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  • 4 Sterne

    2 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    selda k., 26.06.2016

    Diese Geschichte schleicht sich leise ins Bewusstsein und bleibt noch lange nach dem Lesen in der Gedankenwelt lebendig.
    Celeste Ng hat hier ein beeindruckendes Charakterporträt einer Familie geschrieben. Lydia, Lieblingstochter von Marylin und James Lee, ist tot. Die Umstände ihres Todes zunächst ungeklärt. Langsam wird klar, dass Lydia ein ganz anderes Leben geführt hat, als sie nach außen vorgegeben hat. Die Eltern sind ratlos und tauchen im Ringen um die Wahrheit. auf der Suche nach dem Moment in dem alles aus dem Ruder gelaufen ist, in ihre eigene Vergangenheit ein. All die dunklen Ereignisse, die so gut versteckt sind im eigenen Bewusstsein treten ans Licht und auf einmal ist nichts mehr sicher, was diese Familie verbunden hat.
    Celeste Ng durchdringt die Fassaden ihrer Figuren und schält Haut für Haut, wie bei einer Zwiebel, die Enttäuschungen, Ängste, Hoffnungen und Wünsche ab, bis die Essenz der Personen übrig bleibt.
    Ich mag den eleganten Schreibstil, sie bringt in feinen Bildern das Subtile ans Licht. Sie beschreibt leise, aber eindringlich das Unaussprechliche.

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  • 5 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    claudi-1963 .., 23.06.2016 bei bewertet

    USA 1977 eine Kleinstadt in Ohio, die 16 jährige Lydia Lee wird eines Morgens vermisst, das Bett ist unangerührt und keiner weiß wo sie sein könnte. Jack ein Junge aus der Nachbarschaft hat sie sehr wahrscheinlich das letzte Mal gesehen, schweigt jedoch. Lydia stammt aus einer chinesisch-amerikanischen Familie, hat noch einen Bruder Nathan und ihre Schwester Hannah. Ihr Vater James ist Wissenschaftler und Mutter Marilyn hat ihr Medizinstudium der Familie wegen geopfert. Lydia ist das Lieblingskind beider Eltern, für sie möchte Marilyn die beste Zukunft, deshalb achtet sie darauf das Lydia fleißig lernt damit sich ihr Traum Ärztin erfüllen kann. Alles sieht nach heiler Welt aus, doch in jedem einzelnen wächst immer mehr die Unzufriedenheit, die an den Tag will. Als man wenige Tagen später die Leiche Lydia´s am angrenzenden See findet ist die Tragödie groß. Erst geht man von einem Verbrechen aus, nach dem man jedoch keine Beweise findet, vermutet die Polizei ein Suizid. Aber Marilyn will das nicht glauben, schien doch Lydia ein glückliches Mädchen zu sein und so zerbricht die Familie immer mehr. Was ist wirklich in dieser Nacht geschehen? Und wie konnte es soweit kommen das diese Tragödie passierte?

    Meine Meinung:

    Celeste Ng ist mit ihrem Debütroman ein wirklich gutes, gleichzeitig aber auch tragisches Werk gelungen. Ihr geht es in erster Linie nicht darum zu fragen wie ist sie gestorben, sondern es geht um das warum. Warum ist dieses Unglück passiert, wie konnte es soweit kommen ohne das jemand etwas bemerkt hat? Dieser vielfach prämierte Bestseller beschäftigt sich mit den Konflikten von Mischehen in den USA. Den in den 50 er Jahren war eher außergewöhnlich, eine solche Mischehe einzugehen. Aber auch bei den Kindern gehörten Konflikte an der Schule zur Tagesordnung und meist wussten die Eltern nichts davon. So bekommt der Leser in diesem Buch eine Einsicht, über das was jeder aus dieser Familie denkt und erlebt hat. Es fügt sich von Kapitel zu Kapitel ein Puzzle zusammen, was einen erschüttert, beängstigt, aber auch nachdenken lässt. Das Buch hat mich emotional sehr ergriffen und ist auch nicht unbedingt etwas für schwache Nerven. Dieses Werk ist kein Krimi, kein Thriller sondern im Grunde ein Roman, bzw. ein Familiendrama. Am Ende des Buches wird der Familie bzw. den Eltern einige ihrer Fehler bewusst. Leider hat sich auch in unserer heutigen Zeit, was die Themen und Konflikte anbelangt nicht allzu viel getan. Noch immer gibt es Rassismus und Ausländerfeindlichkeit in der Welt, vor dem gerade die Mischehen und -familien am meisten betroffen sind. Auf jeden Fall ist dies ein lesenswertes Buch, das für mich in die Bestsellerliste gehört und 5 von 5 Sterne verdient hat.

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  • 5 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Claudia M. S., 18.05.2016 bei bewertet

    Eine Chinesisch-Amerikanische Familie in den 1970ern in Amerika. Die scheinbar heile Welt der Lees wird ohne Vorankündigung aus den Fugen gehoben. Die Zweitälteste, Lydia, ist verschwunden. Alle ahnen das kommende Unheil und versuchen doch, es nicht zuzulassen. Doch dann die Nachricht: Lydia ist tot. Die Familie sucht den Schuldigen und findet dabei Antworten, die sie nicht hören will …

    Celeste Ng hat hier ein Thema angeschnitten, das noch immer aktuell ist, obwohl „Mischehen“ heute keine Seltenheit mehr sind. Dennoch haben die Kinder aus diesen Beziehungen auch heute noch allzu oft mit Vorurteilen und Ausgrenzung zu kämpfen. In „Was ich euch nicht erzählte“ geht es um eine solche Familie, aber auch um alle anderen Familien. Ng führt uns sehr eindringlich vor Augen, dass jeder seine Geheimnisse hat und dieses sehr leicht ein falsches Bild zeichnen können. Wie wichtig es ist, miteinander zu reden, offen zu sein und nicht einfach nur zu funktionieren, dass jeder Mensch ein Individuum mit eigenen Wünschen, Träumen und Hoffnungen ist, sollte selbstverständlich sein, ist es aber auch heute noch nicht.

    Alle Familienmitglieder werden immer mal wieder zum Mittelpunkt des Erzählers. Aus jeder Perspektive wird das Verschwinden und der Tod von Lydia gesehen und geschildert. Erstaunlich, wie unterschiedlich das Mutter, Vater, Bruder und Schwester erleben und verarbeiten. Und doch ist alles logisch und sehr gut aufgebaut.

    Der Stil ist manchmal ein wenig gewöhnungsbedürftig. Die Sätze sind oft sehr kurz. Dennoch passt alles super stimmig ineinander, denn Ng lässt den Leser einen heimlichen Beobachter sein, der betroffen und hilflos alles aus seinem sicheren Versteck miterlebt. Die Abgründe, die nicht nur mit der ethnischen Herkunft der Eltern zu tun haben, lassen besonders die jüngste Tochter immer wieder hilflos und allein zurück, aber die Bindung der Familie ist auch in den schlimmsten Zeiten stark genug, um jeden Tag neu weiterzumachen.

    Ein wenig zieht dieses Buch runter, aber auf eine gute Weise, denn es ermöglicht dem Leser, vieles künftig anders zu sehen und anzugehen. Mir gefällt das. Ich lerne gern dazu. Und ich mag intensive Bücher. Dies ist eines. Und deshalb bekommt es von mir auch die vollen fünf Sterne.

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  • 5 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Brigitte B., 10.06.2016 bei bewertet

    'Lydia ist tot', das weiß der Leser vom ersten Satz des Buches an. Aus unterschiedlichen Perspektiven wird Lydias Leben in den Spätsechzigern und 70er Jahren erzählt und das ihrer Familie, einer Zeit, in der Mischehen und Mischlingskinder in den USA kaum akzeptiert wurden. Es geht um Entscheidungen, Erlebnisse, Ängste und dem Gefühl des Anders- und Ausgegrenztseins, das auch ihre Eltern bereits in den 50er Jahren erlebten. Ihre Mutter träumte von einer Tätigkeit als Ärztin und war damit ihrer Zeit weit voraus; ihr Vater fiel als Asiat immer wieder auf, war dem Spott und Abgrenzung ausgesetzt. Und soviel hat sich dann an sozialer Akzeptanz in den wenigen Jahrzehnten nicht getan: Lydia und ihre beiden Geschwister fallen immer noch durch ihr hervorragend erzählt und fesselnd bis zum Ende


    Aussehen auf und ihre Eltern versuchen permanent, Lydia in ein 'besseres Leben' zu helfen, stellen sie in den Mittelpunkt der Familie und überschütten sie mit ihren ehemaligen Wünschen und Zielen.
    Leider mangelt es in dieser Familie aber am Vermögen, mit einander zu reden, sich auszutauschen und auf einander einzugehen....

    Celeste Ng setzt aus vielen einzelnen Fragmenten ein sehr realistisches Bild der Familie zusammen, erstellt ein Psychogramm der Familie, zeigt auf, welche Auswirkungen Nichtgesagtes haben kann. Jedes Familienmitglied kennt höchstens einen Teil der Wahrheit und nur der Leser kann sich aus den Puzzleteilen ein Bild zusammen setzen und erfährt, was wirklich passiert ist. Klar und deutlich zeigt Celeste Ng auf, wie jedes Familienmitglied in den Strukturen und Regeln der Familie gefangen ist, wie eigene, nicht gelebte Träume andere in diese zwingen können und wie hilflos Kinder ihren Eltern ausgeliefert sein können und auf ihre eigenen Träume verzichten, zum 'Wohl der Eltern'; immer wieder mußte ich an Heilkoptereltern denken, also eine durchaus zeitlose Familientragödie, die Celeste Ng hervorragend erzählt, fesselnd vom Anfang bis zum Ende.

    Ein Buch, das man gar nicht mehr aus der Hand legen kann, bevor man es zu Ende gelesen hat.

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  • 5 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Venice C., 03.07.2016 bei bewertet

    Ein Kleinstadt in Ohio in den 70er Jahren. Eine Amerikanisch-Chinesische Familie, damals ausgegrenzt von der Gesellschaft und wie Exoten behandelt. Eines Morgens erscheint die 16 jährige Tochter Lydia nicht beim Frühstück. Sie ist tot aber das weiß die Familie noch nicht. Einige Tage später wird ihre Leiche in einem nahegelegenen See gefunden obwohl Lydia gar nicht schwimmen kann. Was ist passiert.

    Die Frage klärt sich für den Leser erst am Ende und spielt dann eigentlich schon gar keine Rolle mehr. In Rückblicken wird erzählt wie die Familie langsam zerbricht. Erzählt wird in ruhigen eindrucksvollen Worten von übertriebenen Vorstellungen und Wünschen der Eltern vor allen an Lydia. Die anderen Kinder, der Bruder Nath und die jüngere Tochter Hannah werden regelrecht vernachlässigt. Dabei hat Nath eine Zusage von Harward erhalten und wird im Herbst die Familie verlassen. Hannah, die jüngste wird von allen 'übersehen' und beobachtet klein zusammengekauert in der Ecke wie die Familie lansam zerbricht.

    Lydia die die blauen Augen ihrer amerikanischen Mutter geerbt hat, soll einmal ein besseres Leben haben als ihre Mutter die ihren Traum Ärztin zu werden der Familie wegen aufgegeben hat. Ein kurzes Intermezzo an einer Universität endet als sie mit Hannah schwanger ist. Jetzt soll Lydia in ihre Fußstapfen treten. Der Vater, ein Geschichtsprofessor an einer Highschool, versucht als Außenseiter so angepasst wie möglich und wie 'alle' zu leben und flüchtet sich doch in die Arme seiner chinesischen Lehrassistentin. Die ganze Liebe und Aufmerksamkeit richtet sich an Lydia die dem Druck nicht standhalten kann.

    Ein eindrucksvolles Buch über eine Familientragödie in ruhigen Worten erzählt von Celeste Ng. Wirklich beeindruckend.

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  • 5 Sterne

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    Inge H., 23.06.2016 bei bewertet

    Celeste Ng schrieb mit „Was ich euch nicht erzählte“ ein fesselndes Familienporträt und es ist ihr
    Debütroman.

    Der erste Satz ist „Lydia ist tot“.
    Der Vater James Lee ist chinesischer Abstammung und Lehrer, die Mutter Marylin ist Anerikanerin, die eigentlich Medizin studieren wollte..
    Die Kinder Nath, Lydia und Hannah sehen asiatisch aus, nur Lydia hat blaue Augen, sie ist ein schönes Mädchen.
    Die Familie ist in einer kleinen Stadt in Ohio ziemlich isoliert.
    Das es in der Schule Probleme gibt bemerken die Eltern nicht. Sie haben nicht bemerkt das Lydia keine Freundin hat und ihre Leistungen in der Schule schlechter wurden.
    In dieser Familie wurde über Probleme nicht gesprochen.
    Als Nath und Lydia klein waren, gab für sie ein Erlebnis, das sie der Mutter jetzt alles recht machen müssen. Am meisten frisst Lydia alles in sich hineien.
    Es erschüttert mich beim Lesen, wie es in dieser eigentich intakten Familie doch so schweigsam zugeht.

    Celeste Ng zeichnet die Charaktere und Eigenschaften aller Familienangehöriger sehr schön.
    Das Leben James und Marylin, wird schon ab ihrer Kindheit erzählt und dann kam ihre Liebesbeziehung..
    Dann kommen auch die Kinder zu Wort.

    Besonders waren die Empfindungen des Nachzüglers Hannah, sie wurde oft einfach übersehen.
    Das Verschwinden von Lydia liest sich wie ein Krimi. Was ist passiert, war es Mord oder Selbstmord? Die Frage stellte sich mir bis zum Schluss.

    Die Stimmung in dem Roman ist ruhig, teils traurig bedrückend, aber auch bezaubernd.
    Ich habe den Roman mit Spannung gelesen, ich war gefangen von der Stimmung.
    Die Autorin muss ich mir merken, ich würde gerne mehr von ihr lesen.

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  • 5 Sterne

    6 von 13 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Inge H., 21.06.2016

    Celeste Ng schrieb mit „Was ich euch nicht erzählte“ ein fesselndes Familienporträt und es ist ihr
    Debütroman.

    Der erste Satz ist „Lydia ist tot“.
    Der Vater James Lee ist chinesischer Abstammung und Lehrer, die Mutter Marylin ist Anerikanerin, die eigentlich Medizin studieren wollte..
    Die Kinder Nath, Lydia und Hannah sehen asiatisch aus, nur Lydia hat blaue Augen, sie ist ein schönes Mädchen.
    Die Familie ist in einer kleinen Stadt in Ohio ziemlich isoliert.
    Das es in der Schule Probleme gibt bemerken die Eltern nicht. Sie haben nicht bemerkt das Lydia keine Freundin hat und ihre Leistungen in der Schule schlechter wurden.
    In dieser Familie wurde über Probleme nicht gesprochen.
    Als Nath und Lydia klein waren, gab für sie ein Erlebnis, das sie der Mutter jetzt alles recht machen müssen. Am meisten frisst Lydia alles in sich hineien.
    Es erschüttert mich beim Lesen, wie es in dieser eigentich intakten Familie doch so schweigsam zugeht.

    Celeste Ng zeichnet die Charaktere und Eigenschaften aller Familienangehöriger sehr schön.
    Das Leben James und Marylin, wird schon ab ihrer Kindheit erzählt und dann kam ihre Liebesbeziehung..
    Dann kommen auch die Kinder zu Wort.

    Besonders waren die Empfindungen des Nachzüglers Hannah, sie wurde oft einfach übersehen.
    Das Verschwinden von Lydia liest sich wie ein Krimi. Was ist passiert, war es Mord oder Selbstmord? Die Frage stellte sich mir bis zum Schluss.

    Die Stimmung in dem Roman ist ruhig, teils traurig bedrückend, aber auch bezaubernd.
    Ich habe den Roman mit Spannung gelesen, ich war gefangen von der Stimmung.
    Die Autorin muss ich mir merken, ich würde gerne mehr von ihr lesen.

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  • 4 Sterne

    2 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Anneliese M., 16.08.2016

    In Celeste Ngs Debütroman “Was ich euch nicht erzählte“ geht es um eine Familie in einer Kleinstadt in Ohio im Jahr 1977. James, der Vater ist Amerikaner mit chinesischen Wurzeln und unterrichtet am örtlichen College amerikanische Geschichte. Seine Frau Marilyn ist eine weiße Amerikanerin, die ihr Medizinstudium wegen ihrer Schwangerschaft abbrechen musste und genau das wurde, was sie immer abgelehnt hatte: Hausfrau und Mutter. Außer ihrem konkurrenzlosen Liebling Lydia haben sie noch den älteren Sohn Nathan und die 11jährige Hannah. Eines Morgens erscheint Lydia nicht zum Frühstück. Zwei Tage später findet die Polizei ihre Leiche in einem See. Ein Unfall, Selbstmord oder Mord?

    Vom ersten Satz an weiß der Leser, dass Lydia tot ist. Es geht der Autorin also nicht um eine übliche Krimi- oder Thrillerhandlung, auch wenn der Roman in den USA als “crime thriller“ bezeichnet wird. Es geht um das Wie und Warum. Sehr schnell wird deutlich, dass in dieser Familie so einiges nicht stimmt. Jeder hat hier ein Geheimnis, das er mit niemand teilt. Nathan weiß einiges mehr über das Leben seiner Schwester als seine Eltern. Die letzten drei Monate vor ihrem Tod hat sie sich mit Jack, einem dubiosen jungen Mann aus der Nachbarschaft getroffen, den Nathan für den Schuldigen hält. Die kleine Hannah verfügt in ihrer Rolle als Beobachterin, die alle übersehen, über fast telepathische Fähigkeiten. Sie weiß genau, was in Lydia vorgeht und hat ihre Schwester in der bewussten Nacht weggehen sehen. Weder Nathan noch Hannah teilen ihr Wissen mit den Eltern oder der Polizei.

    Erzählt wird die Geschichte mit ständig wechselnden Perspektiven und auf verschiedenen Zeitebenen, die auch die Vergangenheit der Eltern einschließen. Der Leser kennt die Gedanken und Gefühle der Protagonisten und verfügt über einen Informationsvorsprang gegenüber den Beteiligten. Nur der Leser erfährt am Ende, warum Lydia wirklich starb. Die Eltern und Geschwister gewinnen nur bis zum einem gewissen Grad neue Erkenntnisse. Der Vater versteht, dass sich seine Hoffnung, seine Kinder würden als Repräsentanten der dritten Einwanderergeneration akzeptierte und voll integrierte Mitglieder der Gesellschaft sein, nicht erfüllt hat. Er hat sich ein Leben lang mit denselben Klischees und Beleidigungen konfrontiert gesehen: Schlitzauge, begleitet von den entsprechenden Gesten, Frühlingsrollen, Kegelhüte… (z.B. S. 190) Am längsten erliegt die Mutter der Illusion, eine rundum glückliche, brillante Tochter zu haben, der eine große Zukunft als Ärztin oder Naturwissenschaftlerin bevorsteht.

    Neben der Thematik der gestörten Kommunikation, die auf viele Familien zutrifft, sind dies die spannend und berührend umgesetzten Themen des Romans: zum einen der allgegenwärtige Rassismus im Amerika der damaligen Zeit und die Ausgrenzung von gemischtrassigen Familien, von allen, die anders sind und anders aussehen und die Verheerungen, die Eltern mit einem falschen Verständnis von Erziehung bei ihren Kindern anrichten. Lydia leidet sehr unter dem von den Eltern ausgeübten Druck. Sogar jedes einzelne Geschenk ist eine unausgesprochene Erwartung, fordert ein bestimmtes Verhalten ein. Lydia weiß, "dass Aufmerksamkeit mit Erwartungen einherging, die - wie Schneeflocken - in der Luft trieben, sich niederließen und einen dann mit ihrem Gewicht erdrückten." (S. 256). Ihr Tod zerstört die nach außen intakte Familie vollends. Kann es für die Überlebenden einen Neuanfang geben?

    Mir hat dieses berührende Psychogramm einer nicht funktionierenden Familie sehr gut gefallen.

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