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  • 5 Sterne

    Brenda_wolf, 20.03.2024

    Als Buch bewertet

    Schuldig

    Benjamin kehrt nach 25 Jahren zurück in das Dorf seiner Kindheit und Jugend. Hier hatte er einst bei seinem Vater die Sommerferien verbracht. Jetzt sucht er nach einem Unfall Zuflucht in der kleinen Gemeinde im Sauerland. Auf einem Weihnachtsmarkt hatte es einen Tumult gegeben, und nicht nur er wurde dabei verletzt, es gab auch einen Toten. Benni erhofft sich in Welsum diesen traumatischen Vorfall verarbeiten zu können, denn aus irgendeinem Grunde fühlt er sich schuldig.

    Früher war Benni mit den Geschwistern Hanna, Lea und Gideon befreundet, die zu einer strengen Brüdergemeinde gehören, genau wie Klaus, sein Vater.

    In wechselnden Perspektiven erfahren wir von Benni, dem die Freundin vor die Türe gesetzt hat und dem Benni seiner Kinder- und Jugendzeit. Mit Gideon macht Benni seine ersten sexuellen Erfahrungen, was sowas wie eine Todsünde ist, dafür muss man ihn Gesundbeten, später verliebt er sich in Hanna, die unter tragischen Umständen ums Leben kommt. Beide Perspektiven empfand ich als sehr bedrückend.

    Die Menschen in Welsum leben nach strengen Regeln. Fernseher sind verboten und ein Walkman, den Benni liebt, ist fast so schlimm wie ein Fernseher. Er hört gerne Musik. Gideon sagt zu Benni: ‚Du weißt, dass man davon süchtig werden kann.‘ Die sonntäglichen Versammlungen erinnern an eine bekannte Sekte.

    Zitat: Nach dem Lied kam die Stille, in der die Brüder darauf warteten, dass der heilige Geist einen von ihnen berührt. Es gab keine Priester. Jeder Mann durfte aufstehen und predigen und beten, wenn sich in ihm Gottes Wort regt. Die Frauen durften zuhören.

    Die Autorin schreibt sehr lebendig. Man befindet sich mitten im Geschehen, in der Enge dieser kleinen Gemeinde, fühlt sich erdrückt von der Schuld, die allgegenwärtig ist. Die fremdenfeindlichen und menschenverachtenden Gedanken machen sprachlos und vor allem diese Gewaltbereitschaft, sogar gegen eigene Familienangehörige. Die Protagonisten sind authentisch gezeichnet, aber dennoch unsympathisch. Da war nicht einer, mit dem ich warm werden konnte. Frau Gothel vielleicht, sie zeigt auch mal eine menschliche Seite. Besonders Lea konnte einem Angstmachen. Scheinbar die perfekte Mutter, fit in den sozialen Medien und tief im Glauben verankert, präsentierte sie oft lächelnd ihre dunkle Seite.

    ‚Ich bin als Kind auch in der Kirche gewesen‘, sagt Lolli, ‚aber das war ganz anders. Da wurde keiner kaputtgemacht.‘ Dem ist wohl nichts hinzuzufügen.

    „Der rechte Pfad“ hat mich traurig zurückgelassen. Renee, Bennis Mutter, ahnte nicht was sie anrichtete, in dem sie ihren Jungen in den Ferien zu Klaus, seinem Vater schickte. In Welsum wurde die Angst ins Herz gepflanzt. Schon der Vater hatte Panikattacken. ‚Und über allem hängt die Schuld, die einem eingeredet wird.‘

    Fazit: Ein gutgeschriebener, fesselnder Roman, der einem in seiner Destruktivität zwingt, weiterzulesen, der zum Nachdenken anregt, der aber auch traurig macht.

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  • 5 Sterne

    meerblick, 04.03.2024

    Als Buch bewertet

    Benni wächst bei seiner alleinerziehenden Mutter auf, die alljährlich eine Auszeit mit frei verfügbarer Zeit nur für sich allein beansprucht. So verbringt der Junge seine Sommerferien bei seinem Vater auf dem Dorf. Die vierstündige Bahnfahrt von der Großstadt hinein in die ländliche Abgeschiedenheit versetzt ihn in eine komplett andere, fremdartige Welt. Sein Umfeld hier ist geprägt von verstörendem Gedankengut der Mitglieder einer die Gegend dominierenden Sekte. Klaus, sein Vater, der verschlossene Eigenbrötler, findet keinen Zugang zu seinem Sohn, integriert ihn jedoch in den vom Glauben der Brüder und Schwestern geprägten Alltag. Benni erlebt diese Wochen als seltsam, ungewöhnlich. Seine Freunde, die Kinder der Sektenmitglieder, geben dem in vielen Situationen total überforderten Jungen aber auch ein Gefühl von Normalität, bezüglich der sonderbaren Dinge, die um ihn herum geschehen.
    Als erwachsener Mann kehrt Benni zurück zu seinem Vater, weil sein Leben aus den Fugen geraten ist. Er ist auf der Suche nach Halt und Geborgenheit.
    Astrid Soizo liefert mit dem Roman -Der rechte Pfad- erschütternde Einblicke in eine fanatische Glaubensgemeinschaft, die sowohl unbarmherzig als auch eigennützig über die Seelen, nicht nur die ihrer Mitglieder, herrscht, sie mit brutalen Mitteln in ihren Bann zieht durch Abhängigkeit und Gehirnwäsche. Die Autorin lässt ihren Protagonisten Benni seine Geschichte aus seinem Blickwinkel erzählen. Dabei springt sie stetig zwischen den Zeiten der Kindheit und des Erwachsenseins. Sie liefert damit verbindende Erklärungen zum Geschehen und zum Charakter des Erzählers, der durch eine gewisse Lethargie und Gleichgültigkeit gezeichnet ist.

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  • 5 Sterne

    Rico G., 15.03.2024

    Als Buch bewertet

    Freiwillig zurück in die Vergangenheit
    Ich war ehrlich gesagt gespannt was mich erwartete. Das Thema hatte mich gleich gepackt. Die Leseprobe hat mich dann aber etwas auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt oder anders ausgedrückt noch nicht so überzeugt. Der Klappentext dafür umso mehr. Ich hoffte einfach die Geschichte entwickelt sich noch. Mich interessierte das Thema, religiöser Fundamentalismus und überhaupt manche „interessante“ Strukturen“ auf Dörfern. Also wagte ich mich an das Buch ran. Das Buch schwankt im Heute und vor 25 Jahren. Eine vielleicht verwirrende aber sehr interessante Idee und auch gut umgesetzt. Es ging immer hin und her, Vergangenheit und Gegenwart. Das harte für mich als Christ war zu erkennen, was diese im Buch gelebte Art Glauben anrichtet. Es ist heute aktueller den je, hier auch ein anderes Christsein entgegenzusetzen. Die Landeskirchen haben sich Gott sei dank klar positioniert und unterstützen die Demos für Menschlichkeit und ein Miteinander, gegen die rechtsgerichteten Parteien, welche mit einer die vom Verfassungsschutz unter Beobachtung steht, schon jetzt viel zu viel negativen Einfluss in unserem bunten Land ausüben. Andere Christen unterstützen diese blaue Partei leider offen und machen Wahlwerbung. Deshalb finde ich sollte dieses Buch von Astrid Sozio gelesen werden und eine Mahnung sein.

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  • 4 Sterne

    kerstin_liest_buecher, 19.03.2024

    Als Buch bewertet

    Der Hauptprotagonist Benjamin kehrt in „Der rechte Pfad“ nach Jahrzehnten zurück zu seinem Vater in ein Dorf im Sauerland mit einer streng religiösen Gemeinde. Dort hatte er als Kind und Jugendlicher seine Ferien verbracht. Nach einem Ereignis auf einem Weihnachtsmarkt, bei dem eine Person stirbt und für das sich Benjamin die Schuld gibt, kommt er ins Dorf zurück, um das Erlebte zu verarbeiten. In seiner Jugend kam seine Jugendliebe Hanna bei einem tragischen Ereignis ums Leben, weshalb er den Ort seitdem gemieden hat. Nun muss er beide Schicksalsschläge aufarbeiten und sieht sich gleichzeitig mit den strengen Regeln und dem immer stärkeren Rechtsruck der Gemeinde konfrontiert.

    Das Buch hat mich noch länger beschäftigt. Die Autorin beschreibt die Gewalt, den religiösen Fanatismus und die rechten Tendenzen so eindringlich, dass ich beim Lesen ständig das Gefühl hatte, als wäre die nächste Katastrophe nicht weit. Benjamin dagegen scheint manchmal nicht wirklich begreifen zu wollen, wie sich seine Kindheitsfreunde mittlerweile verändert haben. Er nimmt viele Geschehnisse einfach hin oder ignoriert sie, ohne richtig darauf zu reagieren.

    Die Erzählung wechselt zwischen der Gegenwart und Benjamins Jugendzeit vor 25 Jahren. Die einzelnen Charaktere werden teilweise im Dialekt bzw. mit ihren sprachlichen Eigenheiten dargestellt, was einen einerseits noch mehr in die Geschichte zieht, andererseits die Lesbarkeit erschwert. Gerade die Haushälterin seines Vaters ist hier ein Extrembeispiel. Dennoch hat mich das Buch schnell in seinen Bann gezogen, allein weil man das teilweise seltsame Verhalten der Dorfbewohner nachvollziehen möchte.

    Ich hatte beim Lesen oft das Gefühl, etwas zwischen den Zeilen finden zu müssen, was ich aber nicht finden konnte. Einige Aspekte wie Benjamins familiäre Situation und das distanzierte Verhalten seines Vaters bleiben ungeklärt. Positiv fand ich die Thematisierung von Homosexualität, die in der Gemeinde natürlich absolut tabu ist. Insgesamt bietet das Buch einen erschreckenden Einblick in eine fundamentalistische Gemeinde und ist durchaus fesselnd!

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  • 4 Sterne

    liesmal, 23.03.2024

    Als Buch bewertet

    Auf dem rechten Pfad zu bleiben oder ihn zu finden, wie es der Titel des Buches aussagt, ist sicherlich nicht einfach, eher sogar schier unmöglich.
    Warum die Eltern von Benjamin nicht zusammenleben, geht aus der Geschichte nicht hervor. Wohl aber, dass Benjamin die Sommerferien immer in dem kleinen Ort Welsum bei seinem Vater verbringt.
    Die Geschichte ist vom Schreibstil her nicht schwer verständlich, wozu auch die kurzen Kapitel beitragen, aber dennoch ist die Lektüre nicht ganz einfach. Für mich war es wie das Eintauchen in eine völlig fremde Welt und ich fühlte mich weit in die Zeit zurückgesetzt, obwohl die Geschichte nur zum Teil in der Vergangenheit spielt.
    Sicher hängt meine Befindlichkeit damit zusammen, dass der Ort Welsum von einer fundamentalistischen Brüdergemeinde dominiert wird. Das Leben der Menschen dort folgt strengen evangelikalen Regeln und Verboten, die nicht nur nach meinem Verständnis gar nicht eingehalten und befolgt werden können. So hat sich Welsum in meinem Kopf zu einem „Dorf der Heimlichkeiten und Lügen“ entwickelt.
    Benjamin hat in Welsum Freunde gefunden und die Erfahrungen eines Kindes und Teenagers sammeln können. Das Verhältnis zu seinem Vater war nicht sehr eng und Herzlichkeit stand nicht auf der Tagesordnung. Ein wenig befremdlich war für mich die Haushälterin Frau Gothel, die sehr bestimmt und bestimmend Benjamin den Weg gewiesen hat. Leider konnte ich ihren oft nur halben Sätzen, die immer mit einem „Hm?“ abschlossen, so gar nichts abgewinnen.
    25 Jahre hat er gebraucht, um in den Ort seiner Kindheit zurückzukehren und sich mit seinen Kindheitserlebnissen auseinanderzusetzen. Keine leichte Kost, die sich den Lesenden im Wechsel zwischen den Zeiten und auch zwischen den Zeilen bietet. Die Erzählung folgt Benjamins Playlist, die den Kapiteln ihre Überschriften geben.
    Das Buch, das neben vielen Themen auch „die Nähe zu Rechtsextremen“ enthält, bietet reichlich Einblicke und viel Stoff zum Nachdenken.

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  • 4 Sterne

    Karola D., 25.03.2024

    Als Buch bewertet

    Sektentum, Fremdenfeindlichkeit, Schuldgefühle – schwere Kost!
    Den Buchtitel könnte man verschiedentlich interpretieren:
    • Rechtes Gedankengut auf den Gemeindesitzungen – ein düsterer Pfad
    • Im Wald den rechten Pfad nach Hause zu finden, auch im Dunkeln
    • Den richtigen Pfad zu Gott, zu Jesus zu finden bei all diesen Heimlichkeiten, strikten Reglements auch in sexueller Hinsicht
    Das Cover passt ideal zum Buchinhalt. Im Kern spielen sich in dörflicher Umgebung in einer weltabgewandten Brüdergemeinde familiäre Geschichten ab, die aus den Erinnerungen der nun 40 Jahre alten Hauptperson Benjamin Weißdorn, kurz Benni - der Blödmann, gespeist werden. In zwei Zeitebenen, die nicht klar voneinander gekennzeichnet sind, werden die in der religiösen Dorfgemeinschaft verbotene Homosexualität, erste sexuelle und traumatische Kindheitserinnerungen und tiefe Freundschaft behandelt. Dialoge sind im Dialekt des Niederrheins gehalten und verstärken authentisch das allgemeine Miteinander. Anfängliche Andeutungen werden im weiteren Verlauf aufgeklärt, als Unfall werden nach scheinbar eigener Rechtsprechung häusliche Gewalt und vorsätzlich gelegter Brand eingestuft. Die Charaktere sind krass in ihrer Eigenwilligkeit, meist unsympathisch wie der Vater, oft kurios wie die Haushälterin Frau Gothel, einsam mit ihren persönlichen Problemen und dort verloren wie Hana, Lea, Gideon, Simon, Luis, Benni etc. Die angehängte Playlist bildet manche Kapitelüberschrift. Diese Erzählung über eine derart reglementierte Gemeinschaft wirkt sehr authentisch.

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  • 4 Sterne

    Gisela E., 19.03.2024

    Als Buch bewertet

    Kein einfaches Leben

    Nach einem Unfall reist Benjamin zu seinem Vater in ein kleines Dorf im Sauerland. Dort war er als Kind in den Sommerferien zu Gast. Er lernte dort die strengen evangelikalen Regeln der Brüdergemeinde kennen. Als Kind war er mit den Geschwistern Hanna, Lea und Gideon befreundet. Nun war er seit 25 Jahren nicht mehr dort gewesen, seit Hannas Tod hatte er keinen Kontakt mehr zu den damaligen Freunden. Mit den Augen des Erwachsenen erlebt er die Atmosphäre in der Gemeinschaft der Brüdergemeinde neu.

    Das Buch taucht ein in Benjamins Erinnerungen und spielt so in zwei Zeitebenen, die ein gutes Abbild der Geschehnisse in der Brüdgermeinde ergeben. Es ist keine leichte Lektüre, die Geschichte wird eher langsam erzählt, sie lässt sich Zeit, eingängige Bilder zu erschaffen, so dass der Leser sich selbst seine Gedanken machen kann. Dazu passt, dass viele der Charaktere Dialekt sprechen, an den man sich als Leser sehr schnell gewöhnt. Vieles scheint sich zwischen den Zeilen zu verstecken, und hier erlebt sich der Leser genauso wie Benjamin selbst in dieser von Regeln durchgetakteten Gemeinschaft. Manches davon wirkt richtig verstörend, und doch bleibt Benjamin seltsam gelassen, als könnte er gar nicht verstehen, was hier passiert. Die Erzählung wirkt sehr authentisch.

    Für mich war dies ein erster Einblick in eine derart reglementierte Gemeinschaft. Sehr gerne empfehle ich das Buch weiter und vergebe 4 von 5 Sternen.

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  • 4 Sterne

    caro_phie, 01.04.2024

    Als Buch bewertet

    Düsteres Porträt eines Ortes

    Es ist ein Ort, der wie aus der Zeit gefallen wirkt. Welsum, eine kleine Gemeinde in Nordrhein-Westfahlen, in die Benni nach einem Unfall zurückkehrt. Denn hier hat er immer seine Sommer in seiner Kindheit verbracht, bei seinem Vater. Einem Vater, der ihm trotzdem immer ein wenig fremd geblieben ist. So wie der ganze Ort und seine Bewohner - so scheint es. Denn Welsum ist Zentrum einer sektenartigen Glaubensgemeinschaft, der ein Großteil der Bewohner angehören.

    Dennoch scheint es den kleinen Benni und nun auch den erwachsenen immer wieder hinzuziehen, der Glaube an Himmel und Fegefeuer ihn zugleich abzustoßen und anzuziehen. Hier findet er in seiner Jugend einen engen Freund und die erste Liebe. Hier erlebt er Gewalt, Fremdenhass, Angst und Tod.

    Großartig verwebt Astrid Sozio die zwei Zeitebenen zu einem atmosphärischen, düsteren Roman darüber, welche Kräfte ein wahnhafter Glaube an Gott freisetzen kann. Obwohl das Buch eigentlich nicht ganz in mein übliches Lesemuster passt, und ich die ersten huntert Seiten gebraucht habe, um in die Geschichte reinzukommen, war ich letztendlich wahnsinnig gefesselt - von der Handlung, aber auch von Astrid Sozios Sprache, ihrer detailreichen Erzählweise, die das Buch für mich zu einem intensiven Leseerlebnis gemacht haben.

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  • 3 Sterne

    Anne C., 19.04.2024

    Als Buch bewertet

    [3,5⭐️] Düsterer & erschreckender Roman über eine sektenartige Gemeinschaft

    Benni kehrt nach einem schlimmen Ereignis nach über 25 Jahren nach Welsum zurück. Hier hat er vor allem die Sommer bei seinem Vater verbracht – der Benni auf eine Seite sicherlich geliebt aber nicht viel für ihn übrig hatte.

    Und Welsum ist ein komplizierter Ort: In 25 Jahren hat ich außer ein paar neuen Häusern nicht viel verändert. Vor allem nicht die Menschen, die so streng religiös sind, dass sie wie eine Sekte erscheinen und manipulieren wo es geht – immer weitere kleine Samen in die Köpfen pflanzen zu versuchen. In der Kirche sitzen Jungs und Männer von Mädchen und Frauen getrennt. Fenster bleiben geschlossen, damit der Tod nicht reinkommen kann. Häusliche Gewalt an Frauen ist legitim, weil sie vielleicht einen eigenen Kopf haben. Hände unter der Bettdecke bringen Schmach und Schmäh. Fernseher und Musik sind verboten (und doch konsumieren es fast alle) sowie auch Jeans bei allen, Hosen allgemein bei Mädchen.

    Ich denke es war Absicht der Autorin, keine cozy Atmosphäre zu schaffen, sondern eher Verblüffung, Abneigung und fast schon Ekel. Ständig stinkt es irgendwo nach Knochen, Alkohol, Feuchtigkeit, Zigaretten. Alles ist ständig nass und kalt. Die Menschen sehen überall Schrecken und geben es von Genration zu Generation weiter. Und hier ist nun Benni wieder gelandet, trifft seine alten Freunde und Bekannte, obwohl die Beziehungen für mich nicht viel von Freundschaft hatten, die nah und fern sind. Benni ist generell glaube ich ein recht einsamer Mensch, der nie seinen Wohlfühlort gefunden hat. So wie ich keine Figur gefunden habe, die mir wirklich sympathisch war. Bis auf Simon, der einfach nur lieben wollte. Als ich es schon fast aufgegeben habe, auf eine Entwicklung in der Geschichte zu hoffen, kam sie! Und wie! Ein Plot und Auflösungen, dass es mich mitgerissen hat!

    Die gesprochene Rede ist komplett im Dialekt abgebildet, es sind keine Rechtschreibfehler und es ist ein gelungenes Stilmittel, mit denen die Figuren geschärft werden. Nach und nach erfahren wir, was in der Vergangenheit passiert ist und noch in der Gegenwart relevant ist. Andeutungen und offene Enden werden aufgelöst und aufgeklärt. Man muss nur dran bleiben.

    In viele Geschichten kann ich mich ja reinfühlen. Hier kann ich häufig nur mit dem Kopf schütteln und bin erschrocken. Aber genau aus dieser Perspektive muss man das Buch lesen: Wie ein Beobachter von außen und dann eröffnet das Buch ganz neue Pfade und Einblicke. Es zeigt Dynamiken unter Menschen und auch denjenigen mit etwas mehr Macht. Es Geht um Glauben und Überzeugungen, Zugehörigkeit und Ängste.

    Ich musste mich auch manchmal zum Lesen motivieren, eben weil es eher düster ist. Aber ich bin froh, dass ich es gemacht habe. Denn eine sektenähnliche Gemeinschaft ist kein Ding aus den USA. Und es zeigt, was diese Überzeugung aus Menschen machen kann, die darin verwurzelt sind. Gut für Benni, dass er nicht immer da war.

    Der Titel hat meiner Meinung nach auch mehrere Bedeutungen:
    - Der Wald spielt eine zentrale Rolle und auch hier muss der richtige Pfad gefunden werden
    - Rechtes Gedankengut ist nicht immer extrem und wird in dem Buch (wahrscheinlich auch in der Realität) häufig einfach abgetan, weil jemand Alkohol getrunken hat oder gar nicht so ein schlechter Mensch ist. Benni erkennt das zum Glück und macht da nicht mit.
    - Spiegelt sich wunderbar im Cover wieder – passender hätte es fast gar nicht sein können.

    Fazit: Es lohnt sich bei diesem Buch dranzubleiben und zu lesen. Ich musste danach noch viel über Sachen daraus nachdenken – ein gutes Zeichen! Es ist viel vielschichtiger, als es am Anfang vermuten lässt. Eine Empfehlung für alle, die aus ihrer Komfortzone ausbrechen möchten!

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  • 4 Sterne

    hummelfreund, 17.03.2024

    Als Buch bewertet

    "Der rechte Pfad" hat mich noch ein paar Tage nach dem zu Ende lesen beschäftigt. Die Geschichte handelt von Geheimnissen, tiefen Schuldgefühlen und einer Ortsgemeinschaft, deren Macht und innere Stukturen das Leben der Gemeinde bestimmen.
    Es geht um Benni, der nach 25 Jahren in das Dorf, in der sein Vater lebt, zurückkehrt. Die Gemeinde ist hochkonservativ und christlich. Viele bekannte Gesichter kreuzen seinen Weg und nach und nach kehrt er in seine Vergangenheit zurück um alte Schuldgefühle aufzuarbeiten.
    Die Stimmung der Geschichte ist bedrückend und teilweise schwere Kost. Das rassistische und homophobe Denken der Bürger ist fast nicht zu ertragen.
    Die Geschichte springt immer wieder zwischen der Zukunft und der Gegenwart.
    Was mich auch gebannt hat, ist die Beziehung zwischen Benni und seinem Vater. Der Vater scheint unnahbar zu sein und auch sein Sohn hat Schwierigkeiten seine Gefühle bewusst zu werden und zu äußern.
    "Der rechte Pfad" hat mich schockiert, empört und auch wieder bewusst gemacht, wie gefährlich die rechte Szene ist.

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  • 4 Sterne

    Ecinev, 04.05.2024

    Als Buch bewertet

    Nach vielen Jahren und einem Unfall mit Gipsarm zur Folge zieht es Benjamin, genannt Bennie zurück in das Dorf in dem er als Kind alle Ferien bei seinem Vater verbracht hat. Damals wie heute ist das Dorfleben geprägt von einer fundamentalistischen Glaubensgemeinschaft. Die Regeln sind streng und wirken oft paradox. In dem Dorf trifft er wieder auf seine alten Freunde mit denen er schöne Kindheitserinnerungen teilt. Überhaupt scheint die Zeit dort stehen geblieben zu sein. In zwei Erzählsträngen erfährt man etwas über die Hintergründe zu der Flucht zu seinem Vater nach langen Jahren der Trennung als auch über die Erlebnisse der Kindheit.

    Der Schreibstil ist eher ruhig, Spannung sucht man vergebens. So sind es er die ruhigen Töne die dieses Buch ausmachen und einem teilweise kalte Schauer über den Rücken laufen lassen. Gestört hat mich die wörtliche Rede die durchweg in dem Dialekt des Dorfes geschrieben ist. Gut lesbar aber dennoch gewöhnungsbedürftig.

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  • 3 Sterne

    Batyr, 19.03.2024

    Als Buch bewertet

    Ja - aber

    Begabung? Zweifellos! Potenzial? Durchaus! Stringent? Leider nicht! Kaum jemals hab ich so bedauert, nur ein eher durchwachsenes Lob aussprechen zu können.

    Das Sujet packt den Leser sofort, wenn er nur ein Organ für die aus der Zeit gefallene Religiosität dieser weltabgewandten Brüdergemeinde von Welsum aufbringen kann.

    Die Wahl des Protagonisten Benni ist überaus klug, da er der Gemeinschaft nur lose verbunden ist, lebt er in seiner Kindheit und Jugend doch zumeist bei seiner eher weltlich eingestellten Mutter in der Großstadt und verbringt nur seine Ferien bei dem ihm fremd bleibenden Vater, der seinerseits nicht in der Lage ist, ein enges Verhältnis zu seinem Sohn aufzubauen.

    Es zeigt sich alsbald, dass innerhalb der Gemeinde ein Bruch verläuft. Während die Angehörigen der älteren Generation ungebrochen sich ihrem Dogma verpflichtet fühlen, lassen sich bei den Jüngeren deutliche Spuren von Erosion verzeichnen. Am offenkundigsten treten diese bei Gideon mit seinen homoerotischen Neigungen und der lebenshungrigen Hanna zutage, während ihre Zwillingsschwester Lea oberflächlich betrachtet dem weiblichen Rollenbild zu entsprechen scheint. Auffällig jedoch, dass sie von ihren fünf Kindern überfordert scheint und auch den Ehemann kaum zu halten vermag. Auch an der Figur der Maria, wiederum der Elterngeneration zugehörig, werden Vereinsamung und Zerbrechen augenfällig demonstriert.

    Weitaus wirkungsvoller allerdings wäre dieser Roman ausgefallen, hätte die Autorin sich einer disziplinierten Erzählökonomie befleißigt. Allzu ausufernd die Entfaltung der Handlungselemente, in immer neuen Variationen das vom Leser längst Begriffene wiederholend, so dass die Betroffenheit bald dem Gefühl von Überdruss und Verdrossenheit weicht. Umso bedauerlicher, da die Intensität der sprachlichen Gestaltung, das ambitionierte Überblenden der Zeitebenen die schönsten Anlagen erkennen lassen. Bleibt zu hoffen, dass ein engagierter Lektor diese vielversprechende Autorin zu einem stringenteren Einsatz ihrer sprachlichen Mittel zu leiten vermag!

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  • 3 Sterne

    SofieW, 06.03.2024

    Als Buch bewertet

    Ein bedrückendes Szenario und es lebt in unserer Zeit

    Vor 25 Jahren geflüchtet von diesem Ort, einem Dorf irgendwo in der Abgeschiedenheit des Sauerlands, kehrt Benjamin nun zurück, in diese von einer sektenähnlich struktierten abgeschotteten Gemeinschaft geprägten kleine Welt. In seiner Kindheit hatte er hier Freunde, die dieser evangelikalen Christenschaft angehörten und eine von ihnen Hanna, damals tragisch ums Leben gekommen und der konkrete Grund für seine Flucht, war seine erste Liebe. Zumindest gehofft hat Benjamin darauf, dass die Dinge sich inzwischen geändert haben, abgeschwächte Strukturen, weniger mächtig das sektiererische Konstrukt. Aber eher das Gegenteil ist der Fall. Und auch eine politische Fokussierung ist hinzugekommen oder vielleicht hat sie sich auch einfach nur weiter manifestiert, sehr aktuell in unserer Zeit. Wir erfahren von damals, von der Infiltration, der sich auch Benjamin nicht vollig erwehren konnte, davon, wie die jungen Menschen dich darein ergeben haben oder eben aufbegehrt, verzweifelt, letztendlich machtlos. Und dann das Heute, schlimmer, radikal und eine politisch erlaubte Partei lässt grüßen.
    Dies ist eine bedrückende, einen ganz persönlich ergreifende Geschichte, die tief hinunterzieht. Eigentlich kann man es kaum fassen, dass dieser Machtapparat im Kleinen wirklich funktioniert, dass die Menschen sich so unterjochen lassen, Gehirnwäsche inklusive. Und doch erscheint es real und gut nachvollziehbar, dass dieses System Sekte funktioniert. Und man sieht, was es tut.
    Dies hier literarisch zu bewerten, fällt schwer, denn die Beklemmung und das große Unbehagen, das dieses Buch erzeugt, es steht im Vordergrund des eigenen Empfindens.
    Aber es hat wohl genau das mit einem gemacht, was es sollte. Und so sollte man es lesen und seine Schlüsse daraus ziehen. Und danach, los lässt einen das vor Augen Geführte nicht so schnell.

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  • 3 Sterne

    SofieW, 05.03.2024

    Als Buch bewertet

    Ein bedrückendes Szenario und es lebt in unserer Zeit

    Vor 25 Jahren geflüchtet von diesem Ort, einem Dorf irgendwo in der Abgeschiedenheit des Sauerlands, kehrt Benjamin nun zurück, in diese von einer sektenähnlich struktierten abgeschotteten Gemeinschaft geprägten kleine Welt. In seiner Kindheit hatte er hier Freunde, die dieser evangelikalen Christenschaft angehörten und eine von ihnen Hanna, damals tragisch ums Leben gekommen und der konkrete Grund für seine Flucht, war seine erste Liebe. Zumindest gehofft hat Benjamin darauf, dass die Dinge sich inzwischen geändert haben, abgeschwächte Strukturen, weniger mächtig das sektiererische Konstrukt. Aber eher das Gegenteil ist der Fall. Und auch eine politische Fokussierung ist hinzugekommen oder vielleicht hat sie sich auch einfach nur weiter manifestiert, sehr aktuell in unserer Zeit. Wir erfahren von damals, von der Infiltration, der sich auch Benjamin nicht vollig erwehren konnte, davon, wie die jungen Menschen dich darein ergeben haben oder eben aufbegehrt, verzweifelt, letztendlich machtlos. Und dann das Heute, schlimmer, radikal und eine politisch erlaubte Partei lässt grüßen.
    Dies ist eine bedrückende, einen ganz persönlich ergreifende Geschichte, die tief hinunterzieht. Eigentlich kann man es kaum fassen, dass dieser Machtapparat im Kleinen wirklich funktioniert, dass die Menschen sich so unterjochen lassen, Gehirnwäsche inklusive. Und doch erscheint es real und gut nachvollziehbar, dass dieses System Sekte funktioniert. Und man sieht, was es tut.
    Dies hier literarisch zu bewerten, fällt schwer, denn die Beklemmung und das große Unbehagen, das dieses Buch erzeugt, es steht im Vordergrund des eigenen Empfindens.
    Aber es hat wohl genau das mit einem gemacht, was es sollte. Und so sollte man es lesen und seine Schlüsse daraus ziehen. Und danach, los lässt einen das vor Augen Geführte nicht so schnell.

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  • 3 Sterne

    Johann B., 25.03.2024

    Als Buch bewertet

    Nach dem Tod der Mutter lebt Benjamin mit seiner Lebensgefährtin zusammen. Nachdem die ihn auch noch verließ und nach einem Unfall sein rechter Arm eingegipst wurde, fuhr er zu seinem Vater. In dem kleinen Ort herrscht noch immer eine strenge Religiosität. Das war schon so, als er hier die Ferien seiner Kindheit verbrachte. Zucht und Ordnung, das waren Vokabeln, die ihm stets präsent waren, wenn er daran dachte.

    Es gibt Bücher, die erst nach mehrmaligem Lesen so recht zu verstehen sind. „Der rechte Pfad“ ist so ein Roman. Die Geschichte spielt in Welsum und wechselt zwischen dem Aufenthalt Benjamins als Erwachsener und Erlebnissen seiner Kindheit. Die strengen Regeln einer Religionsgemeinschaft werden aus Sicht des Kindes dargestellt. Es liest sich zuweilen recht humorig, so ist es aber keineswegs. Erstaunlich fand ich, dass es bis in die Gegenwart noch Menschen gibt, die sich den harten Geboten einer Glaubensgemeinschaft beugen.

    Nein, „Der rechte Pfad“ konnte mich nicht mitnehmen. Mir fehlte der rote Faden und ich habe einige Fragen, die nicht beantwortet wurden. Ja, die Autorin schreibt über Kadavergehorsam gegenüber „Kirchenvätern“. Mir fehlen aber die Konsequenzen daraus. Was macht es mit Kindern und Jugendlichen, in solch einem Dorf aufzuwachsen? Welche Folgen hat es für sie selbst und ihre Nachkommen? Die Empfehlung von mir gilt nur sehr bedingt und knappe drei Sterne empfinde ich noch als wohlwollend.

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  • 3 Sterne

    Lesemone, 01.03.2024

    Als Buch bewertet

    Benjamin flüchtet nach 25 Jahren zurück in das Dorf seiner Kindheit. Wahrscheinlich hat er gedacht, dass sich die Bewohner dort geändert haben. Doch er trifft auf eine Dorfgemeinschaft, die nicht aus der Vergangenheit raus kommt. Die Charaktere sind schon sehr krass drauf, allen voran sein eigener Vater. Das Buch ist sehr bedrückend zu lesen. Dadurch, dass bei Benjamin die Erinnerungen hochkommen, erfährt man detailliert, wie das Leben in seiner Kindheit aussah. Das Buch schildert im Wechsel mit der Gegenwart den kompletten Werdegang der jungen Leute im Dorf. Ich hatte jedoch oft Probleme zu erkennen, ob es gerade um die Gegenwart oder um die Vergangenheit ging, da dieser Wechsel ohne Kennzeichnung gestaltet wurde. Am meisten hat mich jedoch der gewählte Schreibstil gestört. Ich verstehe den Zweck nicht, warum die Autorin in den Dialogen keine korrekte Rechtschreibung angewandt hat, sondern die Charaktere Buchstaben und Endungen verschlucken ließ. Das trägt nicht dazu bei, dass man die Geschichte flüssig lesen kann und bringt keinen Mehrwert. Mich hat das Buch leider nicht wirklich gefesselt und angesprochen und ich war froh, als ich es durch hatte.

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  • 3 Sterne

    brauneye29, 29.02.2024

    Als Buch bewertet

    Zum Inhalt:
    Getrieben von Schuldgefühlen kommt Benjamin nach ewiger Zeit zurück in das Dorf seiner Kindheit zurück. In der Brüdergemeinde herrschen strenge Regeln. Hier verliebte er sich einst in Hanna, die bei einem tragischen Ereignis ums Leben kam, seither hat er den Ort gemieden. Jetzt empfindet er due Regidität der Fundamentalisten noch extremer als früher.
    Meine Meinung:
    Es gibt selten Bücher, die bei einem so ein richtig ungutes Gefühl auslösen. Dieses Buch hat das bei mir geschafft, denn die Art wie die Fanatiker agieren, wie sie manipulieren, rechte Tendenzen schüren, haben bei mir so richtig unwohl Gefühle ausgelöst, so dass ich mehr als einmal das Gefühl hatte, nicht mehr weiter lesen zu wollen. Auf der anderen Seite fand ich das Buch auch faszinierend, denn solche Menschen sind mir einfach unbekannt, zum Glück, und man möchte irgendwie die Denke kapieren. Am Ende war ich irgendwie froh, dass das Buch zu Ende war und das es "nur" ein Roman war.
    Fazit:
    Heftig

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  • 2 Sterne

    Sophie, 14.04.2024

    Als Buch bewertet

    Unheimlich zäh

    „Der rechte Pfad“ von Astrid Sozio klingt vom Klappentext her wie ein kraftvolles Buch mit einem starken Thema, viel psychologischer Spannung und einer intensiven Figurenentwicklung. Hinter diesen Erwartungen bleibt der Roman mit seinen vielen Längen und seiner teils monotonen, wiederholenden Erzählweise jedoch leider deutlich zurück.

    Die Handlung von „Der rechte Pfad“ ist dabei durchaus vielversprechend: Auf zwei Zeitebenen erzählt der Roman die Geschichte von Benni, den ein traumatisches Ereignis zurück in das Dorf geführt hat, in dem er als Kind die Schulferien verbracht hat. Als Kind verstand er noch nicht, dass er sich in einer sektenartigen, politisch deutlich nach rechts lehnenden Umgebung bewegte, und wusste die tragischen Ereignisse dieser Zeit nicht recht einzuordnen. Als Erwachsener zieht ihn etwas zurück an diesen Ort, und er muss mit der rückblickenden Einordnung dieser Erlebnisse zurechtkommen und zugleich seinen teils nostalgisch verklärten Blick in der Gegenwart geraderücken.

    Was der Stoff für ein spannendes und intensives Buch hätte sein können, zieht sich leider in diesem Roman enorm in die Länge. Auf Handlungsebene passiert kaum etwas, und das, was geschieht, wird unter so vielen Wiederholungen, verklausulierten Gefühlsschilderungen und Alltagsbeschreibungen versteckt, dass weder auf Handlungs- noch auf psychologischer Ebene eine Spannungskurve entsteht. Als es irgendwann doch zur Eskalation kommt, ist es zu spät, um als Leser*in noch einmal einzusteigen, nachdem man sich geistig eigentlich bereits von dem Text verabschiedet hat. Ganz offensichtlich möchte „Der rechte Pfad“ kein reißerisches Buch sein, was bei dem brisanten Thema durchaus ein ehrenwertes und nachvollziehbares Anliegen ist. Der Text verliert sich jedoch in so viel Subtilität, dass für Lesende kaum noch etwas übrig bleibt, an dem sie sich orientieren können.

    Trotz der hochinteressanten Grundidee kann dieser Roman leider nicht überzeugen und verliert sich vor allem in enormen Längen und einer sehr zähen Erzählweise.

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