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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Xana, 28.11.2023

    "Die sieben Monde des Maali Almeida" erzählt die Geschichte von Maali, einem schwulen Kriegsfotografen mit Hang zu Glücksspiel und Untreue. Maali hat für zahlreiche Auftraggeber Fotos von schrecklichen Dingen gemacht und sich dabei selbst in Gefahr gebracht. Nun ist er tot und soll ins Licht gehen – aber Maali wäre nicht Maali, wenn er nicht versuchen würde, seinen eigenen Tod aufzuklären und seine Fotos zum Schluss doch noch zu veröffentlichen.

    Das Buch hat zweifellos ein besonderes Setting, das es so nicht oft gibt. Wir erfahren alle Geschehnisse aus der Sicht von Maalis Geist, der auf seine eigene verschrobene Weise sympathisch und hin und wieder etwas widerlich ist. Was jedoch noch viel widerlicher ist, ist der Bürgerkrieg in Sri Lanka. Die Wirren, das Foltern, die Morde, das viele sinnlose Leid sind nicht einfach zu ertragen und machen das Buch sicher nicht zu einem Wohlfühlroman. Wer sich jedoch auf eine schwierige Story einlassen möchte, wird von dem Leben nach dem Tod vielleicht noch etwas lernen können.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    abookatnight, 20.11.2023

    Ich muss sagen, dass mich das Buch postiv überrascht hat. Zwar war ich aufgrund des Klappentextes etc. schon sehr neugierig, hätte aber nicht gedacht, dass es mir gerade vom Schreibstil her so gut gefällt.
    Es gibt einige Stellen, die ich so treffend und auf den Punkt gebracht finde, die mich zum Nachdenken oder aber auch zum Grinsen gebracht haben.
    Ich mochte die Art wie die Geschichte erzählt und geschrieben ist total (an der Stelle empfele ich auf alle Fälle mal in die Leseprobe zu schauen).
    Besonders gelungen finde ich auch das Glossar, das im gleichen "Stil" (Humor) verfasst ist.
    Leider finde ich nur das die Handlung unter dem wirklich tollen Konzept und der eben so positiv erwähnten Sprache etwas gelitten hat.
    Die Themen sind komplex, wichtig, kontrovers und teilweise aktueller den je. Ich hätte mir da darum manchmal noch etwas mehr gewünscht, denn lange lange passiert nicht wirklich was und wir treten auf der Stelle. Nichtsdestotrotz überzeugt das Buch im Gesamten.
    Ich glaube, dass jeder an vielen Stellen etwas anderes hinein interpretiert und auch etwas anderes mitnehmen kann. Das Buch isst so besonders und vielseitig bunt wie das Cover, da dürfte jeder etwas für sich und den eigenen Geschmack finden, sei es Philosophisches, Gesellschaftskritisches oder Poitisches. Selbst wenn man nur spannende Unterhaltung will, all das kann einnem das Buch geben, wenn man sich darauf einlassen kann.

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  • 3 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Thomas S., 29.11.2023

    Anspruchsvoll..

    Laut Covertext geht es in dem Buch um Sri Lanka, das Leben nach dem Tod und über das Menschsein inmitten von Krieg und Gewalt. Und das ist auch so, aber das alles ist ein bisschen viel auf einmal. Vielleicht hätte der Autor seinen Fokus etwas enger fassen sollen.
    So ist die Lektüre komplett verwirrend und das Ganze äußerst schwierig zu lesen, ich war mehrmals kurz davor aufzugeben und das Buch aus der Hand zu legen. Ich habe "durchgehalten" und frage mich nun, was mir von der Geschichte im Gedächtnis bleiben wird: Letztlich wahrscheinlich ein gewachsenes Verständnis der Zerrissenheit Sri Lankas, mit all den Konflikten zwischen Singhalesen und Tamilen und den wechselseitigen Grausamkeiten, die beide Seiten jeweils aneinander verüben. Die eigentliche Geschichte und die Hauptperson werde ich vermutlich schnell vergessen.
    Fazit: Ich war mit diesem Buch überfordert.

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  • 5 Sterne

    MrsAmy, 02.12.2023

    Sri Lanka in den 1980er Jahren. Der kleine Inselstaat ist Heimat zahlreicher verschiedener Ethnien und ein schrecklicher Bürgerkrieg tobt in dem Land. Massaker an der ganz normalen Bevölkerung und die Entfernung unbequemer Mitmenschen sind an der Tagesordnung, scheinbar niemand ist sicher. In dieser Zeit voller Unsicherheiten hat es sich Maali Almeida zur Aufgabe gemacht, das Grauen des Krieges, die täglichen Misshandlungen und die Akteure dahinter mit der Kamera einzufangen. Er ist vielleicht kein meisterhafter Fotograf, aber er hat nicht nur das Glück, immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, sondern auch ein untrügliches Gespür für den richtigen Winkel und die richtige Entfernung. Seine Auftraggeber sind zahlreich und gehören den verschiedensten Interessenvertretungen an. Sein Job ist gefährlich, doch Almeida denkt, dass ihm nichts passieren kann. Doch dann ist er eines Tages tot und steht in der Halle der Geister. Nur sieben Monde (Tage) hat er nun Zeit, noch als Geist auf der Erde zu wandeln, wenn er nicht von schauderhaften Dämonen gefressen werden will. Almeida will seine Mörder finden, noch wichtiger aber ist ihm, einen Karton mit Fotos von ihm zu retten und der Welt zu zeigen. Doch kann ihm das gelingen?

    „Die sieben Monde des Maali Almeida“ ist nicht nur ein außergewöhnlicher Roman des Schriftstellers Shehan Karunatilaka, sondern auch Gewinner der Booker Prize 2022. Das 532 Seiten starke Buch entführt den Leser mitten hinein in das Sri Lanka der 1980er Jahre. Wer sich noch nie mit der Geschichte Sri Lankas beschäftigt hat, wird es nach diesem Roman definitiv tun. Zahlreiche verschiedene Gruppierungen und Ethnien versuchen ihre Interessen in den Vordergrund zu spielen und das einzige legitime Mittel dafür scheint Gewalt zu sein. Was man in diesem Buch erfährt scheint unglaublich aber dennoch wahr zu sein. Doch bevor man richtig in die Geschehnisse eintaucht, steht man erst einmal mit Almeida in einer riesigen Halle, in die alle Toten direkt nach ihrem Ableben kommen. Dabei erlebt man das Geschehen aus einer sehr ungewöhnlichen Perspektive. Hier wird als Erzählform die 2. Person Singular gewählt, mit der man zuerst einmal warm werden muss. Zugegeben, das dauert ein Stück, doch schon bald hat man sich daran gewöhnt und taucht tief in die Handlung ein. Almeida werden sieben Tage (Monde) eingeräumt, die er als Geist noch auf der Erde verbringen kann. Dann muss er zurückkehren und ins Licht gehen, wenn er nicht als endlos dahinstreunender Geist, bedroht von finsteren Dämonen, enden will. Und so macht sich Almeida, der sich nicht an die Umstände seines Todes erinnern kann auf, seine Mörder zu finden und seine besten Bilder, die er in einem Karton unter einem Bett aufbewahrt, zu retten, um der Öffentlichkeit die Augen zu öffnen. Eine wichtige Rolle spielen dabei seine beiden engsten Vertrauen, seine beste Freundin Jaki und sein Geliebter DD, den er jedoch mit zahlreichen und bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit anderen hübschen Männern betrogen hat. Den Almeida ist nicht nur ein begnadeter Fotograf, sondern auch schwul und zudem Glücksspieler. Eine brisante Mischung und beim Lesen kommt einen nicht selten der Gedanke, dass sein ganzes Leben einem Glückspiel glich.
    Almeida kann als Toter auf den Winden reisen, die ihn dorthin tragen, wo sein Name gesprochen wird. Und so reist auch der Leser mal mehr mal weniger rasant, von einem Akteur zum anderen. Die Handlung ist sehr komplex und die Akteure zahlreich und doch gelingt es dem Autor, seinen Roman so zu gestalten, dass man nicht den Überblick verliert und gemeinsam mit Almeida auf den verschiedenen Winden dahingleitet und so nicht nur einen Eindruck von Almeidas Leben bekommt, sondern vor allem auch dem Land, in dem dieser faszinierende Roman spielt. Und so ist es ein Roman für all jene, die offen gegenüber Literatur mit fantastischen Elementen sind, und die tief eintauchen wollen, in eine Zeit und Kultur, die uns nur wenig bekannt ist. Die bereit sind, sich auch in die Abgründe der menschlichen Existenz zu wagen und die ein sehr nachhaltiges Leseerlebnis suchen.

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  • 5 Sterne

    ninchenpinchen, 13.12.2023

    Sri Lanka Roulette

    Dieser gewaltige Roman kommt anfangs sehr befremdlich daher. Ist doch der normale Sterbliche nicht gewohnt, vom Jenseits zu lesen. Von langen Schlangen an Schaltern in der Anderswelt, von weiß bekittelten Helfern, von Dämonen, Hellsehern und Flüsterern. Von Bürokratie und Gehirnwäsche – auch drüben. Siehe dazu S. 26: „Sir, verschwinden wir von hier. Hier warten nur Gehirnwäsche und Bürokratie. So wie in jedem anderen Gebäude dieses Unterdrückerstaats.“

    Es gibt Geister verschiedenster Kategorien: Ghouls, Selbstmörder und sogar tote Tiere, die sprechen können. Und, wie bei uns auch, gibt es Helfer und Steine-in-den-Weg-Leger und ganz viel dazwischen. S. 374: „Du fragst dich, wer Dr. Ranee ins Ohr flüstert und wer ihrem Flüsterer und wie viele unserer Gedanken eigentlich das Geflüster anderer Leute sind.“ (Dr. Ranee gehört zu den Helfern im Jenseits.) Und wieder einmal hat Dr. Ranee recht: „Es geht hier draußen nicht um Gut gegen Böse. Es geht um zahlreiche Abstufungen des Schlechten, um einen Wettstreit diverser Sündergrüppchen.“ S. 380.

    „Für Atmende sind Geister so unsichtbar wie Schuld, Schwerkraft, Strom und Gedanken. Tausende verborgene Hände lenken ein jedes Leben.“ S. 476.

    Der Erzähler hier in unserem preisgekrönten Roman ist Malinda Albert Kabalana, geboren 1955, ermordet 1990. Vom wem er ermordet wurde, das weiß er nicht. Aber er wüsste es gern. Außerdem möchte er posthum die zahlreichen Fotos, die er – der Profi-Fotograf – geschossen hat, veröffentlicht sehen. Am besten in der Galerie „The Lionel Wendt“ in Colombo, die vom wohlmeinenden Clarantha de Mel dirigiert wird. Vorhanden sind auch hier verschiedenste Kategorien von Fotos: von Leichen, von Folteropfern, von Massakern – aber auch schöne Lichtbilder seiner beiden Liebsten DD und Jaki. Und von außergewöhnlichen Tieren, z. B. vom Schuppentier.

    Das Gefährliche an diesen Fotos ist, dass verschiedene „Bestien“ aus Politik und Militär das nun gar nicht mögen, zumal es ihre hoch kriminellen Machenschaften bloßstellen würde. So jagen sie mit vereinten Kräften den Fotos hinterher und natürlich auch den Negativen. Vor Mord, Totschlag und Folter scheuen sie nie zurück. Aber haben sie Maali Almeida auch umgebracht – oder umbringen lassen? Und wie kann Maali Almeida aus dem Jenseits verhindern, dass die Fotos in falsche Hände geraten? Jedenfalls die, die er nicht schon zu Lebzeiten an verschiedene Organisationen und Presseagenturen verkauft hat?

    Über die Korruption im Land wird viel zitiert, z. B. auf Seite 334: „In einem Land, in dem die halbe Bevölkerung sich kein Telefon im Haus leisten kann, hat der Minister eins im Auto.“ Oder, wie der getötete Journalist auf Seite 443 erzählte: „Selbst, wenn das Land tief in den Schulden steckt, selbst wenn Kriege eskalieren, Fluten die Ernte ertränken und Dürren die Saat verdorren lassen, selbst wenn die Wirtschaft abschmiert und die Inflation davongaloppiert, bleibt im Haushalt immer noch Platz, um jeden Minister mit drei Luxuskarossen auszustatten.“

    Viele Namen, viele Organisationen in Sri Lanka und in anderen Ländern lassen den Leser manchmal ratlos zurück und gelegentlich hilft auch das Register der Lebenden und der Toten, samt Stadtplan, am Schluss nicht weiter. Zu vielschichtig ist die Handlung und zu unübersichtlich. Aber gelegentlich auch witzig: „Ich habe mir gedacht, die Reinkarnation ist billiger als die Geschlechtsumwandlung.“ So spricht eine verhinderte Dragqueen zu unserem Erzähler auf Seite 396.

    Sieben Monde hat er Zeit, der Erzähler und das ist nicht viel, denn die Monde wechseln täglich. Nicht so, wie bei uns. Dann, am Ende, kann er entscheiden, ob er ins Licht gehen möchte oder vielleicht dorthin, wohin er am meisten gehört.

    Fazit: Den Booker Prize 2022 hat er redlich verdient, Respekt, Mr. Shehan Karunatilaka. Ausgezeichnete, sehr ungewöhnliche Literatur über das Jenseits und Diesseits. Und etliche Weisheiten daraus können wir uns dauerhaft auf unsere Fahne schreiben.

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  • 5 Sterne

    LaNasBuchclub, 12.12.2023

    Das Leben nach dem Tod ist keine einfache Angelegenheit. Das muss auch Maali Almeida schmerzlich erkennen, nachdem er sich frisch ermordet und ohne jede Erinnerung im Chaos des überlaufenen Vorzimmers zur Nachwelt wiederfindet. Im bürgerkriegsgebeutelten Sri Lanka Anfang der Neunzigerjahre ist Maali nur eine von unzähligen Seelen, die vor die Entscheidung gestellt werden ihr altes Leben loszulassen, oder das Land, das ihnen so viel Unrecht angetan hat, als Geist heimzusuchen. Doch wie kann er diese Entscheidung zu treffen, ohne zu wissen, was er als Maali in dieser Welt zurücklässt? Er muss herausfinden wer ihn ermordet hat und warum, ehe seine Seele sich einem neuen Weg zuwenden kann. Leider hat er sich als schwuler Kriegsfotograf und Spielsüchtiger nur allzu viele Feinde gemacht, die Liste der Verdächtigen ist also lang und ihm bleiben nur sieben Monde Zeit, um die Zwischenwelt hinter sich zu lassen.
    Shehan Karunatilaka hat mit seinem Roman „Die sieben Monde des Maali Almeida“ sein erzählerisches Können auf ganz außergewöhnliche Weise in Form gebracht. Zu Anfang war ich etwas unsicher ob mir die Geschichte zusagt, beginnt sie mit einem doch sehr konfusen und überwältigenden ersten Kapitel, aber Seite für Seite hat mich der Autor mit seiner komplexen und schillernden Version einer Nachwelt eingenommen. Auf enorm kreative Weise verknüpft er buddhistische, hinduistische und andere Glaubensvorstellungen mit einer beinahe komischen bürokratischen Struktur die genauso greifbar, wie unbegreiflich wirkt.
    Erzählt wird das Ganze in der 2. Person, man kann also sagen Maali erzählt sich selbst seine eigene Geschichte und wir dürfen ihm dabei zuhören. Das ist zuweilen etwas irritierend, aber wenn man sich auf die Erzählperspektive einlassen kann, wird es ganz schnell zu einer besonderen Leseerfahrung.
    Der Protagonist beschreibt dabei eine ausgesprochen düstere Welt, die er zurückgelassen hat, in der Leichen in Seen entsorgt werden und Folter zur Tagesordnung gehört, in der es nichts Ungewöhnliches ist, wenn Menschen einfach verschwinden und Korruption den Alltag bestimmt. Dennoch gelingt es Karunatilaka trotz der Schwere der Thematik und den vielen düsteren Szenen die Geschichte mit sardonischem Witz und Sensibilität in eine leichtere Ebene zu heben.
    Fairerweise muss man sagen, dass „Die sieben Monde des Maali Almeida“ kein Buch für Zwischendurch ist. Es fordert Zeit, Geduld und ungeteilte Aufmerksamkeit, aber wer Willens ist dran zu bleiben, wird mit einem tollen Ende der Reise belohnt. Für mich gehört das Buch zu den außergewöhnlichsten Romanen, die ich dieses Jahr gelesen habe.

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  • 5 Sterne

    SofieW, 06.12.2023

    aktualisiert am 06.12.2023

    Ein Leben, neu erforscht aus der Zwischenwelt, mitten im Bürgerkrieg des eigenen Landes

    Anfang der 1990er Jahre, in Sri Lanka wütet ein Bürgerkrieg, bereits seit 1983. Und er wird noch fast weitere 20 Jahre dauern, bis 2009, ohne das für die Tamilen angestrebte Ergebnis, die Unabhängigkeit von den Singhalesen, zu erreichen. An die 100000 Tote werden am Ende das schreckliche Fazit dieser Horrorjahre sein und im Nachhinein gesehen, allzu genau hat die Welt bei diesem Konflikt nicht hingeschaut. Dieses Buch, das den Booker Prize 2022 erhalten hat, wird dies ändern, mit einer Geschichte, die dafür einen ganz eigenen ungewöhnlichen Weg geht. Besonders in jeder Weise ist hier einfach alles.
    Als der Fotografen Maali Almeida zu sich kommt, findet er sich in einer Zwischenwelt wieder. Hier landet man, wenn man gestorben ist, um sich für das endgültige Jenseits zu registrieren. Aber die Frage nach der Art seines Ablebens kann er nicht beantworten und so hat er nun ganze sieben Monde sprich Tage Zeit, um quasi zu ermitteln, wer ihn, so sieht es zumindest aus, ermordet hat. Da ist viel zu tun, den Almeida war sowohl in seinem privaten Bereich als auch in seinen beruflichen Ambitionen ziemlich umtriebig, mit sehr ambivalenten Ergebnissen bzgl. dem, was man als gut, sympathisch oder eben als das Gegenteil werten könnte. Das Glücksspiel war eines seiner Leidenschaften und mit der Treue zu seinem Freund nahm er es auch nicht immer so genau. Und dann war da natürlich sein Leben als Fotograf, in dem er sehr engagiert versucht hat, es einzufangen, das Grauen des Krieges, die unsäglichen Verbrechen, vielfach gesteuert von den mächtigen Cliquen und politischen Drahtziehern in seinem Land. Und diese Bilder, seine Bilder, sind Beweise. Man kann sich vorstellen, das diese 'geisterhafte' Suche nach Antworten auf eine ganz andere Weise vonstatten geht und ganz anderen Regeln und Gesetzen folgt. Und trotzdem oder vielleicht auch gerade deshalb ist dieses Buch so lebendig, wild, voller Wendungen, intensiv und von kaum aushaltbarer Wahrheit über diese Zeit.
    Es ist auf jeden Fall ein Ereignis der außerordentlichen Art, sich dieser Geschichte anzunehmen und sie macht es einem, gerade in der Phase des Einlesens nicht immer leicht. Aber wer 'mehr' sucht, hier wird er es finden, auf so vielfältige Weise, das es manchmal schon weh tut.

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  • 5 Sterne

    Lesehexe, 28.11.2023

    Ein äußerst empfehlenswerter Roman mit viel Input über Sri Lanka

    „Die sieben Monde des Maali Almeida“ von Shehan Karunatilaka beschreibt die Bemühung des Titelhelden in jenen sieben Tagen die Umstände seines eigenen Todes herauszufinden. Die Handlung spielt in Sri Lanka, wo Bürgerkrieg herrscht. Unter dessen Todesopfern befindet sich auch Maali Almeida. Der spielsüchtige Fotograf erwacht verwirrt an einem fremden Ort. Obwohl ihm schnell bewusst ist, dass er tot sein muss, ist der Weg ins Jenseits nicht so einfach, denn zuerst muss er Fragen und Untersuchungen in einer Art Einwanderungsbehörde überstehen. Unwissend darüber, wie er gestorben ist, bleiben ihm jene sieben Tage, um den Grund für seinen Tod in Erfahrung zu bringen.

    Geschrieben in der zweiten Person Singular gelingt es Shehan Karanutilaka ausgenommen gut, eine außergewöhnliche Idee und eine schwierige Thematik, mit einer besonderen Herangehensweise umzusetzen. Der Schreibstil liest sich sehr flüssig und strotzt vor Sarkasmus und Galgenhumor, was das Ganze zu einem unterhaltsamen Leseerlebnis macht. Die Charaktere und deren Gefühlsleben gestaltet der Autor faszinierend. Besonders deren Emotionalität und Schwermut im Kontext zu den Wirren des Bürgerkrieges. Die Leser*innen erfahren viel über das Land Sri Lanka und dessen Geschichte, was das Buch umso wertvoller macht. Neben der Geschichte von Maali Almeida zeigt der Autor ein erschreckendes Bild des Bürgerkriegs, eine bedrohliche Zerrissenheit der verschiedenen Bevölkerungsgruppen und eine bösartige Korruption in der Politik. Zwischendurch erfährt man zudem einiges über die vielfältige Mythenwelt des Landes.

    Alles in Allem hat mir dieser außergewöhnliche Roman sehr gut gefallen. Die Handlung wird sicherlich noch lange in mir nachklingen und hat mich sehr bewegt. Besonders geflasht bin ich immer noch von dem wunderschön gestalteten Cover. Vom mir eine absolute Leseempfehlung!

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  • 4 Sterne

    LindaRabbit, 01.01.2024

    Sri Lanka - der Mord des gutaussehenden Maali

    "Warum sind verblendete Männer immer so heiß auf Jungfrauen?" Wiederholst Du eine von DD's dämlichen Theorien und schiebst die Pointe gleich nach "Weil eine Jungfrau nicht beurteilen kann, wie schlecht Du im Bett bist!"
    DD ist der Lieblingsmensch von Maali Almeida und natürlich haben sie es als schwule, gutaussehende Jungs nicht so sehr mit Mädels, zumindest nicht im Bett . Aber Maali hat es auch nicht mit der Religion...

    Maali Almeida will eigentlich nicht aufwachen, denn er steckt in einem Alptraum fest und er denkt, er hat eine halluzinierende Pille eingeworfen. Nur, der Alptraum scheint Realität zu sein und Maali ist tot. Doch in der Wartehalle zur Ohruntersuchung wird er mit seltsamen Geschöpfen konfrontiert. Ihm wird gesagt, er hätte jetzt sieben Monde bevor er in die Ewigkeit (ins Licht) einfährt ... Sieben Monde gleich sieben Tage.

    Maali Almeida, der seinen Namen wechselte als der Vater die Kleinfamilie verließ. Da wollte Maali den Namen des Vaters nicht mehr tragen... Er wächst in Colombo auf und seine Mutter ist eine Burgher (ethnische Gruppe mit Vorfahren aus Europa und Sri Lanka, also Eurasier). Dieser gerade Mitte Dreißigjährige sinniert über sein bisheriges Leben... und er will rausbekommen, wer ihn getötet hat. Denn er hat noch eine Mission zu erledigen...
    Shehan Karunatilaka manövriert uns Lesende in eine besondere Welt zwischen Leben und Tod. Menschen, die Maali früher mal als politisch Aktive und dann Getötete erlebte, tauchen nun als Geister wieder auf....er führt mit ihnen Gespräche... und lernt über die neue Welt, in der er sich jetzt befindet (auch mit den Hierarchien).

    Geschrieben in der zweiten Person Singular distanziert sich der Autor ein wenig von seinem Text (Maali Almeidas Erzählungen werden aus der 'Du' – Perspektive beschrieben). Diese Distanzierung wird aber wieder durch seinen wirklich ganz eigenen Humor wettgemacht...

    Das Buch von Shehan Karunatilaka ist genauso ein Kunst- und Lesegenuss wie z.B. das Buch 'Shalimar der Narr' von Salman Rushdie...hier zur politischen Gewaltkultur in Sri Lanka, dort zur ebenso gewaltsamen Politkultur im Kaschmir; humorvoll, detailliert, raffiniert, mit interessanten literarischen Kniffs und einem Augen öffnenden Text über das Land Sri Lanka. So sollte Literatur sein – bunt, außergewöhnlich und mit einer Prise scharfen politischen Deutungshumor über das eigene Heimatland. Und in der Tat erinnert mich die Schreibe von Shehan Karunatilaka an Salman Rushdie, den gleichen Wortwitz, Humor und schräge Bezeichnungen.
    Der Sri Lanker Shehan gibt uns aber auch einen besonderen Einblick in das Leben vor Ort (1983 und in den 90er Jahren herrschten massive Probleme mit den Tamil Tigers, die als Terroristen bezeichnet wurden offiziell). Heute seien die Probleme behoben...

    Im Epigraph steht: Nur zwei Götter sind der Verehrung wert – der Zufall und die Elektrizität. Allein dieser Einstieg zeigt - Shehan Karunatilaka ist mit einem gesegnetem Humor versehen. Dieser Shehan Karunatilaka (1975 im Süden Sri Lankas geboren) mit Lebenserfahrungen in Colombo, der Hauptstadt, in Neuseeland, London, Amsterdam und Singapur, bringt einiges mit:
    Vielfältig talentiert, schreibt er Rocksongs, Drehbücher, Reiseliteratur (mit Veröffentlichungen in The Guardian, Newsweek, Rolling Stone, GQ und National Geographic). Man sagt, er sei eine der wichtigsten Stimmen Sri Lankas für Literatur.
    Für seinen Debütroman Chinaman (2010) erhielt er den Commonwealth Prize. 'Die sieben Monde des Maali Almeida', sein zweiter Roman, erhielt 2022 den Booker Prize. Der Roman ist durchaus sehr anspruchsvoll, doch zu Recht ausgezeichnet, da durch Einblicke in das Leben vor Ort, Humor und Schreibweise mehr als überzeugend.

    Der Umschlag für dieses Buch ist sehr bunt und mit einer dämonischen Zeichnung versehen, ebenfalls ist das Buch in pink gefärbt mit orangenen Innenseiten und blau türkisen Klappenseiten. Es ist bunt, so bunt wie ein Sari und die unglaubliche Farbvielfalt wie sie an der Bekleidung von indischen (Srilankischen?) Frauen zu sehen ist...Der indische Subkontinent (Indien, Sri Lanka, Pakistan) ist wohl der bunteste Teil der Welt...
    544 Seiten, übersetzt von Hannes Meyer, 30, - Euro, im Rowohlt Verlag

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  • 5 Sterne

    yellowdog, 28.12.2023

    Ein energiegeladener Text

    Der preisgekrönte Roman Die sieben Monde des Maali Almeida ist ein aufregendes Buch. Zum einen, weil es den Leser in die achtziger Jahre nach Sri Lanka führt. Es ist die Zeit des Bürgerkriegs zwischen der tamilischen Minderheit und der singhalesischen Mehrheit in Sri Lanka.
    Eine fremde Welt für mich. Zwar gibt einen der Autor Shehan Karunatilaka Hilfestellungen, welche Gruppen zu der Zeit, welche Interessen in Sr Lanka verfolgten, dennoch ist es schwer, immer zu folgen. Manchmal muss man sich daher trieben lassen. Am besten man folgt dem gerade ermordeten Protagonisten Maali Almeida, der Fotograf war, auf seiner Suche nach seinem Mörder. Es geht durch Sieben Tage und Nächte und erzählt von seinen Begegnungen mit anderen Geistern. Ein Weg wie durch ein Labyrinth.

    Das Buch ist aber auch aufregend wegen seiner großartigen literarischen Form. In der zweiten Person erzählt, ist man nah bei der Figur. Maali ist wirklich eine starke Figur, engagiert, neugierig, furchtlos und voller Lebensgier.
    Es gibt auch Passagen mit Maalis guter Freundin Jaki und ihr Cousin DD, der sein Liebhaber war. Diese beobachtet Maali für eine Zeit lang.

    Das Buch ist sprachlich farbig, der Ton ist durchsetzt von Ironie. Das Buch hat so viel Kraft und Energie. Das ist beeindruckend.

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  • 5 Sterne

    Anne D., 19.11.2023

    Ungewöhnlich und sehr beeindruckend

    Maali Almeida ist während des Bürgerkriegs Anfang der 1990er Jahre Kriegsfotograf in Sri Lanka und wacht im Dazwischen, einer Welt zwischen Leben und Tod, auf. Er weiß weder wer ihn getötet hat noch warum. Nachdem er erkennt, dass er tot ist, hat er sieben Tage bzw. Monde Zeit, um seinen Mörder zu identifizieren und eine ihm wichtige Aufgabe zu erledigen bevor er endgültig in die Welt der Toten übergeht.
    Shean Karunatilaka hat hier eine ungewöhnliche Perspektive gewählt. Der gesamte Roman ist aus der Du-Perspektive geschrieben, was ich zunächst als ein wenig gewöhnungsbedürftig empfand, hier aber gut funktioniert.
    Durch Maali erhalten wir eine Sicht auf den Bürgerkrieg in Sri Lanka. Als Journalist setzt er sein Leben auf`s Spiel, ergreift aber keine Partei. Er ist aber nicht nur Journalist, sondern auch ein Mensch und als solcher Patriot, Spieler und homosexuell.
    In diesem Buch gibt es Einblicke in das Leben Sri Lankas, den Bürgerkrieg mit seinen Aufständen, grausamen Morden und Pogromen. Aber es ist kein Kriegsroman, sondern eine Story, die durch ihren Ideenreichtum beeindruckt.
    Wer ungewöhnliche Geschichten mag und sich für das Leben, die Geschichte und die Politik in Sri Lanka interessiert, der sollte Maali Almeida kennenlernen.

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  • 5 Sterne

    Sabrina B., 03.12.2023

    Columbo in den 90igern

    Der Roman Die sieben Monde des Maali Almeida von Shehan Karunatilaka handelt von Maali Almeida, der sich eines Tages im Jenseits befindet. Er war ein schwuler, spielsüchtiger Kriegsfotograf. Irgendjemand haben seine Fotos nicht gefallen. Da derzeit Bürgerkrieg herrscht, ist die Liste der Verdächtigen lang. Maali hat insgesamt 7 Tage/Monde Zeit, herauszufinden, wer ihn umgebracht hat. Zudem sind in seiner Wohnung noch hochbrisante Fotos, die der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden müssen.

    Die Handlung spielt auf Sri Lanka in Columbo Ende der neunziger Jahre. Es herrschte Bürgerkrieg und es war eine gefährliche Zeit. Kriegsverbrechen wurden begangen. Es wird in der Du-Form erzählt, der Leser ist Maali selbst. Das fand ich persönlich sehr interessant und hat ein tieferes Abtauchen in die Geschichte ermöglicht. Der Schreibstil ist sehr bildgewaltig und aussagekräftig. Ich habe mich etwas schwer getan zu unterscheiden, ob die Geschichte jetzt gerade im Jetzt spielt oder in der Vergangenheit.

    Kein Buch für zwischendurch, man muss sich schon Zeit nehmen. Aber meiner Meinung nach ein absolut lesenswerter Roman. Hat mir sehr gut gefallen.

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  • 5 Sterne

    Karen S., 02.12.2023

    Maali ist Kriegsfotograf und findet sich im After Life wieder - nur weiß er nicht mehr, wie genau er dort hin gekommen ist. Und wie es aussieht, gibt es noch etwas, was er erledigen muss - aber wird das vom Jenseits aus noch möglich sein?
    Der Roman spielt 1989/1990 in Sri Lanka und erzählt die blutige Geschichte des Landes, gemischt mit einer Vorstellung, was uns nach dem Tod erwartet.
    Ich muss sagen, dass ich vor dem Buch nichts über Sri Lanka wusste. Die beschriebene Willkür, die Gewalt, das Leid der Zivilisten, alles in einer sehr bildhaften Sprache beschrieben - es ist schwer zu lesen, vielleicht (aber sicher nicht nur) auch gerade vor dem Hintergrund der derzeitigen Situation in Gaza. Es macht fassungs- und sprachlos. Und war bzw. ist die grausame Realität.
    Ein bewegendes Buch, grandios geschrieben.

    Der Anhang ist übrigens sehr hilfreich - die Namen und Personen haben mich zum Teil verwirrt und ich musste immer mal wieder nachschauen, wer wer ist.

    "Ich weiß nicht, warum Menschen zerstören, wenn sie auch erschaffen könnten. Solche Verschwendung." S. 532

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  • 5 Sterne

    pw, 11.12.2023

    Story und Schreibstil: überwältigend!

    Was für eine Idee! Die Zwischenwelt als eine Art Einwanderungsbehörde darzustellen. Dort findet sich der Hauptheld dieses Buches, Maali Almeida, plötzlich wieder. Er hat keine Ahnung, wie er dahin gekommen ist. Er muss wohl tot sein, irgendjemand hat ihn umgebracht.

    Nun hat er nur eine Woche Zeit, um die Hintergründe herauszufinden. Das ist bei seinem umtriebigen Leben als Kriegsfotograf und Zocker gar nicht so einfach.

    Ich war sofort überwältigt vom Schreibstil dieses Autors. Schon nach der Leseprobe hätte ich am liebsten einfach weitergelesen. Aber ich musste warten, bis ich das ganze Buch hatte.

    Neben der überaus spannenden Lektüre um diesen ambivalenten Charakter habe ich noch eine Menge über Sri Lanka und den dortigen Bürgerkrieg gelernt.

    Ich lese gern ungewöhnliche Bücher über mir bis dato sehr fremde Kulturen, sofern sie auch noch eine mitreißende Story erzählen. Bei diesem Buch bin ich voll auf meine Kosten gekommen.

    Fazit: Tolles Buch! Leseempfehlung.

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  • 5 Sterne

    Leseratte, 12.12.2023

    Das kunterbunte Cover ist schon mal das erste Highlight. Ein echter Hingucker in jedem Bücherladen - und gerade deshalb habe ich mich auf die Geschichte eingelassen. Über 500 Seiten geballte Lesekraft in einem Schreibstil, den man einfach mögen muss. Der welterfahrene Autor Shehan Karunatilaka versteht sich auszudrücken und nimmt mich ab der ersten Seite mit ins Sri Lanka der Neunzigerjahre. Dort herrschte Bürgerkrieg und der Protagonist Maali Almeida (Kriegsfotograf - zeitgleich heimlisch schwul und leidenschaftlicher Glücksspieler) erwacht eines Morgens im Jenseits... Ab jetzt nimmt diese fantastische Geschichte ihren nicht immer vorhersehbaren Verlauf und verzaubert durch Vielschichtigkeit. Dieser Roman ist eine bunte Mischung aus Geschichte, Religion, Politik und Mythologie - und so bunt wie Sri Lanka selbst. Ein beigefügter Kartenausschnitt und ein Glossar ergänzen diesen Roman.
    Fazit: Unbedingt lesenswert, weil mal so anders.

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  • 5 Sterne

    Julia V., 12.12.2023

    Ausgezeichnet
    Zuallererst ist mir an diesem Buch das Cover ins Auge gefallen, das ich einfach umwerfend finde: eine gemalte Götter- oder Dämonenmaske, die gleich auf den Schauplatz des Romans verweist, Sri Lanka. Und diese Farben!
    „Die sieben Monde des Maali Almeida“ ist ein ungewöhnlicher Roman. Das geht los beim Protagonisten, dem Kriegsfotografen Maali Almeida, und weiter beim Schauplatz, einer Art Zwischenwelt zwischen der Welt der Lebenden und dem Jenseits, in der die Seelen nach ihrem Tod landen.
    Der Roman sprüht nur so vor Einfällen und ist toll geschrieben, bildgewaltig und humorvoll. Nicht immer ist er leicht zu lesen, vor allem wenn man wie ich bisher nicht allzu viel wusste über die leidvolle Geschichte Sri Lankas. Immerhin lässt sich diese Lücke nun auf höchst unterhaltsame Weise schließen.
    Shehan Karunatilaka ist ein Autor, den ich bisher noch nicht kannte, den ich aber definitiv im Auge behalten werde!

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  • 4 Sterne

    Alais, 13.12.2023

    Hinter dem außergewöhnlichen, farbenfrohen Cover verbirgt sich ein ebenso außergewöhnlicher Roman, der zwischen einer schrägen Fantasiewelt mit Geistern und Dämonen und der brutalen Realität der von Gewalt geprägten jüngeren Geschichte Sri Lankas eine so skurrile wie berührende Geschichte entspinnt.
    Im Mittelpunkt steht Maali, der nach seinem Tod in eine bürokratisch durchorganisierte und dennoch ziemlich chaotische Zwischenwelt gerät, in der er gedrängt wird, ins Licht zu gehen. Doch Maali, der sich an die entscheidenden Ereignisse, die zu seinem Tod führten, nicht mehr erinnern kann, ist unentschlossen …
    Amüsiert und zugleich etwas fassungslos hatte ich anfangs große Mühe, mich in diesem Roman zurechtzufinden und zu verstehen, in was für eine skurrile Geschichte ich da gerade hineingeraten bin. Gleichzeitig jedoch verliebte ich mich in den fantastischen Erzählstil – ausdrucksstarke Sätze und lebendige Beschreibungen, lässig-cool und mit einem herrlich trockenen Humor verfasst. Als erstaunlich empfand ich die Erzählweise mit einem Ich-Erzähler, der von sich selbst als „du“ spricht, aber zum Glück erwies sich das als nicht ganz so verwirrend, wie ich erwartet hatte.
    So wunderbar schwarzhumorig das Buch startet, so erschütternd ist auch das Bild des fürchterlich realen, absoluten Grauens, das sich allmählich herausschält. Da mir die Geschichte Sri Lankas und des 1983 begonnenen Bürgerkriegs nicht bekannt war, hat es mich eiskalt erwischt. Ein von blutigen Konflikten gebeuteltes Land, in dem Menschen den Verbrechen unterschiedlichster Gruppierungen ausgesetzt sind, spurlos verschwinden und ermordet werden – das wird umso unerträglicher, wenn in einer derart leb- und bildhaften Sprache darüber geschrieben wird und Einzelschicksale in den Fokus rücken. Der Autor arbeitete hier ein bisschen wie sein Protagonist Maali, der zu Lebzeiten als Fotograf genau dieses Grauen dokumentierte.
    Neben der individuellen Geschichte Maalis und der kollektiven Geschichte Sri Lankas berührt diese mitreißende Erzählung auch große Fragen der Menschheit und geht mal spöttelnd, mal sehr weise und sorgsam mit ihnen um. Sie hat also manchmal auch einen anspruchsvollen, philosophischen Charakter, überfordert aber nicht und ist generell reich an Emotionen, packenden Ereignissen und Wendungen.
    Hinweisen möchte ich noch auf die kleinen Extras des Buches, die mir eine große Hilfe waren, sich aber viel zu weit hinten verstecken: ein Stadtplan von Colombo (S. 534), eine Liste der Handlungsfiguren (auf S. 535) und ein Glossar (S. 539).
    Ein wunderbares Buch, das viel zu bieten hat!

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  • 5 Sterne

    Christian B., 05.01.2024

    Besonderer Roman

    Der Roman “Die sieben Monde des Maali Almeida” von Shehan Karunatilaka ist ein preisgekrönter Roman, der verschiedene Genres miteinander verbindet. Der Protagonist ist ein schwuler Kriegsfotograf, der im Jenseits aufwacht und versucht, seinen eigenen Mord aufzuklären. Dabei wird er von Geistern und Dämonen begleitet, die ihm die Schrecken des Bürgerkriegs in Sri Lanka zeigen.

    Der Roman ist sowohl ein spannender Krimi als auch eine politische und philosophische Reflexion über das Leben, den Tod und die Geschichte. Der Autor schafft es, mit einer originellen Erzählstimme, einem skurrilen Humor und einem magischen Realismus den Leser zu fesseln und zu berühren. "Die sieben Monde des Maali Almeida" ist ein Buch, das zum Nachdenken anregt und zugleich unterhält.

    Insgesamt hat mir der Roman von Shehan Karunatilaka sehr gut gefallen.

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  • 4 Sterne

    Meany, 02.12.2023

    Im Universum herrscht Anarchie

    Rasant beginnt dieser vordergründig als Fantasy erscheinende Roman, dekoriert mit dem 2022er Booker Prize - für mich Grund genug, dieses Werk mit Genuss verschlingen zu wollen. Es führt uns in die Zwischenwelt der gerade erst Gestorbenen, und da Maali in politisch aufgewühlten Zeiten ums Leben kommt, spielt natürlich die gesamte Situation Sri Lankas eine Rolle, deren Verständnis uns ein Glossar im Anhang erleichtern soll.

    Der Waschzettel umreißt bereits die grobe Handlung. Der Ernst der Lage ist jedem zeitgeschichtlich Interessierten bekannt. Auf diesem Hintergrund spielt sich ein wahrhaft absurdes Theater ab voller Sarkasmus und mit einem abgründigen schwarzen Humor. Die Charaktere des Zwischenreichs präsentieren uns die erlebten Grausamkeiten auf derart erfindungsreiche Art, dass ich mir eine Verfilmung als das reinste Splattermovie vorstelle.

    Der Autor fordert mich als Leser ungemein heraus. Dass der eigentliche Ich-Erzähler sich selbst permanent in der zweiten Person Singular anspricht - daran habe ich mich schnell gewöhnt, es ist mir auch nicht ganz neu. Doch das dauernde Nachschlagen von fremdsprachigen Vokabeln, Personennamen und politischen Gruppierungen im Anhang fand ich ziemlich mühsam. Jede Szene für sich ist schlüssig und amüsant, aber es fiel mir schwer, dem Zusammenhang zu folgen. Der übersprühende Ideenreichtum bewirkt eine gewisse Konfusion, die Zeitsprünge und Ortswechsel, die hier auch nicht durch einen vorausgesetzten Realismus gebremst werden, machen das Ganze nicht übersichtlicher.

    Hat man sich auf diese Hürde eingelassen, vermittelt einem das Buch einen authentischeren Eindruck von der Verfassung dieser Nation als ein historisches Sachbuch. Förmlich flimmerte mir ein Bild der beschriebenen Gesellschaft und Kultur vor Augen, geprägt von Korruption, Gewalt, Rassismus, Bürgerkrieg und Unterdrückung. Darauf stimmt einen auch das Titelbild von vornherein gut ein. Eine metaphysische Dimension gewinnt das Ganze noch durch den Läuterungsprozess des Protagonisten und den Kampf böser gegen die guten Mächte, die sich aber gar nicht so konturiert voneinander absetzen. Zum Ende hin lichtete sich für mich der Nebel, und ich konnte eine Logik im Handlungsablauf erkennen, aber bis dahin wurde meine Geduld außerordentlich strapaziert.

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  • 4 Sterne

    Anita, 26.12.2023

    geisterhafter Kriminalfall

    Worum geht es?
    Maali ist tot und findet sich plötzlich in einer geisterhaften Zwischenebene wieder. Doch wie ist er ums Leben gekommen? Genug Menschen hat er verärgert, schließlich fotografiert er das Grauen in einem Land voller Bestechung und Gewalt.

    Worum geht es wirklich?
    Erpressung, Trug und Liebe.

    Lesenswert?
    Ja, eine wirklich wilde Lektüre. Die Erzählweise ist eher ungewöhnlich und erfordert ein bisschen Zeit um in die Geschichte einzufinden. Die Namensfülle ist reichhaltig, es gibt aber eine Liste der agierenden Personen.
    Maali ist ums Leben gekommen und befindet sich nun für sieben Monde in einer Geisterebene, von der aus er die Welt beobachtet, aber nicht mit ihr interagieren kann. Er weiß nicht wie er ums Leben gekommen ist und geht neugierig auf die Suche.
    In seinem Leben gibt es in den Augen einiger wahrlich viele Gründe für den Tod: Er fotografiert das Grauen, die Machenschaften und korrupte Menschen und fühlt sich zu Männern hingezogen, was nicht offen ausgelebt werden darf.
    Die lesende Person wird weder über Sagen oder Legenden noch über die näheren Umstände aufgeklärt, in denen sich Sri Lanka zur Zeit der Handlung befindet. Man erhält jedoch genug Andeutungen um sich seinen Reim machen zu können oder auch Dinge zu googeln.
    Generell ist die Situation eher schaurig, da viele Menschen ermordet werden und die Geister im Zwischenreich oft dunkel und bösartig sind.
    Das Buch war definitiv anders als erwartet, schwerer zu lesen als gedacht, aber hat mich trotzdem sehr neugierig auf das Land und seine Vergangenheit gemacht. Cover und inneres Layout gefallen mir sehr gut.
    Wenn man über den Tellerrand blicken will, kann ich diese Lektüre echt empfehlen.

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