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  • 5 Sterne

    15 von 15 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    mimitatis_buecherkiste, 27.11.2023

    Als Buch bewertet

    Silvia Borowski fährt mit einem geklauten Polo Richtung Süden, zurück in die Spießigkeit ihrer Heimat, aus der sie vor fast zwanzig Jahren geflohen ist. Sie ist nicht allein, ihre wenige Wochen alte Tochter Hannah nimmt sie mit. Sie weiß nicht, was sie erwartet, weiß nicht, ob ihre Mutter Evelyn noch in der süddeutschen Kleinstadt Ildingen wohnt, die Silvia ihrerseits so plötzlich und überstürzt verlassen hat, kurz nachdem ihre Tante Betti damals verschwunden ist. In Ildingen angekommen, muss sie sich ihrer Vergangenheit stellen.

    Aus verschiedenen Perspektiven näherten wir uns der Erzählung an, die Gegenwart im Jahr 1989 wechselte sich mit der Vergangenheit ab, beginnend im Jahr 1950. So erfuhr ich vieles über die Kindheit von Silvia, aber auch der Werdegang ihrer Eltern wurde thematisiert. Ich kenne den Vorgänger mit dem wunderbaren Titel ›Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid‹ nicht, hatte aber zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass mir bestimmtes Wissen fehlen würde. Das vorgenannte Buch handelt unter anderem von der siebenundzwanzigjährigen Hannah, die im aktuellen Buch noch ein Baby gewesen ist. Beiden Büchern gemeinsam ist die Aufarbeitung der Familiengeschichte über mehrere Generationen, sodass diese wohl gut unabhängig voneinander gelesen werden können, behaupte ich. Anscheinend ergänzen sich die Bücher, sodass ich nun dringend das andere lesen will, um mir ein vollständiges Bild machen zu können.

    Mir hat die Geschichte sehr gefallen, die gesellschaftlichen Probleme damals und heute, besonders was Familienplanung, Mutterschaft und Frauenarbeit betrifft, spielten eine Rolle, es wurde aber auch die Sprachlosigkeit zwischen den Generationen authentisch thematisiert. Die Wichtigkeit der Außenwirkung in einer Kleinstadt fasziniert mich zudem ebenfalls immer wieder, dieser Anspruch, den Nachbarn zu beweisen, dass das eigene Leben richtig ist, ohne jemandem vor den Kopf zu stoßen, weil das Ansehen so wichtig ist. Das Verhältnis der Frauen zueinander hat mich berührt, ihre Sehnsucht nach einer Normalität, die sich nie einstellen wollte, beide das Produkt ihrer Zeit. Das Ende hat mich erneut sehr bewegt, es passte ganz wunderbar zur restlichen Geschichte. Von mir gibt es fünf Sterne und ein Extrasternchen dazu. Natürlich auch eine Leseempfehlung, das versteht sich wohl von selbst.

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  • 5 Sterne

    9 von 12 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Gabriele K., 24.07.2023

    Als Buch bewertet

    Bereits das erste Buch der Autorin mit dem sperrigen Titel "Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid" hat mir wegen des eigenwilligen Stils sehr gut gefallen.

    Bei diesem ist es ähnlich, wobei wieder chronologisch auf zwei verschiedenen Zeitebenen erzählt wird, die stilistisch sehr kontrastreich sind.

    Auch hier ist mir wieder zuerst der Titel – diesmal sogar ein ganzer Satz! Aber ähnlich „umständlich“ wie beim vorherigen und auch das Cover ins Auge gefallen. Sehr schön, romantisch anmutend, gruppieren sich rote Blumen (Dahlien?) und kleine Vögel (Meisen?) auf hellblauem Grund.

    Generell beschreibe ich in meinen Rezensionen nicht den Inhalt des Buches, die Personen oder die einzelnen Handlungsstränge, da dies jeder objektiv im Klappentext und auf den Websites der Verlage und Buchhandlungen nachlesen kann und dies für mich nichts mit einer Beurteilung des Buches zu tun hat.

    In gewisser Weise handelt es sich um die Fortführung der "Jungen Frau,am Fenster stehend...", in dem die Geschichte der Evelyn Borowski zum einen als Kind in den 20er und 30er Jahren, zum anderen als Großmutter im heutigen Berlin erzählt wird. Hier nun ist Evelyn in den 50er Jahren eine junge Frau mit Familie, in den 80er/90er Jahren Mutter einer erwachsenen Tochter und Großmutter.

    Sozusagen bekommen wir hier also ein Familienpuzzle, was interessant umgesetzt ist.

    Die 50er Jahre Szenerie ist eher in klassischer Sprache geschrieben, während die Handlung 1989 aus Sicht der etwas chaotischen Protagonistin in locker-flapsigem Tonfall daher kommt.

    Bei beidem schwingen die Emotionen gekonnt und unübersehbar zwischen den Zeilen - so wie es Alena Schröder in unnachahmlicher Weise vermag.

    Die Personen werden deutlich sichtbar und lebendig, Dialoge und Gedanken fließen gut.

    Gute Unterhaltung durchaus mit Tiefgang – absolute Leseempfehlung!

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  • 4 Sterne

    5 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Marita R., 27.08.2023

    Als Buch bewertet

    eine ehrenwerte Familie
    „Junge Frau, am Fenster stehend,Abendlicht, blaues Kleid.“war das Debüt der Schriftstellerin Alena Schröder.“Bei euch ist es immer so unheimlich still“, ist ihr zweites Buch, ist aber zeitlich vor ihrem Debüt angesiedelt.
    In diesem Buch lernen wir Silvia und Evelyn näher kennen, die Mutter, bzw.Großmutter von Hannah, die im Debüt eine große Rolle spielte.

    Erzählt wird auf zwei Zeitebenen,1971 als Silvia, die Mutter von Hannah Kind war und 1989 kurz vor Öffnung der Mauer, wo dann die Geschichte mit Hannah weitererzählt wird.

    In diesem Buch erfahren wir viel über das Verhältnis von Silvia zu ihrer Mutter Evelyn, das immer von Spannungen gezeichnet war.Evelyn, die von ihrer Mutter verlassen wurde, Medizin studierte, aber auf das Mutter sein nicht verzichten wollte. Die dann aber total überfordert und unzufrieden mit der Situation ist und damit das Verhältnis zu ihrer Tochter Silvia schwer belastet, die die Unzufriedenheit der Mutter spürt und sich selbst dafür verantwortlich macht, weil sie nicht die Tochter ist, die die Mutter sich gewünscht hat.

    Ich habe oft beim Lesen des Buches gedacht, wie wichtig es ist, eine unbelastete Kindheit zu haben,oder wenn nicht, diese aufzuarbeiten. Evelyn schleppt einen großen Rucksack aus ihrer Vergangenheit mit, gepaart mit den Vorstellungen, wie eine Frau und Mutter in den Siebziger Jahren zu sein hat, vor allem in so einem kleinen Ort wie das schwäbische Ildingen. Ich fand das wirklich gut beschrieben, welche Belastung das sein kann.
    Aber auch die Sprachlosigkeit dieser Familie und ihr Vertuschen von Geschehnissen, damit ja die Nachbarn nichts mitbekommen, da man ja eh nie richtig aufgenommen wurde in diesem Dorf.

    Die daraus resultierenden Konsequenzen für Silvia, aber auch für ihre Tante Betti haben mich sehr berührt.

    Ein sehr gelungenes Bild der Siebziger Jahre und die Konsequenzen einer Familie, die ihre Vergangenheit nicht aufgearbeitet hat.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Maris, 10.08.2023

    Als Buch bewertet

    Silvia ist 33 und hat gerade ihre Tochter Hannah bekommen. Dadurch verspürt sie den Wunsch, ihre eigene Mutter nach Jahrzehnten langen sporadischen und notdürftigen Kontakt wiederzusehen, um vielleicht auch einiges mit ihr und auch mit ihrer Vergangenheit zu klären. Sie klaut von ihrem Mit WG Bewohner ein Auto und macht sich mit der kleinen Hannah von Berlin aus auf den Weg in ihre schwäbische Heimatstadt Ildingen.
    Ihre Mutter und jetzt Oma Evelyn reagiert aber zunächst doch ganz anders als Silvia erwartet hat.

    Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen. Silvia fährt ein paar Monate vor der Wende von Berlin aus nach Ildingen, während Evelyns Geschichte in den 1950er Jahren anfängt. Ich fand die beiden Lebensgeschichten sehr fesselnd, mit viel Gespür und Sympathie beschrieben. Ich habe mit Silvia, aber auch mit Evelyn mitgelitten, so einige Sachen haben mich sehr berührt, weil ich manches so gut nachvollziehen konnte.
    Ob es die unterschiedlichen, teilweise zwiespältigen Gefühle waren, der Wunsch, sich zu verwirklichen, oder dieses Gefühl, in der Zeit und Situation gefangen zu sein.
    Der Zeitgeist wurde auf beiden Ebenen wie ich finde sehr gut eingefangen, liebevolle Details wie die Musik, der Dialekt, die Art des Musikhörens, Fernsehsendungen, selbst die Wahl des Essens und ihrer Zubereitung, die Kosmetik haben mich wirklich immer schmunzeln lassen. Und oft kam mir der Gedanke, ja, genau so war es! Ich habe mich da total wiedergefunden.

    Die anderen Charaktere fand ich ebenfalls wunderbar ausgearbeitet. Der Nachbar Rüdiger, die ehemalige Schulkameradin von Silvia, die Monika, der Ehemann von Evelyn, Karl und natürlich Tante Betti, die übriggebliebene, nicht verheiratete Schwägerin von Evelyn, die äußerlich taff und cool und selbstständig scheint, aber auch ihr großes Päckchen zu tragen hat. Alle sind irgendwie auf ihre Weise gefangen, es ist so unheimlich still in Ildingen, weil so viele Dinge ungesagt bleiben, auch wenn natürlich viel getratscht wird.
    Dabei empfand ich die Geschichte jetzt nicht nur traurig, wie schon beim Buch *junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid* hatte ich während des Hörens immer mal wieder ein leichtes hoffnungsfrohes Gefühl. Obwohl auch die Nachkriegszeit zur Sprache kommt. Bei ihr und auch natürlich je näher die Wende auf Silvias Zeitebene gerückt ist, hatte ich Gänsehaut.
    Evelyn und Hannah spielen übrigens im eben genannten Buch eine große Rolle, jedoch kann man beide Bücher völlig unabhängig voneinander lesen. Tatsächlich habe ich oft gar nicht mehr daran gedacht, dass hier die beiden Charaktere Evelyn und Hannah schon im ersten Buch der Autorin eine große Rolle hatten, so sehr hat mich das Buch in den Bann gezogen.

    Ich fand das Buch wunderbar, trotz schwieriger Themen und Verhältnissen hatte ich nicht das Gefühl, nur ein trauriges und „schweres“ Buch zu lesen, sondern fand es auch teilweise mit einer Leichtigkeit erzählt, mit einer Art, die jeden Charakter authentisch macht und Verständnis entgegenbringt, dass es einfach nur schön ist.
    Das Ende hat mir total gut gefallen und es ist ein Buch, das ich bestimmt nicht so schnell vergessen werde und ich fand es auch ganz wunderbar gelesen!

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Betty L., 08.08.2023

    Als Buch bewertet

    Nach „Junge Frau am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ ist nun der 2. Roman von Alena Schröder erschienen und er setzt das Mutter-Tochter-Thema fort.

    „Ich bin wie sie“, dachte Evelyn. „Ich bin genau wie meine Mutter“.
    Evelyn, deren Mutter Senta sie in den 20er Jahren verlassen hat, weil sie die Enge des Familienlebens nicht ertrug, hat ihre Tochter von der Tante großziehen lassen.
    Zu ihrer eigenen Tochter Silvia hat sie ein sehr distanziertes, kühles Verhältnis. Die Tochter hat das Elternhaus schon sehr früh verlassen und den Kontakt zur Familie abgebrochen.
    Nun steht Silvia plötzlich bei der Mutter vor der Tür.
    Sie hat mit ihrer neugeborenen Tochter Hannah Berlin verlassen und ist nach Süddeutschland in ihr Elternhaus gefahren.

    In Parallelen aus den 50er/60er/70er-Jahren und der aktuellen Erzählzeit 1989 wird die Mutter-Tochter-Geschichte erzählt und am Ende werden einige der zwischen den beiden Frauen stehenden Geheimnisse gelüftet.

    Als Evelyn in den 50er Jahren Karl heiratet, sind sie beide Ärzte. Die Welt in dem kleinen Ort in Süddeutschland scheint in Ordnung zu sein, nun warten alle auf eine baldige Schwangerschaft.
    Karls Familie genießt hohes Ansehen, man achtet darauf, nicht aufzufallen, es ist wichtig, nicht zum Gerede der Leute beizutragen.
    Nachdem der langgehegte Kinderwunsch erfüllt wird, ändert sich Evelyns Leben vollständig und sie hadert mit diesem Leben, das Kochen gelingt nicht, der Haushalt füllt sie nicht aus, das Kind scheint nicht zufrieden zu sein, Evelyn möchte lieber wieder arbeiten. Die Stille im Haus ist so bedrückend.
    Silvia ist ein schweigsames, schüchternes Kind, von Mitschüler:innen unbeachtet, sogar gehänselt. Sie spürt, dass die Mutter enttäuscht über sie ist, da sie deren Erwartungen nicht erfüllt. Und sie spürt auch, dass sie der Grund für das Unglück der Mutter ist. Die Eltern beschließen, Evelyn in ein Internat zu schicken.
    Sie findet Unterstützung durch ihre Tante Betti, die unverheiratet und sehr frei lebt.
    Nach einem Unglück, an dem Evelyn sich die Schuld gibt, verlässt sie den schwäbischen Ort, probiert alternative Lebensmodelle aus und bereist die Welt.

    Evelyns Härte im Umgang mit ihrer Tochter ist eine Fortsetzung der Lieblosigkeit, die sie selber durch ihre Mutter erfahren hat. Es dauert lange, bis sie das versteht. Dieses traurige Erbe wird durch ihre eigene Tochter durchbrochen, die eine große, intensive Liebe zu ihrer kleinen Tochter Hannah lebt. Es gelingt Hannah auch das Herz ihrer Großmutter zu erobern und den Kontakt zwischen Evelyn und Silvia zu unterstützen.

    Die Geschichte um die Frauen dieser Familie ist sehr berührend, sehr authentisch. Es wird deutlich, wie stark die eigene Sozialisation uns prägt, wie schwer es für Frauen jeder Generation (immer noch) ist, Kinderwunsch und Berufstätigkeit miteinander zu vereinen.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    gst, 05.08.2023

    Als Buch bewertet

    Heimkehr

    Alena Schröders zweiter Roman hat mir – vor allem zu Beginn – sehr gefallen. Es gelingt ihr gut, das Leben im schwäbischen Dorf darzustellen. Hier ist nicht das eigene Leben wichtig, sondern das, was „die Leut“ denken.

    Kein Wunder also, dass Silvia, das Mädchen aus gutem Haus, eines Tages das Weite suchte. Doch das Leben mit einem unehelichen Kind in einer Berliner Kommune ruft nach mehr Ordnung und Beständigkeit, weshalb sie in die heimatliche Enge zurückkehrt und merkt, dass sich dort im Laufe der Jahre nicht viel verändert hat. Die Mutter schafft es nach wie vor kaum, ihre Emotionen zu zeigen. Auch kann sie nicht verstehen, wie Silvia mit ihrem Kind umgeht.

    Silvia dagegen will Hannah gegen alle Einwände eine liebevollere Erziehung angedeihen lassen. Die Erinnerungen an ihre Tante Betty, die so ganz anders war als ihre sonstigen Verwandten, helfen ihr dabei, zu sich selbst zu stehen.


    Mich hat das Buch, das so authentisch wirkt, teilweise amüsiert und vor allem gut unterhalten. Es zeigt, wie die Menschen an Konventionen gebunden sind und wie schwer es ist, sich von diesen zu lösen.

    Der Roman spielt auf zwei Ebenen. Er beginnt kurz nach dem zweiten Weltkrieg und lässt uns an Evelyns Träumen teilhaben, die sich allerdings mit der Geburt der heiß ersehnten Tochter zerschlagen. Silvias Kindheit ist nicht das Gelbe vom Ei, weder für die Mutter, noch für die Tochter. Die Gefühle der Protagonisten sind dabei nachvollziehbar dargestellt. Auch der Zeitgeist wird deutlich. Abwechselnd kommen wir nach 1989, das Jahr, in dem Silvia nach Hause zurückkehrt und das mit dem Mauerfall endet.

    Leider hat die Autorin das letzte Drittel des Buches etwas überfrachtet. Schön, dass sie an die deutsch-deutsche Geschichte erinnert, doch all das, was sie beschreibt, hätte auch in einem anderen Jahr stattfinden können.


    Für mich war es der zweite Roman von Alena Schröder. Erst die am Ende des Buches abgedruckte Leseprobe zu „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“, ihrem ersten Roman, weckte die Erinnerung daran, dass schon damals das gleiche Personal Bezüge zur deutschen Geschichte herstellte. So könnte man „Bei euch ist es immer so unheimlich still“ als Ergänzung zum Erstgenannten sehen, obwohl es sich ganz unabhängig davon lesen lässt und wunderbar unterhält.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Frederike Z., 07.08.2023

    Als Buch bewertet

    In zwei, sich allmählich annähernden Zeitebenen erzählt Alena Schröder in ihrem neuen Roman "Bei euch ist es immer so unheimlich still" die Geschichte von Silvia und ihrer Mutter Evelyn. Nach all den Jahren treffen sie im Sommer 1989 unverhofft wieder aufeinander, war der Kontakt zwischen Mutter und Tochter nach Silvias Flucht aus dem elterlichen Nest, das keines war, nur ein seidener Faden, der immer wieder zu reißen drohte. Seit dem Tod ihres Mannes Karl vor einigen Jahren war Evelyn alleine, hatte sein Verlust ihr den letzten Meter Boden unter den Füßen geraubt, nachdem sie bereits mit ihrem Ruhestand jene Zielstrebigkeit verloren hatte, die ihr so zu eigen war.
    .
    Beginnend im Jahr Evelyns Hochzeit mit Karl 1940 entwirft Schröder aus verschiedenen Perspektiven, etwa der ihrer Schwägerin Betti oder eben jenem Gatten, ein eindrückliches, wie in Sepiafarben gehülltes Bild der Nachkriegszeit, beschreibt die Wege des Schicksals, die Evelyn ein Teil der Familie Borowski haben werden lassen; die Narben, die der Krieg bei Karl hinterließen und seine Beziehung zu seiner Schwester Betti nachhaltig veränderten; die Schwierigkeiten, mit denen Evelyn als Frau Doktor in einer patriarchalischen Welt umzugehen hat. Am meisten Schwierigkeiten bereitete ihr jedoch die Rolle als Mutter: Nachdem es einige Jahre dauerte, bis sie endlich schwanger war, fühlte sie sich als Mutter so hilflos wie noch nie in ihrem Leben – und entsprechend
    distanziert war die Beziehung zu ihrer Tochter. Betti hingegen, ihre Tante und das
    Enfant terrible der Familie, sollte für Silvia eine Vertrauensperson in den dunkelsten Stunden ihres jungen Lebens werden. Sie waren einander ähnlicher als Mutter und Tochter, schlugen über die Stränge, suchten die Grenzen, die Freiheit, waren ihrer Zeit weit voraus, doch das Schicksal hatte anderes im Sinn.
    .
    Mitreißend und wärmend offenbart Schröder nach und nach Versatzstücke aus vergangenen Zeiten, aus Silvias Jugend und Kindheit, aus Evelyns Leben als Neigschmeckte, Mutter und Ehefrau, aus zwei unterschiedlichen Lebenswelten. Ihre Entwicklung, wie sie sich miteinander verändern, an der neuerlichen Verbundenheit wachsen, hat mich in Atem gehalten, konnte ich mich von Beginn an in ihrer beider Gedanken und Beweggründe einfühlen. Besonders Betti als handlungsweisende Nebenfigur ist mir auch sehr ans Herz gewachsen, sticht sie doch in der Prinzipientreue der elitären Borowskis heraus. Eine herrlich atmosphärische Geschichte und große Empfehlung!

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Barbara F., 13.08.2023

    Als Buch bewertet

    Silvia kehrt nach vielen Jahren wieder in ihr Heimatdorf zurück. Im gestohlenen Auto des Mitbewohners, mit ihrer wenige Wochen alten Tochter Hannah am Beifahrersitz und ohne Geld in der Tasche.
    Zu Hause angekommen erwartet sie eine vergrämte Mutter, die das Haus schon lange nicht mehr verlassen hat.
    Im Laufe der Zeit lockert sich die Atmosphäre und beide Damen stellen sich ihrer Vergangenheit, denn ihre Beziehung ist weder liebevoll noch eng gewesen.
    Es spielten auch noch die väterlichen Großeltern, die etwas seltsame Tante Betti sowie die Nachbarn eine große Rolle. Nicht zu vergessen der Fall der Berliner Mauer.

    Die Autorin beschreibt die Geschichte abwechselnd in der Gegenwart und der Vergangenheit. Neben der Familiengeschichte kommt auch die Geschichte Berlins vor und es wird auch viel über Lebenseinstellungen vermittelt.

    Das Buch hat mich von der ersten Seite an gefesselt und ich konnte es kaum weglegen, da ich unbedingt wissen wollte wie es ausgeht.
    Eine ganz klare Leseempfehlung von meiner Seite.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    lustaufbuch, 02.08.2023

    Als Buch bewertet

    Roman über eine willensstarke Frau
    Die Autorin Alena Schröder, welche für ihren Roman "Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid" bekannt ist, veröffentlicht nun ihr neuestes Buch, mit dem Titel "Bei euch ist es immer so unheimlich still", in dem es um eine starke Frau geht, die mit ihrem alten Leben bricht und ein komplett neues mit ihrer jungen Tochter anfangen will.
    Dabei fällt es ihr nicht leicht, schließlich muss sie ihn altes Leben komplett zurücklassen. Viele Fragen und Selbstzweifel quälen die dreiunddreißig jährige Protagonisten Silvia Borowski. Doch sie musste einfach raus aus ihrer WG und hat den Sprung gewagt.
    Wie und ob es ihr gelingen wird, liest man am besten selber, in diesem tollen Buch nach.
    Die Autorin schafft es, aufgrund ihrer simplen sowie klaren Sprache, den Leser in ihren Bann zu ziehen, sodass dieser in der Geschichte gefangen ist und kaum mehr von ihr lassen kann.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Monalisa13, 04.09.2023

    Als Buch bewertet

    Unerfüllte Erwartungen und Generationskonflikte

    Für mich war es der erste Roman von Alena Schröder und ich muss sagen, dass er mir überraschend gut gefallen hat.

    Die Geschichte von Evelyn Borowski und ihrer angeheirateten Familie bzw. ihrer Tochter Silvia spielt auf zwei Zeitebenen. Der eine Zeitstrang beginnt in der Nachkriegszeit 1950, wo alles im Aufbruch ist und die Menschen sich nach den vielen Jahren des Leidens und der Entbehrungen ein neues Leben aufbauen. Der andere Zeitstrang beginnt 1989, einige Monate vor dem Mauerfall. Eine Zeit des Umschwungs, in dem die Handlung um die zwei Protagonistinnen perfekt integriert ist.

    Evelyn hat eher einen kühlen emotionsarmen Charakter und das ist es auch, was Silvia immer zu schaffen gemacht hat. Sie fühlte sich von ihrer Mutter nie richtig wahrgenommen und nach einem dramatischen Ereignis kurz vor ihrem 16. Geburtstag verlässt sie überstürzt die Familie.
    Als sie mit ihrer kleinen Tochter Hannah 1989 nach Ildingen zurückkehrt, möchte sie sich dieser schwierigen Mutter-Tochter-Beziehung stellen und die Vergangenheit aufarbeiten. Stück für Stück erfährt der Leser mehr über Hintergründe und Geschehnisse.

    Schön beschrieben wird die sehr langsame Annäherung der beiden Frauen auf ihre ganz eigene Art und wie Hannah dabei eine ganz entscheidende Rolle spielt. Bei diesem klaren und bildhaften Schreibstil konnte ich mich sehr gut in Silvias Situation hineinversetzen. So unterschiedlich alle Charaktere der Handlung auch waren, sie blieben immer authentisch und haben diese scheinbare Kleinstadtidylle hervorragend widergespiegelt. Das Cover ist farblich sehr ansprechend gestaltet und macht Lust auf die Lektüre, die ich sehr gerne weiterempfehle.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    begine, 11.08.2023

    Als Buch bewertet

    Mütter und Töchter

    Die Autorin gibt ihren Romanen immer lange interessante Überschriften.Die Schriftstellerin Alena Schröder
    In dem Roman Bei euch ist es immer so unheimlich still geht es um die 50er Jahre und 1989 im Wechsel.
    Es geht um ein schwieriges Verhältnis von Mutter und Tochter Evelin und Silvia Burovski.
    Evelin ist Ärztin, als Silvia zur Welt kam freuten sie und ihr Mann Karl sich. Karl ist auch Arzt.
    Evelin konnte erst nicht arbeiten und in der Kleinstadt war sie immer nur die Zugezogene. Als sie wieder arbeitet muss Silvia ins Internat.
    1989 wohnt Silvia in Berlin und sie fährt mit ihrer kleinen Tochter zur Mutter, Sie hat viele Fragen an ihre Mutter.Die Autorin versteht es faszinierend Fragen zu stellen. Sei erfasst die Verführbarkeit der Frauen.
    Es ist eine Familiengeschichte, wie es viele gibt. Es wird zu viel geschrieben.
    Es ist erschütternd was dann alles ans Licht kommt.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Nicole G., 27.08.2023

    Als Buch bewertet

    Wendepunkte
    Meine Freude war groß, als ich das Buch von Alena Schröder in der Buchvorstellung erblickt habe. Da mich bereits der Roman "Junge Frau am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid" positiv überrascht und die Leseprobe von " Bei euch ist es immer so unheimlich still" gefesselt hat, war dieser Roman ein Muss für mich. Es gefällt mir, dass das Cover dem des ersten Romans ähnelt.
    Die Autorin schreibt sehr realistisch, so dass ich mich wunderbar in die Geschichte hineinversetzen konnte. Silvia verlässt als 15 Jährige überstürzt ihre Heimat. Nun ist sie selbst Mutter, lebt mit dem unehelichen Kind in einer WG. Silvia fühlt sich vom Vater des Kindes und ihren Mitbewohnern im Stich gelassen. Plötzlich sprüht sie das Verlangen nach ihrer Mama. Silvia hat sich immer nach Wärme und Geborgenheit gesehnt. Sie hatte immer das Gefühl, nicht die perfekte Tochter zu sein. Evelyn liebt ihre Tochter, doch das Streben nach Perfektion, steht ihr beim "Muttersein" im Weg. Evelyn fällt ihr Beruf als Ärztin leichter. Beim Lesen habe ich mir immer wieder die Frage gestellt, warum ist das so? Für Silvia ist es schwierig in dem stillen zu Hause. Sie entflieht dieser Schweigsamkeit, indem sie häufig bei der Nachbarsfamilie einkehrt und Zeit mit der ledigen Tante Betti verbringt.
    Betti lebt ihre Freiheit aus. Sie hat ein loses Mundwerk und einen rasanten Fahrstil. Ihr ist es egal, was die Leute über sie denken und reden.
    Sehr gut gefallen mir die Zeitsprünge. Besonders wenn es in das Jahr 1989 ging, wieder an die eigene Teenie-Zeit erinnert zu werden.
    Mich hat der Roman mitgenommen. Er lässt sich sehr angenehm lesen und verliert nie die Spannung. Von mir bekommt Alena Schröder für diese emotionale Familiengeschichte ⭐⭐⭐⭐⭐.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Yvonne S., 14.08.2023

    Als Buch bewertet

    „Bei euch ist es immer so unheimlich still“ von Alena Schröder ist ein berührender Roman. Das Cover gefällt mir sehr gut und passt hervorragend zum Buch. Ihr gelingt sehr gut, die Figuren authentisch zu beschreiben und ihre Gesellschaftskritik regt zum Nachdenken an. Besonders gut gefiel mir, dass ich die Motive und Regungen der Figuren nachempfinden konnte. Ihr Schreibstil ist flüssig und dadurch kommt sehr gut in den Roman und man kann sich auch gut in die Personen einfinden. Auch spart sie nicht an der Gesellschaftskritik. Evelyn und Betti haben sich ihrem Schicksal ergeben und sich in ihre Rolle zwingen lassen. Silvia hingegen ist aus der Reihe getanzt. Auch Karl hat versucht, gegen die damaligen Konventionen anzukämpfen und wurde mir dadurch sympathischer.
    Die Geschichte ist glaubwürdig und nachvollziehbar, wenn man selbst in einem kleinen Dorf aufgewachsen ist, kennt man das sehr gut, hier bleibt nix geheim und jeder will alles wissen. Wer einen Familienroman mit Tiefgang und Gesellschaftskritik sucht ist hier gut aufgehoben.

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  • 5 Sterne

    cybergirl, 31.10.2023

    aktualisiert am 31.10.2023

    Als Buch bewertet

    Eine ergreifende Mutter-Tochter Geschichte

    Silvia Borowski hat kaum Kontakt zu ihren Eltern. Vor vielen Jahren ist sie überstürzt aus ihrer Heimat geflohen. Das Verhältnis zu ihrem Vater war immer besser als das zu ihrer Mutter. Mittlerweile ist ihr Vater schon einige Jahre tot. Auch das hat Silvia erst viel später erfahren. Jetzt ist sie selbst Mutter einer kleinen Tochter und fährt in einem geklauten Polo von Berlin nach Ildingen zu ihrer Mutter.
    Evelyn Borowski ist seit ihrem Ruhestand richtig lethargisch. Sie hat sich mit ihrem Beruf als Ärztin identifiziert. Jetzt ist sie in Rente, ihr Mann ist tot und mit den Einwohnern des kleinen Städtchens hat sie keinen Kontakt.
    Als ihre Tochter unverhofft mit der kleinen Hannah auftaucht, taut Evelyn Borowski langsam auf.
    Für Silvia bringt der Besuch in Ildingen viele Erinnerungen an ihre Kindheit die nicht immer erfreulich sind.

    „Bei euch ist es immer so unheimlich still“ ist der zweite Roman von Alena Schröder. Schon ihr Debüt-Roman „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ hat mich richtig begeistert. Um so gespannter war ich auf das neue Werk der Autorin.

    Im Mittelpunkt stehen Silvia und ihre Mutter Evelyn.
    Nach vielen Jahren des umherreisen lebt Silvia jetzt in Westberlin in einer Hausbesetzer-WG. Mittlerweile hat Silvia selbst eine kleine Tochter. Jetzt will sie sich ihrer Vergangenheit stellen und fährt dafür zu ihrer Mutter in den kleinen Ort ihrer Kindheit.

    Evelyn kommt nach dem Krieg zu der Familie ihrer Freundin Betty. Dort lernt sie Bettys Bruder kennen und heiratet ihn.
    Beide studieren Medizin und werden Ärzte an der Klinik. Das langersehnte Kind lässt auf sich warten. Doch dann kommt doch noch Silvia auf die Welt. Trotz dem langersehnten Wunsch ist Evelyn nicht zufrieden.
    In der Mutterrolle geht sie nicht auf, sie vermisst ihren Beruf. Evelyn macht wohl unbewusst ihre kleine Tochter für verantwortlich und schickt sie früh in ein Internat.

    Die Geschichte hat zwei Zeitebenen. In der Gegenwart besucht Silvia ihre Mutter Evelyn.
    Hier ist man dabei, wie die zurückgezogenen Frau durch den Besuch ihrer Tochter und Enkelin langsam wieder auftaut.
    Doch zwischen Evelyn und Silvia steht einiges was ein inniges Verhältnis nicht zulässt.

    In der zweiten Zeitebene erfahren die Leser*innen viel über die Vergangenheit.
    Die Kindheit von Silvia wir geschildert aber auch die Unzufriedenheit von Evelyn.
    Evelyn bemüht sich ihrer Tochter eine gute Mutter zu sein. Man spürt beim lesen allerdings das es hier an Herzenswärme fehlt. Evelyn geht strickt nach Ratgeber vor und kann sich nicht auf die individuellen Situationen die so ein Kind hervorbringt einstellen.
    Betty, die Schwester ihres Vaters ist eine Bezugsperson für Silvia. Hier bei ihrer Tante fühlt sie sich wohl.
    Bei dem Besuch bei ihrer Mutter kommt sie einem Geheimnis über die Tante auf die Spur.

    Alena Schröder erzählt die Geschichte mit viel Emotion.
    Die Charaktere sind gut gezeichnet und mir zum größten Teil sympathisch.
    Vor allem Silvia gefällt mir sehr gut. Aber auch Evelyn ist ein interessanter Charakter und ich konnte sie für ihr Verhalten nicht immer verurteilen. Auch wen die Kindheit von Silvia nicht schön war und ihr die Mutterliebe gefehlt hat, habe ich doch immer wieder die Probleme von Evelyn verstanden. Natürlich hat sie viel falsch gemacht. Sie hätte mit ihrem Mann reden müssen und gemeinsam hätten sie bestimmt eine gute Lösung gefunden.
    Betty war einer meiner liebsten Personen. Sie hatte den Mut sich Freiheiten herauszunehmen. Galt immer für etwas sonderbar und geheimnisvoll.

    Alena Schröder hat einen gut verständlichen und flotten Schreibstil der mich ganz schnell in die Geschichte eintauchen ließ.

    „Bei euch ist es immer so unheimlich still“ hat mich wieder genauso begeistert wie der erste Roman der Autorin.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Silke T., 31.08.2023

    Als Buch bewertet

    Wir schreiben das Jahr 1989, kurz vor der Wende in Berlin verlässt Silvia Borowski mit ihrer nur wenige Wochen alten Tochter Hannah Berlin in Richtung ihrer Heimat, ins schwäbische Dörfchen Ildingen. Viele Jahre ist es her, dass sie Hals über Kopf fortging und sie hat keine Ahnung, wie ihre Mutter Evelyn auf sie reagieren wird. Diese jedoch nimmt Silvia und Hannah einfach auf, ohne groß Fragen zu stellen. Denn seit dem Tod ihres Mannes Karl ist Evelyn einsam. Denn auch wenn sie seit den fünfziger Jahren hier lebt, gilt sie immer noch als Hinzugezogene.
    Bei euch ist es immer so unheimlich still ist ein Familienroman, der aus wechselnden Perspektiven zwischen Mutter Evelyn und Tochter Silvia Borowski auf zwei Zeitebenen erzählt wird. Im Nachhinein habe ich erfahren, dass diese Geschichte im Bezug zu Alena Schröders erstem Buch – Junge Frau am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid, steht. Allerdings kann man die Bücher auch unabhängig voneinander lesen.
    Der Einstieg in den Roman fällt leicht, denn Alena Schröder hat einen absolut flüssigen Schreibstil, dabei gelingt es ihr sehr gut Gefühle zu transportieren, ohne viel zu schreiben oder zu sagen. Der Titel des Buches ist hier nämlich Programm, denn den Charakteren fällt es so unheimlich schwer, miteinander über wichtige Themen zu sprechen. Oft hat man den Eindruck, sie leben stoisch nebeneinander her, dabei hätten sie sich unheimlich viel zu sagen.
    Was mir besonders gut gefallen hat, sind die zwei Zeitebenen, denn die Vergangenheit lässt in der Gegenwart so manches verständlicher erscheinen. Evelyn stammt aus dem Osten und ist nach Baden-Württemberg gezogen und lernt hier Karl, den Bruder ihrer Freundin Betti kennen. Genauso wie Evelyn studiert er Medizin, doch als Tochter Silvia geboren wird, bleibt Evelyn zu Hause. Doch die Hausfrau und Mutterrolle fällt ihr schwer und die kleine Silvia kann es ihr nie rechtmachen und leider zeigt sie ihr das auch. Kein Wunder also, dass Silvia gleich die erste Gelegenheit ausnutzt, um fortzulaufen und den Kontakt über viele Jahre weitestgehend abzubrechen.
    Doch auch wenn Evelyn auf den ersten Blick kalt und hartherzig wirkt, steckt auch hinter ihrer Geschichte mehr. Beide Frauen müssen lernen, aufeinander zuzugehen, sich gegenseitig Fehler einzugestehen und ein Gespräch zu suchen. Natürlich gestaltet sich das nicht immer als leicht und es dauert eine ganze Weile, bis sie sich annähern, aber die Autorin bringt all das so gut rüber, dass man wirklich die Handlungen ihrer Charaktere nachempfinden kann.
    Die Geschichte lebt allerdings nicht nur von den Protagonistinnen, sondern auch von den Nebencharakteren, die ebenfalls nötigen Raum erhalten und klar vorstellbar werden. So hat man das Gefühl, Nachbarssohn Rüdiger mit seinem Walkman in der Werkstatt zu beobachten oder Monika im roten Minikleid auf der Tanzfläche stehen zu sehen. Man hat hier durchaus das Gefühl, dass man den kleinen Ort Ildingen mit all seinen Bewohnern direkt vor sich sieht. Spannend ist hier auch, die Darstellung rund um das Gerede im Ort, dem einen ist es egal, der andere versucht alles, um nach außen perfekt zu wirken. Ganz genau so ist es halt auch einfach im wahren Leben.
    Was mir übrigens richtig gut gefallen hat, war nicht nur die Atmosphäre des Ortes, sondern auch die kleinen Anmerkungen der Autorin bezüglich Fernsehsendungen oder Musik aus der Zeit. Dadurch wurde das Geschehen einfach nochmal lebendiger.
    Mein Fazit: bei diesem Buch ist der Titel einfach Programm, denn Alena Schröder gelingt es unheimlich gut, ihre Charaktere ins rechte Licht zu setzen. Man spürt die Probleme der einzelnen und kann sie einfach nachvollziehen. Sie trifft nicht nur den Zeitgeist der Geschichte, sondern schafft auch eine besondere Atmosphäre. Ein toller Familienroman, der absolut lesenswert ist.

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  • 5 Sterne

    Glüxklaus, 21.08.2023

    Als eBook bewertet

    Zwei Generationen, eine Geschichte - lesenswerter Familienroman, Sittenbild und ein Stück Zeitgeschichte

    „Frau Doktor, es ist immer so still bei Ihnen“, hatte die Hagerle von gegenüber gesagt, als sie eines Tages einfach vor der Tür gestanden hatte mit einem großen Topf Hühnersuppe. „Da wollte ich mich mal erkundigen, ob alles in Ordnung ist. Man hört das Kind ja nie schreien.“

    1989 packt Silvia in Berlin ihre neugeborene Tochter Hanna in den (nicht ganz korrekt) geliehenen Polo und fährt mit ihr durch die halbe Republik in ihren schwäbischen Heimatort Ildingen zu ihrer Mutter Evelyn. Ihr Aufenthalt wird auch zur Reise in Evelyns Vergangenheit, die nach dem zweiten Weltkrieg von der Ostsee nach Ildingen zog, dort Ärztin wurde und doch immer eine Fremde blieb.

    Autorin Alena Schröder schreibt in zwei Handlungssträngen auf zwei Ebenen. Zunächst schildert sie Silvias Geschichte, die mit ihrer Tochter Hanna ihre Mutter Evelyn besucht. Außerdem führt sie aus, wie Evelyn 1950 in Ildingen ankommt und wie sich ihr Leben danach weiterentwickelt. So wird nach und nach immer klarer, wieso sich die Beziehung zwischen Evelyn und Silvia so problembehaftet und kompliziert gestaltet. Der Roman ist in nüchtern-sachlicher, direkter und flüssiger Sprache in der dritten Person verfasst. Der unaufgeregte Schreibstil liest sich ohne jede Schwierigkeit. Sehr gelungen finde ich den ungewöhnlichen, auffälligen Titel des Romans, passt er doch sehr gut zum Inhalt und macht zudem neugierig auf die Handlung.

    Silvia ist 33 Jahre alt, als ihre Tochter Hanna geboren wird. Sie befindet sich in vieler Hinsicht noch auf der Suche. So lebt sie in einer unkonventionellen WG, hat keine Ausbildung und keinen festen Job vorzuweisen und ist Single. Sie verlässt Berlin für eine Weile und kehrt in ihr Heimatdorf zu ihren Wurzeln zurück. Silvias Mutter Evelyn hat nach außen alles erreicht, was sie sich wünscht, dennoch wird sie in den 50er Jahren in ihrer neuen Heimat nicht voll akzeptiert. Auch zu ihrer Tochter Silvia vermag sie keine innige, tiefergehende Verbindung aufzubauen.
    Und dann ist da noch Evelyns Schwägerin Betti, die ebenfalls nicht so recht in die Gesellschaft passen mag, aber stets umtriebig durch die Gegend und durchs Leben „wirbelt“.
    Silvia trifft mit Monika und Rüdiger auf zwei Jugendfreunde, die nach wie vor in Ildingen wohnen. Ihre Beziehung zu den beiden nimmt eine besondere, unerwartete Wendung.

    Auch wenn Evelyn und Silvia kaum miteinander sprechen, hat der Roman einiges über die beiden Hauptfiguren und ihre Beziehung zu erzählen. Sukzessive wird aufgedeckt, wie es zu dem unterkühlten, von Unverständnis und Fremdheit geprägten Umgang der beiden miteinander kommt. Mutter zu werden stellt sowohl für Evelyn als auch für Silvia eine einschneidende, herausfordernde Veränderung dar. Beide Frauen gehen unterschiedlich mit der Situation und ihrer neuen Rolle um. Ganz langsam gewinnen aber Mutter und Tochter Respekt voreinander, nähern sich behutsam einander an. In ruhigem Ton schildert Autorin Alena Schröder manchmal direkt, manchmal aber auch zwischen den Zeilen eine besondere Familien- und Freundschaftsgeschichte. Zwei Generationen und ihre prägenden Erlebnisse und Erfahrungen werden dabei gekonnt zusammengeführt. Mit ihrer kleinen Enkelin Hanna gelingt Evelyn das, was ihr mit Silvia verwehrt blieb, die Sprachlosigkeit und Stille zumindest ansatzweise zu überwinden.
    „Bei euch ist es immer so unheimlich still“ hat mich von Beginn an bis zum Ende gefesselt und beschäftigt. Ich kann den gelungenen, in sich sehr stimmigen Roman allen, die sich für interessante Familienkonstellationen und Zeitgeschichte interessieren, sehr ans Herz legen.

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  • 5 Sterne

    Hoelzchen, 13.08.2023

    Als Buch bewertet

    Berlin 1989: Silvia braucht eine Auszeit. Mit ihrer kleinen Tochter Hanna (sie ist noch ein Baby), „flieht“ sie aus ihrer WG und fährt, nach fast zwei Jahrzehnten Abwesenheit, zu ihrer Mutter Evelyn nach Süddeutschland. Die beiden standen sich nie sehr nah, doch nun versuchen sie das Beste aus der Situation zu machen. In Rückblenden, beginnend im Jahr 1950 und endend 1971, erfährt man mehr von der Familiensituation. Evelyn stammt aus Mecklenburg-Vorpommern, nach dem Krieg verschlägt es sie nach Baden-Württemberg. Sie studiert Medizin und heiratet Silvias Vater, der auch Arzt ist. Evelyn bleibt dort in der Provinz immer eine Fremde, nur in ihrer Arbeit geht sie auf. Ihr Verhältnis zu Silvia ist unterkühlt und Silvia bleibt ein Einzelkind. Silvias Herz hängt an ihrer Tante Betti, die ein unkonventionelles Leben führt. Während ihres Besuchs in der alten Heimat, blickt Silvia auf ihr Leben zurück, entdeckt Geheimnisse und ist bereit ihren Frieden zu machen. Unterstützung bekommt sie von einer alten Mitschülerin und dem Nachbarssohn von damals. Sie erkennt, es ist nicht alles Gold was glänzt.
    „Bei euch ist es immer so unheimlich still“ von Alena Schröder, ist die Vorgeschichte von ihrem Romandebüt. Der Romann kann, so wie von mir, unabhängig davon gelesen werden. Das Buchcover finde ich ganz zauberhaft. Es verrät nichts und hat mich neugierig aufs Buch gemacht. Der Titel, ein Ausspruch von der Nachbarin, bei der es immer lebhaft zuging, da vier Kinder im Haus waren, ist sehr passend gewählt und trifft den Inhalt sehr gut. Der Schreibstil von Alena Schröder hat mich sofort gepackt. Zudem mag ich Romane, die in verschiedenen Zeitebenen geschrieben sind. Der Wechsel gelingt hier immer gut und ich konnte der Geschichte immer sehr gut folgen. Sympathisch sind mir beide Protagonistinnen und ich kann ihre Verhaltensweisen gut nachvollziehen. Beide Frauen sind keine einfachen Charaktere, wirken auf mich aber absolut authentisch. Evelyn ist ohne Mutter aufgewachsen, das erklärt vermutlich ihren fehlenden Mutterinstinkt. Die Distanz zu Silvia ist von Geburt an da. Das Rollenbild der Frauen und Mütter war in den 1950er Jahren ein anderes. Dem konnte Evelyn nicht gerecht werden. Heutzutage würden man Evelyn mehr Verständnis entgegenbringen und sie würde sich wohler fühlen. Silvia spürt diese Kälte von klein auf an und hat immer das Gefühl, ihrer Mutter nicht gerecht zu werden. Auch ihre schulischen Leistungen entsprechen nicht den Anforderungen von Evelyn. Sie zeigt kein Verständnis für Silvia. Die Verbindung zum Vater ist herzlicher, doch damals sprach man nicht über Gefühle, die Erziehung noch eher autoritär geprägt. Silvia muss ins Internat und die Entfernung zur Familie wird sprichwörtlich größer. Bis Silvia den Kontakt fast abbricht. Für mich ist es menschlich nachvollziehbar, wie Silvia gehandelt hat und welche Person aus ihr geworden ist.
    In erster Linie ist dieses Buch natürlich ein Unterhaltungsroman, doch man liest die kritischen Töne heraus. Die Symbiose ist gelungen. Ich mag den Erzählstil von Alena Schröder, er ist modern, ruhig und authentisch. Die Fortsetzung (also das erste Buch der Autorin) um die Familie Borowski habe ich schon bei mir liegen. Ein größeres Kompliment kann man einer Autorin eigentlich nicht machen.
    Von mir gibt es 5 Sterne für diesen tollen Roman.

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  • 5 Sterne

    dorli, 17.08.2023

    Als Buch bewertet

    In ihrem Roman „Bei euch ist es immer so unheimlich still“ widmet sich Alena Schröder zwei weiteren Zeitabschnitten aus der Familiengeschichte rund um Evelyn Borowski. Während wir in „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ zum einen mit Evelyn als junges Mädchen in den 1920er und 30er Jahren und zum anderen mit Evelyn als hochbetagte Frau, die in einer Seniorenresidenz lebt und den Besuchen ihrer 27-jährigen Enkelin Hannah entgegenfiebert, bekannt gemacht werden, sind es in diesem Roman die Nachkriegszeit - Evelyn ist Ärztin, Ehefrau und Mutter - sowie die Zeit rund um Mauerfall und Wende - Evelyn befindet sich im Ruhestand und hat sich aus Frust in ihren Haus eingeigelt, als plötzlich ihre Tochter Silvia vor der Tür steht, im Arm Evelyns vor wenigen Wochen geborene Enkelin Hannah.

    Obwohl dieses Buch auch ohne Kenntnis des Vorgängerbandes bestens verständlich ist, habe ich das Wissen um die bisherigen Ereignisse als Bereicherung empfunden. Auch in diesem Roman konzentriert sich Alena Schröder nicht ausschließlich auf Evelyn, sondern erzählt auch ausführlich von den Frauen in deren familiärem Umfeld. In dem in den 1950er Jahren spielenden Part lernen wir ihre Freundin und Schwägerin Betti, die als „Übriggebliebene“ ihr Leben so gestaltet, wie sie es für richtig hält, besser kennen. Und in dem 1989er Erzählstrang ist es die rebellische Silvia, die in den Fokus der Handlung rückt.

    Alena Schröder hat einen angenehm zügig zu lesenden Schreibstil - schnell ist man mittendrin im Geschehen und kann den unterschiedlichen Ereignissen mühelos folgen. Auch der stetige Wechsel zwischen den Zeitebenen ist unproblematisch.

    Die Autorin wartet mit einer großen Portion Gesellschaftskritik auf. Jede Zeit hat ihre Eigenarten und prägt den Menschen durch eine Vielzahl von Herausforderungen und Ansprüchen. Das gilt natürlich auch für die zweite Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Die Darstellung dieser gesellschaftlichen Zwänge und der damit einhergehenden hohen Erwartungen an jeden Einzelnen und eben besonders an die Frauen in der Gesellschaft habe ich als sehr gelungen empfunden.

    In dieser mehrere Generationen umspannenden Familiengeschichte geht es um die vielfältigen Beziehungen zwischen Müttern und Töchtern. Es geht darum, wie diese Frauen mit den an sie gestellten Erwartungen umgingen. Wie sie den Spagat zwischen gesellschaftlichen Konventionen und der Verwirklichung ihrer eigenen Träume schafften oder eben auch nicht schafften. Es geht darum, was die Unzufriedenheit mit ihnen gemacht hat, wenn die eigenen Wünsche auf der Strecke blieben. Es geht um ihren Umgang mit großen und kleinen Dramen und alltäglichen Konflikten. Und es geht darum, dass Probleme gelöst wurden, indem man sie einfach totschwieg.

    Ausnehmend gut gefallen hat mir das glaubwürdige und lebensnahe Zeitkolorit. Insbesondere die biedere Kleinstadtatmosphäre im fiktiven Ildingen wird sehr authentisch dargestellt. Vieles hat mich an meine eigene Kindheit und Jugend erinnert, vor allem das ewige „was sollen die Leut’ denn sagen“ ist mir auch heute noch im Ohr und lässt mich nach wie vor den Kopf schütteln.

    „Bei euch ist es immer so unheimlich still“ hat mir sehr gut gefallen - eine tiefgründige Familiengeschichte, die kurzweilig erzählt wird.

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  • 5 Sterne

    Petra L., 28.08.2023

    Als Buch bewertet

    Silvia Borowski ist in dem kleinen schwäbischen Ort Ildingen aufgewachsen . Ihre Eltern Evelyn und Karl waren ziemlich streng , vor allem ihre Mutter, zu der sie leider nie ein besonders gutes Verhältnis hatte. Als dann auch noch mit ihrer geliebten Tante Betti etwas Schlimmes passierte, hielt es Silvia nicht mehr aus in dem engen, kleinen Ort und so schmiss sie von heute auf morgen die Schule und machte sich aus dem Staub, wohnte mal hier und mal dort und bei ihrer wohlhabenden Familie meldete sie sich kaum noch und wenn doch mal, dann nur, wenn sie Geld brauchte.

    Seit einigen Jahren lebt sie nun schon in einer Kreuzberger Hausbesetzter-WG und hat vor 3 Monaten eine Tochter, namens Hannah zur Welt gebracht. Von Hannahs Vater, der mit seiner Tochter nichts zu tun haben will, enttäuscht, von den Mitbewohnern immer öfter genervt, wächst in ihr ganz überraschend die Sehnsucht nach ihrer alten Heimat und sogar ein wenig nach ihrer Mutter. Also "leiht" sie sich kurzentschlossen und ohne zu fragen, den alten, schrottreifen Polo ihres Mitbewohners aus , legt Hannah in einen Wäschekorb und fährt mit ihr zurück in ihren alten Heimatort Ildingen. Evelyn, die seit dem Tod ihres Mannes, alleine lebt, zeigt anfangs wenig Begeisterung, was für Silvia aber auch nicht überraschend ist, da ihre Mutter noch nie gut Gefühle zeigen konnte. Trotzdem bleibt sie, in der Hoffnung, dass Hannahs Anwesenheit hilft, ihrer Mutter wieder etwas näher zu kommen.

    Vorsichtig versucht Silvia, mit ihrer Mutter Evelyn ins Gespräch zu kommen, was bei deren Wortkargheit gar nicht leicht ist, aber Silvia hat so viele Fragen über ihre Vergangenheit und sie will diesmal nicht gehen, bevor sie Antworten bekommen hat.

    "Bei euch ist es immer so unheimlich still" ist das erste Buch , das ich von Alena Schröder gelesen habe und es hat mir sehr gut gefallen. Es gibt zwei unterschiedliche Handlungsstränge. Der eine beginnt 1950 , es geht um das Leben von Evelyn und Karl, Karls Schwester Betti , Karls Eltern, dann die Geburt von Silvia und warum Evelyn für Silvia so eine schlechte Mutter war. Man versteht nach und nach auch Evelyn etwas besser, da sie es in ihrem Beruf als Ärztin nie leicht hatte, denn zu dieser Zeit sind weibliche Mediziner einfach nicht so ernstgenommen worden, wie Männer. Besonders tragisch fand ich persönlich das Leben von Betti, die mir übrigens auch am sympathischsten war .
    Der zweite Handlungsstrang fängt 1989 an, als Silvia sich mit Hannah auf den Weg in ihre Vergangenheit macht und Antworten sucht, auf Fragen, über die sie bisher nicht mal selbst nachdenken wollte. Sie trifft in Ildingen auch einige Personen aus ihrer Kindheit wieder, was ich auch sehr spannend fand und besonders Rüdiger ist mir da richtig ans Herz gewachsen. Das Buch war einerseits sehr traurig, aber andererseits fand ich es auch richtig schön und ich will jetzt unbedingt auch das Vorgängerbuch "Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid" lesen. Von mir gibt es auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

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  • 5 Sterne

    Bücherfreundin, 24.09.2023

    Als Buch bewertet

    Tiefgründig und berührend
    Vor zwei Jahren hat Alena Schröder mich mit ihrem Debütroman "Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid" begeistert. Nun ist im dtv-Verlag ihr Buch "Bei euch ist es immer so unheimlich still" erschienen, die Vorgeschichte ihres Debüts.
    Beide Romane können unabhängig voneinander gelesen werden, da die Handlungen ineinander abgeschlossen sind. Die Autorin erzählt die Geschichte wie bereits im ersten Buch auf zwei Zeitebenen, die gekonnt miteinander verflochten sind.  

    1989, West-Berlin: Silvia, Anfang Dreißig und frischgebackene Mutter, lebt in einer Hausbesetzer-Wohngemeinschaft. Der Vater der kleinen Hannah ist verheiratet und hat kein Interesse, seine Tochter kennenzulernen. Kurzentschlossen "leiht" Silvia sich das Auto ihres Mitbewohners Dirk aus, um nach Baden-Württemberg zu ihrer Mutter zu fahren, die sie seit über 15 Jahren nicht mehr gesehen hat.

    1950, Ildingen: Die junge Evelyn heiratet den traumatisierten Kriegsheimkehrer Karl. Beide studieren Medizin und treten eine Stelle im Krankenhaus an. Nach Silvias Geburt gibt Evelyn ihren Beruf auf, um sich ihrem Kind und dem Haushalt zu widmen. Doch es fällt ihr schwer, sich in die neue Rolle einzufinden, ihre Tochter ist ihr fremd, und sie vermisst ihre Tätigkeit im Krankenhaus schmerzlich.

    In Alena Schröders Buch steht die schwierige Mutter-Tochter-Beziehung im Mittelpunkt. Die beiden Frauen begegnen einander sehr distanziert, es fällt ihnen schwer, über die Vergangenheit und die alten Konflikte zu reden. Die Autorin beschreibt ganz wunderbar und mit viel Empathie, wie Evelyn und Silvia sich ganz langsam nach den vielen Jahren der Trennung wieder einander annähern. Nach und nach wird die Vergangenheit mit all ihren Geheimnissen und Verletzungen aufgeblättert, und es wird klar, warum Silvia vor Jahren aus dem Elternhaus geflohen ist.

    Die Geschichte hat mich vom Beginn bis zum stimmigen Ende sehr gefesselt und berührt. Ich mag den schönen und intelligenten Sprachstil der Autorin und die Art, wie sie die interessanten Charaktere beschreibt, uns in ihre Gedanken- und Gefühlswelt eintauchen lässt. Nicht nur die beiden Hauptpersonen, auch die Nebenfiguren, wie Karl, Betti, Rüdiger und Monika sind ganz wunderbar und authentisch skizziert. Es hat mir sehr gut gefallen, dass die Autorin auch politische und historische Ereignisse, wie die Fußballweltmeisterschaft 1954 und die Öffnung der Berliner Mauer, in die Romanhandlung hat einfließen lassen.

    Absolute Leseempfehlung für diesen wunderbaren und tiefgründigen Roman!

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