Ich koch dich tot (ePub)
Beim ersten Mal ist es noch ein Versehen: Statt Pfeffer landet Rattengift im Gulasch - und schon ist Vivi ihren Haustyrannen Werner los. Als sie wenig später vom schönen Richard übel enttäuscht wird, greift sie erneut...
4 DeutschlandCard Punkte
sammeln
502 Bad Gateway
- Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenloser tolino webreader
Schmeckt's dir nicht, Schatz?
Beim ersten Mal ist es noch ein Versehen: Statt Pfeffer landet Rattengift im Gulasch - und schon ist Vivi ihren Haustyrannen Werner los. Als sie wenig später vom schönen Richard übel enttäuscht wird, greift sie erneut zum Kochlöffel. Fortan räumt Vivi all jene Fieslinge, die es nicht besser verdient haben, mit den Waffen einer Frau aus dem Weg - ihren Kochkünsten. Dann trifft sie Jan, der ihr alles verspricht, wovon sie immer geträumt hat. Vivi beschließt, dass jetzt Schluss sein muss mit dem kalten Morden über dampfenden Töpfen. Als ihr aber mehrere Unfälle passieren, keimt ein böser Verdacht in ihr. Sollte Jan ihr ähnlicher sein als gedacht? Zu dumm, dass sie sich ausgerechnet in diesen Schuft verliebt hat. Doch Vivis Kampfgeist ist geweckt ...
Mit todsicheren Rezepten fürs Jenseits!
Kapitel eins
Als Vivi das Dessert ins Esszimmer trug, ein Orangenparfait mit frischen Erdbeeren, ruhte der Kopf ihres Gatten in einem See aus Bratensauce. Wie angewurzelt blieb sie stehen. Werners Oberkörper lag nach vorn gekippt über der Tischkante, sein Gesicht war seitlich auf dem Teller gelandet. Ein paar Saucenspritzer hatten das Tischtuch besprenkelt. Nanu, war Werner etwa eingeschlafen? Auf Zehenspitzen näherte sie sich ihm. Beugte sich über die reglose Gestalt. Sah die starren, weit aufgerissenen Augen. Dann ließ sie die Dessertschüssel fallen. Scheppernd zerbrach sie auf dem Natursteinboden. Werner atmete nicht. Er würde nie wieder atmen. Werner war tot.
Vivi rang nach Luft. Das konnte doch nicht sein. Werner war ein Baum von einem Mann, vital, kräftig und erst Mitte fünfzig. Da gab man nicht einfach mitten beim Essen den Löffel ab. Panisch musterte sie sein Gesicht. Es hatte sich bläulich gefärbt und wirkte eigentümlich verzerrt. Kein Zweifel: Er hatte sich lautlos aus dem Leben verabschiedet, das sie nun schon seit fast fünfzehn Jahren miteinander teilten.
Heiße Tränen schossen ihr in die Augen. Noch vor zehn Minuten hatten sie gestritten, weil Vivi endlich einmal wieder ausgehen wollte. In ein schönes Restaurant zum Beispiel. Werner hingegen wühlte in Chipstüten, als wären Diamanten drin, und meinte allen Ernstes, dass stundenlanges Fernsehen und literweise eisgekühltes Bier die genialsten Erfindungen der modernen Zivilisation seien. Seine Vorstellung von einem gelungenen Abend war simpel: vorher keinen Plan, hinterher keine Erinnerung.
Das war Vivi mächtig auf den Zeiger gegangen. Sie wollte auch mal was erleben, ins Kino oder essen gehen, Spaß haben. Deshalb der Streit. Die letzten Worte, die Werner gehört hatte, waren gewesen: »Ich hänge hier nicht jeden Abend auf der Couch rum und kraule dir die Klöten!« Erbittert hatte Vivi ihm den Satz entgegengeschleudert. Nun war Werner damit ins Jenseits gesegelt.
Schuldbewusst sank sie auf einen Stuhl. Mit zitternden Fingern griff sie zu ihrem Rotweinglas und stürzte den Rest darin auf einen Zug hinunter. Hatte der Streit ihn getötet? Hatte er sich womöglich so aufgeregt, dass sein chronischer Bluthochdruck zu Herzversagen geführt hatte? War er sozusagen an gebrochenem Herzen gestorben?
»Wo nix ist, kann auch nichts brechen«, flüsterte sie vor sich hin.
Nein, ein Herz, das diesen Namen verdiente, konnte man Werner beim besten Willen nicht nachsagen. Er war in den vergangenen Jahren immer mehr zum Haustyrannen geworden - schimpfend, missgelaunt und völlig charmefrei. Woran also war er dann gestorben?
Eine siedend heiße Welle überlief sie, als sie den Pfefferstreuer auf dem Tisch entdeckte. Vivi war eine exzellente Köchin, Salz und Pfeffer duldete sie nicht an ihrer Tafel. Mehr als ein Gast hatte ihre eisige Verachtung zu spüren bekommen, wenn er auf eigene Faust nachwürzen wollte. Kochen ist Kunst, sagte sie immer. Man nimmt ja auch keinen Kugelschreiber und malt damit auf der Mona Lisa rum.
Doch es war nicht gekränkte Köchinnenehre, die ihr jetzt das Blut in den Adern stocken ließ. Noch am Morgen hatte sie den alten Pfefferstreuer, den sie schon länger durch eine Hightech-Pfeffermühle ersetzt hatte, gefüllt - allerdings nicht mit Pfeffer, sondern mit Rattengift. Eine Maus hatte sich in die Küche verirrt, und sie hatte dem ungebetenen Tier das finale Festmahl bereitet: ein Stückchen Brot, eine Käserinde und ein paar Nüsse. Das Ganze hatte sie großzügig mit Rattengift gewürzt. Aus dem Pfefferstreuer. Genau dem Pfefferstreuer, der jetzt neben Werner stand.
Die Erkenntnis traf sie wie ein Fausthieb in den Magen: Sie hatte Werner vergiftet! Sie hatte ihren eigenen Mann umgebracht!
Vivi fing an zu schluchzen. Das war eine Katastrophe. Wenn alles mit rechten Dingen zuging, würde sie den Rest ihres Lebens im Gefängnis zubringen. Wer würde ihr schon glauben, dass dies ein bedauerlicher Unfall war? Die Indizien sprachen gegen sie. Das hier sah nach Mord aus, nach kaltblütig geplantem Mord. Ihre Hände krallten sich am Tischtuch fest.
»Ich bin verloren«, murmelte sie mit Grabesstimme.
Schon fast eine Stunde hockte Vivi nun am Esstisch, unfähig, auch nur einen kleinen Finger zu bewegen. Inzwischen war es fast dunkel geworden. Wie im Dämmerschlaf lag das Esszimmer da. Man konnte kaum den Tisch erkennen, eingedeckt mit feinstem Damast, edlem Silberbesteck und geschliffenen Kristallgläsern. An den Wänden hingen scheußliche Ölgemälde, wie überall im Haus, Erbstücke ihres Mannes. Der Kronleuchter über dem Tisch funkelte matt im letzten Abendlicht, das durchs Fenster fiel.
Noch immer lag Werners Gesicht im Teller. Dies war ohne Frage der schlimmste Moment in Vivis Leben - gefolgt von der Hochzeitsnacht und der letzten Krampfaderverödung. Und sie hatte nicht die leiseste Ahnung, wie es weitergehen sollte.
Das Klingeln des Telefons riss sie aus ihrer Erstarrung. Sie zuckte zusammen. Was jetzt? Sollte sie abheben? Oder zuerst einen Notarzt bestellen? Das hättest du sofort machen müssen, schoss es ihr durch den Kopf. Vielleicht wäre Werner ja noch zu retten gewesen. Warum hatte sie nichts unternommen?
Das Telefon hörte gar nicht mehr auf zu klingeln. Und falls nun jemand ihren Mann sprechen wollte? Was sollte sie dann sagen - »Sorry, den habe ich gerade vergiftet, rufen Sie später noch mal an«?
Denk nach, ermahnte sie sich. Wenn du jetzt einen Fehler machst, kannst du den Rest deines Lebens die Gitterstäbe einer Einzelzelle zählen. Du brauchst einen Schutzengel. Oder besser, einen Schutzteufel.
Sie gab sich einen Ruck. Dann rannte sie ins Wohnzimmer, wo das Telefon stand. Eilends machte sie Licht, bevor sie abhob und sich steif auf die Couch setzte.
»Sylvia Bernburg«, sagte sie so kontrolliert wie möglich. »Wer ist da, bitte?«
»Hallo Vivi«, hörte sie die fröhliche Stimme ihrer besten Freundin Ela. »Ich bin gerade in der Stadt. Was hältst du von einem Aperol Spritz in Hugos Bar? Oder hält dich dein Werner wie üblich im Eheknast gefangen?«
Beim Wort Knast spürte Vivi einen Stich im Magen.
»Ähäää, i-ich, w-wir«, stotterte sie, »wir haben's uns gerade gemütlich gemacht. Ein andermal vielleicht. Und nur, damit das mal klar ist: Ich bin hier nicht im Knast.« Sie schluckte. »Ich liebe meinen Mann.«
Das hatte sie seit Jahren nicht mehr gesagt. Auch deshalb, weil es nicht die geringste Veranlassung dazu gab. Sie hatte Werner irgendwie gemocht. Vertraut waren sie gewesen, eingespielt. Na gut, im Grunde hatte sie ihn zuletzt nur noch ertragen. Doch man konnte nicht vorsichtig genug sein. Am Ende würde man auch Ela befragen, wenn es zum Prozess kam. Da machte sich eine Liebeserklärung gut.
Am anderen Ende der Leitung war ein Kichern zu hören.
»Allerliebste Vivi«, gluckste Ela. »Nach drei Ehemännern kann ich es dir schriftlich geben: Die Ehe ist ein Gefängnis. Der einzige Vorteil besteht darin, dass man Sex mit dem Gefängniswärter haben kann.«
Vivi runzelte die Stirn. Das Gespräch nahm eine Wendung, die ihr bei weitem zu heikel war.
»Hm. Sehr lustig«, sagte sie. »Ich schmeiß mich dann später weg. Tut mir leid. Heute passt es nicht.« Damit legte sie auf.
Für Ela war das Leben eine einzige Party. Für Vivi dagegen fühlte sich das Leben eher wie eine Tupperparty an: außen spießig, innen hohl. Ihre Freundin lebte in Frankfurt, gut fünfzig Kilometer entfernt von dem Wiesbadener Vorort, wo Vivi hängengeblieben war. Mit Werner.
Seufzend lehnte sie sich auf der Couch zurück. Im dunkelbraunen Samt der Sitzfläche zeichneten sich zwei Kuhlen ab, eine tiefere und eine flachere. Hier hatten sie Abend für Abend gesessen. Stumm, den Blick auf den Fernsehschirm gerichtet. Die einzige Abwechslung hatte darin bestanden, dass Werner ab und zu »noch 'n Bier« grunzte. Vivi hatte es immer betreutes Fernsehen genannt.
Die Couch fliegt als Erstes raus, durchfuhr es sie plötzlich. Und dann sind die grässlichen Ölgemälde dran. Jetzt richte ich das Haus so ein, wie ich es will!
Einen Augenblick später erschrak sie über ihre Gedanken. War sie wirklich so gefühllos, dass sie schon über eine neue Inneneinrichtung nachdachte, obwohl Werner noch nicht ein mal kalt war? Angestrengt horchte sie in sich hinein. Nein, da waren keine Gefühle. Keine Trauer, kein Bedauern. Hm, da war doch etwas: grenzenlose Erleichterung. Sie konnte es selbst kaum fassen.
Hätte man sie noch am Morgen gefragt, ob sie glücklich sei, so hätte sie vermutlich geantwortet: ja, irgendwie. Jetzt wurde ihr bewusst, dass die letzten zehn Jahre ihrer Ehe nur noch ein staubtrockenes Grauen gewesen waren. Die übliche Mischung aus Bequemlichkeit, Gedankenlosigkeit und Desinteresse. Ein Leben ohne Zärtlichkeit. Und ohne Sex. So viel zum Thema Gefängniswärter.
Vivi schaute an sich herab. Unter ihrer Kochschürze trug sie eine Caprihose aus grüner Seide und ein weit ausgeschnittenes weißes T-Shirt. Für ihre fünfunddreißig Jahre war sie noch ganz ansehnlich. Gut, sie war vielleicht ein wenig in die Breite gegangen, aber nicht schlecht proportioniert. Ihr volles dunkles Haar trug sie schulterlang. Und sie hatte noch immer die intensiv leuchtenden grünen Augen, die Werner einst den Kopf verdreht hatten.
Das war lange her. Obwohl Werner selbst zu Leibesfülle neigte, hatte er dauernd an Vivis Figur rumgemeckert. »Du, das Geschwabbel kann man neuerdings auch mit Strom wegzappen« oder »Nicht alles, was wächst, ist gutartig« waren noch die netteren Kommentare gewesen. Männer eben. Konnten vor lauter Bierbauch ihre eigenen Füße nicht mehr sehen, stellten aber Ansprüche, als hätten sie eine Miss Universum verdient.
Sie stöhnte auf. Unter ihrer Schürze verbarg sich ein verwaister Körper. Werner hatte sie irgendwann nicht mehr angerührt. Und sie hatte die ehelichen Pflichtübungen auch nicht sonderlich vermisst. Wie denn? Das bisschen Gerödel zwischen Spätnachrichten und Schnarchkonzert war nicht gerade das gewesen, was eine Frau insgeheim erträumt. Die Wahrheit hätte niederschmetternder nicht sein können: Sie war Mitte dreißig und seit Jahren ein erotisches Neutrum.
Nachdenklich betrachtete sie die bräunlich tapezierten Wände, die Nussbaumschrankwand, die Stehlampe mit den Troddeln, den Ohrensessel, in dem Werner immer Zeitung las. Gelesen hat, korrigierte sie sich innerlich. Entsetzt sprang sie auf. Im Zimmer nebenan lag eine Leiche! Die Leiche ihres Mannes!
Vivis Magen krampfte sich zusammen, als sie zurück ins Esszimmer ging. Sie schaltete den Kronleuchter an, und nun traf sie der Anblick des Desasters in aller Schonungslosigkeit. Werners Augen standen immer noch weit offen. Die Augäpfel waren zur Zimmerdecke hin verdreht, als hätte er im Moment seines Ablebens nachgeschaut, ob sich auch die Himmelstür für ihn öffnete. Es sah grässlich aus.
Sie hatte mal irgendwo gelesen, dass man Toten mit sanfter Geste die Augen schließt. Aber sie war nicht in der Lage dazu. Fassungslos musterte sie das verzerrte Gesicht, den reglosen Körper, die schlaff herunterhängenden Arme. Dieser Mann, der aussah, als wäre er in seiner eigenen Bratensauce ertrunken, war ein völlig Fremder. Sein Anblick gruselte sie. Um nichts in der Welt hätte sie ihn angefasst.
Während ihr ein Schauer nach dem anderen über den Rücken lief, wanderte ihr Blick zum Pfefferstreuer. Den musste sie schleunigst entsorgen, so viel stand fest.
Missbilligend schüttelte sie den Kopf. Hätte Werner sich an ihre Regel gehalten, bei Tisch nicht nachzuwürzen, säße er jetzt vor seinem geliebten Fernseher. Aber er hatte die Regel gebrochen. Hatte heimlich den ollen Pfefferstreuer aus der Küche stibitzt, eine Extraportion Sauce nachgeladen und sich ins Nirwana gebeamt. Was für eine grausame Strafe.
Vivi zog die Gardinen zu. Die Nachbarn in der Reihenhaussiedlung starben vor Langeweile und deshalb vor Neugier. Nicht selten hatte Vivi erlebt, dass jemand draußen auf dem Weg stehen blieb und ungeniert durch ihre Fenster starrte. Viel Abwechslung gab es ja auch nicht hier. Der Baumarkt nebenan, der Supermarkt ein paar Straßen weiter, davor eine trostlose Imbissbude, das war alles. Ein typischer Vorort eben.
Nachdem sie noch die Jalousien heruntergelassen hatte, nahm Vivi den Pfefferstreuer, ging damit in die Küche und warf ihn in die Abfalltonne. Die Dose mit Rattengift flog gleich hinterher. Dann nahm sie den Müllbeutel und öffnete die Verbindungstür, die direkt von der Küche zur Garage führte. Zögernd blieb sie stehen. Werners dunkelblauer Mercedes war sein Allerheiligstes. Tja - gewesen. Er liebte Dumpfsprüche über Frauen, die nicht einparken können, deshalb hatte er Vivi den Wagen immer nur unter größtem Protest überlassen.
»Sorry, Werner, ich brauch die Karre«, flüsterte sie, als sie einstieg.
Sie war ein bisschen aus der Übung. Deshalb brüllte der Motor wie ein angeschossenes Tier auf, als sie mit einem Kavalierstart aus der Einfahrt rauschte.
Wie wohltuend es doch war, nicht von Werners üblichen Kommentaren belästigt zu werden: »Wusstest du, dass Frauen in Saudi-Arabien nicht Auto fahren dürfen? Na, die Saudis werden schon wissen, warum.« Oder: »Wieso guckst du zu Hause dauernd in den Spiegel, und beim Autofahren vergisst du es?« Sie konnte Werners entnervte Stimme förmlich hören. Die Krönung war gewesen: »Man sollte nicht schneller fahren, als man denken kann. Also schööön langsam.«
Vivi gab Gas. Heute saß Werner nicht auf dem Beifahrersitz. Er würde nie wieder dort sitzen, und diese Erkenntnis überwältigte sie wie ein Sechser im Lotto. Vielleicht war dieser tragische Unfall ja ein Wink des Schicksals. Vielleicht hatte eine gute Fee beschlossen, dass sie nicht bis ans Ende ihrer Tage verkümmern sollte wie eine Topfpflanze, die man vergessen hatte zu gießen. Wenn alles gutging, wartete die absolute Freiheit auf sie. Es fühlte sich himmlisch an.
»Über den Wolken«, fing sie an zu singen, »muss die Freiheit wohl grenzenlos sein!«
Singen im Auto war bei Werner streng verboten gewesen, doch Vivi liebte es. Überhaupt sang sie gern, nein, sie war besessen davon. Sie besaß eine umfangreiche Sammlung von CDs mit Schlagern, Songs und Chansons für alle Lebenslagen, für Trauer, Freude, Langeweile. Sogar für diesen sehr speziellen Anlass. Und sie konnte die meisten Texte auswendig.
»Alle Ängste, alle Sorgen, sagt man, blieben darunter verborgen, und dann ...« Sie klopfte den Rhythmus auf dem Lenkrad mit und ließ alle Scheiben herunter. Ihr Haar flatterte im warmen Fahrtwind des Sommerabends. »... würde, was uns groß und wichtig erscheint, plötzlich nichtig und -«
Nur eine Vollbremsung bewahrte sie davor, einen älteren Herrn umzunieten, der seelenruhig mit seinem Rollator über die Kreuzung zuckelte. Die Fußgängerampel zeigte Rot, was diesen Mann allerdings überhaupt nicht störte.
Erschrocken schlug sich Vivi an die Stirn. Fast wäre die nächste Leiche fällig gewesen! Offenbar war sie neuerdings eine Gefahr für die Menschheit. Sie sah dem älteren Herrn nach, der, ohne aufzublicken, die Straße überquerte. Er erinnerte sie an jemanden. Vivi kam nicht gleich darauf, dann aber fiel es ihr ein: Der Mann ähnelte Doktor Köhnemann, dem leicht zerstreuten Hausarzt, auf den Werner immer geschworen hatte. Doktor Köhnemann war bereits jenseits der siebzig. Er konnte nicht mehr richtig sehen, hörte schwer und hatte seine Blase nicht immer im Griff, trotzdem praktizierte er noch.
Wie ein flammender Blitz zuckte eine Idee in Vivis Hirn auf. Eine ziemlich gute Idee, wie sie fand. Nachdem sie die Mülltüte am anderen Ende der Stadt in einem Abfalleimer versenkt hatte, raste sie mit Höchstgeschwindigkeit nach Hause.
Copyright © Aufbau Verlag GmbH & Co. KG, Berlin.
- Autor: Ellen Berg
- 2013, 1. Auflage, 320 Seiten, Deutsch
- Verlag: Aufbau Verlage GmbH
- ISBN-10: 384120578X
- ISBN-13: 9783841205780
- Erscheinungsdatum: 14.05.2013
Abhängig von Bildschirmgröße und eingestellter Schriftgröße kann die Seitenzahl auf Ihrem Lesegerät variieren.
- Dateiformat: ePub
- Größe: 0.58 MB
- Ohne Kopierschutz
- Vorlesefunktion
eBooks und Audiobooks (Hörbuch-Downloads) mit der Familie teilen und gemeinsam genießen. Mehr Infos hier.
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
4.5 von 5 Sternen
5 Sterne 23Schreiben Sie einen Kommentar zu "Ich koch dich tot".
Kommentar verfassen