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  • 5 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elke S., 21.12.2017

    erinnert mit leisen Tönen daran den Schrecken nie zu vergessen

    „Zwei Leben“ die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die zehnjährige Tochter eines angesehen SS-Offiziers Emilie und die achtzehnjährige KZ-Insassin Anna, die für die Familie als Dienstmädchen arbeitet, schließen eine ganz besondere Freundschaft von der dieser berührend, ergreifende Roman erzählt.

    Als Leser lernt man Emilie Lauenstein, die reiche, leicht demente Witwe, kennen und darf ihren Erzählungen aus der Vergangenheit lauschen. So erfährt man von der zehnjährigen Emilie, deren Vater als Leiter in ein „Judendorf“ versetzt wird. Neu umgezogen, kaum Mädchen in ihrem Alter in der Umgebung, ist „das jüdische Hausmädchen Anna. Sie ist groß, mager wie eine alte Kuh und blass wie ein Gespenst.“ ihre einzige Bezugsperson, natürlich heimlich, die Eltern dürften nie davon erfahren. Von dieser Freundschaft wird erzählt. Die Eltern halten Emilie vom KZ fern, es wird auch nicht offen darüber gesprochen, so ist Emilie relativ unbedarft. Das Mädchen kann sich z.B. den Schnee mitten im Sommer oder Annas blaue Flecken nicht erklären. Hier wird daher auch nicht mit erhobenem Zeigefinger von den Gräueltaten der Nazis erzählt, sondern eher eine kindliche Sicht präsentiert, die gelungen in leisen Tönen mahnt, indem sie sehr betroffen macht.

    Dazwischen gibt es immer wieder kurze Szenen im Jetzt, die den Gräueln der NS-Zeit und den teilweise auch schmerzlichen Erinnerungen die Schärfe nehmen, ohne dabei jedoch den Schrecken zu vertuschen oder gar etwas ins Lächerliche zu ziehen. Man darf immer wieder schmunzeln und ist gerührt, hier wird die perfekte Balance gefunden, dass man einfach auch Spaß am Lesen hat.

    Ich habe gefesselt gelesen, wollte stets wissen, wie es weiter geht und gegen Ende hin hatte die Autorin zudem eine ganz große Überraschung für mich im Gepäck. Das bewegende, leider auch traurige Ende hat einfach nur perfekt gepasst. Ich denke die Geschichte wird bei mir sicher noch einige Zeit nachklingen.

    Die Geschichte handelt vom Holocaust, daher sind viele Szenen berührend und ergreifend. Wenn ich nur jetzt noch daran denke, wie die kleine Emilie vom Fenster aus mit ansehen muss, wie die Rauchschwaden über dem Krematorien aufziehen, dann geht es mir wie der alten Emilie, „ein Lastwagen hatte kurz auf meiner Brust geparkt.“ Gut gefällt mir, dass ich aufgrund der witzigen Art der extravaganten Witwe immer wieder schmunzeln durfte. Da kann auf die Frage „Wie geht es ihnen?“ schon mal ein „Kann ich noch nicht sagen, aber ich bin noch nicht tot. Glaube ich!“ oder auf die Sorge, dass sie nicht gut aussieht, ein „Vielen Dank auch. Dabei hat mich das Gesicht einiges gekostet.“ kommen. „Ich hätte mir schon lange ins Miederhöschen gepinkelt.“ Herzerfrischend auch die ehrlich, emotionale und direkte Art. Der lockere, aber dennoch sehr gefühlvolle Schreibstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen.

    Die „alte“ Emilie, die hier berichtet, hat sich von Anfang an in mein Herz geschlichen. Die reiche Witwe ist sechsundachtzig. „Plus/minus ein paar Jahre, denn sie sprach nicht gerne über ihr Alter.“ Mit ihrem bitterbösen Humor und ihren trockenen Sprüchen, hat sie mich ganz oft zum Schmunzeln gebracht. „Früher war sie eine echte Schönheit. „Nun ähnelte sie einer Rosine, sie war verschrumpelt und vertrocknet.“. Vergangene Schönheit wäre nicht schlimm, aber sehr leid getan hat mir, dass sich die Demenz immer mehr einschleicht. Toll ist auch die Freundschaft zwischen der kleinen Emilie, die versucht zu helfen, so gut sie nur kann und Anna, dem Dienstmädchen, das ebenfalls wie die Eltern versucht, viel Leid von der kleinen Kinderseele fern zu halten. Ganz schrecklich fand ich den Vater, der seinem Ruf als „Judenschänder“ mit Inbrunst alle Ehre macht.

    Alles in allem bekommt dieser bewegend, ergreifende Kurzroman, der mit einer Prise Sarkasmus gewürzt auch grinsen lässt, von mir eine absolute Leseempfehlung und fünf Sterne.

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  • 5 Sterne

    mabuerele, 11.01.2018

    „...Anna wurde plötzlich traurig und sah noch bedauerlicher aus. Wie ein kleiner abgemagerter Welpe, der seine Hundemama verloren hat...“

    Emilie Lauenstein ist trotz ihrer 86 Jahre eine resolute und extravagante alte Dame. Sie macht deutlich, was sie will, zum Beispiel gegenüber ihrem Chauffeur Kaya. Bei einer Einkaufstour sieht sie ein etwa zwölfjähriges Mädchen in einem altmodischen Kleid. An irgendjemand erinnert sie das Kind.
    Die Autorin hat eine spannende Geschichte geschrieben, die unter sie Haut geht. Sie spielt abwechselnd in der Gegenart und in der Vergangenheit. Dabei wird die Vergangenheit von Emilie erzählt.
    Emilie war 10 Jahre, als ihr Vater, ein SS-Mann, als Sicherheitsbeamter in ein KZ berufen wurde. Die Familie bekam ein großes Haus mit Garten unweit des Lagers. Außerdem erhielten sie ein jüdisches Hausmädchen namens Anna. Emilies Mutter war wenig lebenstüchtig. Sie blabberte die politische Meinung ihres Mannes nach, überließ die Hausarbeit Anna, hatte wenig Zeit für Emilie und griff häufig zu Alkohol. Diese Situation begünstigte, dass Emilie sich Anna anschloss. Sie akzeptierte Annas Mahnung, dass dies ein Geheimnis bleiben müsse, denn Anna war es verboten, mit Emilie zu sprechen..
    Der Schriftstil ist sehr unterschiedlich. Teile der Gegenwart werden sachlich erzählt. Doch häufig blitzt Emilies trockener Sarkasmus auf. Damit verschleiert sie auch die Bitterkeit, die die Vergangenheit in ihr wach ruft. Die Erzählungen der Vergangenheit spiegeln die Unerfahrenheit eines 10jährigen Mädchens wider. Hier wird wenig Gefühl zugelassen. Gerade aber das macht das Geschehen besonders eindrucksvoll. Woher soll Emilie wissen, dass der Schnee, der bei ihre Ankunft vom Himmel regnet, eigentlich Asche ist? Im Sprachgebrauch der Eltern ist vom Judendorf die Rede, eine beschönigende Beschreibung. Anna ist in den Gesprächen mit Emilie sehr vorsichtig. Sie weiß, wie schnell das Leben für sie zu Ende gehen kann. Das Eingangszitat fällt, als Emilie Anna nach ihrer Familie fragt und zeigt, wie Emilie Anna sah.
    Emilie steckt Anna heimlich Essen zu, denn Emilies Eltern lassen das jüdische Mädchen hungern. Sie bekommt nicht mehr, als ihr auch im Lager zustehen würde. Doch Emilie ist aufmerksam, und ihr Vater rücksichtslos. Deshalb kommt Emilie eines Tages die folgende Einsicht:
    „...In diesem Augenblick hatte Emilie eine plötzliche Erkenntnis: Sie spielten ein sehr, sehr gefährliches Spiel...“
    In der Gegenwart zeigt sich, dass Emilie trotz einer gewissen Ruppigkeit ein mitfühlendes Herz für ihre Mitmenschen hat und auf ihre Probleme eingeht.
    Es sind die vielen Kleinigkeiten in der Geschichte, die berühren und bewegen. Das betrifft übrigens nicht nur die Kriegszeit. Auch die Gegenwart wird kritisch beleuchtet. Und es sind manche Gespräche, die in die Tiefe gehen und doch keine Antwort geben können. Ich denke dabei besonders an die Szene, als die neuen Nachbarn sich bei Emilie vorstellen und es sich im Dialog herausstellt, das sie Christen sind. Emilie berichtet kurz, wer ihr Vater war und stellt dann die Frage: Liebt Gott auch meinen Vater? Diese Frage hat sicher nicht nur die Nachbarn erschreckt. Sie hat auch mich als Leser getroffen.
    Der überraschende Schluss ermöglicht noch einen ganz anderen Blick auf das Geschehen.
    Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Der Autorin ist es gelungen, kurz und prägnant ein Stück Geschichte unter völlig neuem Gesichtspunkt darzustellen. Beide Darstellungsformen bilden ein Einheit. das Erleben des Kindes und die Erinnerungen einer alten Dame.

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  • 4 Sterne

    Marianne, 08.01.2018

    Eine alte Frau erinnert sich an eine bedeutende Zeit in ihrem Leben. Als zehnjährige Tochter eines KZ-Aufsehers lernt Emilie die achtzehnjährige KZ-Insassin Anna kennen, die als Haushaltshilfe in Emilies Haus arbeitet. Zwischen den Beiden entwickelt sich eine heimliche Freundschaft. Die einsame Emilie vertraut sich Anna an. Außerdem versorgt sie die junge Frau mit zusätzlichem Essen. Ihr neues Zuhause verbirgt viele Geheimnisse; Emilie wundert sich darüber, dass Anna so dünn ist, und sie versteht auch nicht warum es manchmal so komisch riecht, und Asche herunterrieselt, wie Schnee im Sommer. Emilie möchte ihrer neuen Freundin so gut es geht helfen, aber das hat tragische Folgen.

    Diese Kurzgeschichte ist fesselnd und humorvoll geschrieben. Der Leser erlebt das Leben in der Nachbarschaft eines KZs mit den Augen eines zehnjährigen Kindes. Die Erzählweise vereint auf gelungene Weise die gegenwärtige Geschichte einer eigensinnigen, älteren Dame mit ihrem Rückblick auf das Leben eines jungen Kindes. Das Ende sorgt für Überraschungen. Schade, dass dieses Buch nicht länger ist!

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