nun endlich lesen wollte. Das Cover ist auf alle Fälle eine Eyecatcher und die Szene mit dem Kinderkarussell kommt auch im Roman kurz vor - Myriam hatte geplant mit ihren Kindern dorthin zu gehen, bevor sie sie tot bzw. leblos zu Hause gefunden hat... Die Autorin hat für ihren Roman ein sehr gutes und aktuelles Thema gewählt, das für mich auf alle Fälle mit Ausschlag gebend war, das Buch unbedingt lesen zu wollen. Wie Myriam und Paul geht es heutzutage vielen Eltern. Dass der Beruf für die Frau eine deutlich wichtigere Rolle einnimmt als früher. Auch wenn man sich wie Myriam auf die Zeit zu Hause mit den Kindern freut, früher oder später kommt die Ernüchterung, dass alles längst nicht so einfach ist, wie es scheint, dass man einfach wieder das Bedürfnis hat, alleine herumzulaufen, andere Gesprächsthemen als die Kinder haben will, dass man sich wieder eine andere Aufgabe wünscht, in der man neue Verantwortung übernehmen kann und nicht nur Mutter ist - ich kenne es aus eigener Erfahrung!

    Myriam erhält in dieser für sie schwierigen Phase ein Stellenangebot von ihrem ehemaligen Kommilitonen Pascal und geht völlig in ihrer neuen Aufgabe auf. In Louise finden sie eine Nanny wie aus dem Bilderbuch, auf die sie sich immer mehr verlassen, sich ihre Arbeitszeiten immer weiter ausdehnen und es schließlich Louise ist, die die Fäden der Familie in der Hand hält. Nach und nach lernt man Louise näher kennen. Ihre inzwischen erwachsene Tochter, ihren verstorbenen Ehemann und dessen Vermächtnis an sie, ihre Lebensverhältnisse, ihre Gefühle und Gedanken. Wie kann man einer fremden Frau in einem derartigen Ausmaß seine Familie anvertrauen? Für mich persönlich nicht denkbar, aber die Autorin hat einen Fall aufgezeigt, in dem es durchaus Realität sein kann. Es ist nachvollziehbar, warum Louise am Ende so gehandelt hat, was sie dazu getrieben hat. Es ist auch nachvollziehbar, warum Myriam und Paul sich nicht von Louise getrennt haben, nachdem es Differenzen gab, zu sehr waren sie in ihrer Situation verfahren, zu sehr hing Myriam in ihrem Beruf fest und brauchte dringend die Unterstützung. Ein Horrorszenario, das mich mit Sicherheit so schnell nicht loslassen wird. Denn selbst wenn man die Fäden nicht wie in dem hier geschilderten Ausmaß abgibt kann man sich nie sicher sein, bei wem die eigenen Kinder wirklich sicher sind...

    Der Roman lässt sich mit seinen 222 Seiten und großer angenehmer Schrift sehr schnell lesen und ließ sich mir deswegen nicht mehr aus der Hand legen. Generell hat mich der Schreibstil jedoch leider nicht ganz überzeugt, die Kapitel waren mir zu kurz und abgehakt, die Spannung und Intensität des Erzählstils zu wenig, als dass mir der Atem gestockt hätte. Man weiß vom ersten Kapitel an, wie die Geschichte endet und kann so nur nach und nach erahnen, warum Louise so gehandelt hat. Den tatsächlichen Auslöser erfährt man jedoch auch am Ende nicht so richtig. In meinen Augen hätte die Geschichte mehr Potential gehabt. Deswegen gibt es vier glänzende Sterne von mir.

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  • 5 Sterne

    6 von 11 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Readaholic, 24.08.2017

    Als Buch bewertet

    Beklemmende Tour de Force
    Das Buch beginnt mit einem Paukenschlag: zwei kleine Kinder wurden ermordet, offensichtlich von ihrem Kindermädchen. Nach diesem schockierenden Auftakt erfährt der Leser in Rückblenden Details über das Leben der Nanny, Louise, sowie des jungen Paares Myriam und Paul mit ihren Kindern Mila und Adam.
    Louise zu finden erscheint dem Ehepaar zunächst wie ein Segen. Die Nanny, die immer gepflegt und pünktlich ist, von den Kindern geliebt wird, der nie etwas zu viel ist und die zudem hervorragend kocht und die Wohnung in Schuss hält. Myriam und Paul werden von ihren Freunden um sie beneidet.
    Doch nach und nach erscheinen kleine Risse in der perfekten Fassade. Der Leser ahnt schon vor Myriam und Paul - spätestens bei der Schilderung des grausamen Versteckspiels, das Louise mit den Kindern spielt -, dass mit ihr etwas nicht stimmen kann. Paul, der eines Tages früher als sonst nach Hause kommt, erwischt Louise dabei, wie sie die kleine Mila wie eine Prostituierte geschminkt hat. Er ist entsetzt, doch es folgen keine Konsequenzen. Auch Myriam macht unangenehme Erfahrungen mit dem Kindermädchen, das sich mehr und mehr in ihrem Leben breitmacht, indem sie sogar manchmal die Nacht in der Wohnung verbringt.
    Alle warnenden inneren Stimmen werden ignoriert. Die Kinder lieben ihre Nanny, und für Paul und Myriam gehen die Bequemlichkeit sowie ihre Karrieren vor.
    Mit atemloser Spannung verfolgt man als Leser die unheilvolle Entwicklung, weiß man doch von Anfang an, in welcher Katastrophe sie enden wird.
    „Nun schlaf auch du“ ist ein faszinierendes Buch, das man kaum aus der Hand legen kann. Man taucht tief ein in die Welt der arbeitenden jungen Ehepaare, die ihre Karriere über alles andere stellen, und die diametral entgegengesetzte Welt der Kindermädchen aus aller Welt, die sich um die Kinder dieser Ehepaare kümmern und deren Sorgen ganz anderer Art sind. Die virtuose Erzählweise der Autorin sowie die hervorragende Übersetzung aus dem Französischen machen dieses Buch zu etwas ganz Besonderem.

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  • 5 Sterne

    4 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Wanderer of words, 09.10.2021

    Als Buch bewertet

    Bereits die ersten Sätze verraten das Ende der Geschichte: die beiden kleinen Kinder sind tot, sie wurden ermordet. Ein ganz wenig Unklarheit herrscht noch darüber, wer die Tat begangen hat, die zentrale Frage des Romans ist aber das Warum. Um das zu erzählen macht die Autorin nach dem brutalen ersten Kapitel einen Sprung zurück und erzählt wie Myriam und Paul ihre Nanny Louise kennenlernten, einstellten und immer mehr von ihr abhängig wurden. Auch Louises Vergangenheit findet nach und nach Platz in der Geschichte. Und so kann der Leser mitverfolgen, wie die Ereignisse ihren Lauf nehmen und schließlich im fatalen ersten Kapitel enden.

    Slimanis Roman ist kein Thriller. Das Buch erzählt von sozialem Elend, einem Leben das nicht wie geplant verlaufen ist und schleichender Perspektivlosigkeit. Die Handlung besteht oft aus Nebensächlichem, doch dort sind kleine Irritationen enthalten, Reaktionen und Worte, die den Leser stutzen lassen und andeuten, dass sich hinter der Fassade eines Menschen etwas versteckt. Die Steigerung des sich kümmernden und sorgenden Menschen bis zur krankhaften Besessenheit ist faszinierend und zugleich bedrückend zu beobachten.

    Fazit
    Slimanis Roman ist die Studie einer sich langsam anbahnenden Tragödie. Das ist spannend zu lesen, aber zugleich auch sehr belastend, so dass man sich vor der Lektüre überlegen sollte, ob man einen Roman über einen Mord an zwei kleinen Kindern lesen möchte.

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  • 4 Sterne

    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Simone H., 21.08.2017

    Als Buch bewertet

    Myriam und Paul sind verheiratet und leben mit ihren beiden Kindern Mila und Adam in Paris. Während sich Paul seinen Traum Produzent zu werden verwirklichen konnte, war seine Frau bei den Kindern zu Hause. Als sie den Wunsch äußert als fertige Rechtsanwältin zu arbeiten, beschließt das Paar eine Nanny für die Kinder zu suchen. Und fast scheint es, als hätten sie in Louise das perfekte Kindermädchen gefunden...

    Der Roman ist gut und flüssig zu lesen und in kurze Kapitel unterteilt. Auch die Sichtweisen wechseln zwischen verschiedenen Persönlichkeiten, was dem Erzählten mehr Tiefe verleiht. Die Sprache ist verständlich und an sich nicht schwer zu erfassen.

    Die Geschichte ist aber auf jeden Fall schockierend und nichts für zart besaitete. Gerade im Zusammenhang mit dem Unglück von Kindern ist es wohl nicht für jedermann geschrieben. Für mich persönlich war es gerade an der Grenze des Erträglichen. Dies gerade deshalb, weil die Autorin zum Glück nicht alles haarklein ausgeführt hat.

    Alles in allem handelt es sich um einen heftigen und beklemmenden Roman, der meiner Meinung nach sehr gelungen ist!

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  • 3 Sterne

    4 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    ele, 11.10.2017

    Als Buch bewertet

    Dann schlaf auch du, Roman von Leïla Slimani, 224 Seiten, erschienen im Luchterhand Literaturverlag.
    Beklemmendes Drama um den Tod zweier Kinder.
    Myriam und Paul, ein junges Paar, er Musikproduzent und sie Anwältin, haben zwei Kinder Mila und Adam, Myriam, die nach dem Studium sofort Mutter wurde und dann auch noch Adam bekam, fühlt sich als Hausfrau und Mutter überfordert und dabei doch nicht ausgelastet, eines Tages begegnet ihr ein Studienkollege und bietet ihr an, in seiner Kanzlei einzutreten. Die Eltern machen sich die Suche nach einem Kindermädchen nicht leicht, schließlich wird Louise eingestellt, die perfekte Nanny, sie ist eine Perle, die Kinder lieben sie, für Myriam und Paul wird sie unentbehrlich und so nimmt das Schicksal seinen Lauf.
    Das Buch ist im auktorialen Stil verfasst. Obwohl der Prolog mit dem Satz „Das Baby ist tot“ beginnt handelt es sich bei vorliegender Geschichte um keinen Kriminalroman. Slimani beschreibt in klaren Worten und in einem nüchternen geradezu abgeklärten Schreibstil, rückblickend, das Leben der Familie, bis es zu dieser schrecklichen Tat kommt. In der Erzählung sind immer wieder Kapitel dazwischen gestreut, in denen der Leser Näheres über Louises Privatleben erfährt, über ihre Tochter, die sich schon sehr bald von zu Hause abgesetzt hat, über ihren Mann der ein Stänkerer und Faulenzer war und ihre Armut, ihr Dahinvegetieren in einer klammen, schimmeligen Wohnung und die Probleme die die Schulden ihres Mannes verursachen.
    Nachdem ich die Leseprobe gelesen hatte, wollte ich dieses Buch auf jeden Fall haben, der Einstieg haut den Leser geradezu um und er will unbedingt wissen wie diese schreckliche Tat geschehen konnte. Leider lässt die Spannung im Lauf der Geschichte nach. An jeder Stelle des Buches dachte ich, wann kommt der Riss, ab wann zeichnet sich dieses schreckliche Ende ab, was ist der Auslöser, ja der Grund warum Louise derart ausrastet? Leider habe ich auf meine Fragen keine richtige Erklärung gefunden. Ich konnte mit keiner der Charaktere im Buch so richtig warm werden, Myriam, der ihre Karriere wichtiger war als ihre Kinder? Paul, den die Erziehung der Kleinen oder das Gefühlsleben seiner Frau kaum interessiert? Letztendlich Louise, die Täterin, die durchgeknallte Nanny, so perfekt wie sie den Haushalt der Familie führt, wie sie sofort Bezug zu den Kindern aufbaut, wie sie sich in der Familie als moderne Mary Poppins erweist, eigentlich kann ich nicht nachvollziehen wieso sie ihr Privatleben nicht auf die Reihe kriegt. Nach dem Tod ihres Mannes, ignoriert sie sämtliche Briefe und Mahnungen die bei ihr eintreffen. Ihre Einzimmerwohnung ist ein mieses Loch. Da frage ich mich, was Louise mit dem Geld für ihren Job getan hat? Ihre Schulden und ihre Wohnung hat sie damit wohl nicht bezahlt. Essen konnte sie mit den Kindern, sogar in den Sommerurlaub durfte sie mit. Und dennoch hat sie mit ihrem „letzten Geld“, Mila ein Eis gekauft. Die Hilfe die ihr Paul angeboten hat, hat sie auch abgelehnt. Da ist der Roman für mich ein wenig undurchsichtig, dort habe ich keinen Zugang gefunden, nichtsdestotrotz habe ich das Buch an einem Nachmittag durchgelesen. Am Ende hätte ich gerne noch gewusst, wie das Leben der Figuren weitergeht, wie Louise bestraft wird. Insgesamt von mir gutgemeinte 3 Sterne.

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  • 3 Sterne

    6 von 11 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    CanYouSeeMe, 15.09.2017

    Als Buch bewertet

    ‚Dann schlaf auch du‘ der französischen Autorin Leïla Slimani besticht durch einen sehr klaren, nüchternen Schreibstil. Diese sprachliche Nüchternheit steht in einem schönen Kontrast zu den Handlungen der Personen.
    Das Buch beginnt mit dem Ende. Solche Vorwegnahmen der Geschehnisse mag ich in der Regel nicht, ich arbeite gern auf das Ende hin. Dennoch stellte sich nach den ersten Seiten unweigerlich die Frage nach dem „Warum?“. In der Hoffnung auf eine Antwort habe ich das Buch gespannt begonnen.
    Die Charaktere wirkten auf mich allesamt etwas fahl, sie waren durchweg eindimensional aber aus irgendeinem Grund hat die Autorin es geschafft sie dennoch einigermaßen lebensnah wirken zu lassen. Die Perspektive ändert von Zeit zu Zeit ihren Fokus, so dass man die Geschehnisse sowohl aus der Sicht von Louise als auch von Paul und Myriam sieht. Einige Kapitel sind auch Nebencharakteren gewidmet.

    [ACHTUNG: SPOILER]

    Die Handlung ist für mein Dafürhalten eher schleppend in Gang gekommen. Nach dem starken Beginn hat die Spannung enorm abgenommen, nur langsam konnte sie wieder ansteigen. Als Leser merkt man schnell, wie sehr Louise sich im Leben von Myriam und Paul einnistet. Die Handlung lebt von der ruhigen Art, in der sie geschildert wird, das Ungute Gefühl schleicht sich nach und nach ein. Ich habe mich dauernd gefragt, warm Myriam und Paul nichts unternehmen, als sie gemerkt haben, wie sehr Louise ihr Leben dominiert. Die Frage nach dem endgültigem „Warum?“ bleibt leider unbeantwortet. Wie einiges andere auch.

    [SPOILER ENDE]

    Insgesamt bin ich von dem Buch doch eher enttäuscht, ich habe weitaus mehr erwartet. Die Story hat unendlich viel Potential, das meiner Meinung nach nicht völlig ausgeschöpft wurde.

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  • 4 Sterne

    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Dora, 04.09.2017

    Als Buch bewertet

    Beklemmend...

    „Das Baby ist tot.“

    Mit diesem grausamen Satz beginnt das Buch bzw. die Geschichte um Miriam und Paul und deren Kinder Mia und Adam… und natürlich deren „Nounou“ Louise…

    Miriam und Paul sind junge Eltern und während sich Paul um seine Arbeit kümmert, bleibt Miriam mit den Kindern zuhause. Bald jedoch stellt sich der Alltag ein und Miriam möchte wieder in ihrem Job als Anwältin arbeiten. So suchen sie eine Nanny und werden in der 50jährigen Louise fündig. Sie scheint das perfekte Kindermädchen zu sein, das neben der Kinderbetreuung noch allerhand weitere Dinge im Haushalt übernimmt. Und so schleicht sich Louise immer mehr in die Familie und wird immer unentbehrlicher für sie, ohne das Paul und Miriam etwas davon ahnen.

    Wir wissen wie die Geschichte endet, das sagt uns bereits der erste Satz des Buches. Und trotzdem hofft man irgendwie, dass sich alles doch noch irgendwie zum Guten wendet… Der nüchterne Schreibstil von Slimani lässt die Geschichte in meinen Augen noch beklemmender erscheinen als diese es ohnehin schon ist. Wir begleiten Louise in aktuellen Situationen, aber auch in ihrer Vergangenheit und erfahren so, wie aus der liebenswürdigen Nanny eine kaltblütige Mörderin wird (Kein Spoiler, steht ebenfalls am Buchanfang).

    Doch ist Louise wirklich so kaltblütig oder nur ein Opfer dieser Gesellschaft? Das muss jeder für sich selbst herausfinden. Eine absolut lesenswerte, wenn auch traurige Geschichte, die ich vielleicht niemandem ans Herz legen würde, der gerade seine Kinder in die Obhut anderer (fremder) Menschen gibt…

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sarah S., 17.10.2017

    Als Buch bewertet

    Mir hat das Buch so gut gefallen, das ich es an einem Tag durchgelesen habe.
    Direkt am Anfang erfährt man theoretisch schon das Ende, dies hat mich aber keinster weiße gestört, die Spannung blieb trotzdem erhalten, denn man möchte ja erfahren, wie es zu diesem schicksalhaften schlimmen Mord der Kinder gekommen ist.
    Ich konnte mich sehr gut in die Geschichte hineinversetzen und sie hatte auf jeden Fall was glaubwürdiges.

    In der heutigen Gesellschaft, möchten Mann und Frau arbeiten, dafür brauchen sie natürlich das perfekte Kindermädchen und das hatten sie auf jeden Fall gefunden. Eine Frau die mit den Kindern gut zurecht kommt und Spaß hat und dann noch nebenbei das Haushalt perfekt meistert, wer träumt nicht davon.

    Ich kann dieses Buch wirklich mit ruhigem Gewissen weiterempfehlen.

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  • 2 Sterne

    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    RES, 26.08.2017

    Als Buch bewertet

    Außergewöhnliche Idee und Inhaltsangabe, die sehr neugierig machen.
    Leider ist die Umsetzung in meinen Augen alles andere als gelungen - das Buch hat 220 Seiten und wurde langweilig aufgezogen. Louise ist eine in meinen Augen dumme Person, sie wird einfach als dumm dargestellt. Man kann nur den Kopf schütteln, wieso ein Autor so einen Charakter wählt.
    Leider enttäuschend.

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  • 5 Sterne

    5 von 10 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    anushka, 12.11.2017

    Als Buch bewertet

    Die Servicegesellschaft und ihre Schattenseiten

    Myriam fühlt sich allein mit der Mutterrolle nicht ausgefüllt. Also beschließen ihr Mann und sie, dass sie wieder arbeiten gehen soll, auch wenn ihr ganzes Einkommen dann für die Einstellung einer Nanny "draufgeht". Und Myriam und Paul, ein Paar der Pariser oberen Mittelschicht, haben hohe Ansprüche. Die Dinge müssen genau nach ihren modernen Vorstellungen geschehen. Mit Louise scheinen sie einen Glücksgriff gemacht zu haben. Sie ist alleinstehend und das eigene Kind längst aus dem Haus. Sie ist quasi rund um die Uhr verfügbar und übernimmt schleichend auch im Haushalt immer mehr Aufgaben. Doch sie macht sich auch zunehmend unentbehrlich und schleicht sich in die Familie ein. Und dann passiert das Unfassbare, der Alptraum jeder Eltern ...

    Das Buch eröffnet bereits mit der Tragödie: Myriam kommt heim und findet ihre Kinder schwerverletzt vor. Keines ihrer Kinder wird überleben. Schon auf den ersten Blick wird klar: Louise ist die Täterin. Doch wie konnte es dazu kommen? Das rollt das Buch nach und nach auf, obwohl nie eine abschließende konkrete Erklärung präsentiert wird. Doch das Buch zeichnet die Situation aller Beteiligter Stück für Stück nach und man erfährt, wie es zur Eskalation kommt. Dabei wird deutlich, dass Myriam und Paul ihre Nanny kaum je als individuellen Menschen betrachten, sondern oft nur als Dienstleisterin. Sie geben vor Freunden mit ihr an als wäre sie ein Besitz und wissen gleichzeitig nichts über Louises Leben oder ihre Lebensumstände, bemerken ihre Einsamkeit nicht, ihr Bedürfnis nach Gebrauchtwerden oder ihre finanziellen Sorgen. Das Buch ist an vielen Stellen unangenehm, greift es doch so lebensnah gängige Situationen auf, die sich vielen Familien heutzutage stellen. Es erschüttert, wenn es aufzeigt, wie sich die heutige Gesellschaft entwickelt und dass die westlichen Ländern wieder eine Art feudaler Gesellschaftssysteme aufbauen. Louise hat sich ausschließlich an den Bedürfnissen der Arbeitgeber zu orientieren. Sie wird sogar in den Urlaub mitgenommen, um dort die Kinder zu hüten, denn was anderes sollte sie schon vorhaben? Dabei lebt sie gleichzeitig in der prekären Lage von Niedriglohnangestellten. Sie weiß, dass mit zunehmendem Alter der Kinder ihre Stelle verzichtbar wird, hat gleichzeitig aber so wenig verdient, dass sie nicht vorsorgen kann. Hinzu kommt aber auch Louises ganz eigene, mitunter labile, Persönlichkeit. Sie kauft den Kindern unterwegs ein Eis oder etwas anderes, wagt aber nicht, den Eltern das Geld in Rechnung zu stellen und diese kommen von selbst nicht darauf. Und so wird Louises Zwangslage immer größer und ihre Situation immer verfahrener.
    Dieses Buch ist ein eindringliches Plädoyer dafür, darüber nachzudenken, dass Angestellte auch ein eigenes Leben und eigene Sorgen haben; dass sie möglicherweise, oder eigentlich meistens, keinesfalls so gut situiert sind wie ihre Arbeitgeber und somit stark abhängig sind.

    "Dann schlaf auch du" ist erschütternd und rüttelt auf. Nicht zuletzt auch deswegen, weil es auf einem realen Fall basiert. Ort, Figuren und Erklärungen sind jedoch fiktiv, aber sehr realistsch und berührend. Die Psychogramme vor allem der Mutter und der Nanny sind intensiv und sehr gelungen. Die Autorin kann den Spannungsbogen sehr gut aufbauen, obwohl das eigentlich tragische Ereignis schon auf den ersten Seiten geschildert wird. Das Buch ist gleichzeitig aber auch eine eingängige Gesellschaftskritik der heutigen westlichen Industrienationen, deren Anforderungen kaum noch erfüllbar sind und so zu moralischen und emotionalen Konflikten und Belastungen führen. Die eben auch in Tragödien enden können.

    Abgesehen von der Gesellschaftskritik ist das Buch aber auch ansonsten gelungen und auch lesenswert für alle, die "einfach nur" einen spannenden, berührenden und erschütternden Roman über ein Familiendrama lesen möchten.

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  • 5 Sterne

    3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    yellowdog, 20.08.2017

    Als Buch bewertet

    sprachliches Meisterwerk

    Dieses Buch ist kein Thriller, dennoch habe ich es mit großen Interesse und Spannung gelesen. Es gibt zwar die Morde, aber kein Krimielement. Die Täterin ist von Anfang an klar, nicht jedoch ihr Motiv.
    Der Mord an zwei kleinen Kindern durch ihre Nanny, die ihre engste Vertraute war, ist mehr als schrecklich.
    Ich muss gestehen, der letzte Auslöser für die Bluttat erschließt sich mir auch nach Ende des Romans nicht, da das Verhältnis zwischen den Kindern und ihrer Mörderin so eng war. Das wurde so intensiv geschildert wie auch die Persönlichkeiten der Kinder gut herausgearbeitet wurden. Das schafft nicht jede Autorin.

    Das Thema bleibt brisant. Man kann kein Verständnis für die Tat des Kindermädchens Louise haben, wobei immerhin ihre schwierige Lebenssituation erklärt wird.

    Ich schätze an dem Buch, dass die Autorin ihre Figuren nicht denunziert. Auch die Eltern der Kinder, ein Paar aus der Mittelschicht, werden nicht einseitig dargestellt. Myriam und Paul sind ein normales Paar. Das Myriam nach der Geburt des zweiten Kindes wieder arbeiten muss, kann ich verstehen, auch wie sie zwischen Beruf und Mutterrolle etwas zerrissen ist. Ein Kindermädchen wie Louise, auf die sich die Kinder gleich einlassen und die auch noch putzt und kocht, ist ein Segen für die Kleinfamilie.
    Aber man versteht, wie es zu gegenseitigen Abhängigkeiten kommen kann und das Louise trotz der Nähe letztlich als eigene Persönlichkeit außen vor bleibt. Das ist ein Problem, vor denen viele Eltern stehen.
    Mich wunderte aber, dass das Paar nach dem Mord nicht mehr im Fokus stand. Es wird nahezu ausschließlich die Zeit nach der Einstellung von Louise bis zum Zeitpunkt der Morde gezeigt.

    Man muss auch noch den Stil der Autorin erwähnen, der einen speziellen Ton erzeugt, ein eigener Sound. Bei dem schweren Thema nutzt die Autorin eine leichte Sprache, die sie aber sehr sorgfältig und genau ausführt. Das Buch ist nicht schwierig zu lesen, aber es ist doch anspruchsvolle Literatur.
    Ich war davon ziemlich beeindruckt und würde gerne weitere Bücher von Leila Slimani lesen. Mal sehen, was in Zukunft von ihr noch erscheinen wird.

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  • 5 Sterne

    6 von 12 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Diamondgirl, 02.09.2017

    Als Buch bewertet

    Chronologie eines menschlichen Absturzes

    Das Buch beginnt mit der Tötung zweier Kinder durch ihr Kindermädchen. Im weiteren Verlauf wird geschildert, wie sich das Drama entwickeln konnte.
    Die Mutter der Kinder bekommt die Chance zum Wiedereinstieg in ihren Beruf als Rechtsanwältin (der Vater arbeitet als Musikproduzent) geboten und ergreift diese. Da beide Eltern berufstätig sein wollen und die Kinder noch sehr klein sind ergibt sich der Wunsch nach einem Kindermädchen. Nach einigen mehr oder weniger erfolgreichen Versuchen finden sie Louise. Scheinbar ein Traum - zu schön um wahr zu sein! Louise betreut nicht nur die Kinder, sondern wird so etwas wie die gute Seele des Haushalts, während die Eltern sich jeder für sich beruflich "entfalten".
    Der Rest des Buchs beschreibt den Weg bis zur Eskalation. Steinchen für Steinchen wird aus der (fast) perfekten Mauer entfernt, die Louise umgibt. Beleuchtet wird dabei nicht nur das frühere Leben von Louise, sondern auch ihr Weg in die absolute Einsamkeit. Wenn man das Buch liest, sind auch im Vorfeld schon deutliche Risse erkennbar, die teils aus Bequemlichkeit, teils aus Unachtsamkeit ihrer Mitmenschen nicht zur Kenntnis genommen werden. Dadurch, dass man schon von Anfang an weiß, worauf es hinausläuft, erkennt man die Zeichen wahrscheinlich wesentlich besser.

    Leila Slimani fügt in einem meiner Meinung nach sehr sensiblen und berührenden Schreibstil die einzelnen Schritte bis zu der Tötung der Kinder mosaikartig zusammen. Ein Buch das nachhaltig beeindruckt und m. E. auch so verstanden werden kann, dass mehr Aufmerksamkeit und Mitmenschlichkeit im täglichen Leben durchaus eine gute Idee sind - nicht nur, wenn es solche Taten zu verhindern gilt.
    Der Schreibstil ist sehr gut zu lesen, wenn auch nicht herausragend. Aber in dieser Hinsicht bin ich zugegebenermaßen in letzter Zeit etwas verwöhnt worden.
    Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung! Nur einen Krimi oder gar Thriller darf man hier nicht erwarten, nur weil 2 Kinder ermordet wurden.

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  • 4 Sterne

    4 von 8 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Bibliomarie, 29.08.2017

    Als Buch bewertet

    Myriam und Paul sind ein Elternpaar wie aus dem Bilderbuch. Die Kinder waren Wunschkinder, aber der Alltag holt die Familie ein. Myriam fühlt sich allein in der Mutterrolle unterfordert und als sie ein attraktives Angebot ihrer Kanzlei erhält, wird der Wunsch wieder als Anwältin zu arbeiten übermächtig. Auch Paul steht vor einem Karrieresprung. Sie entscheiden sich, eine Nanny ins Haus zu holen.
    Die Entscheidung wird sorgfältig abgewogen, sie wählen mit Louise eine Frau aus, die sympathisch und verantwortungsvoll erscheint. Die Nounou, wie sie genannt wird, nimmt ganz allmählich die Fäden in die Hand.
    Das Buch beginnt mit einem Paukenschlag, die Kinder sind tot. Erst nach und nach wird in wechselnden Perspektiven von Myriam und Louise und in kleinen Rückblenden, das Ausmaß des Dramas sichtbar. War es vorhersehbar? Da ich als Leserin gleich zu Beginn mit dem Tod der Kinder konfrontiert werde, sind mir die feinen Risse in Louises Leben sichtbar. Wie sie allmählich in die Familie drängt und ihre Regeln festlegt. Wie Myriam und Paul ihr Missbehagen zwar wahrnehmen aber nicht aussprechen wollen, um die Versorgung der Kinder nicht zu gefährden – und vor allem auch ihre berufliche Situation nicht zu ändern. Wie weit sie auch Louise entgegenkommen, der Abstand bleibt. Louise selbst fühlt sich ausgeschlossen, eine Angestellte, die sich in ihre innere Einsamkeit zurückzieht, ihr Verhalten lässt sich nicht ignorieren, weist allmählich bedrohliche Züge auf, doch die Eltern schweigen. Zu bequem ist die Rundumversorgung, zu wichtig ihr berufliches Fortkommen. Die Frage nach der Vereinbarkeit von Elternschaft und Karriere, von Emanzipation und gesellschaftlichen Erwartungen stehen im Raum.
    Die Atmosphäre, die dieses Buch durchzieht, lässt mich frösteln, ein Psychodrama, das mir einen Schauer nach dem anderen über den Rücken jagt. So subtil, so fein beobachtet, wie die Autorin dieses Drama beschreibt, die Hauptfiguren entwickelt und die Unausweichlichkeit der Tat angekündigt, kann kein Thriller mithalten.
    Die Autorin wurde in Frankreich mit dem berühmten Prix Goncourt ausgezeichnet. Eine sehr gute Entscheidung der Jury.

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