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  • 5 Sterne

    6 von 8 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Tamara R., 28.01.2019

    Als Buch bewertet

    Paris in den 1940er Jahren. Ein Psychiater zählt die letzten Stunden seines Berufslebens: Noch genau 800 Patienten-Gespräche hat er vor sich. Doch dann taucht eine neue Patientin auf, Agathe, die sich partout nicht abwimmeln lassen möchte. Und mit dieser Patientin wird dem Psychiater bewusst, dass ihn nichts erwartet in seinem Ruhestand...

    Als das Buch bei mir ankam, war ich zunächst sehr überrascht. Man hält ein kleines, zartes Büchlein in der Hand, das nur ca. 150 Seiten umfasst. Doch als ich anfing zu lesen, musste ich schnell feststellen, dass der Umfang täuschte - es ist unfassbar, wieviel Inhalt in einem so kleinen Büchlein stecken kann!

    Der Leser lernt einen Psychiater kennen, der feststellen muss, dass er auf ein völlig leeres Leben blickt. Seinen Beruf übt er nur noch sehr lieblos aus, seine Patienten scheinen ihn regelrecht anzuöden. Er verfügt über keinerlei Sozialkontakte. Doch dies alles wird dem Protagonisten erst bewusst, als Agathe in sein Leben tritt, eine Patientin, die ihn sehr fasziniert. Und so wird dem Leben des Psychiaters die Maske vom Gesicht gerissen, alles, woran er sich bisher festhalten konnte, entpuppt sich als Farce. Er muss sich nach und nach eingestehen, dass sein Leben völlig inhaltslos ist und dass aus einem ambitionierten jungen Arzt ein lethargischer alter Mann geworden ist. Der Ruhestand scheint nun kein Ziel mehr zu sein, auf das es sich hinzuleben lohnt.

    Der Leser wird in diesem wundervollen kleinen Büchlein mit einer Vielzahl von sehr starken Emotionen konfrontiert. Das verspielte Äußere des Buches passt perfekt zu der wundervoll leichten, verspielten Sprache, die den Leser hineinzieht in das triste Leben des Psychiaters. Mit wunderschönen und eindrucksvollen Metaphern und Bilder wird dem Leser die Gefühlswelt des Mannes nahegebracht. Dabei muss nicht alles ausgesprochen und aufgelöst werden, das Buch lebt von seinen vielen Leerstellen, die der Leser selbst füllen muss oder kann und die den Lesegenuss nicht auf eine seichte Bettlektüre beschränken, sondern den Roman zu einem Buch machen, das nachdenklich zurücklässt. Das Buch zieht nicht spurlos an einem vorüber und die vielen Leerstellen, über die man als Leser zunächst doch stolpert, enthüllen nach und nach ihre wahre Absicht: Man erkennt sich in der Geschichte wieder, erkennt in den Ängsten des Psychiaters die eigene Angst vor dem Altwerden, vor dem tiefen Wunsch, etwas Sinnvolles zu tun und etwas zurückzulassen, um nicht vergessen zu werden. Das Buch enthüllt die Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung und ein jeder Leser wird sich im namenlosen Psychiater wiedererkennen.

    So ist das Buch einerseits die Darstellung eines Erwachens, andererseits aber auch ein klarer Aufruf - ein Aufruf, das Leben zu genießen und jeden Tag zu genießen, Freundschaft zu schließen und sich nicht abschrecken zu lassen von den Wirrungen des Alltags. Es ist ein Mutmacher für die Mutlosen und Motivation für die Antriebslosen, ein Wachrüttler für die Schlafenden und ein liebevoller Hinweis auf menschliche Änsgte für die mit wachem Blick.

    Dieses Buch hat das Potential zu einen zeitlosen, modernen Klassiker und war auf jeden Fall ein persönliches Lesehighlight, das mich selbst wieder daran erinnert hat, auf was es ankommt in meinem Leben.

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  • 5 Sterne

    4 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sommer, 29.01.2019

    Als Buch bewertet

    Was einem das Leben alles bieten kann

    Agathe von Anne Cathrine Bomann

    Der 72 jährige Psychiater, dessen Namen wir nicht kennen, will bald in den Ruhestand gehen. Seine Tage sind lang und unerfüllt, er zählt die Sitzungen bis zu seinem Ruhestand. Kaum etwas bereitet ihm Freude, er findet in seiner Arbeit schon lange keine Erfüllung mehr. Als seine kompetente Sekretärin ihm noch eine weitere Patientin vermittelt, ist er erst erbost, fügt sich aber in sein Schicksal und so lernt er Agathe Zimmermann kennen. Sie ist Deutsche, lebt aber mit ihrem französischen Mann in Paris. Sie hat viele Probleme, von denen sie dem Psychiater erzählt. Der ist das erste mal seit langer Zeit wieder aufrichtig bei der Sache, und es scheint so, als ob ihm Agathe noch sehr viel mehr geben kann.

    Dieses kleine Büchlein wirkt auf den ersten Blick gar nicht so tiefgründig wie es in Wahrheit ist. Dem Leser wird eine Geschichte geboten, die einem auf gewisse Weise Mut macht. Der Alltagstrott kann durchbrochen werden, egal wie alt man ist. Ein paar nette Gesten für die Mitmenschen und das eigene Leben gewinnt etwas positives.
    Die Charaktere, allen voran der namenlose Psychiater, wirkten erst ein wenig fremd auf mich. Ich konnte zu Beginn der Lektüre nicht viel mit ihnen anfangen. Dies wandelte sich aber ganz eindeutig im weiteren Verlauf des Romans. Ab und an ließ sich ein Blick hinter die Fassade werfen.
    Die Leidensgeschichte der Sekretärin ist ein weiterer Handlungsstrang. Sie war dem Psychiater viele Jahre eine wertvolle Stütze, er nahm dies alles gar nicht wahr. Doch auch hier zeigt die Autorin sehr viel Einfühlungsvermögen und verknüpft die Geschichte der beiden.

    Dieser Roman hat mich sehr gut unterhalten, er hat mich überrascht und mich häufig zum nachdenken angeregt. Absolute Leseempfehlung!

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  • 4 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sago, 01.02.2019

    Als Buch bewertet

    Eines vorweg: Indem der Verlag das kleinformatige, nur 155 Seiten währende Büchlein als Roman bezeichnet, tut er der Geschichte Unrecht und weckt falsche Erwartungen. Meiner Meinung nach haben wir es hier mit einer Novelle zu tun, wie sie ab dem 19. Jahrhundert definiert wurde.
    Der namenlose Protagonist, ein 71jähriger Psychiater, praktiziert Ende der 40er Jahre in einem Pariser Vorort noch immer. Am Leben nimmt er wenig Anteil und zählt die noch verbleibenden Therapiegespräche ungeduldig rückwärts. Doch wie es im Ruhestand weitergehen soll, davon hat er keine Vorstellung. Seine Vergangenheit bleibt zu großen Teilen im Dunkeln. Selbst seine Sekretärin Mme Surrugue, die seit Jahrzehnten für ihn arbeitet, ist ihm fremd geblieben. Als Mme Surrugue gegen seinen Willen einer weiteren Patientin, der 38jährigen Agathe, Termine einräumt, wird wie von Zauberhand ein Prozess eingeleitet, der das Leben des Protagonisten von Grund auf auf den Kopf stellt.
    Der dänische Autorin, ebenfalls Psychologin, gelingt das Kunststück, in schwebend-leichten Sätzen Wehmut und Melancholie wachzurufen. Wer wie ich die Geschichte als Novelle liest, wird dies genießen können und sich zum Nachdenken über das Leben anregen lassen. Wer die Tiefgründigkeit und Detailvielfalt eines Romans in der Geschichte sucht, wird sie unweigerlich vermissen müssen.

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  • 4 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Elchi130, 30.01.2019

    Als Buch bewertet

    Ein 71-jähriger Psychiater will in Kürze seine Praxis aufgeben. Er zählt nur noch seine Stunden herunter, wann er endlich in den Ruhestand gehen kann. Da tritt eine beharrliche Patientin in sein Leben – Agathe…
    Dieses Buch ist eine Einladung. Eine Einladung, sich auf das Buch einzulassen, das so klein, zierlich und dünn wirkt und es doch faustdick hinter den Ohren hat.
    Mit poetischen, zum Teil schon fast philosophischen Sätzen hat die Autorin ein kleines Juwel geschaffen, das es zu lesen lohnt. Es kommt so harmlos daher und kaum hat man angefangen, es zu lesen, fängt man auch schon an, sich auseinanderzusetzen. Auseinanderzusetzen mit dem Buch, mit dem Leben allgemein, mit sich selbst. Und das auch noch, nachdem man das Buch bereits beendet hat. Und daher auch meine Ansicht, dass das Buch eine Einladung ist – eine Einladung sich einzulassen: auf das Buch, das Leben und sich selbst.
    Wenn man sich als Leser dann anschaut, wer die Autorin Anne Cathrine Bomann ist, dann wundert einen das auch gar nicht. Denn sie selber ist Psychologin und ihr Freund Philosoph. Also erstaunt es nicht, dass sie so einen philosophischen Roman geschaffen hat, der sich mit den psychologischen Fragen des Lebens – z. B. dem Alt werden und der Einsamkeit – beschäftigt. In der heutigen Zeit verwundert es wohl nur, wie poetisch sie das macht.

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    AnnaMagareta, 27.01.2019

    Als Buch bewertet

    Eine tiefgründige Geschichte, die nachdenklich stimmt

    „Agathe“ ist eine ungewöhnliche Geschichte über das Leben, Veränderungen und Freundschaft von der Autorin Anne Catherine Bormann.

    Ein Psychiater, der kurz vor seinem Ruhestand steht, möchte seine letzten Patiententermine eigentlich nur noch hinter sich bringen und zählt seine letzten Termine. Obwohl er klar angewiesen hat, dass er keine neuen Patienten mehr annehmen möchte, macht seine Sekretärin einen Termin mit Agathe, die manisch-depressiv ist und bisher noch nicht bei ihm war. Durch die Gespräche mit ihr wird ihm bewusst wie einsam er ist und wie leer sein Leben im Laufe der Zeit geworden ist und er beginnt ganz langsam umzudenken.

    Die Handlung des Buches konzentriert sich auf das Wesentliche. Es geht um Agathe und den Psychiater, deren Aufeinandertreffen für beide Veränderungen bedeuten, aber während Agathe die Nähe des Psychiaters suchte, erkennt er erst im Laufe der Treffen seine Fehler und die Notwendigkeit für Neuanfänge.

    Viele der gestellten Fragen haben mich zum Nachdenken angeregt und dazu angehalten diese für mich zu beantworten. Dadurch haben mich die 160 Seiten sehr viel länger beschäftigt als ich ursprünglich vermutet hatte.

    Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm und leicht zu lesen. Die recht kurzen Kapitel eignen sich gut dazu im Anschluss über die Themen, die jedem geläufig sind und denen jeder täglich begegnet, nachzudenken und eigene Schlüsse zu ziehen. Nähe, Freundschaft, Veränderungen, Neuanfänge, Chancen nutzen, dem Leben stets Neues einzuhauchen und aus festgefahrenen Wegen herauszutreten sind nur einige der Botschaften, die die Autorin unterhaltsam und tiefgründig zugleich vermittelt.

    Mir hat das Buch sehr gut gefallen und es wird mich gedanklich noch einige Zeit beschäftigen.

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  • 4 Sterne

    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lia48, 25.02.2019

    Als Buch bewertet

    INHALT:
    Einem 72-jährigen Psychiater bleiben noch fünf Monate bis zum Rentenantritt. Jeden Tag zählt er die noch verbleibende Anzahl an Gesprächen mit seinen Patienten. Eigentlich möchte der Arzt keine neuen Patienten mehr annehmen, doch die manisch-depressive Agathe lässt sich einfach nicht abwimmeln. Durch die Gespräche mit ihr muss der Psychiater plötzlich feststellen, dass auch in seinem Leben nicht alles rund läuft...
    "Eine universelle Geschichte über Nähe und Freundschaft, Liebe und Verbindlichkeit – elegant und zeitlos, voll meditativer Zärtlichkeit und subtilem Humor."


    MEINUNG:
    Wenn man dieses schmale Büchlein in den Händen hält, sieht es erst mal unglaublich hübsch aus.
    Und auch der Inhalt kann sich durchaus sehen lassen:
    In sehr kurzen Kapiteln schildert ein Psychiater aus seiner Perspektive von seinem recht einsamen Privatleben und von seiner Arbeit an den Patienten. Im Mittelpunkt steht dabei seine letzte Patientin Agathe, die ihn irgendwie zu faszinieren scheint.
    Die Sichtweise des Psychiaters habe ich gerne verfolgt und auch ich fand großes Interesse an Agathes Person, wobei ich gerne noch etwas mehr über sie und ihren Alltag erfahren hätte.
    Diverse eingeschobenen Ausschnitte aus Patientenakten und Notizen, machten die Geschichte authentisch und gaben mir als Leserin interessante Hintergrundinformationen, z.B. zur Krankengeschichte von Agathe.
    Ein einfühlsame Schreibstil verleiht der Geschichte etwas Zartes, was ausgezeichnet zum Cover des Buches passt.
    Dadurch, dass die Geschichte sehr kurz ist, sind jedoch einige Dinge etwas schwammig dargestellt. Doch so kann das Buch anschließend noch in einem nachklingen und es bleibt es dem Leser überlassen, den Gedanken noch ein wenig freien Lauf zu lassen. Manchmal sind weniger Worte mehr...

    FAZIT: Ein wunderbares Büchlein für zwischendurch, das zum Nachdenken anregt. Eine Leseempfehlung und 4/5 Sterne!

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Brigitte B., 28.01.2019

    Als Buch bewertet

    ansprechend erzählt - man fliegt durch die Seiten

    Anne Catherine Bomann erzählt die in den 1940ern spielende Geschichte des fast 71jährigen Psychiaters ohne Namen, der in einem Pariser Vorort lebt und praktiziert, zeitlebends funktionierte und sich nun auf seinen Ruhestand freut. Täglich zählt er die bis dahin noch vor ihm liegenden Therapiesitzungen und findet Trost in der stetig schrumpfenden Zahl.
    Jahrzehntelang war er als Psychiater tätig, immer mehr Routine stellte sich ein, genau wie das Gefühl, dass das Leben in seinem Alter nur noch aus Wiederholungen bestehe.
    Dann erobert Agathe einen Therapieplatz für sich, obwohl der Psychiater keine neuen Patienten mehr annehmen möchte. Sie lässt sich einfach nicht abwimmeln, ist überzeugt, dass er der einzige ist, der ihr nach mehreren Aufenthalten in geschlossenen Psychiatrien mit Elektroschocks und weiteren in dieser Zeit üblichen Behandlungen, helfen kann – durch Zuhören, was sie bislang in ihrer Behandlung vermisste. Von ihrer ersten Sitzung an verändert sich das Leben des sonst nur auf seinen Beruf fixierten Psychiaters, der Agatha von Anfang an „gut riechen“ kann und sich immer mehr auf die gemeinsamen Gespräche freut.
    Letztendlich helfen sich beide gegenseitig, über ihr Leben, ihre (Selbst-)Zweifel, die Erwartungen, die sie nicht erfüllt haben und sich deshalb minderwertig fühlten, nachzudenken, zu sprechen und ihrem Leben eine neue Richtung zu geben.

    Die Autorin beschreibt dieses in sehr leisen Tönen und einem ausgesprochen angenehmen Schreibstil; mir gefällt besonders gut, dass keine Anglizismen genutzt wurden, was auch daran liegen könnte, dass die Originalausgabe auf Französich geschrieben wurde.
    Das Buch selber ist kleiner und dünner als ich zunächst erwartet habe, beinhaltet aber soviele schöne, treffende Sätze, über die man nachdenken kann. Das Buch besitzt keinen Schutzumschlag und wirkt durch die Farben- und Motivwahl ein wenig nostalgisch, klassisch. Die Kapitel sind kurz gehalten und beim Lesen fliegt man durch das Buch, mag es gar nicht mehr aus der Hand legen, auch weil es sehr geschickt abwechslungsreich aufbereitet wurde. Erzählende Kapitel wechseln sich mit Krankenhausakten oder Briefen ab, die Charakteren sind von Anfang an sympathisch und wachsen beim Lesen immer mehr ans Herz.

    Insgesamt wurde die ansprechende Geschichte, die sich mit der Angst, auch vor dem Tod, der eigenen Leere, mit Schuldgefühlen und Selbstzweifeln, nicht ausgereicht zu haben, mit dem Gefühl, einsam und lebendig begraben, vom Leben selbst enttäuscht zu sein und der beginnenden Befreiung aus diesem, dem sich selbst und sein Leben wertschätzen, sehr fesselnd erzählt.


    Einige Aussprüche sehr treffend und schön formuliert; viele Details oder Hintergründe werden nicht komplett aufgedeckt, so dass die Geschichte eher zeitlos und allgemeingültig daherkommt und jeder Leser sie nach seinem Empfinden ausschmücken und weiterspinnen kann. Dennoch würde ich diese Erzählung nicht als tiefgründig bezeichnen, denn sie kann zwar beim Lesen nachdenklich stimmen, wirkt aber nicht nach.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sago, 01.02.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Eines vorweg: Indem der Verlag das kleinformatige, nur 155 Seiten währende Büchlein als Roman bezeichnet, tut er der Geschichte Unrecht und weckt falsche Erwartungen. Meiner Meinung nach haben wir es hier mit einer Novelle zu tun, wie sie ab dem 19. Jahrhundert definiert wurde.
    Der namenlose Protagonist, ein 71jähriger Psychiater, praktiziert Ende der 40er Jahre in einem Pariser Vorort noch immer. Am Leben nimmt er wenig Anteil und zählt die noch verbleibenden Therapiegespräche ungeduldig rückwärts. Doch wie es im Ruhestand weitergehen soll, davon hat er keine Vorstellung. Seine Vergangenheit bleibt zu großen Teilen im Dunkeln. Selbst seine Sekretärin Mme Surrugue, die seit Jahrzehnten für ihn arbeitet, ist ihm fremd geblieben. Als Mme Surrugue gegen seinen Willen einer weiteren Patientin, der 38jährigen Agathe, Termine einräumt, wird wie von Zauberhand ein Prozess eingeleitet, der das Leben des Protagonisten von Grund auf auf den Kopf stellt.
    Der dänische Autorin, ebenfalls Psychologin, gelingt das Kunststück, in schwebend-leichten Sätzen Wehmut und Melancholie wachzurufen. Wer wie ich die Geschichte als Novelle liest, wird dies genießen können und sich zum Nachdenken über das Leben anregen lassen. Wer die Tiefgründigkeit und Detailvielfalt eines Romans in der Geschichte sucht, wird sie unweigerlich vermissen müssen.

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  • 4 Sterne

    4 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sagota, 02.02.2019

    Als eBook bewertet

    "Agathe" von der dänischen Autorin Anne Cathrine Bomann erschien (Hardcover, gebunden) 2019 im Hanser Verlag, München und ist eine weitere Ausgabe der Reihe "hanserblau", die sich durch ein edles Cover (es sieht aus wie Leinen) und ein handliches Format auszeichnet.


    Inhalt:

    Fontenay-sous-Bois, Vorort von Paris, Nachkriegsjahre:

    "Ein Psychiater zählt die Tage bis zu seinem Ruhestand. Die Probleme seiner Patienten erscheinen ihm längst banal, ihrem Schmerz steht er hilflos gegenüber. Doch eine letzte Patientin lässt sich nicht abwimmeln. Die Zeit mit Agathe verändert alles für ihn."
    (Quelle: Buchrückentext)

    Meine Meinung:

    Als Leser hat man anfangs den Eindruck, dass der Psychiater ohne Namen (nachfolgend daher im Pronomen genannt) seines Berufs äußerst überdrüssig ist: Er zählt die Sitzungen, die Tage - und ist doch unschlüssig, was er nach der Berentung mit seiner Zeit anfangen solle - ja, er ängstigt sich im Grunde davor - und vor dem Älterwerden.

    Seine Sekretärin, Madame Surrugue, erhält daher die Anweisung, keine neuen Patienten mehr aufzunehmen. Doch eine Patientin - die romantitelgebende Agathe - schafft es doch und der Leser erlebt einige Sequenzen der Sitzungen mit, die IHN aus der Reserve - bzw. hinter dem Diwan schräg sitzend, nach und nach herausholt und IHN, unseren Psychiater, sich mehr und mehr wieder dem Leben zuwendet. Meines Erachtens trägt hierzu eine bedeutende Rolle Madame Surrugue bei, die seit Jahrzehnten seine Administration in Ordnung hält und der sicher nicht entgangen ist, welche negative Veränderung in der Praxis mit dem Psychiater selbst vonstatten ging, denn einst hatte er einen guten Ruf und war sehr engagiert: Daher möchte sich Agathe auch nur von IHM helfen lassen...

    Die kurzen Kapitel fand ich sehr passend; denn zwischen den Zeilen, die in einfacher und schlichter Sprache daherkommen, hat der Leser viele Möglichkeiten der Interpretationsmöglichkeiten. Dies macht den Roman sehr interessant. Allerdings hätten nach meinem Empfingen einige "Leerstellen" - die Vergangenheit des Psychiaters oder Agathe's betreffend, hier gut getan: Andeutungen gab es, aber oftmals keine Erklärungen, das Gelesene besser zu verstehen.

    Die Lösung aus seiner (emotionalen) Erstarrung kommt auch den therapeutischen Sitzungen und damit seinen Patienten zugute: Er engagiert sich wieder und die entwaffnende Ehrlichkeit Agathe's ist wie eine Erweckung aus dem Dämmerschlaf. Allerdings empfand ich auch dies (evtl. wegen des Unwissens, in der uns die Autorin lässt) doch etwas märchenhaft und ein wenig surreal. Dennoch freut man sich mit IHM, wenn am Ende eine aufgehaltene Tür ins Café führt, genauso, wie er es sich wünschte...

    Fazit:

    Eine nachdenklich stimmende Geschichte in schlichter und einfacher Sprache, die diesem Roman einen gewissen Zauber gibt, über das Aufbrechen einer seelischen "Verkrustung" oder Erstarrung - und die Lust auf Nähe, die in jedem Lebensalter für die seelische Gesundheit von Bedeutung ist - mitten hinein bzw. zurück ins Leben! Besonders interessant fand ich persönlich, dass die Autorin ebenfalls Psychologin ist - sich also mit "der Materie Mensch" auskennt. Auf jeden Fall eine Hommage an (positive) Veränderungen, die in jedem Alter möglich sind!

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  • 4 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Christina P., 04.02.2019

    Als Buch bewertet

    Wendepunkt im Leben eines Psychiaters

    Ein alternder Psychiater erwartet sehnsüchtig seinen Ruhestand, einem Countdown gleich zählt er die verbleibenden Sitzungen. Doch gleichzeitig hat er Angst vor der drohenden Einsamkeit, welche ihn erwartet, wie einer Vorstufe zum Tode gleich. Denn im Laufe seines Lebens hat er schleichend den Bezug zu den Menschen verloren.

    "Es war noch nie meine Art gewesen, eine einmal in Gang gesetzte Bewegung zu unterbrechen" (Zitat S. 37)

    Als seine Assistentin gegen seinen Willen Agathe als neue Patientin aufnimmt, gerät der Psychiater dank der beiden Frauen in Situationen, welche sein Leben in neue Bahnen lenken.

    "Wie findet man heraus, wovor man Angst hat?!" - "Meiner Meinung nach (...) beginnt man mit seiner größten Sehnsucht." (Zitat S. 97)

    Die Geschichte wird vom Psychiater selbst erzählt, wodurch man seine Gedanken und Gefühle miterlebt. Auf mich wirkte der Charakter schnell soziophob, was sich u. a. durch Teilnahmslosigkeit und Zynismus äußerste. Der Wandel hin zum Menschen, der sein altes Leben entstaubt und neue Ziele entdeckt, verläuft zunächst subtil. Hierbei ist Agathe einer von mehreren Faktoren, wobei ihr Charakter für meinen Geschmack zu blass bleibt, um den Titel zu rechtfertigen.
    Agathe ist ein Buch ohne wirklich Anfang oder Ende, vielmehr beschreibt es eine Art Wendepunkt im Leben des Psychiaters, ohne eine Erklärung zu liefern, wie der Mann überhaupt in seine Isolation geraten konnte. Das Buch überzeugt durch seine poetische Sprache und regt zum Nachdenken an, kratzt jedoch für meinen Geschmack eher an der Oberfläche als dass es die Personen näher beleuchtet.

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Gabriele V., 30.01.2019

    Als Buch bewertet

    Ein Leben ohne Liebe ist nicht viel wert
    Inhalt:
    Ein alternder Psychiater zählt die Tage bis zu seinem Ruhestand. Bald wird er die Praxis in der Rue des Rosettes für immer hinter sich schließen. Doch eine letzte Patientin lässt sich nicht abwimmeln. Und die Gespräche mit Agathe verändern alles: Neue Freundschaften scheinen plötzlich möglich, neue Wege, neue Zuversicht. Eine universelle Geschichte über Nähe und Freundschaft, Liebe und Verbindlichkeit – elegant und zeitlos, voll meditativer Zärtlichkeit und subtilem Humor.


    Meine Meinung:
    Anne Cathrine Bomanns Schreibstil ist angenehm leicht lesbar. Ich mag die kurzen Kapitel. Ein gelungener Debütroman, teils poetisch, teils philosophisch. Mir hat „Agathe“ sehr gefallen. Ein wirklich ungewöhnliches Buch. Sprachlich ein Juwel.

    Der Hauptprotagonist, ein alternder Psychiater, dessen Namen der Leser bis zum Ende der Geschichte nicht erfährt, erscheint auf den ersten Blick verschroben und kommt ziemlich eigenartig rüber. Er freut sich allem Anschein nach auf seinen Ruhestand und zählt die Patientenzahl herunter. Ich fragte mich unwillkürlich: „Und dann?“ Denn der Psychiater lebt zurückgezogen, ist ein sehr einsamer Mensch, ohne Familie, ohne Freunde. Er lässt keine Nähe zu und sucht auch keine Nähe zu Anderen. Selbst zu seiner Sekretärin, Madame Surrugue, pflegt er ein distanziertes Verhältnis, obwohl sie ihm schon über 35 Jahre treu zur Seite steht. Er weiß nichts von ihr und wünscht es sich wahrscheinlich auch nicht. Und auch zu seinem Nachbarn hat er keinerlei Verbindung, außer dass er die Geräusche aus der Nachbarwohnung registriert.

    Und dann kommt Agathe. Mit dieser neuen Patientin bricht bei unserem Psychiater der Panzer auf., sein Leben wird auf den Kopf gestellt. Agathe ist eine Patientin mit ernsten Problemen, sie hat bereits Schlimmes bei ihren stationären Aufenthalten erlebt. Trotzdem versteht sie es, unserem Psychiater mit ihren Fragen und Antworten einen Spiegel vorzuhalten und Verkrustungen aufzulösen. Übrigens, das Cover mit dem Vogel erklärt sich im Laufe der Geschichte.

    Der wichtigste Satz ist für mich: „Ein Leben ohne Liebe ist nicht viel wert.“

    Fazit: Ein Buch, dessen Inhalt noch lange nachhallt und zum Nachdenken anregt. Mich hat die Geschichte sehr berührt. Daumen hoch. Mein erste Lese-Highlight 2019.

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  • 4 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lilofee, 28.01.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Ein Psychiater, 72 Jahre alt, beschließt seine Praxis
    zu schließen und in den Ruhestand zu gehen.
    Das fällt ihm nicht leicht, denn er lebt sehr isoliert
    und hat keine Freunde. Ein Leben ohne seine Praxis
    kann er sich schwer vorstellen.
    Sein Leben lang hat er sich um andere gekümmert aber
    diese Probleme kommen ihm längst banal daher und er
    steht dem ganzen ziemlich hilflos gegenüber.
    Eines Tages kommt eine neue Patientin in seine Praxis
    und alles wird anders als gedacht.

    Dieses Buch hat praktisch kein Verfallsdatum, es ist
    völlig zeitlos.
    Die Geschichte spielt in den 1940 Jahren in Frankreich
    und zeigt uns einen sehr introvertierten Menschen,
    der keinerlei Lebensfreude mehr hat.
    Kurz vor seinem Ruhestand muss er erkennen, dass er noch nie geliebt
    hat. Er hat die Formel für ein glückliches Dasein noch immer
    nicht gefunden.
    Seine Patienten sind ihm mittlerweile völlig egal, ihre Probleme
    rühren ihn nicht mehr. Vielleicht haben sie es auch nie getan.
    Er weiß, dass er etwas ändern muss, kann sich aber
    nicht so richtig aufraffen.
    Ein Schlüsselerlebnis weckt ihn endlich aus seiner Lähmung und so
    langsam beginnt er mit kleinen Schritten ins gefährliche und doch
    auch so liebenswerte Leben zurück.

    Das Cover ist wunderschön und erweckt Erwartungen die so nicht
    erfüllt werden.
    Es handelt sich hier nicht um eine kleine Liebesgeschichte.

    Die Charaktere sind sehr lebensecht und liebevoll gezeichnet.
    Man kann sich sehr gut in sie hineinversetzen.
    Die Autorin hat einen wunderbaren Schreibstil.
    Sehr realistisch, interessant und detailliert.
    Jeder Satz sitzt, ist ein Erlebnis mit einer sagenhaften Präsenz.
    Sie zeigt, dass die Literatur auf wunderbare Art und Weise die Erfahrungen
    des wirklichen Lebens widerspiegeln kann.
    Es sind die Alltäglichkeiten, die dieses Buch so liebenswert
    machen.
    Ein sehr kluger Roman der einen nachdenklich macht.
    Alt sein heißt nicht, gleich das nun alles im Leben vorbei sein muss.
    Man muss sich nur trauen.
    Das späte Glück oder eine Freundschaft sind durchaus möglich.
    Das ist die Botschaft.
    Dem Charme dieses Buches kann man sich kaum entziehen.
    Einfach Zauberhaft!
    Eine Leseempfehlung.

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  • 5 Sterne

    7 von 13 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Diamondgirl, 30.01.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Obwohl das Buch nach Agathe benannt ist, spielt sie eher eine Nebenrolle in diesem kleinen Büchlein.
    Der Erzähler und gleichzeitig Protagonist dieses Romans ist ein fast 72jähriger Psychologe oder Psychiater. Nach jahrzehntelanger tlw. eintöniger getaner Arbeit ist er eindeutig müde und vor allem geistig erschöpft vom täglichen Geschäft. Er interessiert sich kaum noch für seine Patienten und lässt die Gespräche über sich ergehen, während er die Zahl der noch zu bewältigenden Gespräche akribisch zurück zählt wie einen Countdown. Er hat sich vorgenommen, nach seinem 72. Geburtstag die Praxis zu schließen und in den Ruhestand zu gehen.
    An diesem Punkt betritt Agathe seine Praxis und auch sein Leben. Obwohl er keinen neuen Patienten mehr aufnehmen will setzt sie sich durch und erkämpft sich einen regelmäßigen Platz in seinem Terminkalender.
    Das Buch spielt 1948 in einem Pariser Vorort, was bei der Lektüre zu berücksichtigen ist.
    Man beginnt dieses Buch zu lesen und ist zunächst etwas verwirrt vom Protagonisten der Geschichte, weil man seinen Gedankengängen leicht befremdet gegenüber steht. Es hat erst einmal so gar nichts Angenehmes an sich, wenn man begreift, dass ihn seine Patienten überhaupt nicht mehr berühren. Er be- und verurteilt sie teilweise und hat ganz offenbar auch nicht den Hauch von Lust, ihnen bei ihren Problemen zu helfen. Er ist zutiefst davon überzeugt, es auch gar nicht zu können und in mancher Situation einfach nur hilflos überfordert.
    Warum Agathe überhaupt den Prozess einer Veränderung in ihm anzuwerfen vermag, das bleibt ein Geheimnis dieses Buches. Ist es ihr Parfum oder ihre Verbissenheit bei der Terminplanung, etwas an ihrer äußeren Erscheinung oder Seelenverwandtschaft - man weiß es auch nach der Lektüre nicht. Auf jeden Fall kommt etwas ins Rollen und man erlebt die Veränderung des Erzählers in kleinen, bewegenden Schritten mit.

    Die Sprache dieses Buches ist sehr angenehm zu lesen. Keine extralangen, verschachtelten Sätze, dafür jedoch sehr schöne, fast poetische Sätze. Immer ein klein wenig melancholisch laden sie trotzdem auch ein, die eigenen Gedanken auf den Weg zu schicken. Es ist definitiv ein Buch, das man langsam genießen möchte und nicht verschlingt wie einen Pageturner. Ganz im Gegenteil fiel mir irgendwann auf, dass ich es bewusst langsam las und manches Mal auch zurück blätterte, weil ich eine Stelle noch einmal lesen wollte. Um alles ganz genau mitzubekommen und nichts zu verpassen. Denn dieses Buch bietet reichlich Raum für eigene Spekulationen. Vieles bleibt ungeklärt und auch das Ende passt sich dem an. Es bietet Platz für einige Möglichkeiten, die passieren könnten.
    Obwohl die Geschichte vom Protagonisten erzählt wird sind die übrigen Charaktere sehr gut dargestellt und ausgeformt. So weit das eben geht, wenn man sie nur von jemandem beschrieben bekommt, der sie nur von außen betrachten kann.
    Man hat das Gefühl, dass jeder Satz genau so da steht, wie er stehen muss. Nichts ist zu viel geschrieben sondern auf das Wesentliche fokussiert. Alles Unnötige wird vermieden aber wenn nötig auch eine Kleinigkeit genau beschrieben.
    Es berührt den Leser, ohne auch nur einmal kitschig zu werden. Stattdessen bietet es einige Aha-Effekte dank kleiner, philosophisch anmutender Gedankengänge oder Dialoge. Es handelt auch von Liebe, aber es ist alles andere als ein Liebesroman. Man kann es schlecht beschreiben - man muss es schon lesen...

    Mir hat das Buch wirklich gut gefallen. Obwohl ich mir 100 Seiten mehr gewünscht hätte, die durchaus für weitere Informationen an den neugierigen Leser hätten genutzt werden können.

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  • 5 Sterne

    5 von 9 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Tara, 27.01.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Eine tiefgründige Geschichte, die nachdenklich stimmt

    „Agathe“ ist eine ungewöhnliche Geschichte über das Leben, Veränderungen und Freundschaft von der Autorin Anne Catherine Bormann.

    Ein Psychiater, der kurz vor seinem Ruhestand steht, möchte seine letzten Patiententermine eigentlich nur noch hinter sich bringen und zählt seine letzten Termine. Obwohl er klar angewiesen hat, dass er keine neuen Patienten mehr annehmen möchte, macht seine Sekretärin einen Termin mit Agathe, die manisch-depressiv ist und bisher noch nicht bei ihm war. Durch die Gespräche mit ihr wird ihm bewusst wie einsam er ist und wie leer sein Leben im Laufe der Zeit geworden ist und er beginnt ganz langsam umzudenken.

    Die Handlung des Buches konzentriert sich auf das Wesentliche. Es geht um Agathe und den Psychiater, deren Aufeinandertreffen für beide Veränderungen bedeuten, aber während Agathe die Nähe des Psychiaters suchte, erkennt er erst im Laufe der Treffen seine Fehler und die Notwendigkeit für Neuanfänge.

    Viele der gestellten Fragen haben mich zum Nachdenken angeregt und dazu angehalten diese für mich zu beantworten. Dadurch haben mich die 160 Seiten sehr viel länger beschäftigt als ich ursprünglich vermutet hatte.

    Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm und leicht zu lesen. Die recht kurzen Kapitel eignen sich gut dazu im Anschluss über die Themen, die jedem geläufig sind und denen jeder täglich begegnet, nachzudenken und eigene Schlüsse zu ziehen. Nähe, Freundschaft, Veränderungen, Neuanfänge, Chancen nutzen, dem Leben stets Neues einzuhauchen und aus festgefahrenen Wegen herauszutreten sind nur einige der Botschaften, die die Autorin unterhaltsam und tiefgründig zugleich vermittelt.

    Mir hat das Buch sehr gut gefallen und es wird mich gedanklich noch einige Zeit beschäftigen.

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  • 5 Sterne

    4 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Diamondgirl, 30.01.2019

    Als Buch bewertet

    Klein aber fein!

    Obwohl das Buch nach Agathe benannt ist, spielt sie eher eine Nebenrolle in diesem kleinen Büchlein.
    Der Erzähler und gleichzeitig Protagonist dieses Romans ist ein fast 72jähriger Psychologe oder Psychiater. Nach jahrzehntelanger tlw. eintöniger getaner Arbeit ist er eindeutig müde und vor allem geistig erschöpft vom täglichen Geschäft. Er interessiert sich kaum noch für seine Patienten und lässt die Gespräche über sich ergehen, während er die Zahl der noch zu bewältigenden Gespräche akribisch zurück zählt wie einen Countdown. Er hat sich vorgenommen, nach seinem 72. Geburtstag die Praxis zu schließen und in den Ruhestand zu gehen.
    An diesem Punkt betritt Agathe seine Praxis und auch sein Leben. Obwohl er keinen neuen Patienten mehr aufnehmen will setzt sie sich durch und erkämpft sich einen regelmäßigen Platz in seinem Terminkalender.
    Das Buch spielt 1948 in einem Pariser Vorort, was bei der Lektüre zu berücksichtigen ist.
    Man beginnt dieses Buch zu lesen und ist zunächst etwas verwirrt vom Protagonisten der Geschichte, weil man seinen Gedankengängen leicht befremdet gegenüber steht. Es hat erst einmal so gar nichts Angenehmes an sich, wenn man begreift, dass ihn seine Patienten überhaupt nicht mehr berühren. Er be- und verurteilt sie teilweise und hat ganz offenbar auch nicht den Hauch von Lust, ihnen bei ihren Problemen zu helfen. Er ist zutiefst davon überzeugt, es auch gar nicht zu können und in mancher Situation einfach nur hilflos überfordert.
    Warum Agathe überhaupt den Prozess einer Veränderung in ihm anzuwerfen vermag, das bleibt ein Geheimnis dieses Buches. Ist es ihr Parfum oder ihre Verbissenheit bei der Terminplanung, etwas an ihrer äußeren Erscheinung oder Seelenverwandtschaft - man weiß es auch nach der Lektüre nicht. Auf jeden Fall kommt etwas ins Rollen und man erlebt die Veränderung des Erzählers in kleinen, bewegenden Schritten mit.

    Die Sprache dieses Buches ist sehr angenehm zu lesen. Keine extralangen, verschachtelten Sätze, dafür jedoch sehr schöne, fast poetische Sätze. Immer ein klein wenig melancholisch laden sie trotzdem auch ein, die eigenen Gedanken auf den Weg zu schicken. Es ist definitiv ein Buch, das man langsam genießen möchte und nicht verschlingt wie einen Pageturner. Ganz im Gegenteil fiel mir irgendwann auf, dass ich es bewusst langsam las und manches Mal auch zurück blätterte, weil ich eine Stelle noch einmal lesen wollte. Um alles ganz genau mitzubekommen und nichts zu verpassen. Denn dieses Buch bietet reichlich Raum für eigene Spekulationen. Vieles bleibt ungeklärt und auch das Ende passt sich dem an. Es bietet Platz für einige Möglichkeiten, die passieren könnten.
    Obwohl die Geschichte vom Protagonisten erzählt wird sind die übrigen Charaktere sehr gut dargestellt und ausgeformt. So weit das eben geht, wenn man sie nur von jemandem beschrieben bekommt, der sie nur von außen betrachten kann.
    Man hat das Gefühl, dass jeder Satz genau so da steht, wie er stehen muss. Nichts ist zu viel geschrieben sondern auf das Wesentliche fokussiert. Alles Unnötige wird vermieden aber wenn nötig auch eine Kleinigkeit genau beschrieben.
    Es berührt den Leser, ohne auch nur einmal kitschig zu werden. Stattdessen bietet es einige Aha-Effekte dank kleiner, philosophisch anmutender Gedankengänge oder Dialoge. Es handelt auch von Liebe, aber es ist alles andere als ein Liebesroman. Man kann es schlecht beschreiben - man muss es schon lesen...

    Mir hat das Buch wirklich gut gefallen. Obwohl ich mir 100 Seiten mehr gewünscht hätte, die durchaus für weitere Informationen an den neugierigen Leser hätten genutzt werden können.

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  • 5 Sterne

    Claudia S., 25.02.2019

    Als Buch bewertet

    Jeder sollte seine Agathe finden

    Mit fast 72 Jahren entschließt sich ein Psychiater, seine Arbeiten zu beenden und in den Ruhestand zu gehen. Doch seine Sekretärin nimmt noch eine neue Patientin auf, Agathe. Zunächst ist der Arzt nicht gerade erbaut darüber, doch mit der Zeit merkt er, wie er sich auf die Termine mit Agathe freut …

    Dieses Büchlein verzaubert den Leser auf ganz eigene Art und Weise. So seltsam, wie der bis zum Ende namenlos bleibende Psychiater lebt, denkt und handelt, man muss ihn einfach ins Herz schließen. Auch lebt er in einer Zeit, die nicht einfach war und ist. Würde seine Geschichte in der Gegenwart spielen, würde sie nicht funktionieren. Nur „damals“ war die ganze Konstellation so möglich.

    Wunderbar schildert Anne Cathrine Bomann ein für den Leser erschreckend trauriges Leben, aber auch, dass es nie zu spät ist, Entscheidungen rückgängig zu machen, neu zu starten, die Richtung zu ändern, an sich zu arbeiten. Sehr einfühlsam, aber nicht belehrend, mit ganz viel Gefühl und einer schönen Dosis Humor lässt sie den Leser an Situationen teilhaben, die so oder ähnlich jederzeit in unmittelbarer Nähe geschehen können. Fast kein Aspekt des Lebens wird in dieser kurzen, aber intensiven Geschichte, nicht angeschnitten. Man sollte es nicht glauben, wie viel in so wenigen Worten gesagt werden kann. Wunderschön, intensiv, bewegend und bereichernd – so empfinde ich das Buch.

    Das Thema Liebe spielt hier eine zentrale Rolle, jedoch nicht auf die Weise, die man so kennt. Denn Liebe ist nicht nur eine Sache zwischen einem Mann und einer Frau, sie kann auch zwischen Chef und Angestellter stattfinden – auf einer völlig anderen Ebene, nicht körperlich, nicht sexuell, sondern eben platonisch. Weniger wert ist sie dennoch nicht.

    Die Sprache, die Bomann ihrem Ich-Erzähler gibt, ist sanft und dennoch eindringlich. Die kurzen Kapitel lesen sich sehr gut und geben dem Leser den nötigen Raum, die Eindrücke zu verarbeiten. Wie der Protagonist, so wacht auch der Leser aus einer Art Dornröschenschlaf auf und überdenkt die eine oder andere Einstellung zu sich und dem Leben. Zu verfolgen, wie der Psychiater seine Patienten wieder klarer sieht, mehr Interesse an seiner eigenen Kunst findet und sich dabei selbst rettet, ist einfach zauberhaft.

    Ich habe das Buch nicht aus den Händen legen können und in einem Satz gelesen. Da es nur 156 Seiten hat, mag das einfach erscheinen. Aber die Zeit muss man sich auch erst einmal nehmen, zumal zwischendurch einfach ein wenig Raum und Zeit fürs Sackenlassen sein muss, für die Reflektion und das Genießen der Momente. Manche Bücher verändern die Leser. Für mich gehört „Agathe“ dazu. Ich liebe es! Und deshalb bekommt es von mir fünf Sterne.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Johanna M., 28.01.2019

    Als Buch bewertet

    Klappentext:

    Ein alternder Psychiater zählt die Tage bis zu seinem Ruhestand. Bald wird er die Türen seiner Praxis für immer hinter sich schließen. Doch eine letzte Patientin lässt sich nicht abwimmeln. Und die Gespräche mit Agathe verändern alles: Neue Freundschaften scheinen plötzlich möglich, neue Wege, neue Zuversicht. Eine universelle Geschichte über Nähe und Freundschaft, Liebe und Verbindlichkeit – elegant und zeitlos, voll meditativer Zärtlichkeit und subtilem Humor.

    Cover:

    Ich finde das Cover mehr als gelungen, die Farben sind auf alt gemacht und passen sehr gut zur Story. Die Struktur des Umschlages ist auch ein bisschen rau und passt zu Gesamtbild des Buches welches nicht neu ist. Für mich ein Buch was gut sichbar in mein Regal kommt.

    Schreibstil:

    Der Schreibstil ist eine gute Mischung aus witzigen, liebevollen und sehr ehrlichen Elementen. Ich finde das Zusammenspielen ist da gut gelungen und das Buch hat auch einen poetischen Einschlag.

    Inhalt:

    Zu erst muss ich lobend erwähnen, dass mir die Aufteilung der Kapitel sehr gut gefallen hat. Es sind kurze Kapitel mit dem Blick auf das Wesentliche.
    Es geht um einen älteren Mann, der kurz vor dem Ruhestand ist und die Tage zählt. Bis ihm in seiner Praxis Agathe aufsucht und um Hilfe bittet.
    Er ist Psychiater und willigt nur widerwillig in die Behandlung ein.
    Die Geschichte ist aus der Sicht des Psychiaters geschrieben und man bemerkt wie einsam er ist.
    Ich fand es schön zu lesen, dass er sich langsam öffnet und er selber wieder Mut findet um zu leben. Das kurze Buch ist wie ein stiller Weckruf, der ganz sanft und leise an unsere Tür kloppt und sagt komm und genieß das Leben bevor es zu ende ist.

    Fazit:

    Ein schönes aber auch zu gleich trauriges Buch über einen älteren Menschen, der sehr einsam ist. Welches ja in der heutigen Zeit keineswegs untypisch ist.
    Ich finde es ist ein wichigtes und lesenswertes Buch.
    Für mich eine klare Leseempfehlung, um das Leben ein klein bisschen mehr zu schätzen.
    Ich danke der Lesejury, dass ich bei der schönen Leserunde dabei sein durfte.

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  • 3 Sterne

    Glücksklee, 08.02.2019

    Als Buch bewertet

    Bietet Interpretationsspielraum
    Zum Inhalt: Obwohl er eigentlich schon angefangen hat, die Tage bis zu seinem Ruhestand zu zählen und er eigentlich keine neuen Patienten mehr annehmen möchte, ist eine weitere Patientin fest entschlossen sich nur von ihm behandeln zu lassen. Dabei ahnt er noch nicht, dass diese Patientin auch für ihn einiges verändern wird – ganz plötzlich taut der ältere Herr wieder auf, beginnt sich wieder mehr für sein Umfeld zu interessieren und am Leben teilzunehmen. Zu Beginn des Buches sind ihm seine Patienten mit ihren Problemen eher lästig, zum Ende hin macht es ihm wieder Freude, anderen Menschen bei der Überwindung ihrer Schwierigkeiten zu helfen.
    Mit seinen 160 Seiten ist „Agathe“ ein eher schmales Buch für einen Roman. Und meiner persönlichen Ansicht nach entspricht „Agathe“ auch sonst eher nicht den Merkmalen eines klassischen Romans. Dafür hängen die einzelnen Abschnitte mit ehrlich gesagt zu wenig zusammen. Anne Cathrine Bomann lässt uns in einzelnen Szenen aus dem Leben und der beruflichen Tätigkeit des bis zum Ende des Buches lediglich „der Psychiater“ ist.
    Dabei sind die Szenen und Informationen, die die Autorin ihrer Leserschaft präsentiert, klug gewählt, regen zum Nachdenken an und berühren. Man empfindet Mitleid mit diesem älteren Herren, der sich so von seinem Umfeld zurückgezogen hat und isoliert fühlt. Allerdings kratzen mir viele der Szenen zu sehr an der Oberfläche. Ich hätte mir zum Beispiel mehr Informationen zum Leben des Psychiaters gewünscht, angefangen bei seinem Namen. Es hat sich irgendwie unpersönlich angefühlt, ihn bis zum Ende des Buches nur als den „Psychiater“ bezeichnen zu können.
    Was mir bis zum Ende hin auch nicht ganz klar geworden ist, ist die „Beziehung“, die der Psychiater zu seiner neuen Patientin (Agathe) entwickelt. Es ist eine etwas merkwürdig anmutende Faszination, die ihn da gepackt zu haben scheint.
    Allerdings verfügt Anne Cathrine Bomann über einen sehr anmutigen, wundervollen Schreibstil, der der Geschichte viele Emotionen einhaucht, ganz besonders die melancholischen Momente und bittersüßen Szenen gewinnen unglaublich durch die Wahl der treffenden Worte.
    Zuletzt noch ein Wort zu der wunderschönen Gestaltung des Buches, das anmutet, als wäre es mit Stoff bezogen und im Stil wie ein altmodischer Sofabezug daherkommt. Das Äußere des Buches passt dabei sehr gut zu dem Inhalt und selbst der kleine Spatz auf dem Cover scheint eine Anspielung auf einen Moment in der Handlung zu sein.
    „Agathe“ lässt mir auf der einen Seite ein wenig zu viel Raum für Interpretationen, auf der anderen Seite hat mich die übertriebe Faszination des Psychiaters für seine Patientin Agathe etwas irritiert. Auf der anderen Seite hat mich die Einsamkeit dieses Mannes berührt und der Schreibstil hat mir unglaublich gut gefallen. Daher komme ich in einer Gesamtwertung zu einer Bewertung mit drei Sternen.

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  • 3 Sterne

    Glücksklee, 08.02.2019 bei bewertet

    Als Buch bewertet

    Bietet Interpretationsspielraum
    Zum Inhalt: Obwohl er eigentlich schon angefangen hat, die Tage bis zu seinem Ruhestand zu zählen und er eigentlich keine neuen Patienten mehr annehmen möchte, ist eine weitere Patientin fest entschlossen sich nur von ihm behandeln zu lassen. Dabei ahnt er noch nicht, dass diese Patientin auch für ihn einiges verändern wird – ganz plötzlich taut der ältere Herr wieder auf, beginnt sich wieder mehr für sein Umfeld zu interessieren und am Leben teilzunehmen. Zu Beginn des Buches sind ihm seine Patienten mit ihren Problemen eher lästig, zum Ende hin macht es ihm wieder Freude, anderen Menschen bei der Überwindung ihrer Schwierigkeiten zu helfen.
    Mit seinen 160 Seiten ist „Agathe“ ein eher schmales Buch für einen Roman. Und meiner persönlichen Ansicht nach entspricht „Agathe“ auch sonst eher nicht den Merkmalen eines klassischen Romans. Dafür hängen die einzelnen Abschnitte mit ehrlich gesagt zu wenig zusammen. Anne Cathrine Bomann lässt uns in einzelnen Szenen aus dem Leben und der beruflichen Tätigkeit des bis zum Ende des Buches lediglich „der Psychiater“ ist.
    Dabei sind die Szenen und Informationen, die die Autorin ihrer Leserschaft präsentiert, klug gewählt, regen zum Nachdenken an und berühren. Man empfindet Mitleid mit diesem älteren Herren, der sich so von seinem Umfeld zurückgezogen hat und isoliert fühlt. Allerdings kratzen mir viele der Szenen zu sehr an der Oberfläche. Ich hätte mir zum Beispiel mehr Informationen zum Leben des Psychiaters gewünscht, angefangen bei seinem Namen. Es hat sich irgendwie unpersönlich angefühlt, ihn bis zum Ende des Buches nur als den „Psychiater“ bezeichnen zu können.
    Was mir bis zum Ende hin auch nicht ganz klar geworden ist, ist die „Beziehung“, die der Psychiater zu seiner neuen Patientin (Agathe) entwickelt. Es ist eine etwas merkwürdig anmutende Faszination, die ihn da gepackt zu haben scheint.
    Allerdings verfügt Anne Cathrine Bomann über einen sehr anmutigen, wundervollen Schreibstil, der der Geschichte viele Emotionen einhaucht, ganz besonders die melancholischen Momente und bittersüßen Szenen gewinnen unglaublich durch die Wahl der treffenden Worte.
    Zuletzt noch ein Wort zu der wunderschönen Gestaltung des Buches, das anmutet, als wäre es mit Stoff bezogen und im Stil wie ein altmodischer Sofabezug daherkommt. Das Äußere des Buches passt dabei sehr gut zu dem Inhalt und selbst der kleine Spatz auf dem Cover scheint eine Anspielung auf einen Moment in der Handlung zu sein.
    „Agathe“ lässt mir auf der einen Seite ein wenig zu viel Raum für Interpretationen, auf der anderen Seite hat mich die übertriebe Faszination des Psychiaters für seine Patientin Agathe etwas irritiert. Auf der anderen Seite hat mich die Einsamkeit dieses Mannes berührt und der Schreibstil hat mir unglaublich gut gefallen. Daher komme ich in einer Gesamtwertung zu einer Bewertung mit drei Sternen.

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  • 3 Sterne

    egal, 29.01.2019

    Als Buch bewertet

    Ein bald 72-Jähriger Psychiater will nach Jahrzehnten seine Praxis schließen und zählt einen Countdown. Neue Patienten möchte er eigentlich nicht mehr annehmen und er lehnt daher zunächst auch Agathe ab, die glaubt, dass nur er ihr noch helfen kann. Doch seine Sprechstundenhilfe gibt ihr dann doch einen Termin und setzt damit überraschend etwas in Gang…

    Das kleine, zarte und haptisch wirklich wunderbare Buch hat mich etwas zwiegespalten zurückgelassen. Der poetische, teils sehr bildliche, manchmal fast schon philosophische Schreibstil mit gelegentlich plötzlich aufblitzendem Humor, ist wunderbar gelungen und lädt nach jedem der kurzen Kapitel zum Verweilen ein, um das Gelesene noch einmal zu durchdenken.
    Der namenlose Psychiater scheint in seinen Routinen gefangen und bringt für seine Patienten nicht die erwartete Empathie auf und dann kommt da eine Mittdreißigerin, die er überraschend „gut riechen“ kann…

    Zum Inhalt des Buches kann ich gar nicht viel sagen, um nicht zu viel zu verraten, aber da gab es für mich Licht und Schatten. Sehr schön fand ich die Message des Buches, das es nie zu spät für irgendwas ist (und auch weitere Aspekte in der Richtung haben mir gefallen), die Auseinandersetzung mit den Themen „Altwerden“ und „Einsamkeit“, sowie die Entwicklung des Protagonisten.
    Doch es gab auch Dinge, die mir einfach gefehlt haben. Warum spielt die Geschichte in Frankreich um 1948? Wie konnte der Psychiater durch die Weltkriege praktizieren? Es mag für die Geschichte nicht wichtig sein, aber da dieses Setting gewählt wurde (und es macht auch an einigen Stellen Sinn, dass dieser Zeitraum gewählt wurde), hätte ich dazu einfach wenigstens ein, zwei Sätze erwartet. Ähnlich erging es mir auch an manch anderen Stellen und ich frage mich, ob es tatsächlich immer einfach offen blieb, oder ob die Autorin mich nicht richtig erreichte.

    Aber, und das kann sowohl sehr positiv, als auch weniger gut sein – es ist für mich einfach ein Buch, dass viel Spekulationsspielraum bietet und man gut mit Dritten diskutieren kann, um viele Facetten der Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten. Ich hatte das Glück, dass ich Mitleser hatte, sonst hätte ich das Buch wahrscheinlich relativ schnell nach dem kurzen Lesevergnügen zur Seite gelegt und mir nicht so lange Gedanken gemacht, wie man die Geschichte gedanklich weiterspinnen könnte.

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