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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Bücherfreundin, 20.02.2023

    Als Buch bewertet

    Mitreißender und fesselnder Roman
    Der Claassen-Verlag hat "Siegfried" veröffentlicht, den neuen Roman von Antonia Baum.
    Im Mittelpunkt der Geschichte steht die namenlose Ich-Erzählerin, die eines Morgens nach einem Streit mit ihrem Mann ganz spontan beschließt, in die psychiatrische Ambulanz zu fahren, um sich dort helfen zu lassen. Barfuß kommt sie dort an, und während der langen Stunden des Wartens lässt sie ihre Vergangenheit Revue passieren.

    Die Ich-Erzählerin ist Autorin, Mitte Dreißig und seit 8 Jahren mit ihrem Ehemann Alex zusammen. Dieser ist 5 Jahre jünger als sie und arbeitet als Barmixer und Umzugshelfer. Die beiden haben eine kleine Tochter, Johnny. Die Beziehung steckt in einer Krise, die Ich-Erzählerin ist vollkommen überfordert. Sie fühlt sich vom Verlag unter Druck gesetzt, finanzielle Probleme belasten sie und gefährden den Lebensstandard. Hinzu kommt ihre ständige Angst, Alex zu verlieren. Ihr Stiefvater Siegfried spielte immer eine wichtige Rolle im Leben der Ich-Erzählerin. Er ist erfolgreich in seinem Beruf und hat es zu einem gewissen Wohlstand gebracht, nach dem auch sie sich sehnt. 

    Während der Wartezeit in der Psychiatrie blickt sie auf ihre Kindheit zurück, erinnert sich an das Zusammenleben mit der angepassten Mutter und dem unberechenbaren Siegfried. Bei Hilde, Siegfrieds Mutter, verbringt sie ihre Schulferien, damit die Eltern verreisen können. Hilde ist sehr speziell, sie spornt das Mädchen zu Höchstleistungen im Schwimmsport an und bestimmt den streng geregelten Tagesablauf.

    Der Roman ist ganz wunderbar und intelligent erzählt und hat mich von Beginn an gefesselt. Die Autorin beschreibt die Figuren sehr intensiv und authentisch: die überforderte und unsichere Ich-Erzählerin, die unglückliche und angepasste Mutter, den ehrgeizigen und aufbrausenden Stiefvater und als Gegenpol Siegfrieds den schweigsamen und erfolglosen Alex.
    Mich hat die teilweise bedrückende Geschichte sehr berührt, besonders das früh durch die Mutter geprägte angepasste Kind hatte mein Mitgefühl. Das stets bemühte Verhalten, es anderen recht zu machen, zeigt sich bereits im Kindesalter und wird nicht nur sehr deutlich im Umgang mit Siegfried, sondern auch während der Ferienaufenthalte bei der dominanten Großmutter. 

    Dieses großartige Buch zeigt einmal mehr, wie sehr wir durch unsere Eltern beeinflusst und geprägt werden.
    Klare Leseempfehlung!

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Karen S., 20.02.2023

    Als Buch bewertet

    Die Ich-Erzählerin begibt sich in die Psychiatrie, wo sie sich Lebenshilfe erhofft. in Rückblicken erzählt sie von ihrer Kindheit, dem Einfluss ihrer Stief-Großmutter, des Stiefvaters, fehlender Bindung zur Mutter sowie ihrer Beziehung zu ihrem Mann.

    Ich fand das Buch oft unangenehm zu lesen und habe auch einige Seite gebraucht, um reinzukommen. Dann aber überzeugt mich die hochemotionale Geschichte. Man sieht die Welt durch die Augen des Kindes, wie sie in einem gewaltbelasteten Elternhaus groß wird, in der die Bezugspersonen hauptsächlich mit sich selbst beschäftigt sind. Aus Selbstschutz entwickelt sie früh in feine Antennen und ist ständig auf der Hut. Auf der einen Seite schildert sie ihr intensives Kopfkino und auf der anderen Seite versucht sie ihre eigenen Gedanken vor allen zu verschleiern und zu funktionieren.
    Vieles wird in dem Roman nur angeschnitten und ich hätte gerne mehr gewusst. Der Roman berührt und macht mich traurig. So viele Kinder, die in prekären Verhältnissen aufwachsen und keine Hilfe bekommen - es ist schließlich die Realität, nicht nur ein Roman.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Irisblatt, 30.03.2023

    Als Buch bewertet

    "Gedrängte Lage"
    Atemlos berichtet die namenlose Ich-Erzählerin, Autorin und Mutter einer kleinen Tochter, von ihrem streng getakteten Alltag, Beziehungsproblemen, Geldnöten und Schreibblockaden. Nach einer von Albträumen geplagten Nacht, in der sie die Angst befällt, ihr Stiefvater Siegfried könnte gestorben sein, scheint alles über ihr zusammenzubrechen. Sie kann Siegfried nicht erreichen, sehnt sich nach einer Verschnaufpause. Die Psychiatrische Klinik scheint ihr der geeignete Ort, um ein wenig Ruhe zu finden. Sie wünscht sich Ordnung in ihrem Leben; jemanden der weiß, was sie tun soll.
    Während sie viele Stunden im Wartezimmer verbringt, überlässt sie sich ihren Erinnerungen und Gedanken.
    Finanziell war ihre Herkunftsfamilie bestens gestellt, doch hinter der Fassade herrschte ein rauher, liebloser Ton. Siegfried war häufig auf Geschäftsreise, immer begleitet von seiner Ehefrau, die seine Untreue und seine Gewaltausbrüche fürchtete. Die Ich-Erzählerin verbrachte daher als Kind viele Wochen bei ihrer exzentrischen Großmutter Hilde, Siegfrieds Mutter, mit ihren eigenwilligen Vorstellungen und Erziehungsmethoden. Am siebten Tag der Woche pflegte Hilde stolz „gedrängte Lage“ aufzutischen. Ein Gericht, das aus sämtlichen Essensresten der vorangegangenen sechs Tage bestand, aufgeschichtet zu einem Auflauf. Dabei spielte es weder eine Rolle, ob die Reste geschmacklich zueinander passten noch ob sie unverdorben waren. Gegessen wurde, was auf den Tisch kam.
    Für mich steht dieses Gericht sinnbildlich für den psychischen Zustand der Protagonistin, ihre prägenden Erlebnisse, ihre verinnerlichten Glaubenssätze, ihre Bedrängnis, die sie letztendlich zusammenbrechen lässt.
    Siegfried ist trotz seiner meist physischen Abwesenheit immer im Leben seiner Stieftochter präsent. Er hat ihre Sicht auf die Welt geprägt. Noch als Erwachsene beurteilt sie Menschen durch seine Brille, fragt sich, was Siegfried wohl dazu sagen würde. Als sie sich in einen Mann aus einem ganz anderen Milieu verliebt, weiß sie, dass Siegfried ihn als "weichen Versager" nicht gutheißen wird. Trotzdem bleibt sie mit ihm zusammen, genießt ihre Beziehung sehr, gerade weil er so anders ist. Doch als der Alltag durch Geldnöte und die Versorgung eines Kleinkindes immer stressiger wird, fallen ihr plötzlich all die „Makel“ auf, die Siegfried längst in ihrem Partner gesehen hat. Sehr geschickt zeigt Antonia Baum wie mächtig die Prägungen unserer Herkunftsfamilien fortwirken, wie schwer es fällt, sich von diesen zu lösen, vor allem dann, wenn wir unter großen Belastungen stehen.
    „Siegfried“ ist ein eindringlicher, lakonisch erzählter Roman, in dem Herkunft und gesellschaftliche bzw. eigene Erwartungshaltungen verhandelt werden. So unscheinbar das Cover, so kraftvoll und zugleich müde und verzweifelt liest sich der Text, der vor allem die Zustandsbeschreibung einer Familie liefert und als erste Bestandsaufnahme Einblicke in die psychische Verfassung der Ich-Erzählerin gewährt. Das offene Ende war für mich unbefriedigend, passt letztendlich aber gut und bietet Raum für eigene Gedanken. 4,5 Sterne!

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  • 5 Sterne

    Heike L., 21.02.2023

    Als Buch bewertet

    Das Buch baut verschiedene Erwartungshaltungen auf, die enttäuscht werden. Der Weg in die Psychiatrie reißt verschiedene Wunden auf, die in Rückblenden wirklich aus der Sicht der jeweiligen Altersstufe erzählt werden.
    Der Stress mit dem Partner Alex, die Schwierigkeiten, die Tochter zu versorgen, werden immer mit der Sehnsucht nach Siegfried verbunden.
    Gut charakterisiert wird der schweigsame Künstler Alex, mit dem sie trotz seiner schwierigen Situation und seiner schwierigen Elternbeziehung glücklich ist.
    Siegfried wird als schwieriger, doch fürsorglicher Vater geschildert, der die Tochter besonders verwöhnt, besonders nachdem die Mutter die Familie verlassen hat.
    Das passiert nach dem Amerikaaufenthalt der Eltern.
    Die Ich-Erzählerin hat deswegen die Sommerferien bei der schrulligen Großmutter väterlicherseits verbracht. Sie ist sparsam mit dem Essen, kocht einfach, verkocht die Reste und hält auf einen strengen Tagesablauf. Dabei ist es verboten in Spiegel zu schauen und Grimassen zu schneiden.
    All das wird detailreich, genau und realistisch geschildert. In Kleinigkeiten werden die Abgründe, die die Erzählerim in der jeweiligen Phase nicht wissen konnte, enthüllt. Auch das Bild der vermeintlich psychisch kranken Mutter dekonstruiert, langsam abgebaut. Die Mutter, welche immer putzt und alles in Ordnung hält.
    Als sie fröhlicher und selbstbewusster zurückkommt, wird es nachts lauter und sie kann einmal den Arm nicht mehr bewegen. Morgens sind leere Weinflaschen zu sehen.
    So allmählich wird die wahre Kindheitsgeschichte enthüllt. All das, während die Mutter auf der Ambulanz der Psychiatrie wartet. Schließlich ist die bereit in den Alltag zurückzukehren. Siegfried bleibt trotz allem ihr Fixpunkt, den die realistisch zu sehen beginnt.
    Die Brüchigkeit der zwischenmenschlichen Beziehungen werden indirekt aus Personenperspektive gezeichnet.
    Das Cover verweist mit dem unscharf fotografierten Gesicht sowie dessen Schatten auf die Schattenexistenz des inneren Kindes sowie der prägenden Erinnerungen.
    Ein absolut entlarvender Seelentrip, der fesselnd ist.

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  • 5 Sterne

    Frau M. aus M., 28.02.2023

    Als Buch bewertet

    Gewalt und das Schweigen darüber
    Die Geschichte dreht sich um eine junge Frau, die als Ich-Erzählerin agiert. Man kann ihre psychische Erschöpfung deutlich spüren. Sie ist schon seit einer Weile sehr verzweifelt, kennt bereits die Adresse eines Psychiaters, den sie heute aufsucht. Die Frau verbringt den Tag im Warteraum der Psychiatrie. Im Verlaufe des Romans erfahren wir von ihrer entwurzelten Kindheit zwischen merkwürdigen Charakteren. Alles dominierend agierte ihr Stiefvater Siegfried, an dessen Interessen das Familienleben ausgerichtet war. Siegfried ist immernoch permanent präsent in den Gedanke der jungen Frau. Er gab Rahmen und Sicherheit. Doch jetzt blockieren die von ihm erzeugten Strukturen die Protagonistin in ihrem Vorankommen. Im Roman werden die Ereignisse ihrer Kindheit nicht beim Namen genannt. Es gibt nur jede Menge Hinweise und Indizien auf die schlimmen Vorkommnisse, denen sie ausgesetzt war und deren Ursachen bis in die Zeit der NS-Ideologie zurückreichen. "Siegfried ist ein Roman ... über eine Generation, deren Eltern nach dem Krieg geboren wurden und deshalb glaubten, er sei vorbei."
    Jetzt aber ist für die Protagonistin der Moment gekommen, alles das hinter sich zu lassen und endlich ihr eigenes Leben mit eigenen Prämissen zu leben.
    Am Abend verlässt die Protagonistin die Psychiatrie wieder, ohne mit einem Arzt gesprochen zu haben. Lediglich eine Schwester kümmert sich um sie und bringt ihr einen Krug Wasser. Diese symbolische Szenerie finde ich ganz besonders gelungen. Die Arbeit muss der Patient eben immer selbst tun. Er braucht nur einen Ort dafür und jemanden, der ihm beisteht.
    "Siegfried" ist ein hervorragender Roman mit ausgezeichnet gestalteten Figuren und wunderbar subtilen Anspielungen. Das Buch ist ein wahrer Lesegenuss.

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  • 5 Sterne

    Mariola P., 23.02.2023

    Als Buch bewertet

    Eine junge Frau sitzt in Psychiatrie im Wartezimmer und denkt über ihre Leben und ihre Probleme und besonders viel denkt über ihren Stiefvater Siegfried und seiner Mutter Hilde und über den großen Einfluss von die beiden Personen auf ihre Leben.

    Eigentlich hier passiert nicht viel, kein Spannung, keine Tempo und doch das Buch fesselt wie die beste Thriller, wir haben hier eine genaue psychologische Studie über eine junge Frau zerrissen zwischen Liebe , Hass und Wut , die junge Frau obwohl schon erwachen und selbständig ist , trägt in sich der Schatten aus der Vergangenheit , der Schatten trägt ein Name - Siegfried und der Schatten "zwingt" sie ihre Leben so gestallten wie er das wollte, sie ist an einem Punkt gekommen wo sie selber fragt sich ob sie eigentlich normal ist ?

    Berührend , tiefgründig authentisch und schonungslos beschreibt die Autorin das Leben von die Protagonistin, von Demütigung bis zum Gewalt und von Sehnsucht nach eigenem Leben , sie lebt zwischen großen Kontrasten und die Kontraste prägen sehr ihre Leben, sie kann nicht loslassen und sie plagt sich immer mit mehr Vorwürfen bis nicht mehr geht`s, sie vergleicht immer wieder die alte mit den neuen ( besonders ist das bemerkbar bei Alex, sie vergleicht ihn ständig mit Siegfried ) und ihre Gedanken sind nur auf die eine Person fokussiert , egal was sie macht.

    Bitter , beklemmend und doch so schön zu lesen, ein großartiges Buch .

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  • 5 Sterne

    yellowdog, 24.02.2023

    Als Buch bewertet

    Zustandsbeschreibung

    Antonia Baum vermochte schon durch ihre Bücher Stillleben und Eminem zu beeindrucken, vor allen durch Präzession, Genauigkeit und der Fähigkeit Innenleben und Gemütszustände ihrer Protagonistinnen zu zeigen.
    Das alles trifft auch auf ihren Roman Siegfried zu, der auch eine Art Familienroman ist. Jedoch ist es eine problematische Familiensituation.

    Die Erzählerin ist Schriftstellerin, junge Mutter und schon lange mit Alex zusammen. Jetzt haben sie aber eine Beziehungskrise.
    Siegfried war ihr Stiefvater, dem sie sich immer sehr nahe fühlte. Intensiv und ausführlich wird aber auch ihre schwierige Beziehung zu Hilde, Siegfried Mutter, gezeigt. Hilde war ziemlich exzentrisch.

    Der Weg führte die Erzählerin in die Psychiatrie, denn sie fühlt sich überlastet, wobei auch das Vorgefallene in ihrer Kindheit eine große Rolle spielt. Der psychologische Unterbau der Handlung ist zwingend.

    Antonia Baum hat ihren Roman geschickt gestaltet. Nicht alles ist auf den ersten Blick gleich verständlich, aber als Leser fühlt man mit. Durchaus eine große Qualität von Literatur!

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  • 4 Sterne

    Anita, 09.03.2023

    Als Buch bewertet

    auf der Suche nach Grenzen

    Worum geht es?
    Eine Frau (Autorin, Mutter, Partnerin) beschließt sich selbst in die Psychiatrie einzuweisen, nachdem alles schief geht. Denn dort wird man ihr sicher sagen können, wie es jetzt weitergehen muss.

    Worum geht es wirklich?
    Emotionale Härte, Trauma und Suche nach Halt.

    Lesenswert?
    Ja, fand ich durchaus bewegend und hat mich während und nach der Lektüre immer wieder beschäftigt.
    Die Autorin lässt ihre Protagonistin morgens den Weg zur Psychiatrie antreten. Dort erhofft sich diese erfahrene Menschen, die schon wissen werden was los ist. Die ihr Anweisungen geben. Die ihr Struktur geben können. Denn all das fehlt ihr gerade, nachdem ihr Stiefvater Siegfried dies nicht mehr machen kann.
    Schon von klein auf, so erfährt man in den Rückblenden, werden Dinge für die Protagonistin entschieden, werden Abläufe aufgestellt und Grenzen gesetzt. Hieran orientiert sie sich, hier rebelliert sie. Aber die Grenzen sind sehr starr und sie erlernt zunehmend die Hilflosigkeit und dass sie nicht selbst ausbrechen kann - auch wenn sie das möchte.
    Und so prägen mehrere Personen die Protagonistin, dabei fand ich Siegfrieds Anteil nicht mal so erschreckend, sondern eher den seiner Mutter Hilde. Ich würde hier durchaus von emotionalem Missbrauch, von emotionalen Verletzungen und Trauma sprechen, die dem jungen Mädchen widerfahren.
    Warum bei Klappentext und Titel Siegfried so im Fokus steht, erscheint mir nicht ganz einleuchtend.
    Dennoch ist das Buch definitiv lesenswert, wenn auch an vielen Stellen deprimierend oder aussichtslos (wirkend). Das würde man sich eventuell beim Lesen anders wünschen, aber es ist in sich stimmig und passt gut zueinander.
    Aber es geht viel um erdulden, ertragen, aushalten, sich fügen und dann das machen, was erwartet wird.
    Emotional und psychologisch spannend war der Aspekt des weitergegebenen Traumas, weil es sehr real und nachvollziehbar dargestellt wird und man eventuell je nach Alter auch einige Dinge aus den eigenen Familien (leider) wiederfindet.

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  • 4 Sterne

    Christine B., 04.03.2023

    Als Buch bewertet

    Eine Frau am Abgrund

    Dieser Roman hat mich sehr berührt. Die Ich-Erzählerin in diesem Buch stellt ihr ganzes bisheriges Leben in Frage. Denn dieses Leben, daß sie bis zu dem Zeitpunkt für ganz in Ordnung hielt, bekommt immer mehr Risse. Ihr neues Buch bereitet ihr Probleme. Die Sorgen um ihren Stiefvater Siegfried nehmen überhand. Die Beziehung mit ihrem Partner, mit dem sie eine Tochter hat, eskalieren immer mehr.
    Eines Tages macht sie sich auf den Weg in die Psychiatrie. Dort gibt es mit Sicherheit jemanden, der ihr helfen wird, das Chaos zu beseitigen.
    Während sie darauf wartet, mit jemand reden zu können, erfährt man mehr über das Leben der Erzählerin.
    Ihr Stiefvater ist schon seit ihrer Kindheit der Mittelpunkt. Sehr erfolgreich, sehr dominant und bis in ihr jetziges Leben sehr präsent. Man lernt Hilde, die Mutter von Siegfried kennen, bei der sie oft Zeit verbringt, wenn ihr Stiefvater und ihre leibliche Mutter auf Reisen sind.
    Man lernt auch die Geheimnisse kennen, die sich hinter der Fassade verbergen. Die Gewalt, über die nur geschwiegen wurde. Was sich hinter verschlossenen Türen zugetragen hat, wurde nie angesprochen. Es wurde regelrecht verbannt.
    Ich glaube, daß ist auch der Grund, warum die Erzählerin es jedem Recht machen will. Nur nicht anecken, alles schönreden und nie auffallen.
    Die Autorin hat hier sehr gut dargestellt, wohin es führen kann, wenn man immer nur die Augen verschließt. Wenn alles totgeschwiegen wird. Wenn die Scham und die Angst größer ist und man sein eigenes Ich immer nur versteckt.
    Das Ende stimmte mich ein wenig traurig. Ich hätte mir für die Erzählerin etwas anderes erhofft. So blieb ich etwas ratlos zurück, was die Erzählerin denn nun mit ihrem weiteren Leben anfängt.
    Ein sehr tiefgründiger Roman den ich wirklich empfehlen kann.

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  • 4 Sterne

    coffee2go, 29.03.2023

    Als Buch bewertet

    Wendepunkt im Leben

    Der Roman ist aus der Ich-Perspektive einer Ehefrau, Mutter, Schriftstellerin, Tochter geschrieben, die sich von einem Moment auf den anderen an einem Wendepunkt in ihrem Leben befindet. Lang angestaute Gefühle, Ängste, Sorgen, Unzufriedenheit – all dies kommt plötzlich zum Vorschein und bringt das Leben durcheinander. Die Ich-Erzählerin ist komplett mit der Situation überfordert, weiß auch nicht, an wen sie sich wenden könnte, da ihr Stiefvater, Siegfried, der ansonsten alles für sie geregelt hat, nicht mehr zur Verfügung steht. Aus einem Impuls heraus begibt sie sich in die Ambulanz einer Psychiatrie und macht sich ihre Gedanken im Warteraum und die Wartezeit ist sehr, sehr lange, sodass sie einen Rückblick bis in ihre Kindheit schafft. Der Roman beschreibt einerseits sachlich, erzählend, lässt aber für die Leser*innen genug Spielraum für eigene Interpretationen und Gedanken. Interessant finde ich auch, dass die Ich-Erzählerin wichtige Figuren in ihrem Lebenslauf herausnimmt und beleuchtet, welchen Einfluss sie auf ihr Leben hatten und teilweise auch bis heute noch haben. Auch das Leben ihrer Mutter sieht sie im Nachhinein und mit ihrer heutigen Erfahrung aus einem anderen Blickwinkel.
    Wohin ihr eigenes Leben sie führen wird, weiß sie noch nicht so genau, aber sie wird etwas an ihrer Situation verändern, nur was genau, ist noch nicht so klar. Sie ist an ihrem persönlichen Wendepunkt im Leben angelangt.
    Der Schluss ist offen und lässt Raum für eigene Gedankengänge, sodass man sich auch im Nachhinein noch mit dem Gelesenen auseinandersetzen muss und das Buch nicht einfach so beiseitelegen kann.

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  • 4 Sterne

    Anja K., 16.03.2023

    Als Buch bewertet

    nachdem mich das cover in seinen bann gezogen hatte musste ich einfach nach der beschreibung schauen und die thematik hat mich neugierig gemacht. der schreibstil ist wunderschön, poetisch und tiefgründig, liest sich wirklich super. die personen sind wunderbar beschrieben, mit all ihren gedanken und handlungen. vor allem natürlich die frau, aber auch was man über siegfried erfährt ist sehr interessant und hat die frau natürlich extrem geprägt. nun taucht ein ehestreit auf, der sie erstmal total aus der bahn wirft, so dass sie sich nicht mal um ihr kind kümmern kann, um wieder klar zu kommen fährt sie in die psychiatrie und erhofft sich hilfe, wobei sie dort erst mal nur nachdenkt, über ihre vergangenheit, über ihr leben, über siegfried, über einfach alles. total beeindruckend wie sie ihr leben sortiert um wieder klar zu sehen und weiter leben zu können, für sich und ihre familie. ein wirklich lesenswertes buch, ohne grosse handlung oder aktion, dafür mit tiefe und zum nachdenken anregend.

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  • 4 Sterne

    m, 21.02.2023

    Als Buch bewertet

    Bewegender Blick ins Seelenleben
    Das Buch Siegfried hat mich sehr bewegt. Antonia Baum gibt dem Leser den Blick frei in das Seelenleben der Protagonistin. Die junge Frau, die im Roman selber erzählt, begibt sich eines Morgens statt in den Tag zu starten in die Psychiatrie. In Rückblicken erzählt sie von ihrem bisherigen Leben, als Kind, als Jugendliche, als Erwachsene. Sie erzählt von ihrer labilen Mutter und ihrer dominanten und strengen Großmutter Hilde, bei der sie in der Kindheit viel Zeit verbrachte und Von Siegfried, ihrem Stiefvater, der unberechenbar über allem herrschte. Sie schwankt zwischen Ausbruch und Angepasstsein, zwischen Wunsch nach Geborgenheit und nach Freiheit, zwischen Familiensinn und Selbstverwirklichung. Und über allem und bei allem ist immer Siegfried in ihrem Kopf. Ich fand das Buch sehr bewegend, aber auch zum Teil sehr verstörend. Die Zerrissenheit der jungen Frau hat mich auch nach Ende des Buchs noch beschäftigt.

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  • 4 Sterne

    begine, 24.02.2023

    Als eBook bewertet

    Bewegend

    Der Roman Siegfried von der Schriftstellerin Antonia Baum.
    Es ist keine einfache Unterhaltungslektüre.

    Die namenlose Icherzählerin ist Mitte Dreißig. Sie ist eine unsichere Frau, deren Probleme anscheinend schon in ihrer Kindheit begann.
    Sie hat gerade große Schwierigkeiten und sucht Hilfe in der Psychiatrie.

    Ihr wächst langsam alles über den Kopf.

    Sie hat direkt keine Gewalt erfahren, aber doch mitbekommen.
    Dann fährt sie in die Psychiatrie, um zu erfahren, was mit ihr los ist. Da denkt sie beim Warten nur nach und man erfährt der Gewalt gegenüber der Mutter. Es ist wirklich erschreckend, wie sie da drauf ist. So kann man von ihrer verstörenden Kindheit verstehen,
    Das Ende ist undurchsichtig. Eigentlich gab es keine Hilfe.
    Sie ist eine vielschichtige Verstörte Frau, die versucht ihr Leben zu meistern.
    Die Autorin schreibt das detailliert und einfühlsam.

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  • 3 Sterne

    Claudia S., 24.03.2023

    Als Buch bewertet

    Hilde

    Eine namenlose Ich-Erzählerin erkennt an einem Morgen, dass ihr alles über den Kopf wächst und sie einfach nicht mehr weiter kann. Also lässt sie alles stehen und liegen – sogar Schuhe und Handtasche – und fährt in die Psychiatrie, um sich dort helfen zu lassen. Auf dem Weg und im Wartezimmer zieht quasi ihr ganzes Leben an ihr vorbei. Ein Leben, das sehr freudlos und vor allem lieblos war.

    Der Anfang war sehr vielversprechend. Nicht einfach, nicht locker, nicht so leicht zu lesen, aber enorm interessant, vielsagend, man spürte die Verzweiflung, Angst, Sorge und konnte nachempfinden, dass es der Ich-Erzählerin einfach zu viel wurde. Man wünschte sich, dass sie Hilfe findet, wollte sie begleiten.

    Doch im Laufe der Erzählung wurde es für mich immer schwieriger, allem zu folgen. Ich konnte nicht mehr sehen, wohin es führt. Siegfried wurde kaum erwähnt, dafür war Hilde, Siegfrieds Mutter, fast immer irgendwie anwesend und überlagert alles. An der Art der Sätze konnte man die Gefühlswelt der Erzählerin erkennen. Mal sehr kurz, fast stakkatoartig. Dann unfassbar lang und verschachtelt, sodass man gar nicht mehr wusste, um was es gerade eigentlich ging. Das Lesen zog sich deshalb irgendwann in die Länge, weil ich ab einem gewissen Punkt nur noch ein paar Seiten am Stück ertragen konnte. Das wurde durch die wenigen Absätze und ewig langen Kapitel nicht besser.

    Achtung, Spoilergefahr! Ganz schlimm ist für mich aber das Ende. Das Buch hört einfach auf. Nichts ist geregelt, nichts ist geklärt, erklärt ist auch nichts und ich bleibe als Leser mit Angst und Fragen zurück und auch die Erzählerin ist noch immer da, wo sie von Anfang an war. Warum sie nicht einfach zu Siegfried gefahren ist, sondern in die Psychiatrie, bleibt mir ein Rätsel. Wie so vieles.

    Vielleicht liegt es ja an mir und ich habe die Aussage des Buches schlicht nicht verstanden. Vertrauen in die Psychiatrie weckt es jedenfalls schon mal nicht. Ich gebe drei Sterne.

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  • 3 Sterne

    Leser100, 15.04.2023

    Als Buch bewertet

    Ein Streit mit ihrem Ehemann löst die schlussendliche Krise der Protagonistin aus. Eine lange angebahnte Überforderung wird an diesem Punkt so überwältigend, dass sie Hilfe in einer Psychiatrie sucht. Dort sitzt sie auf dem Flur und wartet. Gedanken fliegen an ihr vorbei.

    Der Stiefvater erlitt vor kurzem einen Herzinfarkt. Überhaupt wiegen die Bezugspersonen aus der Vergangenheit schwer, obwohl es sich dabei noch nicht einmal um die leiblichen Verwandten handelt. Sigfried, der Stiefvater und Hilde, dessen Mutter scheinen die zentralen Personen aus ihrer Kindheit zu sein. Ihre Mutter bleibt dagegen seltsam unscheinbar und wird nur selten erwähnt. Eine seltsame, düstere, von psychischer, teilweise auch von körperlicher Gewalt geprägter Atmosphäre, in der vor allem Leistung und Anerkennung zählen. Geborgenheit, Liebe zu seinen Nächsten und emotionale Führsorge scheinen dagegen vollkommen auf der Strecke zu bleiben.

    Das Buch ist ein inneres Psychogramm einer seelisch verausgabten Frau. Mir blieb diese Frau das ganze Buch hindurch unnahbar. Ich habe ihre Qualen miterlebt, konnte mich jedoch nicht wirklich in sie hineinversetzen. Für mich blieben bis zuletzt einige Ungereimtheiten bestehen. Es wurden ausschließlich die negativen Seiten des Seelenlebens der Protagonistin aufgezeigt, als ob nie etwas positiv erfreuendes in deren Leben passiert wäre. Und welche Rolle hat die Mutter oder sonstige Verwandte im Leben der Frau gespielt? Gab es da nicht noch mehr Bezugspersonen oder Freunde? Insgesamt fand ich den Roman damit etwas eindimensional.

    Das Titelbild passt gut zum Inhalt, auch wenn es mir nicht so wirklich zusagt. Aber genauso wie im Inhalt des Buches bleibt auch hier die wahre Person hinter einem verschwommenen Schatten verborgen.

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  • 3 Sterne

    Gisela E., 23.05.2023

    Als Buch bewertet

    Eine überforderte Frau

    Eine Frau – Mutter, Partnerin, Versorgerin – fährt eines Morgens in die Psychiatrie statt zu ihrem Arbeitsplatz. In ihrer Ehe läuft es nicht mehr rund, es gibt Streit, zudem muss sie dringend an ihrem Roman weiterschreiben, das Geld fehlt an allen Ecken und Enden. Dazu kommt die Angst um ihren Stiefvater, der in ihrem Leben sehr wichtig für sie war und noch ist.

    In Rückblenden werden die Probleme nach und nach aufgedröselt. Mir ist die Interaktion der verschiedenen Charaktere untereinander als seltsam aufgefallen. Die Hauptfigur, deren Namen übrigens nicht verraten wird, versucht es allen recht zu machen. Sie zerbricht fast daran. Zwischen den Zeilen erkennt man, wie sie verschiedene Probleme durch Nicht-Benennen auslöschen will, was aber natürlich nicht funktionieren kann. So wirklich überzeugen konnte mich das Buch allerdings nicht, ich konnte die Handlungen so mancher Charaktere nicht wirklich nachvollziehen. Ehrlich gesagt hat mich das Buch etwas ratlos hinterlassen.

    Vielleicht können andere Leser mehr mit diesem Buch anfangen. So richtig weiter empfehlen mag ich es nicht. Ich vergebe 3 von 5 Sternen.

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  • 2 Sterne

    gst, 17.06.2023

    Als Buch bewertet

    Siegfried heißt der Stiefvater der namenlosen Ich-Erzählerin. Von ihm erhofft sie sich Hilfe in ihrer ausweglos erscheinenden Situation: als Schriftstellerin hat sie den Vorschuss auf ihr nächstes Buch bereits verbraucht und immer noch keine Idee, worüber sie schreiben soll. Auch Alex, ihr Partner und Vater ihrer Tochter verdient so gut wie nichts. Nun hatte Siegfried einen Herzinfarkt und meldet sich nicht, was sie vollends durcheinander bringt. Das verursacht in ihrem Kopf ein Sirenengeheul, weshalb sie beschließt, in die Psychiatrie zu gehen.

    In Rückblicken erzählt sie von Hilde, Siegfrieds Mutter, wo sie als Kind einen längeren Besuch absolvierte. Auch über ihre Mutter resümiert sie und die inzwischen geschiedene Ehe zwischen ihrer Mutter und dem Stiefvater.

    Warum das Buch Siegfried heißt, hat sich mir nicht erschlossen. Vom Stiefvater wird zwar erzählt, doch das Chaos in ihrer Beziehung zu Alex und die Charakterisierung von Hilde nimmt einen weitaus größeren Rahmen ein.


    Antonia Baum, 1984 in Borken geboren, ist Journalistin, Schriftstellerin und Mutter. Sie befindet sich also in einer ähnlichen Situation wie ihre Protagonistin. Man glaubt ihr die beschriebene Überforderung, wenn sich das Geschirr in der Küche stapelt, sie die Gedanken an all das, was zu erledigen ist, niederdrücken. Trotzdem hat mir ihr neuester Roman nicht gefallen.


    So, wie sie erzählt, hatte ich den Eindruck, dass ihre Protagonistin die Grausamkeiten aus ihrer Kindheit nie als solche wahrgenommen hat. Auch als Erwachsene reflektiert sie nicht, lässt sich ausschließlich von ihren Gefühlen leiten, anstatt Lehren daraus zu ziehen und sich anders zu verhalten, als seinerzeit ihre Mutter, die aussah, „wie die Frauen aus den Zeitschriften, die sie las, und deswegen viel im Badezimmer war.“ Ihre eigene Partnerschaft hat in meinen Augen etwas von Hörigkeit. Alex, dessen Herkunftsfamilie in einem völlig anderen Milieu lebt, ist davon ebenso geprägt, wie sie von Siegfried, der immer etepetete aussah.

    Nachdem ich das Buch, dessen Chaos mich nicht erreichte, schließen konnte, war ich regelrecht erleichtert. Zwar ließ es sich teilweise sehr flüssig lesen, doch muss ich feststellen, dass das Thema „überforderte Frau und verkorkste Kindheit“, das zur Zeit sehr häufig in der Literatur zu finden ist, wenig anspricht.

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  • 2 Sterne

    Karola D., 14.03.2023

    Als Buch bewertet

    Keine der Figuren hat mich wirklich berührt.
    Die Figur Siegfried steht sinnbildlich wohl für unsere immer noch stark patriarchal geprägte Gesellschaft. Um ihn kreisen drei Generationen von Frauen: seine Mutter Hilde, die ihn vergöttert, seine Ehefrau, die er betrügt und kleinmacht, und seine Tochter, die Erzählerin, deren Selbstbild er bis weit in ihr Erwachsenenalter prägt, obwohl er physisch kaum anwesend ist. Warum er jedoch eine solch große Bedeutung haben soll, bleibt trotz der vielen Rückblenden rätselhaft. Insgesamt zeichnet dieser Roman eine Frau im Chaos der täglichen, zu hohen Ansprüche, mit Emotionen und gedanklichen Verirrungen, mit starker Sehnsucht nach Ruhe und Ordnung, Entlastung, Orientierung. Ihr Lebenskonstrukt mit all dem Druck scheint einzustürzen. Der Erzählstil passt sehr gut zum Inneren der Protagonistin. Insgesamt passiert in dem Buch nicht viel, angeschnittene Themen werden nicht ausgearbeitet, sodass ich ratlos zurück bleibe trotz inhaltlich interessantem Plot um ein Frauenleben, mit zwischenmenschlichen Beziehungen, auch zwischen den Generationen.

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  • 2 Sterne

    Sylvia K., 02.03.2023

    Als Buch bewertet

    Aufgrund des Klappentextes habe ich mir unter der Geschichte etwas anderes vorgestellt. Der Erzählstil passt sehr gut zum Inneren der Protagonistin: den Druck, unter dem sie steht, merkt man in jeder Zeile des Buches. Auch die verschiedenen Rückblenden aus ihrer Kindheit passen dazu.

    Gleichzeitig war es für mich aber auch nicht richtig greifbar und ich habe mich gefragt warum diese oder jene Rückblende gerade für sie wichtig ist und auch warum es für mich als Leserin wichtig ist. Damit wurde ich leider gar nicht warm. Auch hatte ich mich bis ungefähr zur Hälfte des Buches gefragt warum es "Siegfried" und nicht "Hilde" hieß,da es sehr viel um die Großmutter ging. Dies wiederum führt mich dazu, was ich bereits geschildert habe: Ich habe keinen Zusammenhang zum Klappentext gesehen und habe mich gefragt was es mir stattdessen als Leserin sagen soll.

    Das letzte Buchdrittel fand ich interessant, wenngleich mir hier sehr viele offene Fragen zurückbleiben.

    Ich kann mir vorstellen, dass dieses Buch großen Anklang findet, für mich war es leider nichts.

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    Miss, 19.02.2023

    Als Buch bewertet

    Der Erzählerin wird einfach alles zu viel. Sie zieht die Reißleine und begibt sich in die Psychiatrie. Dort muss sie warten und so beginnen die Gedanken zu rotieren. Sie erinnert sich an ihre Kindheit mit Siegfried, dem Mann ihrer Mutter, und dessen strenge Mutter Hilde, bei der sie immer dann bleiben musste, wenn ihre Eltern auf Geschäftsreise waren. Und sie hält ihr jetziges Leben mit Alex und der gemeinsamen Tochter dagegen. Alex ist nicht wie Siegfried, er kann ihr auch nicht das Leben bieten, das Siegfried ihrer Mutter bot. Je länger der Tag und das Warten dauern, desto negativer wird ihr Bild von ihrem Leben und vor allem ihrem Partner.

    Antonia Baums Roman „Siegfried“ spiegelt zwei Männer verschiedener Generationen, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Es könnte egal sein, wenn nicht die Erzählerin den Vergleich anstellen würde und unausgesprochene Erwartungen ihr Leben ins Wanken bringen würden. Es ist eine Geschichte von Schieflagen, zwischen den Geschlechtern, den Generationen, auch zwischen Ost und West und je tiefer man eintaucht, desto dominanter wird die kindliche Prägung, die stärker ist, als den Figuren bewusst ist.

    Der Titel des Buchs überrascht, ist Siegfried doch eigentlich nicht die zentrale Figur. Erst im Lauf der Handlung wird jedoch deutlich, wie bestimmend der Mann für die Ideale und Erwartungen der Erzählerin ist. Er hat ein Modell vorgelebt, nach dem sie sich mit zunehmendem Alter immer mehr sehnt. Die Strenge seiner Mutter hat ihn erfolgreich werden lassen, auch wenn dies ein unterkühltes Verhältnis zur Folge hatte. Jedoch ermöglicht sein Erfolg einen Lebensstandard, der vor allem mit Sicherheit verbunden ist.

    Mit Alex genoss die Erzählerin zunächst die Sorglosigkeit und ein Leben nach eignen Maßstäben. Doch schleichend offenbart sich, dass er ein Kind seiner ostdeutschen Erziehung ist und sie in verschiedenen Welten leben. Unweigerlich treffen zwei sehr verschiedene Sichtweisen aufeinander, die nicht vereinbar sind. Je prekärer die finanzielle Lage des Paares, desto kritischer beäugt die Erzählerin die Leistung ihres Partners und vor allem sein Unvermögen, ihr das zu bieten, was Siegfried ihr bieten konnte.

    Die Erzählerin ist eine erfolgreiche und intelligente Frau und dennoch scheitert sie am Alltag und daran, die richtigen Schlüsse aus dem zu ziehen, was sie beobachtet und weiß. Es fehlt ihr der richtige Weg zu kommunizieren, klar zu machen, was sie braucht, stattdessen läuft sie in Eskalation, deren erstes Opfer sie selbst ist.

    Auch mich würde Alex wahnsinnig machen, doch er kann nicht aus seiner Haut und kann auch nicht verstehen, was er falsch macht. Die Erzählerin ist jedoch keineswegs in einem Leben mit ihm gefangen. Sie könnte ausbrechen, wie einst ihre Mutter, sie kennt allerdings auch den Preis.

    Ein intensiver Roman, der ohne dies groß zu umschreiben eine genaue Analyse vieler westdeutschen Nachkriegsfamilien liefert und Lebensmodelle kontrastiert, die weiter nicht voneinander entfernt sein könnte. Im selben Land zur selben Zeit aufzuwachsen und zu leben, genügt nicht, um auch erfolgreich gemeinsam leben zu können.

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