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  • 4 Sterne

    8 von 13 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    lustaufbuch, 23.02.2023

    Als Buch bewertet

    Autobiographische Annäherungen
    Die Autorin Judith Hermann, welche einst vom Aushängeschild sowie König der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki im Rahmen des Literarischen Quartetts mit folgenden Worten: „Wir haben eine neue Autorin bekommen, eine hervorragende Autorin. Ihr Erfolg wird groß sein.“, gelobt wurde, veröffentlicht nun ihr neues Buch, welches weder eine Erzählung noch ein Roman, sondern eine autobiographische Annäherung an ihr eigenes Leben ist.
    Das Leben Judith Hermanns war nicht immer leicht und war geprägt von den ein oder anderen Schattenseiten, welche sie in diesem Buch, offen und klar darlegt.
    Sie schreibt voller Emotionen und jeder Leser wird spüren können, dass sie sich manches Mal selber überwinden musste, bestimmte Szenen zu Papier zu bringen.
    Hermann schafft es die Leser, auf ihre eigene Art und Weise, in ihren Bann zu ziehen. Ihr Schreibstil ist anders, unkonventionell und manchen zu langsam, doch für manche genau richtig.

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  • 5 Sterne

    4 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    herrzett, 15.06.2023

    Als Buch bewertet

    An dieser Stelle könnte ich mich kurz fassen, denn seit dem ich Judith Hermann bei einer Lesung zu ihrem Roman "Daheim" erlebt habe, bin ich ein großer Fan. Einige Gedanken über das Schreiben und sie als Person begleiten mich seit dem und haben mir einen anderen Blick auf Literatur gegeben. Und so ist "Wir hätten uns alles gesagt" für mich mal wieder ein ganz besonderes Buch. In ihm habe ich sehr viel von dem, was sie damals schon berichtete, wiedergefunden. Hermann erzählt teilweise sehr persönlich von ihrem Schreiben, Leben und ihren Romanen. Ich würde gar sagen, dass dieses Buch eine Art Klammer um ihre literarische Arbeit bildet und uns Leser*innen mit durch die Zeit nimmt, animiert noch einmal "Lettipark", "Sommerhaus, später", "Aller Liebe Anfang", "Alice", "Nichts als Gespenster", sowie "Daheim" aus dem Regal zu ziehen, darin zu blättern und teilweise einzelne Passagen mit einem ganz anderen Blick zu entdecken. "Ich kann leichter über dieses und jenes schreiben, wenn es zu Ende gegangen ist, wenn ich weiß, dass es zu Ende gehen wird. [...] In >Sommerhaus, später< habe ich geschrieben, Glück sei immer der Moment davor. Heute würde ich schreiben, Glück ist immer der Moment danach - der Moment, in dem du das vermeintliche Glück überstanden hast [...]Glück als solches erkannt und wieder verloren, losgelassen und verworfen hast. Das [...] ist es, wohin ich schreibend gelangt bin, und sicher meint das, ob davor oder danach, letztlich schlicht ein und dasselbe." Mit der Zeit ändert sich vieles, nicht nur der Umgang mit dem Leben, auch die Gedanken werden größer und tiefer, so entwickeln sich auch Hermanns Ansichten über Freundschaft, Freiheit, den Möglichkeiten des Schreibens und vielleicht sogar der Selbstverwirklichung. Ihre Beziehung zu ihrer Familie, einer früheren Freundin Ada und Dr. Dreehüs, dem Analytiker, spielen hier eine große Rolle, ähnlich weitere Begegnungen und Situationen, in denen sie gewachsen und vorangekommen ist, die vielleicht. sogar ihr Leben geprägt haben. Es ist ein sehr ehrliches Buch und doch hält sie nach wie vor eine gewisse Magie das Ungewissen aufrecht, ein Zauber, der mich mal wieder sehr fasziniert und neugierig machte und ich hoffe, dass dieses Buch nicht das letzte ist, das aus ihrer Feder stammt.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    lectrice, 28.02.2023

    Als Buch bewertet

    Ich mag die Bücher von Judith Hermann schon lange und freue mich immer, wenn ich eine Neuerscheinung von ihr entdecke. Hier hat mich neben dem Autorinnennamen auch sofort das Cover mit der gelben Regenjacke, dem Fernglas und dem Blick auf die kabbelige See angesprochen.
    Das relative kurze Büchlein teilt sich in drei Abschnitte auf, die nicht mit einer Überschrift versehen sind. Eine recht kondensierte Art zu schreiben, mit einem immer poetischen und sehr eindringlichem Schreibstil. Hier gibt es so viele Stellen, die ich erst einmal auf mich wirken lassen musste und wollte, bei denen ich verharrt habe, "hängen" geblieben bin. Ein Buch, das autobiographische Züge aufweist und dann doch wieder künstlerisch geschrieben wird. Oftmals philosophisch, kursorisch, verdichtet, manches Mal wirkt es mehr wie Lyrik als Prosa. Kein Buch, das man mal "so eben" zur Entspannung lesen kann, sondern eines, das fordert.

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  • 5 Sterne

    2 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Frederike Z., 14.04.2023

    Als Buch bewertet

    „Jede Geschichte hat ihren ersten Satz. Nicht der Satz, mit dem die Erzählung im Buch beginnt, sondern der Satz, mit dem sie in meinem Kopf beginnt. Manchmal ein Bild oder ein Augenblick, ein Blick auf etwas hin oder von etwas weg. ... [Der Satz], ihn zu hören, ist begleitet von einer nur sekundenlangen, aber eindeutigen und unmittelbar körperlichen Empfindung – ein Erschauern, Vorahnung, eine Gänsehaut.“ (S. 37)

    Ich war gerade zwei Jahre alt, da debütierte Judith Hermann mit dem Erzählband „Sommerhaus, später“. Fünfundzwanzig Jahre ist das nun her. Seitdem veröffentlichte drei weitere Erzählbände und zwei Romane, zuletzt im Frühjahr 2021 „Daheim“, eine Geschichte, die von Erinnerungen erzählt, vom Aufbrechen und Ankommen, die geprägt ist von ihren stillen, magischen Momenten. Eben diesen, die keiner Worte bedürfen, in denen die Stille mehr als genug sagt.

    Es ist das verbindende Element, das sich durch das Werk von Judith Hermann zieht, der rote Faden: diese magischen Momente, die ihre Kraft im Ungewissen entfalten, im Ungesagten, die die Grenzen des Rationalen überschreiten, Traum und Realität ineinander übergehen lassen. Doch: Was ist wahr, was erfunden, erträumt, was bleibt ungesagt? In „Wir hätten uns alles gesagt. Vom Schweigen und Verschweigen im Schreiben“ reflektiert Judith Hermann im Rahmen ihrer Gastdozentur bei den Frankfurter Poetikvorlesungen anhand ihrer Lebensgeschichte ihr Schreiben und Denken über das Schreiben, inwiefern sie einander beeinflussen und bedingen, einander in ihren bisherigen Werken abbilden und eben nicht. Schreiben, eine Geschichte erschaffen, das ist ein Schutzraum für sie, die Erzählerin, „ein Gehäuse wie die Schale einer Nuss“ (vgl. S. 16) bestehend aus dem, was nicht gesagt wird, dem Verschwiegenen. Wenn sie schreibt, dann über sich, über ihr Leben – und gleichzeitig aber auch nicht, denn was letztlich Teil der Geschichte bleibt, was gesagt wird, ist nur ein Schneekugelaugenblick. Ein Teil des Bildes, das sie mit Sprache festgehalten hat, eine „Imitation von Leben“ (vgl. S. 27).

    „Die Familie ist nicht das einzig Ungeheuerliche, was dir geschieht. Am Ende ist alles ungeheuerlich. Das Eigentliche, das Herz der Materie, ist an und für sich nicht erzählbar, das Zentrum ist ein unbetretbarer Ort. Aber sich etwas auszudenken hieße für mich, aus der Wirklichkeit hinaus und in eine andere Wirklichkeit hinein zu wollen – und das ist eben genau das, was ich nicht will.“ (S. 100)

    Mit gleichermaßen zarten wie nachdenklichen Worten verwebt sie in drei Abschnitten Bilder ihrer Kindheit und dem Aufwachsen in einem Puppenhaus aus Dunkelheit, in dem sie schon früh Zuflucht in den Büchern fand, dem Wesen ihrer Familie, traurig-melancholischen Erinnerungen an ihre Wahlverwandtschaft, ihr Wolfsrudel, und den erste Pandemiewinter miteinander, zeigt anhand der Gefühle, Momente und Menschen, die sie prägten, inwiefern sie eben auch ihr Schreiben beeinflussten, was es braucht, um eine Geschichte zu schreiben – und was eben nicht. Denn Schreiben, so sagte sie bei ihrer Lesung in Berlin im April 2023, das sei ein unlösbares Paradox: Schweigen und Verschweigen zur selben Zeit. Sie überträgt dieses Paradox des Schreibens auf das Leben selbst – und andersherum, denn: „Das ist, was ich schreibe: Ich schreibe über mich. Ich schreibe am eigenen Leben entlang, ein anderes Schreiben kenne ich nicht.“ (S. 15)

    Während des Lesens stellte ich mir vor, ich säße in eben jenem Hörsaal, in dem Judith Hermann ihre Vorlesungen hielt, den Kopf auf die Hände gestützt, versunken, von Worten warm umarmt. Es war, als würde sich die Welt um mich herum langsamer drehen, so sehr ersetzten ihre Worte und Gedanken eben meine, fantasierte ich anhand der Geschichte um ihre Freundin Ada, was eben im Dunkeln verblieben ist; weinte um Marco, den Gammawolf; beobachtete ihren Analytiker Dr. Dreehüs – der an sich schon ein Paradox in sich ist; ich glühte. Einen Bleistift in der Hand, kehrte ich immer wieder zum Beginn eines Absatzes zurück, hinterließ mit Graphit meine Spuren zwischen den Worten, die die Welt bedeuten; die Fingerkuppen grau, eine jede Seite gezeichnet, der Einband geknickt. Ein Buch über das Leben, die Magie des Schreibens und alles dazwischen. Ein Jahreshighlight.

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  • 5 Sterne

    1 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Katrin F., 19.03.2023

    Als Buch bewertet

    Ein Buch, das eine Vorlesung über das Schreiben ist, und das sich liest wie eine Erzählung.
    Die Erzählerin, die sich manchmal als Autorin outet und es dann wieder ad absurdum führt, „beschreibt“ im besten Sinne, in „showing, not telling“ die Grundbausteine von Literatur: Autor, Erzähler, Wahrnehmung, Perspektive, Erinnerung, Leerstellen und Verschweigen, Zeit des Geschehens versus Zeit des Erzählens, Reflektion, Lesererwartung, Leserreaktion, Interaktion Autor – Buch und Buch – Leser, Loslösung der Erzählung vom Kontext des Schreibens, offenes und geschlossenes Ende, Loslassen.
    Es fasziniert mich und macht riesigen Spaß, wie Hermann mit Fiktion quasi einen Einführungskurs in die Literaturwissenschaft gibt vom Schreibprozess bis hin zur Rezeption. Ganz ohne Holzhammer werden die Themen behandelt, eingebettet in die sehr persönliche Lebensgeschichte der Ich-Erzählerin, ihre Herkunft, ihr Lebensweg, wie sie tickt, was sie zum Schreiben gebracht hat, wie sich ihr Schreiben und ihr Leben in einer steten Wechselwirkung bewegen. Sie reflektiert über Erlebtes, stellt ihre Erinnerungen in Frage, verwandelt ihre Erinnerungen dadurch in eine Erzählung und übergibt schließlich dem Leser die Aufgabe, daraus Sinn zu lesen. Die Grenzen zwischen Realität, unmittelbarer und mittelbarer Wahrnehmung, Erkenntnis, Erinnerung und Verarbeitung als Fiktion verschwimmen. Am Ende nimmt sich die Erzählerin gegenüber dem Geschriebenen zurück und fügt eine Metaebene hinzu. Sie schreibt über die Worte, mit denen sie das Schreiben einer Geschichte beginnt: „Es kann sein, dass sie nach all den Jahren dann doch mit etwas verbunden sind, das über mich hinausgeht, alles Persönliche hinter sich gelassen hat. Mich entlässt.“
    Die Sprache ist klar, poetisch, sie trägt einen flüssig und klug unterhaltsam durch die Vorlesungen. Hermann nimmt immer wieder Bezug zu ihren Erzählungen, die ich leider (noch) nicht kenne, die ich jetzt aber lesen werde.
    Überaus lesenswert, nicht nur für Germanisten.

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  • 5 Sterne

    0 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Gavroche, 07.05.2023

    Als Buch bewertet

    Ich habe mich schon sehr auf den neuen Roman von Judith Hermann gefreut und war ganz begierig darauf, das Buch zu lesen.
    Worum geht es in diesem Buch? Das ist gar nicht so einfach zu beschreiben. Es geht um Familie, um die Blutsverwandschaft, aber auch um die frei gewählte Familie, um Bücher, Freunde, im ersten Teil um den Psychoanalytiker und immer wieder "Reisen" in die Vergangenheit und die Frage, was ist jetzt Roman, was ist erfunden, was war wirklich so? Und dabei lässt uns die Autorin immer wieder genau das selbst herausfinden oder überlegen. Aber ist es wirklich so wichtig, was Realität und was Fiktion ist? - Nein, für mich nicht und für die Autorin wohl auch nicht.
    Es war ein Roman, bei dem ich jede einzelne Zeile, die ich gelesen habe, genossen habe. Was für ein grandioser Schreibstil, so leicht und doch so voller Aussagen.
    Ein wahrhaft virtuoser Umgang mit dem Medium Sprache.

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  • 5 Sterne

    0 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Daniela K., 29.04.2023

    Als Buch bewertet

    Da mir Daheim, Lettipark und Sommerhaus später von Judith Hermann sehr gut gefallen haben, war ich überaus gespannt auf das neue Werk von dieser Autorin. Und ich würde nicht enttäuscht - die Autorin schafft es mit einer Leichtigkeit Dinge zu benennen oder auch eben nicht zu nennen - denn dann wäre ja alles gesagt worden - sodass der/die Leser:in anfängt zu überlegen was gemeint sein könnte. Ich kann nachvollziehen dass dies einige Leser:innen unzufrieden zurück lässt, wer jedoch Wertschätzung gegenüber diesem schriftstellerischen Stils übrig hat, wird dieses Buch lieben.
    Judith Hermann erzählt - oder eben auch nicht - über ihre Psychoanalyse, ihre Familie und deren komplizierten Verhältnis, von zerbrochenen und verlorenen Freundschaften sowie Wölfen. Judith Hermann malt mit ihren Worten wunderbare Bilder von komplexen Menschen und Beziehungen und berührt damit sehr.

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  • 4 Sterne

    0 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Nicole S., 20.04.2023

    Als Buch bewertet

    Das Cover zu dem Buch „ Wir hätten uns alles gesagt“ ist wunderbar still und tiefgründig. Wäre mir im Buchladen gleich ins Auge gefallen und es passt zu der Story. Die Autorin Judith Hermann war mir zuvor nicht bekannt und hat mich dennoch von diesem Buch sehr überzeugt. Die Art des Schreibens und die Vermittlung ihrer Geschichte war relativ neu für mich und hab mir sehr gut gefallen. Ich habe es als eine Art Autobiografie wahrgenommen und doch kamen Zeilen aus einem anderen Blickwinkel rüber. Sie schreibt über sich und ihr Leben, was wie eine Aufarbeitung wirkte. Manchmal deprimierend, aber auch spannend und tiefgründig zugleich. Eine wirklich gelungene Mischung. Die poetische Seite Zeilen zu schreiben ist ihr gut gelungen. Ich werde mir auf jeden Fall ihre anderen Werk vornehmen und bin sehr gespannt ob sich meine erster Eindruck bewahrheitet.

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  • 5 Sterne

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    Petra W., 16.02.2023

    Als Buch bewertet

    Bisher habe ich noch nichts von Judith Herrmann gelesen. Leider, muss ich dazu sagen. Zum einen, weil die Art wie diese Schriftstellerin schreibt in meinen Augen einfach großartig ist. Sie kann mit wenigen Worten Gefühle erzeugen. Ich habe selten einen so intensiven Schreibstil erlebt Zum anderen , weil Judith Herrmann in dem vorliegenden Buch mehrmals auf von ihr geschriebene Erzählungen und Romane wie beispielsweise "Lettipark" eingeht.
    In "Wir hätten uns alles gesagt" erzählt die Schriftstellerin von ihrer Kindheit, die alles andere als normal war. Geprägt von einem psychisch kranken Vater und der Liebe ihrer russischen Großmutter. Gelebt in einer Wohnung, deren katastrophaler Zustand es nicht zuließ, dass man Besuch empfängt. Dann gab es noch die gewählte Familie, mit denen sie glückliche Tage am Meer erlebte.
    Meine Fazit: Lesenswert!

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  • 5 Sterne

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    Julia V., 21.03.2023

    Als Buch bewertet

    Poetologische Einblicke oder: Nichts ist, wie es scheint
    Das Cover, ein Ausschnitt aus einem Gemälde, zeigt die Innenansicht eines Zimmers: Neben einem Fenster hängen zwei Regenmäntel und ein Fernglas an der Wand, aus dem Fenster fällt der Blick auf das Meer, unter dunklen Regenwolken bricht die Sonne hindurch. Wahrscheinlich die Ost- oder die Nordsee, der Friesennerz deutet darauf hin, ebenso die Seesterne auf den Fenstersprossen. Das Stillleben passt sehr gut zu Judith Hermanns Texten, es strahlt dieselbe ruhige, leicht melancholische und etwas rätselhafte Atmosphäre aus.

    Es ist dieser spezielle Erzählton, der Judith Hermanns Erzählungen in meinen Augen so besonders macht und der mir im Gedächtnis haften geblieben ist, auch wenn ich die (ohnehin dürftige) Handlung längst vergessen habe. Ihre Geschichten begleiten mich schon mein halbes Leben, seit 1998 ihr Debüt „Sommerhaus, später“ erschien. Ich habe sie alle gelesen, auch die beiden Romane.

    Nun dieses Buch, das verspricht, Einblicke zu geben in das bisher verborgene Leben der Person hinter den Geschichten. Judith Hermann schreibt über ihr Leben und Schreiben, über Freunde und Wegbegleiter und wie diese, in verschlüsselter Form, den Weg in ihre Geschichten fanden. Das Buch selbst kommt autobiographisch daher (es sind Poetikvorlesungen), sie gibt vor, Einblick in ihren Schreibprozess zu geben. Wahrscheinlich ist es aber auch autofiktional, schwer zu sagen, wo die Grenze verläuft zwischen Realität und Fiktion. Zum Beispiel trifft die Erzählerin nachts im Späti ihren ehemaligen Psychoanalytiker und folgt ihm in eine schummrige Bar. Diese Begegnung erscheint einem erst plausibel, konkrete Details, die den Bezug zum Leben der Autorin herstellen, deuten darauf hin. Dann wieder glaubt man kaum, dass sie so stattgefunden haben könnte. Oder doch? Sehr spannend!

    Fazit: Ein Muss für Fans von Judith Hermann und solche, die es werden wollen!

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  • 5 Sterne

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    Celia K., 27.04.2023

    Als Buch bewertet

    Das ist Literatur!
    Ja, das neue Buch von Judith Hermann zeigt einmal mehr was Literatur alles sein kann und was Bücher dem Leser alles bieten können.
    Dieses Buch hat keinen Plot, keine Handlung, wenn man mal von der psychologischen Entwicklung der Autorin absieht, keine Protagonistin oder Protagonisten, keinen Prolog, keinen Epilog und doch habe ich es unendlich gern gelesen und fand es äußerst kurzweilig,

    Warum?
    Weil Literatur eben einfach so viel mehr ist als nur irgendein Genre, sondern uns alle zum denken und miterleben anregt.
    Da mich der Schreibvorgang und die Seelenwelt eines Autors sehr interessiert, habe ich hier vieles gefunden was ich mir so noch nie überlegt hatte.
    Judith Hermann nimmt den Leser in ihre ganz eigene Autorenwelt mit. Erzählt das die Personen immer in ihren Romanen sie sind und dann auch wieder gar nicht sie. So sind wie sie gerne wäre und was sie niemals sein möchte.
    Diese abstrakte und doch so persönliche Art auf die Dinge und auch das eigene Erleben und Leben zu blicken fand ich unglaublich spannend und konnte mir das auch gut vorstellen.
    Die Art wie sie die Menschen beschreibt ist einfach wunderschön.
    Der Psychiater, den man sich so gut vorstellen kann und der eben doch das eigene Innere wiederspiegelt, die beste Freundin, die wir alle gerne hätten und dann vielleicht auch froh sind, dass grade dieses Wunderwesen unseren Weg nicht gekreuzt hat.

    Ja der Stil in dem sie schreibt ist wunderbar und schlägt in mir eine Seite an, die noch lange nach dem ich das Buch weggelegt hatte, nach schwingt.

    Wer allerdings einen Anfang und ein Ende benötigt, wer eine Auflösung für ein Problem oder die vielen Fragen des Lebens sucht, der wird hier nur die Fragen finden und den Antworten selbst nachspüren müssen.
    Wer aber offen ist und das deutsche Wort in seiner ganzen Schönheit erleben will, sollte dieses Buch lesen.

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  • 5 Sterne

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    Jürg K., 31.03.2023

    Als Buch bewertet

    Das Cover passt bestens zum Inhalt dieses Buches es vermittelt die Zeit im Haus am Meer. Von der Autorin wird man in ein tolles Lebensgefühl miteinbezogen. Sie beschreibt ihr Leben und über ihr Schreiben. Mir gefiel, wie die Autorin ihre Jugend beschreibt. Sie lässt nichts aus, auch dass ihr Vater depressiven, und jähzornig war. Ihrer Mutter, die für den Unterhalt sorgt und eine Grossmutter aus Russland die ebenfalls krank ist. Zum Glück gab es die Tage im Sommerhaus am Meer, da fühlte sie sich geborgen und gut aufgehoben. Dieses Buch zu lesen, verlangt doch einiges ab. Es wird viel von Analyse gesprochen. Wenn man die Zusammenhänge erst einmal erkannt hat, sie ist es ein Buch, das zu fesseln vermag. Von mir gibt es eine Leseempfehlung.

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  • 4 Sterne

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    Brenda_wolf, 22.03.2023

    Als Buch bewertet

    Vom Schweigen und Verschweigen

    Judith Hermann gilt als eine der wichtigsten zeitgenössischen Autor:innen in Deutschland. In diesem poetischen Roman gewährt uns die Autorin Einblick in ihren Schaffensprozess.

    Sie ist eines nachts mit einem Schriftstellerkollegen unterwegs, vor dem Spätkauf trifft sie auf ihren früheren Analytiker. Die Psychoanalyse liegt schon Jahre zurück, Sie hat ihm seither nicht wieder getroffen. In ihrem Erzählband ‚Lettipark‘ taucht er als Dr. Grupka auf. Sie folgt ihn in ein Lokal und es entspinnt sich eine Unterhaltung.

    Judith Hermanns Sprache ist klar und präzise. In ‚Wir hätten uns alles gesagt‘ geht es um Freundschaften, Beziehungen und familiäre Bindungen. Es geht aber auch um Schweigen und Verschweigen im Schreiben, es geht um Eindrücke, Empfindungen, Gedanken, Ahnungen. Sie mischt Erfundenes mit Realem. So fragt sie sich, ist die Begegnung mit ihrem Psychoanalytiker wirklich passiert? Wie wichtig ist das überhaupt? Wieviel Biographie gibt sie Preis? Und was ist Fiktion?

    Judith Hermann fängt mit ihrer poetischen Sprache ein Lebensgefühl ein. Es sind alltägliche Dinge, die sie beschreibt. Sie schreibt widersprüchlich. Es ist ein Spagat von: Was gebe ich preis und was verschweige ich. Und doch ist alles wahr.

    Fazit: Eine persönliche Aufarbeitung ihrer Geschichte. Keine leichte Lektüre.

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  • 5 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Milagro, 09.03.2023

    Als Buch bewertet

    Judith Hermann schreibt über ihr eigenes Schreiben; ich weiß nicht, ob diese Geschichte tatsächlich rein autobiografisch ist, es war meine Vermutung, sie wäre mir aber auch als Fiktion sofort zu Herzen gegangen.

    Ich kann mich noch genau daran erinnern, vor Jahren, als ich "Sommerhaus, später" von ihr gelesen habe. Nur die ersten Zeilen und sie hatte mich für sich eingenommen. Genauso erging es mir hier. Nach den ersten Seiten wusste ich schon, dass es genau richtig für mich sein wird. Diese Geschichte umfing mich, zog mich hinein in ein anderes Leben, ich war gebannt und fasziniert. Ich verlor mein eigenes Leben und tauchte in dem der Erzählerin wieder auf. Eine wunderschöne, dichte Atmosphäre, die wechselt zwischen Glück und Sorgen, zwischen Unbekümmertheit und Verdruss. Realistisch, pointiert geschrieben, voller Sehnsucht nach dem Glücklichsein. Vielleicht braucht es ein bisschen Schwermut, um mit ihrer Geschichte zurecht zu kommen, glücklich zu werden. Bei mir passte es.

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  • 5 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    tanja g., 31.05.2023

    Als Buch bewertet

    Tiefsinnig, poetisch - einfach schön

    Das Cover sagt - genau wie der Inhalt des Buches- nichts bestimmtes aus und dabei doch so unendlich viel.

    Der Schreibstil von Judith Hermann ist sehr poetisch und für mich wunderschön zu lesen. Wortgewaltig und bildstark empfinde ich ihn.
    Es gibt hier keine richtigen Hauptfiguren. Die Autorin schaut zurück auf ihr Leben, auf schwierige Familienverhältnisse, Freundschaften die zerbrachen oder auseinanderliefen und Gespräche mit ihrem Psychiater.

    Bei Judith Hermann kann bzw muss man viel zwischen den Zeilen lesen. Sie lässt uns Raum für die eigene Fantasie, für eigene Gedanken und Schlüsse. Das Buch hat kein richtiges Ende; es löst sich nicht alles in Wohlgefallen auf und es bleiben Fragezeichen zurück - aber das macht dieses Buch so besonders. Man kann sich einfach in den Beschreibungen über Menschen und Vorkommnisse verlieren.

    Für mich schon ein kleines Lesehighlight.

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  • 4 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Michael B., 16.03.2023

    Als Buch bewertet

    Selbsterkundung. Judith Hermann lässt die Leser:innen teilhaben an ihren Prozessen der Selbsterkundung. Die Absicht des Textes - im Rahmen der Frankfurter Poetikvorlesungen über das Schreiben zu sprechen. Der Text selbst - Schreiben, Erleben und sich erinnern verschwimmen ineinander. So beschreibt Judith Hermann höchst poetisch, wie der Anfang einer zu erzählenden Geschichte im weiteren Verlauf der Geschichte nicht nur langsam an Bedeutung verliert, sondern zuweilen vollständig aus der Geschichte entschwindet, die Geschichte so ein losgelöstes Eigenleben zu entwickeln beginnt - ein Eigenleben, in welches sich die Autorin gerne hineinentführen lässt. Will sagen: Als vielleicht selbst schreibgeneigte Person wird man "Wir hätten uns alles gesagt" mit großem Interesse lesen; wer allerdings eine stringente, sich entwickelnde Handlung erwartet, der wird enttäuscht sein. "Es ist egal, ob die Träume das Leben sind oder das Leben geträumt wird, egal ob eine Geschichte erfunden, wahr oder nur zur Hälfte wahr, ausgedacht oder wirklich ist - total egal." Wichtig ist, dass eine Geschichte (innere) Räume öffnet.

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  • 4 Sterne

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    Gisela E., 15.06.2023

    Als Buch bewertet

    Lebenserinnerungen

    Die Autorin Judith Hermann erzählt aus ihrem Leben, von ihrer Kindheit in Berlin, von Familienbanden, von Sommern am Meer. Sie erzählt, was aus ihrem Leben sie zum Schreiben animiert hat und worüber sie nicht geschrieben hat. Das ergibt einen besonderen Einblick in ihr künstlerisches Schaffen.

    Mir fehlte einiges an Kenntnis über die Werke Judith Hermanns, und genau das sollte man eigentlich haben, wenn man dieses Buch liest. So habe ich mir einfach ihre Erinnerungen reingezogen, die so ganz interessant sind. Mir ist aber sicherlich einiges verborgen geblieben von dem, was die Autorin mir erzählen wollte. Es ist ein bisschen eine Aneinanderreihung von Lebenserinnerungen, die letztendlich einen Einblick in das Leben der Autorin geben und was sie davon zu ihren Werken inspiriert hat.

    Wer die Werke der Autorin kennt, wird sicher mehr mit dem Buch anfangen können als ich. Eine interessante Lektüre war es allemal, so dass ich das Buch weiter empfehle. Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

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  • 4 Sterne

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    schliesi, 28.02.2023

    Als Buch bewertet

    Inhalt und meine Meinung:
    Judith Hermann teilt mit den Lesern ein Lebensgefühl, sie schreibt eine Geschichte über ihre Geschichte. Der Leser begleitet darf sie in diesem Roman auf ihrem Lebensweg durch ihre Kindheit, die Familienverhältnisse und ihr ganzes bisheriges Leben begleiten, was ist hier Wahrheit und was Fiktion, schwer zu sagen, muss man aber auch nicht. Judith Hermann schreibt sehr offen, fast schonungslos ehrlich, man ist beim Lesen ein stiller Beobachter der Ereignisse und Begebenheiten. Mir hat diese Offenheit sehr gut gefallen, Wahrheit, Erfindung oder Geheimnis, was fängt wo an und hört an welcher Stelle auf, vielleicht ist nicht so, wie es auf den ersten und zweiten Blick scheint. Das Buch muss man gelesen haben, um diese Stimmungen einfangen und halten zu können. Wenn man sich auf die Geschichte ganz und gar einlässt und auch zwischen den Zeilen liest kann man hier sehr viel für sich mitnehmen.

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  • 3 Sterne

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    Bineira, 21.05.2023

    aktualisiert am 21.05.2023

    Als Buch bewertet

    Das Buch „Wir hätten uns alles gesagt“ von Judith Hermann ist die Nachschrift ihrer Poetikvorlesungen aus dem Jahr 2022 an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Zu einer solchen Poetikvorlesung werden Literaturschaffende eingeladen, um den Studentinnen und Studenten einen Einblick in ihren persönlichen künstlerischen Schaffensprozess zu gewähren.

    Jetzt, nachdem ich das recherchiert habe, wundert es mich nicht mehr, dass die Enthüllungen und Gedankengänge der Autorin mich eher verwirrt als beeindruckt haben. Ich gehöre nicht zum inneren Zirkel der Literaturwelt, und mir fehlt auch das Hintergrundwissen aus Hermanns anderen Büchern, das sie bei den Zuhörern und Lesern dieses Werks offenbar voraussetzt.

    Für mich war das kein zufrieden stellendes Leseerlebnis. ich hätte mir vom Verlag einen deutlicheren Hinweis auf dem Cover zum Charakter des Buches gewünscht.

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  • 3 Sterne

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    Vivien S., 07.03.2023

    Als Buch bewertet

    "Wir hätten uns Alles gesagt" betitelt Judoth Hermann ihr neues Buch: ein Roman und ihre Autobiographie in einem - es ist ein wenig verwirrend die richtige Bezeichnung dafür zu finden, denn es ist ihre Geschichte von ihr erzählt wie eine Geschichte. Die Züricher Zeitung schreibt zu diesem Buch: "Judith Hermanns Bücher sind unbeirrbare Erkundungen der menschlichen Verhältnisse." Es ist für mich ein Buch was nicht einfach gelesen werden kann, denn teilweise musste man Sätze/ ganze Abschnitte zweimal lesen um zu verstehen was dort steht - die Autorin spielt sehr mit der Sprache und das ist nicht immer einfach. Auch spielt sie mit der wahren Geschichte um sich und dem was eben nicht ist. Alles in Allem ist die Lektüre anspruchsvoll, manchmal verwirrend, manchmal poetisch und manchmal weiß man einfach gar nichts. Ich gebe für dieses Buch drei von fünf Sternen.

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