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Kapitel 1
Wir und sie
»Käpten, Sir?«
Die ruhig gesprochenen Worte wurden vom Knarren und Murmeln der Geräusche des Schiffes überlagert, aber Adam Bolitho war augenblicklich hellwach, falls es ihm gelungen war, überhaupt zu schlafen. Und wenn, dann nur kurz, drei Stunden maximal, seit er sich in den alten Lehnsessel hatte fallen lassen, um sich innerlich vorzubereiten und für die kommenden Aufgaben gerüstet zu sein.
Abgesehen von der kleinen brennenden Laterne war es noch dunkel in der großen Kajüte.
Bolitho blickte auf zu dem Gesicht über ihm. Die Hand des Fähnrichs, mit der er die Schulter seines Kommandanten berührt hatte, zuckte sofort zurück.
»Mit einer Empfehlung des Ersten Leutnants, Sir.« Er zögerte, als Füße auf dem Deck über ihnen einem Halt entgegenschlitterten, bis sie aufschlugen und eine Stimme eine Warnung schnauzte. Wahrscheinlich handelte es sich dabei um einige der neu angeheuerten Männer, die noch nicht wussten, dass direkt unter dem Skylight sich die Kapitänskajüte befand.
Der Fähnrich unternahm einen erneuten Anlauf. »Sir, ich bin geschickt worden, weil die Morgenwache gemustert wird.«
Er blickte unverwandt seinen Kapitän an, als dieser seine Füße auf den Boden schwang und sich aufrecht hinsetzte.
»Danke.« Nunmehr vermochte Bolitho auch die Feuchtigkeit auf dem Rock des Fähnrichs zu erkennen, die das Laternenlicht reflektierte. »Regnet es noch?« Adam hatte nicht einmal seine Schuhe ausgezogen, als er sich nach unten begeben hatte, um mit seinen Gedanken allein zu sein. Er konnte die Onward spüren, die sich ständig unter und mit ihm leicht hin- und herbewegte. Noch lag sie in Plymouth, geschützt unter Land, aber nicht mehr lange. »Haben Sie sich schon an das Leben an Bord gewöhnt, Mister Radcliffe?«
Er spürte die Überraschung des Jungen, weil er sich an dessen Namen erinnerte; der Fähnrich war erst vor wenigen Tagen an Bord gekommen, und die Onward war sein erstes Schiff. Kleinigkeiten wie diese waren daher von Bedeutung, heute vor allem.
»Jawohl, Sir. Mister Huxley hat mir vieles etwas erleichtert. «
Radcliffe war der Ersatz für Deacon, den Oberfähnrich, der das Schiff verlassen hatte, um sich auf die Offiziersprüfung vorzubereiten, die über seine Zukunft entscheiden würde, jenen Schritt vom Fähnrichslogis zur Offiziersmesse und einer Karriere als Offizier des Königs. Über die grimmig aussehenden Vollkapitäne, aus denen üblicherweise jeder Prüfungsausschuss bestand, machten zwar alle ihre Witze und sparten nicht mit Spott - aber immer erst hinterher. Adam hatte dies nie vergessen, und das tat auch sonst keiner, der seine Sinne noch beisammenhatte.
Sie würden Deacon vermissen. Mit seiner scharfen und raschen Auffassungsgabe war er für den Signaldienst der Onward verantwortlich gewesen, die »Augen « des Schiffes. Adam erinnerte sich noch genau, wie es war, als die Onward ihre Annäherung an Gibraltar begann, oder an ihren Weg heimwärts aus dem Mittelmeer nach dem heftigen Zusammenstoß mit der abtrünnigen Fregatte Nautilus und deren Kaperung. Männer waren getötet worden, andere verwundet, und das Schiff trug noch immer die Narben als Erinnerungen. Und er erinnerte sich auch mit Stolz an jenen Morgen, als sich der Felsen von Gibraltar gegen den klaren, wolkenlosen Himmel abhob und Deacon Adams Signal vollständig niedergeschrieben hatte, ehe es zu den Rahen emporstieg: »Seiner Britannischen Majestät Schiff Nautilus ist zur Flotte zurückgekehrt. Gott erhalte den König!«
Der Fähnrich stand nach wie vor wartend neben Adams Platz, wobei sein Körper mit den Bewegungen der Onward schwankte, als von Land her ein weiterer Windstoß gegen den Schiffskörper fauchte.
»Meine Empfehlung an Mister Vincent. Ich werde an Deck direkt zu ihm stoßen.«
Vincent würde es verstehen. Allerdings waren sie sich, seit die Onward in Dienst gestellt und Adam zu deren Kommandanten ernannt worden war, einander fremd geblieben, bis ... . Ja, bis wann eigentlich?
Adam hörte, wie die Tür zu seiner Kajüte geschlossen wurde, als Fähnrich Radcliffe sich mit der Botschaft seines Kapitäns auf den Weg zurück zum Achterdeck machte.
Doch jetzt war nicht der rechte Zeitpunkt, um über seine Besatzung nachzudenken, die fehlenden Gesichter der toten Männer wie auch jene, die schwer verwundet an Land zurückgeblieben waren. Einige würden sie heute bestimmt von Plymouth aus mit bitteren Erinnerungen beobachten, sobald der Anker frei vom Grund war.
Selbst wenn er glaubte, er wäre immun dagegen, so konnte der Schmerz darüber ihn noch immer unvermutet packen. Nicht wenigen der Seeleute stand das Los der Versehrten bevor, die in Gruppen im Hafen von Falmouth auf nichts Bestimmtes mehr warteten und die Manöver der mit der Tide kommenden oder gehenden Schiffe durchhechelten. Oder über ihn herzogen, wenn er in Falmouth als Kapitän mit seiner schönen Braut Lowenna an ihnen vorbeiging.
Bolitho setzte sich in Richtung seiner Schlafkajüte in Bewegung. Es war die Zeit der Morgenwache, vier Uhr, eine Stunde, zu der die meisten ehrenwerten Leute im Bett ihre Beine anzogen und einige sich noch von Weihnachten erholten oder andere sich auf das neue Jahr - 1819 - vorbereiteten. An die Vorstellung, wieder in See zu stechen, hatte er sich noch nicht gewöhnt, doch daran konnte es keinen Zweifel geben. Die offizielle Meldung mit dem üblichen Wortlaut »In jeder Hinsicht bereit zum Auslaufen ...« trug schließlich seine Unterschrift.
Er wusste, dass es viele gab, die ihn darum beneideten. Auf der Flottenliste existierten die Namen von neunhundert Kapitänen, von denen etliche sich keinerlei Hoffnungen zu machen brauchten, ein Kommando zu erhalten. Selbst hier im Marinehafen von Plymouth lagen viele leere Schiffsrümpfe herum, deren einzige Bestimmung die Abbruchwerft war. Und bekannt war auch, dass es keinen Admiral gab, der seine Flagge gesetzt hatte und jünger als sechzig Jahre war.
Die alten Veteranen der Meere spannen ihr Seemannsgarn über die Zeiten der großen Seeschlachten, als es nie genug Schiffe geben konnte. Bei Trafalgar war »Unser Nelson« gerade mal 47 Jahre alt.
Adam Bolitho war 38, frisch verheiratet und hatte nun nach nur wenigen Wochen des Beisammenseins mit Lowenna sie wieder verlassen müssen.
Er hatte die Kajütentür erreicht, hielt jedoch inne und öffnete sie nicht. Lowennas Porträt hing dort direkt unter der Decke der Kajüte, wo es leicht erreicht und weggestaut werden konnte, wenn das Schiff klar zum Gefecht gemacht wurde, selbst dann, wenn dies nur drillmäßig geübt wurde. Wie wohl mochte es ihr jetzt ergehen? Lag sie schlaflos vor Sorgen in ihrem Bett in dem alten grauen Haus und wartete auf das Anbrechen der Dämmerung? Das Unvermeidliche traurig hinnehmend? Nicht umsonst gilt die See als Witwenmacher ...
Adam drehte sich weg von der Tür, dankbar für den Klang der Stimmen, die von der anderen Seite her zu vernehmen waren. Mochte auch der Marineinfanterist, der dort Wache stand, mehr oder weniger in seinen Stiefeln vor sich hin dösen, so änderte das nichts daran, dass er stets bereit sein würde, jeden sofort anzurufen, der versuchen könnte, in die Abgeschiedenheit des Kommandanten vorzudringen.
Adam war froh, als er erkannte, dass es sich offenbar um Luke Jago, seinen Bootssteuerer, handelte, der da gekommen war und natürlich Zutritt zu ihm erhalten würde.
Sein erster Leutnant war Mark Vincent und trotz ihrer anfänglichen Differenzen ein guter dazu, der zudem bereit zu sein hatte, sofort das Kommando zu übernehmen, sollte sein Kommandant durch Verwundung oder Tod ausfallen. Beides waren sehr reale Möglichkeiten, die nur ein Narr ignorieren würde. Adam berührte im Vorbeigehen das kleine Pult, ohne wirklich hinzusehen. In einer von dessen Schubladen lag die lädierte Epaulette, die während des Gefechtes mit der Nautilus von einer Musketenkugel getroffen worden war. Für ihn hatte es sich nicht weiter gefährlich angefühlt, eher so, als habe ihn eine Hand oder ein Stück fallendes Tauwerk flüchtig an der Schulter berührt. Hätte ihn Jago nicht eigens auf die Sache aufmerksam gemacht, hätte er sie nicht einmal zur Kenntnis genommen. Und er hatte mächtig Glück gehabt. Ein paar Zoll tiefer und Vincent hätte seinen Platz einnehmen müssen. Er wäre gestorben wie sein geliebter Onkel, Sir Richard Bolitho, den während der Flucht Napoleons aus Elba ein französischer Scharfschütze niedergestreckt hatte. Fast vier Jahre lag dies nun zurück, aber nicht nur ihm, sondern auch vielen, die in den Straßen oder im Hafen von Falmouth umherliefen, kam es vor, als sei es erst gestern gewesen.
Unbewusst hatte sich Adam gestreckt und an seine Schulter gefasst, wobei ihm wieder Jagos Worte einfielen: »Das Beste ist, immer schön in Bewegung zu bleiben, Käpten.« Jago hatte versucht, den Vorfall herunterzuspielen. »Die haben es nämlich vermutlich auf mich abgesehen.« Er sagte dies ohne sein übliches trockenes Grinsen.
Adam fragte sich, wie Jago es wohl fand, dass sie nach einer nur kurzen Atempause im Hafen, in der die notwendigen Reparaturen durchgeführt wurden, England bereits wieder verließen. Jago hatte den größten Teil seines Lebens auf See zugebracht, auf diversen Schiffen, vor allem auch in Kriegszeiten. Für ihn gab es nichts anderes. Beim Anblick einer Horde von Faulenzern, die von Land aus das rege Schiffstreiben beobachteten, hatte er einmal im Brustton der Überzeugung erklärt: »Besser, irgendwann in eine Hängematte eingenäht zu werden, als wie diese Burschen auf dem Strand da zu enden!«
Zu den in die Kirche eingeladenen Gästen, als Lowenna seinen Kapitän heiratete, hatte auch Jago zusammen mit John Allday und dessen Frau Unis gehört. Im Anschluss an die Zeremonie sollen sie einen Schwung abenteuerlicher Geschichten und Erinnerungen zum Besten gegeben haben.
»Morjen, Käpten! Schon auf und munter, seh ich!« Jago stellte einen dampfenden Pott ab und drehte die Laterne hoch, ohne sich um die Bewegungen der Onward zu scheren, deren Deck sich gerade eben wieder neigte. »Wind is' stetig genug - Nordost. Wir wer'n ein paar zusätzliche Helfer am Spill brauchen.« Er klappte das Rasiermesser auf, wobei die blanke Klinge im Lichtschein kurz gefährlich aufblitzte. »Bereit, wenn Sie es auch sind, Sir.«
Er sah zu, wie der vom Salzwasser verblasste Uniformrock auf eine Bank geworfen wurde und Adam sich in dem Sessel mit dem »Froschfresser-Namen« Bergère, wie Hugh Morgan, der Kajütensteward, es ausdrückte, zurücklehnte. Bolitho wusste, dass Jago, geschickt wie er war, ihn bei jedem Wetter, selbst bei Sturm, problemlos zu rasieren vermochte. Adam warf einen kurzen Blick auf die Heckfenster, und wenn er sich nicht täuschte, dann wurde es draußen bereits eine Spur heller.
»Dann wollen wir mal, Sir!« Jago stellte Adams Kinn mit seinen dicken Fingern ruhig und machte sich behände ans Werk.
Über ihnen huschten Schritte über das Deck, flüsternde Stimmen waren zu vernehmen. Die Morgenwache war dabei, die letzten Vorbereitungen zu treffen. Der Erste Leutnant würde schon sicherstellen, dass nichts schiefging, denn zahlreiche Marinefernrohre würden auf die Onward gerichtet sein, um auch den kleinsten Fehler beim Auslaufen zu entdecken, der einer nicht zutreffenden Einschätzung beim Manövrieren entsprang.
Copyright © Ullstein Verlag.
Alexander Kent, dessen richtiger Name Douglas Reeman lautet, war Mitglied der Royal Navy Sailing Association und Governor der Fregatte »Foudroyant« in Portsmouth, des ältesten noch schwimmenden Kriegsschiffs.
- Autor: Alexander Kent
- 2013, 1. Auflage, 320 Seiten, Deutsch
- Verlag: Ullstein Taschenbuchvlg.
- ISBN-10: 384370791X
- ISBN-13: 9783843707916
- Erscheinungsdatum: 11.10.2013
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