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  • 5 Sterne

    42 von 68 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    SofieW, 10.01.2021

    aktualisiert am 10.01.2021

    Eine wunderbar gezeichnete Familiengeschichte und der Titel des Buches steht für einen Teil davon

    Dieses Buch ist ein kleines literarisches Juwel und das sieht man ihm erst einmal gar nicht an. Der Titel auf dem Cover steht für das Besondere und das ist wahr, für Eleganz und ein kleines bisschen Vornehmheit, auch das ist hier zu finden, aber was immer wir uns sonst so dabei gedacht haben, diese Geschichte ist ganz anders, nämlich eine mit großer Formulierkunst geschriebene Familiengeschichte, über mehrere Generationen hinweg. Und natürlich spielt der Nationalsozialismus, der 2. Weltkrieg und dann später die "Wiedergutmachung" eine entscheidende Rolle dabei, aber, und das ist die ganz große Kunst dieses Romans, dies alles gehört, fein eingebunden, einfach mit dazu zu einem größeren Ganzen.
    Ein bisschen etwas sollte man vielleicht erzählen zu den beiden Hauptpersonen, die diese Geschichte tragen. Da ist einmal die 90-jährige Evelyn, die Tochter der Frau, mit der, für uns Leser, Anfang des 20. Jahrhunderts alles beginnt und sozusagen auf der anderen Seite, erst auf dem Weg hinein in ein Leben, findet sich Hannah. Sie promoviert gerade in Germanistik, ist aber ansonsten etwas perspektivlos in die Welt schauend unterwegs. Die Enkelin und die Großmutter und sonst ist niemand mehr da von der Familie. Durch Zufall erfährt Hannah, dass Evelyn von einer Kanzlei kontaktiert wurde, es scheint um Kunstwerke aus einem jüdischen Nachlass zu gehen. Aber ihre Großmutter will nichts davon wissen und auch sonst will sie Hannah nicht an der Geschichte ihres ereignisreichen Lebens teilhaben lassen, obwohl dies ja gewissermaßen auch Hannahs Geschichte ist. Irgendwie fühlt die junge Frau, dass sie sich nun selbst aufmachen muss, um ihre eigenen Wurzeln zu ergründen, dass dies geradezu existenziell ist, dafür, mit diesem Fundament unter ihren Füßen, endlich fähig zu sein, 'ihren Weg' zu gehen. Und das tut sie dann auch und dieser Weg ist lang und ziemlich steinig. Aber es lohnt sich, ihm zu folgen, für Hannah selbst und für uns Leser auch, denn diese Geschichte ist einfach 'richtig gut' und hat das Prädikat 'Literatur' mehr wie verdient.

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  • 5 Sterne

    36 von 62 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Dreamworx, 16.01.2021

    Vier Leben - eine Leinwand
    2017. Die 27-jährige Hannah Borowski arbeitet in Berlin an ihrer Doktorarbeit und kümmert sich nebenbei um ihre einzige Verwandte, ihre über 90-jährige Oma Evelyn, die in einer Seniorenresidenz lebt. Bei einem dieser Zusammentreffen findet Hannah einen an Evelyn adressierten Brief aus Israel mit der Nachricht, dass diese Erbin des Kunstvermächtnisses von Itzig Goldmann ist. Evelyn will davon nichts wissen und schweigt sich auf Hannahs Fragen darüber vehement aus, doch Hannah ist neugierig geworden und stürzt sich in ausgiebige Nachforschungen, was es mit den Kunstwerken auf sich hat und warum gerade Evelyn als Erbin eingesetzt wurde. Dabei deckt Hannah einiges ihrer bis dahin unbekannten Familiengeschichte auf…
    Alena Schröders Debüt „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ erinnert schon beim ersten Lesen an einen Gemäldetitel. Genauso ungewöhnlich wie der Titel ist auch dieser Roman, der über mehrere Generationen eine faszinierende Geschichte beinhaltet, die sich über einen Zeitraum von fast 100 Jahren spannt. Mit flüssigem, farbenprächtigem und anrührendem Erzählstil führt die Autorin den Leser in die Handlung hinein, die ihn schon bald so sehr in den Bann zieht, dass er sich kaum von den Seiten lösen kann. Während der Leser mit Hannah in der Gegenwart weilt, lernt er über Zeitsprünge Urgroßmutter Senta, Oma Evelyn sowie Hannahs Mutter Silvia und deren Schicksal kennen, wobei eine Brücke geschlagen wird von der Zeit vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg und auch die Judenverfolgung ein wichtiges Thema innerhalb der Handlung einnimmt. Gerade diese Zeitsprünge geben der Geschichte eine unterschwellige Spannung, die immer weiter in die Höhe klettert, während sich nach und nach die Puzzleteile ineinander fügen. Dabei webt die Autorin nicht nur ein spannendes Geflecht um von Nazis geraubte Kunstschätze, deren Erbin Evelyn auf einmal ist, sondern lässt auch ihre Protagonistinnen einige Schicksalsschläge in ihrer jeweiligen Zeitepoche erleben, die beim Leser so manche Achterbahn der Gefühle auslösen. Während man ihre Lebenswege verfolgt, stellt man sich unablässig immer wieder die Frage, welche Entscheidung man in jener Situation selbst getroffen hätte, denn vieles davon war der jeweiligen Zeit und den gesellschaftlichen sowie politischen Gegebenheiten geschuldet.
    Mit ihren authentisch inszenierten Charakteren beweist die Autorin ein gutes Händchen, denn sie wirken ausdrucksstark, glaubwürdig und vor allem sehr menschlich. Der Leser heftet sich schnell an ihre Fersen, folgt ihren Lebenswegen und fühlt mit ihnen, wenn ihm auch manche Entscheidung fragwürdig erscheint. Die lebenslustige Senta träumt von einem Leben in Berlin, doch diese Seifenblase platzt schon bald und lässt sie eine schwierige Entscheidung fällen, die sie für den Leser fast gefühlskalt wirken lässt. Evelyn ist ein Sturkopf, der lieber alles in sich verschließt und niemanden nahe genug an sich heranlässt. Trude ist eine ehrgeizige, harte und unterkühlte Frau, der man kaum Sympathie entgegenbringt. Hannah hat ihren Platz im Leben noch nicht gefunden, zeichnet sich aber durch Fürsorglichkeit, Hartnäckigkeit und eine gesunde Neugier aus.
    „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ ist ein rundum gelungenes Debüt. Neben einer generationenübergreifenden Geschichte mit historischem Hintergrund lebt die spannende Handlung von der Aufdeckung alter Geheimnisse und der Klärung des Kunsterbes. Absolute Leseempfehlung für einen wahren Pageturner!

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  • 5 Sterne

    5 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Leseratte54, 21.01.2021

    Vier Generationen und ein Bild machen diesen Roman absolut lesenswert!

    Der Debütroman „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ von Alena Schröder erschien am 20.01.2021 im dtv Verlag. Der Roman umfasst 368 Seiten und ist festgebunden.

    Hannah (27) ist mitten im Leben. Sie ist eine Studentin die regelmäßig ihre Großmutter Evelyn (95) besucht, zu der sie ein besonderes Verhältnis hat. Hannah´s Mutter ist bereits verstorben. Die Mutter von Evelyn auch. Vier Generationen,vier verschiedenen Zeiten, vier Leben und jedes Leben hat eine besondere Beziehung zur Mutter. Darum geht es in diesem Roman. Geschichtliche Ereignisse die dazu beitragen, dass jedes dieser Leben anders verläuft und dessen Nachvollziehbarkeit nicht einfach ist, wie Hannah feststellen muss, nachdem sie bei Ihrer Großmutter einen Brief in den Händen hält, der aus Israel kommt.

    Mir hat sowohl der Inhalt des Buches, als auch der besondere Schreibstil der Autorin sehr gut gefallen. Die Autorin hat es geschafft vier Generationen zu skizzieren, ohne dabei ins straucheln zu kommen und mich als Leserin unterhaltsam durch ihr Buch zu leiten.
    Die Wechsel der Personen, bzw. Ereignisse wurden durch neue Kapitel mit Angabe des Ortes und des Jahres angekündigt. Dies hat sehr dazu beigetragen, dass ich den roten Faden nicht verloren habe. Obwohl recht viele Charaktere in dem Buch vorkommen, kam ich nicht durcheinander und konnte jeden Charakter der jeweiligen Zeit und Handlung zuordnen.

    Es gab Buchabschnitte die vermittelten die pure Lebensfreude und Abenteuerlust und dann gab es wieder Buchabschnitte, die so traurig und beängstigend,waren, dass es mir schwer fiel weiter zu lesen. Die Kombination aus fiktiven Handlungen und realen Ereignissen aus der deutschen Geschichte spiegeln die teilweise chaotischen Zeiten erschreckend gut wieder.

    Dieser Roman vereint Geschichte, Kunst, Menschlichkeit und familiäre Bindungen zu einem lesenswerten Gesamtwerk, welches ich gerne weiterempfehle.

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  • 5 Sterne

    3 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Minijane, 13.02.2021

    Bereichernd, berührend, beeindruckend
    "Junge Frau am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid" ist ein recht ungewöhnlicher Titel für einen Roman und hat mich neugierig gemacht. Das Buch hat mich in der Folge dann aber sehr positiv überrascht , weil es wirklich ein Highlight geworden ist.

    Erzählt wird die Geschichte der 27 jährigen Hannah Borowski , die sich auf Spurensuche ihrer eigenen Wurzeln begibt. Bei einem ihrer regelmäßigen Besuche im Pflegeheim ihrer Oma, fällt Hannah ein Brief einer israelischen Anwaltskanzlei in die Hände. Man trägt ihrer Großmutter an, die Kanzlei mit der Abwicklung eines Restitutionsverfahrens zu beauftragen, da sie die einzige lebende Erbin des 1942 von den Nazis deportierten und ermordeten Kunsthändlers Itzig Goldmann ist. Es sei zu vermuten, dass auch die umfangreiche Kunstsammlung von Goldmann unrechtmäßig konfiziert worden sei.

    Hannah war nicht einmal bekannt, dass es in ihrer Familie Juden gab, und ihre Großmutter Evelyn ist alles andere als auskunftsfreudig. Es beginnt eine spannende Reise in die Familienvergangenheit, bei der Hannah nach und nach das Schicksal ihrer Urgroßeltern aufdeckt und immer mehr über ihre Großmutter und ihre eigene Mutter erfährt .Interessant, wie sich die Geschichte manchmal wiederholt, wie sich die Mutter-Tochter Beziehungen in dieser Familie ähneln. Der Roman umfasst eine Zeitspanne von fast 100 Jahren, beginnend mit Hannah's Urgroßmutter Senta, die in den 20er Jahren ungewollt schwanger wird und den Kindsvater notgedrungen heiratet. Als die Ehe zerbricht und Senta ihrer Freundin von Rostock nach Berlin folgen möchte, muss sie ihre Tochter Evelyn zurücklassen. Senta heiratet in Berlin den Juden Julius Goldmann und erlebt mit ihm und seinen Eltern das ganze Ausmaß an Schrecken der Nazidiktatur.

    Dass Hannah in der Jetztzeit in ihrem Leben irgendwie feststeckt, mit ihrer Dissertation nicht vorankommt und eine eher unglückliche Liebesaffaire mit ihrem Doktorvater hat, hat vielleicht auch unbewusst damit zu tun, dass es so viele Lücken in ihrer Vergangenheit, in ihrer Familiengeschichte gibt. Die Aufarbeitung hilft ihr letztendlich sich weiterzuentwickeln.

    Alena Schröder hat einen tollen Schreibstil, den ich sehr genossen habe. Ihre Figurenzeichnung fand ich sehr realitätsnah und überhaupt nicht eindimensional. Die Charaktere haben wie im wahren Leben viele Facetten, sind nicht nur gut oder böse. Dabei verzichtet die Autorin darauf das Verhalten ihrer Figuren zu bewerten oder gar zu verurteilen. Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, was dem Roman Tiefe und Vielschichtigkeit verleiht.

    Auch das Ende dieser berührenden Familiengeschichte ist rund und stimmig, Ich habe die Lektüre sehr gemocht, bin wirklich durch die Seiten geflogen und kann den Roman nur jedem ans Herz legen, der tiefgründige Generationenromane mag.

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  • 4 Sterne

    3 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Susanne L., 27.12.2020

    Generationenübergreifend und vielschichtig!
    Die Autorin hat eine Familiengeschichte geschrieben, in der Frauen die Hauptprotagonisten sind. Über 4 Generationen wird berichtet. Das geschieht auf sehr annehmbare und einnehmende Art und Weise. Der Leser erhält Einblicke in die Goldenen Zwanziger, die Kriegs- und Nachkriegszeit, die Neuzeit und findet sich im Seniorenheim ebenso wieder wie in einer Kunsthandlung, im Berliner Altbau oder im Ostseestrand. Die Geschichte spielte mit meinen Erwartungen, schürte Vermutungen, die sich dankenswerterweise nur sehr selten bestätigten. Man kann die Gefühle der jungen Hannah, die eigentlich an ihrer Promotion schreiben sollte ebenso nachvollziehen, wie die ihrer Großmutter, die im Seniorenheim eigentlich nicht über die Vergangenheit sprechen möchte. Der Roman ging mir sehr nahe. Die Verknüpfung der verschiedenen Zeiten und Welten ist für meine Begriffe sehr gut gelungen. Die Anklänge in die Kunstwelt, die Judenverfolgung, die Arbeit im Lazarett zu Kriegszeiten und viele andere Bestandteile der Geschichte mehr sind interessant gestaltet und gut verständlich und machen Lust auf eigenen Recherchen.

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  • 5 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    hennie, 26.01.2021

    Frauenschicksale einer Familie über ein Jahrhundert
    Das Buch wurde mit einem sehr ungewöhnlichen, aber ausdrucksstarken Buchtitel versehen. Was es damit auf sich hat, wird anhand der Lebenslinien von vier (eigentlich fünf) Frauen über Generationen von 1922 bis in die Gegenwart nachgezeichnet. Alena Schröder erzählt eine umfassende Familiengeschichte.
    Der Einstieg in die Story beginnt im Jahr 1922 in Warnemünde mit der jungen Senta. Sie ist lebenslustig und voller Pläne, die sich recht bald zerschlagen als sie ungewollt schwanger wird und heiratet. Sie will raus aus der einengenden Situation und trifft eine Entscheidung, die weitreichend sein wird, für sie und ihre Nachkommen.

    In der Gegenwart besucht die 27 jährige Hannah wöchentlich ihre 95 jährige Großmutter Evelyn im Altenheim im Westen Berlins. Die alte, grantige Dame läßt die Enkelin jedes Mal ein auf mich deprimierend wirkendes Ritual absolvieren in ihrem Zimmer. Niemand kann es ihr eigentlich recht machen. Sie ist auf der einen Seite des Lebens überdrüssig, auf der anderen möchte sie doch noch teilhaben, schwankt zwischen Überlebenswillen und der Hoffnung des baldigen Ablebens. Bei einem Besuch findet Hannah zufällig einen Brief, den Evelyn aus Israel erhielt. Sie wird darin als Erbin eines einst geraubten und nun verschollenen Kunstvermögens genannt. Davon will sie aber nichts wissen, sträubt sich dagegen und verwehrt Hannah nähere Auskünfte. Hannah nimmt sich der Sache an und erfährt nach und nach wie auch der Lesende die Hintergründe.

    Es wird eine aufregende Reise in die deutsche Geschichte mit tiefen, emotional ergreifenden Einblicken in die Lebenswege von Urgroßmutter Senta, Großmutter Evelyn, Mutter Silvia und Hannah, die vorerst letzte der Familie. Die Kunstwerke sind dabei der Aufhänger, die alles miteinander verbinden und zusammenhalten. Gekonnt und immer nachvollziehbar in den verschiedenen Zeiten erzählt, bringt die Autorin die großen Themen der Judenverfolgung, das Grauen des 2. Weltkrieges, die Verblendung der Menschen (hier großartig dargestellt in der Figur der Tante Trude - Tante von Evelyn) und nicht zuletzt die besonderen Mutter-Tochter-Beziehungen zur Sprache. Dabei wertet, verurteilt Alena Schröder nicht. Sie läßt die wunderbar herausgearbeiteten Charaktere für sich selbst sprechen. Mit steigender Neugier verfolgte ich die Geschichte in den wechselnden Perspektiven von Ort und Zeit und war sehr gespannt wie diese enden wird.
    Ich hatte dann zum Schluß den Eindruck, dass Hannah sich vieles für das eigene Leben mitnehmen konnte, sich ein Lebensziel, eine Richtung für sie abzeichnete.

    Für mich ist der Roman ein gelungenes Debüt und ich empfehle es mit der Höchstbewertung.

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  • 5 Sterne

    3 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    cybergirl, 19.01.2021

    Eine Familiengeschichte authentisch und tiefgründig erzählt

    Hannah besucht ihre Großmutter Evelyn, die in einer Berliner Seniorenresidenz lebt einmal die Woche.
    Evelyn ist fast 100 Jahre und hat mit dem Leben abgeschlossen. Hannah hingegen sucht noch nach ihrem Weg, nach einem Platz wo sie hingehört.
    Bei einem Besuch bei ihrer Großmutter findet Hannah einen Brief aus Israel.
    In diesem Brief wir Evelyn als Erbin mehrerer Kunstwerke genannt, die der Familie im Nationalsozialismus gestohlen wurden und bisher verschollen sind.
    Hannah ist nichts von jüdischen Vorfahren bekannt.
    Ihre Großmutter weigert sich über ihre Vergangenheit und vor allem über ihre Mutter zu sprechen.
    Hannah versucht das Familiengeheimnis zu lüften. Das führt zurück bis in die 1920er Jahre.
    „Junge Frau am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ ist das Romandebüt von Alena Schröder.
    Schon der außergewöhnliche Titel hat mich aufhören lassen, ich musste einen Blick in das Buch werfen.
    Es ist die Familiengeschichte von 4 Frauen aus 4 Generationen.
    Senta, Evelyn, Silvia und Hannah.
    Wobei Senta und Silvia nicht mehr leben.
    Die Geschichte wird in 2 Zeitebenen erzählt.
    In der Gegenwart begleitet der Leser vor allem Hannah.
    Hannah ist eine junge Frau von 27 Jahren die ihren Weg sucht. Ihre Mutter Silvia ist viel zu früh verstorben. Ihre Großmutter Evelyn ist die einzig lebende Verwandte die sie noch hat.
    Neben einem verkorksten Liebesleben und einer Dissertation mit der sie nicht so recht vorankommt beschäftigt sie die Vergangenheit ihrer Großmutter.
    Hannah stellt sich die Frage, wer sind die jüdischen Vorfahren die eine Kunstsammlung besessen haben?
    Evelyn ist die Brücke zwischen Gegenwart und Vergangenheit.
    Zu ihrer Mutter Senta hatte sie zeitlebens nur wenig Kontakt.
    Sie weigert sich über ihre Mutter zu sprechen.
    Mutterliebe kennt sie nicht. Vielleicht war das Verhältnis zu ihrer Tochter Silvia deshalb eher kühl.
    In der Vergangenheit lernt der Leser Senta kennen. Bei ihr sind die Wurzeln der Geschichte zu finden:
    Nach und nach erfährt man warum das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter so kühl und gezwungen ist.
    Man liest von den Schrecken der Judenverfolgung und den Enteignungen.
    Die Protagonisten sind gut in Szene gesetzt und waren mir auch schnell sympathisch.
    Der Schreibstil ist unkompliziert und flüssig.
    Die Sprache ist vielschichtig, je nach Charakter, Situation und Zeit wandelt sie sich von flippig bis situiert.
    „Junge Frau am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ ist ein Debütroman der besonderen Art.
    Eine Familiengeschichte so authentisch, tiefgründig und unterhaltsam erzählt kann man nur gut finden.
    Ich wünsche mir noch viele so gut erzählte Geschichten aus der Feder von Alena Schröder.

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  • 5 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Rebecca K., 13.02.2021

    Hannah, Evelyns Enkelin, besucht ihre Oma 1x pro Woche im Altenheim.
    Die Besuche gestalten sich immer sehr zäh, da die beiden keinen rechten Zugang zueinander haben.
    Eines Tages entdeckt Hannah bei Evelyn einen Brief einer israelischen Anwaltskanzlei, in dem es um ein Restitutionsverfahren über jüdische Raubkunst.
    Hannah, die mit ihrer Dissertation in einem Studium, von dem sie nicht weiß, was sie damit anfangen soll, weiterkommt, fängt an in der Vergangenheit zu kramen und legt Stück für Stück Teile aus dem Leben ihrer Urgroßmutter, ihrer Großmutter und ihrer Mutter frei.

    Das Buch ist in mehreren Zeitebenen geschrieben. Von Kapitel zu Kapitel wechselt man zwischen Hannah in der Gegenwart, zu Senta ab 1926, über Evelyns Geschichte kurz vor dem 2. Weltkrieg bis nach dem 2. Weltkrieg, um dann wieder in die Gegenwart zurück zu kehren.

    So lernt man alle Frauen der Familie näher kennen und mit Hannah zusammen legt man Stück für Stück die Vergangenheit frei und versteht mit Hannah zusammen immer mehr die Familiengeschichte.

    Das Cover hat mich sofort angezogen. Es ist mit den Vögeln und Blumen etwas verspielter, aber es passt doch sehr gut.
    Der Titel verweist auf ein Bild, um das sich die Geschichte dreht und ist gut gewählt.

    Der Erzählstil ist sehr locker, man erfährt sehr viel aus der Familiengeschichte der Frauen, die Positionen im 2. Weltkrieg, … ohne erhobenen Zeigefinger und ohne, dass es eine vorgefertigte Meinung gibt.
    Es ist sehr realistisch geschrieben und ohne trockene Geschichtsstunde und ohne rechtliche Verweise über jüdische Raubkunst und wie Restitutionsverfahren abgewickelt werden. Man erfährt nur so viel, dass man der Geschichte gut folgen kann.
    Die Sprünge von Generation zu Generation sind sehr gut nachzuvollziehen und man bleibt sehr leicht in der Geschichte drin.
    Als Leser kann man die Entwicklung, und auch warum sich wer wie entwickelt hat, sehr gut nachverfolgen und lernt so auch das Verhalten der jeweiligen Person zu verstehen.
    Die Protagonisten und auch die Nebendarsteller sind sehr gut entwickelt und sehr bildhaft beschrieben, so dass ein Bild vor dem geistigen Auge entsteht.

    Ich kann dieses Buch vorbehaltlos empfehlen.

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  • 5 Sterne

    6 von 9 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Books of Tigerlily, 18.01.2021

    Ich habe dieses Buch bereits seit langem auf dem Schirm, sein Erscheinen wurde aufgrund der Pandemie leider verschoben. Als ich es dann auf vorablesen endlich wiederentdeckte, musste ich sofort mein Glück versuchen!
    Das Buch vereint viele Thematiken, für die ich ein großes Faible habe, etwa habe ich während meines Studiums sogar eine Seminararbeit über Kulturgüterverschiebungen und deren Restitution geschrieben. Die Zeit des Dritten Reichs und seine Folgen für die Nachkriegsgenerationen finde ich ebenfalls spannend, sodass ich sehr neugierig auf die Umsetzung dieser Themen war.
    Und ich muss sagen, dass die Umsetzung mehr als gelungen ist. Die Autorin hat eine fundiert recherchierte Geschichte abgeliefert, der es auch nicht an emotionalem Tiefgang mangelt. Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven, denen der verschiedenen Generationen, erzählt und greifen so ineinander. Dabei wachsen dem Leser Evelyn, Senta und Hannah schnell ans Herz, trotz oder gerade vor allen Dingen auch wegen ihrer Schwächen. Alena Schröders Protagonistinnen sind alles andere als schwarz-weiß gezeichnete, glattgebügelte Persönlichkeiten, sondern Charaktere voller Tiefgang und geprägt von der jeweiligen Lebenserfahrung.
    Und genau das ist das spannende am Buch - die verschiedensten Lebensumstände von Evelyn, Hannah und Senta sind so authentisch beschrieben, dass man sich als Leser völlig in den Seiten verlieren kann. Mich haben ihre Geschichten tief berührt und vor allem die jeweiligen Herausforderungen der Vorkriegszeit und der Naziherrschaft, der Nachkriegsgesellschaft und der heutigen Moderne auf die Frauen hat mich beeindruckt.
    Gemeinsam mit Hannah versucht man als Leser, ihrer Familiengeschichte auf den Grund zu gehen und herauszufinden, was es mit den geraubten Kunstschätzen auf sich hat. Durch den Perspektivenwechsel bleibt die Geschichte durchweg spannend und man kann das Buch zügig am Stück runterlesen, da man es kaum aus der Hand legen mag. Am Ende ist es fast zweitrangig, was mit den Gemälden passiert ist, sind doch die Entwicklungen von Hannah, Senta und Evelyn am Ende das überragende Element dieses Buches.
    Ich bin wirklich froh, mit diesem Buch den richtigen Riecher gehabt zu haben, denn ich habe ein kleines Juwel für mich entdeckt! Absolute Leseempfehlung an dieser Stelle!

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Bücherfee, 02.02.2021

    "Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid" ist das literarische Debüt von Alena Schröder, einer deutschen Schriftstellerin, Kolumnistin und Journalistin , die vom Erbe unserer Mütter erzählt.

    Berlin, 2017. Die 27-jährige Hannah Borowski bekommt einen Brief, der sie als mögliche Erbin eines verschollenen jüdischen Kunstvermögens ausweist. Warum weiß sie nichts von ihrer jüdischen Familie? Warum will ihre Großmutter Evelyn — ihre einzige lebende Verwandte — nicht darüber sprechen?
    Rostock, 1924. Senta Köhler, 18 Jahre alt, ist ungewollt schwanger. Der Vater des Kindes, ein hochdekorierter Fliegerheld aus dem Ersten Weltkrieg, verspricht, sie zu heiraten. Den Plan, mit ihrer besten Freundin Lotte nach Berlin zu gehen, muss sie begraben. Als die Ehe nach zwei Jahren zerbricht, stellt Sentas Mann sie vor eine Entscheidung: Er willigt nur in die Scheidung ein, wenn Evelyn, die gemeinsame Tochter, bei ihm bleibt. Senta geht ohne ihr Kind nach Berlin. Berlin, 1927. Senta findet Arbeit beim Berliner Tageblatt und steigt von der Schreibkraft zur Journalistin auf. Sie heiratet einen jüdischen Kollegen, Julius Goldmann, dessen Vater Itzig ein angesehener Kunsthändler ist. Sie und ihr Mann werden Teil der Berliner Kunst- und Kulturszene. Schließlich fliehen beide vor den immer stärker werdenden Repressalien der Nationalsozialisten. Erst fast hundert Jahre später schließt sich der Kreis.

    Das wunderschöne Cover ist ein echter Hingucker in jeder Buchhandlung. Der Hintergrund ist in einem schlichten Dunkelblau gehalten, von dem sich üppige, in verschiedenen Brauntöten schimmernde Blüten und fein stilisierte Vögel wirkungsvoll abheben. Auch der ausgefallene Titel, der an eine kurze sachliche Beschreibung eines Kunstwerkes erinnert, ist perfekt in einem cremefarbenen Kreis in Szene gesetzt worden.

    "Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid" ist eine außergewöhnliche historische Familiensaga, die von vier (komplizierten) Generationen von Frauen erzählt. Auf den ersten Blick weisen sie keinerlei Gemeinsamkeiten auf, dennoch ziehen sich schwierige Mutter-Tochter-Beziehung wie ein roter Faden durch das gesamte Buch, das aus wechselnden Erzählperspektiven und zeitlichen Ebenen von den Goldenen Zwanziger Jahren bis zur aktuellen Gegenwart (2017) erzählt wird.

    Weder der stetige Perspektivenwechsel noch die zeitlichen Sprünge stören den Lesefluss; im Gegenteil, diese packende Lektüre hat mich gleich in ihren Bann gezogen und nicht mehr losgelassen. Alena Schröder hat sämtliche Charaktere gründlich ausgearbeitet; sie zeigt bestimmte Typen von Menschen, wie wir sie aus dem realen Leben kennen. Ihr Buch kreist vordergründig um verschollene Kunstwerke, die ihren rechtmäßigen (jüdischen) Besitzern während des Nationalsozialismus gestohlen und beschlagnahmt worden sind. Gleichzeitig werden viele weitere komplexe Frauen-Themen (Emanzipation, Selbstverwirklichung, Vereinbarung von Erwerbstätigkeit und Mutterschaft usw.) gestreift.

    "Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid" ist keine einfache, aber eine fesselnd geschriebene, mitreißende Lektüre, die nicht nur kunstinteressierte Leser begeistern wird. Für mich ist dieses faszinierende Buch ein literarisches Kunstwerk und mein absolutes Lese-Highlight im Januar 2021.

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Daniela H., 26.01.2021

    "Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid" ist der Debütroman von Alena Schröder. Das Buch ist 2021 beim dtv Verlag erschienen. Der Roman hat einen außergewöhnlichen Titel, weswegen es mir sofort ins Auge gefallen ist. Auch das Cover ist wunderschön gestaltet und die Farbkombi ist sehr gut gelungen. Das Buch ist ein Mehrgenerationenroman mit 4 Frauen.
    Das Buch hat mir sehr gut gefallen und es hat mir Spaß gemacht es zu lesen. Trotz 4 verschiedenen Frauen und damit 4 Zeitsträngen konnte ich dem roten Faden sehr gut folgen. Ich hatte schon etwas solche Bücher bei denen das ohne viel Konzentration nicht mehr der Fall war. Neue Zeitstränge werden dabei mit dem Jahr und dem Ort gekennzeichnet. Der Schreibstil der Autorin war leicht lesbar und hat die Spannung der Geschichte hochgehalten. Alle vier Frauen haben einen eigenen gut herausgearbeiteten Charakter und ich mochte sie alle. Ich kann den Roman absolut weiterempfehlen und bin mir sicher, dass es ein Bestseller werden wird!
    "Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid" ist der Debütroman von Alena Schröder. Das Buch ist 2021 beim dtv Verlag erschienen. Der Roman hat einen außergewöhnlichen Titel, weswegen es mir sofort ins Auge gefallen ist. Auch das Cover ist wunderschön gestaltet und die Farbkombi ist sehr gut gelungen. Das Buch ist ein Mehrgenerationenroman mit 4 Frauen.
    Das Buch hat mir sehr gut gefallen und es hat mir Spaß gemacht es zu lesen. Trotz 4 verschiedenen Frauen und damit 4 Zeitsträngen konnte ich dem roten Faden sehr gut folgen. Ich hatte schon etwas solche Bücher bei denen das ohne viel Konzentration nicht mehr der Fall war. Neue Zeitstränge werden dabei mit dem Jahr und dem Ort gekennzeichnet. Der Schreibstil der Autorin war leicht lesbar und hat die Spannung der Geschichte hochgehalten. Alle vier Frauen haben einen eigenen gut herausgearbeiteten Charakter und ich mochte sie alle. Ich kann den Roman absolut weiterempfehlen und bin mir sicher, dass es ein Bestseller werden wird!

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Petra S., 15.04.2021

    fesselnder und ergreifender Debütroman über 4 Generationen Frauen; eine bedrückende Vergangenheit und verschollene Bilder

    Kurz zum Inhalt:
    Die einzige Verwandte der 27-jährigen Hannah aus Berlin ist ihre Großmutter Evelyn, die mit fast 100 Jahren nur noch auf das Ende wartet.
    Doch eines Tages erhält Evelyn ein Schreiben einer Anwaltskanzlei aus Israel, in dem Evelyn als Erbin eines geraubten und verschollenen Kunstschatzes genannt wird.
    Evelyn will damit jedoch nichts zu tun haben und auch nicht über die Vergangenheit sprechen, und so macht sich Hannah auf die Suche nach ihrer jüdischen Familie, von der sie bisher nichts wusste. Dabei erhält sie ungewollte Hilfe.


    Meine Meinung:
    Die unaufgeregte Schreibweise der Autorin und die zwei Erzählstränge machen dieses Buch besonders.
    Ich mag Bücher mit Zeiten- und Perspektivenwechsel, und hier liest man abwechselnd in der Gegenwart aus Sicht von Hannah, und in der Vergangenheit, die die Jahre von 1926 bis 1950 umfasst.
    Nach und nach laufen die beiden Stränge zusammen und für den Leser fügen sich peu à peu alle Puzzleteile zu einem Ganzen.
    Man muss jedoch sagen, dass die Vergangenheit unfassbar fesselnd ist, was der Autorin bei der Gegenwart leider nicht so ganz geglückt ist. Nichts desto trotz war das Buch in seiner Gesamtkomposition ein Lesegenuss.

    Die Charaktere polarisieren: die beiden Hauptfiguren Hannah und Evelyn waren mir nicht sehr sympathisch, aber das Geschehen drumherum und die schwierigen Mütter-Töchter-Beziehungen waren einfach nur bewegend. Die vier Frauen dieser Familie teilen ähnliche Schicksale. Und wieder mal hätte man vieles verhindern können, wenn die Familienangehörigen einfach nur miteinander geredet hätten; so traurig.
    Andererseits gibt es viele tolle und empathische Figuren, wie zB der alte Itzig Goldmann und Jörg Sudmann, der Hannah bei ihrer Suche helfen will und der von einem nervigen Menschen zu einem wundervollen Freund wird.
    Die Entwicklung der Charaktere sowie die bedrückende Darstellung der NS-Zeit sind stimmig und werden eindringlich, jedoch ohne bewertende Untertöne dargestellt. Die beklemmende Vergangenheit weckt viele Emotionen und man bangt um die Schicksale.
    Es gab jedoch leider eine Szene, die für meinen Geschmack (und gerade für mich als Mutter) mehr als unnötig war. Grauenvoll, bedrückend und ohne Mehrwert für den Weitergang der Geschichte oder die Entwicklung der Personen. Das fand ich sehr schade.

    Toll ist natürlich der direkte Bezug zum Titel, da eins der verschollenen Bilder von Senta, Evelyns leiblicher Mutter, aus dem Gedächtnis so beschrieben wurde: "Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid".
    Dieses Bild ist das wichtigste unauffindbare Bild, als Leser erfährt man in der Vergangenheit zu großen Teilen, was damit passiert, jedoch Evelyn, für die es gedacht ist, wird es von ihrer Tante Trude verschwiegen, bis es zu spät ist.
    Den Einblick in die Provenienzforschung fand ich spannend und interessant.
    Das Ende ist einerseits gelungen, da es authentisch ist und alles andere unglaubwürdig und kitschig gewesen wäre, und sich Hannah mit Evelyn und ihrer Vergangenheit ausgesöhnt hat. Trotzdem hätte ich mir ein bisschen mehr Informationen gewünscht, und auch, wie es mit Hannahs neuer Zukunft weitergeht.


    Fazit:
    Ein bedrückender und ergreifender Roman über 4 Generationen von Frauen mit Geheimnissen und einem ähnlichen Schicksal; und die Auseinandersetzung mit einer schlimmen Vergangenheit.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Helena H., 06.01.2021 bei bewertet

    Liebe Leserinnen, liebe Leser, lasst euch nicht von dem Titel und dem Cover des Romans in die Irre führen: Bei Alena Schröders „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ handelt es sich nicht um einen rührseligen Liebesroman, sondern um eine bewegende generationenübergreifende Familiengeschichte.

    Der Roman setzt sich aus zwei Erzählsträngen zusammen: Der erste Erzählstrang spielt in der Gegenwart, der zweite in der Vergangenheit.

    Im ersten Erzählstrang lernen wir die 27-jährige Hannah kennen, sie ist Studentin und promoviert im Fach Germanistik, obwohl sie eigentlich gar nicht weiß, was sie vom Leben erwartet. Seit ihre Mutter vor einigen Jahren an Krebs gestorben ist, befindet sich Hannah in einem Loch der Traurigkeit, aus dem sie, wie es ihr scheint, nur ihr Doktorvater Andreas, für den sie romantische Gefühle hegt, herauszuholen vermag. Das einzige Familienmitglied, das ihr geblieben ist, ist ihre Großmutter Evelyn, die Hannah jede Woche im Altersheim besucht. Als sie eines Tages einen Brief aus Israel auf Evelyns Tischchen entdeckt, in dem es um ein Restitutionsverfahren geht, wird Hannah schlagartig bewusst, dass sie nicht das Geringste über ihre Familie und ihre Wurzeln weiß. Die ohnehin wortkarge Evelyn will über die Vergangenheit nicht sprechen und so muss Hannah versuchen auf eigene Faust Antworten auf immer drängender werdende Fragen zu finden. Nur ein übereifriger Geschichtsstudent, Jörg, steht ihr dabei zur Seite.

    Der zweite Erzählstrang beginnt 1923 als die neunzehjährige Senta den ehemaligen Fliegerpiloten Ulrich kennenlernt und ungewollt schwanger wird. Senta und Ulrich heiraten, doch Senta ist nicht glücklich als Ehefrau und Mutter. Nach drei Jahren unglücklicher Ehe lassen die beiden sich scheiden, ihre gemeinsame Tochter Evelyn bleibt bei Ulrich und seiner Schwester Trude. Senta geht nach Berlin, wo ihre beste Freundin Lotte bereits seit drei Jahren lebt, und baut sich eine neue Existenz auf. Zunächst als Schreibkraft und dann als Journalistin lernt sie den Redakteur Julius Goldmann kennen, mit dem sie in zweiter Ehe glücklich wird. Doch ihnen stehen harte Zeiten bevor, als die Nationalsozialisten an die Macht kommen. Den beiden gelingt es rechtzeitig das Land zu verlassen, doch Itzig, Julius‘ Vater, der einen Kunsthandel betreibt, möchte bis zum Ende nicht wahrhaben, was noch bevorsteht.

    Alena Schröder ist dem breiten Publikum bereits durch einige Sachbücher bekannt, „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ ist allerdings ihr erstes fiktionales Buch. Dass die Autorin hier mit einem fiktionalen Werk debütiert, mag man kaum glauben, so ausgefeilt ist die literarische Struktur des Romans, so einwandfrei und überzeugend die Figurenzeichnung und deren Innenleben. Ob wir nun in Hannahs, Evelyns, Jörgs, Andreas‘ oder in Sentas, Ulrichs, Trudes, Lottes, Julius‘ oder Itzigs Innenleben eintauchen – jede der Figuren nimmt uns für sich ein. Mag man ihre Beweggründe auch nicht alle nachvollziehen, Verständnis und Empathie empfindet man für jede der Figuren. Obwohl die Autorin ein fiktionales Werk mit „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ geschaffen hat, liest sich der Roman wie eine wahrhafte Familiengeschichte. Was es mit dem Titel auf sich hat, erfährt man auf Seite 90 des Buches. Es ist Sentas Beschreibung eines Bildes von Vermeer, das ihr Schwiegervater ihr schenkte und das sie, zusammen mit den vielen anderen Werken, die die Nationalsozialisten Itzig wegnahmen, wiederzuerlangen versucht. Wie ein roter Faden zieht sich dieses Bild durch die Romangeschichte, es hält die einzelnen Stränge jedoch nur locker zusammen, denn der Kunstraub und das Resitutionsverfahren sind nur der Rahmen für eine Geschichte, die viel Wichtigeres sagen möchte.

    Und uns allen eine Botschaft mit auf den Weg gibt: „Vertrauen Sie dem Schicksal. Und folgen Sie den Spuren, aber vergessen Sie nicht, dabei selbst welche zu hinterlassen.“

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Mira, 21.02.2021 bei bewertet

    Dieses Buch mit dem unfassbar langen Titel hat mich nicht mehr losgelassen und ich habe es mir dann spontan als Hörbuch geladen. Und ich habe es nicht bereut, ganz im Gegenteil! Die Sprecherin fand ich großartig und die Geschichte hat mich gleich von Anfang an gepackt. Dabei war ich erst tatsächlich unschlüssig, ob der Roman was für mich ist. Das Thema fand ich zwar hochinteressant, aber Bücher mit dem Thema Nationalsozialismus sind für mich nicht gerade leicht zum Lesen oder eben auch zu hören.

    Die Geschichte umfasst vier Generationen, sie startet mit Großmutter Evelyn, die mittlerweile in einem gehobenen Seniorenheim lebt und einmal wöchentlich von ihrer Enkelin, der 27 Jährigen Hannah besucht wird. Die Besuche waren für mich irgendwie distanziert, sie folgten einer regelmäßigen Routine und gerade Evelyn ist alles andere als herzlich zu Hannah.
    Germanistik Studentin Hannah, die zwar ihre Doktorarbeit angefangen hat, aber trotzdem noch nicht weiß, ob und was sie richtig will, entdeckt bei einen ihrer Besuche einen Brief an ihre Omi und Evelyn, die stur und sehr harsch alles abblockt und nichts mit dem Brief aus Israel zu tun haben will, erlaubt Hannah dennoch den Brief mitzunehmen.

    Der Inhalt ist außergewöhnlich, Evelyn wird dort als einzige Erbin eines Kunstschatzes genannt, der im Nazideutschland geraubt worden sein soll und Evelyn wird gebeten eine Kanzlei für die Suche zu bevollmächtigen. Hannah, die nichts von ihren jüdischen Vorfahren gewusst hat, und das erst auch gar nicht so richtig greifen kann, möchte mehr erfahren, aber Evelyn bleibt stur und sagt kein Wort. Lehnt es kategorisch ab, über diese Zeit zu sprechen.

    Die Geschichte wechselt zu Senta, Evelyns Mutter, die in den 20er Jahren ungeplant schwanger eine überhaste Ehe mit einem Fliegerhelden eingeht, jedoch nicht glücklich wird und kurze Zeit später allein zu ihrer besten Freundin Lotte nach Berlin zieht. Evelyn wird von ihrer Tante Trude, eine spätere glühende Nationalsozialistin, aufgezogen, mit der Evelyn eine innige Beziehung hat. Die Beziehung zur Mutter Senta gestaltet sich allerdings schwierig und sehr konfliktreich.
    Der Mutter Tochter Konflikt zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch, sowohl Senta und Evelyn als auch später Evelyn und ihre Tochter Silvia haben ihre Probleme miteinander und die Mütter mit ihrer Rolle als Frau und Mutter.
    Ich fand das sehr spannend mitzuverfolgen und habe so manches Mal mit Mutter oder Tochter mitgelitten, wobei ich sagen muss, dass mir Senta noch am sympathischsten war. Mit Trude hatte ich die meisten Probleme, auch schon von Anfang an und Evelyns Charakter war manchmal auch ein bisschen schwierig für mich.

    Sehr fesselnd und wunderbar lebendig war für mich die Spurensuche nach den verschollenen Kunstschätzen, auch wenn es nicht ganz so viel Raum eingenommen hat, wie ich gedacht hätte. Die moderne und teilweise humorvolle Erzählweise, wenn von Hannah und ihrem Leben erzählt wurde, fand ich herrlich erfrischend. Und auch ihr Verhältnis zu Andreas und auch zu Jörg haben mir sehr gut gefallen. Besonders gefallen daran hat mir auch die Schilderung, dass eben auch Hannahs Generation ihre Kämpfe austragen muss, vor allen in einem späteren fast beiläufigen Satz wird das sehr deutlich.

    Die aufkommende Judenverfolgung fand ich trotz allem sehr beklemmend und die Wucht mancher schlimmer Szenen wird mir im Gedächtnis bleiben.
    Der lange Titel des Buches klärt sich im Laufe der Geschichte und ich fand das ganz wunderbar gelungen!

    Mir hat dieses Buch super gefallen und ich empfehle es sehr gern weiter!

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  • 3 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Maria B., 06.01.2021 bei bewertet

    Raub in drei Spielarten
    Im vorliegenden Roman geht es um mehrere Themen rund um die Verfolgung der Juden ab den Dreissigerjahren bis hin zu den Forschungen ihrer Nachkommen in der Gegenwart. Als besonders tragisch empfand ich den erzwungenen Verzicht der jungen Senta auf ihre Tochter Evelyn. Damit verknüpft ist ihr späteres Scheitern im Bemühen um Annäherung und um die Sicherung der Zukunft ihres Kindes.
    Ein zweites grosses Thema ist der unrechtmässige Besitzanspruch der Nazis, speziell in der Kunsthandlung der Familie Goldberg, die eine der Hauptrollen spielt. Es geht aber auch um den regelrechten Raub der kleinen Evelyn, als Sentas kinderlose Schwägerin Trude ihre Lage ausnützt und sich die Kleine unter den Nagel reisst, jede spätere Annäherung hintertreibend.
    Doch auch die jüngste Generation in der Person der Studentin Hannah fällt einer Spielart des Diebstahls zum Opfer: Ihre Dissertationsbemühungen werden vom ihrem Doktorvater plagiiert. Sie ist gefangen in grosser Unsicherheit, was ihre Zukunft betrifft, auch in amouröser Hinsicht. Doch ist sie dem Familienerbe auf der Spur: Sie möchte das verschwundene Vermeer-Bild wiederfinden.
    Vier Frauen sind die Säulen dieser Story, wobei eine weitere fast zur Gänze ausgespart wurde: Hannahs Mutter. Über sie erfahren wir nur wenig.
    Auch die Herren spielen keine allzu grosse Rolle. Die beiden „Hauptmänner“ hingegen sind in ihrer Charakteristik markant gezeichnet. Auf der einen Seite Hannahs Doktorvater, der ihre Zuneigung schamlos ausnutzt und seine Lorbeeren auf ihrer Arbeit aufbaut.
    Der andere ist Jörg Sudmann, ein Wichtigtuer, von sich eingenommen bis zum Gehtnichtmehr. Er versucht krampfhaft und penetrant, eine Art deutsche Wiedergutmachung zu betreiben und gibt sich unglaubwürdig als Israel-Fan. Er will aber auch als der grosse Helfer und Förderer in Hannahs Leben dringen.
    Zwei Erzählstränge, die unabhängig voneinander beginnen, nähern sich allmählich bis zum überraschenden Ende. Manche Kapitalanfänge sind verwirrend, weil inzwischen Zeitsprünge stattgefunden haben und erst im Nachhinein erläutert werden. In meinen Augen findet das manchmal lückenhaft statt. So erfährt der Leser nie, warum Julius einen Gips trägt. Mich hat jedoch der lebendige Erzählstrom mitgerissen, ich war richtig mit dabei, egal wo die Schauplätze liegen.
    Auch wenn über die Zeit ab den Dreissigerjahren schon viel geschrieben worden ist, beleuchtet Alena Schröders Roman eine weitere Facette. Ich empfehle ihn allen Menschen, die mehr über die dunkelste Zeit Deutschlands erfahren möchten, und allen, die sich um Menschen bemühen.

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  • 5 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    leseratte1310, 15.01.2021 bei bewertet

    Dieser Roman mit dem ungewöhnlichen Titel umfasst eine Zeitspanne von fast hundert Jahren und beleuchtet die Geschichte von den Frauen einer Familie, die aus unterschiedlichen Generationen stammen.
    Hannah Borowski ist erstaunt, als sie durch einen Brief aus Israel erfährt, dass sie eventuell Erbin eines verschollenen jüdischen Kunstvermögens ist. Aber sie weiß nichts über ihre jüdische Familie und ihre Großmutter Evelyn schweigt verbissen. Sie will nicht über die Vergangenheit sprechen und auch nicht über Hannahs Mutter. Aber Hannah gibt nicht auf und will mehr herausfinden.
    So erfahren wir in Rückblicken von Senta, die in den zwanziger Jahren in Rostock ungewollt schwanger wurde. Der werdende Vater heiratet sie zwar, aber schon nach recht kurzer Zeit scheitert diese Ehe. Er lässt Senta gehen, aber nimmt ihr das Kind. Senta arbeitet beim Berliner Tageblatt, erst einmal als Schreibkraft, dann als Journalistin. Durch ihren zweiten Mann Julius Goldmann, den Sohn eines angesehen Kunsthändlers, bekommt sie Zugang zur Berliner Künstlerszene. Aber die Zeiten sind schwierig für die jüdischen Bürger und die Goldmanns fliehen vor den zunehmenden Repressalien.
    Es ist immer wieder erschreckend, wie schnell sich das Leben für die jüdische Bevölkerung verändert. Die Lage wird stetig schwieriger, und die Repressalien sind furchtbar. Noch schlimmer aber ist es, dass es Menschen gibt, die die Notlage schamlos ausnutzen.
    Der Schreibstil ist packend und gut zu lesen. Die Geschichte hat mir gut gefallen und die Charaktere sind authentisch und gut dargestellt. Hannah ist 27 Jahre alt, aber sie ist noch nicht so richtig in ihrem Leben angekommen. Erst die Suche nach ihren Wurzeln ermöglicht es ihr, ihren eigenen Weg zu finden. Evelyn zeigt sich in Bezug auf die Vergangenheit ziemlich starrsinnig. Sie will einfach nicht über die Vergangenheit reden und begreift nicht, dass es auch Hannahs Vergangenheit ist. Ich konnte mich in die Personen gut hineinversetzen.
    Mir hat dieser Roman gut gefallen und ich habe Hannah gerne begleitet beim Ergründen der Familiengeheimnisse.
    Ich kann das Buch nur empfehlen.

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  • 5 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Regina K., 10.01.2021

    Hannahs 94-jährige Großmutter Evelyn, erhielt einen Brief aus Israel, darin wird sie als einzige lebende Erbin des Kunstvermögens, des jüdischen Inhabers Itzig Goldmann, betitelt. Dessen Kunstwerke einst von den Nazis geraubt, deren Besitzer umgebracht wurden. Sie hat daran kein Interesse, so beginnt Hannah mit Nachforschungen, die sich als nicht einfach erweisen.

    Diese Ausgangsgeschichte führt den Leser bis ins Jahr 1920 zurück. Zwei Freundinnen von einem ausschweifenden Leben in Berlin träumen. Dieser Traum zerplatz jedoch für die 18-jährige Senta, die ungewollt schwanger wird, es zur Heirat mit dem ehemaligen Jagdflieger und Träger des Eisernen Kreuzes kommt. Die kleine Evelyn wird geboren, jedoch kann sich Senta mit diesem Leben nicht abfinden, trifft eine Entscheidung, die nicht nur ihr Leben verändern wird.


    Diese Familiengeschichte wird über 4 Generationen erzählt. Da ist Senta und ihre Freundin Lotte. Trude, Sentas Schwägerin, die ihr wenig Sympathie entgegenbringt. Evelyns Tochter Silvia und Enkelin Hannah. Diese unterschiedlichen Generationen spiegeln auch die jeweiligen gesellschaftlichen Hintergründe wider. Der drohende Aufstieg der Nationalsozialisten, mit der einhergehenden Vertreibung und Vernichtung seiner jüdischen Mitbewohner. Das schwere Leben nach dem Krieg, das deutsche Wirtschaftswunder, bis in unsere heutige Zeit, in der die Aufarbeitung der Naziraubkunst noch immer nicht beendet ist. Doch sind diese Themen gut in die Geschichte eingebaut, in deren Mittelpunkt stets das Leben der einzelnen Frauen erzählt wird.


    Alena Schröder hat einen außergewöhnlichen Debütroman geschrieben, in dem sie uns auf eine Reise schickt, die mitreißt, bedrückt, betroffen macht. Die aber auch ihrer Hauptfigur Hannah mehrere Gesichter verleiht, diese Ruhelosigkeit der anderen Frauen erkennen lässt. Ihre Sprache ist angenehm zu lesen, so fliegen, nicht nur durch die auftretende Spannung der Geschichte, die Seiten nur so dahin.

    Für mich ein gelungener Leseauftakt für das Jahr 2021!

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Bookslove1511, 22.01.2021

    Ein gut gelungenes Debüt
    Die 27-jährige Berlinerin Hannah weiß nicht so recht, wie mit ihrer Leben weitergehen soll. Sie arbeitet seit langem an ihrer Doktorarbeit und nebenbei kümmert sich um ihre über 90-jährige Großmutter Evelyn, die in einem Seniorenresidenz lebt. Die beiden Frauen haben außer sich aneinander keine Verwandten mehr und als plötzlich ein Brief aus Israel kam, verändert es alles. In dem Brief wird Evelyn als Erbin eines in Zweiten Weltkrieg geraubten Kunstvermögens ausgewiesen. Hannahs Neugier ist geweckt und stürmt sich sofort in Nachforschungen. Doch egal wie oft sie ihre Oma zu Rede stellt, Evelyn weigert sich stur über die Vergangenheit, besonders über ihre Mutter Senta zu reden...

    „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht blaues Kleid“ Dank diesem außergewöhnlichem Buchtitel bin ich auf das Buch neugierig geworden. Es ist das Debütroman von Alena Schröder und meine Meinung nach, hat sie eine beeindruckende Familiengeschichte erschaffen, welche die ich sehr gerne gelesen habe. Es geht hier um vier Frauen aus vier Generationen. Wo Urenkelin Hannah, im Gegenwart auf die Ahnenforschung geht, erzählt die Uroma Senta aus ihrem Leben und Oma Evelyn taucht mit dem Erinnerungen in die gemeinsame Zeit mit ihrer Tochter Silvia ein. Es hört sich zwar sehr kompliziert an, ist es aber nicht. Die Perspektiven wechseln recht schnell, sodass man spannend die Geschehnisse folgt. Allerdings ich fand die Erzählungen aus der Gegenwart nicht so berauschend. Klar war es spannend Hannah bei ihrem Forschungen zu begleiten aber da kommen einige Nebencharaktere, die ich stellenweise unpassend und langweilig fand. Das Thema NS-Raubkunst bleibt zwar nicht oberflächlich aber mich hat die Thematik Mutter-Tochter-Beziehungen mehr mitgenommen. Denn nicht jede Frau für Muttersein bestimmt und Schröder erzählt über die Gefühle von Frauen ungeschönt.

    Ich finde, die Autorin hat mit ihrem leichtem, modernem Schreibstil und mit ihrer vielschichtigen, authentischen Charakteren ein bewegendes Debüt geschrieben, welches ich weiterempfehlen kann.
    4,5 Sterne

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  • 5 Sterne

    3 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Claudia L., 21.01.2021 bei bewertet

    Vier Generationen und ein Bild machen diesen Roman absolut lesenswert!

    Der Debütroman „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ von Alena Schröder erschien am 20.01.2021 im dtv Verlag. Der Roman umfasst 368 Seiten und ist festgebunden.

    Hannah (27) ist mitten im Leben. Sie ist eine Studentin die regelmäßig ihre Großmutter Evelyn (95) besucht, zu der sie ein besonderes Verhältnis hat. Hannah´s Mutter ist bereits verstorben. Die Mutter von Evelyn auch. Vier Generationen,vier verschiedenen Zeiten, vier Leben und jedes Leben hat eine besondere Beziehung zur Mutter. Darum geht es in diesem Roman. Geschichtliche Ereignisse die dazu beitragen, dass jedes dieser Leben anders verläuft und dessen Nachvollziehbarkeit nicht einfach ist, wie Hannah feststellen muss, nachdem sie bei Ihrer Großmutter einen Brief in den Händen hält, der aus Israel kommt.

    Mir hat sowohl der Inhalt des Buches, als auch der besondere Schreibstil der Autorin sehr gut gefallen. Die Autorin hat es geschafft vier Generationen zu skizzieren, ohne dabei ins straucheln zu kommen und mich als Leserin unterhaltsam durch ihr Buch zu leiten.
    Die Wechsel der Personen, bzw. Ereignisse wurden durch neue Kapitel mit Angabe des Ortes und des Jahres angekündigt. Dies hat sehr dazu beigetragen, dass ich den roten Faden nicht verloren habe. Obwohl recht viele Charaktere in dem Buch vorkommen, kam ich nicht durcheinander und konnte jeden Charakter der jeweiligen Zeit und Handlung zuordnen.

    Es gab Buchabschnitte die vermittelten die pure Lebensfreude und Abenteuerlust und dann gab es wieder Buchabschnitte, die so traurig und beängstigend,waren, dass es mir schwer fiel weiter zu lesen. Die Kombination aus fiktiven Handlungen und realen Ereignissen aus der deutschen Geschichte spiegeln die teilweise chaotischen Zeiten erschreckend gut wieder.

    Dieser Roman vereint Geschichte, Kunst, Menschlichkeit und familiäre Bindungen zu einem lesenswerten Gesamtwerk, welches ich gerne weiterempfehle.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    lialuna, 14.01.2021

    Fesselnde Familiengeschichte

    Dieser Roman umspannt fast hundert Jahre. Über vier Generationen wird die Geschichte der Frauen einer Familie erzählt. In der Gegenwart findet die 27-jährige Hannah einen Brief aus Israel, in dem es um Raubkunst der Nazis geht. Der Versuch, ihre Großmutter Evelyn darauf anzusprechen, scheitert. Aber Hannah lässt nicht locker und macht sich auf die Suche nach Antworten. In Rückblicken erfährt der Leser dann mehr über Evelyn und ihre Mutter Senta in den 20er Jahren. Auch die Zeit vor und während des zweiten Weltkriegs spielt eine Rolle.

    Man könnte der Geschichte vorwerfen, dass sie viele Themen nur anschneidet und nicht intensiv genug behandelt. Ich fand das aber nicht störend, eher im Gegenteil.
    Alena Schröders Debut hat mir einige entspannte, spannende, leichte Lesestunden beschert; leicht im positiven Sinne. Die generationsübergreifende Familiengeschichte hat mich von Anfang bis Ende sehr gut unterhalten und dafür gibt es 5 Sterne.

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