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    EvelynM, 19.05.2020

    Als Buch bewertet

    Die geheime Macht der Beute …

    Sehr schnell fällt auf, dass sämtliche Akteure außer Gilles, dem kleinen Bruder des erzählenden Mädchens, namenlos bleiben. Diese Tatsache passt sehr gut zu der Geschichte um ein liebloses Elternhaus, in dem die Mutter völlig untergeht und der Vater ein gewalttätiger, saufender Kerl sich mehr Gedanken um die nächste Jagd als um seine Familie macht. Um Gilles dreht sich das Leben der Ich-Erzählerin, die mit ihm in einer grauen Siedlung am Rande der Stadt und nahe des Waldes aufwächst. Ein traumatisches Erlebnis verändert das Leben der beiden Kinder schlagartig. Während der kleine Gilles in eine Art Schockstarre und Teilnahmslosigkeit fällt, schwört sich das Mädchen, das Lachen ihres Bruders und seine Lebensfreude mit allen Mitteln, die ihr zur Verfügung stehen, zurückzuholen. Dabei steht sie ganz alleine, auf sich selbst zurückgestoßen, denn ihre Mutter fristet als eine Art menschliche Amöbe ein trostloses Leben zwischen Haushalt, Prügel und ihren wenig abwechslungsreichen Kochkünsten. Der Leser/die Leserin könnte die Mutter fast vergessen, wäre da nicht ihre Liebe und Sorge um ihre Ziegen, die sie im Garten des Hauses hält. Dadurch erhält sie etwas Menschlichkeit, die jedoch verblasst, da sie ihren Kindern nicht nur Seite steht. Der Vater … er ist ein von der Jagd besessener, langweiliger, Whiskey trinkender und schlagender Mann, der sich nur durch seine Trophäen im s.g. Zimmer der Kadaver identifiziert. Die schulischen Erfolge seiner Tochter wertet er durch so Aussagen wie „Fantastisch. Wir haben eine Intelligenzbestie in der Familie.“ ab. Im Laufe der Jahre, die sich vor allem auf die Sommer konzentrieren, gewinnt der Vater immer mehr Einfluss auf seinen Sohn und das macht dem Mädchen Angst, bestärkt sie aber trotzdem in ihrem Vorhaben, Gilles und auch sich selbst zu retten. Stets schwebt die Frage „Wird ihr Plan gelingen und kann sie ihren Bruder retten?“ über den Zeilen.

    Alleine wie die Autorin den Zustand von Gilles beschreibt, in dessen Kopf sich „Geschmeiß“ ausbreitet und nur ein „kleines, gallisches Dorf“ Widerstand gegen den Einfluss der Hyäne im Zimmer der Kadaver auflehnt, ist sensationell. Zitat von Seite 72: „Solange dieser Stamm am Leben blieb, war mein kleiner Bruder noch nicht ganz verloren.“ Ihre bildliche Sprache zog mich nicht nur in den Bann, so dass ich durch das Buch geradezu geflogen bin, sondern machte mich atemlos und hinterließ ein unangenehmes Kribbeln im Nacken. Ein ums andere Mal merkte ich meine körperliche Anspannung und mein Bangen mit dem Mädchen, in das ich mich so gut hineinversetzen konnte und mit dem ich mitfühlte und bangte bis zum Schluss des Romans. Das Heranwachsen des Mädchens zeigt sich auch im Erzählstil, der immer erwachsener und auch nüchterner wird. Während der Pubertät, als andere Mädchen sich immer mehr durch Äußerlichkeiten definieren, stellt sie Protagonistin fest: „In meinem genetischen Code waren Zurückhaltung und Anmut hingegen nicht angelegt, so viel stand fest.“ An ihrer Geschwisterliebe hält sie unverbrüchlich fest und geht dabei ihren ganz eigenen Weg.

    Dieses Buch ist gnadenlos, hart, angsteinflößend, grausam, brutal, dabei poetisch, voller Mut und einem Funken Hoffnung und ganz viel Geschwisterliebe. Tierfreunde werden in diesem Buch auf eine harte Probe gestellt.

    Bereits auf der ersten Seite hatte mich Adeline Dieudonné gepackt und in das Buch hineingezogen. „Bei uns zu Hause gab es vier Schlafzimmer. Meines. Das meines Bruders Gilles. Das meiner Eltern. Und das der Kadaver.“ Dieser erste Satz sagt so viel aus, lässt Schlimmes ahnen und zeigt, dass es sich hier keineswegs um einen Wohlfühlroman handelt. Im Laufe des Lesens habe ich einige Post-Ist ins Buch geklebt, da es so viele ergreifende Sätze enthält, dass ich sie am Liebsten alle aufzählen würde.

    „Das wirkliche Leben“ ist nicht immer fair, schon gar nicht einfach und erfordert Opfer. Es ist schwer in Worte zu fassen, wie mich dieses Buch beeindruckt hat. Kein Wunder also, dass es er „Liebling der französischen Buchhändlerinnen“ genannt wird.

    Ich kann das Zitat von Pierre Maury vom „Le Soir“ nur bestätigen: „Dieser Roman ist anders als alles, was sie bisher gelesen haben.“

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  • 5 Sterne

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    Miss.mesmerized, 23.03.2020

    Als Buch bewertet

    Ein Sommerabend ändert alles im Leben eines jungen Mädchens. Eigentlich will sie mit ihrem kleinen Bruder nur beim Eismann eine Leckerei holen, doch der Sahnespender explodiert und beide müssen mitansehen, wie das Gesicht des Mannes hinweggefegt wird. Bei dem 7-jährigen Gilles hinterlässt der Schock tiefe Spuren, erst spricht er gar nicht mehr, dann verändert sich sein ganzes Wesen: aus dem zugewandten, fröhlichen Kind wird ein zurückgezogener, geradezu besessener Junge, der bald schon beginnt, den aufgestauten Frust an Tieren auszulassen. Dies ist sein einziges Ventil, ähnlich wie bei seinem Vater, der seine Frustration regelmäßig an der Mutter abarbeitet. Verzweifelt und einsam muss das Mädchen mitansehen, wie das Grauen ihre Familie übernimmt. Sie sieht nur eine Chance auf Rettung: sie muss eine Zeitmaschine bauen, um an jenen Tag unheilvollen Tag zurückzukehren und ihr Eis ohne Sahne zu bestellen.

    Adeline Dieudonnés Roman geht vom ersten Moment an unter die Haut. Gerade weil sie die Perspektive der jungen, namenlosen Ich-Erzählerin gewählt hat, wirkt deren Schmerz, den diese erleidet, umso stärker. Dass diese Geschichte kein wirkliches Happy-End haben kann, ist offenkundig, es bleiben beim Lesen immer nur die Fragen: wie schlimm wird es kommen, was wird noch geschehen und vor allem: wie soll ein Kind all das ertragen?

    Das tragische Ereignis eines Unglücksfalls wie jenes mit dem Sahnespender genügt eigentlich schon, um sich nachhaltig im Bewusstsein eines Kindes zu verankern. Die posttraumatische Belastungsstörung, die Gilles erlitten hat, bleibt unbehandelt und die Folgen werden von Adeline Dieudonné authentisch wiedergegeben. Die verschiedenen Stadien, die der Junge durchläuft, die seine Persönlichkeit tiefgreifend verändern, werden zwar durch die Augen der nur unwesentlich älteren Schwester geschildert, aber sie ist eine aufmerksame Beobachterin und kann diese passend in Worte fassen.

    Ebenso stark wirkt die häusliche Gewalterfahrung, die die Kinder machen. Es bleiben ihnen nur zwei Rollenbilder: Der Jäger und die Beute, die sich, zudem vom Vater gleichermaßen anschaulich verdeutlicht, in der Tierwelt auch wiederfinden lassen und zunächst keine Alternative oder Ausweg bieten. Es ist unglaublich, über welche Resilienz das Mädchen verfügt und wie es ihr gelingt - zunächst mit dem Ziel eine Zeitmaschine zu bauen, später mit dem größeren Ziel der wissenschaftlichen Erkenntnis – selbst kein destruktives Verhalten, sondern eine innere Stärke und Distanz zu entwickeln. Trotz all der Trostlosigkeit lässt sich so doch ein Funken Hoffnung in der Geschichte finden.

    Es ist kein Buch für Menschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, zu stark würde ich das Leseerlebnis einordnen und ganz sicher davor warnen wollen. Gerade aber auch aus diesem Grund finde ich solche Erzählungen wichtig, denn eine Sache wird ebenfalls transportiert: über viele Jahre bleibt die Gewalt – physisch wie psychisch – unentdeckt, die Kinder wie auch die Mutter entwickeln immer bessere Strategien des Versteckens. Es braucht schon sehr aufmerksame und einfühlsame Menschen in der Umgebung, um diese zu erkennen und eingreifen zu können. An der Figur des Professor zeigt sich jedoch auch, dass manchmal das einfache Dasein, ohne aktives Eingreifen, schon ganz viel bedeuten kann.

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  • 5 Sterne

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    hennie, 04.05.2020

    Als Buch bewertet

    DAS LACHEN DER HYÄNE
    Ich kann es vollkommen nachvollziehen, dass Adeline Dieudonnés Romandebüt in Frankreich so erfolgreich angenommen und mit Preisen überhäuft wurde. Das einzigste, was mich an dem Buch stört, ist die Tatsache, dass es nur 239 Textseiten hat.
    Zum Inhalt:
    Aus der Sicht des namenlosen Mädchens erfolgt die Erzählung über einen ungefähren Zeitraum von fünf Jahren. Zu Beginn ist sie 10 Jahre alt und der kleine Bruder Gilles vier Jahre jünger. Mit ihren Eltern bewohnen sie ein schönes Haus am Waldrand. Rein äußerlich erscheint ihr Leben normal. Doch hinter der Fassade herrscht alles andere als Idylle. Es sind sehr schlimme Verhältnisse, in der die Geschwister aufwachsen.
    Da ist zum einen der gewalttätige, sauffreudige Vater mit seinem rauschhaften Hang zur Jagd und auf der anderen Seite die stoische, duldsame und unscheinbare Mutter, die ihre uneingeschränkte Gunst nur den Haustieren widmet! Das Mädchen nennt sie die Amöbe.
    Mit dem schrecklichen Unfall des Eismannes, der vor den Augen der beiden Kinder geschieht, erlischt die Lebensfreude des kleinen Jungen. Sein herzliches „Milchzahnlachen“ verstummt und nur seine Schwester kämpft für ihn. Sie will die Zeit überlisten, eine Zeitmaschine bauen und tut alles in ihrer kindlichen Auffassung dafür. Mit großem Eifer und mit immer stärker werdenden Selbstbewußtsein beginnt sie Wissen in sich aufzusaugen, auch noch, nachdem sie von einer vermeintlich Verbündeten schwer enttäuscht wird. Die Zeit vergeht und wendet sich gegen das Mädchen. Ihr Bruder nimmt die brutalen Verhaltensmuster des Vaters an und sie erregt immer öfter die Aufmerksamkeit des Vaters, der seine Wutausbrüche nicht mehr nur gegen die Mutter wendet. Die Katastrophe kündigt sich an...
    Meine Meinung:
    Von Beginn an spürt man das Bedrohliche, das Düstere. Die Geschichte fesselt mich von der ersten Seite an. Ich bin sehr beeindruckt von der Schreibweise und der Erzählung aus der Sichtweise des Mädchens. Ich fühlte mich in ihre Gefühlswelt vollkommen hineingezogen. Wie ein roter Faden zieht sich die ausgestopfte Hyäne aus dem furchteinflößenden Trophäenzimmer des Vaters durch ihre Vorstellung. Sie ist regelrecht davon angefixt und verbindet das Tier mit dem Bruder und seiner negativen Entwicklung, seiner sichtbaren Wesensänderung seit dem Unglück.
    In einer wunderbaren, klaren und einfachen Sprache wird die dramatische Familiensituation plastisch und nachvollziehbar dargestellt. Die Erzählweise erfolgt sehr eindringlich, ohne Schönfärberei, sehr authentisch und ließ bei mir ein ums andere Mal Bilder im Kopf entstehen, die sicher noch lange nachwirken werden. Dabei drückt sich die Autorin hin und wieder in einer poetischen Art und Weise aus, die ich bei dem erdrückenden Thema der häuslichen Gewalt so nicht erwartet hatte. Also: Die Macht der Sprache haut mich wirklich um. Viele einprägsame Sätze habe ich in meine Zitatensammlung aufgenommen.
    Ihre Stärke, die psychische Widerstandskraft des Mädchens, ihre Fähigkeit sich in schwierigsten Familiensituationen zu behaupten, sich nicht verbiegen zu lassen, wird eindrucksvoll über den gesamten Roman beschrieben. Sie ist die Hauptperson, aber am Ende geht sie trotzdem nicht als Siegerin hervor. Es gibt keine Gewinner! Wie erwartet eskaliert die Situation in der Familie schließlich aufs Äußerste. Die Gewalt wird mit Gewalt beantwortet. Übrig bleiben drei Menschen, die mit ihrem weiteren Leben klarkommen müssen. Es endet hoffnungsvoll, aber läßt offen, ob und wie sie es schaffen werden.
    Das Monster, die Hyäne wurde besiegt.

    Fazit:
    „Das wirkliche Leben" ist eine Geschichte, die betroffen macht und mich nachdenklich zurückließ. Es ist ein wichtiges Buch und macht aufmerksam auf gewalttätige Situationen in Familien, die leider aktuell und tatsächlich Alltag sind. Es erhält von mir das Prädikat "besonders wertvoll"!
    Ich kann die Lektüre allen empfehlen und bewerte dieses außergewöhnliche Buch mit fünf von fünf Sternen und bedenke es zusätzlich mit vielen Herzchen.

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  • 5 Sterne

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    Feliz, 27.03.2020

    Als Buch bewertet

    Das Cover hat mich auf den ersten Blick ehrlich gesagt nicht so wirklich angesprochen, weil der pinke Hase auf dem hellen Hintergrund zwar auffällt, aber das Buch dadurch vielleicht ein wenig so wirkt wie viele französische Romane. Nach dem Lesen allerdings erscheint mir die Wahl außerordentlich passend, ohne zuviel Preis geben zu wollen.

    Die Geschichte klingt erstmal gar nicht so eindrucksvoll, reißt einen dann aber doch ab der ersten Seite mit: Ein zehnjähriges Mädchen lebt mit ihrem kleinen Bruder Gilles und ihren Eltern in einer Reihenhaussiedlung. Zwar leben sie im größten und hellsten Haus der Siedlung, doch das Leben des Mädchens ist von Gewalt und der Dominanz des Vaters geprägt. Dieser liebt neben Fernsehen und Whiskey vor allem die Jagd und hat ein ganzes Zimmer voller Trophäen, von einem Elefantenstoßzahn bis zu einer ausgestopften Hyäne ist alles dabei. Doch wenn er nicht jagen kann, lässt er seine Wut und seinen Frust an seiner Familie, besonders an seiner Frau aus, sodass das Mädchen versuchen muss, ihren kleinen Bruder vor der Gewalt zu Hause zu schützen. Häufig zieht es die beiden im Sommer vor allem auf einen Autoschrottplatz und zum Eiswagen, wo sie für wenigen Augenblicke die Hitze genießen können. Doch ausgerechnet dort ereignet sich eines Tages eine Tragödie, die Gilles sein Lachen raubt. Von da an versucht das Mädchen mit unerschütterlichem Ehrgeiz und Zuversicht ihren Bruder zu retten, während sie selbst immer mehr in den Blick des Vaters gerät.

    Ich habe schon die Leseprobe verschlungen und war ziemlich beeindruckt von dem Schreibstil, aber ich hätte trotzdem nicht damit gerechnet, dass mich das Buch so sehr begeistern würde. Der Schreibstil ist ungewöhnlich, sehr präzise und kühl für das Thema des Buches, aber dennoch mitreißend, dass man nur so durch die Seiten fliegt. Das Buch wird aus der Sicht des namenlosen Mädchens erzählt, sodass besonders die Gewalt durch den Vater und das traumatische Erlebnis, das sowohl sie, vor allem aber ihren Bruder Gilles nachhaltig beeinflusst, eindringlich geschildert werden. Gerade diese Schilderungen sind es vermutlich auch, die das Buch so außergewöhnlich machen. Das Mädchen lässt ihre eigenen Gefühle eher selten und zumeist nur im Bezug auf ihren Bruder zu und erkennen, schildert aber ihr Umfeld sehr genau und detailliert. Schon in jungen Jahren erkennt sie genau, welche Strategien ihre Mutter anwendet, um der Gewalt des Vaters zu begegnen und dass sie nicht so werden will. Neben dem Schreibstil ist auch interessant, dass die Autorin Namen als Stilmittel benutzt, weder die Mutter, die als Amöbe bezeichnet wird, noch der Vater oder die Nachbarn werden mit ihren Vornamen benannt, sondern erhalten Bezeichnungen, die ihren Charakter oder ihr Aussehen beschreiben, lediglich Kinder oder erwachsene Helferfiguren, wie der Physiklehrer des Mädchens erhalten einen Namen und somit eine differenzierteren Charakter, der nicht aus einer einzigen Zuschreibung besteht.

    Ich kann gar nicht so genau beschreiben, was mich an dem Buch so sehr gefesselt hat, dass ich es innerhalb weniger Stunde komplett durchgelesen habe, vermutlich ist es ein Zusammenspiel aus fast schon morbider Faszination für die Abläufe im Haus des Mädchens und ein Funken Hoffnung, dass es ihr irgendwann besser gehen wird. Man wünscht sich, dass sie ihren Intellekt, ihre Begabung für Physik und ihren unbedingten Willen dazu nutzen kann, aus der lieblosen Umgebung zu fliehen und ihren Bruder zu retten, während man sich gleichzeitig vor dem Ende fürchtet.

    Alles in allem habe ich schon lange kein Buch mehr gelesen, dass mich ab der ersten Minute derart gefesselt und in den Bann gezogen hat, dazu trägt auch der außergewöhnliche, eher sachliche Schreibstil bei, der es dennoch hervorragend schafft, einen auch emotional in seinen Bann zu ziehen. Zudem werden die Protagonisten auch ohne Namen zu unvergesslichen Figuren, für die man sich mehr wünscht als das Leben, das sie im Moment führen.

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    Webervogel, 02.05.2020

    Als Buch bewertet

    Wilder Ritt in bedrohlicher Atmosphäre

    Adeline Dieudonné hat in „Das wirkliche Leben“ eine namenlose Heldin erschaffen, die ich nicht so schnell vergessen werde. Das Mädchen ist zu Beginn des Romans erst 10 Jahre alt. Sie wohnt mit ihren Eltern, ihrem vier Jahre jüngeren Bruder Gilles und einigen Haustieren in einem Einfamilienhaus in einer grauen Siedlung. Von außen mag alles normal wirken, doch der Schein trügt: Der Vater, ein passionierter Trophäenjäger, tyrannisiert seine Familie und verprügelt seine Frau. Deren einziges Glück scheinen die Tiere zu sein; die beiden Kinder bleiben weitestgehend sich selbst überlassen. Das Mädchen liebt seinen kleinen Bruder sehr, doch dann passiert etwas, das ihn von ihr wegtreibt. Gegen alle Widerstände beginnt die Protagonistin, um Gilles zu kämpfen.

    Die Belgierin Dieudonné erzählt die brutalen Geschehnisse knapp und präzise aus Sicht ihrer einsamen, zerbrechlichen und doch starken Heldin. Der nur 240 Seiten umfassende Roman deckt dabei die sich zuspitzenden Ereignisse von vier oder fünf Jahren ab. Es gibt durchaus auch ein paar ruhigere Passagen, doch insgesamt liest sich die Coming-of-Age-Geschichte wie eine Hetzjagd: Die unterschwellige Bedrohung, der das Mädchen in seinem Zuhause von Anfang an ausgesetzt ist, ist omnipräsent – und nimmt mehr und mehr zu. Die Ich-Erzählerin bleibt stets wachsam, was sich auf mich als Leserin komplett übertragen hat und mich zunehmend nervös werden ließ. Und obwohl das Ganze sehr packend erzählt ist, musste ich „Das wirkliche Leben“ ab und an beiseitelegen, weil ich es stellenweise kaum ertragen konnte – doch gleichzeitig wollte ich diese ungewöhnliche Protagonistin, die mehr schultert, als es irgendeine Heranwachsende sollte, nicht alleine lassen. „Das wirkliche Leben“ geht unter die Haut. Letztlich ist es kein Roman über vernachlässigte Kinder in einem dysfunktionalen Elternhaus, sondern die Geschichte eines atemlosen Kampfes um eine Zukunft, für ein besseres Leben; für den Menschen, den man liebt. Ein verstörender Roman, der gleichzeitig Hoffnung macht.

    Ich habe dieses Buch als Rezensionsexemplar erhalten.

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    Martin S., 01.06.2020

    Als Buch bewertet

    Der Geist der Hyäne

    Ein zehnjähriges Mädchen lebt mit ihrer vierköpfigen Familie in einem schmucklosen und einfachen Haus am Waldrand. Der Alltag ist von Tristesse und Angst geprägt, da der Vater in immer wiederkehrenden Momenten der Gewalt freien Lauf lässt, die die willenlose und ihrem Schicksal ergebende Mutter zu erdulden hat. Das Mädchen und ihr jüngerer Bruder Gilles halten in der schwierigen Situation zusammen, was sich aber nach einem Trauma-tischen Vorfall ändert. Das Mädchen kämpft um ihren Bruder, scheint ihn aber immer mehr und mehr an ihren Vater zu verlieren.
    "Das wirkliche Leben" ist ein beeindruckendes Debüt der französischen Autorin Adeline Dieudonne, das aus meiner Sicht zu Recht mit bisher 14 Literaturpreisen ausgezeichnet wurde. Adeline Dieudonne erzählt die ergreifende Geschichte in einem markanten und auf den Punkt gebrachten Schreibstil, der mich in die Welt der tapferen Hauptprotagonistin entführte. Hier gibt es für das zehnjährige Mädchen keine Zuneigung oder gar Liebe, ihr einziger Rettungsanker ist ihr Bruder, und als sie auch ihn noch droht zu verlieren, nimmt sie ihr Leben selber in die Hand, um nicht in der Opferrolle ihrer Mutter zu verfallen. Ihr leidenschaftlicher und zunächst hoffnungsloser Kampf wird fesselnd beschrieben und ich litt mit der mir sympathischen und sicherlich auch bewundernswerten Protagonistin. Das Buch ließ mich nicht los und konnte mich auch mit dem dramatischen Finale voll und ganz überzeugen.
    Insgesamt ist "Das wirkliche Leben" ein aus meiner Sicht packender und absolut lesenswerter Roman, der in der Heimat der Autorin bereits einen entsprechenden Erfolg feiern konnte. Aufgrund der vielen guten Bewertungen, die das Buch hierzulande erlangt, sollte ihm eine entsprechende und wohlverdiente Aufmerksamkeit sicher sein. Ich empfehle den Roman auf alle Fälle sehr gerne weiter und bewerte ihn eines meiner diesjährigen Lesehighlights mit den vollen fünf von fünf Sternen.

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  • 5 Sterne

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    Siegfried S., 31.03.2020

    Als Buch bewertet

    Ein Geschwisterpaar - der Junge sechs und das Mädchen zehn Jahre - wollen sich, wie an jedem Abend im Sommer, beim Eismann ein Eis kaufen, als sich vor ihren Augen ein Drama abspielt. Keiner nimmt sich der traumatisierten Kinder an, nur das Mädchen kümmert sich rührend um seinen kleineren Bruder, schafft es aber nicht, ihn wieder zum Lachen zu bekommen. Sein Wesen verändert sich, er beginnt, seine Wut an Tieren auszulassen. Sie kann nichts dagegen tun, erkennt aber sehr genau die Lage. Sie beginnt, sich stark für Physik zu interessieren, damit sie irgendwann in der Lage ist, eine Zeitreise anzutreten, um dieses verstörende Ereignis ungeschehen zu machen. Die Mutter, eine Amöbe, hat große Angst vor dem Vater, der gerne und brutal zuschlägt.

    In den nächsten Jahren erleben wir, wie das Mädchen immer intelligenter und stärker wird, was sie vor ihrem Vater zu verstecken sucht. Der Junge geht mit seinem Vater zur Jagd und lernt Schießen. Die männlichen Familienmitglieder haben das Sagen und die weiblichen dürfen nur gehorchen. Doch das Mädchen ist schlau, überspringt sogar eine Klasse und eignet sich großes Wissen an. Sie erlebt ihre erste Liebe, dann kommt das Unheil in Form ihres brutalen Vaters auf sie zu ....

    Das beeindruckende Buch ist in einer sehr lebendigen Sprache geschrieben, die Autorin versteht es, alles sehr bildlich mit Vergleichen zu beschreiben. Sie beschreibt die Entwicklung eines Mädchens zu einer starken, ungewöhnlichen Persönlichkeit, die auf keinen Fall so wie ihre Eltern werden will. Sie ist auf der Suche nach Liebe und findet in ihrer Familie doch nur Gleichgültigkeit und Hass, was zu einem brutalen und gewalttätigen Ende führt.

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    Ecinev, 24.05.2020

    Als Buch bewertet

    Ein wirklich starker Debutroman einer jungen Autorin. Erzählt aus Sicht eines anfangs 10-jährigen Mädchens in einer ganz normalen Reihenhaussiedlung. Sie liebt ihren jüngeren Bruder Gilles und beschützt ihn vor dem gewalttätigen Vater.

    Die Mutter hat Angst vor ihrem Mann der außer der Jagd nur seinen Whiskey und Fernsehen mag. Ein tragisches Ereignis im Sommer verändert alles. Das Mädchen sucht nach jemanden der sie in den Arm nimmt und die Welt wieder geraderückt. Der Bruder verändert sich zusehends. Er spricht nicht mehr und verbringt viel Zeit in dem Zimmer in dem der Vater seine Jagdtrophäen aufbewahrt.

    Das Mädchen hat den sehnlichsten Wunsch eine Zeitmaschine zu bauen und die Zeit zurück zu drehen. Sie entwickelt einen starken Ehrgeiz für alles Naturwissenschaftliche. Etwas Normalität findet sie bei einem älteren Professor. Um die vor dem Vater geheimgehaltenen Stunden zu bezahlen, geht sie Babysitten bei einer jungen Familie in der Siedlung.

    Als sie bemerkt das sie älter wird, fürchtet sie sich vor den Ausbrüchen des Vaters und fühlt sich zu dem Familienvater hingezogen.

    Der Schreibstil ist schnörkellos und doch gewaltig. Man kann sich gut in die Gemütslage des Mädchens hineinversetzen und ist geschockt von dem Familienleben.

    Das Cover ist verwirrend und erinnert mit dem springenden Hasen eher an ein anderes bekanntes Buch. Auf jeden Fall ist es ein Hingucker und absolut lesenswert.

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  • 4 Sterne

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    M.M., 06.06.2020

    Als Buch bewertet

    Seit einigen Monaten scheint es, als würden mich Bücher über mißbrauchte Kinder regelrecht von sich aus suchen. So auch der Debütroman von Adeline Dieudonné, "Das wirkliche Leben".

    Es ist kein sexueller Mißbrauch, der hier geschieht. Doch Mißbrauch ist so vielfältig wie das Leben selbst. In diesem Buch mißbraucht ein Ehemann und Vater seine Ehefrau und seine Kinder, damit er sich selbst gut fühlt und seine Gewaltbereitschaft sowie sein Frust ein Ventil haben.

    "Bei uns zu Hause gab es vier Schlafzimmer. Meines. Das meines Bruders Gilles. Das meiner Eltern. Und das der Kadaver." So ist der Einstieg in diesen Roman. Die Protagonistin erzählt rückwirkend über das schwierige Familienleben in dem Haus ihrer Eltern in der Reihenhaussiedlung.

    Ihren Vater beschreibt sie sehr anschaulich. Vor meinem inneren Auge entstand ein großer und massiger Mann, der sich als Alleinherrscher fühlte und seine Abende vorm TV-Gerät mit viel Alkohol verbrachte. Seine einzige Leidenschaft war die Jagd - vor allem das Großwild hat es ihm angetan. Das Trophäenzimmer welches die Kinder nicht betreten durften, in dem auch der Stoßzahn eines Elefanten lag, zeugte von seinen Erfolgen. Doch irgendwo in diesem Monster war auch eine zarte Seite. Manchmal legte er eine Schallplatte auf, hörte ein ganz bestimmtes Lied und heulte wie ein kleines Kind. Der Quäler hatte auch eine gequälte Seite. Leider erfahren wir bis zum Schluss nicht, was es mit diesem Lied auf sich hat. Seine Familie hielt er sich zu seiner Bequemlichkeit. Seine Frau, seine Kinder hatte ihm das Leben angenehm zu gestalten. Jederzeit, auch wenn er nicht anwesend war, stand er drohend über seiner Frau und den Kindern. Die Mutter wird Amöbe genannt. Jemand der nie richtig anwesend war, jedoch immer bereit, die Gewalt ihres Ehemannes zu ertragen, wenn er seine Wut ausleben wollte. Und das kommt recht oft vor, zeigte sich schon Tage im voraus. Wie ein Schatten ihrer selbst geht sie durch den Alltag. Nur ihre Ziegen im Garten hauchen ihr Leben ein. Dort fühlt sie sich, ist lebendig.

    Die beiden Kinder stehen wie ein geparktes Auto zwischen allem. Sie sind da, spielen im Leben der Erwachsenen jedoch eine untergeordnete Rolle. Sie durften mal gerade eben den Raum ausfüllen, der noch übrig blieb.

    Ein Unglück, das beide Kinder ansehen und durchleben mussten, brachte die Veränderung. Da die Eltern unfähig waren ihren Kindern Trost zu spenden, ihnen zur Seite zu stehen, übernahm die Schwester die Rolle von Vater und Mutter gleichzeitig. Sie nahm ihr eigenes Leben, als auch das ihres kleinen Bruders in ihre Hände weil sie erkennen musste, dass nur sie etwas zum Guten verändern könnte. Es war auch eine Sache des eigenen Überlebens. Doch wenn die Eltern so versagen, sind die Möglichkeiten eines jungen Mädchens begrenzt. Bei dem Unglück schien nicht nur der nette Eisverkäufer gestorben zu sein, sondern auch die Seele ihres kleinen Bruders. Seine Seele starb bei Anblick der Explosion, wogegen die Seele der Mutter schon eine lange Zeit zuvor unter den ewigen Schlägen und verbalen Mißhandlungen ihres Ehemannes verkümmerte, bis nichts mehr davon übrig war. Beide scheinen gleichermaßen leblos zu funktionieren.

    Es ist schon eine sehr seltsame Familie, die uns die Autorin da präsentiert. An seinem Sohn bekam der übermächtige Vater erst ab dem Moment Interesse, als ihn dieser zu seinen Schießübungen begleiten konnte. Nach einiger Zeit war der Sohn treffsicherer als der Vater. Und als Leser erwartet man nach etwa 3/4 des Buches auf den großen Knall in dieser eigenartigen Familie.

    Für mich bleibt die Frage, ist diese Familie tatsächlich ein Einzelfall? Da ich mich in letzter Zeit - angeregt durch einen Tatsachenbericht - mit Kindes/mißhandlung/ mißbrauch befasse, komme ich immer mehr zur Überzeugung, dass es mehr solcher schwierigen Familienverhältnisse gibt, als ich mir je vorstellen konnte. Dieser Roman beschreibt lediglich eine Art von Mißbrauch, der jedoch in vielen Facetten daherkommen kann.

    Weshalb ich dann doch ein 3/4 Sternchen abzog liegt daran, dass es für mich hie und da eine Länge gibt, Dinge zwar kurz angesprochen, aber von der Autorin nicht weiter verfolgt wurden.

    Auf jeden Fall ist dies ein lesenswerter Roman.

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    Michel P., 01.04.2020

    Als Buch bewertet

    Wahrhaft sensationell
    "Das wirkliche Leben" von Autorin Adeline Dieudonné ist mit vielen Vorschusslorbeeren auf meinen Nachttisch gelandet. Und es blieb dort nur einen Abend bzw. eine sehr lange Nacht lang. Dieses Buch verschlägt einem regelrecht den Atem und so habe ich es am Stück verschlungen.
    So brutal, erbarmungslos und offen, wie die Autorin über das trostlose Leben der jungen Protagonistin schreibt, ist der Roman Seite für Seite einfach nur mitreißend, bemerkenswert und emotional.
    Tragödie und Hoffnung liegen hier nah beieinander. Man taucht in dieses Schicksal regelrecht ein. Bangt und hofft mit der Heldin, dass die wenigen Lichtblicke die immer größer werdenen Schatten besiegen oder zumindest in Schach halten können. Ob dies gelingt, wird wohl jeder Leser für sich selbst bei der Lektüre feststellen müssen bzw. dürfen.
    Auch der Schreibstil der Autorin, der so kraftvoll und einnehmend ist, überzeugt von der ersten bis zur letzten Zeile. Den Namen der Autorin werde ich so schnell sicher nicht vergessen und hoffentlich überzeugen mich weitere Bücher ebenso wie dieses.
    Ein sehr spezielles Buch, das es überaus lohnt zu lesen. Daher eine klare Leseempfehlung!

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    Benne, 03.05.2020

    Als Buch bewertet

    Schmerzhaftes, einmaliges Buch

    Dies ist das Buch der Stunde, welches sich noch unter dem Radar bewegt und gerade aus diesem Grund sich einer großen Beliebtheit erfreuen wird. Nicht wirklich ein Geheimtipp, aber auch noch kein Bestseller in Deutschland.

    „Das wirkliche Leben“ ist Angst, Mut, Verzweiflung und Stärke in einem. Ein Buch, welches Intensität versprüht, sobald man es öffnet. Es ist die Geschichte einer dysfunktionalen Familie und mittendrin befindet sich ein Mädchen, welches darin aufwächst. Man darf nicht zu viel über den Inhalt verraten, da das Buch seine komplette Wirkung erst bei einem unvoreingenommenen Leser entfalten kann.

    Beachtenswert ist die Tatsache, dass es am Ende viel spannender ist als angenommen. Dieudonné weiß den Leser über 239 Seiten hinweg mit einem immersiven Schreibstil zu fesseln und ihn zu einem Begleiter des namenlosen Mädchens zu machen, der aus der Geschichte selbst nach dem Zuklappen der Buchdeckel nicht mehr fliehen kann.

    Es macht den Leser sprachlos, es macht traurig. Dennoch ist man begeistert von dem Mädchen, welches für seine Träume eintritt und ihre Meinungen verteidigt!

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  • 5 Sterne

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    Sara G., 22.05.2020

    Als Buch bewertet

    Das Cover dieses Buches hat mich direkt angesprochen, zum Glück, denn dieses Buch hat mich nachhaltig begeistert und sehr bewegt!

    Der Schreibstil lässt sich sehr flüssig lesen. Als Leser kann man sich perfekt in das kleine Mädchen hineinversetzen und erlebt die Geschichte somit hautnah.
    Die ganze Geschichte ist aus der Sicht eines kleinen Mädchens geschrieben, ihren Namen erfahren wir nicht. Ihr Vater ist ein wahrer Tyrann, der der Familie das Leben zur Hölle macht. Die Mutter hat sich ihrem Schicksal gefügt und lässt alles über sich ergehen. Das kleine Mädchen hat nur ihren Bruder, bis dieser plötzlich anfängt die Wesenszüge ihres Vaters zu übernehmen. Nun ist das kleine Mädchen auf sich allein gestellt. Sie weiß, dass sie niemals so enden möchte und beschließt sich selbst zu helfen, denn in ihrer Familie interessiert sich niemand für sie. Sie soll unauffällig bleiben und sich, wie ihre Mutter, ihrem Schicksal fügen. Doch das kleine Mädchen beschließt zu kämpfen.

    Ein wirklich beeindruckendes Buch.

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  • 4 Sterne

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    Lena, 06.05.2020

    Als Buch bewertet

    Die namenlose Ich-Erzählerin, die zehn Jahre alt ist, lebt zusammen mit ihrem drei Jahre jüngeren Bruder bei ihren Eltern am Waldrand einer Reihenhaussiedlung. Der Vater ist ein jähzorniger Patriarch, der seine Familie seelisch und körperlich misshandelt. Während seine Ehefrau überwiegend die Schläge abbekommt, leben die Kinder in permanenter Angst, Auslöser eines Wutanfalls ihres Vaters zu sein. Das einzige, was das Mädchen aufrecht erhält, ist das Lachen ihres Bruders, den sie unbedingt schützen möchte.

    Als die beiden Geschwister eines Sommers Augenzeugen eines schrecklichen Unfalls in einem Eiswagen werden, macht sich das Mädchen schwerwiegend Vorwürfe, da er während ihrer Bestellung passiert ist. Gilles ist traumatisiert, spricht nicht mehr, wendet sich von seiner Schwester ab. Das Mädchen hat von nun an nur noch ein Ziel: Sie möchte in die Vergangenheit reisen, den Unfall verhindern und das Lachen ihres Bruders wieder herstellen. Nur auf diese Weise erträgt sie den Alltag, den es durch die Zeitreise bald nicht mehr in dieser Form geben wird. Enttäuscht davon, das eine Reise in die Vergangenheit wie in dem Film "Zurück in die Zukunft" nicht so einfach möglich ist, stürzt sich das wissbegierige und intelligente Mädchen auf die Naturwissenschaften, während Gilles seinem Vater über die Jahre hinweg immer ähnlicher wird.

    "Das wirkliche Leben" ist eine tragische, brutale Familiengeschichte. Geschildert aus der Ich-Perspektive eines unschuldigen Mädchens ist der Roman besonders eindringlich und geht zu Herzen. Zu Beginn, als das Mädchen noch träumt, etwas an ihrer Situation ändern zu können, ist die Stimmung noch hoffnungsvoll, auch wenn man als Leser entsetzt ist, wie abfällig das junge Mädchen über ihren gewalttätigen Vater, aber auch ihre passive Mutter denkt, die sie nur als "Amöbe" bezeichnet. Die Stimmung kippt, als das Mädchen erkennt, dass sie die Zeit nicht so einfach zurückdrehen kann. Sie fühlt sich daraufhin nicht nur von ihren Eltern ungeliebt, sondern auch von ihrem Bruder verlassen. Ihr Weg erscheint aussichtslos und vorgezeichnet. Wie sollen Kinder, die in so einer Atmosphäre von Angst und Gewalt aufwachsen, als Erwachsene eine reelle Chance haben? Der Bruder zeigt schon in jungen Jahren erste Anzeichen dafür, dass auch die Zukunft nicht veränderbar erscheint. Trotz aller Tristesse entfaltet der Roman eine Sogwirkung, da man als Leser auf einen Ausweg aus der Misere hofft - denn wie lange können Schläge vor Nachbarn, Mitschülern und (Nachhilfe)lehrern im Verborgenen bleiben? "Das wirkliche Leben" erzählt ein Familiendrama, eindringlich und ungeschönt. Das Ende des Romans ist zum Verlauf der Geschichte passend und wirkt authentisch, schenkt jedoch wenig Hoffnung, wenn am Ende nur eine Botschaft bleibt: Gewalt erzeugt Gegengewalt.

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    brauneye29, 22.03.2020

    Als Buch bewertet

    Zum Inhalt:
    Oberflächlich scheint in der Reihenhaussiedlung alles ganz normal zu sein, aber hinter den verschlossenen Türen ist alles anders als es scheint. Ein 10 jähriges Mädchen, dass alles für ihren kleinen Bruder tut, eine Mutter, die Angst hat, ein Vater, der eigentlich nur TV, Alkohol und die Jagd liebt und vorallem eins ist: brutal.
    Meine Meinung:
    Man kann nur hoffen, dass dieses wahre Leben nur für wenige Menschen das wahre Leben ist. Das Buch ist brutal offen und zeigt extreme Situationen, denen man selbst nicht ausgesetzt sein möchte. Um so schlimmer zu lesen, wie manche Frauen und Kinder Situationen ausgesetzt sind, denen sie nicht ausgesetzt werden sollten. Mit sehr klarer und offener Sprache wird eine Geschichte erzähkt, die wirklich lesenswert und empfehlenswert ist. Eine Geschichte, die gerührt und aufrüttelt.
    Fazit:
    Gewaltig

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  • 4 Sterne

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    Gisela E., 23.07.2020

    Als Buch bewertet

    Völlig unerwartete, verstörende Geschichte

    In einer gesichtslosen Reihenhaussiedlung wohnt ein zehnjähriges Mädchen mit seiner Familie. Besonders kümmert es sich um seinen kleinen Bruder Gilles, denn sonst tut das niemand: Der Vater liebt vor allem den Rausch der Jagd, ansonsten seinen Fernseher und Whisky, die Mutter ist fast ausschließlich damit beschäftigt, unscheinbar zu sein, damit der Vater sie nicht verprügelt. Als beide Kinder eine traumatische Situation erleben, bleiben sie mit ihrem Schrecken allein. Das Mädchen will dem Bruder unbedingt sein Lachen wieder zurückbringen…

    Diese Geschichte kommt bereits auf den ersten Seiten mit einer Wucht daher, die sich kaum aushalten lässt. Das Mädchen erhält nie einen Namen in dieser Geschichte, dafür aber ist es eine Heldin und Kämpferin wie kein anderer in dieser Erzählung. Ist es zunächst die Mutter, die als Punchingball für die Launen des Vaters herhalten muss, geschieht dies später auch mit dem Mädchen selbst, auf eine Art und Weise, die mich sprachlos hinterlassen hat. Wobei die Erwachsenen in diesem Buch fast allesamt schlecht dabei wegkommen, auf die eine oder andere Weise. Hier gerät m.E. die Geschichte zu sehr schwarz-weiß. Und dennoch ist die Erzählung beklemmend und verstörend, sie bringt das wichtige Thema häusliche Gewalt auf einen erschütternden Höhepunkt.

    Dieses Buch mit dieser völlig unerwarteten, verstörenden Geschichte und einem äußerst wichtigen Thema empfehle ich sehr gerne weiter und vergebe 4 von 5 Sternen.

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