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  • 5 Sterne

    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    dj79, 05.06.2018 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Nirgends richtig zu Hause

    „Häuser aus Sand“ ist eine politische Geschichte, die die wohlhabende Palästinensische Familie Yacoub bei ihrer Flucht vor dem Krieg über Generationen hinweg begleitet. Ausgehend von ihrer Heimat Jaffa müssen die Yacoubs zunächst nach Nablus, dann nach Kuwait und nach Amman in Jordanien fliehen. Ab der 3. Generation leben Teile der Familie sogar in Paris und Boston. Da die Familie finanziell gut betucht ist, ist die Flucht jedoch eher mit einem Umzug oder mit einem Weiterziehen vergleichbar. Ein neues Haus, neue Einrichtungsgegenstände werden angeschafft. Neue Hausmädchen werden eingestellt. Das Leben geht weiter.

    Obwohl arabisch gesprochen wird, werden die Yacoubs auch an ihren Wohnorten im Nahen Osten aufgrund ihres „Dialekts“ als Fremde identifiziert und entsprechend behandelt. Deshalb fällt es ihnen schwer, richtig Fuß zu fassen. Durch ihr dauerhaftes Leben im Ausland nehmen sich die Yacoubs auch den jeweiligen Lebensstil im Land an. Schleichend und unbemerkt verändern sich die Yacoubs in ihrem Habitus. Somit weichen die späteren Generationen so stark von ihren Landsleuten ab, dass sie auch in Palästina als Fremde empfunden werden.

    Als gesellschaftskritische Betrachtung setzt sich „Häuser aus Sand“ über die Flucht hinaus mit der Veränderung der Haltung der Muslime im Glauben und dem Einfluss der westlichen Welt auf den „Erziehungserfolg“ bei den Kindern auseinander. Auch fernab von der europäischen Kultur findet dem entsprechend eine Verrohung der Gesellschaft statt, wenn auch das Ausmaß ein anderes ist.

    Alia ist als die Jüngste der 2. Generation das Familienmitglied, das die gesamte Geschichte miterlebt. Während ihrer aufmüpfigen Kindheit als Nesthäkchen hat sie ihrer Familie einigen Kummer bereitet. Deshalb mochte ich sie als Kind nicht so gern. Nach ihrer Hochzeit mit Atef ist ihr Leben von heftigen Turbulenzen gekennzeichnet. Dennoch hält Alia immer die Familie zusammen. Sie erträgt ihr schwieriges Schicksal ohne sich zu beklagen, versucht das Beste daraus zu machen. Dafür habe ich Alia dann bewundert.

    An dem Roman hat mir der Blick hinter die Kulissen der Palästinensischen Familie besonders gut gefallen. Man erkennt, was man eigentlich weiß, was allerdings die mediale Berichterstattung vollständig ausblendet, nämlich dass auch Palästinenser oder dass auch Muslime neben dem politischen Konflikt ganz normale Problemchen wie eine krumme Nase oder Übergewicht haben. Als weiterer Pluspunkt verleihen die eingestreuten arabischen Worte dem Roman zusätzlich Authentizität.
    Durch das Beschränken der Geschichte auf die wichtigsten Stationen der Familie mit mehrjährigen Lücken dazwischen und durch spontane Gedankensprünge und Rückblicke wird die Aufmerksamkeit des Lesers stark beansprucht. Auch wenn mir dieser Erzählstil gefallen hat, könnte ich mir vorstellen, dass er nicht jedermanns Sache ist.

    Fazit: Empfehlung an alle, die auch beim Lesen gern eine Herausforderung annehmen.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Beate S., 20.07.2018 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Palästinensische Lebenslinien

    Die palästinensisch-amerikanische Autorin Hala Alyan hat mit ihrem Buch „Häuser aus Sand“ einen Generationenroman mit Fokus auf den Frauen der Familie Jakoub geschrieben, der sich mit der Heimatlosigkeit und der Sehnsucht nach Frieden und Geborgenheit auseinandersetzt

    Wie Sand zwischen den Fingern verrinnen und vergehen die Häuser der Familie, die über mehrere Generationen auf der Flucht vor Krieg und Gewalt ist. Beginnend mit Vertreibung und Fluch vom angestammten Familienbesitz mit Orangenplantage aus Jaffa am Mittelmeer 1948 führt der Weg über Nablus im Westjordanland, nach Kuweit-Stadt und Ammam in Jordanien bis nach Beirut im Libanon, ständig begleitet von Krieg, Angst und Verlust.
    Alia, deren Lebensweg man im Roman verfolgt, kann sich an die Schönheit Jaffas im Gegensatz zu ihrer Mutter nicht mehr erinnern. Sie war 3 Jahre alt, als die Israelis die Stadt einnahmen und die Familie vertrieben wurde. Nablus ist ihre wahre Heimat, hier wächst sie auf, lebt im Glück mit ihrem Ehemann Atef, umgeben von ihrer Familie. Bis der von der arabischen Allianz gegen Israel verlorene Sechstage-Krieg 1967 die Familie zur erneuten Flucht zwingt, nach Kuweit-Stadt in die sengende Hitze bzw. nach Ammam in Jordanien. Wie zuvor ihre Mutter fühlt sich Alia in Kuweit unwohl, fremd und heimatlos. Sie lebt wie eine Gefangene mit einem kleinen Lichtblick auf den Sommer jedes Jahr, den sie bei ihrer Familie in Ammam verbringt. Auch Kuweit wird vom Krieg mit dem Irak überrollt, 1990 verlässt Alia mit ihrer Familie das Land, das nächste Haus steht in Ammam, viel kleiner als alle vorherigen, weil die finanziellen Verluste bei der Flucht groß waren. Die letzte Lebensstation von Alia ist die Sommerwohnung in Beirut, auch hier wieder umgeben von Krieg und Bombardement im Juli 2006.
    Die Kinder und Enkelkinder streuen sich im Laufe der Jahre in viele Richtungen, nach Paris, Boston, New York, widerspenstig gegen dem Festhalten an Tradition und Heimatverbundenheit in ihrer Jugend, begreifend und Halt suchend in späteren Jahren. Manar, Alias Enkelin, reist 2014 ins alte Palästina, von Jerusalem aus verfolgt sie ihre Wurzeln in Jaffa, Nablus und anderen Städten, füllt ihre Taschen mit Erde und sucht ein Gefühl für die alte Heimat ihrer Familie.

    Die Geschichte hangelt sich an Kriegs-Ereignissen entlang, die letztlich die Hoffnung einer Palästinensische Familie auf Rückkehr in ihre alte Heimat zerstören. Auch wenn nur Alias Mutter Salma jemals in Palästina gelebt hat ist das Leben der Familie über mehrere Generationen davon geprägt, einen Ort für sich zu finden, an dem es Hoffnung, Sicherheit und eine Heimat gibt. Und auch wenn sich alle an den neuen Orten, in den neuen Häusern, mit dem Alltag irgendwie arrangieren, so bleiben sie doch Flüchtlinge in einem fremden Land.
    Die Familie Jakoub ist reich, und trotz vieler Verluste gelingt es an jedem neuen Ort, ein neues Haus zu erwerben und ein kleines Reich aufzubauen, ihre Existenz neu zu ordnen, Bedienstete einzustellen und ein augenscheinlich recht bequemes Leben zu leben - auf Zeit, bis zur nächsten Flucht.

    Das Buch ist interessant und sehr angenehm zu lesen, trotz der schwierigen Problematik, die darin behandelt wird. Es ist ein in meinen Augen typisches Frauen-Buch mit bewusstem Blick auf den Frauen der Familie, ihren Stärken und auch ihren Schwächen.
    Mir hätte ein bisschen mehr Fokus auf politischen Hintergründen besser gefallen, aber das ist eindeutig Geschmacksache. Zumal man mit dem üblichen geschichtlichen Hintergrundwissen anhand von Jahreszahlen und Orten ganz klar zuordnen kann, welche Kriege und Konflikte im Buch erwähnt sind, ohne nachschlagen zu müssen.

    Die Autorin hat sich für den Weg einer reichen palästinensische Familie entschieden, und obwohl mich auch der Weg ärmerer Palästinenser sehr interessiert, akzeptiere ich natürlich ihren Schwerpunkt. Ein bisschen gefehlt hat mir der Konflikt zwischen Tradition und Moderne, der durchaus am Rande erwähnt wird und gerade bei einem Roman über arabische Frauen mehrerer Generationen in meinen Augen wichtig ist. Hier scheint jedoch die Toleranz innerhalb der Familie groß zu sein, zumindest möchte mir die Autorin das glauben machen.
    Es gibt für mich einiges anderes, was das Buch an Konflikten vermissen lässt und wie glattgebügelt wirkt, zum Beispiel die Normalität der Bediensteten, die in fernen Ländern Kinder haben und sie maximal einmal im Jahr sehen können. Ganz kurz hat eines der Mädchen von Alia damit ein kleines Problem am Rande, mehr jedoch nicht.

    Insgesamt ist „Häuser aus Sand“ ein Buch, das viel Konfliktpotenzial bietet und bei entsprechendem Fokus meine rückhaltlose Begeisterung bekommen hätte. So ist es für mich ein sehr gut zu lesender und spannender Familienroman mit interessantem historischen Hintergrund, aber auch ein ganz klein wenig zu seicht für meinen Geschmack.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Philo, 14.06.2018 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Der Titel verheißt schon das Wechselvolle im Leben. Häuser aus Sand sind nicht für die Ewigkeit gebaut und bieten keine Sicherheit für ein ganzes Leben. Die Autorin beschreibt das Leben der palästinensischen Familie Yacoub, die wegen der Unruhen im Nahen Osten immer wieder ihre Häuser verlassen muß, um andernorts einen Neuanfang zu wagen. Die Geschichte erstreckt sich über mehrere Generationen, was das Buch so interessant und spannend macht. Während die älteren an ihren Traditionen und Gewohnheiten festhalten wollen, streben die Jüngeren nach Fortschritt und Weiterentwicklung. Sie verlassen ihre Heimat und leben in Paris, Beirut oder Los Angeles.

    Das Buch widmet seinen Protagonisten jeweils ein eigenes Kapitel, wodurch der Leser sich mit allen Personen auseinandersetzen kann. Allen voran die Mutter, Salma, die mit ihem Mann und ihren drei Kindern nach der Flucht aus Jaffa in Nablus ein neues zu Hause findet. Hier bereitet sie die Hochzeit ihrer jüngsten Tochter Alia mit Atef vor, die beide zum Leidwesen von Alia nach Kuwait ziehen werden. Alia ist streng und manchmal unnachgiebig bei der Erziehung ihrer drei Kinder, während Atef ein stiller, gerechter und ausgleichender Mann ist. Die Kinder wenden sich mit Problemen lieber an den Vater. Eigentlich ist das Buch eine ganz normale Familiengeschichte, die über einen Zeitraum von 50 Jahren erzählt wird. Vor dem Hintergrund der Konflikte im Nahen Osten werden dem Leser aber die Schwierigkeiten der Menschen dort vor Augen geführt und ich habe viel gelernt über das Leben der Menschen in Palästina und Israel, über ihre Ängste und ihren Überlebenskampf. Vieles hatte ich bis dahin so nicht gewußt. Die Autorin hat in wunderbarer Weise ein zeitgemäßes Buch geschrieben. Ich bin froh, daß ich es gelesen habe.

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Inge H., 05.06.2018

    Als eBook bewertet

    Häuser aus Sand ist eine palästinensische Familiengeschichte über mehrere Generationen.
    Salma musste vor Jahren ihre Heimat Jaffa verlassen, jetzt lebt sie in Nablus. Aber auch von hier werden sie vertrieben und das neue Zuhause ist Assam. Für sie war Jaffa das Paradies. Ihren Sohn Mustafa verliert sie im Sechstagekrieg.

    Ihre Tochter Alia zieht mit ihrem Mann Atef nach Kuwait, sie hasst Kuwait und sehnt sich nach Nablus.
    Dann kommen Alias Kinder Souad, Riham und Karam. Denn auch in Kuwait bricht alles zusammen und es geht weiter nach Amman. Nur Riham bleibt in der Nähe der Eltern und ihr Sohn Abdullah macht ihr Sorgen. Alias Enkel sind der nächsten Mitglieder, mit anderen Problemen.
    Die Schicksale aller Personen sind voller Emotionen und die Geschichte wird aus der Sicht verschiedener Perspektiven geschildert.

    Die Autorin Hala Alyan versteht es alle Probleme miteinander zu verbinden. Der Schreibstil ist lebendig, fesselnd und stimmungsvoll.
    Der Roman zeigt den Nahostkonflikt und gleichzeitig den Generationenkonflikt. Eine tiefgründige Geschichte mit viel Potential. Ich habe dieses Buch mit viel Interesse gelesen und kann es empfehlen..

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  • 5 Sterne

    12 von 15 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    dj79, 05.06.2018

    Als Buch bewertet

    Nirgends richtig zu Hause

    „Häuser aus Sand“ ist eine politische Geschichte, die die wohlhabende Palästinensische Familie Yacoub bei ihrer Flucht vor dem Krieg über Generationen hinweg begleitet. Ausgehend von ihrer Heimat Jaffa müssen die Yacoubs zunächst nach Nablus, dann nach Kuwait und nach Amman in Jordanien fliehen. Ab der 3. Generation leben Teile der Familie sogar in Paris und Boston. Da die Familie finanziell gut betucht ist, ist die Flucht jedoch eher mit einem Umzug oder mit einem Weiterziehen vergleichbar. Ein neues Haus, neue Einrichtungsgegenstände werden angeschafft. Neue Hausmädchen werden eingestellt. Das Leben geht weiter.

    Obwohl arabisch gesprochen wird, werden die Yacoubs auch an ihren Wohnorten im Nahen Osten aufgrund ihres „Dialekts“ als Fremde identifiziert und entsprechend behandelt. Deshalb fällt es ihnen schwer, richtig Fuß zu fassen. Durch ihr dauerhaftes Leben im Ausland nehmen sich die Yacoubs auch den jeweiligen Lebensstil im Land an. Schleichend und unbemerkt verändern sich die Yacoubs in ihrem Habitus. Somit weichen die späteren Generationen so stark von ihren Landsleuten ab, dass sie auch in Palästina als Fremde empfunden werden.

    Als gesellschaftskritische Betrachtung setzt sich „Häuser aus Sand“ über die Flucht hinaus mit der Veränderung der Haltung der Muslime im Glauben und dem Einfluss der westlichen Welt auf den „Erziehungserfolg“ bei den Kindern auseinander. Auch fernab von der europäischen Kultur findet dem entsprechend eine Verrohung der Gesellschaft statt, wenn auch das Ausmaß ein anderes ist.

    Alia ist als die Jüngste der 2. Generation das Familienmitglied, das die gesamte Geschichte miterlebt. Während ihrer aufmüpfigen Kindheit als Nesthäkchen hat sie ihrer Familie einigen Kummer bereitet. Deshalb mochte ich sie als Kind nicht so gern. Nach ihrer Hochzeit mit Atef ist ihr Leben von heftigen Turbulenzen gekennzeichnet. Dennoch hält Alia immer die Familie zusammen. Sie erträgt ihr schwieriges Schicksal ohne sich zu beklagen, versucht das Beste daraus zu machen. Dafür habe ich Alia dann bewundert.

    An dem Roman hat mir der Blick hinter die Kulissen der Palästinensischen Familie besonders gut gefallen. Man erkennt, was man eigentlich weiß, was allerdings die mediale Berichterstattung vollständig ausblendet, nämlich dass auch Palästinenser oder dass auch Muslime neben dem politischen Konflikt ganz normale Problemchen wie eine krumme Nase oder Übergewicht haben. Als weiterer Pluspunkt verleihen die eingestreuten arabischen Worte dem Roman zusätzlich Authentizität.
    Durch das Beschränken der Geschichte auf die wichtigsten Stationen der Familie mit mehrjährigen Lücken dazwischen und durch spontane Gedankensprünge und Rückblicke wird die Aufmerksamkeit des Lesers stark beansprucht. Auch wenn mir dieser Erzählstil gefallen hat, könnte ich mir vorstellen, dass er nicht jedermanns Sache ist.

    Fazit: Empfehlung an alle, die auch beim Lesen gern eine Herausforderung annehmen.

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  • 3 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Langeweile, 26.05.2018

    Als Buch bewertet

    Im Mittelpunkt des Romans steht die Familie Yakoub, deren Geschichte in Nablus im Jahre 1963 beginnt und sich über mehrere Generationen bis ins Jahr 2014 fortsetzt.
    Salma , die Patriarchin der Familie, hat bereits einmal ihre Heimat verlassen müssen und kann sich nur schlecht mit ihrem neuen Zuhause anfreunden.
    Sie beherrscht die Kunst des Kaffeesatzlesens und sieht, dass ihrer Tochter ein ähnliches Schicksal bevorsteht, was sie jedoch verschweigt.
    Salma muss mehrere Schicksalsschläge verkraften, ihr Sohn stirbt im Sechstagekrieg ,ihre TochterAlia flieht nach Kuwait,wo sie sich auch niemals heimisch fühlt.

    Die Geschichte wird in mehreren Kapiteln, jedenfalls aus der Sicht eines Protagonisten erzählt, wodurch man sich gut in die einzelnen Personen hineinversetzen konnte.
    Wie ein roter Faden zieht sich die innere Zerrissenheit der verschiedenen Protagonisten durch das gesamte Buch. Zwar genießen sie einige Privilegien, die jedoch nicht über die innere Leere hinwegtäuschen können.
    Obwohl mir der Schreibstil größtenteils gut gefiel, fehlte es mir an Informationen über den geschichtlichen Hintergrund.
    Sowohl der Sechstagekrieg als auch die Konflikte zwischen Palästina und Israel wurden nur gestreift.
    Stattdessen gab es immer wieder langatmige Passagen über Belangosigkeiten. Außerdem wurde der Lesefluss durch das Nachschlagen der vielen Fremdwörter immer wieder unterbrochen.

    Fazit:
    Ein Buch, was mich mit gemischten Gefühlen zurücklässt.

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  • 5 Sterne

    13 von 20 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Miss.mesmerized, 27.05.2018 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    In Jaffa ist sie aufgewachsen, doch sie wurden vertrieben und so wird Nablus die neue Heimat für Salma und ihre Familie. Ihre Kinder könnten kaum verschiedener sein, die in sich gekehrte Widad und die beiden modernen, lebhaften Mustafa und Alia. Kurz vor Alias Hochzeit liest Salma im Kaffeesatz und weiß, dass ihrer Tochter ein bewegtes Leben bevorsteht. Die Vorhersehung wird sich bewahrheiten, Alia, die den besten Freund ihres Bruders, Atef, heiratet, wird mit ihm und den Kindern Riham, Karam und Souad immer wieder von Neuem beginnen, vor Krieg flüchten und das Leben in einem anderen Land neuordnen müssen. Auch ihre Kinder werden in gewisser Weise zu Nomaden werden und Alias Enkel werden schließlich vor all den Einflüssen und Kulturen, der unterschiedlichsten Länder, in denen sie gelebt haben, kaum mehr wissen, wo sich ihre Wurzeln befinden.

    Hala Alyan hat in ihrem Debut Roman einer Familie eine Stimme gegeben, deren Geschichte jedoch typisch ist für die vieler aus dem Nahen Osten. Über Generationen immer weiter über die Erdteile zerstreut, wegen Krieg und Vertreibung zu Flucht und Neubeginn in der Fremde gezwungen und mit jeder Generation ein Stück weiter vom eigentlichen Ursprung entfernt.

    Der Aufbau des Buches hat mir unheimlich gut gefallen, es ist nicht nur die Geschichte Alias, auch wenn sie Dreh- und Angelpunkt der Handlung bleibt. Wir erleben mehrere Generationen: Kinder, die andere Werte und Ideale als die Eltern vertreten, sich entfernen und doch immer wieder zueinander finden. Es sind immer nur Momentaufnahmen, dazwischen fehlt vieles, aber das ist nicht wichtig, es ist der Moment, der zählt.

    Neben der Geschichte der Familie ist der Roman auch hochpolitisch – politische Entscheidungen sind es, die die Yacoubs immer wieder vertreiben: aus Jaffa, aus Nablus, aus Kuweit, aus den USA, aus dem Libanon. Aber es sind nicht diese politischen Entwicklungen, die thematisiert werden, sondern ihre Auswirkungen auf die Menschen, das erzwungene Nomadentum, die Entwurzelung, der Sprachenmischmasch, der zwangsweise über die verschiedenen Wohnorte und Lebensläufe entsteht und die Kommunikation schon zwischen Großeltern und Enkeln erschwert. Der Roman ist keine Anklage, eher ein Zeugnis, das mahnend dasteht und für sich selbst spricht.

    Als Manar am Ende wieder in Jaffa steht, dem Sehnsuchtsort ihrer Ur-Großmutter und eine Verbindung spürt, die sie nicht einordnen und schon gar nicht mit ihrer Familiengeschichte in Zusammenhang bringen kann, schließt sich der Kreis. Ein rundes Buch mit starken Figuren und überzeugend vor dem Hintergrund der Geschichte des Nahen Ostens der letzten Jahrzehnte erzählt.

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  • 5 Sterne

    3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Kaffeeelse, 09.06.2018

    Als Buch bewertet

    Bei diesem Buch handelt es sich um die Geschichte der palästinensischen Familie Yacoub, von 1948 bis 2015 spielend. In jedem der insgesamt 13 Kapitel immer wieder Sequenzen aus diesen Jahren erzählend, immer in zeitlichen Abständen, was teilweise etwas bruchstückhaft wirkt, immer wieder tritt eine andere Person der Familie auf und es wird deren Geschichte erzählt. Trotzdem entsteht ein irgendwie ganzheitliches Bild der vielen verschiedenen Mitglieder dieser Familie, der vielen verschiedenen Meinungen in dieser Familie, aber auch der Kraft der familiären Bindungen. Die erste Generation des Buches wird aus Jaffa vertrieben, verliert ihre Heimat, steht vor dem Nichts, muss sich neu organisieren. Da es sich um keine arme Familie handelt, fällt ihnen das nicht so schwer, wie den ärmeren Vertretern ihres Volkes, aber dennoch wirft das Wunden auf, Wunden, die nie richtig verheilen werden. Auch den weiteren Generationen werden die immer wieder aufflammenden Konflikte im Nahen Osten zum Verhängnis. Vertreibung und Heimatverlust werden ein begleitendes Thema in dieser Familie. Es werden die politischen Ereignisse im Nahen Osten grob umrissen, aber die Auswirkungen auf die Menschen verdeutlicht, auch wird dem Leser klargemacht, warum Fundamentalisten immer wieder ihre Zuhörer finden, gleichzeitig aber auch, dass es auch in der arabischen Welt den Gegenpol zum Fundamentalismus gibt. Und es geht auch um die Veränderung der arabischen Welt, deren Öffnung zum westlichen Lebensstil, aber gleichzeitig auch ums Bewahren althergebrachter Werte, und damit auch um die geistige Vielfalt der Menschen, es geht auch um Unterschiede innerhalb der arabischen Welt, eine dem Westen etwas näherstehende westliche arabische Welt (Syrien, Libanon, Palästina, Jordanien) und eine etwas mehr die arabische Kultur präsentierende östliche (hier in diesem Buch nur durch Kuwait repräsentiert). Und es geht auch um Vorurteile gegenüber dem Fremden, und das in beide Richtungen, was ich als sehr gelungen empfand. Und es geht auch um sehr viele stark wirkende Frauen in dieser arabischen Welt, was mir sehr gefallen hat.


    Was für ein wundervoller Roman, was für eine schöne Sprache, es sind schöne Bilder, die da im Kopf entstehen, was für eine Kraft, die da in den Worten liegt. Es sind so menschlich und wunderbar gezeichnete Charaktere in diesem Buch, die einen berühren und irgendwie umhauen. Der Roman ist sehr spannend geschrieben, hat einen sehr starken Sog. Und ich fühle mich wieder mit einem etwas wehmütigen Gefühl zurückgelassen, nach dem Beenden des Romans.


    "Die Häuser schweben an ihm vorbei wie Dschinn, wie verflossene Lieben. Das Schrägdach auf der Hütte seiner Mutter, Salmas marmorierte Küchenfliesen, das Häuschen, das er in Nablus mit Alia bewohnte. Das Haus in Kuwait. Die Wohnungen in Beirut. Dieses Haus hier, in Amman. Für Alia zumindest ein altes, verschwundenes in Jaffa. Glänzend weiß wie Häuser aus Salz sieht er sie vor sich, bis eine Flutwelle kommt und sie mit sich nimmt."


    "Was ist ein Leben ? Eine Abfolge von Jas und Neins, Fotos, die in einer Schublade landen, Liebschaften, die man für die Rettung hält, die sie nie sind. Weitermachen, aushalten, auch dann nicht aufhören, wenn es wehtut. Mehr ist es nicht, das Leben, würde er ihr am liebsten sagen. Es geht einfach weiter."


    Ein wunderbares Buch ! Unbedingt Lesen !

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  • 4 Sterne

    anushka, 31.07.2018

    Als Buch bewertet

    Nablus, 1963: Salma ist froh, dass sie ihre Töchter an Männer verheiraten konnte, die diese in andere Länder mitnehmen. Auch wenn diese Tatsache die Töchter unglücklich macht, ist Salma beruhigt, wenigstens zwei ihrer Kinder in Sicherheit zu wissen, denn Jahre zuvor war sie selbst schon mit Mann und kleinen Kindern aus Jaffa vertrieben worden, als sich der israelische Staat ausgebreitet hat. Und in Nablus ist die Lage alles andere als stabil. Nun liest sie den Kaffeesatz ihre jüngsten Tochter auf deren Hochzeit und sieht voraus, dass diese ein unstetes Leben haben wird ...

    Doch das dürfte auf so ziemlich alle Familienmitglieder zutreffen. In immer weiter voranschreitenden Kapiteln, die mitunter viele Jahre auslassen, folgt der Leser vier Generationen von Salmas Familie und muss feststellen, dass auch die späteren Generationen rastlos durch die Welt ziehen. Immer wieder sind sie auch gezwungen, in andere Länder im arabischen Raum, aber auch nach Europa oder Amerika zu ziehen, denn die Lage ist angespannt und jede der Generationen kennt Krieg. Zudem haben sie es als Pälastinenser auch unter anderen Muslimen nicht leicht und werden immer wieder mit radikalen Kräften in einen Topf geworfen. Doch auch in Salmas Familie gibt es diese radikalen Kräfte und so ist ein großes Thema in Salmas Leben und dem ihrer Töchter die Abwesenheit des Bruders Mustafa, der angeblich in einem israelischen Gefängnis gestorben ist.
    Hala Alyan hat kein Manifest gegen die Gewalt im Nahen Osten geschrieben. Es ist keine bitterernste Gesellschaftskritik mit hochanspruchsvoller Sprache. Stattdessen verpackt die Autorin die gesellschaftlichen Probleme und Erfahrungen von Kriegen zwischen verschiedenen Fronten in den Alltag einer palästinensischen Familie, die neben kriegerischen Konflikte auch die ganz normalen Kämpfe des Alltags ausfechten muss: Töchter, die in Amerika aufgewachsen sind und sich nicht mehr an die Kleidervorschriften halten wollen; Söhne, die bei zwielichtigen Predigern Anschluss und Anerkennung suchen, aber die ein oder andere Liebes- oder Trennungsgeschichte. Vor allem lernt man jedoch eine Familie kennen, deren Entwurzelung so tief sitzt, dass sie selten an einem Ort bedingungslos glücklich werden, sondern wie getrieben immer wieder in den Nahen Osten zurückkehren um dann doch wieder vor Krieg flüchten zu müssen.

    So ist "Häuser aus Sand" zum einen eher ein Unterhaltungsroman, der eine Familiengeschichte erzählt, die einmal in einem etwas anderen Rahmen (für mitteleuropäische Verhältnisse) stattfindet, zum anderen aber durchaus ein ernstes Buch, das auf gesellschaftliche Misstände hindeutet, sie jedoch nicht sehr vordergründig behandelt, sondern so, dass es jede palästinensische Familie sein könnte und es dem Leser leichter gemacht wird, sich hineinzuversetzen und die Geschichte für realistisch zu halten.

    Meine einzigen Kritikpunkte an diesem Buch sind die teilweise sehr großen Zeitsprünge und die Verwirrung, die manchmal aufgrund der Figurenzahl und -vielfalt entsteht. Auch verliert man mit fortschreitender Geschichte den Kontakt zu den älteren Generationen. Zudem hätte dem Buch eine Karte gutgetan. Insgesamt jedoch hat mir das Buch gut gefallen und mich durchaus am alltäglichen Leben im Nahen Osten teilhaben lassen und auch die familiären Handlungsstränge haben mich überzeugt und mitfühlen lassen, wobei mich besonders dieses durchgängige Gefühl der Heimatlosigkeit der Figuren berührt hat.

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  • 5 Sterne

    Webervogel, 12.06.2018

    Als eBook bewertet

    Nichts bleibt, wie es war

    In „Häuser aus Sand“ begleitet der Leser Palästinenserin Alia durch fünf Jahrzehnte: 1963 steht sie kurz vor ihrer Hochzeit mit ihrer Jugendliebe Atef, 2014 ist sie eine alte Frau, die ein ruheloses Leben hinter sich hat. Alia hat ihre frühe Kindheit in Jaffa verbracht, in Nablus die Zeit bis zu ihrem ersten Ehejahr, ihre Kinder sind in Kuweit zur Welt gekommen und als diese aus dem Haus waren, ist sie nach Amman gezogen. Alle Umzüge eint, dass diese nicht freiwillig geschahen, sondern aus Flucht oder Vertreibung resultierten. Und so scheint Alia immer nur in vergänglichen „Häusern aus Sand“ gewohnt zu haben – eine Beduinin wider Willen. Auch wenn sie sich nirgends mehr so heimisch fühlte wie in Nablus, ist ihr Leben erfüllt. Der Leser erlebt es auszugsweise mit – mal aus Alias Sicht, mal aus der verschiedener Familienmitglieder. Mit jedem neuen Kapitel wechselt die Perspektive, gleichzeitig gibt es einen Zeitsprung, mal um ein Jahr, mal um zehn. So entfaltet sich nach und nach eine komplexe Familiengeschichte, in der geliebt, gestritten und getrauert wird. Kinder werden erwachsen, Menschen kommen sich näher und entfernen sich voneinander, hadern oder schließen Frieden mit sich selbst. Autorin Alyan hat ein kunstvolles Gefüge geschaffen und macht das Leben der Familie Yacoub quasi im Zeitraffer erfahrbar. Vor meinem inneren Auge entstanden dabei Bilder von Orten, die ich bislang höchstens aus den Nachrichten kannte. Nun rieche ich beim Gedanken an Jaffa schon fast den Duft sonnengereifter Orangen und kann mir die sengende Hitze in Kuweit so ansatzweise vorstellen wie das quirlige Großstadtleben in Beirut.

    Auch wenn Alia und ihre Familie immer wieder umziehen müssen, handelt „Häuser aus Sand“ längst nicht nur von räumlichen Veränderungen. Es geht auch um Generationskonflikte, den Bruch mit Traditionen und die Rückbesinnung auf Werte. Schon Alias Kinder entwickeln sich so unterschiedlich, dass sie selbst nur staunen kann. Der Verlust von Traditionen, Ritualen und auch Bindungen scheint durch die häufigen Ortswechsel begünstigt. Doch auch wenn die einzelnen Familienmitglieder zum Teil über tausende Kilometer verstreut voneinander leben, wenn sie im Alltag kaum mehr arabisch sprechen und ihr gegenwärtiges Leben keinerlei Rückschlüsse auf ihre eigentlichen Wurzeln mehr zulässt, muss das laut Alyan nicht den kompletten Heimatverlust bedeuten. Denn Heimat ist nicht zwangsweise an einen Ort gebunden, auch Familie kann Heimat sein, so unähnlich sich ihre Mitglieder auch sein mögen. So der Tenor von „Häuser aus Sand“ - und das ist nur einer der tröstlichen Gedanken, die ich aus diesem sprachlich schönen und inhaltlich nachdenklich machenden Roman mitgenommen habe.

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  • 5 Sterne

    Miss.mesmerized, 27.05.2018

    Als Buch bewertet

    In Jaffa ist sie aufgewachsen, doch sie wurden vertrieben und so wird Nablus die neue Heimat für Salma und ihre Familie. Ihre Kinder könnten kaum verschiedener sein, die in sich gekehrte Widad und die beiden modernen, lebhaften Mustafa und Alia. Kurz vor Alias Hochzeit liest Salma im Kaffeesatz und weiß, dass ihrer Tochter ein bewegtes Leben bevorsteht. Die Vorhersehung wird sich bewahrheiten, Alia, die den besten Freund ihres Bruders, Atef, heiratet, wird mit ihm und den Kindern Riham, Karam und Souad immer wieder von Neuem beginnen, vor Krieg flüchten und das Leben in einem anderen Land neuordnen müssen. Auch ihre Kinder werden in gewisser Weise zu Nomaden werden und Alias Enkel werden schließlich vor all den Einflüssen und Kulturen, der unterschiedlichsten Länder, in denen sie gelebt haben, kaum mehr wissen, wo sich ihre Wurzeln befinden.

    Hala Alyan hat in ihrem Debut Roman einer Familie eine Stimme gegeben, deren Geschichte jedoch typisch ist für die vieler aus dem Nahen Osten. Über Generationen immer weiter über die Erdteile zerstreut, wegen Krieg und Vertreibung zu Flucht und Neubeginn in der Fremde gezwungen und mit jeder Generation ein Stück weiter vom eigentlichen Ursprung entfernt.

    Der Aufbau des Buches hat mir unheimlich gut gefallen, es ist nicht nur die Geschichte Alias, auch wenn sie Dreh- und Angelpunkt der Handlung bleibt. Wir erleben mehrere Generationen: Kinder, die andere Werte und Ideale als die Eltern vertreten, sich entfernen und doch immer wieder zueinander finden. Es sind immer nur Momentaufnahmen, dazwischen fehlt vieles, aber das ist nicht wichtig, es ist der Moment, der zählt.

    Neben der Geschichte der Familie ist der Roman auch hochpolitisch – politische Entscheidungen sind es, die die Yacoubs immer wieder vertreiben: aus Jaffa, aus Nablus, aus Kuweit, aus den USA, aus dem Libanon. Aber es sind nicht diese politischen Entwicklungen, die thematisiert werden, sondern ihre Auswirkungen auf die Menschen, das erzwungene Nomadentum, die Entwurzelung, der Sprachenmischmasch, der zwangsweise über die verschiedenen Wohnorte und Lebensläufe entsteht und die Kommunikation schon zwischen Großeltern und Enkeln erschwert. Der Roman ist keine Anklage, eher ein Zeugnis, das mahnend dasteht und für sich selbst spricht.

    Als Manar am Ende wieder in Jaffa steht, dem Sehnsuchtsort ihrer Ur-Großmutter und eine Verbindung spürt, die sie nicht einordnen und schon gar nicht mit ihrer Familiengeschichte in Zusammenhang bringen kann, schließt sich der Kreis. Ein rundes Buch mit starken Figuren und überzeugend vor dem Hintergrund der Geschichte des Nahen Ostens der letzten Jahrzehnte erzählt.

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  • 5 Sterne

    Anne M., 08.07.2018 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Man darf nicht vergessen
    In ihrem Roman “Häuser aus Sand“ erzählt die palästinensisch-amerikanische Autorin Hala Alyan die Geschichte der Palästinenser-Familie Yacoub über vier Generationen, beginnend im Jahr 1963 mit der Großmutter Salma. Sie lebt seit fünfzehn Jahren in Nablus im Westjordanland, nachdem sie ihre geliebten Orangenhaine in Jaffa aufgeben musste. Sie hat drei Kinder. Der Sohn Mustafa stirbt 1967 im Sechstagekrieg. Die Tochter Alia heiratet Mustafas besten Freund Atef. Alia ist die zentrale Figur dieses Romans, zunächst als Tochter, dann als Mutter, schließlich als Großmutter der vierten Generation. Als die Familie in Nablus nicht mehr sicher ist, gehen Alia und Atef in das ungeliebte glühend heiße Kuweit. Dort lebt auch die älteste Schwester Riham mit ihrem Mann. Salma und zahlreiche Verwandte und Freunde von früher sind nach Amman in Jordanien gezogen, wo Alia sie öfter besucht. Als sie auch Kuweit verlassen müssen, ziehen sie in ihre Wohnungen in Beirut. Ihre Kinder leben in Paris, in den USA und schließlich auch im Libanon.
    Erzählt wird diese Familiengeschichte chronologisch mit kapitelweise wechselnder Perspektive von 1963 bis 2014. Ein Stammbaum zu Beginn des Romans hilft dem Leser, nicht die Orientierung zu verlieren. Vertreibung und Entwurzelung sind die großen Themen des Buches. Die Yacoubs verlieren ihr Land und ein Haus nach dem anderen. Nichts ist von Dauer, es gibt keine Garantie, für nichts. Die Autorin durchbricht insofern den Erwartungshorizont des Lesers, als es hier nicht um halbverhungerte, ständig vom Tod bedrohte Lagerbewohner geht, sondern um eine gut situierte Familie der oberen Mittelschicht, die, auch wenn sie immer wieder ihr Haus und ihr Land verliert, über genügend finanzielle Reserven verfügt, um sich anderswo eine neue Existenz aufzubauen. Dennoch bleibt der Verlust der Heimat eine schmerzliche Erfahrung, die sie alle prägt. Sie versuchen, in der Erinnerung zu bewahren, was sie verloren haben. Dabei kann die Sehnsucht nach Vergangenem so zerstörerisch wirken wie eine Krankheit. Die alte Salma gibt ihren Kindern ihre Überzeugung “Man darf nie vergessen.“ (S. 181) mit auf den Weg. Das Leben kümmert sich nicht um das Schicksal des Einzelnen: “Es geht einfach weiter“ (S. 343).
    Mir hat dieser auch sprachlich hervorragende Roman gut gefallen. Man kann ihn als Familiensaga lesen oder den Blick auf die traumatische Erfahrung der permanenten Entwurzelung richten. Alyans Roman ist ein beeindruckendes Beispiel von Migrantenliteratur und damit in jeder Hinsicht brandaktuell.

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  • 5 Sterne

    Cosmea, 08.07.2018

    Als Buch bewertet

    Man darf nicht vergessen
    In ihrem Roman “Häuser aus Sand“ erzählt die palästinensisch-amerikanische Autorin Hala Alyan die Geschichte der Palästinenser-Familie Yacoub über vier Generationen, beginnend im Jahr 1963 mit der Großmutter Salma. Sie lebt seit fünfzehn Jahren in Nablus im Westjordanland, nachdem sie ihre geliebten Orangenhaine in Jaffa aufgeben musste. Sie hat drei Kinder. Der Sohn Mustafa stirbt 1967 im Sechstagekrieg. Die Tochter Alia heiratet Mustafas besten Freund Atef. Alia ist die zentrale Figur dieses Romans, zunächst als Tochter, dann als Mutter, schließlich als Großmutter der vierten Generation. Als die Familie in Nablus nicht mehr sicher ist, gehen Alia und Atef in das ungeliebte glühend heiße Kuweit. Dort lebt auch die älteste Schwester Riham mit ihrem Mann. Salma und zahlreiche Verwandte und Freunde von früher sind nach Amman in Jordanien gezogen, wo Alia sie öfter besucht. Als sie auch Kuweit verlassen müssen, ziehen sie in ihre Wohnungen in Beirut. Ihre Kinder leben in Paris, in den USA und schließlich auch im Libanon.
    Erzählt wird diese Familiengeschichte chronologisch mit kapitelweise wechselnder Perspektive von 1963 bis 2014. Ein Stammbaum zu Beginn des Romans hilft dem Leser, nicht die Orientierung zu verlieren. Vertreibung und Entwurzelung sind die großen Themen des Buches. Die Yacoubs verlieren ihr Land und ein Haus nach dem anderen. Nichts ist von Dauer, es gibt keine Garantie, für nichts. Die Autorin durchbricht insofern den Erwartungshorizont des Lesers, als es hier nicht um halbverhungerte, ständig vom Tod bedrohte Lagerbewohner geht, sondern um eine gut situierte Familie der oberen Mittelschicht, die, auch wenn sie immer wieder ihr Haus und ihr Land verliert, über genügend finanzielle Reserven verfügt, um sich anderswo eine neue Existenz aufzubauen. Dennoch bleibt der Verlust der Heimat eine schmerzliche Erfahrung, die sie alle prägt. Sie versuchen, in der Erinnerung zu bewahren, was sie verloren haben. Dabei kann die Sehnsucht nach Vergangenem so zerstörerisch wirken wie eine Krankheit. Die alte Salma gibt ihren Kindern ihre Überzeugung “Man darf nie vergessen.“ (S. 181) mit auf den Weg. Das Leben kümmert sich nicht um das Schicksal des Einzelnen: “Es geht einfach weiter“ (S. 343).
    Mir hat dieser auch sprachlich hervorragende Roman gut gefallen. Man kann ihn als Familiensaga lesen oder den Blick auf die traumatische Erfahrung der permanenten Entwurzelung richten. Alyans Roman ist ein beeindruckendes Beispiel von Migrantenliteratur und damit in jeder Hinsicht brandaktuell.

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  • 5 Sterne

    Readaholic, 07.06.2018

    Als Buch bewertet

    Häuser aus Salz
    Die palästinensische Familie Yakoub muss im Jahr 1948 die Heimat in Jaffa verlassen und findet in Nablus im Westjordanland eine neue Heimat. Für die Kinder ist Jaffa nur eine ferne Erinnerung, ihre Wurzeln bilden sie in Nablus. Doch auch dort ist nur eine Heimat auf Zeit, sie werden aufgrund der politischen Lage in alle Winde zerstreut: Kuwait, Amman, Paris, Boston...

    Im ersten Kapitel lernen wir Salma kennen, die ihrer Tochter Alia am Vorabend ihrer Hochzeit aus dem Kaffeesatz liest. Alia ist eine lebenslustige, unkonventionelle junge Frau und eigentlich die Hauptperson des Romans, denn von ihrem Leben erfahren wir am meisten. Am Ende ist sie eine verwirrte alte Frau, die in der Vergangenheit lebt, aber in lichten Momenten ihre Kinder und Enkel erkennt und sich ihres Alters bewusst wird. Diesen Zyklus eines gelebten Lebens fand ich sehr berührend.

    Jedes Kapitel wird von einem anderen Mitglied der Familie erzählt. Dank des vier Generationen umfassenden Familienstammbaums am Anfang des Buchs kann man der teilweise doch verwirrenden Familienkonstellation gut folgen.
    Zu Beginn hatte ich ein wenig Schwierigkeiten, in die Geschichte hineinzufinden, doch als ich mit den einzelnen Personen erst einmal vertraut war, wollte ich gar nicht aufhören zu lesen. Am Schluss hätte ich gerne gewusst, wie es mit der vierten Generation weitergeht.

    Es ist nicht nur die persönliche Geschichte der Familie Yakoub, der Leser erfährt viel über den Krieg im Nahen Osten und dessen Auswirkungen auf die Bevölkerung. Die persönlichen Schicksale, die hinter den Fernsehbildern stehen, sind einem normalerweise nicht bewusst. Hala Alyan erzählt nicht nur von im Krieg vermissten Söhnen, sondern auch von der Langeweile der Kinder, die sich tagelang mit ihren Familien in den Häusern verschanzen müssen und dem Schicksal zurückgelassener Hausmädchen.

    Ich habe dieses Buch mit großem Interesse gelesen. Was ich allerdings ausgesprochen ärgerlich finde, ist die deutsche Übersetzung des Titels. Im englischen Original heißt das Buch „Salt Houses“, wobei im Text auf die „Häuser aus Salz“ Bezug genommen wird. Sie sind ein Sinnbild der verlorenen Heimat, Häuser, die von einer Flutwelle (und nicht der Wüste) davongetragen werden. Weshalb die Übersetzerin der Meinung war, ohne Not „Häuser aus Sand“ daraus zu machen, ist mir rätselhaft. Abgesehen davon ist das Buch jedoch hervorragend und flüssig übersetzt. Eine berührende Familiengeschichte, die darüber hinaus Einblicke in die schwierige politische Situation im Nahen Osten gibt.

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  • 5 Sterne

    Philo, 14.06.2018

    Als Buch bewertet

    Der Titel verheißt schon das Wechselvolle im Leben. Häuser aus Sand sind nicht für die Ewigkeit gebaut und bieten keine Sicherheit für ein ganzes Leben. Die Autorin beschreibt das Leben der palästinensischen Familie Yacoub, die wegen der Unruhen im Nahen Osten immer wieder ihre Häuser verlassen muß, um andernorts einen Neuanfang zu wagen. Die Geschichte erstreckt sich über mehrere Generationen, was das Buch so interessant und spannend macht. Während die älteren an ihren Traditionen und Gewohnheiten festhalten wollen, streben die Jüngeren nach Fortschritt und Weiterentwicklung. Sie verlassen ihre Heimat und leben in Paris, Beirut oder Los Angeles.

    Das Buch widmet seinen Protagonisten jeweils ein eigenes Kapitel, wodurch der Leser sich mit allen Personen auseinandersetzen kann. Allen voran die Mutter, Salma, die mit ihem Mann und ihren drei Kindern nach der Flucht aus Jaffa in Nablus ein neues zu Hause findet. Hier bereitet sie die Hochzeit ihrer jüngsten Tochter Alia mit Atef vor, die beide zum Leidwesen von Alia nach Kuwait ziehen werden. Alia ist streng und manchmal unnachgiebig bei der Erziehung ihrer drei Kinder, während Atef ein stiller, gerechter und ausgleichender Mann ist. Die Kinder wenden sich mit Problemen lieber an den Vater. Eigentlich ist das Buch eine ganz normale Familiengeschichte, die über einen Zeitraum von 50 Jahren erzählt wird. Vor dem Hintergrund der Konflikte im Nahen Osten werden dem Leser aber die Schwierigkeiten der Menschen dort vor Augen geführt und ich habe viel gelernt über das Leben der Menschen in Palästina und Israel, über ihre Ängste und ihren Überlebenskampf. Vieles hatte ich bis dahin so nicht gewußt. Die Autorin hat in wunderbarer Weise ein zeitgemäßes Buch geschrieben. Ich bin froh, daß ich es gelesen habe.

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  • 5 Sterne

    Philo, 18.06.2018 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Der Titel verheißt schon das Wechselvolle im Leben. Häuser aus Sand sind nicht für die Ewigkeit gebaut und bieten keine Sicherheit für ein ganzes Leben. Die Autorin beschreibt das Leben der palästinensischen Familie Yacoub, die wegen der Unruhen im Nahen Osten immer wieder ihre Häuser verlassen muß, um andernorts einen Neuanfang zu wagen. Die Geschichte erstreckt sich über mehrere Generationen, was das Buch so interessant und spannend macht. Während die älteren an ihren Traditionen und Gewohnheiten festhalten wollen, streben die Jüngeren nach Fortschritt und Weiterentwicklung. Sie verlassen ihre Heimat und leben in Paris, Beirut oder Los Angeles.

    Das Buch widmet seinen Protagonisten jeweils ein eigenes Kapitel, wodurch der Leser sich mit allen Personen auseinandersetzen kann. Allen voran die Mutter, Salma, die mit ihem Mann und ihren drei Kindern nach der Flucht aus Jaffa in Nablus ein neues zu Hause findet. Hier bereitet sie die Hochzeit ihrer jüngsten Tochter Alia mit Atef vor, die beide zum Leidwesen von Alia nach Kuwait ziehen werden. Alia ist streng und manchmal unnachgiebig bei der Erziehung ihrer drei Kinder, während Atef ein stiller, gerechter und ausgleichender Mann ist. Die Kinder wenden sich mit Problemen lieber an den Vater. Eigentlich ist das Buch eine ganz normale Familiengeschichte, die über einen Zeitraum von 50 Jahren erzählt wird. Vor dem Hintergrund der Konflikte im Nahen Osten werden dem Leser aber die Schwierigkeiten der Menschen dort vor Augen geführt und ich habe viel gelernt über das Leben der Menschen in Palästina und Israel, über ihre Ängste und ihren Überlebenskampf. Vieles hatte ich bis dahin so nicht gewußt. Die Autorin hat in wunderbarer Weise ein zeitgemäßes Buch geschrieben. Ich bin froh, daß ich es gelesen habe.

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  • 5 Sterne

    sandor, 01.07.2018 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Hala Alyans Roman handelt wie wohl kaum eine andere Geschichte von Heimat und Vertriebensein. Mit Salma beginnt die Erzählung. Bereits sie lebt in der Fremde. Geboren wurde sie im israelischen Jaffa. Als Muslima vertrieben befindet sie sich nun in Nablus. Doch die Fremde wird ihr nie zur Heimat und die Erinnerungen sind allzu schmerzhaft. Der Sohn Mustafa wird in Palästina ermordet. Ihre Töchter Alia und Widad ziehen ebenfalls wieder fort. Amman, Kuwait, Beirut, sind die neuen Heimstätten. Zwei Kinder von Alia, Karam und Souad, ziehen sogar noch weiter weg, nach Paris und in die USA. Damit wenden diese sich außerdem einer anderen Kultur und einem anderen Lebensstil zu, der für die Eltern teilweise nur schwer zu verstehen ist und für immer mehr Distanz sorgt, nicht nur räumlich sondern auch emotional. Die dritte Tochter Riham dagegen machte in ihrer Jugendzeit eine spirituelle Erfahrung, die sie immer religiöser werden lässt. Sie bleibt als einzige ihrer arabischen Heimat treu. Was alle Kinder Alias verbindet sind die Ehepartner mit denen die Mutter nicht einverstanden ist. Einen ganz anderen Weg schlägt der Stiefsohn Rihams ein. Er wendet sich einer radikalen Gruppe zu. Riham ist fassungslos.

    Alyans Roman erstreckt sich über drei Generationen, die alle die Erfahrung von Heimatverlust und von teilweise persönlichen Entbehrungen machen. Sie schlagen neue Wege ein und finden neue Identitäten. Die Geschichte steht für die Lebenswege vieler Araber die ihre Heimat verlassen mussten und endet schließlich bei der gegenwärtigen Situation die wir heute erleben. Ein großartiger Roman der dem Leser das Leid vieler arabischer Familien etwas näher bringt.

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  • 4 Sterne

    Jenny V., 12.06.2018

    Als Buch bewertet

    „Als sie ihm die Hand an die Wange legt, überwältigt ihn die Sehnsucht nach damals. Nach dem hier. Nach diesem Augenblick – nach jener Zeit, nach der Hand seiner jungen Frau. Nach Kuwait. Nach allem, was früher war. Denn er weiß, dass der Traum gleich enden und alles in Sekunden vorbei sein wird.“


    Inhalt


    Erzählt wird hier die Geschichte der wohlhabenden Familie Yacoub, begonnen bei Salma, der Großmutter, die in jungen Jahren ihre Heimat Jaffa verlassen musste. Hinein in das Leben ihrer Kinder und Enkelkinder, die alle im Laufe ihres Lebens erkennen müssen, dass sie die Heimat, mit der sie sich verbunden fühlen nicht immer frei wählen können und das sie die Sehnsucht nach Zugehörigkeit und Verbundenheit mit den Menschen und Kulturen mehr im Herzen tragen müssen. Obwohl es die politischen Unruhen, die gewaltsamen Kriege waren, die einst dafür verantwortlich waren, dass eine Flucht unabdingbar wurde, so bleibt es Jahrzehnte später die ungewisse Lage, die Alia und ihren Mann Atef bindet. Mit dem Blick auf die Kinder, der Sicherheit vor Augen bleibt eine Rückkehr ausgeschlossen. Und für die Enkelkinder stellt sich die Frage nach einem Leben in Palästina nicht mehr, findet ihr Leben doch jenseits dieser Welt statt, denn plötzlich ist Amerika das Herkunftsland und nur die älteren Familienmitglieder erinnern an eine andere Abstammung.


    Meinung


    Die palästinensisch-amerikanische Autorin Hala Alyan fokussiert in ihrem Debütroman nicht nur die Entwurzelung von Menschen, deren Heimatland keine Sicherheit bietet, sondern erzählt in erster Linie einen groß angelegten Familienroman, der sich mit dem Leben an sich, den normalen und unberechenbaren Entwicklungen beschäftigt und räumt dabei den Gedanken ihrer Protagonisten einen immensen Stellenwert ein. Die ursprüngliche Aussage, die darin liegen mag, dass es keinen Ort gibt, der für immer und ewig Bestand hat, wandelt sich schnell in eine epische Erzählung über Mütter, Töchter und Söhne, ihre Probleme, ihre Wünsche und Hoffnungen aber auch die Enttäuschungen auf dem Weg ins Erwachsenwerden. Ursprünglich habe ich etwas mehr Bedrohung von außen erwartet, um dann festzustellen, dass es vielmehr um die Ängste aus dem Inneren geht. Denn ein weiteres Augenmerk stellt auch der Widerstand der Kinder dar, die sich nicht in die alten Rollenmuster ihrer Eltern flüchten möchten, sondern so, wie es ihre Zeit vorschreibt, Neuerungen und Änderungen anzunehmen.


    Ein flüssiger Schreibstil, der manchmal leider von unnötigen Fremdworten begleitet wird (das Glossar am Buchende gibt Auskunft, dennoch habe ich nicht viel darin geblättert), nimmt den Leser mit auf eine Reise in die Untiefen einer Gemeinschaft, die Blutsbande und Freunde gleichermaßen sind. Sehr schön aufgefächert ist die Gliederung zwischen den traditionsbewussten Eltern, den rebellischen Kindern, den autonomen Enkeln. Und dadurch, dass die Autorin eine Kapiteleinteilung nach ihren diversen Protagonisten vornimmt, gelingt es dem Leser auch, sich in alle Köpfe hineinzuversetzen und immer die zwei Seiten der Medaille wahrzunehmen. Diesen Schachzug finde ich sehr clever und angenehm abwechslungsreich für diese Art der Erzählung.


    Zum Lieblingsbuch fehlte mir dann aber doch etwas, manchmal hätte ich mir einen strafferen Handlungsrahmen gewünscht, ganz sicher auch mehr Einblicke in die politischen Hintergründe und nicht zuletzt eine tatsächliche Aussage, eine über die man auch nach dem Lesen des Buches noch nachsinnen kann. So bleibt es doch ein persönlicher, ein durchaus normaler Familienroman, ohne herausragende Persönlichkeiten, geprägt vom ganz alltäglichen Wahnsinn, von Abschieden und Ankünften von Liebe und Aufopferung, von Verlusten und Gewinnen.


    Fazit


    Ich vergebe 4 Lesesterne für diesen umfassenden Familienroman, der viele Generationen miteinander verbindet, der sich psychologisch in die jeweiligen Mitglieder der Gemeinschaft hineinversetzt und sie zu etwas Besonderem macht. Das Buch würdigt die Arbeit aller Mütter und Väter in der Erziehung ihrer Kinder, es lobt das Engagement und die Liebe der Großeltern zu ihren Kindern und Kindeskindern und zeigt durch den ganz normalen Verlauf des Lebens, das jedes Menschenalter seine Möglichkeiten aber auch Verbindlichkeiten mit sich bringt, ganz egal wo auf der Welt man sich heimisch fühlt. Ich spreche eine Leseempfehlung aus, die Geschichte konnte mich gut unterhalten und bestärkt mich in einigen Gedankenspielen über den Wert menschlicher Beziehungen.

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  • 4 Sterne

    Jenny V., 07.06.2018 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    „Als sie ihm die Hand an die Wange legt, überwältigt ihn die Sehnsucht nach damals. Nach dem hier. Nach diesem Augenblick – nach jener Zeit, nach der Hand seiner jungen Frau. Nach Kuwait. Nach allem, was früher war. Denn er weiß, dass der Traum gleich enden und alles in Sekunden vorbei sein wird.“


    Inhalt


    Erzählt wird hier die Geschichte der wohlhabenden Familie Yacoub, begonnen bei Salma, der Großmutter, die in jungen Jahren ihre Heimat Jaffa verlassen musste. Hinein in das Leben ihrer Kinder und Enkelkinder, die alle im Laufe ihres Lebens erkennen müssen, dass sie die Heimat, mit der sie sich verbunden fühlen nicht immer frei wählen können und das sie die Sehnsucht nach Zugehörigkeit und Verbundenheit mit den Menschen und Kulturen mehr im Herzen tragen müssen. Obwohl es die politischen Unruhen, die gewaltsamen Kriege waren, die einst dafür verantwortlich waren, dass eine Flucht unabdingbar wurde, so bleibt es Jahrzehnte später die ungewisse Lage, die Alia und ihren Mann Atef bindet. Mit dem Blick auf die Kinder, der Sicherheit vor Augen bleibt eine Rückkehr ausgeschlossen. Und für die Enkelkinder stellt sich die Frage nach einem Leben in Palästina nicht mehr, findet ihr Leben doch jenseits dieser Welt statt, denn plötzlich ist Amerika das Herkunftsland und nur die älteren Familienmitglieder erinnern an eine andere Abstammung.


    Meinung


    Die palästinensisch-amerikanische Autorin Hala Alyan fokussiert in ihrem Debütroman nicht nur die Entwurzelung von Menschen, deren Heimatland keine Sicherheit bietet, sondern erzählt in erster Linie einen groß angelegten Familienroman, der sich mit dem Leben an sich, den normalen und unberechenbaren Entwicklungen beschäftigt und räumt dabei den Gedanken ihrer Protagonisten einen immensen Stellenwert ein. Die ursprüngliche Aussage, die darin liegen mag, dass es keinen Ort gibt, der für immer und ewig Bestand hat, wandelt sich schnell in eine epische Erzählung über Mütter, Töchter und Söhne, ihre Probleme, ihre Wünsche und Hoffnungen aber auch die Enttäuschungen auf dem Weg ins Erwachsenwerden. Ursprünglich habe ich etwas mehr Bedrohung von außen erwartet, um dann festzustellen, dass es vielmehr um die Ängste aus dem Inneren geht. Denn ein weiteres Augenmerk stellt auch der Widerstand der Kinder dar, die sich nicht in die alten Rollenmuster ihrer Eltern flüchten möchten, sondern so, wie es ihre Zeit vorschreibt, Neuerungen und Änderungen anzunehmen.


    Ein flüssiger Schreibstil, der manchmal leider von unnötigen Fremdworten begleitet wird (das Glossar am Buchende gibt Auskunft, dennoch habe ich nicht viel darin geblättert), nimmt den Leser mit auf eine Reise in die Untiefen einer Gemeinschaft, die Blutsbande und Freunde gleichermaßen sind. Sehr schön aufgefächert ist die Gliederung zwischen den traditionsbewussten Eltern, den rebellischen Kindern, den autonomen Enkeln. Und dadurch, dass die Autorin eine Kapiteleinteilung nach ihren diversen Protagonisten vornimmt, gelingt es dem Leser auch, sich in alle Köpfe hineinzuversetzen und immer die zwei Seiten der Medaille wahrzunehmen. Diesen Schachzug finde ich sehr clever und angenehm abwechslungsreich für diese Art der Erzählung.


    Zum Lieblingsbuch fehlte mir dann aber doch etwas, manchmal hätte ich mir einen strafferen Handlungsrahmen gewünscht, ganz sicher auch mehr Einblicke in die politischen Hintergründe und nicht zuletzt eine tatsächliche Aussage, eine über die man auch nach dem Lesen des Buches noch nachsinnen kann. So bleibt es doch ein persönlicher, ein durchaus normaler Familienroman, ohne herausragende Persönlichkeiten, geprägt vom ganz alltäglichen Wahnsinn, von Abschieden und Ankünften von Liebe und Aufopferung, von Verlusten und Gewinnen.


    Fazit


    Ich vergebe 4 Lesesterne für diesen umfassenden Familienroman, der viele Generationen miteinander verbindet, der sich psychologisch in die jeweiligen Mitglieder der Gemeinschaft hineinversetzt und sie zu etwas Besonderem macht. Das Buch würdigt die Arbeit aller Mütter und Väter in der Erziehung ihrer Kinder, es lobt das Engagement und die Liebe der Großeltern zu ihren Kindern und Kindeskindern und zeigt durch den ganz normalen Verlauf des Lebens, das jedes Menschenalter seine Möglichkeiten aber auch Verbindlichkeiten mit sich bringt, ganz egal wo auf der Welt man sich heimisch fühlt. Ich spreche eine Leseempfehlung aus, die Geschichte konnte mich gut unterhalten und bestärkt mich in einigen Gedankenspielen über den Wert menschlicher Beziehungen.

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  • 5 Sterne

    steffi k., 27.05.2018

    Als Buch bewertet

    keine leichte Lektüre
    „Häuser aus Sand“ ist ein Roman über die Gemeinschaft, die uns alle prägt, die Familie, und über den Ort, der für uns alle lebensnotwendig ist, das Zuhause.
    So steht es auf der vorderen Umschlagseite. Und dem kann ich nur beipflichten.
    Hala Alyan macht es uns nicht einfach. Falls wir ein spannendes Buch oder eine Art Sachbuch erwartet , wird er enttäuscht sein.
    Hier geht es vielmehr um die literarische Umsetzung einer palästinensische Familiengeschichte über drei Generationen ,von 1963 bis 2014, hinweg. Es werden schwierige Zeiten in einem von Krieg, Zerstörung und Unterdrückung geprägtem Land beleuchtet. Und es wird die Suche nach einer neuen Heimat dargestellt.
    Die Einteilung in Kapitel, in denen die Mitglieder der Familie Yacoub aus ihrer jeweiligen Perspektive eines Familienmitgliedes erzählen , hilft uns , uns zu orientieren. Ergänzt wird dies mit einem Stammbaum am Buchanfang.
    Wir können aus diesen verschieden Blickwinkeln gut folgen, wenn wir uns Zeit nehmen. Und Zeit sollten wir uns auch nehmen, um den tollen Sprachbildern nachzuspüren. Denn diese machen die Qualität dieses Romans aus.
    Den Titel "Häuser aus Sand" finde ich sehr passend. Häuser sind vergänglich – ein Zuhause, das mehr umfasst, als ein Haus , das bleibt dank der Familie.

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