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  • 4 Sterne

    3 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Tintenteufel, 17.05.2021

    Als Buch bewertet

    Spannendes Psychogramm eines Richters auf der Suche nach den Grenzen seines Selbstverständnisses


    Strafrichter Frank Petersen hat jahrzehntelang Recht gesprochen: Fakten sauber recherchiert, Argumente penibel abgewogen und seine Urteile wohl begründet nach bestem Wissen und Gewissen verkündet. Doch nun ist nichts mehr wie es war: Zwei Fälle lassen seine Gewissheit schwinden. Persönliche Betroffenheit und moralische Bedenken lassen ihn zweifeln. Auch seine Ehe kriselt, weil seine Frau Zweifel an seiner Unvoreingenommenheit hegt und seine Selbstgerechtigkeit nicht mehr erträgt.
    Sein Blick weitet sich über das juristisch Relevante hinaus und er wird sich der Schicksalshaftigkeit seiner Urteile für alle Beteiligten umso stärker bewusst, je weiter ihm sein eigenes Privatleben entgleitet.
    Ein berührender Roman im dem sich die Lebenslinien der Personen ebenso entfalten wie die vielschichtige Problematik von Gerechtigkeit und Moral, Objektivität und Empathie, tatsächlicher oder befürchteter Vorurteile wegen Hautfarbe und Religion. Sprachlich und psychologisch differenziert ein anspruchsvolles Lesevergnügen der besonderen Art!
    Allerdings ist die völlige Konzentration auf den Richter unter Ausblendung anderer Protagonisten streckenweise unbefriedigend: So fehlt z.B. jeder Dialog mit seiner Ehefrau, seinem Sohn und anderen, die schon länger Zweifel an seiner Rechtsauffassung hegten. Über weite Strecken ist er der einsame Wolf auf der Suche nach der Wahrheit und erst gegen Ende sucht er dann Rat gerade bei der Frau, die er vor Jahren hinter Gitter brachte, und die ihm weder Rat noch Absolution erteilen will.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Azyria Sun, 23.05.2021

    Als Buch bewertet

    Ein spannender True-Crime-Roman über die Frage der Schuld und die Grenze zwischen Gesetzt und Moral

    Worum geht’s?
    Frank Petersen ist Strafrichter und von sich, seinem Beruf und seinen Urteilen überzeugt – bis ein Angeklagter im Gerichtssaal erschossen wird. Von diesem Zeitpunkt an scheint sein Leben abwärts zu gehen und Frank stürzt in eine tiefe Sinnkrise, an der seine Ehe scheitert und er kurz vor dem Aus als Anwalt steht. Bis er die Frau trifft, die damals die Schüsse abgab.

    Meine Meinung:
    „Die Wahrheit der Dinge“ von Markus Thiele ist ein Roman, der auf zwei wahren Fällen basiert. Er beschäftigt sich mit den Themen Fremdenhass und Vorurteile und der Autor wechselt zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart hin und her, was mir sehr gut gefällt, weil wir so erfahren, warum die Protagonisten so handeln, wie sie handeln und eine höhere Empathie mit den Personen entsteht. Auch die Schreibweise gefällt mir sehr gut. Der Schreibstil ist anders, aber mir gefällt es, wie der Autor mit einfachen klaren aber extrem präzisen Sätzen alles auf den Punkt bringt und mit den Worten auch die Stimmung seiner Charaktere perfekt übermittelt.

    Wir haben es mit zwei Hauptfiguren zu tun. Zum einen treffen wir Frank Petersen, der als Richter Strafsachen am Landgericht in Hamburg verhandelt. Bis zum Ende bin ich mir nicht sicher, ob er mir sympathisch ist oder nicht. Anfangs ist er hauptsächlich ein Mann, der von sich mehr als überzeugt ist und Kritik nicht annehmen kann, sondern seine Wahrheit als die einzige Wahrheit ansieht. Bis er auf Corinna Meier trifft. Erst durch sie wird seine Welt erschüttert. Und selbst dann dauert es noch fünf Jahre, bis er anfängt, darüber nachzudenken. Er verliert durch seine Art seine Frau, seinen Sohn, ist kurz davor, auch seinen Job an den Nagel zu hängen – doch dann setzt ein Umdenken ein. Er fängt an, hinter die Dinge zu sehen und versucht, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Dies beginnt, als er Corinna trifft, die mir von Anfang an sympathisch ist. Von ihr erfahren wir sowohl Dinge aus der Vergangenheit als auch der Gegenwart. Sie ist eine starke Frau mit einem schweren Schicksal. Eine Außenseiterin, die nur ganz wenigen Menschen vertraut. Ich finde, sie ist ein bewundernswerter Mensch und hoffe, dass sie ihr Glück noch finden wird. Als weiterte Personen, die mir positiv aufgefallen sind, sind da der Professor Owen, der für Corinna eine Art Vaterfigur ist und Rebekka, die beste Freundin von Franks Frau Britta, die ihn gut kennt und es schafft, dass er plötzlich mehr sieht. Und natürlich Herr Deniz, der türkischstämmige Inhaber einer typisch deutschen Pension – ein uriger aber tiefgründiger Mensch, den man einfach mögen muss.

    Auch die Geschichte selbst gefiel mir gut. Die Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart, die die Entwicklung von Corinna aufzeigt. Es war mal tiefgründig, mal spannend. Teilweise hätte es etwas ausführlicher sein können, um z.B. die Entwicklung von Frank noch mehr zu verdeutlichen und mich persönlich hätte auch ein weiterer Teil interessiert, nämlich die Erzählung der Gerichtsverhandlung, in der es zu den Schüssen kam, aus Sicht von Corinna. Die eigentliche Frage das Warum kam leider nicht so ganz raus. Was andererseits aber auch wieder positiv ist, weil der Autor seine LeserInnen so anhält, selbst noch weiterzudenken und in der Diskussion zu bleiben, wo Schuld beginnt und Gerechtigkeit endet. Ein fesselndes Buch, das in den Jahren 1990 und 2015 spielt, aber immer noch brandaktuell ist!

    Fazit:
    „Die Wahrheit der Dinge“ von Markus Thiele hat mich bis zum Ende gefesselt. Der Wechsel zwischen Corinnas Vergangenheit und der Gegenwart mit Frank, die auf wahren Begebenheiten basierenden Teile des Romans, der Schreibstil – es war rasant, es war spannend und es hat zum Nachdenken angeregt. Und obwohl die Ereignisse in der Vergangenheit spielen, ist das Thema immer noch aktuell – und wird es leider immer wieder sein. Teilweise hätte ich mir weitergehende Ausführungen gewünscht, um noch Tiefer in die Gedanken und Entwicklungen der Protagonisten eintauchen zu können, aber auch so hat mich das Buch nicht losgelassen.

    4 Sterne für diesen aktuellen Roman, der auf einzigartige Weise zum Nachdenken anregt.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Michael B., 25.05.2021

    Als Buch bewertet

    Ein wichtiges Buch!
    Markus Thiele gelingt es in hervorragender Weise, gute Unterhaltung mit intellektueller Herausforderung zu verbinden und dabei noch brandaktuell zu sein. Zwar beruft er sich auf reale Justizfälle - Marianne Bachmeier, die während eines Gerichtsprozesses in den 80-ern den Mörder ihrer Tochter erschoss und der an rechter Gewalt gestorbene Angolaner in Eberswalde Anfang der 90-er - arbeitet sie aber gut und zeitaktuell um. "Die Wahrheit der Dinge ist die Summe der Unwahrheiten" - ein Gedanke, der sich durch die gesamte Geschichte zieht! Der renomierte Strafrichter Frank Petersen hadert mit sich, sind doch einige seiner Urteile vom BGH widerrufen worden. Ein altes Trauma lebt wieder auf: Corinna Meier, die den offensichtlich rechtsradikalen Mörder ihres Sohnes am letzten Gerichtstag im Verhandlungssaal erschossen hat, nachdem sie Jahre vorher bereits den Vater des Sohnes durch rechte Gewalt verloren hatte... Petersens Frau wirft ihm bezüglich seiner Urteile Voreingenommenheit und Selbstgerechtigkeit vor und trennt sich 'vorübergehend' von ihm. Und so geht es um weit mehr, als nur um ein Urteil; es geht um Politisches und Privates, es geht um Rassismus und Angst; es geht um existenzielle Fragen der Gerechtigkeit: Kann man alles richtig gemacht haben und trotzdem falsch liegen? Petersen macht sich auf die Suche nach der Wahrheit und kontaktiert Corinna Meier am Tag ihrer Entlassung um mehr zu erfahren, um die Geschichte hinter der Faktenlage zu ergründen; er weiß aber auch, dass er seiner Frau gegenüber das Eingeständnis seiner Fehlbarkeit machen muss, weil sonst die endgültige Trennung droht. Petersen beweist als Protagonist, wie man an inneren Konflikten wachsen kann. Und Markus Thiele fordert seine Leser:innen zum Mitdenken auf. Was will man mehr?

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Readaholic, 24.04.2021

    Als Buch bewertet

    Ein Richter mit Selbstzweifeln
    Frank Petersen ist Richter mit Leib und Seele, doch in letzter Zeit wurden mehrere seiner Urteile vom BGH aufgehoben, was ihm sehr zu schaffen macht. Seine Frau Britta wirft ihm Überheblichkeit und Ichbezogenheit vor. Als Petersen den potentiellen Schwiegervater seines Sohns hinter Gitter bringt, ist das Maß voll: Britta zieht mit dem gemeinsamen Sohn aus.
    Zur selben Zeit erfährt Petersen, dass Corinna Maier, die Frau, die vor Jahren den Mörder ihres Sohns im Gerichtssaal erschoss, aus dem Gefängnis entlassen wird. Petersen war der Richter in dem Fall und der Mord im Gerichtssaal geht ihm bis heute nach.
    Da Petersen Urlaub und außer Renovierungsarbeiten nichts zu tun hat, beschließt er spontan, Corinna aus dem Gefängnis abzuholen. Warum, ist ihm selbst nicht ganz klar. Trotz der seltsamen Situation verbringen die beiden ein paar Tage miteinander, in denen sie sich offen aussprechen. Corinna, die Petersen als eingebildeten und von sich selbst überzeugten Juristen in Erinnerung hat, lernt den Menschen Petersen kennen und schätzen. Petersen seinerseits wird während dieser Zeit klarer, wie er sein Leben ändern will und muss.
    Die erste Hälfte des Buchs konnte mich nicht wirklich fesseln, was wahrscheinlich daran liegt, dass der Leser die Fakten nur häppchenweise serviert bekommt. Man erfährt von den Fällen Maier und Korkmaz, doch nicht, worum es dabei geht. Diese Salamitaktik hat mich etwas genervt. Die zweite Hälfte fand ich dann sehr interessant, zumal die beiden Fälle wahren Gegebenheiten nachempfunden sind. Ein interessantes Buch, das zum Nachdenken über Recht und Gerechtigkeit anregt, bei dem der Funke bei mir allerdings erst spät übergesprungen ist.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Wencke M., 11.05.2021

    Als Buch bewertet

    Was ist die Wahrheit?

    Dieses Buch wird aus zwei Perspektiven erzählt. Zum einen aus der Sicht vom Richter Frank Petersen. Er war sich immer sicher, dass er einen guten Job macht - war sich sicher, dass er die richtigen Entscheidungen trifft, beruflich wie auch privat. Inzwischen ist er sich in keinem Bereich mehr sicher.

    Vor vier Jahren hat die Mutter von dem Opfer den mutmaßlichen Täter am Tag der Urteilsverkündung im Gerichtssaal erschossen. Nun wird Corinna - die Mutter nach 4 Jahren aus dem Gefängnis entlassen. Frank Petersen hat sich die ganze Zeit die Frage gestellt, warum sie erst am letzten Tag zur Waffe gegriffen hat, warum hat sie bis dahin gewartet?

    Aus einer anderen Perspektive lesen wir von Corinna, was sie in ihrem Leben bis dahin schon alles erleben/erleiden musste.

    Diese unterschiedlichen Perspektiven machen diesen Roman sehr lesenswert. Denn das was für den einen als Wahrheit erscheint muss nicht die Wahrheit sein.
    Das Buch mit den knapp 240 Seiten lässt sich insgesamt recht zügig lesen, allerdings ist der Schreibstil schon besonders. Ich möchte ihn nicht als locker/leicht bezeichnen, die Beschreibung "dramatisch" trifft es eher. Was ich für dieses Roman sehr passend finde.

    Ein besonderes Buch, das ich gerne weiterempfehlen möchte.

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  • 4 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    marion l., 30.03.2021

    Als Buch bewertet

    Der Umschlag gefällt mir gut, zeigt gleich, daß des Buch in Norddeutschland spielt. Der SU fühlt sich gut an, etwas rauh durch die geprägten Möwen. Die nächste Überraschung: Die Widmung - Für Marion - das bin ja ich ;-)
    Richter Petersen ist von seiner Frau und seinem Sohn verlassen worden, bangt um die Aufhebung eines seiner Urteile in Karlsruhe. Das wäre dann das fünfte Mal in zwei Jahren. In seinem letzten Prozeß hat die Nebenklägerin am Tag der Urteilsverkündung den Mörder ihres Sohnes erschossen. Auch der Prozeß vorher hat ihn sehr zweifeln lassen. Er zweifelt mittlerweile an allem, an seiner Fähigkeit Ehemann, Vater, Richter zu sein.
    Seine Chefin unterstützt ihn sehr und er macht sich auf die Suche nach sich selbst. Er will Antworten. Und seine Familie zurück.
    Der Schreibstil ist einfach mit ungewöhnlichen Redewendungen. ...hier und da säumen gelangweilte Benjamine und Farne den Weg zum Büro.....die Zeit ist stehen geblieben, kurz vor drei zeigt die Uhr und ihre Zeiger scheinen abgestorben....Eine Drossel hält tapfer die Stellung und vermittelt den Eindruck maßloser Verärgerung....
    Das Buch läßt sich wunderbar lesen und gibt einige Denkanstösse.

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  • 5 Sterne

    4 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Siggi58, 31.03.2021

    Als Buch bewertet

    Dieser Roman des Schriftstellers und Rechtsanwaltes "Markus Thiele" ist in jeder Hinsicht ein Meisterwerk. Die Geschichte ist angelehnt an zwei wahre juristische Fälle der Vergangenheit, die in der Bevölkerung großes Aufsehen erregten. Dabei verknüpft der Autor sehr gekonnt Fiktion und Realität. Ich habe zwischenzeitlich vergessen, dass es ein Roman ist, und kein Tatsachenbericht. Die Schreibweise, teilweise in kurzen prägnanten Sätzen, trifft den Sachverhalt immer punktgenau. Der Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit ist passgenau, und stets verständlich und gut nachzuvollziehen.

    In dieser Geschichte glaubt der Strafrichter " Frank Petersen " an seine Objektivität und seine gerechten Urteile. Als er aber in die Kritik gerät, nicht richtig geurteilt zu haben, und als sich dann auch noch seine Frau mit Sohn von ihm distanzieren, begann er über sich selbst nachzudenken. Dabei muss er sich mit Fragen konfrontieren, die er sich bis dato nie getraut hat zu stellen. In seinen Augen war er ja unfehlbar.

    Der Leser wird mitgenommen auf eine Reise in die Vergangenheit, wobei die Gegenwart immer präsent ist. Gesellschaftliche Themen werden angesprochen, die berühren und sehr nachdenklich stimmen. Des Öfteren musste ich innehalten, um die Kraft der Aussage zu verinnerlichen.
    Dieses Buch liest man nicht mal so eben nebenbei, denn es hat eine Tiefe, die ich so bisher nur ganz selten in einem Roman gespürt habe. In " Echo des Schweigens " ein weiterer Roman von " Markus Thiele " , konnte ich diese tiefgründige Thematik ebenfalls spüren, und die besondere Schreibweise genießen.

    Ich mag diese anspruchsvolle Unterhaltungsprosa sehr. Unweigerlich animiert diese Geschichte dazu, die eigenen Betrachtungsweisen zu verschiedenen Themen des Lebens zu überdenken. Selbstkritik braucht in der Regel Mut, aber sie ist notwendig, um gegebenenfalls der eigenen festgelegten Meinung eine andere Betrachtungsweise zuzuordnen. Ein jeder sollte im Leben Gerechtigkeit walten lassen, aber kann man wirklich immer gerecht sein ? Ich denke nein, aber man sollte stets gewissenhaft handeln, sozusagen nach bestem Wissen und Gewissen eine Sachlage beurteilen. Nach Möglichkeit aus verschiedenen Sichtweisen sich die eigene Meinung zusammensetzen. Dies ist freilich sehr schwer, wie auch dieser Geschichte zu entnehmen ist.

    Nachdenklich über verschiedene wichtige Ereignisse des Lebens, hat mich nun dieses Meisterwerk zurückgelassen. Uneingeschränkt empfehle ich dieses Buch weiter. Es ist ein anspruchsvolles Buch, welches von der Leserschaft die volle Aufmerksamkeit verlangt.

    Mich hat dieses Buch sehr berührt und hat verschiedene Emotionen ausgelöst, es hat mich nachdenklich gemacht, und ich habe die besondere Schreibweise des Autors " Markus Thiele " sehr genossen. Ich würde mich freuen, wenn irgendwann ein weiteres Buch von " Markus Thiele " den anspruchsvollen Büchermarkt bereichern würde.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Jenny V., 06.04.2021

    Als Buch bewertet

    „Manchmal hat er den Eindruck, als steckten zwei Menschen in ihm …Er ist weder der eine noch der andere, gerade in den letzten Tagen wird das deutlich. Bleibt die Frage: Wer ist er eigentlich?“

    Inhalt

    Frank Petersen ist Strafrichter in Hamburg, einer mit Erfahrung und gesundem Menschenverstand, ein zuverlässiger, korrekter Mann, dem es nicht um Gefühle geht, sondern um Objektivität. Aber derzeit steckt er in einer handfesten Lebenskrise: seine Frau Britta hat ihn verlassen, um die vielen Ehejahre Revue passieren zu lassen und sie kommt nur dann zurück, wenn Petersen einsieht, was in ihrer Partnerschaft alles schiefläuft, sein Sohn Jannis spricht nicht mehr mit dem Vater und beruflich wird es für ihn immer enger, nachdem der BGH mehrere seiner Urteile revidiert hat. So begibt er sich mühselig auf Spurensuche in sein eigenes Leben, um vielleicht den Punkt zu finden, an dem alles in die falsche Richtung lief. Eigentlich ist er sich sicher ihn zu kennen, denn vor 4 Jahren hat eine Nebenklägerin kurz vor der Verurteilung den Angeklagten erschossen, während Petersen nur danebenstand und sein Urteil nicht mehr verkünden brauchte – und diese Frau, die er zu gerne verstehen möchte, wird nun aus der Haft entlassen. Der Richter in Nöten sucht Antworten auf seine vielen Lebensfragen und stattet der Entlassenen einen Besuch ab, vielleicht liegt darin ein Neuanfang für ihn …

    Meinung

    Der deutsche Autor Markus Thiele, selbst Jurist, widmet sich in diesem Roman den vielen Graustufen zwischen Recht nach dem Gesetz und Gerechtigkeit nach dem menschlichen Empfinden. Dabei entwirft er eine sehr menschliche Charakterstudie, die gerade dem Strafrichter Petersen eine entscheidende Schlüsselrolle zukommen lässt. Wie fühlt sich ein Mann, der vollkommen überzeugt ist von den Gesetzten und ihrer Gültigkeit und dennoch miterleben muss, wie wenig Bestand ebendiese in manchen Situationen haben?

    Im Nachwort des Buches zeigt der Autor die Parallelen zu wahren Kriminalfällen, auf denen diese Geschichte, wenn auch zweckentfremdet basiert. Aber die Verbindung zwischen Fiktion und Realität ist hier absolut überzeugend gelungen, so dass der Leser für die vielen kleinen Nuancen sensibilisiert wird und immer tiefer in die Gedankenwelt des Hauptprotagonisten eintaucht.

    Die Handlung des Buches erstreckt sich auf zwei Handlungsstränge, zunächst die gegenwärtige Lage, in der Frank Petersen sein ganz persönliches Dilemma offenlegt und immer wieder eine Rechtfertigung für seinen Charakter und seine Entscheidungen gibt, während er verzweifelt zu verstehen versucht, warum gerade die Familie seine „Unfehlbarkeit“ kritisiert und sich konsequent zurückzieht. Und dann geht der Leser gemeinsam mit Corinna Maier den Weg in die Vergangenheit. Lernt eine glückliche junge Frau kennen, die binnen weniger Monate alles verliert, was sie liebte und bei Gelegenheit zur Mörderin wurde, die im Gerichtssaal Selbstjustiz übte, weil ihr Vertrauen in die Gerichtsbarkeit zerstört war. Das Zusammentreffen der beiden Charaktere, die sich so unähnlich gar nicht sind, bringt letztlich die entscheidende Wende im Geschehen.

    Von diesem Roman bin ich positiv überrascht und sehr angetan, weniger wegen einer anspruchsvoll gehobenen Sprache oder einer grandiosen Idee, als vielmehr von der moralischen Umsetzung und differenzierter Betrachtungen zum Thema Schuld, Aufarbeitung, Strafe und Schicksal. Die Geschichte bleibt sehr nah an der Realität, die Charaktere sind vielschichtig und gewissenhaft gezeichnet und die Thematik lädt den Leser dazu ein, sich intensiv mit der Entwicklung zu beschäftigen. Nicht zuletzt das Seelenleben des Richters, der sich ununterbrochen nach der individuellen Verantwortung für sein Handeln fragt und objektiv keine Schuld bei sich finden kann, wird hier in allen Schattierungen wahrnehmbar.

    Fazit

    Sehr gern vergebe ich 5 Lesesterne für diesen besonders menschlichen Roman, dessen Protagonist genauso gerne Kaffee trinkt, wie Gedanken eruiert und sowohl privat als auch beruflich bereit ist, die Dinge ehrlich zu hinterfragen und sich offen, aber nicht schutzlos seinen Zweifeln aussetzt. Das große Plus dieser Erzählung ist neben der interessanten Gerichtsthematik und den Parallelen zu tatsächlichen Verbrechen das intensive Auseinandersetzen mit juristischer Entscheidungsfindung, die niemals losgelöst von dem jeweiligen Menschen geschehen kann, selbst wenn dieser sich verpflichtet hat, vorurteilsfrei und gesetzestreu zu entscheiden. Die Lektüre bietet sehr viele Ansatzpunkte für Diskussionen und führt den Leser zurück auf sein eigenes Selbstverständnis über die Unfehlbarkeit Einzelner in einer funktionierenden Gesellschaft, die großen Wert auf ihre Rechtssprechung legt. Vom Autor möchte ich sehr gerne ein weiteres Buch lesen und setze „Das Echo des Schweigens“ direkt auf meine Wunschliste.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Nil_liest, 05.05.2021

    Als Buch bewertet

    „Gerechtigkeit ist Wunschdenken.“ (Seite 31)
    Mich überzeugt immer, wenn jemand weiß wovon er schreibt und bei Markus Thiele liest man diesen Kenner deutlich durch die Zeilen! Er ist von Hause aus Anwalt. Der neuste Coup von ihm: „Die Wahrheit der Dinge“ ist ein gelungener spannungsgeladener Politkrimi.
    Wenn nun ein Könner auch noch real existierend Begebenheiten als Grundlage für die Fiktion heranziehen, wird es umso spannender. Die „Vorbild-Fälle“ die hier eingeflossen, sind Marianne Bachmeier und Amadeu Antonio Kiowa. Aber keine Sorge, die muss man vorab nicht kenne.
    Geschickt tauchen wir Leser:innen in zwei unterschiedlichen Handlungssträngen parallel in das Geschehen ein, manches mal verwundert es einen und die Frage steht im Raum wie das alles zusammen kommt, aber keine Sorge: es passt!
    Vor allem begleitet man den Richter Frank Petersen und taucht mit ihm in seinen letzten Fall ab und auch in seine persönliche Selbstfindung. Im Vordergrund dieses Buches steht das komplexe Zusammenspiel von moralischer Beurteilung im Bezug zu einer gerechten Verurteilung durch die Klärung der Schuldfrage.
    Wir als Leser werden direkt mit der Justiz konfrontiert und wie versucht wird Gerechtigkeit herzustellen. Viel Futter für den Kopf um mal das System zu überdenken. Mich erinnerte es entfernt an Ferdinand von Schirach, der auch ähnliche Fragestellungen aufwarf.

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  • 5 Sterne

    katikatharinenhof, 22.04.2021

    Als Buch bewertet

    Durch die Gasse der Vorurteile muss die Wahrheit ständig Spießruten laufen (Indira Gandhi)


    Für Frank Petersen steht fest, dass Recht niemals im Unrecht enden kann. Er steht zu seiner Überzeugung und setzt diese auch leidenschaftlich in seinem Beruf als Strafrichter ein. Seine Urteile erscheinen ihm immer gerecht und angemessen. Doch sein Leben und seine Überzeugung geraten ins Wanken, als ein Angeklagter im Gerichtssaal erschossen wird….

    Markus Thiele hat mit seinem Roman „Die Wahrheit der Dinge“ ein sehr nachdenklich stimmendes Buch geschrieben, das sich mit leisen, aber doch sehr eindringlichen Tönen in das Bewusstsein des Lesers schleicht und dort für ganz viele Fragen sorgt, mit denen man sich im Verlauf des Buches befasst. Die Frage, wo die Grenze zwischen Recht und Schuld, Wahrheit und Lüge, Vorurteil und Loyalität, Objektivität und Antipathie liegt, wird vom Autor in seinem tiefgründigen Roman sehr gut erläutert. Fast erscheint die Erzählung wie ein Gleichnis, in dem der Autor die Leser dazu auffordert, eigene Denkweise zu hinterfragen und sich nicht von äußeren Einflüssen abhängig zu machen.

    Die Schlüsselfiguren Corinna Maier und Frank Petersen sind dem Autor unglaublich gut gelungen -sie wirken authentisch, weil sie eben verletzlich und nahbar sind. Ihre Gefühle und Gedanken sind wie ein offenes Buch für den Leser und so ist es nicht verwunderlich, dass man sich schon bald in den Schuhen von Petersen oder Maier wiederfindet und im Rückblick die Ereignisse nochmal durchlebt.

    Corinna Maier hat es von je her nicht leicht – schon als Schülerin und später als Studentin hat sie nie richtig dazu gehört und wird als Außenseiterin abgestempelt. Ihr Drang nach Liebe und Anerkennung findet ein jähes Ende, als sie mit Steve Ortemba die Liebe fürs Leben findet. Doch diese Beziehung steht unter keinem guten Stern, denn Steves Hautfarbe lässt die Vorurteile und den Rassenhass regelrecht aufblühen und so muss das Paar gegen Anfeindungen der übelsten Sorte ankämpfen. Bis das Schicksal gnadenlos zuschlägt…

    Frank Petersen ist ein Mann der Tat – ersteht hinter seinen Entscheidungen und seine Urteile findet er gerecht und angemessen. Bis der BGH anfängt, eben jene Unumstößlichkeit zu kippen. Dadurch bekommt sein Selbstbewusstsein einen Knacks, seine Ehe steht auf wackligen Füßen und Frank muss lernen, dass er doch fehlbar ist.

    Die zögernde Annäherung und das Aufbauen von gegenseitigem Vertrauen von Corinna und Frank ist glaubhaft geschildert. In Rückblenden und Perspektivenwechsel gelingt es dem Autor, die Vita der beiden Hauptfiguren näher zu beleuchten und so dem Leser ein komplexes Bild zu bieten. Viele Szenen rütteln auf, stimmen nachdenklich und lassen die aktuellen Ereignisse, die durch den deutlichen Rechtsruck in der Gesellschaft zu spüren sind, nochmal stärker wirken. Der Autor hält hier dem Leser den gesellschaftskritischen Spiegel vor und zeigt so Ursache und Wirkung von eingefahrenen Denkweisen auf. Hier werden Beweggründe dargelegt, Emotionen leiten nicht nur die Protagonisten, sondern auch den Leser und der Autor schafft es immer wieder, die zwei Seiten der Wahrheit zum Vorschien zu bringen. Was auf den ersten Blick klar und unumstößlich erscheint, offenbart auf dem zweiten, dritten Blick mehre Sichtweisen und definiert sich somit neu.

    Mit Sätzen wie „Nicht die Momente der Vergangenheit machen traurig, es ist die Unmöglichkeit, sie in die Zukunft zu tragen“ schleicht sich eine gewisse Poesie in den Roman ein verleiht ihm so einen melancholischen Touch.

    Ein sehr empfehlenswerter Roman, der noch lange nachwirkt.

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  • 5 Sterne

    dorli, 17.04.2021

    Als Buch bewertet

    Hamburg, 2015. Frank Petersen ist mit Leib und Seele Strafrichter. Er war bisher davon überzeugt, dass er seine Arbeit gut und richtig macht, wenn er durch sachliches und professionelles Prüfen der Fakten und Tatbestände die Wahrheit ans Licht bringt und dann entsprechend der Gesetze urteilt. Er glaubte bisher fest an die Objektivität seiner Urteile. Dass der Bundesgerichtshof in den letzten zwei Jahren vier seiner Urteile wegen mangelnder Tatsachenfeststellung aufgehoben hat, traf ihn hart. Als er jetzt mit einem weiteren umstrittenen Urteil in die Kritik gerät und sogar seine Familie sich mit den Vorwürfen, er wäre überheblich, gefühlskalt und lasse sich von Vorurteilen leiten von ihm abwendet, gerät seine Welt vollends ins Wanken. Petersen beginnt, seine Denkweise zu hinterfragen. Als Auslöser für seine Krise sieht er einen vor fünf Jahren erlittenen Schock, als er während einer Verhandlung nicht achtsam genug war…

    Corinna Maier hat durch rechtsextreme Gewalt die Liebe ihres Lebens verloren – 1990 wurde der Vater ihres damals ungeborenen Sohnes brutal zu Tode geprügelt. Damit nicht genug, Corinna musste miterleben, dass der Täter nicht als Mörder verurteilt wurde, sondern mit einer milden Strafe davonkam. Als knapp 20 Jahre später auch ihr Sohn ermordet wird, will sie kein weiteres Mal Ungerechtigkeit erleben müssen. Sie wartet das Urteil – Petersens Urteil – nicht ab, sondern erschießt den Mörder ihres Sohnes im Gerichtssaal…

    „Die Wahrheit der Dinge“ hat mich von der ersten Seite an fest im Griff gehabt. Der Roman über Vorurteile, Fremdenhass und Selbstjustiz wird mitreißend erzählt und besticht durch die gekonnte Verknüpfung von Realität und Fiktion. Markus Thiele hat sich von zwei wahren Rechtsfällen inspirieren lassen: dem Fall Marianne Bachmeier - Bachmeier beging 1981 Selbstjustiz und erschoss im Lübecker Landgericht den mutmaßlichen Mörder ihrer Tochter - sowie dem Fall Amadeu Antonio Kiowa - Kiowa wurde im Dezember 1990 in Eberswalde von einem rechten Mob brutal ermordet.

    Markus Thiele beginnt diesen Roman mit einem kurzen Prolog – dem Tag, als Corinna Maier in Petersens Gerichtssaal zur Waffe greift. Im Folgenden gibt es zwei Handlungsstränge – zum einen Petersen, sein rotierendes Gedankenkarussell und die Aufarbeitung seines Traumas und zum anderen die Erlebnisse der Medizinstudentin Corinna Maier von ihrer ersten Begegnung mit dem Gastdoktoranden Steve Otremba aus Pretoria im Jahr 1989 bis zu ihrer Haftentlassung 2015.

    Der Part, in dem Corinna Maiers Geschichte erzählt wird, hat mich besonders berührt. Ihre Trauer und ihre Wut waren für mich greifbar. Natürlich darf Selbstjustiz nicht sein – keine Frage! Dennoch konnte ich ein Stück weit Verständnis für sie aufbringen und nachvollziehen, warum sie kein Vertrauen in die Justiz hatte und es aus ihrer Sicht keinen anderen Weg gab.

    Markus Thiele zwingt den passionierten Strafrichter zum Grübeln über Schuld, Recht und Gerechtigkeit und lässt ihn reflektieren, welchen Stellenwert die Menschlichkeit bei aller Sachlichkeit hat, und ob es hinsichtlich einer Straftat wirklich immer nur die eine unumstößliche Wahrheit gibt oder ob Wahrheit nicht doch eine Frage der Perspektive ist. Gleichzeitig lädt der Autor auch den Leser ein, über diese Dinge nachzudenken und sich ein eigenes Bild zu machen.

    „Die Wahrheit der Dinge“ hat mir sehr gut gefallen – ein tiefgründiger Roman, der dem Leser einen Blick hinter die Kulissen des Richteramtes gewährt und zudem die Grauzonen unseres Rechtssystems beleuchtet.

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  • 5 Sterne

    Leselottchen, 22.04.2021

    Als Buch bewertet

    Sehr interessant und nachwirkend
    Der Hamburger Strafrichter Frank Petersen nimmt seinen längst fälligen Urlaub. Doch anstatt sich zu erholen, beginnt er das Haus zu renovieren und grübelt über sein Leben nach.
    Seine Frau hat ihn mitsamt dem erwachsenem Sohn verlassen.
    Sie brauchen Abstand vom ihm, nehmen ihm eine berufliche Entscheidung, die auch das Privatleben der Familie streift, sehr übel. Er zweifelt an sich selber und an seiner Arbeit als Strafrichter, überlegt sogar seinen Beruf aufzugeben.
    Alles wächst ihm über den Kopf.
    Genau zu diesem Zeitpunkt wird Corinna Maier aus dem Gefängnis entlassen.
    Die Frau saß jahrelag wegen Totschlags in Haft. Sie erschoss kurz vor der Urteilsverkündung des Strafrichters Petersen den rechtsradikalen Mörder ihres Sohnes im Gerichtssaal.
    Auch der Vater ihres Sohnes, ein schwarzer Doktorand aus Südafrika, in den sich die Medizinstudentin Corinna 1989 verliebte, bekam bereits den Rassismus zu spüren und wurde vor der Geburt des Sohnes Opfer einer Gewalttat.
    Die Vergangenheit holt den bisher recht nüchtern denkenden Juristen ein.
    Er will sich ihr stellen und genau das macht diesen Roman so interessant.

    Der Roman nimmt während des Lesens ziemlich an Fahrt auf. Beim Lesen setzt sich die Geschichte wie einzelne Puzzleteile, bedingt auch durch die Erzählung in mehreren Zeitzonen, zusammen und irgendwann wollte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen.
    Empfindet man den Hauptprotagonisten am Anfang als unnahbar und kühl, so zeigt es sich mit der Zeit, dass durchaus ein feinfühliger und mitfühlender Mensch in ihm steckt.
    Der Autor verbindet wahre Geschichten mit den fiktiven Handlungssträngen, wobei dann doch alles anders verbunden wird und sie somit für mich nur am Rande einstrahlen . Die kritische Betrachtung auf die Gesellschaft gibt einem sehr zu denken.
    Ein anspruchsvolles Buch mit einer hochbrisanten Geschichte, die bei mir sicher noch Tage nachwirkt.
    Der klare Schreibstil von Markus Thiele gefällt mir außergewöhnlich gut. Er schafft es ein nicht gerade einfaches Thema überaus gekonnt und doch sehr sensibel darzustellen. Ich spürte sehr die Nähe des Hauptprotagonisten und hoffte immer mehr, dass er gut durch diese für ihn schwierige Zeit kommt.
    Es war mir eine Freude das Buch zu lesen und mit ihm interessante und auch lehrreiche Stunden im Justizmilieu verbracht zu haben.

    Das Cover ist einfach perfekt. Ein absoluter Hingucker, ob mit oder ohne Umschlag. Auch der Titel passt so wunderbar. Besser geht es wirklich nicht.

    Alles in allem ein sehr zu empfehlendes Buch, das mir richtig gut gefallen hat.

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  • 5 Sterne

    Sandra K., 04.04.2021

    Als Buch bewertet

    Die Reise des Richters
    Markus Thiele ist - wie sein Protagonist Frank Petersen auch - „im juristischen Feld zuhause“ - wenn auch als Rechtsanwalt und nicht als Richter wie Frank Petersen. Doch er kennt sein Fach, das wird beim Lesen ganz klar.
    Auf 240 Seiten im Genre „Literatur“ verwebt der Autor Fiktion und Realität eines wahren, bis heute ungeklärten Kriminalfalles.
    „Frank Petersen, Strafrichter aus Leidenschaft, ist überzeugt von der Unfehlbarkeit des Rechts. Seine Urteile, so sein Selbstverständnis, sind objektiv und gerecht. Bis eines Tages sein Leben völlig aus den Fugen gerät. Und er plötzlich über sich selbst richten muss.
    Ein umstrittenes Urteil löst heftige Kritik an Petersen aus, selbst seine Familie wendet sich von ihm ab. Der Vorwurf seiner Frau, er sei selbstherrlich, voreingenommen und lasse sich von Vorurteilen leiten, ist ein vernichtender Schlag für ihn, der ein altes Trauma aufreißt: Corinna Maier, die in seinem Gerichtssaal den rechtsradikalen Mörder ihres Sohnes erschossen hat, bevor Petersen sein Urteil verkünden konnte. Mit einem Mal steht alles in Frage: seine Integrität als Richter, als Ehemann, als Vater. Aus seiner Sicht gibt es nur einen Ausweg: Er muss sich selbst mit Fragen konfrontieren, die er sich nie zu stellen getraut hat …“
    Markus Thiele weiß nicht nur ganz genau, worüber er schreibt, er setzt dieses auch sprachlich sehr gekonnt um: der Schreibstil ist dem Genre „Literatur“ ergo auch absolut angemessen. Das soll nicht heißen, dass die Geschichte schwierig zu lesen ist, nur dass ich schon sagen würde, dass es sich hier um einen „gehobeneren“ Schreibstil handelt.
    Ich mag Geschichten, egal welchen Genres auch immer, in denen die Protagonisten bzw. auch gerne Nebenfiguren nicht alltäglich sind und sich und ihr Handeln auch einmal selbst hinterfragen. Das tut Frank Petersen auch. Er, der engagierte Richter, der immer dachte, das Gesetz ist das Maß aller Dinge. Und der dann erfährt, dass das Gesetz leider auch nicht unfehlbar ist.
    Wenn ich einmal Joachim Feldmann („Der Freitag“) zitieren darf, der u.a. schrieb, »Thiele hat das Zeug zu einem Autor anspruchsvoller Unterhaltungsprosa, ein Genre, das hierzulande noch immer gering geschätzt wird.« so kann ich dem nur beipflichten, denn besser kann man es nicht ausdrücken meiner Meinung nach. Das trifft es auf den Punkt: gute Unterhaltung, spannende Abläufe und dennoch anspruchsvoller Stil – diese Mischung ist sehr interessant und auf dem heutigen Buchmarkt wirklich bislang leider noch eher rar gesäht.

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  • 5 Sterne

    mimitatis_buecherkiste, 22.04.2021

    Als Buch bewertet

    Strafprozess. Richter. Staatsanwalt. Verteidiger. Angeklagter. Nebenklägerin. Letzter Prozesstag. Der Angeklagte hat das letzte Wort, bevor das Urteil gesprochen wird. Plötzlich zieht die Nebenklägerin eine Waffe aus ihrer Tasche und erschießt den Angeklagten. Feuert acht Projektile auf ihn ab. Richtet ihn regelrecht hin. Danach lässt sie sich widerstandslos festnehmen. Warum? Als Jahre später Frank Petersen, der Strafrichter von damals, in seinem Leben vor einem Scherbenhaufen steht, muss er sich damit auseinandersetzen, wo Schuld beginnt und Gerechtigkeit endet. Vor allem aber muss er sich die Frage stellen, ob er weiß, wo die Wahrheit liegt.

    In Zeitsprüngen zwischen jetzt und damals entfaltet sich die Geschichte langsam mit großer Wucht. Nach dem dramatischen Vorfall im Gerichtssaal erfahren wir nicht sofort, warum der Angeklagte erschossen wurde und was danach passiert ist. In Rückblenden schildert Markus Thiele uns das Leben der Nebenklägerin, zu deren Figur er vom Rechtsfall Marianne Bachmeier inspiriert worden ist. Gleichzeitig folgen wir im Hier und Jetzt Frank Petersen, der sich von seiner Frau vorwerfen lassen muss, er sei selbstherrlich und voller Vorurteile, bevor sie ihn verlässt. Frank Petersen sieht seine Integrität als Richter und Ehemann in Frage gestellt.

    Worte wie Messer, Sätze wie Fallbeile, eine Sprache, die mich begeistert hat. Ganz fein zeichnet der Autor die Charaktere, deren Zerrissenheit, die Angst und die Wut. Es geht um Vorurteile, Fremdenhass und Selbstjustiz; die Grenzen von Recht und Schuld verwischen, die Suche nach der Wahrheit ist keine einfache.

    „Er wollte sich erklären, doch ihm fehlten die Worte. Aus der Unzahl der Wörter und Sätze, die wie ein verknotetes Wollknäuel in seinem Kopf hingen, konnte er keinen klaren Gedanken stricken.“ (Seite 186)

    Inspiriert von zwei der spektakulärsten Rechtsfälle der Nachkriegszeit, dem Fall Marianne Bachmeier und dem Fall Amadeu Antonio Kiowa, verbindet Markus Thiele Fiktion und Realität auf wunderbare Weise und schenkt uns ein spannendes und interessantes Werk, das aktueller nicht sein könnte. Danke dafür.

    Vor lauter Begeisterung hätte ich fast vergessen, mein Fazit aufzuschreiben. Ich vergebe 5 Sterne mit Sternchen und eine unbedingte Leseempfehlung.

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  • 5 Sterne

    Philo, 28.04.2021

    Als Buch bewertet

    Nach reiflichem Studium der Aktenlage, nach vielen Verhandlungstagen, nach Anhörung der Beteiligten und Zeugen verkündet ein Richter sein Urteil. Nicht immer entspricht das Urteil allen Erwartungen, weshalb oftmals Revision eingelegt wird.

    Frank Petersen ist ein gewissenhafter und anerkannter Richter am Oberlandesgericht. Erst nach Prüfung aller Tatbestände fällt er seine Urteile, die nur höchst selten durch ein Berufungsurteil aufgehoben werden. Nun aber hat er massive familiäre Probleme wegen zweier Urteile, die seine Frau nicht nachvollziehen kann und ihm Überheblichkeit und Amtsanmaßung vorwirft. Sie zieht kurzerzhand mit dem gemeinsamen Sohn zu ihren Eltern und Petersen weiß nicht, wie er sich verhalten soll. Er denkt darüber nach, sich als Richter zur Ruhe zu setzen und zweifelt an seiner Urteilsfähigkeit. Seine vorgesetzte Staatsanwältin, die große Stücke auf Petersen hält, bietet ihm eine Beurlaubung von einigen Monaten an, in denen er seine Handlungsweise noch einmalüberdenken soll.

    Der Richter Frank Petersen war mir von Anfang an sympathisch. Ein aufrechter Kämpfer für Recht und Ordnung, der seinen Beruf über alles stellt. Die letzten beiden Urteile versucht er aber, mit den Augen seiner Frau zu sehen. Auf alle Fälle will er aber, daß seine Frau wieder zurückkommt.

    Markus Thiele hat mit seiner fundierten Kenntnis einen spannenden Roman aus dem Gerichtsalltag geschrieben, bei dem es sich zwar um einen fiktiven Roman handelt, der aber an reale Geschehnisse angelehnt ist. Die Tat der Marianne Bachmeier steht mir wieder vor Augen.

    Aber Recht ist nicht gleich Gerechtigkeit. Petersen hält sich streng an die Gesetze und richtet danach das Strafmaß aus, was oft auf Unverständnis der Beteiligten oder der Bevölkerung führt.

    Der Autor führt in einer wunderbaren Sprache seinen Lesern den Gerichtsalltag und die für die Urteilsfindung Verantwortlichen vor Augen. Ein sehr lesenswertes Buch, das ich nur empfehlen kann. Es regt zum Nachdenken an, und bestimmt werden die Protagonisten des Buches mich noch eine ganze Weile beschäftigen.

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  • 5 Sterne

    Marita R., 13.05.2021

    Als Buch bewertet

    Was ist Gerechtigkeit ?

    " Die Wahrheit der Dinge " ist das zweite Buch , das ich von diesem Autor lese und ich bin immer wieder begeistert.Nicht nur der Schreibstil ist anspruchsvoll und toll zu lesen, auch die Themen, die der Jurist aufbereitet sind interessant und regen einen jedesmal zum Nachdenken an, denn es sind Themen, die immer ihre zwei Seiten haben, die bei der Rechtssprechung manchmal aussen vor gelassen werden.

    Auch in diesem Buch geht es darum, ob ein Urteil rechtens ist, nicht nur von der juristischen Seite betrachtet, sondern auch von der menschlichen, die natürlich in einem Gerichtssaal nichts zu suchen hat, dort geht es nur um Fakten. Aber ist dem wirklich so ? Führen nicht unsere Beweggründe manchmal zur Tat ?

    Der Richter Peterssen, der sein Amt mit viel Leidenschaft ausführt, ist hier genauso Hauptperson, wie eine junge Frau, Corinna, deren Handlungen in engem Zusammenhang stehen. Corinna hat den Mörder ihres Sohnes im Gerichtssaal erschossen, kurz bevor das Urteil gefällt wurde, von dem sie annahm, dass es nicht gerecht sein würde, denn sie hat zwei Menschen durch Rechtsradikale verloren. Ihren Mann, der Opfer einer Gewalttat wurde, nur weil er nicht die richtige Hautfarbe hatte und ihren Sohn, der auch aufgrund seiner Hautfarbe brutal ermordet wurde. Peterssen war in letzterem Fall der Richter und sprach ein Urteil, was umstriten war. Schon einige andere Urteile von Ihm wurden vom BGH in Zweifel gezogen und dieser letzte Urteilsspruch, gepaart mit einem anderen, den die Familie als vorurteilsbeladen ansieht, führt dazu , dass die Welt von Peterssen ins Wanken gerät. Seine Frau trennt sich von ihm, sein Sohn versteht ihn nicht und beide werfen ihm Selbstgerechtigkeit vor.

    Dieses Buch hat mich von Anfang an gepackt, mich nicht mehr losgelassen, bis die letzte Seite gelesen war. Der Schreibstil hat sein Übriges getan, um dieses Buch zu einem unvergesslichen Leseerlebnis werden zu lassen. Ich sag nur ein Wort: L E S E N !!!!!!!

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  • 5 Sterne

    Gisela E., 21.07.2021

    Als Buch bewertet

    Wahrheit und Gerechtigkeit

    Frank Petersen ist Strafrichter. Bisher war er von seiner Arbeit sehr überzeugt. Doch nun kommen mehrere Sachen gleichzeitig auf ihn zu: Seine Frau hat sich von ihm getrennt, sie ist mit dem gemeinsamen Sohn zu ihren Eltern gezogen, weil sie ihn als zu selbstherrlich empfindet. Zudem wird voraussichtlich eine seiner Entscheidungen vor dem BGH in Frage gestellt – nun bereits zum vierten Mal. Als auch noch eine Strafgefangene zum Ende ihrer Haft entlassen wird, die im Gerichtssaal den rechtsradikalen Mörder ihres Sohnes erschossen hat, noch bevor Petersen das Urteil verkünden konnte, stellen sich für den zweifelnden Strafrichter entscheidende Fragen: Ist er wirklich so voreingenommen, werden seine Entscheidungen von Vorurteilen geprägt? Was ist die Wahrheit hinter den Dingen?

    Frank Petersen ist ein Strafrichter, der es sich mit seinen Entscheidungen nicht einfach macht, und dabei gerecht in seinen Strafen sein möchte. Dass er nun von so vielen Seiten Gegenwind bekommt, verunsichert ihn – zum ersten Mal in seiner beruflichen Laufbahn, dafür aber umso effektiver. Es ist nachvollziehbar, dass er überlegt, seinen Beruf an den Nagel zu hängen. Seine Zweifel werden existentiell – und durch diese Gedanken erhält der Leser Zugang zur Arbeit eines Strafrichters, zu den Überlegungen, die einem Urteil vorausgehen (müssen). Als Rechtsanwalt kennt der Autor Markus Thiele die Hintergründe zum Rechtswesen und zu gerichtlichen Verfahren, das merkt man der fiktiven Geschichte an. Zwei bekannte unterschiedliche reale Fälle hat Thiele in dieser Erzählung zu einem Roman zusammengefasst und leicht verändert, die Petersens Zweifel authentisch erscheinen lassen.

    Dieses berührende Buch regt zum Nachdenken darüber an, was Wahrheit ist und was sie bedeutet. Sehr gerne empfehle ich die Geschichte weiter und vergebe alle 5 möglichen Sterne.

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  • 5 Sterne

    Hannelore K., 01.05.2021

    Als Buch bewertet

    Zerrissen
    Der Titel dieses Buches ist wirklich „Programm“ und hätte meines Erachtens nach nicht treffender gewählt werden können, denn er passt einfach perfekt zu der interessanten und spannenden Geschichte:
    „Frank Petersen, Strafrichter aus Leidenschaft, ist überzeugt von der Unfehlbarkeit des Rechts. Seine Urteile, so sein Selbstverständnis, sind objektiv und gerecht. Bis eines Tages sein Leben völlig aus den Fugen gerät. Und er plötzlich über sich selbst richten muss.
    Ein umstrittenes Urteil löst heftige Kritik an Petersen aus, selbst seine Familie wendet sich von ihm ab. Der Vorwurf seiner Frau, er sei selbstherrlich, voreingenommen und lasse sich von Vorurteilen leiten, ist ein vernichtender Schlag für ihn, der ein altes Trauma aufreißt: Corinna Maier, die in seinem Gerichtssaal den rechtsradikalen Mörder ihres Sohnes erschossen hat, bevor Petersen sein Urteil verkünden konnte. Mit einem Mal steht alles in Frage: seine Integrität als Richter, als Ehemann, als Vater. Aus seiner Sicht gibt es nur einen Ausweg: Er muss sich selbst mit Fragen konfrontieren, die er sich nie zu stellen getraut hat …“
    Der Autor schafft es geradezu meisterhaft, die Zerrissenheit seines Protagonisten dem Leser so nahe zu bringen, dass man sich in seine Situation hineinversetzen kann, selbst wenn man mit dieser Welt sonst so gar nichts zu tun hat. Das macht die Geschichte und auch den Protagonisten sehr lebensecht und nahbar. Das fand ich u.a. als herausragenden Aspekt dieses Buches, das für mich auch wieder eine angenehme Überraschung im teilweise eher „übersättigten“ Buchmarkt war. Es ist anspruchsvoll geschrieben, ohne zu schwierig zu werden dadurch. Diese Balance ist nicht einfach und spricht meiner Meinung nach deutlich für das Talent dieses Autors, den ich mir merken werde und von dem wir hoffentlich noch mehr lesen werden.

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  • 5 Sterne

    Bücherfreundin, 20.06.2021

    Als Buch bewertet

    Frank Petersen, ein Richter aus Leidenschaft, muss sich plötzlich mit seinem eigenen Selbstbild und der Frage nach Gerechtigkeit und Selbstgefälligkeit im Justizsystem auseinandersetzen.

    Nach jahrelanger Berufserfahrung werden auf einmal mehrere seiner Urteile vom BGH überprüft und er fängt an zu zweifeln, ob er wirklich immer gerecht und ohne Vorurteile geurteilt hat.

    Auslöser ist die bevorstehende Freilassung der verurteilten Mörderin Corinna Maier, die vor 4 Jahren Selbstjustiz in seinem Gerichtssaal bei dem Mörder ihres Sohnes geübt hat.

    Die Geschichte wird auf 2 Zeitebenen erzählt - zum einen in der Gegenwart und zum anderen Anfang der 90 ger Jahren, wo Corinna Maiers Geschichte ihren Anfang nimmt.

    Markus Thiele, selber Strafverteidiger, verknüpft gekonnt die fiktive Geschichte mit zwei echten Kriminalfällen. Zum einen dreht sich viel um die Geschichte von Marianne Bachmeier, die 1981 im Lübecker Gerichtssaal Selbstjustiz beging. Zum Anderen wird der rechtsradikale Mord von Eberswalde von 1990 an Amadeu Kiowa thematisiert.

    Er schafft es gekonnt beides miteinander so verknüpfen, dass man sich (auch mit dem Hintergrundwissen der beiden tatsächlichen Taten) gut in die Gefühlslage der beiden Hauptpersonen reinversetzen kann. Man fängt an, darüber nachzudenken, ob wirklich jedes Gerichtsurteil gerecht gefällt wird bzw. werden kann. Denn lässt sich Gerechtigkeit wirklich immer an den Buchstaben des Gesetzes festmachen oder hat man bei seinem Bauchgefühl nicht doch manchmal ein anderes Empfinden?

    Es ist zwar kein echtes True Crime Buch, aber es kommt dem Genre ziemlich nah und kommt durch das echte Fachwissen des Autors auch sehr authentisch rüber.

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  • 5 Sterne

    Nele33, 05.04.2021

    Als Buch bewertet

    "Die Wahrheit der Dinge" des Autors und Rechtsanwalt Markus Thiele begibt sich tief in die Rechtssprechung und was auf den verschiedenen Seiten des Gerichts darunter verstanden wird.

    Petersen ein leidenschaftlicher Richter, penibel genau in seinen Augen fast immer unfehlbar verliert den Boden unter den Füßen. Seine Frau Britta zieht nach seinem letzten Urteil mit seinem Sohn Jannis zu ihren Eltern. Er hat ein Urteil gegen den Vater der Freundin seines Sohnes gesprochen-schuldig.
    Von der Möglichkeit sich als befangen aus dem Spiel zu nehmen, hat er in seiner Überheblichkeit keinen Gebrauch gemacht, zumindest in den Augen seiner Frau...
    Petersen macht sich nach einer Runde "Selbstmitleid" und Renovierungsarbeiten auf den Weg, den Weg zu seinem traurigsten Urteil, welches aus dem Gefängnis entlassen wird. Dies wird eine Reise zu sich selbst und dem Leben von Corinna, der Verurteilten.
    Dieser Weg ist nicht bequem und reisst alte Wunden auf beiden Seiten auf.

    Von der ersten Seite an haben mich die Beschreibungen des Autors völlig gefangen genommen, die Wucht die hinter den einzelnen Sätzen steckt, die eher zart daher kommen. Dies ist genau der Schreibstil der mich gefangen nehmen kann und zum nachdenken anregt. Mit dem Wissen, dass diese Geschichte inspiriert wurde von den Fällen Marianne Bachmeier und Amadeu Antonio Kiowa, ging sie mir noch näher. Diese Schiksale haben vor Jahrzehnten die Menschen bewegt und irgendwie hat sich die Situation bis heute nicht grundlegend geändert.
    Ein berührendes und offenes Werk eines Schriftstellers, der es weiß mit Sprache umzugehen.

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