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  • 5 Sterne

    9 von 11 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    mimitatis_buecherkiste, 24.10.2022

    Mit diesem Buch begibt sich der Autor auf die Suche nach den Ursachen seiner Wut, die seit Jahren in ihm ist und von der er selbst erst jetzt realisiert hat, dass sie nicht nur ihm, sondern insbesondere seiner Familie schadet. Einen Ansatz findet er in der Familienlinie mütterlicherseits, dort waren Konflikte an der Tagesordnung und so wuchs er damit auf. Erste Nachforschungen führen ihn zu seinem Großvater, einem in Schweden berühmten Schriftsteller, der eine unglaubliche Fülle an Büchern und Schriftwerken hinterlassen hat. Dieser hat sein Leben lang in Konkurrenz mit einem anderen Autor gelegen, was aber wohl mehr im privaten als im schriftstellerischen Bereich gelegen hat. Alex Schulman fördert ungeheuerliches zutage, das ein ganz anderes Licht wirft auf seinen Großvater und besonders dessen Frau Karin.

    Wer nun ein Sachbuch erwartet, wird schnell eines besseren belehrt. Aus Büchern, Briefen und Tagebuchaufzeichnungen ergibt sich eine Geschichte, die schöner und tragischer nicht sein könnte. Schulman schreibt so intensiv, so einfühlsam über die Begegnung seiner Großmutter mit ihrer großen Liebe, dass es eine Freude ist, diesen Teilen im Buch beiwohnen zu dürfen. Eine große Liebe, ein Tabubruch, eine unerfüllte Sehnsucht und ein tragisches Ende, das keines war. Eine Geschichte wie ein Buch, das das Leben schrieb. Ich habe wider besseren Wissens darauf gehofft, dass es einen anderen Abschluss gibt, habe so sehr gewünscht, dass es anders endet. Immer wieder musste ich mir ins Gedächtnis rufen, dass dies andere Zeiten waren, dass es sehr schwierig, wenn nicht sogar unmöglich war, was heute so selbstverständlich ist. Und trotzdem hat es mich erschüttert und emotional sehr bewegt, welche Bürde aus Pflichtgefühl und Angst Karin auf sich genommen hat. Die letzten Seiten haben mich so aufgewühlt, dass ich das Buch an die Seite legen und mich sammeln musste. Eine Liebesgeschichte ohne Happy End. Ein Meisterwerk. Volle Punktzahl mit Sternchen und eine Leseempfehlung gibt es von mir.

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Bücherfreundin, 24.11.2022

    Zutiefst berührender und beeindruckender Roman
    Der dtv Verlag hat "Verbrenn all meine Briefe", den neuen Roman des schwedischen Autors Alex Schulman, veröffentlicht. Nach der Lektüre seines ersten in deutscher Sprache erschienenen Buches "Die Überlebenden" war ich sehr neugierig auf sein neues Werk - und ich wurde nicht enttäuscht!
     
    Der Autor Alex Schulman erkennt eines Tages, dass seine Frau Amanda und seine Tochter Frances Angst vor ihm haben. Er ist unbeherrscht und trägt eine Wut in sich, gegen die er etwas unternehmen muss. Alex beginnt mit einer Therapie und stellt dabei fest, dass es in der Verwandtschaft seiner Mutter stets viele Zerwürfnisse gegeben hat. Seine Recherchen ergeben, dass sein Großvater mütterlicherseits sehr aufbrausend war und diese Wut über Generationen hinweg auch an ihn vererbt hat.
     Alex befasst sich daraufhin intensiv mit der Lebensgeschichte seines Großvaters. Sven Stolpe war ein sehr erfolgreicher und bekannter Schriftsteller, dessen literarischen Nachlass Alex akribisch sichtet. Mit Hilfe der Tagebücher und zahlreicher Briefe setzt er das Puzzle zusammen und erfährt, dass seine Großmutter Karin sich im Sommer des Jahres 1932 in den jungen Geschichtsstudenten Olof Lagercrantz verliebte ....
     
    Die Geschichte, die der Autor seiner Großmutter widmet, wird auf drei Zeitebenen erzählt.
    Der Ich-Erzähler Alex erzählt auf der Gegenwartsebene aus dem Hier und Jetzt und erinnert sich auf der zweiten Zeitebene an die späten achtziger Jahre, als er als 12jähriger regelmäßig einmal im Monat mit dem Bus zu seinen Großeltern fuhr.
    Auf der dritten Zeitebene steht das Leben der Großeltern im Mittelpunkt, hier ganz besonders der Sommer 1932.
     
    Dem Autor ist es gelungen, in großartiger und intelligenter Sprache die drei Perspektiven zu einer spannenden und berührenden Geschichte zu verweben. Ich habe die Offenheit bewundert, mit der er seine Familiengeschichte erzählt. Mit viel Einfühlungsvermögen hat er nicht nur die tragische Liebe zwischen Karin und Olof beschrieben, sondern auch die Grausamkeiten, Demütigungen und die Eifersucht des cholerischen Großvaters. Die schmerzhafte und ergreifende Dreiecksgeschichte, die der Autor so intensiv und voller Mitgefühl für seine Großmutter erzählt, hat mich mitgerissen und zutiefst berührt.
     
    Seine Suche nach der Wahrheit hat der Autor faszinierend und fesselnd beschrieben, ebenso die toxische Beziehung der beiden, die von psychischer Gewalt geprägt war. Die Charaktere sind ganz wunderbar und intensiv gezeichnet. Ich habe mit Karin und Olof mitgelitten und Sven aufs Tiefste verachtet. Selbst am Ende, als sich der Grund offenbarte, weshalb Sven zu dem Mann geworden war, der er war, konnte ich keinerlei Sympathie für ihn empfinden.
     
    Das außergewöhnliche Buch, das mich noch lange beschäftigen wird, gehört für mich zu den Highlights dieses Jahres.
    Von mir absolute Leseempfehlung und 5 Sterne!

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sabine W., 17.10.2022

    Die Wirklichkeit, die niemals eingetroffen ist
    Autor Alex fragt sich, woher seine Wut kommt, warum seine drei Kinder Angst vor ihm haben. Er beginnt nachzuforschen und entdeckt eine Linie dieser Wut in der Geschichte seiner Familie. Und er stößt in der Vergangenheit auf die unglückliche Liebesgeschichte von Karin, die mit dem berühmten Schriftsteller Sven verheiratet ist, sich aber eines Tages in Olof verliebt.
    Das Cover ist beherrscht vom Buchtitel und dem Namen des Autors, das untere Viertel zeigt das Schwarz-Weiß-Foto eines Paares auf einer Wiese liegend. Der Roman wird auf drei Zeitebenen erzählt: als Ich-Erzähler begibt sich Alex in der Gegenwart auf Spurensuche und blickt außerdem auf seine Kindheit zurück; im dritten Erzählstrang erfährt man die Geschehnisse aus Karins Leben.
    Der Ich-Erzähler nähert sich der Lösung des Familiengeheimnisses sehr behutsam, denn er weiß, dass es sich schon immer auch direkt seinen eigenen Charakter ausgewirkt hat. Der Autor erfüllt dabei die gesamte Geschichte mit einer derartigen Lebendigkeit, dass die Gefühle und Begebenheiten direkt für den Leser spürbar werden. Die Sprache ist den Situationen angepasst, in den gefundenen Briefen sehr bildhaft und in allen Kapiteln durchgehende sehr berührend. Man spürt die Charaktere förmlich, verfolgt gespannt ihrem Erlebten; genauso trifft einen auch die Ausweglosigkeit der Protagonisten, ihr Schweigen und ihr Eingesperrt-Sein in ihre Handlungen, ihre Versuche, mit Situationen und Ängsten klarzukommen. In allem schwingt zwar eine drückende Grundstimmung mit, dennoch hinterlässt der Roman keine Schwere, denn der Protagonist ist seinem Problem auf den Grund gegangen und vermittelt so auch Hoffnung – für alle Beteiligten.
    Dieser Roman ist absolut lesenswert; er ist intensiv, er berührt und macht betroffen. Ein Glück, dass es Autoren gibt, die diese Intensität in Worte fassen können, und Übersetzer, die diese Intensität auch in andere Sprachen zu übertragen imstande sind.

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    steffi k., 17.09.2022

    Ist Wut vererbbar?
    Den schwedischen Autor Alex Schulman kannte ich noch nicht, hatte aber eine Rezension in der Süddeutschen Zeitung gelesen, das mich damals schon neugierig machte.
    Der Roman "Verbrenn alle meine Briefe" ist ein wunderbares Buch, dessen Cover mir aber zunächst kitschig erschien . Die Geschichte ist berührend offen geschrieben.
    Inhaltlich geht es zunächst um Alex‘ unterschwellige Wut, unter der auch seine gesamte Familie zu leiden hat. Der Autor sucht nach den Ursachen für diese Wut und landet bei der Geschichte seiner Familie. Er recherchiert in den Büchern seines Großvaters, des Schriftstellers Sven Stolpe und erfährt, dass dieser ein narzisstischer und grausamer Mensch war, der seine Ehefrau Karin drangsalierte und demütigte.
    Er glaubte sich im Recht , da diese 1932 eine Beziehung zu dem jungen Schriftsteller Olof Lagerkranz unterhielt.
    Die Handlung erstreckt sich über drei Zeitebenen und aus zwei Perspektiven und wird in einer nahezu poetischen Art erzählt. Der Autor lässt dem Leser Zeit sich in die Charaktere hineinzuversetzen und sich seine eigenen Gedanken zu machen.
    Unglaublich, welche Auswirkungen eine unglückliche Liebesgeschichte auf die nachfolgenden Generationen haben kann. Die Wucht und die Nuancen der Gefühle, die er erzeugt, sind atemberaubend.
    Ein aufrichtiger und herzlicher Roman.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Irisblatt, 08.10.2022

    Zerstörerisches Familiengeheimnis
    Alex bemerkt nicht zum ersten Mal, dass etwas nicht stimmt. Warum haben seine Kinder und seine Frau offensichtlich Angst vor ihm? Er versteht es nicht, kann es nicht in Relation zu seinen Handlungen setzen. Und doch: da ist irgendetwas - etwas, das ihn seit seiner Kindheit begleitet - nur was? Eine Therapiesitzung offenbart auffällige Disharmonien in den Beziehungen seiner Familie mütterlicherseits. Doch worin liegen die Ursachen der zahlreichen Streitereien, der gestörten Beziehungen, der Kontaktabbrüche, die in dieser Regelmäßigkeit und Intensität nur die Familie seiner Mutter betreffen?
    Wir begleiten Alex auf seiner Spurensuche. Akribisch und getrieben von dem Wunsch, Klarheit zu erhalten bzw. seine Frau und Kinder nicht weiterhin durch seine unterschwellige Wut zu verängstigen und seine Ehe zu retten, stürzt er sich auf den Nachlass seines Großvaters Sven Stolpe, der in Schweden als bekannter Autor, Kritiker, Übersetzter und Journalist in der Öffentlichkeit stand. Er beginnt, dessen Romane zu lesen, entdeckt thematische Gemeinsamkeiten und stößt bei seinen Recherchen auf einen weiteren Namen: Olof Lagercrantz, ebenfalls Schriftsteller und erklärter Erzfeind seines Großvaters. Nach und nach verdichten sich die Hinweise auf eine Liebe zwischen Karin Stolpe und Olof Lagercrantz mit weitreichenden Folgen auch für die Nachkommen von Sven und Karin. Alex Entdeckungen sind ungeheuerlich, lassen das Blut in den Adern gefrieren, machen wütend und traurig. Gekonnt verschränkt Schulman die Gegenwart mit Szenen aus seiner eigenen Kindheit in den 1980er Jahren und der Geschichte seiner Großeltern Karin und Sven Stolpe bzw. Olof Lagercrantz.
    Beim Lesen dieses autobiographischen Romans geriet ich in einen starken Lesesog, in ein Wechselbad der Gefühle. Die erzählte Geschichte ist berührend, erschütternd, beklemmend, voller Spannungsmomente, tief traurig, drastisch und erbarmungslos. Sie besticht darüber hinaus durch das Reflexionsvermögen des Autors, der zu verstehen sucht, ohne anzuklagen. Alex Schulman zeigt einmal mehr sein literarisches Können bei der Verarbeitung autobiographischer Inhalte. Klare Leseempfehlung!

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  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Ruth L., 04.10.2022

    Beeindruckend und erschütternd
    Der 1976 geborene Alex Schulman ist einer der bekanntesten schwedischen Autoren der Gegenwart. Mit großer Begeisterung habe ich seinen 2021 auf Deutsch erschienenen Roman „ Die Überlebenden“ gelesen. Deshalb bin ich nun mit hohen Erwartungen an sein neues Buch herangegangen.
    Nach einem furchtbaren Streit mit seiner Ehefrau wird Alex Schulman bewusst, dass er etwas tun muss. Seine unvorhersehbaren Wutanfälle drohen seine Ehe zu zerstören. Sogar die Kinder haben Angst vor ihm. Eine Therapie in Form einer Familienaufstellung soll zur Klärung beitragen und so eine Verhaltensänderung ermöglichen. Dabei wird gleich ersichtlich, wo er suchen muss, nämlich in der Familie seiner Mutter. Hier sind schon immer alle Familienmitglieder heillos zerstritten.
    Das „ Wut- Zentrum“ findet Alex Schulman in der Person seines Großvaters Sven Stolpe. Der war und ist in Schweden eine Berühmtheit: Schriftsteller, Übersetzer, Literaturwissenschaftler und Kritiker, tiefgläubiger Christ, ein Mann mit hohen Erwartungen an sich selbst und an seine nächste Umgebung. Als Kind hatte der Autor ein zwiespältiges Verhältnis zu seinem Großvater. Der machte zwar gerne Späße mit den Enkeln, gleichzeitig war er unberechenbar in seiner Wut.
    Alex Schulman beginnt nun sich näher mit seinem Großvater zu beschäftigen und stößt dabei auf das Jahr 1932. Hier muss das Schlüsselerlebnis liegen, das alles verändert hat. Doch was ist damals tatsächlich geschehen?
    Das Ehepaar Stolpe war Gast im Hause der Sigtuna - Stiftung. Hier trafen sich junge Autorinnen und Autoren zum Arbeiten und zum gemeinsamen Austausch. Dabei trifft die verheiratete Karin Stolpe den jungen Dichter Olof Lagercrantz, eine schicksalhafte Begegnung. Die beiden verlieben sich heftig ineinander. Karin will sich von ihrem dominanten Ehemann trennen, doch Sven weiß das mit allen Mitteln zu verhindern. Damit ist das Leben aller Beteiligten für immer geprägt. „Der eine geht in eine lebenslange Finsternis ein. Der andere hört niemals auf zu träumen.“ Und Karin harrte aus, neben dem ungeliebten Ehemann. „Sie schrumpfte mit geradem Rücken.“
    Alex Schulman erzählt auf drei Zeitebenen diese Geschichte.
    Auf der Gegenwartsebene beschreibt er beinahe dokumentarisch seine Recherchearbeit und das, was dies bei ihm auslöst. Da sowohl Sven Stolpe als auch Olof Lagercrantz bekannte Persönlichkeiten waren, gibt es eine Unmenge an Material. Nicht nur deren poetisches Werk, sondern auch auf Tagebücher und Briefe konnte Alex Schulman zurückgreifen. Während sich bei Sven Stolpes Romanen als immer wiederkehrendes Motiv die treulose Ehefrau finden lässt, so hat Olof Lagercrantz seine Liebe zu Karin in vielen Gedichten beschworen.
    Zwischen diesen Text aus der Gegenwart flicht der Autor zwei weitere Erzählstränge, die in die Vergangenheit führen.
    Dabei geht er zum einen ins Jahr 1988, als er bei seinen Großeltern zu Besuch ist. So wirft er aus der kindlichen Perspektive einen kritischen Blick auf seinen Großvater, der seine Frau dominiert und schikaniert. Spürbar ist dabei die Liebe des Enkels zur Großmutter, die geduldig und demütig das furchtbare Verhalten ihres Mannes erträgt. Nicht ohne Grund widmet ihr Alex Schulmann sein Buch.
    Im Zentrum des Romans steht aber das Schicksalsjahr 1932. Hier erlebt der Leser eine Liebesgeschichte voller Gefühl und Dramatik, eine Liebe, die, obwohl sie nicht gelebt werden konnte, ein Leben lang andauert. Davon zeugen die Liebesbriefe ( Auszüge finden sich im Buch ), die Olof an Karin gesendet hat und die sie sechzig Jahre lang heimlich gehütet hat wie einen Schatz. Mit ihnen konnte sie sich in „ das Land, das nicht ist“ hinein träumen.
    Alex Schulmann beschreibt diese Liebesgeschichte einfühlsam und berührend und voller Poesie. Das ist herzzerreißend. Gleichzeitig liest man ungläubig und schockiert, was sich Sven Stolpe alles einfallen lässt, um diese Liebe zu unterbinden.
    Das Buch hat mich ungeheuer beeindruckt und erschüttert. Beeindruckt, mit welcher Aufrichtigkeit der Autor an das Erkunden der eigenen Familiengeschichte herangeht, ohne Schonung sich selbst und anderen gegenüber. Trotzdem ist das Buch keine Abrechnung geworden, sondern ein Versuch, zu verstehen.
    Erschüttert, weil diese große Liebe nicht zu einem gemeinsamen Glück geführt hat, sondern zu einem verfehlten Leben der drei Beteiligten und gleichzeitig negative Auswirkungen auf die nächste Generation hatte.
    Für den Autor scheint es Hoffnung zu geben, sich von den alten Verhaltensmustern lösen zu können. Der Schlusssatz legt zumindest nahe, dass er einen Neuanfang gemeinsam mit seiner Ehefrau versuchen möchte.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Frederike Z., 21.09.2022

    „Ich will die Dunkelheit in mir verstehen, die dabei ist, mein Verhältnis zu meiner Familie zu zerstören. Ich bin auf der Jagd nach meiner Wut. Und ich glaube, dass mein Großvater Sven Stolpe der Schlüssel dazu ist. Mit ihm hat alles angefangen.“ (S. 31f)

    Manchmal reichen ein paar Worte aus, um ein Leben zu verändern. Sie wisse nicht, wie oft sie es noch ertragen könne; die Angst in den Augen ihrer Kinder, die Wut, die er in sich trägt, schwelend und bedrohlich. Alexander ist wie vor den Kopf gestoßen. Und doch muss er kennen: Seine Frau hat Recht. Immer öfter fallen ihm Situationen ein, in denen er das ängstliche, geradezu schreckhafte Verhalten seiner drei kleinen Kinder nicht deuten konnte, empfand es als eine Art Respekt. Aber niemals hätte er gedacht, dass sie Angst vor ihm haben könnten! Im Rahmen einer Gesprächstherapie wird ihm deutlich, dass diese Wut schon immer Teil seiner Familie war, dass alles von seinem Großvater Sven Stolpe ausgeht. Doch was löste in dem einstigen Schriftsteller diese tiefverankerte, Generationen fortwirkende Wut aus? Alexander begibt sich auf Spuren seines berühmten Großvaters – und stößt dabei auf die Geschichte einer unglücklichen Liebe, die nicht hatte sein sollen.

    „Wenn du mir jemals untreu bist, werde ich als Erstes ihn erschießen. Dann dich. Und zuletzt mich selbst.“ (S. 189)

    Behutsam tastet sich Alex Schulman in seinem Roman „Verbrenn all meine Briefe“ (OT: Bränn alla mina brev, aus dem Schwedischen von Hanna Granz) an den Ästen seines Familienstammbaums hinab zu den Wurzeln der Wut, die sich wie eine Krankheit über die Familie ausgebreitet, einst einander nahestehende Menschen voneinander getrennt hat. Anhand echter Briefe und Tagebucheinträge von seinen Großeltern und Olof Lagercrantz‘, dem Geliebten Karins, sowie verschiedenen Dokumenten aus dem Universitätsarchiv rekonstruiert Schulman das die Beziehung seiner Großeltern Karin und Sven Stolpe prägende Jahr 1932 und die Auswirkungen, die es für sie – und letztlich auch ihre Familie – haben wird. In chronologischen, immer bedrückender, schmerzlicher werdenden Ausschnitten lässt er seine jungen Großeltern lebendig werden, beschreibt, mit welchem Furor und brennender Überzeugung Sven an neuen Veröffentlichungen arbeitete, mit Karin umsprang und sie immer wieder bloßstellt und benutzt, lässt ihn jedoch nie selbst zu Wort kommen. Ganz anders: Karin. Die junge Frau, selbst arrivierte Literaturübersetzerin, die sich stets im Schatten Svens befindet, erfährt mit der zarten Liebe zu Olof eine neugewonnene Leichtigkeit, wächst mit jedem flüchtigen Blick des Studenten – doch die Angst, dass Sven ihre Affäre entdecken könnte, macht sie matt. Sie hat Angst vor ihm, seiner Wut und zu was er fähig ist.

    Schulman vermag es, mit wenigen Worten komplexe, ausdrucksstarke Charaktere zu zeichnen, die einen nicht mehr loslassen. Seite um Seite habe ich mit Karin, dieser starken, gebrochenen Frau, gefühlt, zuckte bei jedem Geräusch in banger Erwartung Svens zusammen, weinte mit ihr ob der Erfahrungen, die sie bereits in jungem Alter – und in der Ehe mit Sven tagtäglich – machen musste. Und hoffte bis zuletzt, dass sie sich von ihm befreien, ein glückliches Leben voller Liebe, ohne Angst, würde führen können. Geradezu ängstlich, worauf seine Recherchen hinauslaufen würden, streut Schulman immer wieder Erinnerungen an einen Urlaub bei seinen Großeltern im Jahr 1988, seine Wahrnehmung des allmächtigen Svens und seine zufällige Entdeckung, und sein gegenwärtiges Spurenlesen, Reflektieren und Zusammensetzen der Puzzleteile ein. Respektvoll, geradezu dankbar geht er dabei mit seinem Erbe, den Erinnerungen, die ihm ein Schlüssel zu ihm selbst sein sollen, um, und diese Dankbarkeit ist mit jedem Wort spürbar. Er hat seiner Großmutter Karin eine Stimme gegeben, der Frau, die sich immer im Hintergrund, hinter ihrem Ehemann, hielt, die immer still war, ausgehalten und ertragen hat und es nie schaffte, das Leben, das sie sich wünschte, zu führen. Nun, gut zwanzig Jahre nach ihrem Tod, tritt sie aus dem Schatten - und wie! Die tragische Liebesgeschichte Karin und Olofs hat mich mitten ins Herz getroffen, und da werde ich dieses Buch auch noch lange tragen.

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  • 5 Sterne

    Martina B., 07.10.2022

    Endlich! Da ist sie wieder: die Literatur. Keine Autofiktion von jemandem, der denkt: Das ist ja MEIN Leben, natürlich kann ich das aufschreiben. Literatur wird das dann schon von selbst. Denkste.

    Literatur wird ein solcher Stoff, wenn der Autor alle Figuren, Handlungen und Zusammenhänge von der Metaebene aus betrachtet und in den Erzählfluss einwebt. Das kann Alex Schulman perfekt. In „Verbrenn all meine Briefe“ deckt er Schicht für Schicht, verwöhnt von einer umfangreichen Quellenlage, die Tragödie seiner eigenen Großmutter auf. Warum die Kritik vereinzelt zu dem Ergebnis kommt: „Sein Buch ist kein Krimi und könnte doch aufregender nicht sein.“ erschließt sich mir nicht. Dieses Buch ist Vieles und natürlich auch ein Krimi.
    Anfang der 30er Jahre begegnen wir dieser Großmutter Karin als junge Frau. Als lebenslustige, kluge und berufstätige Ehefrau, verheiratet mit Sven Stolpe, für den kleinen Alex: Großvater. Der war zu diesem Zeitpunkt schon ein bekannter Schriftsteller in Schweden. Heute ist sein Wikipedia-Eintrag eher schmal. Doch was an der Oberfläche so traut und liebevoll scheint, ist die blanke Ehehölle. Sven, der sein Leben lang ein kompliziertes Verhältnis zum Christentum hatte, ist hinter den Türen ein zynischer Despot, ein grausamer Narzisst, ein riesiges selbstverliebtes theatralisches Mistvieh. Ein weißglühender Wütiger, ein Hater (wie man heute sagen würde), ein Histrioniker, der auch selbst ins Risiko geht, wenn er seiner Ehefrau damit Schmerzen bereiten kann. Karin kann ihm bis ins hohe Alter nicht entfliehen, sie bleibt bei ihm, er „liebt“ sie förmlich zu Tode. Und dies mit einer stets überschäumenden Wut, die ständige Kränkung des Narzissten wie im Bauchladen vor sich hertragend. Aber auch mit kalter Berechnung: seit jungen Jahren leidet er unter Tuberkulose, und mit großem Verve gibt er den Todgeweihten. Karin hat ihm vor der Heirat gebeichtet, dass sie bereits einen Schwangerschaftsabbruch hinter sich hat, der Selbstgerechte jubiliert. Als sie den Schriftsteller Olof Lagercrantz kennenlernt und eine Affäre mit ihm beginnt, spitzen sich die Dinge zu.

    Das ist alles nichts für schwache Gemüter und aus der heutigen Perspektive schwierig nachzuvollziehen. Aber auch ich kenne in meiner Familie so einen großen und brutalen Despoten, Jahrgang 1934. Bis vor zwei Jahren hat er sein Unwesen unter uns getrieben.
    Schulman wird in seinen Schilderungen zum einen der Liebe zwischen Karin und Olof nie kitschig. Dabei helfen ihm die erhalten gebliebenen Briefe der Beiden. Auch in der Betrachtung seiner gegenwärtigen Situation und des eigenen Wütens hält er immer gesunden Abstand zur Rührseligkeit.

    Ich wünsche mir eine Fortsetzung, die den Großvater und sein Wesen genauer betrachtet und untersucht, denn: Diese Figur hat uns viel mehr zu sagen als im vorliegenden Band.

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  • 5 Sterne

    Birgit S., 29.09.2022

    Eine tragische Liebesgeschichte und ihre Folgen - fesselnd erzählt

    Alex macht mit seinen unvorhersehbaren Wutausbrüchen seiner Frau und seinen Kindern Angst. Um etwas gegen seine Wutanfälle zu unternehmen, begibt er sich auf der Suche nach dem Grund für diese. Fündig wird in der eigenen Familiengeschichte, in der sich Abgründe auftun. Auslöser des Unglücks, dessen Nachwirkungen noch Generationen später spürbar sein wird, ist die Geschichte seiner Großeltern Sven und Karin Stolpe, er ein bekannter Schriftsteller und sie eine Übersetzerin. Erzählt auf drei Zeitebenen, die geschickt miteinander verknüpft sind, versucht der Autor in der Gegenwart mittels alter Briefe und Dokumente sowie eigener Kindheitserinnerungen von den Großeltern zu rekonstruieren, was damals im Jahr 1932 passiert ist. Im Jahre 1932 verbringen Sven und Karin den Sommer in der Sigtuna-Stiftung, wo sich Karin in den jungen Schriftsteller Olof Lagercrantz verliebt. Es entwickelt sich eine Liebesbeziehung zwischen den beiden, Zeugnis davon leisten Olofs Briefe an Karin sowie später verfasster Gedichte und Texte voller Sehnsuchtsempfinden. Schon bald fasst Karin den Entschluss, sich von ihr tyrannischen Mann Sven zu trennen, doch dieser fühlt sich von seiner Frau verraten und zwingt sie dazu, bei ihm zu bleiben. Und so nimmt das Unglück seinen Lauf.

    Auf knapp 300 Seiten schafft es der Alex Schulmann mit „Verbrenn all meine Briefe“ einen bewegenden Roman über eine tragischen Familiengeschichte mit autobiografischen und fiktionalen Inhalten vorzulegen, der noch nach Beenden des Buches nachwirkt. Intensiv und leicht poetisch beschreibt er die Liebesgeschichte zwischen Karin und Olof in den 30er-Jahren und bringt die beiden und ihre Gefühle berührend wieder. Man fühlt und leidet mit ihnen, so greifbar zeichnet er sie.
    Aber nicht nur die Handlung in der Vergangenheit nimmt einen in seinen Bann, auch die anderen beiden Stränge schaffen dies. Gebannt folgt man dem Autor dabei, wie er bei seinen Recherchen in der Gegenwart verbunden mit Rückblicken in seine Kindheit mit den Großeltern nach und nach dem dunklen Geheimnis in seiner Familie auf die Spur kommt und wie er es schafft, sich von dem Erbe der Wut zu lösen.

    Fesselnd und gefühlvoll erzählt kann man nicht aufhören, über eine tragische Liebesgeschichte zu lesen, deren Folgen über Generationen nachwirkt. Eine ergreifende und eindringliche Spurensuche.
    Klare Leseempfehlung!

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Antje G., 30.09.2022

    aktualisiert am 30.09.2022

    ** Highlight des Jahres ***
    .
    Mit "Verbrenn all meine Briefe" gelang dem schwedischen Autor, Alex Schulmann sein bisher größter Bestseller.
    .
    Dieser autobiographische Roman erzählt von Alex Schulmanns tiefsitzender Wut und wie er beginnt nach der Ursache dafür zu suchen. In drei Erzählebenen ( der Vergangenheit seiner Großeltern, seiner eigenen Kindheit und seiner Gegenwart) nimmt er den Leser mit auf Spurensuche und man wird Zeuge einer dramatischen Liebesgeschichte, dessen Wellen geprägt von Narzissmus, Wut und Eifersucht, selbst Generationen überdauern und sich tief festsetzen konnten.
    .
    Ich möchte den Schreibstil Schulmanns in diesem Roman wie mit einem Tropfen Wasser vergleichen, der erst auf die Erde fällt, um dann letztendlich in einem reißenden Strom zu schwimmen und dem ich mich als Leser nicht mehr entziehen konnte.
    .
    Die Charaktere hat Schulmann sehr gut ausgearbeitet und anhand der vielen Tagebucheinträge und Briefe sind mir im Verlauf des Romans, Karin und Olof, sehr ans Herz gewachsen. Ich habe mit ihnen geliebt, gelacht und gelitten.
    Ebenso der grenzenlose Narzissmus Svens, der sehr gut recherchiert und charakterisiert wurde, hat selbst mich tief getroffen und Karins Ängste und Sorgen fühlen lassen.
    Auch in den verschiedenen Zeitebenen konnte ich mich gut wiederfinden. Die Szenen des Buches sind alle sehr emotional, leidenschaftlich und persönlich geschrieben und ich hatte stets das Gefühl, mit ihm gemeinsam die Vergangenheit und Gegenwart zu entdecken und zu erleben.
    .
    Ein Roman welcher mal nicht so ganz dem Klischee eines üblichen Liebesromans entspricht, der aber trotzdem in der modernen Gegenwart mit seiner Tragödie und Leidenschaft ein neues Romeo und Julia erreicht hat.
    Für mich ist es eines der Lesehighlights des Jahres, welches ich euch gern weiter empfehlen möchte.
    Ich gebe dem Buch 5+++ von 5 Sternen

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    AnnaMagareta, 19.09.2022

    Dramatisch - tragisch - intensiv

    „Verbrenn all meine Briefe“ ist in Schweden der bisher erfolgreichste Besteller des schwedischen Autors und Journalisten Alex Schulmann.

    In diesem Buch geht es um die Familie des Autors, um ihn selbst, seine Frau, seine Kinder, seine Wut und seine Großeltern Karin und Sven Stolpe.

    Als Alex kistenweise Bücher und Unterlagen aus dem Nachlass seines Großvaters übergeben werden, beginnt er, sich mit der Geschichte seiner Familie auseinanderzusetzen. Sven ist Schriftsteller und Karin leidet unter seiner Eifersucht, seiner Grausamkeit und seinen Drohungen. Karin verliebt sich in Olof Lagerkranz, der ebenfalls Schriftsteller ist. Obwohl Olof für sie ein Lichtblick ist, der ihr hilft durchzuhalten, bricht sie aus Angst vor Sven den Kontakt ab.

    Können Emotionen über Generationen hinweg vererbt werden ? Genau dem geht Alex Schulmann hier nach. Dabei schreibt er im Wechsel aus unterschiedlichen Zeitebenen und Perspektiven.

    Der Schreibstil des Autors ist unglaublich intensiv, dramatisch und emotional. Seine Charaktere beschreibt er lebendig und ihre Gedanken und Entscheidungen sind nachvollziehbar. Dabei wird erschreckend deutlich, welche Nachwirkungen eine unglückliche Liebesgeschichte auf die nachkommenden Generationen haben kann.

    Abschließend stellt sich mir als Leser die Frage, muss ich die Geschichte meiner Vorfahren kennen, um meine Gefühle und Reaktionen zu verstehen ?

    Für mich war dies das zweite Buch von Alex Schulmann und es ist wieder eines das nachwirkt. Traurig und schön zugleich schafft es der Autor bei seinen Lesern ungeahnte Emotionen zu wecken.

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  • 5 Sterne

    eight_butterflies, 07.10.2022

    Alex Schulmann kann es. Er kann typisch skandinavisch und wie schon in „Die Überlebenden“ in klaren, schnörkellosen Worten eine beklemmende Erzählung zeichnen. Ich konnte nicht aufhören zu lesen - schnell verflogen die 300 Seiten - trotz der Erwartung Schlimmerens, die zunehmend erfüllt wurde. Zum Teil traf mich schwelender Schmerz beim Lesen, bittere Resonanz in meinem Empathiezentrum und Betroffenheit beim Zusehen vor meinem geistigen Auge.
    Auf der Basis existierender Personen und Begebenheiten, anhand von Briefen und Tagebüchern recherchiert, spinnt der Roman eine realbasierte Fiktion. Auf drei Zeitebenen, 1932, 1988 und in der Gegenwart baut die Geschichte Erklärungen für das ungewöhnliche Emotionsleben des Protagonisten Alex, denn er ist unberechenbar, jähzornig und angsteinflößend. Ausgehend vom Satz seiner Frau: „Ich weiß nicht, wie oft ich das noch ertragen kann.“ macht er sich auf die Spurensuche in der Vergangenheit und wird bei seinem Großvater fündig. Aus einer tiefgehenden Affäre der Oma, auf die der Großvater mit destruktiver Eifersucht reagiert, spinnt sich ein Meer negativer Emotionen. „Desillusion, Narzissmus und Einsamkeit. Ein schwerkranker Mensch mit Wahnvorstellungen, die ihn für alle, die ihm nahekamen, gefährlich machten.“, so resümiert Alex. Der „episch folgerichtige Hass“ des Opas zieht sich durch die Zeitebenen, denn der Großvater „verankert nicht in seiner Wut, sondern treibt hilflos mit ihr durch die Jahrzehnte“ und vergiftet damit nachfolgende Generationen.
    Ich gebe eine klare Leseempfehlung für dieses schwedische Highlight.

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  • 5 Sterne

    Michael F., 05.10.2022

    Berührende Liebesgeschichte
    Alex Schuman beschreibt in seinem Roman „Verbrenn all meine Briefe“ die problematische Beziehung. seiner Großeltern. Der Roman ist eine Mischung von Realität und Fiktion. Die auftretenden Figuren haben eine realen Hintergrund, ebenso die Konfliktlinien. Der genaue Hergang der Handlung allerdings ist von Schuman konstruiert.
    Der Roman spielt auf drei zeitlichen Ebenen. In der Jetztzeit ist der Ich-Erzähler, unschwer als Alex Schuman zu erkennen, auf der Suche nach der Ursache für die in ihm steckende Wut, vor der sich seine Familie fürchtet. Er beginnt zu recherchieren und stößt dabei auf seinen Großvater, einem Tyrannen wie er im Buche steht. Auf der zweiten Ebene erinnert sich der Ich-Erzähler an seine Begegnungen mit seinen Großeltern, als er acht Jahre alt war. Auf der dritten Ebene werden die Ereignisse um das Jahr 1932, als sich die gerade erst verlobte Karin, die Großmutter des Ich-Erzählers, unsterblich in einen Schriftsteller verliebt. Es ist ungemein spannend zu lesen, wie sich die nur kurz dauernde, aber ungemein intensive Liebesbeziehung auf die Beziehung der Großeltern auswirkt, mit welchen unglaublichen Mitteln es der Großvater schafft, seine Frau an sich zu binden und sie letztlich psychisch zu zerstören.
    Die Leserin/der Leser steht ebenso wie der Ich-Erzähler auf der Seite der Großmutter und leidet mit ihr mit. Schuman gelingt dies durch präzise Beobachtungen und eine klare, unprätentiöse Sprache, die der Leserschaft genügend Raum lässt, sich eigene Vorstellungen zu bilden.
    Unbedingte Leseempfehlung!

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  • 5 Sterne

    liesmal, 14.10.2022

    Der Prolog hört sich bedrohlich an, aber obwohl Alex eine ständige Wut in sich trägt und seine Frau und Kinder immer darauf bedacht sind, nichts Falsches zu sagen oder zu tun vor lauter Angst vor den Folgen, so bewundere ich Alex‘ dafür, dass er erkennt, was er selbst mit seiner Art anrichtet, und darum beschließt, sich zu ändern. „Ich trage eine Wut in mir, und dagegen muss ich etwas unternehmen.“
    Bereits in der Leseprobe erfährt man, dass Alex schon beim ersten Besuch einer Therapeutin klar wird, wo er etwas über den Ursprung seiner Wut finden kann.
    So beginnt das erste Kapitel im Behandlungszimmer einer Therapeutin – und ich war zu dem Zeitpunkt davon überzeugt, dass wir Alex dort häufiger antreffen werden. Doch der Autor Alex Schulman hat einen anderen Weg für seine Geschichte gewählt.
    Der Protagonist Alex sucht nach Spuren in der Vergangenheit seiner Familie, um Antworten zu finden. Dabei stößt er auf Antworten, die Alex Schulman gekonnt und mit großem Einfühlungsvermögen erzählt. Es ist die Geschichte einer leidenschaftlichen Liebe, die begleitet wird von Eifersucht und Wut - Angst machend, tieftraurig und hochsensibel.
    „Was soll aus uns werden?“, fragt sie. „Ich weiß es nicht“, antwortet er. „Wir haben abgehoben. Aber wir wissen noch nicht, wo wir landen.“
    In Alex Schulman habe ich mit diesem Buch für mich einen neuen Stern am Autorenhimmel entdeckt.
    Wenn es in diesem Jahr zwei Bücher gibt, die zu meinen besonderen Highlights zählen, dann ist dies eines davon. Darum kann ich nur eine absolute Leseempfehlung aussprechen.

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  • 5 Sterne

    erul, 21.09.2022

    Ein folgenschwerer Sommer – sehr berührend

    Das Cover mit den zwei Liebenden, die Händchen haltend auf der Wiese liegen, gefällt mir sehr gut.

    Der Schreibstil des Autoren ist sehr flüssig und spannend. Sein Erzählstil ist emotional und gut zu lesen. Die Personen werden detailliert beschrieben und gut charakterisiert, so konnte ich mich schnell und gut in das Geschehen einlesen und mitfühlen.
    "Verbrenn all meine Briefe" ist eine sehr berührende und tragische Geschichte zweier unglücklich Liebender. Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven und über drei Zeitebenen erzählt.

    Der Autor Alex ist dreifacher Vater. Unter seiner häufigen unterschwelligen Wut leiden seine Frau und Kinder. Er sucht nach der Ursache für seine Wut und stößt bei der Suche auf eine Unmenge an Büchern seines Großvaters Sven Stolpe. Sven ist ein bekannter Schriftsteller, der mit der Übersetzerin Karin verheiratet ist. Kurz nach der Heirat beginnt Sven mit seinen Demütigungen und Schikanen gegenüber seiner Frau Karin.
    Im Sommer 1932 in der Sigtuna-Stiftung treffen Karin Stolpe und der junge Schriftsteller Olof Lagercrantz aufeinander, verlieben sich und beginnen eine Affäre.

    Die ergreifende Geschichte hat mich von Beginn an berührt und gefesselt.
    Sehr lesenswert!!

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Xana, 13.09.2022

    „Verbrenn all meine Briefe“ ist eine berührende Geschichte einer Liebe, die nicht sein durfte. Alex Schulman beschreibt in diesem Buch die Geschichte seiner Familie mit dem Fokus auf die Beziehung seiner Großeltern Sven und Karin. Sven, der als narzisstischer und feindseliger Mensch Karin ihr ganzes Leben lang schikaniert und gequält hat, während Karin im Herzen einem anderen gehörte.

    Alex Schulman hat einen sehr angenehmen Schreibstil, der den Leser durch die Geschichte dahingleiten lässt. Der Spannungsbogen ist daher nicht besonders stark ausgeprägt. Der Autor schafft es, die Figuren einer ganz anderen Zeit so darzustellen, dass man sie fühlen kann.

    Mir war nicht bewusst, dass es sich bei diesem Buch um einen an die wahre Geschichte der Familie des Schriftstellers angelehnten Roman handelt. Normalerweise ist das nicht mein Genre, und das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum ich „Verbrenn all meine Briefe“ nicht ganz so gut finde, wie „Die Überlebenden“ (das ist allerdings auch wirklich ein Meisterwerk). Dennoch hat das Buch mich sehr gut unterhalten, mitfühlen und mitleiden lassen. Daher kann ich es jedem empfehlen, der keinen Thriller-Spannungsbogen braucht, um unterhalten zu werden

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  • 5 Sterne

    Gisela E., 21.12.2022

    Die Geschichte hinter der Wut

    Als seine Kinder vor ihm zurückzucken, beginnt der Familienvater Alex sich Gedanken zu machen – und erkennt, dass er eine große Wut in sich trägt. Er macht sich auf die Suche nach dem Ursprung seiner Wut und landet in der Geschichte seiner Familie, bei zwei unglücklich Liebenden.

    Die Geschichte beginnt eher harmlos, doch je mehr ich mich in sie hineinlas, umso mehr hat sie mich berührt. Es ist die Geschichte einer Wut über mehrere Generationen, und Alex macht es sich zur Aufgabe, die wahre Geschichte hinter all den Erzählungen in seiner Familie herauszufiltern. Er findet eine Leidenschaft, die nicht sein durfte, und Eifersucht, gepaart mit psychischer Gewalt in großer Ausprägung. Die Geschichte der Großmutter ist ergreifend und liest sich äußerst realistisch. Ich habe mit ihr mitgefiebert: Der Autor Alex Schulmann schafft es sehr eindrücklich, ihre Erlebnisse, ihre Hoffnungen, ihre Demütigungen in Worte umzusetzen.

    Dieses Buch beschreibt sehr eindrücklich die Geschichte, die hinter der Wut einer Familie steckt. Mich hat das Buch so beeindruckt, dass ich es sehr gerne weiter empfehle. Ich vergebe alle 5 möglichen Sterne.

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  • 5 Sterne

    herrzett, 21.12.2022

    Es eine sehr erdrückende und faszinierende Reise durch die Zeit. Schulman schafft es mit einer Kombination aus Tagebucheinträgen, Briefen, Rückblenden und eigenen Gedanken ein sehr persönliche und aufwühlende, sowie auf wahren Gegebenheiten beruhende Geschichte zu erzählen, die einen als Leser*in komplett in den Bann zieht. Teilweise war es für mich spannender als jeder Krimi, sodass ich das Buch kaum noch aus der Hand legen konnte. Ohne nun zu viel vorweg zu nehmen, ist es ein Roman, bei dem man schnell weiß, dass nichts auf ein Happy End hinausläuft und dennoch gibt es einige überraschende Wendungen, bei denen man immer noch hofft, dass alles ein gutes Ende nehmen wird. Ich habe dieses Buch auf so vielen Ebenen geliebt, bin durch die Zeilen und Zeiten gerast und stelle nun erneut fest, dass Schulman einfach ein großartiger Erzähler von menschlichen Abgründen, Traumata und deren Auswirkungen ist. Und das in einer Form, die nie niederschmetternd, aber sehr mitreißend und aufwühlend ist. Auch die Auseinandersetzung mit der Wut, seiner eigenen Geschichte und die Recherchearbeit, fand ich in diesem Fall wahnsinnig spannend. Für mich ein ganz besonderer Roman.

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  • 5 Sterne

    labbelman, 26.09.2022

    Titel: Toxische Beziehung oder wie?

    Von Alex Schulman habe ich bereits viel Positives gehört und daher wollte ich nun endlich mal etwas von ihm lesen.

    Im Buch wird die Geschichte seiner Großeltern erzählt und das auf teils verstörende Weise, denn die Liebe war schnell vorbei und was folgte waren: Erniedrigung, Gewalt, Gehorsam und vieles mehr.

    Vor allem durch die schnörkellose Sprache des Autors kickt das Gelesene noch mehr rein. Man kann sich die physischen und psychischen Misshandlungen sehr gut vorstellen.

    Das was mich am meisten fasziniert hat war, dass sich die Erfahrungen von damals auf die nächsten Generationen übertragen haben. Ich habe mich oft gefragt warum mich manche Verhaltensweisen von Menschen so enorm triggern, obwohl ich nicht so viele Negativerfahrungen gemacht habe und dann kommt immer mal wieder raus, dass aber meine Eltern oder Großeltern so was erlebt haben und siehe da: der Autor hat scheinbar Recht.

    Am meisten berührt haben mich die Liebesbekundungen in Form von Briefen. Das ging mitten ins Herz.

    Fazit: Bedrückend, berührend, emotional und einfach heftig. Gern spreche ich eine Empfehlung aus.

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  • 5 Sterne

    Sabine G., 08.10.2022

    Alex, Familienvater und voller unkontrollierbarer Wut, sucht in der Vergangenheit nach den Ursprüngen für den Zorn, der das Verhältnis zu seiner Familie zu zerstören droht. Bei seiner Recherche erkennt er überraschende Zusammenhänge zu der Vergangenheit seiner Großeltern.

    Was für ein Roman! Alex Schulman erzählt in dem autofiktionalen Roman Verbrenn all meine Briefe von seiner eigenen Familiengeschichte und zeigt dabei exemplarisch, welchen Einfluss unverarbeitete Traumata über Generationen haben können. Die Recherche des Protagonisten Alex liest sich spannend. Tief gräbt er sich in Dokumente ein, teilt mit den Lesenden Zitate aus den originalen Briefen und Tagebüchern und schafft so ein facettenreiches Bild, auch durch die beiden anderen Perspektiven, die verwendet werden, um Erlebnisse authentisch widerzugeben. Themen wie Schuld, Eifersucht, Liebe und Angst greift Schulman auf und stellt sie sprachlich so dar, dass sie geradezu über die Buchseiten überspringen.

    Ein Ausnahmebuch, inhaltlich dicht und sprachlich treffgenau. Eine uneingeschränkte Leseempfehlung!

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