Lügenland (ePub)

Gudrun Lerchbaum entführt die Leser in ein Österreich, vor dessen Szenario, einem Angst und Bang werden könnte.

Die Republik wird von einer alles kontrollierenden, reaktionären Rechtspartei regiert, deren Kanzler allgegenwärtig ist. Auf zahlreichen Medialeinwänden erscheint sein Konterfei und die Parolen werden gebetsmühlenartig heruntergeleiert.
Das digitale Zeitalter begünstigt den Überwachungsstaat. Privatfahrten werden aufgezeichnet, die öffentlichen Räume durch Kameras überwacht, jeder Schritt der Bewohner wird beobachtet und das Bargeld beinahe abgeschafft. Bezahlen kann man nur mehr mit „Fonbändern“, die die Bürger immer tragen müssen (eine Steigerung wäre nur mehr der implantierte Mikrochip wie bei Haustieren).
Die Menschen sind in „Aufrechte“ und „Wertlose“ eingeteilt. Ab 70 bekommen die Menschen Besuch von "Sozialarbeitern", die ihnen das "Gratis-Euthanasieprogramm" schmackhaft machen sollen. Gespenstisch!
Jeder ist dazu angehalten, seine Nachbarn zu bespitzeln, da es immer noch ein paar Leute gibt, die sich dem Regime nicht unterordnen (wollen). Diese Andersdenkenden, „Zecken“ genannt leben im Untergrund, stets auf der Hut vor der Entdeckung und auf der Flucht.

Mattea, die Hauptfigur dieses Buches, ist eine junge Frau mit einer nicht ganz sauberen Herkunftsgeschichte. Dennoch stellt sie die Regierung nicht in Frage und dient als Milizsoldatin. Erst als sie im Drogen- und Alkoholrausch ihre Freundin erschießt und fliehen muss, erkennt sie, dass es noch andere Menschen gibt. Sie trifft auf eine Gruppe Revolutionäre, die sie für eigene Zwecke einspannt.

Der Schreibstil ist packend und fesselt den Leser, ob er will oder nicht. Einige Szenen bekommen Tagesaktualität, andere gemahnen an eine längst vergangen geglaubte Zeit.

Ich habe das Buch in kurzer Zeit verschlungen und wünsche mir für mein Österreich, dass es niemals zu einem solchen Szenario kommen möge. Doch leider, wenn man die Zeitung aufschlägt und/oder Nachrichten hört, sind Ähnlichkeiten mit „Lügenland“ zu erkennen.

Ich vergebe 5 Sterne und eine Leseempfehlung.