Etwas Kleines gut versiegeln (PDF)
Roman
"Ist das Leben ein seltsames Höhlensystem?", fragt sich Lisa, als sie ihr Fotografiestudium abbricht, auf einen Brückenbogen klettert und die Kamera auf die Bahngleise wirft. Australien ist ihr gerade weit genug. Sie geht nach Sydney, wo sie bei Marc wohnt,...
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Produktinformationen zu „Etwas Kleines gut versiegeln (PDF)“
"Ist das Leben ein seltsames Höhlensystem?", fragt sich Lisa, als sie ihr Fotografiestudium abbricht, auf einen Brückenbogen klettert und die Kamera auf die Bahngleise wirft. Australien ist ihr gerade weit genug. Sie geht nach Sydney, wo sie bei Marc wohnt, dem fürsorglichen Ex-Freund ihres Bruders, und sich ins rauschende Leben stürzt. Atemlos sucht sie neue Bekanntschaften und wirft sich zwischen die schillernden Nachtgestalten in der Oxford Street. Aber Fotos bleiben auch in Australien wichtig für sie. Nicht nur, weil Lisa sechs unentwickelte Filmrollen mitgenommen hat, auf denen jemand zu sehen ist, der ihr einmal viel bedeutete und, auf verlorene Weise, immer noch bedeutet. Sondern auch, weil sie auf der Straße ein einzelnes Foto findet, auf dem sie selbst in einer ihr vollkommen unbekannten Umgebung zu sehen ist. Sie läßt sich auf das seltsame Spiel ein und macht sich auf die Suche nach diesem Café, immer begleitet vom ironischphilosophischen Fragenkatalog des Künstlerduos Fischli & Weiss. So hangelt sie sich durch Merkwürdigkeiten ihres Alltags, entwirft lustvoll Erklärungen, verzweifelt, dass alles immer anders kommt als gedacht, und macht neue, ganz unerwartete Erfahrungen. Die Grenzen des Realen verschwimmen, und die Polaritäten der Geschlechterfestlegung sowieso.
Lese-Probe zu „Etwas Kleines gut versiegeln (PDF)“
Warum dreht sich die Erde einmal pro Tag? Ich hatte kalte Füße und nichts zu verlieren. Die Stewardess stellte einen Plastikbecher mit Rotwein vor mir ab. Auf den Tragflächen lagen Eiskristalle und verliehen meinem wuchtigen Kokon etwas Fragiles. Die Wolken färbten sich lila, gleichzeitig mit meinen Lippen. Der Rotwein legte sich pelzig über meine Zunge. Ich hielt den ersten Schluck geraume Zeit am Gaumen. Er schien sich auf diese Art zu verdichten. Als ich ihn hinunterschluckte, hatte er nichts Flüssiges mehr, er rutschte mir durch die Kehle wie etwas, das ich eigentlich hätte zerkauen müssen. Ich schloss die Augen. Ich sah B. Er lachte mich an, hatte Lippenstift an den Zähnen. Immer wenn ich die Augen schloss, sah ich B, als wäre er mir in die Innenseite der Lider tätowiert. Es knackte leise, bevor die Stimme des Piloten aus dem Lautsprecher drang, auf die Einfuhr von Drogen in Kuala Lumpur stehe die Todesstrafe. Erst mit Verspätung begriff ich, dass auch ich gemeint sein könnte. Das Gramm Kokain, das ich seit Monaten in der Hosentasche mit mir herumtrug, war für mich zu einem Fossil geworden, erinnerte mich eher an einen winzigen versteinerten Seeigel als an illegale Substanzen. Ich warf es auf den Boden. Der Engländer neben mir wurde blass, aber das lag sicher nur daran, dass wir an Höhe verloren. Ich hatte mein Buch an einer beliebigen Stelle aufgeschlagen: "Lebt die Freiheit?", las ich dem Engländer vor, es nützte nichts.
Autoren-Porträt von Svealena Kutschke
Svealena Kutschke, geb. 1977 in Lübeck, studierte Kulturwissenschaften und Ästhetische Praxis in Hildesheim und lebt heute in Berlin. Sie las beim Berliner Open Mike und erhielt 2006/2007 das Werkstatt-Stipendium der Jürgen-Ponto-Stiftung, Preisträgerin beim open mike der Literaturwerkstatt Berlin 2008.
Bibliographische Angaben
- Autor: Svealena Kutschke
- 2012, 2. Auflage, 296 Seiten, Deutsch
- Verlag: Wallstein Verlag GmbH
- ISBN-10: 3835323989
- ISBN-13: 9783835323988
- Erscheinungsdatum: 13.12.2012
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eBook Informationen
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Pressezitat
"Eine metaphernreiche, kraftvolle und fantasievolle Sprache eröffnet neue Wahrnehmungsräume, macht Rätselhaftes, Absurdes, Verzweiflung, Begehren und Einsamkeit geradezu sinnlich spürbar, ohne jemals ins Kitschige abzugleiten - das wird durch Ironie verhindert."(Gertrud Lehnert, Deutschlandradio, 15.5.2009)
"Um es vorweg zu nehmen: Dieser Roman ist von erster Güte und könnte so etwas wie die queere Bibel werden, auf die man hierzulande schon lange vergeblich wartet. Denn "Etwas Kleines gut versiegeln" ist genau so umwerfend, charmant, berührend und intelligent wie seinerzeit der Spielfilm "Transamerica". Svealena Kutschke legt mit ihrem zauberhaften Roman ein sprachgewaltiges Debüt vor. (...) Es steckt voller Wortwitz, unerwarteten Wendungen, blumigen wie absurd-lustigen Vergleichen."
(Andreas Hergeth, siegessäule.de, 5.3.2009)
""Etwas Kleines gut versiegeln" ist ein Debüt, in dem alles blinkt und blitzt und schimmert und knallt (...) hier ist eine richtig gute Schriftstellerin auf die literarische Bühne getreten, die Herz beweist, ganz viel Herz."
(Jan Drees, WDR 1live, 20.3.2009)
"Das Beste an dem Roman ist Svealena Kutschkes frische, farbige Sprache. Sie hat großen Mut zu originellen, mutwillig windschief gehaltenen Bildern. Mal sind sie betont lakonisch - wenn Lisa auf einem Friedhof kräftige Züge aus der Weinflasche nimmt, spürt sie: "Der Zwischenraum zwischen mir und dem Tag wurde immer größer." Mal sind sie betont poetisch - wenn Lisa mit einem Begleiter einen Joint teilt, resümiert sie: "Gemeinsam träumten wir von einem Mond, der nie unterging, von Zigaretten, lang wie die Milchstraße, von Drinks, tief und unendlich, von Liedern mit Harmonien wie ein Kometenschweif." Zudem hat Svealena Kutschke ein Ohr für Dialoge zwischen Leuten, die alles dafür geben, cool zu wirken, für die aber schon der erst morgendliche Schritt aus dem Bett einem Hochseilakt über schwindelnde Abgründe gleichkommt."
(Uwe Wittstock, Die Welt, 11.4.2009)
"Es ist eben
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dieses Ungebremste, das Kutschkes Art zu schreiben so unmittelbar macht. Sie spielt mit der Sprache wie mit ihren Protagonisten. Sie lässt ihnen die Freiheit, sich in kindlich-magischen Trieben zu verlieren. Zum Beispiel versucht Lisa, einen schönen Fremden mit einer Lakritzbonbon-Spur zu sich nach Hause zu locken. Es ist nicht nur Kutschkes Haarschnitt, der einen ein wenig an Jean-Pierre Jeunets Amélie erinnert. Also: Willkommen in der fabelhaft verrückten Welt der Svealena."
(Nina Berendonk, Süddeutsche Zeitung, 25.3.2009)
"Unbehelligt von zeitgenössischer Ironie und Stereotypen bekommt der Leser sogar eine vermeintlich anstrengende Metaebene von queeren und Transgender-Themen wie nebenbei geimpft. Überhaupt geht es eigentlich um ganz viele Dinge gleichzeitig, wie das eben so ist, in einem Kopf und trotzdem übertönt eine sympathische Lethargie jeden Ablauf. Jede der feinen Beobachtungen und eleganten Ideen funkelt klein für sich und zusammen wird ein sehr helles Buch draus. Riesengroße Empfehlung."
(Max Scharnigg, jetzt.de, 30.6.2009)
"Svealena Kutschke hat einen atemlos poetischen Text vorgelegt. Ich-Erzählerin Lisa ist eine Grenzgängerin am Rande der realen Welt, ihre Wahrnehmung ein Kaleidoskop aus ironisch-philosophischen Fragestellungen und bizarrem Erleben. Fazit: Mitreißend, umwälzend, bodenlos. Glänzend geschriebene junge Literatur. Unbedingt empfehlenswert."
(Annette Freudling, Ekz-Informationsdienst, April 2009)
(Nina Berendonk, Süddeutsche Zeitung, 25.3.2009)
"Unbehelligt von zeitgenössischer Ironie und Stereotypen bekommt der Leser sogar eine vermeintlich anstrengende Metaebene von queeren und Transgender-Themen wie nebenbei geimpft. Überhaupt geht es eigentlich um ganz viele Dinge gleichzeitig, wie das eben so ist, in einem Kopf und trotzdem übertönt eine sympathische Lethargie jeden Ablauf. Jede der feinen Beobachtungen und eleganten Ideen funkelt klein für sich und zusammen wird ein sehr helles Buch draus. Riesengroße Empfehlung."
(Max Scharnigg, jetzt.de, 30.6.2009)
"Svealena Kutschke hat einen atemlos poetischen Text vorgelegt. Ich-Erzählerin Lisa ist eine Grenzgängerin am Rande der realen Welt, ihre Wahrnehmung ein Kaleidoskop aus ironisch-philosophischen Fragestellungen und bizarrem Erleben. Fazit: Mitreißend, umwälzend, bodenlos. Glänzend geschriebene junge Literatur. Unbedingt empfehlenswert."
(Annette Freudling, Ekz-Informationsdienst, April 2009)
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