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  • 3 Sterne

    Simone H., 30.01.2019 bei bewertet

    Die 71jährige Protagonist führt seit Jahren eine psychotherapeutische Praxis in einem Vorort von Paris. In seinem stolzen Alter merkt man schnell, dass er die Freude und Leidenschaft nicht nur zu seinem Beruf verloren hat. Als seine Sekretärin ihm dann doch kurz vor dem Ruhestand eine neue Patientin aufhalst und er dann auch von Schicksalsschlägen gestreift wird, wird er doch noch vom Leben wachgerüttelt.

    Es handelt sich bei diesem Buch um eine sehr leise, poetische Erzählung, die viel Freiraum für Interpretationen lässt. Die Sprache ist sehr angenehm und trotz des Inhalts leicht zu lesen. Die Figuren sind an sich gut ausgereift und gewählt, jedoch fehlen mir leider ein paar Hintergründe.

    Alles in allem hat mir dieser Roman mit ein paar Abstrichen gut gefallen und ist für Leser, die sich gern einen Rahmen zum Erzählten bauen perfekt geeignet!

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  • 4 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Vivian N., 31.01.2019

    Inhalt: Beinahe zweiundsiebzig ist er nun und glaubt, dass es Zeit wird in seinen wohlverdienten Ruhestand zu gehen. Er zählt die noch ausstehenden Therapiestunden bis es endlich soweit ist. Eines guten Tages kommt eine junge Frau in die Praxis und verlangt einen Termin. Es macht keinen Sinn jetzt noch neue Patienten aufzunehmen, so denkt er. Er könne schließlich die Therapie nicht zu Ende bringen. Doch Agathe ließ sich nicht abwimmeln. Für sie kam nur er als "Retter" in Frage. Also gut, er ließ sich überreden. Doch irgendetwas veränderte sich in seinem Leben. Agathe schien ihm irgendwie die Augen zu öffnen.

    Wertung: Eine wundervolle Geschichte voller Psychologie und Philosophie. Hier werden tiefe Abgründe erkundet und wichtige Fragen durchdacht. Und das, in einer überwältigend kurzen und emotionalen Geschichte. Jedes Kapitel lässt den Leser in sich versunken zurück, gibt Anlass in sich selbst zu schauen und zu analysieren, bestärkt in Mut und Kraft und verändert den alltäglichen Gedankenfluss.
    Herrlich kurz und vital wird hier das traurige Alltagsleben eines betagten Psychiaters beschrieben, mit all seinen Ängsten und Sorgen. Animiert durch seine Therapiestunden mit Agathe, scheint sich seine Gefühlswelt zu öffnen und neu anzuordnen. Er nimmt wahr und registriert Dinge, die ihm bisher uninteressant schienen. Er baut Beziehungen auf, zu denen er bisher schier unfähig war. Seine Lebensgeister scheinen sich zu regen.
    Traurig und auch humorvoll ist diese Geschichte verpackt. Und trotz Mangel an Spannung doch ein packendes Lesevergnügen. Schon allein diese wunderschöne Gestaltung der äußeren Aufmachung verleitet dazu, dieses Buch in die Hand zu nehmen und es zu bestaunen.

    Fazit: Auch wenn dieses Buch nur 156 Seiten besitzt, ist es doch ein Buch zum verweilen. Wer Humor, Dramatik und Tiefgründigkeit in Eins mag, sollte unbedingt zu diesem Werk greifen.
    Ich liebe es und werde es mit Sicherheit noch einige Male lesen und durchdenken.

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  • 4 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Brigitte B., 28.01.2019 bei bewertet

    ansprechend erzählt - man fliegt durch die Seiten

    Anne Catherine Bomann erzählt die in den 1940ern spielende Geschichte des fast 71jährigen Psychiaters ohne Namen, der in einem Pariser Vorort lebt und praktiziert, zeitlebends funktionierte und sich nun auf seinen Ruhestand freut. Täglich zählt er die bis dahin noch vor ihm liegenden Therapiesitzungen und findet Trost in der stetig schrumpfenden Zahl.
    Jahrzehntelang war er als Psychiater tätig, immer mehr Routine stellte sich ein, genau wie das Gefühl, dass das Leben in seinem Alter nur noch aus Wiederholungen bestehe.
    Dann erobert Agathe einen Therapieplatz für sich, obwohl der Psychiater keine neuen Patienten mehr annehmen möchte. Sie lässt sich einfach nicht abwimmeln, ist überzeugt, dass er der einzige ist, der ihr nach mehreren Aufenthalten in geschlossenen Psychiatrien mit Elektroschocks und weiteren in dieser Zeit üblichen Behandlungen, helfen kann – durch Zuhören, was sie bislang in ihrer Behandlung vermisste. Von ihrer ersten Sitzung an verändert sich das Leben des sonst nur auf seinen Beruf fixierten Psychiaters, der Agatha von Anfang an „gut riechen“ kann und sich immer mehr auf die gemeinsamen Gespräche freut.
    Letztendlich helfen sich beide gegenseitig, über ihr Leben, ihre (Selbst-)Zweifel, die Erwartungen, die sie nicht erfüllt haben und sich deshalb minderwertig fühlten, nachzudenken, zu sprechen und ihrem Leben eine neue Richtung zu geben.

    Die Autorin beschreibt dieses in sehr leisen Tönen und einem ausgesprochen angenehmen Schreibstil; mir gefällt besonders gut, dass keine Anglizismen genutzt wurden, was auch daran liegen könnte, dass die Originalausgabe auf Französich geschrieben wurde.
    Das Buch selber ist kleiner und dünner als ich zunächst erwartet habe, beinhaltet aber soviele schöne, treffende Sätze, über die man nachdenken kann. Das Buch besitzt keinen Schutzumschlag und wirkt durch die Farben- und Motivwahl ein wenig nostalgisch, klassisch. Die Kapitel sind kurz gehalten und beim Lesen fliegt man durch das Buch, mag es gar nicht mehr aus der Hand legen, auch weil es sehr geschickt abwechslungsreich aufbereitet wurde. Erzählende Kapitel wechseln sich mit Krankenhausakten oder Briefen ab, die Charakteren sind von Anfang an sympathisch und wachsen beim Lesen immer mehr ans Herz.

    Insgesamt wurde die ansprechende Geschichte, die sich mit der Angst, auch vor dem Tod, der eigenen Leere, mit Schuldgefühlen und Selbstzweifeln, nicht ausgereicht zu haben, mit dem Gefühl, einsam und lebendig begraben, vom Leben selbst enttäuscht zu sein und der beginnenden Befreiung aus diesem, dem sich selbst und sein Leben wertschätzen, sehr fesselnd erzählt.


    Einige Aussprüche sehr treffend und schön formuliert; viele Details oder Hintergründe werden nicht komplett aufgedeckt, so dass die Geschichte eher zeitlos und allgemeingültig daherkommt und jeder Leser sie nach seinem Empfinden ausschmücken und weiterspinnen kann. Dennoch würde ich diese Erzählung nicht als tiefgründig bezeichnen, denn sie kann zwar beim Lesen nachdenklich stimmen, wirkt aber nicht nach.

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  • 5 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Papiergeflüster, 28.01.2019

    „Die Zeit lief durch mich hindurch wie Wasser durch einen rostigen Filter, den niemand Lust hat zu wechseln.“

    Wir tauchen ein in das Leben eines bald 72-jährigen Psychiaters, der müde die letzten Monate (5), Wochen (22) und Patientengespräche (800) bis zu seinem Ruhestand zählt. Er wirkt einsam, der Welt und jeglichem Sozialleben entfremdet. Seine Praxis ist sein Lebensinhalt, doch auch die Patienten und Patientinnen langweilen ihn. Schon früh wird aber deutlich, dass er sich eigentlich wünscht, ein anderes Leben zu führen - ein Leben, in dem er für andere sichtbar ist - er es jedoch nicht schafft, aus dem Schatten und der Sicherheit seines Sessels in der Praxis herauszutreten. Erst als eine hartnäckige Patientin hinter die Fassade blickt, schafft auch schließlich er es, sich selbst und damit die Welt um ihn herum endlich wieder zu sehen.

    Allzu viel kann man über dieses kleine Buch, welches fast schon eher als Novelle bezeichnet werden könnte, nicht vorab verraten. Man sollte sich als Leser oder Leserin selbst in die Geschichte vertiefen und die kleinen Feinheiten und Philosophien entdecken, die hier in den Alltag des Psychiaters und in seine Begegnung mit der titelgebenden Figur eingearbeitet sind. Agathe von Anne Cathrine Bomann ist ein literarisches Kleinod für einen tristen Nachmittag, das nicht nur sprachlich sehr schön erzählt ist, sondern es schafft, ohne viel Ausschweifungen, aber doch mit feinsinnigen Details eine tiefgreifende Wesensveränderung in dem vom Leben entfremdeten und einsamen Protagonisten zu beschreiben, deren Ursache und Effekt noch nach dem Lesen nachhallen.

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  • 4 Sterne

    1 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lilofee, 28.01.2019

    Ein Psychiater, 72 Jahre alt, beschließt seine Praxis
    zu schließen und in den Ruhestand zu gehen.
    Das fällt ihm nicht leicht, denn er lebt sehr isoliert
    und hat keine Freunde. Ein Leben ohne seine Praxis
    kann er sich schwer vorstellen.
    Sein Leben lang hat er sich um andere gekümmert aber
    diese Probleme kommen ihm längst banal daher und er
    steht dem ganzen ziemlich hilflos gegenüber.
    Eines Tages kommt eine neue Patientin in seine Praxis
    und alles wird anders als gedacht.

    Dieses Buch hat praktisch kein Verfallsdatum, es ist
    völlig zeitlos.
    Die Geschichte spielt in den 1940 Jahren in Frankreich
    und zeigt uns einen sehr introvertierten Menschen,
    der keinerlei Lebensfreude mehr hat.
    Kurz vor seinem Ruhestand muss er erkennen, dass er noch nie geliebt
    hat. Er hat die Formel für ein glückliches Dasein noch immer
    nicht gefunden.
    Seine Patienten sind ihm mittlerweile völlig egal, ihre Probleme
    rühren ihn nicht mehr. Vielleicht haben sie es auch nie getan.
    Er weiß, dass er etwas ändern muss, kann sich aber
    nicht so richtig aufraffen.
    Ein Schlüsselerlebnis weckt ihn endlich aus seiner Lähmung und so
    langsam beginnt er mit kleinen Schritten ins gefährliche und doch
    auch so liebenswerte Leben zurück.

    Das Cover ist wunderschön und erweckt Erwartungen die so nicht
    erfüllt werden.
    Es handelt sich hier nicht um eine kleine Liebesgeschichte.

    Die Charaktere sind sehr lebensecht und liebevoll gezeichnet.
    Man kann sich sehr gut in sie hineinversetzen.
    Die Autorin hat einen wunderbaren Schreibstil.
    Sehr realistisch, interessant und detailliert.
    Jeder Satz sitzt, ist ein Erlebnis mit einer sagenhaften Präsenz.
    Sie zeigt, dass die Literatur auf wunderbare Art und Weise die Erfahrungen
    des wirklichen Lebens widerspiegeln kann.
    Es sind die Alltäglichkeiten, die dieses Buch so liebenswert
    machen.
    Ein sehr kluger Roman der einen nachdenklich macht.
    Alt sein heißt nicht, gleich das nun alles im Leben vorbei sein muss.
    Man muss sich nur trauen.
    Das späte Glück oder eine Freundschaft sind durchaus möglich.
    Das ist die Botschaft.
    Dem Charme dieses Buches kann man sich kaum entziehen.
    Einfach Zauberhaft!
    Eine Leseempfehlung.

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  • 5 Sterne

    0 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Kaffeeelse, 04.11.2021

    Ein durch das Leben und die Arbeit interessenlos, ja fast depressiv wirkender Psychiater findet über eine Patientin ins Leben zurück. Wunderschön geschrieben und absolut empathisch gelungen ist dieses Buch. Anne Cathrine Bomann schafft es mich mit ihrem kleinen Büchlein zu beeindrucken. Auch wenn manche Stimmen sagen, dieses Buch sei klischeebehaftet, für mich war dieses Buch nicht klischeebelastet.

    Vielleicht weckt dieses Buch bei mir noch ganz andere Bezüge. Durchaus. Vielleicht bekommt einiges vom Handeln des Psychiaters bei mir eine ganz andere Bedeutung. Definitiv. Da ich selbst schon recht lange in der Psychiatrie tätig bin, kenne ich inzwischen so einige Tücken dieser Arbeit, gerade im psychiatrischen Tätigkeitsfeld. Denn das Leben und auch der Job machen etwas mit den Menschen. Und manchmal merkt man dies selbst vielleicht nicht vollkommen. Vielleicht imponiert mir der Charakter der Agathe. Sicher tut er das. Manch ein psychiatrisch erkrankter Mensch hat eine ausgeprägte Wahrnehmung der Umgebung, ausgeprägter als bei manch einem "gesunden Menschen", und weiß seine Betrachtung der Umwelt/seines Umfeldes manchmal perfekt einzusetzen. Dies kann aufwühlen und/oder verletzen und/oder treffen. Und manchmal zieht man daraus Konsequenzen! Wie hier in diesem Buch! Dieses Wissen der Autorin kommt ja auch nicht von ungefähr. Anne Cathrine Bomann arbeitet selbst als Psychologin. Gerade die Menschen, die authentisch für ihr Umfeld sind, haben in der Psychiatrie einen größeren Einfluss auf ihre Umgebung. Und jemand, der eben nicht authentisch ist, wird so wahrgenommen und bekommt das rückgespiegelt. Es ist immer die Frage, was man mit so einer Information anstellt. ...

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  • 4 Sterne

    1 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Christina P., 04.02.2019 bei bewertet

    Wendepunkt im Leben eines Psychiaters

    Ein alternder Psychiater erwartet sehnsüchtig seinen Ruhestand, einem Countdown gleich zählt er die verbleibenden Sitzungen. Doch gleichzeitig hat er Angst vor der drohenden Einsamkeit, welche ihn erwartet, wie einer Vorstufe zum Tode gleich. Denn im Laufe seines Lebens hat er schleichend den Bezug zu den Menschen verloren.

    "Es war noch nie meine Art gewesen, eine einmal in Gang gesetzte Bewegung zu unterbrechen" (Zitat S. 37)

    Als seine Assistentin gegen seinen Willen Agathe als neue Patientin aufnimmt, gerät der Psychiater dank der beiden Frauen in Situationen, welche sein Leben in neue Bahnen lenken.

    "Wie findet man heraus, wovor man Angst hat?!" - "Meiner Meinung nach (...) beginnt man mit seiner größten Sehnsucht." (Zitat S. 97)

    Die Geschichte wird vom Psychiater selbst erzählt, wodurch man seine Gedanken und Gefühle miterlebt. Auf mich wirkte der Charakter schnell soziophob, was sich u. a. durch Teilnahmslosigkeit und Zynismus äußerste. Der Wandel hin zum Menschen, der sein altes Leben entstaubt und neue Ziele entdeckt, verläuft zunächst subtil. Hierbei ist Agathe einer von mehreren Faktoren, wobei ihr Charakter für meinen Geschmack zu blass bleibt, um den Titel zu rechtfertigen.
    Agathe ist ein Buch ohne wirklich Anfang oder Ende, vielmehr beschreibt es eine Art Wendepunkt im Leben des Psychiaters, ohne eine Erklärung zu liefern, wie der Mann überhaupt in seine Isolation geraten konnte. Das Buch überzeugt durch seine poetische Sprache und regt zum Nachdenken an, kratzt jedoch für meinen Geschmack eher an der Oberfläche als dass es die Personen näher beleuchtet.

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  • 3 Sterne

    0 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Simone H., 30.01.2019

    Die 71jährige Protagonist führt seit Jahren eine psychotherapeutische Praxis in einem Vorort von Paris. In seinem stolzen Alter merkt man schnell, dass er die Freude und Leidenschaft nicht nur zu seinem Beruf verloren hat. Als seine Sekretärin ihm dann doch kurz vor dem Ruhestand eine neue Patientin aufhalst und er dann auch von Schicksalsschlägen gestreift wird, wird er doch noch vom Leben wachgerüttelt.

    Es handelt sich bei diesem Buch um eine sehr leise, poetische Erzählung, die viel Freiraum für Interpretationen lässt. Die Sprache ist sehr angenehm und trotz des Inhalts leicht zu lesen. Die Figuren sind an sich gut ausgereift und gewählt, jedoch fehlen mir leider ein paar Hintergründe.

    Alles in allem hat mir dieser Roman mit ein paar Abstrichen gut gefallen und ist für Leser, die sich gern einen Rahmen zum Erzählten bauen perfekt geeignet!

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  • 5 Sterne

    2 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Webervogel, 30.01.2019

    Bittersüß

    „Agathe“ ist nicht die Hauptfigur des gleichnamigen Romans der Dänin Anne Cathrine Bomann. Hätte die Autorin das Buch nach ihrer Hauptfigur benannt, hätte sie zunächst einmal deren Namen enthüllen müssen, der jedoch an keiner Stelle vorkommt. Und so bleibt auch mir nichts anderes übrig, als den 71-jährigen Protagonisten nach seinem Beruf zu benennen: Er ist Psychiater. Ein Psychiater, der die Therapiestunden zählt, die ihm noch bis zu seinem Ruhestand bleiben – der finale Countdown beginnt am Buchanfang mit 800 Gesprächen. Als Agathe als neue Patientin in die Praxis schneit, weist er seine Sekretärin an, diese abzuwimmeln, kann er doch schon seine bisherigen Patienten kaum mehr ertragen. Aber wieso eigentlich, und was erhofft sich der Alleinstehende für sein Leben nach der Arbeit? Nach und nach wird dem Mann bewusst, dass er keinerlei Erwartungen an oder Pläne für die Zukunft hat.

    Die Gefühle ihres namenlosen Psychiaters schildert Bomann sehr empfindsam. Sie zeichnet einen Mann, für den Einsamkeit ein seit langem gelebter Normalzustand ist. Einen Mann, der einem hinfallenden Kind nicht zu Hilfe eilt, weil er seine eigene Unbeholfenheit in zwischenmenschlichen Dingen fürchtet – weil er „das letzte Mal mit einem Kind gesprochen [hatte], als er selbst eines gewesen war“. Es ist natürlich eine Ironie des Schicksals, dass gerade dieser Mann seit fast fünf Jahrzehnten einen Beruf ausübt, in dem es darum geht, anderen Menschen zu helfen. Aber hinter seiner festen Rolle im Sprechzimmer kann sich der Therapeut gut verschanzen und überdies ist er der Patienten ja nun auch überdrüssig.

    Die Mittdreißigerin Agathe, die schließlich doch seine Patientin wird, weil sie sich nicht hat abwimmeln lassen, hadert dagegen vor allem mit einem Problem: „Ich bin wütend, weil ich nichts erreicht habe. Ich hätte jemand werden sollen, aber ich bin rein gar nichts.“ Seine neue Patientin scheint in dem Psychiater unbewusst etwas aufzuwecken, das ihn aus seiner Lethargie reißen könnte. Aber lässt sich ein Leben noch ändern, das schon so lange in eingefahrenen Bahnen verläuft? Wie ihr Leben – beziehungsweise auch seines? Agathe und ihr Psychiater sind zwei verlorene Seelen, und ob sie überhaupt in der Lage sein könnten, einander zu helfen, scheint zu Beginn des Romans äußerst fraglich. Doch dann beginnt der Psychiater, für sich selbst überraschend, kleine Änderungen in seinem Leben vorzunehmen. Davon erzählt „Agathe“ auf poetische Art und Weise, ohne ein Wort zu viel zu verwenden. Autorin Bomann spart sich den größeren Kontext; sie legt keinen Wert auf detaillierte Beschreibungen und scheint ihren Roman auf das Wesentliche reduziert zu haben. Jeder Satz sitzt, und immer schwingt eine ganz besondere bittersüße Stimmung mit. „Agathe“ ist ein feines, manchmal weises, komplett unkitschiges und doch berührendes Buch. Es weist eine große Leichtigkeit auf und hat dennoch eine ebenso große Tiefe. Aufgrund seiner Kürze liest es sich sehr schnell, doch bereits während der ersten Lektüre ist klar, dass sich eine zweite lohnen könnte.
    Ich habe dieses Buch als Rezensionsexemplar erhalten.

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