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  • 5 Sterne

    3 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Michael B., 29.01.2022

    Als Buch bewertet

    Ein Erdbeben von Roman!
    Eigentlich möchte ich gar nicht viel über das wunderbare Buch "Dschinns" von Fatma Aydemir erzählen und einfach nur sagen: Bitte lest es! Unbedingt! Eindringliche Sprache. Gelungene Komposition. Figuren, die mit Tiefe ausgestattet sind und eine Handlung, die von der ersten Seite an Tragödie ist. Wie anders sollte es auch sein, wenn der Familienvater Hüseyin, einem kurdischen Dorf entstammend, nach 30 Jahren auszehrender Arbeit und Anpassungsdruck in Deutschland sich für einen vorzeitigen Gang in die Rente auszahlen lässt und seiner Familie, bestehend aus vier mehr oder weniger erwachsenen Kindern und seiner Frau Enime eine Wohnung in Istanbul anschafft, dort in der bezugsfertigen Wohnung angekommen einen tödlichen Herzinfarkt erleidet. Dieses Ausgangsszenario ist die Bühne für den Auftritt der einzelnen Familienmitglieder mit ihren jeweiligen Gesachichten. Sie treffen sich anlässlich des Todes von 'Baba' in der neuen Wohnung, die sie nie beziehen werden. Schnell wird deutlich, dass es in der Familiengeschichte Geheimnisse gibt, dass das viele Ungesagte das Miteinander stört. Ein wahres Erdbeben erschüttert die Familie. Fängt es mit dem Tod des Familienoberhauptes an, so steht auch am Ende wieder der Tod, begleitet von Enimes Erkenntnis: "Weil Vergebung das Einzige ist, was gegen unsere Einsamkeit hilft. Weil anderen zu vergeben der einzige Weg ist, dass auch dir vergeben wird. Dass du dir selbst vergeben kannst." Und so steht am Ende auch die Hoffnung, dass es einen Weg aus der Sprachlosigkeit geben wird, die wie ein düsterer Schatten für Jahrzehnte über der Familie gelegen hat. Nur ist es am Ende zu spät. Fatma Aydemir gibt mit viel psychologischem Feingefühl jeder Figur dieses Familiendramas ihren eigenen Raum und eine eigene Sprache und versteht es in hervorragender Weise, uns Lesenden die Allwissenden-Rolle anzubieten, erfahren wir doch stets mehr über die einzelnen Familienmitglieder als jede/r der Protagonist:innen über die jeweils anderen weiß. Und so haben wir Seite für Seite düstere Vorahnungen, wohin sich die Geschichte entwickeln wird. Und natürlich fordert uns "Dschinns" (die Geister, die uns immer begleiten) auch heraus, darüber nachzudenken, wie wir seinerzeit mit den Menschen umgegangen sind und auch heute noch umgehen, die wir zum Arbeiten in unser Land geholt haben. Vielleicht waren ja Aufnahmebereitschaft, Respekt und Toleranz noch nie so richtig unsere Stärken!

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  • 5 Sterne

    4 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lilly W., 12.04.2022

    Als Buch bewertet

    Manchmal ist es mit Büchern wie mit Menschen. Man sieht die kleinen Dinge, die man an ihren kritisieren könnte, aber sie fallen einfach nicht ins Gewicht, sie ändern nichts, weil das Buch oder die Person eben schon längst den Weg ins eigene Herz gefunden hat. Dschinns hatte dorthin keinen weiten Weg, die Erzählweise von Fatma Aydemir hat mich total erreicht, berührt, eingenommen.

    Aydemir erzählt die Geschichte einer Familie, die in den 1970er Jahren von der Türkei nach Deutschland zog. Der Vater, Hüseyin, kam damals als Gastarbeiter und arbeitete 30 Jahre lang bis zur Erschöpfung für seinen Lebenstraum, ein Eigenheim in Istanbul. Um dann, als er dieses Ziel endlich erreicht hat und stolz die Wohnung für seine Familie vorbereitet, alleine an einem Herzinfarkt zu sterben - die Mutter und die vier Kinder reisen zur Beerdigung hinterher.

    So weit, so tragisch. Und tatsächlich spart der Roman nicht an großen Gefühlen, nein, er ist reichlich großzügig mit der Dosierung von dramatischen Familiengeheimnissen und einschneidenden Wendungen auf seinen 367 Seiten. Jedes Familienmitglied schultert ein riesiges eigenes Päckchen und mit ein bisschen Abstand zur Lektüre ließe sich durchaus kritisieren, dass dabei ungefähr kein aktueller identitätspolitischer Diskurs ausgelassen wird und dass der ein oder andere Charakter ein wenig klischeebehaftet bleibt, um allzu deutlich gesellschaftliche Missstände abbilden zu können.

    Aber. Ich liebe es, wie Fatma Aydemir schreibt. Wie einfühlsam sie ihre Figuren behandelt, wie behutsam sie die Verletzungen, die Unsicherheiten, die Ängste beschreibt, mit denen die einzelnen Familienmitglieder zu kämpfen haben, während die nächste familiäre Katastrophe über sie hineinbricht. Klischees hin oder her, jeder einzelne Charakter wird hier so sehr mit Leben gefüllt, dass man gar nicht umhin kann, sie als absolut authentisch zu erleben. Jedem Familienmitglied wird ein einzelnes Kapitel gewidmet, eine eigene Stimme, die Aydemir sowohl stimmig in die im besten Sinne epische Familiengeschichte einfügt als auch in berührend lebendige Dialoge. Mal unheimlich sanft, mal erschreckend schmerzhaft ergründet Aydemir die Gründe und Abgründe einer Familie, die zu wenig miteinander spricht, und erhellt so das Thema des familiären Schweigens, welches für mich das Herz dieses wunderbaren Romans ist und spürbar durch alle Seiten pulsiert.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    leseratte1310, 18.03.2022

    Als Buch bewertet

    All die Jahre hat Hüseyin Yilmaz daraufhin gearbeitet, dass er seiner Familie etwas bieten konnte. Das war nicht einfach für ihn, denn in der Türkei reichte das Geld kaum. Also ist er als Gastarbeiter nach Deutschland gegangen und hat malocht und ständig Geld zurückgelegt für später. Doch nun steht die Rente bevor und er hat sich eine Eigentumswohnung in Istanbul geleistet. Er ist zunächst alleine nach Istanbul gekommen, um zu sehen, ob alles in Ordnung ist. Doch dann stirbt er gleich am ersten Tag in der neuen Wohnung am Herzinfarkt. Die Familie kommt zusammen, um ihn zu Grabe zu tragen. Doch jeder von ihnen hat seine eigenen Probleme, Verletzungen und Träume.
    Fatma Aydemirs Roman „Dschinns“ ist so ganz anders, als ich es erwartet habe. Wir erleben mit, wie glücklich Hüseyin ist, aber nur für einen Moment, denn dann stirbt er auch schon. Die Familie will den Toten gemeinsam beerdigen, doch Sevda vermasst mit ihren Kindern den Flug und Hakan wird auf seiner Anreise aufgehalten. Peri und Ümit müssen erleben, wie ihre Mutter vor lauter Trauer nicht mehr ansprechbar ist.
    Jedem Familienmitglied ist ein Abschnitt gewidmet. Die Kinder Ümit, Sevda, Peri und Hakan sind sehr unterschiedlich. Sevda ist bei den Großeltern in der Türkei aufgewachsen und kam erst als Jugendliche nach Deutschland. Sie wurde von der Mutter in eine Rolle gedrängt, die nicht die war, die sie sich erträumt hat. Ihre jüngere Schwester Peri hatte viel mehr Freiheiten, sie studiert und ist immer noch auf der Suche – nach was, weiß sie wohl selbst nicht so genau. Hakan wollte seinen Vater nicht enttäuschen, aber er wollte auch nicht so werden wie er. Er hat zwar Träume, doch überall sieht er Schwierigkeiten, die ihn hemmen. Der jüngste Sohn Ümit muss seine sexuelle Orientierung verbergen. Am Ende erfahren wir, was Emine zu der Frau gemacht hat, die sie ist.
    Es ist eine bewegende und erschütternde Geschichte. In der Familie ist jeder für sich alleine. Man erfüllt Erwartungen und ist unglücklich. Da ist eine Sprachlosigkeit in der Familie, die keinem guttut.
    Ich konnte miterleben, wie es sich anfühlt, zwischen den Kulturen zu leben, nirgendwo wirklich zu Hause zu sein. Wie kann man sich unter solchen Umständen selber finden?
    Ein wirklich lesenswerter Roman, der mich sehr beeindruckt hat.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Bookflower173, 09.02.2022

    Als Buch bewertet

    Bewegende Familiengeschichte!

    Inhalt:

    Hüseyn hat 30 Jahre in Deutschland gelebt und hat sich nun seinen Traum von einer Eigentumswohnung in Istanbul erfüllt, um dort seine Zeit als Rentner zu genießen. Kurz nach dem Einzug stirbt er jedoch unerwartet. Ein großer Schock für die gesamte Familie, seine Frau und seine vier Kinder, die in Deutschland ganz unterschiedliche Wege eingeschlagen sind. Alle reisen unversehens nach Istanbul, um rechtzeitig zur Bestattung anzukommen. Dabei lernen wir jede Perspektive kennen, die alle sehr spannend und berührend sind.

    Meinung:

    Das Buch hat mich von Anfang bis Ende gefesselt. Jedes Kapitel ist aus der Sicht eines anderen Familienmitglieds geschrieben. Dadurch lernt man die Familie Yilmay sehr gut kennen. Ich war überrascht, wie unterschiedlich die Geschwister eigentlich sind. Jede Person hat ihr eigenes Päckchen zu tragen und es kommen Geheimnisse ans Licht, die jahrelang verborgen geblieben sind. Das hat den Roman sehr spannend gemacht! Dennoch fällt auf, dass eine große Gemeinsamkeit zwischen den Geschwistern im Wunsch besteht, seinen Platz in der Gesellschaft zu finden und die Frage nach der eigenen Identität zu lösen.

    Durch die wechselnden Perspektiven und verschiedenen Persönlichkeiten werden dem Roman sowohl Dynamik als auch viel Gefühl verliehen. Die Geschichten gehen alle sehr nahe und offenbaren die klaffenden Wunden und Risse, die durch die Familie gehen. Mich hat jede Geschichte sehr bewegt und der Schreibstil wirkte auf mich sehr beruhigend und angenehm. Das Aufeinandertreffen von Kulturen und dessen Schwierigkeiten werden hier grandios und vielseitig dargestellt.

    Fazit:

    "Dschinns" ist ein bewegender Familienroman, der mich emotional gepackt hat und durch das Aufdecken von Geheimnissen noch dazu sehr spannend ist! Vom Inhalt mal abgesehen ist auch das Cover ein echtes Highlight!

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Gisela E., 22.08.2022

    Als Buch bewertet

    Auf den Spuren eines Familiengeheimnisses

    Hüseyin hat dreißig Jahre in Deuschland gearbeitet, nun hat er sich einen Traum erfüllt und eine Eigentumswohnung in Istanbul gekauft. Dort will er zusammen mit seiner Frau die Jahre der Rente verbringen. Doch er stirbt gleich am ersten Abend an einem Herzinfarkt. Nun dient die Wohnung als Treffpunkt für seine Frau und seine vier Kinder, um von dort aus mit seinem Tod umzugehen.

    Es ist eine spannende Geschichte über einen Immigranten aus der Türkei und seine Familie, mit Plänen, Wünschen und jeder Menge Geheimnisse. Die Geschichte gräbt tief in der Vergangenheit und schält nach und nach die einzelnen Charaktere heraus, während immer mehr klar wird, wie ein großes Familiengeheimnis alle Ereignisse überschattet hat. Mich hat besonders dieses Eintauchen in das Familiengeheimnis fasziniert und wie es die Kommunikation in der gesamten Familie beeinträchtigt hat.

    Sehr gerne empfehle ich dieses Buch weiter und vergebe alle 5 möglichen Sterne.

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  • 4 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Fredhel, 03.01.2023

    Als eBook bewertet

    Einst kam Hüseyin Yilmaz als Gastarbeiter nach Deutschland, nach einigen Jahren holt er seine Frau nach. 
    Hüseyin versucht sich nach außen hin seinem Gastland anzupassen, aber innerhalb der Familie sollen die türkisch/patriarchalischen Strukturen bestehen bleiben. Seine Frau Emine kommt mit dem Leben hier nicht zurecht. Sie lernt die Sprache nicht, hat wenig Außenkontakte und ist die heimliche Herrscherin der Familie, die sie mit Willkür überbehütet und unterdrückt.
    Als Rentner, gesundheitlich stark angeschlagen, erfüllt Hüseyin sich seinen Lebenstraum (es ist allerdings nicht der Lebenstraum der Familie): Eine Eigentumswohnung in Istanbul. Noch in der Einzugsphase verstirbt er am plötzlichen Herztod. Alle Familienmitglieder kommen zu seiner Beerdigung zusammen und jeder Person wird ein eigener Abschnitt gewidmet, in dem ihr Leben in Rückblenden aufgefächert wird.
    Schnell wird klar, dass alle eigentlich unglücklich sind und es fast immer schon waren. Sie konnten alle nicht die Differenz zwischen der deutschen und der türkischen Lebensart überwinden, und fast jeder hat außerhalb der Familie dem Drang der Freiheit nachgegeben, zum Teil mit extremen Folgen.
    Diese Schicksale gehen unter die Haut. Um wie viel besser hätten es die Kinder gehabt, wenn die Mutter ihnen mehr Liebe entgegengebracht hätte. Ja, auch sie hat schlimme Erfahrungen gemacht, aber Muttersein bedeutet mehr als die Wohnung sauber zu halten und eine gute Suppe zu kochen.
    "Dschinns" ist ein Buch,das nachdenklich macht, vor allem weil es von einer Autorin geschrieben wurde, deren Großeltern aus der Türkei kamen. Zwischendurch ist mir alles zu viel geworden und ich musste mit dem Lesen pausieren, dennoch empfehle ich das Buch gerne weiter.

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  • 4 Sterne

    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    lustaufbuch, 25.01.2022

    Als Buch bewertet

    Ein bewegender Familienepos!
    Die Autorin Fatma Aydemir hat mit ihrem neuen und aktuellen Roman "Dschinns" ein Buch geschaffen, welches eine bewegende Familiengeschichte erzählt, ohne dabei auf Leid, Schmerz und auch Momente der Freude zu verzichten. Sie verknüpft ihre Geschichte so präzise und berührend, dass man einfach in die Geschichte eintauchen und mit den verschiedene Hauptakteuren fühlen muss! Man kann gar nicht anders, man wird von diesem Buch so in seinen Bann gesogen.

    Mit äußerst viel Liebe und einem sensiblen Gespür für Details und die Emotionen schreibt Fatma Aydemir. Eine großartige Schriftstellerin!

    Der Titel "Dschinns" mag manche eventuell etwas verwirren oder zum Teil auch nicht ansprechen, da man sich darunter relativ wenig vorstellen kann. Doch diese Spekulationen um den Titel ergeben sich im Laufe des Buches - keine Angst.

    Das Buch ist eine Leseempfehlung meinerseits.

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  • 4 Sterne

    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Judith K., 29.09.2022

    Als Buch bewertet

    Eine Migrantenfamilie trauert um den Vater. Vier Kinder und die Ehefrau schildern jeweils aus der eigenen Sicht die Lebensgeschichte. Die älteste Tochter hat selbst zwei Kinder und betreibt ohne Ehemann eine Pizzeria. Ein Sohn handelt mit Fahrzeugen. Die zweite Tochter studiert, Der jüngste Sohn fühlt sich unverstanden. Und die Mutter ist über eine Sache nie hinweggekommen. Wo ist nun die Heimat? Regt zum Nachdenken an.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Bücherfreundin, 21.01.2022

    Als Buch bewertet

    Faszinierender und emotionaler Roman - unbedingte Leseempfehlung!
    Der Hanser Verlag hat mit diesem fesselnden Familiendrama von Fatma Aydemir ein großartiges Buch veröffentlicht, das bereits jetzt zu meinen diesjährigen Lesehighlights gehört und mich noch lange beschäftigen wird.

    Die Geschichte der türkischen Familie Yilmaz spielt in den neunziger Jahren.
    Das Buch ist in 6 Kapitel unterteilt, in jedem Kapitel steht ein anderes Mitglied der Familie im Mittelpunkt.

    Kapitel 1 - Hüseyin
    Der Metallarbeiter Hüseyin steht kurz vor seinem 60. Geburtstag und der Frührente. Seit 33 Jahren ist er mit Emine verheiratet, das Paar hat 4 Kinder: Sevda, Hakan, Perihan und Ümit. Hüseyin hat 30 Jahre für seinen Traum gespart: eine Eigentumswohnung in Istanbul, in der er die Sommer mit seiner Familie verbringen möchte. Am Umzugstag erleidet er einen Herzinfarkt und stirbt.

    Kapitel 2 - Ümit
    Ümit ist mit seinen 15 Jahren der Jüngste der Familie und geht noch zur Schule. Er reist zusammen mit seiner Mutter und seiner Schwester Peri nach Istanbul, um den Vater zu beerdigen. Es fällt ihm schwer, echte Trauer zu empfinden, seine Gedanken schweifen ständig ab. Er denkt an seine erste Liebe und die daraus resultierenden Besuche bei Dr. Schumann.

    Kapitel 3 - Sevda
    Sevda ist die älteste Tochter der Familie, sie blieb mit 12 Jahren in der Türkei bei den Großeltern, während der Rest der Familie zum Vater nach Deutschland durfte. Sie widersetzt sich der geplanten Ehe mit einem Lehrer und darf mit fast 15 Jahren zu ihrer Familie nach Deutschland. Der Vater lebt da schon seit fast 10 Jahren in Deutschland. Ihre Mutter und sie sind sich fremd geworden, Emine begegnet ihrer Tochter mit Misstrauen. Drei Jahre später geht Sevda eine arrangierte Ehe mit Ihsan ein und bekommt zwei Kinder: Sohn Cem und Tochter Bahar. Immer schon hat sie davon geträumt, Geschäftsfrau zu werden. Sie übernimmt eine Pizzeria und trennt sich nach einem Brandanschlag auf ihre Wohnung von ihrem Ehemann. 
    Sie begibt sich gemeinsam mit ihren Kindern nach Istanbul, den Vater hatte sie 5 Jahre zuvor zum letzten Mal gesehen.

    Kapitel 4 - Peri
    Perihan, genannt Peri, lebt ihr Leben so, wie sie es möchte, frei von allen Zwängen. Ihre erste Liebe ist Armin, ein Schulkamerad, mit dem sie sich jeden Tag heimlich trifft. Während Peri sich auf ihr Abitur konzentriert, fehlt Armin jeglicher Ehrgeiz. Er lebt in den Tag hinein und nimmt Drogen. Peri verlässt ihre Eltern sofort nach dem Abitur, um in Frankfurt Germanistik zu studieren. Sie geht nun eigene Wege und geht zu Armin auf Distanz. Die Beziehung endet tragisch. Peri lernt in einer Campuskneipe den geheimnisvollen Ciwan aus Kurdistan kennen.

    Kapitel 5 - Hakan
    Hakan wollte nie so sein wie sein Vater, der sich nichts gönnte und nur arbeitete. Er wollte sich nie einem Chef unterordnen und handelt mit Gebrauchtwagen. Bereits als Jugendlicher gerät er mit dem Gesetz in Konflikt und enttäuschte seinen Vater.
    Auf der Fahrt nach Istanbul gerät er in Österreich in eine Polizeikontrolle und muss sich einem Drogentest unterziehen, wodurch er die Beisetzung seines Vaters versäumt.

    Kapital 6 - Emine
    Im letzten Teil des Buches wird offenbart, weshalb Emine depressiv ist und wodurch sie innerlich zerbrochen ist. Sie erzählt ihrer Tochter Sevda ihr grausames Geheimnis, das sie seit vielen Jahren in sich trägt. 


    Die Geschichte der Familie Yilmaz hat mich von Anfang an gefesselt und zutiefst berührt. Das Buch ist in anspruchsvollem und intelligentem Sprachstil geschrieben. Ich konnte eintauchen in das Leben der Familie Yilmaz, mich einfühlen in ihre Sorgen und seelischen Nöte. Das Buch verdeutlicht dem Leser auch die Schwierigkeiten, mit denen eine Familie in einem fremden Land leben muss.

    Für diese großartige und faszinierende Geschichte unbedingte Leseempfehlung und hochverdiente 5 Sterne von mir!

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  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Kristall, 21.03.2022

    Als Buch bewertet

    Klappentext:
    „Dreißig Jahre hat Hüseyin in Deutschland gearbeitet, nun erfüllt er sich endlich seinen Traum: eine Eigentumswohnung in Istanbul. Nur um am Tag des Einzugs an einem Herzinfarkt zu sterben. Zur Beerdigung reist ihm seine Familie aus Deutschland nach. Fatma Aydemirs großer Gesellschaftsroman erzählt von sechs grundverschiedenen Menschen, die zufällig miteinander verwandt sind. Alle haben sie ihr eigenes Gepäck dabei: Geheimnisse, Wünsche, Wunden. Was sie jedoch vereint: das Gefühl, dass sie in Hüseyins Wohnung jemand beobachtet. Voller Wucht und Schönheit fragt „Dschinns“ nach dem Gebilde Familie, den Blick tief hineingerichtet in die Geschichte der vergangenen Jahrzehnte und weit voraus.“

    Da spart man für seinen großen Traum und dann hat man zum Schluss überhaupt nichts mehr davon. Autorin Fatma Aydemir nimmt sich hier einem besonderen und wichtigem Thema an welches uns alle angeht. Keiner weiß, wann der Tag der Tage bei uns kommen mag und vor allem, was und wie es mit den Hinterbliebenen weitergeht. Aydemir lässt in ihrer kraftvollen und sehr emotionalen Geschichte Hauptfigur Hüseyin sterben. Der Vater stirbt und Frau und Kinder bleiben, genau wie die neu erworbene Wohnung (Hüseyins größter Traum). Wir Leser werden gleich zu Beginn von Aydemir richtig ins kalte Wasser geschmissen und das war einfach nur perfekt. Wie soll man den sonst ein Ableben darstellen? Es passiert einfach und es tut weh und schockiert. Trauer sitzt tief und jeder geht damit anders um. Der Verlauf der weiteren Geschichte ist von ihr brillant gelöst - jedes Kapitel behandelt ein Familienmitglied bzw. eine verwandte Person und so lernen wir die Hinterbliebenen besser kennen. Jeder hat seinen eigenen Lebensrucksack zu tragen und jeder hat seinen Traum, genau wie ihn Hüseyin hatte. Dieses zarte Gebilde ist aber so fragil und die Frage ist, auf welchen Pfeilern steht es nun. Die Mutter ist nun das Oberhaupt, aber schafft sie das? Kann sie das? Was passiert mit den Kindern? Jeder von ihnen hat sein Leben. Aydemir packt in ihren Roman so viele wichtige Parts, dass das Buch gewaltig nachhallt nach jedem Kapitel. Hier und da entsteht Drama, da wiederum ist eine tiefe Trauer und woanders gibt es Menschen die erstmal alles realisieren müssen. Sie schreibt so herrlich vielseitig und dennoch trifft sie ihren Tenor auf den Punkt. Ihre Worte sind klar und präzise und sie zeichnet ein sehr klares Bild ab, welches des öfteren auch polarisiert. Es tauchen unweigerlich viele Fragen auf und das liegt nicht an der Religion, sondern die betreffen jeden von uns. Aydemir beleuchtet ebenfalls die Themen Migration, Integration, Gastarbeit, Völkerverständigung, andere Religionen und Kulturen, Weitsicht, Umsicht, Familie uvm. und schlussendlich packt sie alles sehr gekonnt und wohl dosiert in diesen Roman. Kann man kaum glauben, aber es passt alles perfekt. Ihr Sprachverlauf ist packend und fesselnd und wir verstehen viele Situationen immer besser. Wie heißt es aber immer so schön?: „Das Beste kommt zum Schluss“ und genau so ist es auch hier. Das Ende ist einfach nur wow und kam so völlig unerwartet. Gut, es war hier und da ein wenig viel Drama, aber es passte. Die Geschichte ist so wirklich rund und gelungen, da darf auch ein wenig mehr Drama rein.
    „Dschinns“ ist eine echter Lesegenuss und erhält von mir verdiente 5 von 5 Sterne.

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  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Magnolia, 06.02.2022

    Als Buch bewertet

    Lang ersehnt und nun endlich ist es soweit – die Frührente macht es für Hüseyin möglich, zurückzugehen in sein Heimatland. Vor nunmehr 28 Jahren kam er hierher, holte später seine Frau und die Kinder nach. Nicht alle auf einmal, aber doch sind sie hier heimisch geworden. Zumindest die nächste Generation dieser Gastarbeiter, die dringend benötigt wurden, aber dennoch nie so richtig dazugehörten.

    In Istanbul hat Hüseyin eine Wohnung gekauft, er ist schon mal vorgefahren und nun erwartet er sie - aber es ist zu spät, den Herzinfarkt überlebt er nicht. Sein Begräbnis steht an und sie alle machen sich auf den Weg. Sedva, die älteste Tochter mit ihren beiden Kindern verpasst den Flug, kommt – wie immer – zu spät. Und da sind noch Ümit, der jüngste Sohn, Peri und Hakan. Sie alle treffen irgendwann ein bei Emine, die in der Wohnung auf sie wartet.

    Es ist die Geschichte einer Familie, die Eltern tief verwurzelt in einem Dorf in der Türkei. Hier fing alles an, sie sind fortgegangen und doch waren sie immer hier gefangen, konnten sich nicht befreien. Die Arbeitsmigranten blieben weitgehend isoliert in ihrem Gastland, erst ihre Kinder kamen an in der deutschen Gesellschaft, mussten aber mit vielen Vorurteilen kämpfen. Während die Älteren ihr Herkunftsland als ihre Heimat ansahen, war den Jungen die Türkei fremd. Die Sprachlosigkeit untereinander ging einher mit dem Auseinanderdriften der Familie. Die Gräben zwischen den Generationen waren schier unüberwindbar.

    Unaufgeregt, nahezu sanftmütig erzählt Fatma Aydemir von Ungeheuerlichem. Sie alle kommen zu Wort, ich nehme Anteil am Schicksal der einzelnen. Über allem schwebt eine Lebenslüge, Stück für Stück schält sich die Vergangenheit heraus.

    „Die Älteren haben etwas gesagt und wir haben es gemacht. Es war damals so.“ Es ist eine Anklage an das Althergebrachte - „er hat dir erst deine Muttersprache genommen und dich dann in ein Land gebracht, in dem du gar keine Sprache mehr hattes.“

    Die einzelnen Kapitel bringen mir die Familienmitglieder näher, deren Lebenssituation, ihre Wege und Ziele. Dargeboten wie aus der Ferne und doch ist jeder einzelne ganz nah, es ist ein tiefer Blick in deren Innerstes. Gesellschaftliche Zwänge, deren Moralvorstellung und Vorurteile prägen ihr Miteinander, vieles ist nur schweigend zu ertragen, Konflikte sind vorprogrammiert. Was geben wir von uns preis, was darf nach außen dringen, was will unbedingt verdrängt werden, wie wollen wir akzeptiert werden?

    „…wenn alles anders gekommen wäre, die Sprachlosigkeit nicht gewesen wäre, die unüberwindbaren Hürden nicht gewesen wären…„

    Dschinn - im islamischen Glauben ist es ein Lebewesen, das gemeinsam mit den Menschen die Welt bevölkert, selber aber unsichtbar bleibt. Nüchtern betrachtet ein Aberglaube, der Ängste schürt, von bösen Geistern weiß, die diejenigen, die sich nicht vor ihm schützen verrückt macht, von deren Körpern Besitz ergreift.

    Dschinns ist ein leises Buch, das nicht anklagt. Das von der Sprachlosigkeit zwischen den Generationen berichtet, die schier unüberwindbar ist, die Akzeptanz untereinander ebenso. Eine Familiengeschichte, die direkt ins Herz dringt. Die sich einschleicht, berührt und mitfühlen lässt. Jeder einzelne ist wertvoll, seine Entscheidungen für ihn richtig. Ein ganz besonderes Buch, meisterlich erzählt.

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  • 4 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    holdesschaf, 03.04.2022

    Als Buch bewertet

    Vom Leben dazwischen
    30 Jahre lang hat Hüseyin, der aus einem kleinen türkischen Bergdorf stammt, als Gastarbeiter Schwerstarbeit in einer deutschen Eisenfabrik verrichtet, sich krumm gearbeitet, um sich im Ruhestand eine kleine Wohnung in Istanbul leisten zu können und dort mt Frau Emine den Lebensabend zu genießen. Auch sie hat unter dem Leben in Deutschland gelitten, wo sie ohne gute Sprachkenntnisse sehr isoliert in der kleinen Wohnung lebte und sich vorwiegend um Haushalt und die vier Kinder Sevda, Hakan, Peri und Ümit kümmerte. Doch noch bevor die Wohnung in Istanbul komplett eingerichtet ist, stirbt Hüseyin dort allein. Völlig geschockt reisen Frau und Kinder dorthin, während sie jeder für sich ihre Erinnerungen aufleben lassen.

    Ich hatte von dem Buch die Leseprobe gelesen und weil ich viel mit Kindern mit Migrationshintergrund zusammengearbeitet habe, hat mich das Thema sehr interessiert und auch irgendwas in mir berührt. Die Autorin kannte ich vorher nicht und auch das Cover sagte mir eher wenig.

    Der Aufbau der Geschichte ist gewöhnungsbedürftig, vielleicht auch ungewöhnlich, erschließt sich mir aber spätestens gegen Ende des Buches. Jedes Familienmitglied bekommt bei Fatma Aydemir genau eine Chance, seine Erinnerungen, Ängste, Ziele, Wünsche oder Sorgen und seinen Blick auf die Familie zu schildern, angefangen bei Hüseyin. Während die Sicht der Kinder von einem Erzähler in der dritten Person erzählt wird, ist es bei den Eltern anders, denn dort spricht eine Art Geist oder körperloses Wesen mit den beiden, das alles zu wissen scheint.

    Der Text lässt sich sehr gut lesen, ist detailliert, aber nicht zu bildhaft. Jedes der Kinder berichtet von Ereignissen in der Vergangenheit, von Entscheidungen, die getroffen wurden, von Geheimnissen, davon wie sie zur Mutter und Hüseyin stehen und standen. Man merkt bald, dass es viel um Konventionen und Traditionen geht, die - obwohl man das in Deutschland nicht müsste - trotzdem aus Gehwohnheit beibehalten wurden.

    So ging die älteste Tochter Sevda nie zur Schule, heiratete sehr früh und geriet in ein Leben, das dem ihrer Mutter glich, obwohl sie ganz anderes erreichen wollte. Ümit versucht seine sexuelle Orientierung zu verbergen, Peri studiert zwar, hat aber auch Erfahrungen mit Drogen und Hakan erfüllt nahezu alle Klischees des kleinkriminellen Tachodrehers. Nach und nach zeichnet sich das Bild einer Familie, die sich zwar teilweise integrieren, sich jedoch kaum von den alten Rollenbildern und Traditionen losgelöst hat und in der jedes Mitglied gegen seinen eigenen Dschinn ankämpft.

    Zudem kommen Geheimnisse ans Licht, deren Geheimhaltung dafür sorgten, dass es immer wieder zu Ärger und dann zur Entzweiung kam. Vor allem zwischen Emine und Sevda. Das ganze Ausmaß der Tragik erfährt der Leser erst am Ende, welches mich betroffen gemacht, mich auch zu Tränen gerührt hat und das Leben der Familie im wahrsten Sinne des Wortes erschüttert. Gut zeigt die Autorin auch, wie "dazwischen" sich die Familie oft fühlt. In Deutschland Ausländer, im Heimatland ebenso. Das spiegelt auch die Erfahrungen wieder, die mir von KIndern mit Migrationshintergrund berichtet wurden.

    Die erste Hälfte des Buches hätte etwas fesselnder sein können, schließlich gelingt dies im weiteren Verlauf der Geschichte zunehmend gut. Daher gebe ich "nur" 4 Sterne für diesen interessanten Blick auf eine Familie, die es verpasst hat, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.

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  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Yolanda H., 05.04.2023

    Als eBook bewertet

    Fatma Aydemir erzählt in diesem Buch eine berührende und mitreissende Geschichte einer seit 30 Jahren in Deutschland lebenden kurdischen Familie. Hüseyin erfüllt sich einen grossen Traum und kauft eine Eigentumswohnung in Istanbul. Leider stirbt er an einem Herzinfarkt und hinterlässt seine Frau und 4 Kinder.

    Eintauchen in jedes Leben der einzelnen Familienmitglieder, so lässt uns Fatma Aydemir hinter die Kulissen schauen. Sie erzählt in der Ich-Perspektive, was jede Zeile lebendig wirken lässt. Ich bin emotional mit eingetaucht und habe mitgefühlt über jedes einzelne Schicksal das der Familie widerfahren ist. Wir Leser lernen kennen, was es bedeutet als Migranten in einem fremden Land zu leben, auch wenn es manchmal sehr klischeehaft wirken kann. Doch sind wir ehrlich.. ist es nicht auch so? Jeder der Familie hat seine eigene Sichtweise auf die Welt und kämpft mit sich selber. Wie die Familie mit ihren Schicksalsschlägen umgeht ist ergreifend. Für mich ist dieses Buch eines der besten die ich je gelesen habe. Daher gibt es von mir eine klare Leseempfehlung.

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  • 3 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    gabi e., 25.01.2022

    Als Buch bewertet

    Ich bin zwiegespalten, auf der einen Seite hat mich das Buch sehr gefesselt, auf der anderen Seite fiel mir das Lesen doch recht schwer.

    Der Einblick in das Leben um Hüseyin und seine Familie zeigt deutlich, wie schwer es ist, in zwei Mentalitäten zu leben. Auf der einen Seite das traditionelle türkische Leben, auf der anderen Seite das freie in Deutschland. Was ich ein wenig schade finde, dass Deutschland, das ja zur Heimat gerade der Kinder geworden ist, immer wieder schlecht weg kommt, als emotionslos und kalt beschrieben wird.

    Gefesselt haben mich die einzelnen Schicksale der Kinder, aber auch letztlich das von Emine, der Frau von Hüseyin.

    Allerdings weiß ich bis jetzt nicht genau, was ist "Dschinns". Ich könnte mir vorstellen, dass es ein Wort für alles Unerklärliche ist.

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  • 5 Sterne

    Isabell R., 31.01.2022

    Als Buch bewertet

    Ein großartiger, kritischer, bewegender Gesellschaftsroman über Familie, Migration, Kultur und das Leben selbst
    Fatma Aydemir hat mir ‚DSCHINNS‘ ihren zweiten Roman und ihr drittes Buch veröffentlicht. In DSCHINNS wird die Geschichte einer türkisch-deutschen Familie aus den verschiedenen Perspektiven der einzelnen Familienmitglieder erzählt, die alle ihre Sorgen, Wünsche, Geheimnisse und Wunden mit sich tragen. Alle kommen aufgrund des Todes des Vaters Hüseyin in dessen neuer Wohnung in Istanbul Ende 1999/ Anfang 2000 zusammen. Das Buch gliedert sich in sechs Kapitel und beginnt aus der Du-Perspektive mit dem Vater, anschließend folgt je ein Kapitel aus Sicht der einzelnen (erwachsenen) Kinder aus der Erzählerperspektive, um abschließend mit dem Kapitel aus Sicht der Mutter ebenfalls aus der Du-Perspektive abgerundet zu werden. Allein am Stil, Sprache und Struktur zeigt sich, was für große Literatur die Autorin Fatma Aydemir mit diesem Werk geschaffen hat!

    Jedes Familienmitglied hat seine eigenen Kämpfe und es zerbricht einem das Herz, wie wenig Austausch in der Familie dazu stattfindet und wie allein sich jeder mit seinem ‚Schicksal’ fühlt. Wie beim Schälen einer Zwiebel geht die Geschichte immer tiefer in die Familie und enthüllt schlussendlich den Kern. Dabei geht diese wunderschöne, tragische und großartige Familiengeschichte direkt unter die Haut und ins Herz ❤️ Die "Dschinns" kommen an die Oberfläche, verstecken sich und sind nie ganz weg. Dabei erschließt sich der Titel des Buches Leser:innen im Laufe des Buchs. „Und wahrscheinlich haben alle ihre Dschinns.“ (S.189) …

    In diesem großen Familienroman werden Themen wie Migration, deutsch-türkische-Gastarbeiterfamilien, Familienbild, Assimilation, Kultur, Generationenkonflikt, Krieg, Polizeiwillkür, Klassizismus, Feminismus, Geschlechtsidentität und sexuelle Orientierung aufgegriffen. Voller Wucht und Schönheit fragt „Dschinns“ nach dem Gebilde Familie, nach Normalität, nach den Gefühlen und Erinnerungen von gestern, von heute und den Wünschen nach Morgen.

    Meine Meinung | Ich muss ehrlich sagen, für dieses grandiose Meisterwerk von Fatma Aydemir fehlten mir lange die Worte! Dieser große Gesellschaftsroman begeistert mich von Beginn an und fünf Sterne werden dem nicht gerecht! Nie lagen Lachen, Mitgefühl, Trauer und Wut so nah beieinander! Die Sprache, der Aufbau, die Storyline, die Charaktere, das Setting, die feine Gesellschaftskritik - all das ist so meisterhaft von der Autorin ausgearbeitet, dass mir nur eins zu sagen bleibt: Lest diesen Roman!

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  • 5 Sterne

    Bookslove1511, 31.03.2022

    Als Buch bewertet

    60 jahre Almanya

    Im Oktober 1961 kamen die ersten türkische Gastarbeiter nach Deutschland. Überwiegend Männer, die in der Türkei als Bauer, Bauarbeiter oder Handwerker tätig waren. %90 der Männer hatten nur ein Ziel: genug Geld fürs eigene Ackerland oder Betrieb sparen und wieder zurückkehren. Doch alles kam anders als geplant! Wer in Deutschland einigermaßen auf den eigenen Beinen stehen konnte, blieb und holt seine Familie nach. Mittlerweile leben in Deutschland ca. 3-Millionen türkeistämmigen Menschen. Eine Familie davon sind die Yilmazs...

    Der Herr des Hauses Hüseyin Yilmaz stirbt unerwartet nach 30 Jahre harter Arbeit, kurz vor der Rente, in Istanbul. Übrig bleibt sein Lebensziel: ein Eigenheim in der Türkei. „Kötü haber tez duyulur“, sagt man in der Türkei. Das heißt, die schlechte Nachrichten verbreiten sich schnell und so erfährt der Rest der Familie von Hüseyins Tod mitten in der Nacht in Deutschland. Die Ehegattin Emine und die jüngsten Kinder Perihan und Ümit nehmen den erst besten Flug. Der zweitältester Sohn Hakan rast 3000 Km durch die Länder durch, die Älteste Tochter verpasst ihr Flug und landet einen Tag nach der Beerdigung in Istanbul. Und wir, die Leser*innen reisen in den Gedanken von der sechsköpfigen Gastarbeiterfamilie. Einer türkische Familie, deren Leben zwischen Tradition und Moderne pendelt...

    Einfühlsam, bewegend und sorgfältig gewählten, haargenau an ihre Figuren passende Sprache erzählt Fatma Aydemir über eine Familie. Eine Einwandererfamilie, die nirgendwo wirklich hingehört. In der Türkei sind die „Almanci“ die Nachbarn mit Bügeleisen aus Deutschland beschenken müssen, damit die hinter-gebliebenen Eltern ab und zu mal vorbeischauen. In Deutschland sind die Ausländer oder wie Hakan es immer sagt: Kanaken. Es sind zwar Tatsachen für die außenstehende Leser sehr interessant und authentisch wirken, allerdings für die Leute, die in dem türkischen Kreis aufgewachsen sind, sind es nah an der Grenze von Kitsch und Klischee. Die Geschichte fängt beinahe herzzerreißend mit Vater Hüseyins Kapitel an und nach und nach erzählen die Kinder aus deren eigenen Leben und mit eine dramatische Szene schließt die Mutter Emine den Story. Sechs verschiedene Menschen bringen viele unterschiedliche Probleme, Sorgen und Kummer. Obwohl der Beginn sehr überzeugend war, verliert das Buch in der Mitte durch viele Angelegenheiten sein Zog-Kraft. Für mich war es etwas vollgeladen mit Themen. Trotz meiner Kritikpunkte habe ich es sehr gern gelesen und ich kann es nur weiterempfehlen.

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  • 5 Sterne

    Regina K., 28.01.2022

    Als Buch bewertet

    Voller Hoffnung machte sich Hüseyin einst von seinem kurdischen Dorf aus auf nach Süddeutschland. Er hatte sich all die Jahre nicht geschont, um seinen Traum zu realisieren, eine eigene Wohnung in Istanbul. Als er sie endlich gekauft und eingerichtet hatte, beendet ein Herzinfarkt sein Leben, ehe er sie seiner Familie zeigen konnte. So kommen seine Frau und die 4 Kinder nach Istanbul, um ihn zu beerdigen. Doch leider schaffen es zwei seiner Kinder nicht rechtzeitig, und man erfährt, was sie daran gehindert hatte.

    Allen Familienmitglieder wird ein Kapitel gewidmet. Beginnend mit Ümit, dem jüngsten Sohn, der noch daheim lebt. Aufgrund seiner Neigung von den Mitschülern gemobbt wird, ein Arzt ihn davon heilen soll. Die Erstgeborene Sevda, lange schon die Familie und ihren auf erzwungenen Ehemann verließ. Sich selbst um ihre Bildung kümmerte, da sie nie die Schule besuchen durfte, sich selbstständig machte und alleine ihre zwei Kinder groß zog. Peri, die zur Freude der Eltern studierte. Früher ein zügelloses Leben führte, lange keinen Gedanken an den Vater verschwendete. Hakan, als Kurde diskriminiert in der Schule, in Geschäften, von der Polizei und den Glatzen. Das schnelle Geld und unsaubere Geschäfte würde nie wie sein Vater am Fließband stehen. Und zuletzt blickt man hinter das Leben von Emine, die gerne mit ihrem Mann Deutschland verlassen hätte, wo man sie nur wie Ungeziefer behandelte. Das Wort der Älteren galt, sich dem unterordnen musste, egal ob es einem das Herz zerriss.

    Man wird Zeuge einer Kultur, die über Jahre Menschen beeinflusst. Erst die neue Generation aufbegehrt, sich dem zu widersetzen weiß, aber es dennoch durch sein Umfeld oftmals nicht möglich ist. Auf der einen Seite die Traditionen, der Glaube der Älteren. Dem gegenüber die Vorverurteilung und Diskriminierung eines einstigen Hoffnungsträgers. Es geht aber auch um die Frage, wo man seine Identivität, seine Heimat findet.

    Die Geschichte bewegt sich zwischen Vergangenem und die Tage um die Beerdigung des Vaters. Und man erfährt viel, was sprachlos und traurig macht. Ein wichtiges Buch um Verständigung und Verstehen. Ausgrenzung noch heute zu finden ist. Keiner sollte sich über andere erheben, unabhängig von dessen Glaube. Fatma Aydemir hat mich mit ihrer Sprache total erreicht, sie hat für jedes Mitglied der Familie deren Besonderheiten hervorragend skizziert. Für mich ein Lesehighlight

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  • 5 Sterne

    dj79, 23.03.2022

    Als Buch bewertet

    Die Problematik des Schweigens
    Als Gastarbeiter kam Hüseyin vor 30 Jahren nach Deutschland. Er hat jeden Job gemacht im Stahlwerk, später in der Papierfabrik, jede Überstunde durchgezogen, um seine Familie nachzuholen und sich jetzt zum Ruhestand den Traum einer eigenen Wohnung in Istanbul zu erfüllen. Doch leider hat er bis auf ein paar erste Eindrücke zur wuseligen Atmosphäre nichts mehr davon. Er stirbt an einem Herzinfarkt.

    Hüseyins Ehefrau und Kinder begeben sich nun kurzfristiger als ursprünglich geplant ebenfalls nach Istanbul, um ihn zu beerdigen. Hüseyins Traum, die Wohnung rückt völlig in den Hintergrund, schien mir zwischendurch wie ein Fluch. Während der Anreise und des Aufenthaltes in der Wohnung lernen wir die Kinder schrittweise kennen, zum Ende hin auch Emine, Hüseyins Ehefrau. Jeder Person ist dafür ein eigenes Kapitel gewidmet. Durch das Lesen in den Gedanken der Protagonist:innen kennen wir die Familie am Ende besser als sie sich selbst. Denn Schweigen ist ihr Hauptproblem. Schicksalsschläge werden nicht thematisiert, Wünsche nicht adressiert. Alle sind gewissermaßen gefangen in dem Zwang, die Erwartungen der Vorgängergeneration zu erfüllen. So macht jedes Familienmitglied seine Probleme mit sich selbst aus.

    Fatma Aydemir zeichnet sehr eindrücklich das Umfeld, mit dem sich die Familie früher in der Türkei und später in Deutschland auseinandersetzen musste. Die beengte Mietskaserne mit Blick auf die und Abgaswolken von der Fabrik ist in diesem Zusammenhang hervorzuheben, aber auch die Unterstützungsleistung, die Sevda, eine der Töchter, eine Zeit lang für ihre Großeltern in der Türkei erbringen musste. Trotz der Last, die auf jedem Charakter liegt, hatte der Roman für mich keinen deprimierenden Touch. Er ist mehr ein Augenöffner für viele Probleme, die in weiten Teilen nichts mit Migration zu tun haben. Besonders gefallen hat mir die an den jeweiligen Charakter angepasste Sprache. Die Studentin hat einen anderen Sprachgebrauch als der Autoliebhaber, die Eltern sind sprachlich klar von den Kindern abgegrenzt. Irgendwie erfrischend, weil damit der Lesefluss angetrieben wird, aber auch stark überzeichnet, finde ich die schiere Anzahl der Probleme. Das kratzt ein bisschen an der Glaubwürdigkeit des Romans, hat mich hier allerdings gar nicht gestört.

    Insgesamt war Dschinns für mich ein Lesevergnügen, das ich sehr gern weiterempfehle.

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  • 5 Sterne

    Anita, 10.02.2022

    Als Buch bewertet

    berührend und mitreißend

    Worum geht es?
    Als Hüseyin überraschend verstirbt müssen sich die anderen Familienmitglieder mit sich selbst, mit den anderen und mit ihrem Leben auseinander setzen.

    Worum geht es wirklich?
    Familie, eigene Wege und Schmerz

    Lesenswert?
    Absolut, ein wundervolles Buch. Alles beginnt mit Hüseyins spontanem Tod in der frisch erworbenen Istanbuler Wohnung, während der Rest der Familie noch in Deutschland weilt. Zur Beerdigung reist nun aber die ganze Familie an - oder sollte es zumindest.
    Die Vergangenheit und eigene Entscheidungen haben bei den Familienmitgliedern Wunden hinterlassen und die Familie ist sehr brüchig. Nach und nach wird jede*rm der fünf anderen Mitglieder ein Kapitel gewidmet und man erfährt die Hintergründe. Alle fünf sind grundverschieden, haben identische Situationen anders erlebt und interpretiert und anders verarbeitet.
    Es gab wirklich keine Perspektive, die mich nicht gepackt hat, die mich nicht hat schlucken lassen, die nicht nach meinem Herz gegriffen hat. Nach jedem Kapitel habe ich damit gerechnet, dass ich die kommende Perspektive nicht nachvollziehen kann oder mir die Person im Mittelpunkt unsympathisch sein wird. Und dann war einfach alles so berührend, so aufwühlend und so mitreißend.
    Ich habe Aydemirs Schreibstil sehr genossen, fand die Art des Erzählens interessant, gut lesbar und passend. Sie hat wunderbar lebendige Protagonist*innen geschaffen voller Leben und Emotionen. Sehr faszinierend, wie man auf nicht vielen Seiten Personen so viel Leben einhauchen kann, soviel Gefühl vermitteln kann und anhand weniger ausgewählter Szenen so lebendige Charaktere erzeugen kann. Vieles wird nicht ausgesprochen, nur angedeutet, viel Feinheit schwingt in den einzelnen Kapiteln mit.
    Die große ganze Geschichte empfand ich als stimmig und interessant, fand die kurzen Einblicke in die unterschiedlichen Leben sehr authentisch.
    Es ist schwierig in Worte zu fassen, was dieses Buch auslöst. Es ist schön und auch oft berührend, es birgt viel Trauer und schmerzt beim Lesen oftmals. Und dennoch (oder deshalb?) habe ich dieses Buch sehr gerne gelesen, mich davon fesseln lassen und kann es wirklich empfehlen.

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  • 5 Sterne

    Steffi K., 08.03.2022

    Als Buch bewertet

    Die Fakten:

    Dieser 368-seitiger Roman aus dem Hanser Verlag wurde von der Preisgekrönten Autorin Fatma Aydemir geschrieben und wurde bereits mit dem Robert-Gernhardt-Preis ausgezeichnet.

    Das Cover:

    Das Cover ist nicht auffällig, ein lila/blauer Hintergrund vorne der Autorenname, der Buchtitel sowie die Hinweise auf den Verlag und das es sich um einen Roman handelt.
    Das Buch wird als Hardcover verkauft mit einem Lesebändchen.
    Preis: 24,70 €.

    Die Geschichte:

    In diesem Roman geht es um die Hauptperson Hüseyin der als junger Mann als Gastarbeiter nach Deutschland kommt. Er wächst hier auf, arbeitet und gründet eine Familie.
    Er erfüllt sich seinen Traum von einer eigenen Wohnung in Istanbul und möchte seine Familie nachholen, in seine Heimat.
    Leider beginnt es bereits sehr traurig und Hüseyin stirbt in seiner Wohnung alleine. Ist hier nicht schon bereits alles gesagt. 30 Jahre wird hart gearbeitet in einem Land in dem man sich nicht zuhause fühlt. Endlich angekommen am scheinbaren Glück, zerbricht alles. Es endet. Welch ein Schicksal.
    Doch es geht weiter. Die Familie von Hüseyin reist nach Istanbul um sich von Ihren Mann und Vater zu verabschieden.
    Wir lernen Hüseyins Frau Enime kennen und seine 4 Kinder. Jeder mit seiner eigenen Geschichte.

    Fazit:

    Dshinns, ein Roman der anders ist als gedacht.
    Wer hier denkt er bekommt nur einen langweiligen Familienroman geboten, der irrt. Selten habe ich ein so gewaltiges nachprägendes Buch gelesen mit so viel Tiefe, Emotionen und Ehrlichkeit.
    Ein Buch was noch lange nachhallt und auch wenn der Preis vorerst hoch erscheint, bekommt man für fast 25 € mehr als nur ein Buch geboten.
    Man selber denkt über sein Leben nach, über die Menschen die nicht in Deutschland geboren wurden. Die Menschen die alles aufgeben um in einem fremden Land Ihr Glück zu suchen. Die Menschen die alles für Ihre Familie tun würden damit Sie es einmal besser haben.
    Aber ist ds wirklich so?

    Absolut verdiente 5 von 5 Sterne.

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