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  • 5 Sterne

    4 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Frederike Z., 01.09.2022

    POV: Du bist bei einer Kostümparty eingeladen. Motto: Superheld*innen. Man reiche mir den Habit und die Holzschuhe, tonight I’ll be Marie the Matrix, coming from God’s grace and pig poo. Zornige Anführerin, loyale Freundin und talentierte Künstlerin – mit Marie de France hat Lauren Groff auf Grundlage loser, historischer Überlieferungen eine Protagonistin neu interpretiert oder viel eher erschaffen, die ihresgleichen sucht. Mit unglaublich klugen und kraftvollen Worten lässt sie die junge Frau an all den Aufgaben, die ihr das Leben stellt, wachsen, über sich hinaus und in ihre neue Rolle hinein, lässt sie ob der Macht, die sie durchströmt, in allen Facetten ihres Wesens strahlen. In eindrücklichen Bildern gewährt sie nicht nur Einblick in Maries Innerstes, ihre Kreativität, ihre Sinnlichkeit und geheimen Sehnsüchte, die sie gekonnt zu befriedigen weiß – selbst ist die Frau –, sondern zeigt auch die Dynamiken innerhalb der Schwesterngemeinschaft und in Interaktion mit der Außenwelt auf: die Entstehung von Sympathien und Antipathien, Vergeltungssucht und Neid. Und nicht zuletzt: innigster Zuneigung, Lust und Vertrauen.

    Ich habe Marie in ihrer Eigenwilligkeit und ihrem Biss, für das einzustehen und zu kämpfen, was sie erreichen will, sehr liebgewonnen. Zu keinem Zeitpunkt ist sie auf ihren eigenen Vorteil aus, sondern stets das Wohl der Gemeinschaft, ihrer Schwestern und Freundinnen, bedacht. Doch es sind gerade ihre verletzlichen Momente, wenn die Einsamkeit sie übermannt, die Haut einer Aprikose sie an die zarte Berührung ihrer ehemaligen Dienerin und Freundin Cecily erinnert, sie vor Liebe übergehende Lais für Eleanore verfasst und sich im Schreiben von Fabeln verliert, in denen sie für mich am stärksten war. Denn wahre Stärke zeigt sich gewiss nicht durch Muskelkraft.

    Bis zuletzt war ich gefangen in den Strahlen, der Heldinnenreise der Matrix, und der von Stefanie Jacobs sprachlich hervorragend eingefangenen Atmosphäre. Und dann: Buch zu. Aufwachen, ankommen, oh weh, es ist schon Herbst? But the books shines on and on and... Große Empfehlung!

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  • 5 Sterne

    4 von 7 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    SofieW, 29.07.2022

    Eine junge Frau blüht auf und wird zum Segen eines ganzen Klosters

    Marie, ein unehelicher Adelssproß im Gefolge von Eleonore von Aquitanien, wird von dieser verabschiedet, weggeschickt in ein weitentferntes heruntergekommenes Kloster, mit dem vorgeschobenen Auftrag, dass man sie dort brauche. Am Hofe ist das junge Mädchen mit seiner grobschlächtigen Erscheinung und seinem wenig liebreizenden Wesen nicht mehr erwünscht und so macht sich Marie, bitter im Herzen, auf den Weg zu ihrem neuen Bestimmungsort. Und eigentlich stimmt es ja, das Kloster ist heruntergekommen, die Lebensumstände der Nonnen desolat. Aber natürlich hätte niemand gedacht, dass Marie als neue Priorin es wirklich anpackt, die Dinge verändert, Strukturen aufbricht und neue schafft und sich nicht nur in den inneren Mauern durchsetzt, sondern ihre Kämpfe auch mit der übergeordneten Geistlichkeit austrägt und gewinnt. Sie schafft für ihre Mitschwestern ein Leben, das einer Art feministischer Emanzipation gleichkommt, gerade wenn man sich vor Augen hält, wir sprechen vom England in den Jahren ab 1158.
    Das ist die Geschichte, doch was dieses Buch erst richtig zum Leuchten bringt, das ist der Schreibstil der Autorin Lauren Groff. Er ist anders, eigen und doch flüssig und leicht zu lesen und so lebendig und intensiv in seiner in indirekter Rede gehalten Form, dass einen ihr Werk vom ersten Augenblick an packt. Man jagt sozusagen mit Marie im fliegendem Galopp auf ihr neues Leben zu, dasdann tatsächlich auch eines wird, ausgefüllt und kämpferisch, mit einem innerlich loderndem Feuer versehen, für das Recht auf weibliche Selbstbestimmtheit und ein gutes Leben.
    Und auch mich hat dieses Buch fast schon ein wenig zum Glühen gebracht, einfach weil es dieses Buch ist und ich bin begeistert.

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Fornika, 03.08.2022

    England, 1158: Marie, die uneheliche Schwester Königin Eleonores, darf nach dem Tod ihrer Mutter nicht etwa an deren königlicher Seite ein neues Leben beginnen, sondern wird in ein abgelegenes Kloster abgeschoben. Dort soll sie in der Vergessenheit versinken, doch Marie ist nicht nur durchsetzungsfähig, sondern auch mit einem wachen Geist und Weitsicht gesegnet, und so nutzt sie ihren Posten als Priorin nicht nur zum eigenen Vorteil.
    Was hat mich dieser Roman abgeholt. Starke Frauenbilder in Romanen sind heutzutage ja ein wenig in Mode gekommen, werden aber immer wieder für mich zu abgeschmackt oder klischeehaft aufgezogen. Nicht so hier. Marie ist bis zum Tode ihrer Mutter mit sehr starken und unabhängigen Frauen aufgewachsen, und das hat sie zutiefst verinnerlicht. Das Kloster ist ein mehr oder weniger geschützter Mikrokosmus, in dem sie ihre Visionen entwickeln und auch verwirklichen kann. Nach und nach überzeugt sie nicht nur sich selbst, sondern ihre Mitschwestern, was Frauen alles können und auch leisten dürfen. Es ist wunderbar zu lesen, wie ihre und die Macht des Klosters nach und nach wachsen. Das alles erzählt die Autorin sehr kraftvoll, aber auch reduziert. Es wird nichts in großen, farbigen Bildern heraufbeschworen, sondern fein mit wenigen Worten beschrieben und trotzdem kommt man als Leser sehr schnell an. Ich fand diesen ruhigen Stil sehr stimmig mit der klösterlichen Atmosphäre.
    Für mich war dieser Roman eines der Jahreslesehighlights bisher. Ganz große Leseempfehlung.

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  • 3 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    brauneye29, 24.10.2022

    Zum Inhalt:
    Marie ist erst 17 Jahre alt als sie in ein Kloster eintreten muss, denn die Königin Eleanore von Aquitanien will sie weit entfernt von sich haben. Marie kommt in eine Gemeinschaft von Frauen, die verarmt sind, hungern, frieren und nach und nach ist es ausgerechnet Marie, die es schafft, dem Kloster und den Frau mehr Macht und Wohlstand zu bringen
    Meine Meinung:
    Das Cover passt ja so gar nicht zu dem, was in dem Buch erzählt wird und so richtig frage ich mich jetzt immer noch, warum das Buch Matrix heißt. Zunächst fand ich das Buch eigentlich trotz meiner falschen Erwartung ganz spannend, das nahm aber dann zunehmend ab, weil die Geschichte einfach so dahin plätscherte und, womit ich mich immer schwer tue, in Gegenwartsform geschrieben, was sich immer sperrig liest auch wenn die Geschichte noch so gut ist. Für mich ein Buch, dass ich sicher nicht lange im Gedächtnis behalte.
    Fazit:
    Sonderbar

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    _Le4_, 30.07.2022

    Im Buch geht es um Marie, welche von ihrer Halbschwester, der Königin, in ein Kloster geschickt wird. Das ist schon fast ein Todesurteil, da das Kloster arm und von Krankheit geplagt ist. Marie übernimmt jedoch schon bald einen hohen Posten und macht sich daran, ihr Kloster für ihre Schwestern und sich selbst zu stärken. Daraufhin dürfen wir ihr gesamtes Leben begleiten und sehen, wie sie sich für das Kloster einsetzt.

    Also erst einmal: Was für ein fantastisches Buch! Mich konnte das Buch absolut abholen.
    Ich empfinde die Geschichte als sehr inspirierend und habe es genossen, wie Marie sich den patriarchalen Ideen der Zeit entgegengestellt hat und ihre Schwestern beschützt hat. Das Buch handelt von weiblicher Stärke. Die Protagonistin ist stark und lässt sich nicht unterkriegen. Sie ist wahrlich nicht perfekt, aber so lebensecht und beeindruckend, dass ich sie wahnsinnig lieb gewonnen habe und es genossen habe, sie in ihrem Leben und ihren Vorhaben begleiten zu dürfen.
    Das Buch handelt von sapphischen Frauen, was vor allem vor dem historischen Hintergrund ausgesprochen spannend ist. Das Kloster war beispielsweise als Zuflucht für Frauen da, die nicht mit Männern verheiratet sein wollten. Marie steht eindeutig auf Frauen und das prägt ihren christlichen Glauben, was auch wahnsinnig faszinierend ist.
    Ich finde, das Buch zelebriert Frauen und ist sehr feministisch. Es gibt natürlich Stellen, die von dem für die Zeit typischen Sexismus geprägt sind, aber Marie darüber triumphieren zu sehen, hat mich regelrecht euphorisch gestimmt.
    Der Schreibstil ist etwas untypisch, aber hat zumindest meinen Lesefluss nicht gestört. Es war flüssig zu lesen und konnte mich super fesseln.

    Das Buch hat mich persönlich absolut begeistert und wer Interesse hat von sapphischen, feministischen Nonnen zu lesen, dem kann ich dieses Buch nur nahelegen.

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  • 5 Sterne

    yellowdog, 16.10.2022

    aktualisiert am 16.10.2022

    Sprachlich stark und mit einem poetischen Ton

    Die amerikanische Schriftstellerin Lauren Groff ist eine Autorin, die nicht in erste Linie historische Romane schreibt, obwohl die Handlung von Matrix im 12.Jahrhundert angesiedelt ist. Doch die Autorin will mehr zeigen als nur eine historische Kulisse. Es geht um Entwicklung und Selbstbestimmung.

    Es gibt einen Bezug zu Eleonore von Aquitanien, aber Protagonistin ist Marie de France, die offenbar auch eine historische Persönlichkeit ist. Viel ist von ihr anscheinend nicht bekannt. Lauren Groff macht aus ihr eine beeindruckende und außergewöhnliche Figur!
    Es wird ein längerer Zeitraum betrachtet. Das verleiht dem Buch eine entsprechende Dimension.

    Lauren Groff ist stark bei Detailbeschreibungen insbesondere auch dabei, wie alles auf Marie wirkt, zum Beispiel der Eintritt ins Kloster. Ihre Emotionen werden nachvollziehbar. Und man lernt eine Klostergemeinschaft gut kennen, die Marie als Äbtissin weiterentwickeln wird.

    Lauren Groffs sprachliche Mittel sind wirkungsvoll.
    Wenn sie z.B. schreibt

    „Eine daumendicke Schicht aus feinem, glänzendem Eis überzieht die Welt. Der Wind weht eisige Messerklingen herein.“

    dann spürt man diese Eiseskälte.

    Insgesamt kann man bei Matrix von einem überzeugenden Roman sprechen, wie er einen nicht oft begegnet.

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  • 4 Sterne

    holdesschaf, 17.09.2022

    Interessante Diskussionsgrundlage
    Marie ist eine uneheliche Tochter des Königshauses, doch wegen ihrer Größe und ihres unweiblichen Aussehens taugt sie nicht für die Ehe. Daher wird sie von der Königin Eleonore, die sie liebt und verehrt, wie nichts auf der Welt, als Priorin in ein verarmtes Kloster geschickt. Dort warten Hunger, Kälte, Einsamkeit und Entbehrung auf Marie, die sich nichts als Freiheit und die Beachtung ihrer Königin wünscht. Durch geschicktes Agieren beginnt sie, das Kloster mit Hilfe der ihr bald nahestehenden Glaubensschwestern nach ihren Vorstellungen und Visionen zu gestalten, um wenigstens an diesem Ort Freiheit und Selbstbestimmung als Frau zu erlangen.

    Ich bin durch das sagenhaft schöne Cover auf diesen Roman aufmerksam geworden. Auch wenn ich den Titel nicht mit dem Klappentext in Verbindung bringen konnte, so hatte ich doch gelesen, dass es sich hier eher um feministische Literatur handelt. Eher nicht so mein Fall. Doch die Leseprobe war so ausdrucksstark und bildgewaltig, dass ich mich trotzdem daran gewagt habe.

    Zunächst hatte ich Mitgefühl mit Marie, die - durch eine Vergewaltigung gezeugt - früh die Mutter verlor, deren Erbe ihr von Männern genommen wurde und von ihrer Königin in ein trostloses Kloster verfrachtet wird, in dem sie dem Tod oft näher ist, als dem Leben. Doch man merkt schnell, dass Marie schlau ist und durchsetzungsstark, was auch an ihrem respekteinflößenden Äußeren liegt. Der Begriff Mannweib fällt im Buch. Man durchläuft mit Marie eine Entwicklung, die auch darauf zurückzuführen ist, dass sie unbedingt die Liebe und Aufmerksamkeit der Königin erlangen möchte, die sie verstoßen hat. Sie möchte beeindrucken, zeigen, dass sie als Frau etwas erschaffen kann, wobei sie auf mystische Weise beauftragt immer höher hinaus will. Da verliert sich dann etwas meine Sympathie.

    Obwohl Glaubensschwester und Christin handelt die Protagonistin für mich zu sehr aus Eigennutz. Die mythische Komponente ist für mich ebenfalls schwer greifbar. Der Schreibstil der Autorin ist für das Setting im Mittelalter sehr passend, manchmal etwas abgehackt, an anderen Stellen verschachtelt, so dass ich konzentriert lesen musste, um alles zu erfassen. Man spürt, dass es damals oft ums nackte Überleben ging. Die körperliche Liebe zwischen Frauen ist ein wiederkehrendes Thema, ebenso die körperliche und geistige Stärke der Weiblichkeit und der Glaube/Aberglaube zur damaligen Zeit. Es ist eigentlich ganz interessant, das Klosterleben im Mittelalter, sollte es denn so gewesen sein, kennenzulernen. Ab und zu eingestreute lateinische und französische Ausdrücke sind unumgänglich.

    Man merkt schon, die Autorin quetscht sehr viele Themen in diesen gut 300 Seiten starken Roman, der an manchen Stellen für mich dennoch nur schwer zugänglich war. Nur eines kommt so gut wie nicht vor: Männer. Bis auf einige Randbemerkungen, die jedoch nicht sehr schmeichelhaft sind. Die komplette Klosterwelt, die Marie erschafft, steht auf dem Fundament Frau. Männer werden kategorisch ausgesperrt. Etwas zu viel wird es dann, wenn angedeutet wird, dass große Katastrophen der heutigen Zeit nicht stattfinden würden, wenn das Buch nicht so geendet hätte, wie es eben endet und Frauen früher ihre Kraft genutzt hätten. Das scheint mir allenfalls eine Gedankenspielerei zu sein.

    Das Buch kann ich Lesern empfehlen, die sich für feministische Literatur interessieren. Auch für Buchclubs und Leserunden, in denen Bücher ausführlich diskutiert werden, bietet dieser Roman jede Menge Stoff. Mich hat der Roman zwar zum Nachdenken angeregt, aber seine grundlegenden Ideen habe ich nicht wirklich durchdringen können.

    3,5 Sterne

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  • 4 Sterne

    Magineer, 02.09.2022

    Utopie von sakraler Wucht

    Zuallererst: Lauren Groff hat mit "Matrix" keine der üblichen Mittelalter-Romanzen nach modernem Strickmuster geschrieben, in der die Protagonistin sich als starke Frauenfigur nach heutigem Rollenbild versteht. Ihre Heldin ist, trotz aller Radikalität ihrer weltlichen Ansichten, fest im damaligen Mikrokosmos aus Kirche und Obrigkeit verwurzelt - sie bewundert ihre Königin, das entgangene Leben am Hof, die Kunst der Minne und die Frauen, die sich der Etikette ihrer Zeit verschrieben haben. Und doch passt sich Marie dem Leben an, das ihr zuerst aufgezwungen wird: Aus dem ärmlichen Kloster voller hungernder Nonnen macht sie im Laufe der Jahrzehnte, fern der Orte und Ereignisse von wirklich weltpolitischer Bedeutung, eine Trutzburg früher feministischer Selbstverständlichkeit.

    Natürlich hat es die Person Marie de France einst wirklich gegeben, doch die niemals eindeutig identifizierte historische Poetin und Visionärin dürfte nur wenig mit Groffs ungelenker und herber Halbamazone zu tun haben, die sich nach Akzeptanz bei Hofe sehnt und ob ihrer wenig attraktiven Erscheinung dennoch, gerade 17 Jahre alt, von ihrer geliebten Königin Eleanore von Aquitanien in die Quasi-Verbannung geschickt wird.

    Lange wünscht sich Marie zurück in den wärmenden Schoß ihres einst so privilegierten Lebens. Die Jahre vergehen, die glückliche Vergangenheit erscheint immer ferner und immer noch hält die Äbtissin an ihrem Traum fest. Doch nebenher widmet sie sich unbeirrt und mit immer größerer Leidenschaft ihren Schwestern im Kloster, verbessert ihr Leben, macht die Frauen zu starken Persönlichkeiten und erschafft so auf die ihr einzig mögliche Weise einen Ort, an dem Wissen und Aufklärung gedeihen. Eine Utopie, sicher, aber eine Utopie von einzigartiger Kraft!

    Ungewöhnlich ist an "Matrix" auch der Stil. Durchgängig im Präsens und in indirekter Rede erzählt, rafft Groffs Roman oft Jahrzehnte auf wenigen Seiten zusammen, berichtet nüchtern und ohne wirklich erkennbaren Bogen von Geschehnissen, aus denen andere eine ganze Geschichte gewoben hätten und bleibt dennoch dicht an seiner Protagonistin, reflektiert mit seinem sperrigen Sätzen, die bald einen eigenwilligen Sog entfalten, die kantige Persönlichkeit der Äbtissin Marie, die auf angenehm realistische Art nicht in ihre Zeit passt. Andererseits gelingt der Autorin so auch ein Weltenbau, der auf unnachahmliche Weise ein Bild des Mittelalters jenseits aller Klischees entwirft - nicht nur Dreck, Hunger und Krankheiten werden regelrecht greifbar, ohne den typischen "Misery Porn" aktueller Geschichtsschmöker zu wiederholen, sondern auch die Gedankenwelt jener Zeit.

    In der kargen Klösterlichkeit (nach außen und auch nach innen), mit denen sich die Kapitel an den immer gleichen Abläufen der Jahreszeiten abarbeiten und damit einen Rhythmus von geradezu sakraler Wucht erlangen, spiegelt sich der Zustand der realen Welt in einer Mischung aus resignierender Schicksalsergebenheit, emotionalem Aufbegehren, Hilflosigkeit, tiefem Gottesglauben und Tatendrang wider und vermittelt zumindest eine ferne Idee davon, wie unsere Vorfahren sich in einer Gesellschaft behauptet haben, in der ein einzelner Mensch nicht zählte.

    Das mag einigen Lesern schnell recht zäh und repetitiv erscheinen, aber genau das scheint auch Sinn und Zweck dieser schriftstellerischen Kraftakts - meinen tiefsten Respekt an Lauren Groff: Hut ab vor soviel Fabulierkunst!

    Wohl noch über die nächsten Jahre ein Buch zum Mitreden.

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  • 4 Sterne

    Cosmea, 03.08.2022

    Die Geschichte einer starken Frau
    Lauren Groffs neuer Roman “Matrix“ spielt im 12. Jahrhundert und erzählt die Geschichte von Marie de France. Die 17jährige Marie ist Vollwaise und wird von ihrer Halbschwester Eleonore als Priorin in einem heruntergekommenen, völlig verarmten Kloster in einer englischen Sumpflandschaft eingesetzt. Sie ist so unattraktiv, dass sie am Hof nicht mehr tragbar ist und auch nicht verheiratet werden kann. In dem Kloster leben noch 20 dürre Nonnen, die anderen sind an Seuchen gestorben oder verhungert. In der ersten Zeit will Marie nur unbedingt an den Hof zurück, muss aber einsehen, dass das nicht passieren wird. Dann erwacht ihre Tatkraft, und sie setzt ihren ganzen Mut und ihre Willensstärke ein, um das Kloster und die ihr anvertrauten Schwestern zu retten. Sie treibt bei säumigen Pächtern den fälligen Pachtzins ein, renoviert das Kloster, kümmert sich um Landwirtschaft und Viehzucht und setzt die Amtsträgerinnen so geschickt ein, dass das Kloster zu Ansehen und Reichtum kommt. Das weckt den Neid und die Gier der kirchlichen Vorgesetzten und des Hofs, aber auch der Dörfler. Marie lässt sich einiges zum Schutz ihrer Töchter einfallen und hat ein Netz von Informanten, die sie über geplante Attacken aller Art informieren.
    Auch das Leben in der Gemeinschaft ist nicht frei von Problemen. Es gibt verbotene Lust, Schwangerschaft und Geburt, aber vor allem Neid, Missgunst und Intrigen und Kritik an Maries Arroganz und ihrem selbstherrlichen Anspruch, in ihrer Position als selbsternannte Heilige über kirchlichem und weltlichem Recht zu stehen. Sie hat Visionen, in denen ihr die Jungfrau Maria erscheint und ihr neue Wege aufzeigt.
    Groffs Roman zeichnet kenntnisreich und sprachlich sehr gelungen das Porträt des klösterlichen Lebens im 12. Jahrhundert und beschreibt zugleich fünf Jahrzehnte im Leben einer intelligenten, starken Frau mit außerordentlichen Führungsqualitäten, die den Roman teilweise wie eine feministische Utopie wirken lassen. “Matrix“ ist Fiktion, denn über die reale Marie de France, eine Dichterin von Lais, ist sehr wenig bekannt, nicht einmal, ob sie tatsächlich in einem Kloster gelebt hat.
    Mir hat der Roman sehr gut gefallen, obwohl ich sonst selten historische Romane lese. Ich empfehle ihn ohne Einschränkung.

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  • 4 Sterne

    Milli11, 15.09.2022

    Nonne wider Willen

    Marie de France, eine uneheliche Tochter aus dem Geschlecht der Plantagenets, lebt nach dem Tod ihrer Mutter am Hofe der Königin Eleanore von Aquitanien. Aufgrund ihrer Größe, Ungelenkheit und ihres unschönen Aussehens passt sie aber so gar nicht in das Frauenbild dort und wird schlussendlich von Eleanore in ein verarmtes heruntergekommenes Kloster in England verbannt. Mutterseelenallein kommt sie dort nach einer beschwerlichen Reise an und die Freude über ihre Ankunft hält sich auch dort in Grenzen.

    Das Kloster ist verarmt aufgrund von Misswirtschaft, die Arbeit wird nach unpraktischen Erwägungen auf die Schwestern verteilt, alle hungern und frieren und Krankheiten töten viele der Nonnen weit vor ihrer Zeit.

    Nachdem Marie realisiert hat, dass sie niemand von dort wegholen wird und sie völlig auf sich allein gestellt ist, beginnt sie, das Beste aus der Situation zu machen und krempelt nach und nach alle Bereiche um. Sie schafft es wahrhaftig, neue Geschäftsfelder zu erschließen, die Nonnen zu motivieren und das Leben im Kloster verbessert sich spürbar. Sie weckt Talente und Begabungen in den Nonnen und setzt diese zum Wohl der Gemeinschaft ein. Im Kontakt mit der Außenwelt legt sie großen Wert darauf, das Kloster weitgehend von Kriegen und vor allem auch Männern abzuschirmen, was sich als sehr kluge Entscheidung erweist. Auch mit Eleanore wird der Kontakt wieder enger und es entsteht sogar so eine Art von Freundschaft.

    Dabei gibt es natürlich auch Rückschläge, nicht mit allen Schwestern kann Marie gut umgehen und ihre Visionen und Pläne überfordern auch viele ihrer Mitschwestern. Trotzdem behält sie die Zügel in der Hand und setzt sich immer wieder durch. Eine sehr beeindruckende Frau! Und das in einer Zeit, da Frauen sehr viel weniger wert waren als Männer.

    Die Sprache des Buches ist sehr ungewöhnlich und hat mir ganz außerordentlich gefallen, sehr bildhaft und präzise. Dazu das Bild dieser sehr ungewöhnlichen Frau, die nicht mit Schönheit und Anmut glänzen kann, aber sich mit Klugheit, Beharrlichkeit und Zielstrebigkeit eine ganz eigene Welt erschafft und verteidigt. Gäbe es mehr von ihrer Sorte zu jeder Zeit, sähe die Welt wohl anders aus.

    Ein tolles Buch nicht nur für Mittelalterfans!

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  • 4 Sterne

    Lisa, 05.08.2022

    Ungewöhnlich, feministisch und interessant – Ein historischer Roman der anderen Art

    Obwohl Titel, wie auch das Cover des Romans „Matrix“ der Autorin Lauren Groff, eher an Science Fiction denken lassen, handelt es sich doch um einen historischen Roman. Auch wenn ich nach der Lektüre immer noch finde, dass der Titel nicht richtig zum Inhalt passt, gibt es zumindest einen erkennbaren Zusammenhang im Text. Und irgendwie passt alles auch gerade deshalb, da auch die Handlung ziemlich strange ist. Im positiven Sinne wurde ich überrascht von einer wirklich verrückten Geschichte, starken Frauenfiguren und einem sehr besonderen Klosterleben. „Matrix“ ist wirklich anders als alles was ich bisher an historischen Romanen gelesen habe. Inhaltlich handelt es sich um die Lebensgeschichte von Marie, welche über viele Jahre hinweg erzählt wird. So erlebt man als Leser:in hautnah nicht nur Maries persönliche Entwicklung, sondern auch den Ausbau des Klosters, mit. Durch innovative, aber für die damalige Zeit durchaus ketzerische Ideen, wird die Ausgestaltung eines Imperiums dargestellt und zwar aus einer rein weiblichen Perspektive heraus erzählt. Auch durch diese besondere Erzählweise, wirkte die Geschichte auf mich wie ein Heldinnen-Epos. Allerdings ergaben sich für mich, auch durch den Schreibstil durchaus Längen. Denn dieser liest sich stellenweise etwas sperrig und auch die andauernde Perspektive des auktorialen Erzählers sprach mir weniger an. Positiv gefielen mir hingegen modernere Noten, wie zum Beispiel der offene Umgang mit Homosexualität, welcher dennoch zeitgemäß dargestellt wurde. Und auch die erkennbaren Charakterentwicklungen der Figuren, sowie der erfrischend hinterfragende Blick auf starre Strukturen in der Organisation Kirche, sprechen für dieses Buch. Obwohl „Matrix“ seine Leser:innen durchaus herausfordert, lohnt sich die Lektüre. Lediglich für die Längen gibt es von mir einen Stern Abzug.

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  • 4 Sterne

    Gisela E., 15.10.2022

    Spannender historischer Roman

    Marie ist siebzehn Jahre alt und Waise, als sie von Königin Eleanore von Aquitanien ins Kloster geschickt wird. Sie ist zu groß und ungelenk geraten, und eine Ehe scheint für sie nicht möglich zu sein. Im Kloster soll sie, ehemalige Kriegerin und keineswegs fromm, zur Priorin eines äußerst abgelegenen, armen Klosters werden. Doch Marie findet sich nach und nach in ihre Rolle ein und schafft es, das verarmte Kloster mit seinen wenigen hungernden Nonnen so zu leiten, dass das Kloster zu neuem Leben erwacht.

    Die Geschichte beginnt Mitte des 12. Jahrhunderts in England, es gibt viele Frauen und junge Mädchen, die ihr Leben im Kloster verbringen. Dass Marie allerdings dort landet, abgeschottet vom weltlichen Leben und mit wenig Aussichten auf ein erfülltes Leben, hat etwas damit zu tun, dass sie eine Halbschwester der Königin ist, ein Bastard, den die Königin nicht bei sich haben will. Marie schafft es, nach einer kurzen Phase der Rebellion, in ihre neue Rolle hineinzufinden, so sehr, dass sie diese selbst gestaltet, auf ihre ganz eigene Weise. Mit Maries Geschichte entsteht ein Roman über die rein matriarchalisch geprägte Welt des Frauenklosters, mit einer mutigen und klugen Priorin, die ihr Kloster von bitterer Armut zu Wohlstand und weltlichem Einfluss führt. Maries Lebensweg ist gut eingebettet in die geschichtlichen Hintergründe ihrer Zeit, es ist spannend, über das Klosterleben wie auch über Maries Leben zu lesen. Schade, dass die Autorin nichts darüber erzählt, wie sie zu Marie als Hauptfigur ihres Romans gekommen ist und welche historischen Fakten sie zu einer fiktiven Geschichte zusammenwirkt.

    Ich empfehle das Buch sehr gerne weiter für alle, die an historischen Romanen interessiert sind, und vergebe 4 von 5 Sternen.

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  • 4 Sterne

    Fredhel, 01.09.2022

    Eleanore von Aquitanien hat eine uneheliche Halbschwester Marie. Nach dem Tod ihrer Mutter kommt sie an Eleanores Hof. Das intelligente 17-jährige Mädchen verliebt sich sofort in ihre schöne Halbschwester, doch die versetzt sie ganz schnell in ein bitterarmes englisches Kloster, denn Marie ist mit ihrer großen, fülligen Figur für den Heiratsmarkt völlig ungeeignet.
    Bei den halb verhungerten Nonnen erwartet Marie ein herzloser Empfang in kaltem Gemäuer. Nachdem sie die Königin nicht mit innigen Briefen umstimmen konnte, nimmt sie ihr Schicksal in die Hand und führt das Kloster zu neuer Blüte.
    55 Jahre lang begleitet man das Leben dieser erstaunlichen Frau. Nichts und niemand kann sie einschüchtern. Sie ist listig, wenn die Kirchenoberen an das Klostervermögen wollen. Sie ist unerbittlich, wenn Pächter sie betrügen wollen und sie ist stark, wenn das Kloster angegriffen wird. Marie hatte wirklich ein interessantes Leben, das in diesem Buch spannend wiedergegeben wird. Mir fehlt es etwas an Lebendigkeit, denn es herrscht von Anfang an eine große Distanz zu den Protagonisten, auch wenn man einige in ihrem Lebenslauf begleitet und sieht, wie sie durch das Klosterleben geformt werden.
    Ein sehr interessantes Buch, aber vielleicht etwas zu trocken geschrieben. Für mich macht das 4 Lesesterne aus.

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  • 4 Sterne

    daniele b., 24.09.2022

    Als Marie von ihrer großen Liebe Eleanore von Aquitanien buchstäblich verstoßen wird, nimmt sie ihr Leben in die Hand und schafft es gegen alle Widerstände ein reiches Leben zu führen. Als uneheliches Bankert stört sie das höfische Leben, und zusätzlich "gestraft" mit einem unweiblichen Äußeren, macht sich Marie auf den Weg in ein verarmtes Kloster. Sie kommt zuerst in eine Art von Hölle, da die dort lebenden Nonnen täglich um das pure Überleben kämpfen. Ganz auf sich gestellt findet sie dennoch Möglichkeiten die Umstände in gute Bahnen zu lenken, denn sie hat einen brillianten Kopf, den sie auch zu nutzen weiß. Sie schafft es mit Hilfe ihrer Mitschwestern dem Kloster im Laufe von mehreren Jahren ein gutes Auskommen zu verschaffen, und erarbeitet sich die Position der Prorin und einen guten Ruf. Als schließlich nach langer Zeit ihr einstige Liebe Eleanore von Aquitanien, das Kloster besucht, bemerkt Marie, dass diese auch nur ein fehlbarer Mensch ist. Vielleicht tat sie Marie einst einen großen Gefallen sie fort zu schicken, denn für eine begabte und fähige Frau wie Marie ist das Leben im Kloster die einzige Möglichkeit ein, im Rahmen der Möglichkeiten ihrer Zeit, erfülltes Leben zu führen. Die Weise wie die Autorin schreibt hat mich zeutweise befremdet, daher vier Sterne.

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  • 4 Sterne

    hummelfreund, 06.08.2022

    Als allererstes ist mir dieses wunderschöne Buchcover aufgefallen. Welche Geschichte das Buch enthält, war mir zunächst schleierhaft. Die goldenen Wellen, die aus der Mitte heraus strahlen, wirken positiv und erleuchtend.
    Und genau darum geht es.
    Marie ist erst 17 Jahre alt, als sie von ihrer geliebten Königin Eleonore in ein Kloster versetzt wird. Das Kloster ist heruntergekommen und Maries Zukunft sieht ausweglos, karg und einsam aus. Doch Marie zeigt Stärke und Willenskraft und wird als Priorin das Leben der Nonnen im Kloster wesentlich verändern.
    Das Buch spricht über Tabus, wie die Liebe zwischen geistlichen Frauen untereinander und dem generellen Verbot von körperlicher Liebe.
    Die Frauen im Kloster sind stark, physisch und geistlich. Frauen können alles schaffen. Doch der Weg ist steinig und hart. Bis heute hat sich da leider nicht alles verändert.
    Daher empfand ich es besonders erfrischend, dass die Männer praktisch keine Rolle in der Geschichten haben.
    Zwischendurch war die Geschichte kurzzeitig etwas langatmig. Die Dialoge zwischen Marie und der Königin Eleonore haben mir dagegen so gut gefallen. Die Autorin schreibt intelligent, scharfzüngig und berauschend.
    Ein außergwöhnliches Buch mit vielen Stärken.

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  • 4 Sterne

    Celia K., 29.08.2022

    Die ungewöhnliche Protagonistin Marie hat mir sehr gut gefallen. Das Leben und das Schicksal von vielen Frauen im Kloster, die aus welchen Gründen auch immer, nicht heiraten wollten oder konnten, hat mich berührt und begeistert.
    Der Roman spielt im 12. Jahrhundert und nimmt sich als historisches Vorbild Marie de France. Ich habe natürlich gleich gegoogled eine meiner Lieblingsbeschäftigungen bei historischen Romanen.
    Marie ist das Kind einer Vergewaltigung und kommt als Waise an den Hof von Eleonore von Aquitanien, mit der sie verwandt ist. Aufgewachsen unter großen kämpferischen Frauen, ist sie selbst auch sehr groß und leider nicht hübsch. So sieht die Königin keine Möglichkeit, sie zu verheiraten und schickt sie als Priorin in ein völlig verarmtes Kloster in einer Moorlandschaft.
    Marie, die mit 17 Jahren wenig fromm ist, gewöhnt sich allmählich an das einsame Leben im Kloster. Mit ihren Führungsqualitäten schafft sie es bald, das Kloster aufblühen zu lassen. Kenntnisreich werden Intrigen, verbotene Lust und das Leben in der religiösen Gemeinschaft sowie das Verhältnis zur Außenwelt beschrieben.
    Ich fand dieses Buch sehr lesenswert.

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  • 3 Sterne

    Kristall, 07.01.2023

    Klappentext:

    „Marie ist siebzehn Jahre alt, groß und ungelenk und nach allgemeiner Ansicht ungeeignet für die Ehe und das höfische Leben. Sie verehrt ihre Königin, Eleonore von Aquitanien, doch die verstößt sie mit einem Lächeln: Marie soll Priorin eines abgelegenen Klosters werden, irgendwo im Schlamme Englands, fern von den zärtlichen Zuwendungen ihrer Dienerin. Lebendig begraben in der Gemeinschaft verarmter, frierender, hungernder Nonnen – ausgerechnet sie, die aus einer Familie von Kriegerinnen stammt und alles andere als fromm ist. Doch in der Abgeschlossenheit des Klosters findet Marie für sich und ihre Schwestern ungeahnte Möglichkeiten von weltlichem Einfluss, Wohlstand und neuer Gemeinschaft.“



    Nun ja, der Roman „Matrix“ von Lauren Groff ist allein von der Sprache her bzw. dessen Stil besonders. Geschrieben in der dritten Person erlesen wir das Leben von Marie. Es bleibt dadurch bis zum Ende des Buches eine gewisse unnahbare Bindung zur Hauptprotagonistin bestehen. Einerseits gar nicht schlecht gedacht von der Autorin um eben immer objektiv als Leser sein zu können aber es fällt eben schwer das auch umzusetzen da einem Marie schon oft ans Herz geht nur scheint sie sich dagegen immer wieder zu sträuben. Sie ist nicht gerade die Schönheit die sich die damalige Männerwelt erträumt hatte. Zudem ist sie auch noch ein uneheliches Kind und eigentlich nur mehr geduldet als akzeptiert am Hofe der Königin aber sei‘s drum. Marie ist eine Kämpferin nur ist es eben nicht immer einfach zu kämpfen wenn man es eigentlich möchte. Des weiteren befinden wie uns im 12. Jahrhundert in England! Die Zeiten waren alles andere als rosig damals und die Feuer der Bürgerkriege und Kreuzzüge glühten. Ihr „Umzug“ ins Kloster scheint einerseits Bürde, gar Strafe aber wie es bei Marie nicht anders sein kann, macht sie auch daraus das beste und kämpft auch hier für besseren Zeiten. Ich muss zugeben, nicht alles fand hier meine Zustimmung bzw. mein Verständnis. Die damalige Zeit war seltenst reif für solche kämpferischen Frauen und das hat die Autorin auch sehr gut auf den Punkt gebracht doch ist Marie doch sehr häufig einfach zu unglaubwürdig und nicht recht zu verstehen in ihrem Tun und Handeln. Ich bin einerseits zwar unterhalten worden von diesem Werk aber hätte ich es nicht gelesen, hätte ich auch nichts verpasst. Der Ausdruck und die Sprache sind speziell, die Figuren des öfteren sonderbar aber, und das sei klar hervorgehoben, die Geschichte der damaligen Zeit wurde gut gezeichnet. Ich vergebe hier neutrale 2,5 Sterne für dieses Werk.

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  • 3 Sterne

    MeinSohnPrinzAndreas, 29.07.2022

    Die siebzehnjährige Marie ist wahrlich keine Schönheit. Groß, von knochiger Statur, aber wachen Geist, eignet sie sich nicht, um am Heiratsmarkt im Reich Eleonore von Aquitanien verschachert zu werden. Und so wird sie vom Hof verbannt und von der Königin als Priorin im feucht-nebeligen Angleterre eingesetzt. Anfangs von ihrem ärmlichen Leben schockiert erkennt Marie schon bald, dass ihr neues Amt ihr die Möglichkeit bringt, um weltliche Macht zu erlangen. Ein dramatischer Höhenflug beginnt.

    Ich war wirklich gehypt auf das Buch, da mich der sprachliche Stil der Autorin in der Leseprobe bereits vollends überzeugen. Und das blieb auch so das restliche Buch über. Denn Lauren Groff legt hier einen sehr experimentellen und anspruchsvollen Schreibstil an den Tag. So haben wir sehr lange und verschachtelte Sätze, mittels deren die Geschichte geschildert wird, und auch, findet sich keinerlei - oder kaum - direkte Reden. Dem geschuldet reduziert sich zwar das Lesetempo, was mich an und für sich nicht störte, und der Fokus verlegte sich vom Plot hin auf die Schönheit der Sprache. Und hier liegt auch der Hauptkritikpunkt meinerseits. Den das Buch ist weder Plot - noch Charaktergetrieben sondern lebt wirklich nur von der Sprache. Den auf beiden Seiten spart die Autorin sehr stark aus. Das Buch beschreibt einen Zeitraum von etwa 55 Jahren auf knapp 320 Seiten. Von der im Klappentext versprochenen Machtaufstieg merkt man nicht fiel. Zwar liest man darüber, was Marie macht, in die Wege leitet und welche Konsequenzen das mit sich zieht, allerdings nur in der Sparversion. Ich hätte mir da viel mehr Tiefe erhofft. Man nimmt alles nur am Rande war und kommt sich ein wenig so vor, als würde man eine Doku schauen, interessant, aber nur minder spannend. Das gleiche gilt auch für Marie. Auf emotionaler Ebene herrscht gähnende Leere. Mann nimmt Marie nur sehr blass, wie durch einen milchigen Schleier war. Und da ist auch das Problem. Sie und ihre Handlungen wirken nicht immer nachvollziehbar und auch ist es nicht so, dass Marie besonders nahbar und sympathisch wirken würde.

    So ist hinterlässt mich das Buch wahrlich zwiegespalten. Schreibstil topp, Plot und Charakterstudie allerdings nicht überzeugend.

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  • 3 Sterne

    R.S., 04.08.2022

    Ein nicht ganz gelungener feministischer Blick auf Nonnen im 12. Jahrhundert

    „Matrix“ von Lauren Groff spielt im 12. Jahrhundert. Im Alter von siebzehn Jahren wird die Protagonistin Marie de France von Eleanor von Aquitanien vom französischen Hof verbannt und in eine abgelegene englische Abtei geschickt. Mit den Jahren erlangt sie immer mehr Einfluss und Macht in bis sie die Leitung der Abtei erlangt. Sie erlebt religiöse Visionen, die sie zum Bau von zahlreichen Projekten im und um das Kloster herum anregt und sie schreibt Gedichte. Auch versucht Marie, die Abtei vor dem Einfluss Außenstehender zu schützen.

    Von der Grundidee her ist „Matrix“ ein interessantes Buch. Die Autorin fiktionalisiert das Leben von Marie de France, einer Figur, über die man eher wenig weiß, und verwirft die bekannten Kenntnisse zugunsten der Erstellung ihrer eigenen Version der Geschichte. So muss man „Matrix“ eher als eine feministische Fantasie des mittelalterlichen Lebens als ein Versuch, historische Details genau nachzubilden, betrachten. Groff ist nicht so sehr daran interessiert, Marie zu vermenschlichen bzw. als Person nahbar zu machen, sie stellt sie mehr als Heldin bzw. Heilige dar. So werden Konflikte, die innerhalb der Erzählung auftreten, nur als kleine Hürden angesehen, die Marie zu überwinden hat, auch ihr Weg zur mächtigen Frau im Kloster verlief ohne großartige Hindernisse. Ebenso mäanderte die Handlung teilweise stark und einiges wurde sehr verkürzt dargestellt, so wurden z. B. Jahre aus Maries Leben innerhalb einer Seite abgehandelt.
    All das führte leider dazu, dass eine vielversprechende Handlung an Spannung und Tiefe verlor und Marie und die anderen Frauen mir emotional fremd blieben, sodass mich das Buch insgesamt nicht wirklich begeistern konnte.
    Einzig der Schreibstil sprach mich an, er war sehr bildlich und stimmungsvoll. Auch gab es tolle Beschreibungen der Natur und der Umgebung im Kloster.

    Alles in allem eine tolle Prämisse, deren Umsetzung leider nur bedingt überzeugen konnte. Sprachlich und inhaltlich wäre das Potenzial definitiv vorhanden gewesen.

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  • 3 Sterne

    Birgit S., 03.08.2022

    Sprachlich top, inhaltlich eher ein Flop

    Erzählt wird „Matrix“ von Lauren Groff in der dritten Person und ohne Dialoge aus der Perspektive von Marie de France und spielt hauptsächlich in einer Abtei aus dem 12. Jahrhundert, die von Nonnen mit einer Sensibilität für das 21. Jahrhundert bewohnt wird. Marie de France, ein königlicher Bastard, wächst in einer Familie starker Frauen abseits des Hofes auf. Während sie sich in Eleanor von Aquitanien verliebt, ist sie zu unattraktiv und anspruchslos, um in einer politischen Ehe nützlich zu sein, sie wird deswegen in ein armes englisches Nonnenkloster geschickt. Marie nutzt ihre Stärke und die politischen Fähigkeiten, die sie durch die Beobachtung von Eleanors Macht erlernt hat, um in ihrer religiösen Gemeinschaft ein eigenes kleines Königreich zu errichten.

    Der Schreibstil hat mir gut gefallen, atmosphärisch und poetisch zugleich. Jedoch konnte die Handlung mich überhaupt nicht fesseln. Nach vielversprechenden ersten Seiten verlor ich schnell das Interesse. Obwohl in dem Buch viel passiert, fühlte es sich beim Lesen so an, als würde nichts wirklich etwas passieren. Zum einen liegt es daran, dass Konflikte oder Probleme nahezu im gleichen Moment gelöst werden, wie sie entstehen, dass häufig Jahre innerhalb einer oder weniger Seiten vergehen und dass Marie nahezu heldengleich rüberkommt: Sie kann nichts falsch machen und kann alles. Aufgrund der fehlenden Tiefe fiel es auch schwer, eine emotionale Bindung zu Marie oder den anderen Charakteren aufzubauen.
    Insgesamt denke ich, dass das Buch meine Aufmerksamkeit viel besser hätte aufrechterhalten können, wenn sich die Autorin stärker auf ein paar Jahre in Maries Leben oder wichtige Ereignisse fokussiert hätte, anstatt durch sie durchzurasen. So empfand ich den Roman leider als oberflächlich und belanglos.

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