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  • 4 Sterne

    3 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Leser100, 17.02.2022

    Als Buch bewertet

    Die Autorin stellt uns in ihrem Roman eine hartherzig Gesellschaft vor. Wer sich in irgendeiner Art von der Gemeinschaft abhebt, ganz egal ob durch Hautfarbe, Körpergewicht, anatomischen Besonderheiten, der privaten Lebensform oder dergleichen, über den wird nicht nur schlecht gedacht, über den wird auch geredet, der wird unter Umständen sogar ausgeschlossen. Gnade oder Mitleid gibt es nicht. Im Extremfall des Sepp mündet dies gleich zu Beginn des Romans in einem Selbstmord.
    Während die Atmosphäre des Inhalts des Romans äußerst düster ist, gestaltet sich passend dazu auch Schreibstil recht knapp. Auf alle Geschehnisse wird nur kurz eingegangen. Ein karges hartes Leben wird geschildert.
    So kommt man mit dem Lesen des Buches auch recht schnell voran. Doch an der ein oder andere Stelle wäre eine ausführliche Beschreibung gut angebracht gewesen. Irritierend fand ich, dass die Autorin komplett auf Anführungszeichen verzichtet und diese statt dessen durch einen Bindestrich ersetzt, der Sinn dahinter erschließt sich mir nicht.
    Gerede innerhalb einer Dorfgemeinschaft dürfte vielen aus dem realen Leben selbst bekannt sein. Vorverurteilungen, Gerüchte und Tratsch sind auch in der Realität an der Tagesordnung, manchmal auch mit tragischen Folgen für den Betroffenen. Die Autorin versteht es diese Situation überspitzt darzustellen.

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  • 4 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Leseratte, 11.02.2022

    Als Buch bewertet

    Klein aber oho. Das schlichte Cover sowie der Titel "Die Dritte Hälfte eines Lebens" werfen sofort Fragen auf und lassen neugierig auf den Inhalt werden. Mit seinen 127 Seiten ist dieser Inhalt zwar sehr schnell gelesen, dafür hallt er noch lange nach. Schon während des Lesens stellt man sich Fragen: Kennt man nicht selbst einen zurückgelassenen Sepp der wegen seiner dunklen Hautfarbe bereits in der Schule gemieden wurde, oder einen Rathbauer der sich gerne und oft vor dem Spiegel schminkt oder eine Liesl, die körperlich nicht alles so aufweist, wie es sein sollte? Schonungslos und offen werden von Anna Herzig Themen behandelt, die jeder kennt. Der Schreibstil ist gut gewählt. Bezeichnend und anders als gewohnt sind die Überschriften zum jeweiligen Absatz. Es ist ein besonderer Roman und ich finde ihn leseswert, weil er das Mensch sein bzw. das Anders sein beeindruckend erzählt.

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  • 2 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Tine G., 18.08.2022

    Als Buch bewertet

    Anna Herzig nimmt uns mit in ein fiktives Dorf in Österreich. dort kennt jeder jeden. Ganz besonders schwer wird es wenn man anders ist. Ein Bauer,der Rathbauer, der sich gerne schminkt, der Seppi mit dunkler Hautfarbe, die Rosa ledig und alleinerziehend und dann noch die Liesl mit ihren 3 Brüsten. Man macht den Anderen das Leben schwer und doch bleiben sie mit dem Dorf verbunden.

    Das Büchlein umfasst 130 Seiten und das Cover ist einfach gestaltet.
    Eine Geschichte wo sie überall stattfinden könnte und zum Nachdenken anregt.
    Die Autorin schreibt in einem abgehacktem Stil mit dem ich leider nicht so sehr zurechtkam. Für mich kam kein Lesefluß zustande und ich habe das Büchlein gegen Ende zur Seite gelegt. Vielleicht nehme ich es mir noch einmal vor. Der Gedankengang der Geschichte ist ansich gut, es liegt alleine am Schreibstil, der für mich sehr gewöhnungsbedürftig ist.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Silvia L., 13.03.2022

    Als Buch bewertet

    In diesem kurzen Buch geht es um das österreichische Dorf Krimmwing, das mit jedem anderem beliebigen Dorf ersetzt werden könnte. Der Ort und seine Geschichte sind austauschbar und haben leider durchaus viel Ähnlichkeiten mit der Realität.
    Es geht um Menschen, die anders sind. Eine Alleinerziehende, ein Mann mit dunkler Hautfarbe, eine Frau mit drei Brüsten oder ein Mann, der sich gern schminkt. All diese Figuren haben es nicht leicht in diesem Dorf, das dich beobachtet, verurteilt, über dich spricht, lästert und trotzdem die Augen verschließt und ignoriert. Es geht um Hass, Neid, Ungerechtigkeit, Engstirnigkeit - ein traditionelles Dorf, in dem man nicht so sein darf, wie man ist.
    Der Schreibstil war etwas ungewöhnlich, wenn auch sehr klar und prägnant. Auf nur 130 Seiten war diese präzise Beschreibung auch nötig. Dennoch waren mir die Beschreibungen der Beziehungen der Figuren zueinander nicht immer ganz klar und ich musste überlegen, wer jetzt genau zu wem gehörte und blickte manchmal doch nicht ganz durch. Das hat mich etwas gestört. Dennoch hat mir die Aussage des Buches sehr gefallen! Aktuell, leider schlimm und traurig, aber wichtig!

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  • 4 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Anja K., 01.03.2022

    Als Buch bewertet

    das cover hat meinen blick gleich auf sich gezogen und der titel hat mich neugierig gemacht. ein interessantes und schön geschriebenes buch über das leben in einem dorf, menschen mit ihren eigenarten, andere menschen, die das beurteilen und auch verurteilen, was das mit den menschen macht, wie sie damit umgehen, wie das leben sich dadurch verändert. so verschieden die personen sind, sie sind sehr speziell in ihrer jeweiligen art, ihre gedanken und gefühle zeigen die problematik ihres seins gut auf und regen zum nachdenken an. wie geht man selbst mit dieser andersartigkeit um, wie ist es in diesem kleinen dorf geschehen, wie könnte es im eigenen umfeld sein. wie wird mit ausländern, unehelichen kindern, anderes geschlecht gefühlt... umgegangen. bemerkenswert in dieser kürze auf so viele verschiedene themen einzugehen und diese beeindruckend aufzuzeigen. hat mir gut gefallen.

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  • 3 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    gst, 23.02.2022

    Als Buch bewertet

    Verwirrspiel hoch drei

    „Der Hängende, der Unerwünschte und der Vertriebene. In gewissen österreichischen Gemeinden ist das oft ein und dieselbe Person.“ (Seite 11)

    „Wenn es darum geht, Spielgefährten zu finden, scheint Krimmwing mit einem Schlag nur mehr aus Erwachsenen zu bestehen.“ (Seite 39)

    Leicht hatte es der Seppi, die eigentliche Hauptperson dieses kurzen Romans, nicht. Ebenso wie andere, die in dem beschriebenen Dorf ihre Schwierigkeiten hatten, weil sie nicht der Norm entsprachen. Spotartig beleuchtet die Autorin die unterschiedlichen Charaktere. Wie überall gibt es in Krimmwing schlagkräftige und friedfertige Leute, sowie einfühlsame und ausgrenzende.
    Anna Herzig (1987 als Tochter eines Ägypters und einer Kanadierin in Wien geboren) erzählt im ersten Teil „Was man gehört hat“ und im zweiten „Was die Leute sagen“. Wie so oft wissen die anderen oft mehr als die Betroffenen selbst. Insofern beschreibt sie die Dorfbewohner recht treffend.
    Was mir allerdings gar nicht gefiel, ist das Verwirrspiel zu Beginn der zweiten Hälfte. Da wusste ich oft nicht, um wen es gerade ging. Da fiel es mir schwer Zusammenhänge zum ersten Teil (den ich gar nicht schlecht fand) herzustellen, was mir den Lesegenuss vergällte. Für meinen Geschmack hat die Autorin die Aussagen hier zu sehr reduziert. Erst das Ende kommt wieder versöhnlich daher und mildert das Durcheinander etwas ab.

    „Irgendwann findet man sich wieder. Beim Psychiater vielleicht, der einem beipflichtet, dass es kühl geworden sei da draußen. Eine erkrankte Gesellschaft, die in ihrer fieberdurchtränkten Hilflosigkeit dorthin treibt, wo sie es am wenigsten spürt.“ (Seite 126).

    Fazit: Ein Buch, das erst beim zweiten Lesen seine Kraft entfaltet. Das wäre zwar dank der Kürze möglich, verringert allerdings sehr den ersten Lesegenuss. Ich habe erst beim Schreiben dieser Besprechung Gefallen am Buch gefunden, doch das ist mir zu wenig. Von mir erhält es zweieinhalb Sterne.

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  • 3 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    lustaufbuch, 15.02.2022

    Als Buch bewertet

    Interessantes Buch etwas fragmentarisch umgesetzt
    Die Autorin Anna Herzig schreibt mit ihrem Buch "Die dritte Hälfte eines Lebens, eines für alle, die anders sind und sich nicht wie alle anderen fühlen und sich in der Gesellschaft auch nicht immer ganz wohl fühlen. Es geht aber auch um grundlegenden Themen, wie das Mensch-Sein und das Leben an sich, verbunden mit Liebe, Trauer, Schmerz,...
    An sich setzt sich die Autorin mit sehr interessantem Themen auseinander, nur leider blieb die Handlung das gesamte Buch über sehr fragmentarisch, abgehackt und leider auch etwas verwirrend.
    Zudem finde ich die Bezeichnung Roman etwas übertrieben, da dieses Buch nur etwa 130 Seiten umfasst, ein relativ kleines Format und eine große Schrift aufweist. Ich würde es deswegen eher dem Genre einer Erzählung oder Kurzgeschichte einordnen.
    Nichtsdestotrotz wurde sich hierbei mit interessanten, bewegenden Themen auseinandergesetzt, vor allem im Bezug auf den "Dorftratsch", welcher oftmals sehr stalkerhaft und oft nicht einmal ansatzweise der Realität entspricht.

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  • 3 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    gabi e., 10.02.2022

    Als Buch bewertet

    Mit dem Buch habe ich mich etwas schwer getan.

    In einem kleinen Dorf namens Krimmwing wird eine junge Frau von einem Dunkelhäutigen schwanger. Dank aller Vorurteile, voran bei den Eltern, hat sie keine Chance ein gemeinsames Leben mit Jackson zu verbringen. Der kleine Seppi hatte von seiner Geburt an keine Chance, ist er doch der Sohn des Dunkelhäutigen. Aber auch andere Bewohner des Dorfes haben ihr Päckchen zu tragen.

    Vorteile, Klatsch und Tratsch, Mobbing sind an der Tagesordnung. Anderssein wird verurteilt. In aller Deutlichkeit beschreibt die Autorin das Leben innerhalb des Dorfes. Die einzelnen Protagonisten werden ohne Schnörkel dargestellt.

    Das Buch hat mich, obwohl mich das Thema sehr interessiert, nicht wirklich gefangen genommen. Ich gehe allerdings davon aus, dass dieses Buch polarisieren wird. Man mag es, oder aber auch nicht.

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  • 4 Sterne

    3 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Kokoloreslot, 04.03.2022

    Als Buch bewertet

    In dieser vielschichtigen kurzen Erzählung geht es um ein paar Außenseiter, eines fiktiven Dorfes in Österreich, indem jede Form von Andersartigkeit Ausgrenzung zur Folge hat. Ein aktuelles Thema, modern umgesetzt und auf die Spitze getrieben.

    Sehr gelungen fand ich die treffsichere Wortwahl, die klar und schmucklos Dinge auf den Punkt bringt. Es gab einige interessante Wendungen und die ein oder andere Stelle hat mich zum Schmunzeln gebracht. Gerade weil das Buch in seiner Gesamtheit betroffen macht, finde ich den hoffnungsvollen Aspekt am Ende sehr gelungen.

    Für mich war der Schreibstil leider zunehmend gewöhnungsbedürftig und es fiel mir schwer, im Lesefluss zu bleiben und den Zusammenhängen zu folgen. Es fehlte dadurch an mitreißender Kraft und ich bekam keinen Zugang zu den Charakteren, die nur oberflächlich betrachtet wurden. An Ende hatte ich den Eindruck, das war so gewollt und mir liegt dieser Stil bloß einfach nicht.

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  • 4 Sterne

    3 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Michaela E., 13.02.2022

    Als Buch bewertet

    Krimmwing ist ein fiktives Dorf und steht doch stellvertretend für viele österreichische Ortschaften, in denen die Traditionen hochgehalten werden, die Kinder in die Fußstapfen der Eltern treten sollten und am besten alles so bleiben soll, wie es immer war.

    Doch die Ruhe in Krimmwing ist gestört. Denn die Rosa hat sich mit dem Jackson eingelassen, der farbig ist, und sie erwartet ein Kind. Die Eltern erklären unmissverständlich, dass der Jackson hier nicht willkommen ist. So bleibt Rosa mit ihrem Seppi allein zurück und kann diesen Verlust nie überwinden.

    Der Seppi hat es von Anfang an nicht leicht. Für seine Mutter steht er für alles, was sie verloren hat und im Dorf brandmarkt ihn seine Hautfarbe. Wenig geliebt wächst er heran, bis ihm alles zu viel wird und er an einem Apfelbaum baumelt.

    Gleichzeitig lesen wir vom Rathbauer, der sich zum 15. Geburtstag eine Vagina und Brüste wünscht, was von seinem Vater mit Schlägen quittiert wird. Er möchte am liebsten nach Italien abhauen und als Renza ein Leben in der Sonne führen.

    Und dann ist da noch die Liesl, die mit drei Brüsten gesegnet ist, was viele verstört und gleichzeitig magisch anzieht. Ihre Absonderlichkeit verleitet das Dorf zu den wildesten Spekulationen.

    Wie lesen davon, was die Leute alles wissen über diese Außenseiter. Der Kreativität der Gerüchte scheinen keine Grenzen gesetzt. Leider driftet das Ganze auch etwas ins Skurrile ab und ist äußerst verworren geschrieben. Als Leser*in muss man dabei konzentriert bleiben, um die Zusammenhänge herauszufiltern.

    Stilistisch ist das Buch anspruchsvoll verfasst und es fesselt auch ab der ersten Seite. Leider verfliegen die Seiten all zu schnell. "Die dritte Hälfte eines Lebens" ist eher eine Novelle als ein Roman. Mit ihren großzügig gesetzten 127 Seiten sollte die Geschichte absolut auf dem Punkt sein. Das gelingt der Autorin leider nicht ganz. Es wäre schön gewesen, wenn manches etwas großzügiger ausgeführt gewesen wäre. Ein paar Seiten mehr hätten dem Buch nicht geschadet. Daher ziehe ich bei meiner Bewertung einen Stern ab und empfehle es bedingt, denn der Preis ist schon etwas ordentlich für diese kurze Lesevergnügen.

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  • 4 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Leser100, 31.03.2022

    Als Buch bewertet

    Die Autorin stellt uns in ihrem Roman eine hartherzig Gesellschaft vor. Wer sich in irgendeiner Art von der Gemeinschaft abhebt, ganz egal ob durch Hautfarbe, Körpergewicht, anatomischen Besonderheiten, der privaten Lebensform oder dergleichen, über den wird nicht nur schlecht gedacht, über den wird auch geredet, der wird unter Umständen sogar ausgeschlossen. Gnade oder Mitleid gibt es nicht. Im Extremfall des Sepp mündet dies gleich zu Beginn des Romans in einem Selbstmord.
    Während die Atmosphäre des Inhalts des Romans äußerst düster ist, gestaltet sich passend dazu auch Schreibstil recht knapp. Auf alle Geschehnisse wird nur kurz eingegangen. Ein karges hartes Leben wird geschildert.
    So kommt man mit dem Lesen des Buches auch recht schnell voran. Doch an der ein oder andere Stelle wäre eine ausführliche Beschreibung gut angebracht gewesen. Irritierend fand ich, dass die Autorin komplett auf Anführungszeichen verzichtet und diese statt dessen durch einen Bindestrich ersetzt, der Sinn dahinter erschließt sich mir nicht.
    Gerede innerhalb einer Dorfgemeinschaft dürfte vielen aus dem realen Leben selbst bekannt sein. Vorverurteilungen, Gerüchte und Tratsch sind auch in der Realität an der Tagesordnung, manchmal auch mit tragischen Folgen für den Betroffenen. Die Autorin versteht es diese Situation überspitzt darzustellen.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Frau M. aus M., 17.02.2022

    Als Buch bewertet

    Blut und Seelen vergiftet
    "Die dritte Hälfte eines Lebens" von Anna Herzig ist ein ganz wunderbares Buch. Es erzählt die Geschichte des fiktiven österreichischen Dorfes Krimmwing, in dem man es schwer hat, wenn man sich seinen Mechanismen und der damit verbundenen Monotonie nicht unterordnet. Die Gemeinschaft ist überfordert mit Dingen, die nicht in ihren engen Rahmen passen. Mit dem Rathbauer, der gern eine Frau wäre, können sie nichts anfangen. Der dunkelhäutige Steinlachner Seppi samt seiner ledigen Mutter macht ihnen wohl sehr viel Angst. Auch die übergewichtige Liesl mit den drei Brüsten ist für sie kaum zu ertragen. Mit sehr originellem Sprachstil wird erzählt, wie die vier von der Dorfgemeinschaft gedemütigt und ausgegrenzt werden. Auch Sympathisanten werden nicht geduldet. Und doch überleben sie alle irgendwie und sind verstrickt miteinander und auch mit den Dorfbewohnern. So hängen die Geächteten doch fest am Dorf bzw. werden vom Dorf festgehalten. Sie könne sich nicht befreien, um vielleicht andernorts ein glücklicheres Leben zu suchen. Die Dorfbewohner treiben ihr Verhalten auf die Spitze. Sie sind völlig ohne Empathie für die Geschmähten. Der Seppi, dem "der kleine Schmerz" sowieso schon sein Leben lang von der Mutter eingeimpft wurde, überlebt das nicht. Vieles wird nur angedeutet. Man muss sehr genau hinhören und sich auch seinen Teil dazu denken. Die beiden Kapitel des Buche haben die Überschriften "Was man gehört hat" und "Was die Leute sagen". Die Verwirrung, die hier und da entsteht ist das Ergebnis. Man muss aufpassen, dass man den Gerüchten nicht auch auf den Leim geht. Die Lisl beispielsweise soll angeblich als Striptease-Tänzerin im Vladorama auftreten. Im späteren Text kommt heraus, dass sie dort nur gelegentlich kellnert.
    Es ist ein sehr schönes kleines Büchlein, das man gern zweimal lesen kann, um noch besser zu verstehen.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    iGirl, 10.02.2022

    Als Buch bewertet

    Das unerbittliche Dorf

    Anna Herzig ist mit 'Die dritte Hälfte des Lebens' ein wunderbares Debüt gelungen. Sie verliert kein Wort zu viel in ihrer Geschichte um einige Leben im österreichischen Dorf Krimmwing. Schnell, teils stichpunktartig treibt sie uns Lesende durch die Leben ihrer Protagonist*innen. Es sind besondere Menschen, deren Leben miteinander verknüpft sind – natürlich, es ist ja eben leben im Dorf.
    Es geht um den Seppi, der auch Peter heißt und später dann anders, der als uneheliches, ungeliebtes Kind der jungen Rosa Steinlachner geboren wird. Er, farbig, ist ein Außenseiter im Dorf, ebenso wie sein einziger Freund Frido. Und das Dorf braucht seine Außenseiter, um seinen eigenen Neid, seine Unzulänglichkeit, sein Versagen transferieren zu können. Der „El-Kah-Ih“ Rathbauer ist auch anders, aber eben anders anders, queer, und außerdem wohlhabend. Und dann ist da noch die Liesl, körperlich anders, die den Frido geheiratet hat und ihn gar nicht mehr hergeben will und außerdem ist die Liesl für das Dorf viel zu unabhängig. Doch auch den Seppi bekommt das Dorf nicht so leicht los. Ungewöhnliche Figuren, berührende Geschichte, beeindruckende Sprache.

    Als Lesende war ich gefordert jedes einzelne Wort zu berücksichtigen. Eine kurze Pause der Aufmerksamkeit und Wesentliches wäre verloren, unentdeckt, unverstanden geblieben. Und doch hat es sich gelohnt, da jedes Wort eine besondere Bedeutung einnimmt und die Besonderheit seiner Figuren, deren Erleben, deren Gefühlswelt unterstreicht. Ungewöhnlich fand ich die Überschriften der kurzen Kapitel. Letztendlich machen aber auch diese einen Sinn in dieser ungewöhnlichen Geschichte ohne Anfang und ohne Ende.

    Mein Fazit: Für mich ist „Die dritte Hälfte eines Lebens“ ein literarisch gelungenes Werk, das den Blick auf tradierte Denkweisen, Kopf-Schubladen und im Dorf lebende 'andere' Charaktere richtet. Irgendwie vorbei und dennoch aktueller denn je. Hervorragend gelungenes Erstlingswerk – Chapeau!

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Katharina K., 16.03.2022

    Als Buch bewertet

    Im Buch "Die dritte hälfte eines Lebens"geht es um das heimische Dorf Krimmwing in Österreich, das nur so gewöhnlich Scheint. Der Ort und seine Geschichte sind außergewöhnlich normal, fast schon real.

    Es geht um Menschen, die anders sind. Eine Alleinerziehende, ein Mann mit anderer Hautfarbe, eine ausergewöhnliche Frau oder ein Mann, der sich gern schminkt. All diese Figuren haben es nicht leicht in diesem Dorf, das dich beobachtet, verurteilt, über dich spricht, gelästert und trotzdem die Augen verschließt und ignoriert. Es geht um Neid, Hass, Ungerechtigkeit, ein traditionelles Dorf, in dem man nicht so sein darf, wie man eben sein würde.

    Der Schreibstil war echt ungewöhnlich anders, wenn auch sehr klar und direkt. Auf 130 Seiten war diese Beschreibung auch nötig. Dennoch waren mir die Beschreibungen der zugehörigen Beziehungen der Figuren fast immer klar und ich musste überlegen, wer jetzt genau zu wem gehörte und Konzentation war wichtig. Das war alles, aber kurz und knapp war echt super zu lesen. Dennoch hat mir die Aussage des Buches sehr gut gefallen.

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  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Marianna T., 26.02.2022

    Als Buch bewertet

    Zynische Gesellschaftskritik

    Der dunkelhäutige Steinlachner Sepp hat sich am Apfelbaum auf dem Kirschkernhügel erhängt. Niemand in Krimmwing will etwas gewusst haben von seiner Aussonderung, der Gewalt und der Verachtung, der er ausgesetzt war. So ist es in Krimmwing. Andersartigkeit wird ausgetrieben.

    Die Erzählung ist sehr spannend und nach 127 Seiten ist alles erzählt. Auf den Punkt, keine Umwege oder Ausschweifungen. Anna Herzig erzählt sehr nüchtern, gleichzeitig kunstvoll und poetisch. Ihre Sprache lebt. Erstaunlich wie gefühlvoll aber auch schonungslos sie ihre Beobachtungen von Gesellschaft wiedergibt. Denn Krimmwing gibt es überall. Die Aussagen, die sie trifft stehen für sich, haben eine ungeheure Ausdruckskraft. Die Geschehnisse sind beschämend und bedrückend. Doch die Erzählung hat auch etwas Leichtes. Es geht um menschliche Verbindungen, um Liebe. Sarkasmus durchzieht die Geschichte. Die Geschehnisse sind bis ins Sureale überzeichnet. Manche Entwicklungen bleiben etwas im Unklaren. Die Grenzen zwischen Realität, Wahrnehmung und Erinnerungen verschwimmen. Sie deutet viel an, das hat viel Kraft, sorgt manchmal aber auch für Verwirrung. Trotzdem eine wunderbar zynische Gesellschaftkritik.

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  • 5 Sterne

    Magnolia, 12.02.2022

    Als Buch bewertet

    Krimmwing ist überall. „Die dritte Hälfte eines Lebens“ ist irgendwo in Österreich angesiedelt. Anna Herzig erzählt von der Intoleranz, die sich durch die Dorfgemeinschaft in ihrer Borniertheit noch verstärkt.

    In dieses schmale Buch musste ich schon erst hineinfinden, aber dann kommt es umso wuchtiger daher. Wuchtig nicht im Sinne von Action, die einfachen Sätze, die paar Wörter reichen, um alles zu sagen.

    Jeder weiß alles von jedem und manchmal weiß der andere sogar mehr als man selbst. So ist das eben im Dorf. Es war schon immer so und wird immer so sein. Wenn du anders bist, nicht gerade der Norm entsprichst, hast du es hier nicht einfach.

    Was man gehört hat – das erzählt Anna Herzig zuerst. Von dem Rathbauern, der sich schminkt, der sich schöne Sachen bestellt. Niemand weiß, was in den Päckchen ist, aber dass er anders ist, das hat man gehört. Der Seppi mit seiner dunklen Hautfarbe kann das eh nicht verbergen, aber spüren soll er schon, dass er anders aussieht. Und dann erst die Rosa, alleinerziehend ist sie, das geht doch nicht! Hier auf dem Dorf herrscht Zucht und Ordnung. Meint man. Was die Leute sagen - das ist das, was sie daraus machen. Aus all den Gerüchten, den Unterstellungen entstehen Ausgrenzungen. Unerbittlich sind sie in ihrer Engstirnigkeit. „Die Wahrheit interessiert niemanden, weil sie nichts hergibt.“

    „Die dritte Hälfte eines Lebens“ beweist, dass es nicht immer vieler Worte braucht, um die zwischenmenschlichen Unzulänglichkeiten glasklar darzulegen. Nicht anklagend, eher wie nebenher erzählt und doch so treffend.

    Der nicht mehr ganz so frische Apfel auf dem Tisch des Covers sieht nicht gerade zum Anbeißen aus. Findet sich noch einer, der ihn wertschätzt? Da gibt es so einiges auszusetzen an ihm – eine Metapher für die dörfliche „Idylle“?

    Ein paar Mußestunden braucht es schon, um dem Buch gerecht zu werden. Wer sich auf diese Dorfgemeinschaft einlassen will, sollte sich „Die Dritte Hälfte eines Lebens“ nicht entgehen lassen.

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  • 4 Sterne

    Maria B., 09.02.2022

    Als Buch bewertet

    Kleines Dorf, dünnes Buch, alles gesagt

    In diesem Roman findet sich vermutlich jeder ehrliche Leser, denn jeder von uns schaut im Lauf seines Lebens weg, wenn es zu handeln gilt. Die beschriebenen Charaktere finden sich auch in jeder Gemeinde, die Ausgrenzung, das Triezen, das Ausnutzen auch.
    Im Buch spielen sich furchtbare Szenen ab, die besonders weh tun, wenn man dran denkt, dass in unmittelbarer Nachbarschaft Ähnliches stattfinden kann. Andersartigkeit wird von jeher verurteilt und bestraft, und die Andersartigen hatten es immer schon schwerer als die, welche mit dem Strom schwimmen und ihre weiße Weste ins Fenster hängen. Man senkt die Augen und hält die Hände still. Hinterher sagt man: Ich hätte ja geholfen, wenn ich etwas gewusst hätte.
    Anna Herzig hat geschrieben, was zu schreiben ist, kein Wort mehr, keines weniger. Mit kräftigem Stift skizzierte sie urwüchsige, teils knorrige Charaktere, leuchtet gnadenlos in jeden Winkel. Auf wenigen Seiten ist alles gesagt.
    Selten las ich einen Roman in schnörkelloserem Stil. Die Handlung fließt rasch dahin, Spannung besteht von Anfang an. Gerade die andersartigen Personen besitzen meine Sympathie, auch jene, welche an ihr scheitern.
    Ein Buch, das aufrüttelt und dem Leser die Augen für seine eigene Intoleranz öffnen kann. Denn fehlerlos ist keiner von uns. Ich hoffe, dass wir von Anna Herzig noch viel lesen dürfen.

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  • 4 Sterne

    Julia S., 23.02.2022

    Als Buch bewertet

    Kurzgeschichte zum Nachdenken

    In dem kleinen Dorf Krimmwing in Österreich ist nicht alles Gold was glänzt. Hinter der schönen Kulisse und den Häuserfassaden verbergen sich traurige und mitreißende Schicksale der Dorfbewohner. In den einzelnen Kapiteln des Buches bringt die Autorin Anna Herzig dem Leser die verschiedenen Charaktäre und ihre Geschichten näher.

    Der Roman "Die dritte Hälfte eines Lebens" befasst sich mit gesellschaftskritischen Themen wie Einsamkeit, Ausgrenzung und Rassismus. Wer augenscheinlich nicht in die Dorfgemeinschaft passt, weil er "anders" ist oder nicht dem Idealbild der Bewohner entspricht, der hat hier definitiv kein leichtes und unbeschwertes Leben.

    Das Buch ist kurzweilig und lässt sich gut lesen. Der Inhalt befasst sich mit wichtigen Themen und regt den Leser zum Nachdenken an. Leider gab es zwischendurch die eine oder andere langatmige Stelle.

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  • 4 Sterne

    inya, 16.02.2022

    Als Buch bewertet

    sehr anders

    Ich finde ehrlich gesagt das Cover eher unscheinbar und es wird nicht so richtig dem Buch gerecht. Denn dieses Buch ist voller verrückter und übertriebener Geschichten und so recht weiß man beim Lesen nicht, ob es ein Scherz oder wahr sein soll. Natürlich ist es eine fiktive Geschichte, aber sie soll eine Dorfgemeinschaft in Österreich wieder spiegeln und ihre Geschichte, bzw. die Geschichte der Bewohner beschreiben. Es geht vor allem um die zwischenmenschlichen Beziehungen und die Auswirkungen auf die gesamte Dorfgemeinschaft. Die Geschichte wird aus Sicht eines Erzählers erzählt, der aber in das Tiefste und Innerste der Dorfbewohner schauen kann und somit taucht man ganz tief ein. Es ist sehr spannend geschrieben. Trotzdem war es für mich schon eine surreale Geschichte und deshalb so ganz anders. Aber nicht schlecht.

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  • 3 Sterne

    Sophie, 28.02.2022

    Als Buch bewertet

    Interessanter Ansatz mit zu wenig Ausarbeitung

    „Die dritte Hälfte eines Lebens“ ist mit seinen rund 130 kurzen Seiten eher eine Novelle als ein Roman, beschäftigt sich aber in ungewöhnlicher, fragmentarischer Erzählweise mit einem spannenden Thema: der Bedeutung von Gerüchten in einer sehr kleinen, eng verwobenen Gemeinschaft. Ein vielversprechender Ansatz, der leider in seiner Ausführung etwas zu wenig Fleisch auf den Rippen hat.

    Im kleinen Dorf Krimmwing spielt sich das Leben ab, wie auch überall sonst: Es gibt Menschen, die von der Norm abweichen, deren Verhaltensweisen nicht ins streng moralische Korsett der kleinen Dorfgemeinschaft passen und die dafür an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden. Da sind Rosa, die ein Kind mit einem Schwarzen Mann gezeugt hat, der den Druck aus dem verbohrten Dorf nicht aushält und sich davonmacht, Lorenz, der sich in seinem männlichen Körper nicht wohlfühlt, und Liesl, die von den Frauen des Dorfes misstrauisch beäugt wird. Sie alle wollen ein selbstbestimmtes Leben führen, aber die engen Grenzen von Krimmwing lassen das nicht zu. Gerüchte über sie verbreiten sich wie ein Lauffeuer, und Gerüchte sind auch das zentrale Thema des Romans.

    Eine Stärke von „Die dritte Hälfte eines Lebens“ ist der freie Umgang mit Fakt und Gerücht, der uns Lesende in einer ständigen Spannung zwischen „So ist es“ und „Das sagen die Leute“ hält. So interessant dieses Konzept ist, so banal erscheint es aber leider in der Umsetzung. Zu fragmentarisch stehen die einzelnen Episoden nebeneinander, zu wenig Tiefe bekommt das Geschehen. Für einen so kurzen Text ist das Figureninventar ganz beachtlich, was dafür sorgt, dass jede und jeder nur episodenhaft zur Sprache kommt. Eine Identifizierung mit den Figuren und ihren Schicksalen wird dadurch nahezu unmöglich gemacht, die Charaktere bleiben zeichenhaft, der Ablauf der Dinge verwirrend. Im Grunde scheint der Roman zeigen zu wollen, was eine Gerüchteküche alles in einem Menschen anrichten kann, aber es gelingt ihm nicht so recht, da die Figuren so blass bleiben wie die Gerüchte, die über sie im Umlauf sind.

    Stilistisch und inhaltlich ist „Die dritte Hälfte eines Lebens“ ein vielversprechendes Werk, in seiner Umsetzung jedoch leider nicht ausgereift. Die Autorin hat sicher einiges zu bieten, und die Chancen stehen gut, dass sie ihre Stimme noch finden wird. Das Potenzial ist auf jeden Fall da, erfordert aber noch ein wenig Schliff.

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