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  • 5 Sterne

    11 von 17 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Dreamworx, 07.09.2019

    Als eBook bewertet

    1985. Die 18-jährige Anja Hermann hat es momentan nicht leicht, denn die Eltern streiten sich immer öfter und auch die Schule macht ihr zu schaffen. Da kommt ihr das Angebot eines Lehrers gerade recht, der ihr einen Job als Gesellschafterin seiner alten Mutter vermittelt. Anja hat keine großen Erwartungen, doch dann ist sie immer mehr von Lili Kuhn und deren Leben fasziniert, das nach und nach bei gemeinsamen Gesprächen an die Oberfläche kommt. Die Halbjüdin Lili Cohen wuchs im Berlin der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts auf. Nach dem frühen Tod der Mutter lässt der Teehändler Jakob seiner Tochter Lili eine liebevolle und wohlbehütete Kindheit angedeihen. Unterstützt wird er dabei durch seinen alten japanischen Geschäftsfreund Takeshi, der seinen Wohnsitz von Japan nach Berlin verlagert und Lili schnell ans Herz wächst. Viel später lernt Lili Günther von Pechmann, den Direktor der Königlichen Porzellan Manufaktur kennen, der sie in die Welt der Porzellanherstellung einführt, die einen Großteil von Lilis Leben bestimmen soll, bis die Nazis die Herrschaft in Deutschland übernehmen…
    Tom Saller hat mit „Ein neues Blau“ einen wunderschönen historischen Roman vorgelegt, der Fiktion mit wahren Begebenheiten auf sehr gekonnte Weise miteinander verwebt. Der Schreibstil ist flüssig, berührend, intensiv und voller Poesie. Die Neugier des Lesers wird schon durch einen interessanten Prolog geweckt und lässt ihn eintauchen in zwei verschiedene Welten, denn der Roman bewegt sich auf zwei Zeitebenen, der eine spiegelt die Gegenwart um 1985 wieder, in der sich die junge Anja und die alte Lili kennenlernen. Die andere Ebene lässt den Leser an dem bewegten Leben von Lili teilhaben, dass mit den 20er Jahren und ihrer Kindheit beginnt. Der Autor versteht es sehr geschickt, den historischen Hintergrund und einige bekannte Größen in seiner Geschichte zu verankern und ihr damit noch mehr Glaubwürdigkeit und Authentizität zu verleihen. Mit seiner Themenauswahl bietet er einen interessanten Einblick in die japanische Teezeremonie, die Judenverfolgung während der Nazizeit sowie über die kunstvolle Herstellung von Porzellan. Durch die wunderbare und ruhige Erzählweise des Autors hat der Leser während der gesamten Handlung das Gefühl, mit den beiden Frauen in einem Raum zu sitzen und ihren Ausführungen persönlich zu lauschen. Der Epilog birgt am Ende noch eine Überraschung, die das Buch so besonders werden lassen.
    Die Charaktere sind sehr ausgefeilt und mit Persönlichkeit versehen. Individuelle Ecken und Kanten lassen sie lebendig und vor allem glaubwürdig wirken. Der Leser kann sich sowohl in Anja als auch in Lili hineinversetzen, was es ihm leicht macht, ihren Gedanken und Gefühlen zu folgen und sie auch nach der Lektüre noch für eine geraume Weile im Gedächtnis zu behalten. Anja ist eine sehr junge Erwachsene, die den damaligen 80er Jahren entspricht. Mit ihrer jugendlichen Aussprache, ihrem offenen und leicht frechen Wesen findet sie den Schlüssel zu Lilis Herz. Innerlich ist die junge Frau unsicher und zerrissen. Lili ist mit ihrem Alter schon gesetzt, erfahren und sehr zurückhaltend, denn sie hat zu viel gesehen und erlebt. Die Kombination zwischen Alter und Jugend ist reizvoll, da der Austausch ein gegenseitiges Lernen beinhaltet und auch ein gewisses Verständnis für die jeweils andere Seite hervorruft, wenn erst einmal Vertrauen gefasst wurde. Aber auch der Takeshi mit seinem Einfühlungsvermögen und Rabbi Teichlmann haben ihren berechtigten Auftritt in dieser Geschichte, die so intensiv wie fesselnd ist.
    Mit „Ein neues Blau“ hat Tom Saller einen wunderschönen und eindrucksvollen Roman geschaffen, der sich nicht nur durch eine sehr gute historische Recherche und die Verflechtung von Fiktion und Wahrheit auszeichnet, sondern auch durch die Themenauswahl und die Schicksale, die er dem Leser näher bringt. Absolute Leseempfehlung für ein echtes Highlight!

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  • 5 Sterne

    7 von 11 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    HK., 22.10.2019

    Als Buch bewertet

    "Auf Scherben ins Glück"

    "Ein neues Blau" entführt mich auf eine wunderbare Zeitreise in das Berlin der frühen 20er bis 30er Jahre . Hin zu Lili und ihren Vater Jakob Kuhn, einem wohlhabenden jüdischen Teehändler . Ihre Mutter Charlotte hingegen war Christin . Beide Eltern haben ihren Glauben nie streng praktiziert und ließen dem anderen die Freiheit seines eigenen Glauben . Charlotte ist vor einiger Zeit an der spanischen Grippe gestorben . Vater und Tochter sind untröstlich über den großen Verlust und bilden eine geschlossene Einheit , zusammen mit Takeshi , dem besten Freund der Familie , der seit Lilis 6. Lebensjahr mit im Haushalt lebt . Er kümmert sich um Lili wenn Jakob auf Geschäftsreise ist , unterrichtet sie in der japanischen Teekultur , gibt ihr Halt und anwendbare Lebensweisheiten mit auf ihren täglichen Weg ins Leben . Rabbi Teichlmann versucht indessen Lili an den jüdischen Glauben heranzuführen , was ihm eigendlich nie so richtig gelingt . Sie bleibt trotz jahrelangem Unterricht bei ihm weiterhin ein Kind mit einem Elternteil , sowie sie nur eine halbe Jüdin ist . Trotzalledem kann man sagen das Lili eine durchaus glückliche Kindheit hatte , mit ihrem Vater und Takeshi , dessen Name übersetzt "Beschützer" bedeutet . Als junge Frau lernt sie durch einen Zufall Günther von Pechmann , den Direktor der Königlichen Porzellan-Manufaktur kennen. Durch ihn findet Lili ihre wahre Bestimmung: die Welt des Porzellans. Für eine Zeitlang kümmert sich Lili tagsüber um die zwei Kinder der von Pechmann , doch dann geht sie bei der ehemaligen Bauhaus Aktivistin Maguerite Fridlaender in die Töpferausbildung , um die Herstellung von Porzellan zu erlernen. In der Malklasse von Erwin Hahs , erlernt Lili zudem die hohe Kunst der Porzellanmalerei . Sie ist sehr ehrgeizig und erreicht viel in ihrem jungen Leben . Selbst der Himmel ist vor ihrem Tatendrang nicht sicher, seit sie den Pilotenschein gemacht hat . Doch dann kommt die Zeit der Nationalsozialisten und Lili muss aus Berlin flüchten . Denn plötzlich ist sie nach den Nürnberger Rassengesetze keine halbe Jüdin mehr , sondern eine "ganze Jüdin" , durch und durch .

    im Berlin von 1989

    lernen sich die 18 jährige Schülerin und widerspenstige Querdenkerin Anja und die über Achtzigjährige Lili kennen , die wieder zurückgezogen in Charlottenburg lebt . Lilis Sohn Michael hat hinter ihrem Rücken nach einer Gesellschafterin für seine Mutter gesucht , damit diese nach dem Tod ihres liebsten Freundes nicht vereinsamt. Er hat zudem die Hoffnung, dass Anja und seine Mutter sich gut verstehen und vielleicht über ihre Probleme reden können . Lili spricht nicht viel über ihr bewegtes Leben und schon gar nicht mit ihm . Seine Hoffnung scheint berechtigt, die beiden Frauen finden schnell eine Verbindung zueinander . Lili öffnet sich Anja bei jedem Besuch etwas mehr , bringt ihr das Töpfern bei und erzählt dabei Stück für Stück die Geschichte ihres Lebens . Im Gegenzug erzählt Anja von ihren Problem . Die beiden Frauen entdecken dabei mehr als nur eine Gemeinsamkeit .

    Zitat im Buch S.31

    ~~Und plötzlich wird mir klar , sie braucht gar keine Gesellschafterin . Stattdessen benötigt sie eine Zeugin. Für all die Dinge , die sie erlebt hat. …..Deswegen hat sie mich engagiert. Für nichts anderes.~~





    Tom Saller hat hier einen ausdrucksstarken Roman geschrieben , der gleichzeitig von zarter und feinfühliger Natur ist . Fast scheint es mir , als wenn der Autor sich die filigrane Kunst der Porzellanherstellung , vom Entwurf bis zum letzten Brennen und Bemalen der hauchdünnen , vollkommenen und exakt ausbalancierten Teeschale, auch für seine Schreibweise der Erzählung , zum Vorbild gemacht hat. Jedes neue Kapitel beginnt mit einer Begrüßung des Abschnitts und erzählt seine eigene Geschichte . Danach kommt die Erklärung , wie es dazu gekommen ist und warum . So wird der Leser unmerklich immer weiter in die Geschichte gezogen und fühlt sich zutiefst mit den Protagonisten verbunden . Freude , Glück , Angst und Leid , bekommen hier ein Gesicht und sind ein emotionaler Begleiter , der fesselnden Geschichte von Lilis und auch Anjas Familie .

    Über allen liegt ein zarter Hauch von Poesie, der sich dem anspruchsvollen Leser erschließt.

    Zitat im Buch, S.29

    ”Heißt es nicht Scherben bringen Glück ?” fragte sie,

    deswegen sammele ich sie vorsichtshalber.”

    Die Königliche Porzellan - Manufaktur in Berlin ,gegründet von Friedrich dem Zweiten , dessen Schöngeist für die Porzellanherstellung und die “Geburt” des Farbton “bleu mourant” , verantwortlich ist , zieht sich wie ein “blauer Faden” durch die berührende Erzählung und Lilis Leben . Die Geschichte des Porzellan, hauchzart und doch so stark in seiner zerbrechlichen Schönheit , steht hier für mich , wie ein Symbol , für die Stärken und Schwächen der Menschen, im Allgemeinen und in dieser Geschichte.

    “Ein neues Blau” von Tom Saller , hat mich mehr als begeistert ! Es hat mich berührt mit der Feinfühligkeit seiner tiefgründigen Geschichte .



    Sehr gerne vergebe ich für diesen anspruchsvollen Roman

    sehr gute 5 Sterne

    und meine absolute Leseempfehlung

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  • 5 Sterne

    3 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lea O., 29.11.2019

    Als Buch bewertet

    „Ein neues Blau“ ist ein wunderschöner Roman, der spannende Schicksale erzählt und diese klug verknüpft. Dafür gebe ich gerne fünf Sterne.
    Lili wird von ihrem Vater Jakob aufgezogen, weil ihre Mutter früh stirbt. Dazu stößt der Japaner Takeshi, einer meiner Lieblingsfiguren, weil er etwas ganz Exotisches mit in die Geschichte bringt. Wir erfahren ihre Geschichte, die schließlich in die Königliche Porzellan-Manufaktur führt. Aber dann wird alles anders. Die zweite Geschichte spielt 50 Jahre später. Die Schülerin Anja besucht Lili. Und die beiden profitieren mehr voneinander, als sie je geglaubt hätten.
    Mich hat die Geschichte von der ersten Seite an fasziniert, auch weil die Charaktere so besonders sind. Man taucht gerne in ihre Lebensgeschichten ein und fiebert mit. Die zwei Zeitebenen werden geschickt miteinander verknüpft und man würde gerne beide gleichzeitig weiterlesen.
    Ganz besonders ist auch der Schreibstil. Wenn von Anja geredet wird, hat man das Gefühl, es schreibt eine (vielleicht noch etwas pubertierende) 18-Jährige, bei Jakob ein erwachsener Mann, bei der alten Lili eine Dame, die schon viel erlebt hat, bei der jungen ein quirliges Mädchen. Das hat mir imponiert. Dazu kommen viele schöne Sprachbilder, die auch eine Leichtigkeit transportieren. Die Geschichte wird ganz durcheinander erzählt, aber trotzdem findet man sich gut zurecht. Mir hat auch gefallen, dass das Buch das Gefühl vermittelt, sehr nahe am Leben geschrieben zu sein.
    Ich habe mich in dieses Buch verliebt und empfehle es auf jeden Fall herzlich weiter.

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  • 5 Sterne

    4 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Xanaka, 05.11.2019

    Als Buch bewertet

    Eine Geschichte zwischen den Generationen

    Lili wird von ihrem Vater allein großgezogen. Beide sind vom frühen Tod der Mutter Charlotte stark traumatisiert. Unterstützung bekommt Jakob von seinem Freund Takeshi aus Japan, der zu den beiden nach Berlin zieht. Von ihm lernt Lili nicht nur die japanische Teezeremonie, sondern auch viel über das Leben.

    Eine Zufallsbekanntschaft führt Lili als Jugendliche zur Familie von Pechmann. Günter von Pechmann ist Direktor der Königlichen Porzellanmanufaktur. Von Takeshi hatte sie bereits viel über die Herstellung von Porzellan erfahren. Günter von Pechmann bringt ihr den Herstellungsprozess nahe. Lili ist sich sicher, das möchte sie lernen - ebenso, wie sie sich für die Porzellanmalerei interessiert. Beides erlernt sie. Die Malerei in Halle in der Burg Giebichenstein in Halle, die Porzellanherstellung in Berlin.

    Handlungsort des Buches ist Deutschland zu Beginn der 30er Jahre. Lili ist Halbjüdin und da fangen die Probleme fangen erst richtig an.

    In einem anderen Erzählstrang erfahren wir von Anja. Sie, Abiturientin im letzten Jahr, bekommt das Angebot sich um eine ältere Frau zu kümmern, sie am Nachmittag zu besuchen und sich mit ihr zu unterhalten. So erfährt Anja vom Leben von Lili.

    Interessant fand ich die Ausführungen aus dem Leben beider Protagonisten. Wobei ich sehr viel mehr von Lili, als von Anja erfahren habe. Wobei deren Probleme ja auch nicht harmlos waren. Aber es findet auch eine behutsame Annäherung der beiden statt. Das ist es was das Buch so lesenswert macht, genau wie die Vermittlung von Wissen über die japanische Welt. Das fand ich sehr interessant. Interessant fand ich auch, wie der Autor die Geschichte erzählt hat. Fast sachlich gelingt es ihm doch die Lebensabschnitte der beiden Heldinnen zu erzählen. Und obwohl die bei beiden, schon durch den Altersunterschied und durch die geschichtlichen Ereignisse so extrem verschieden sind, liest es sich ausgesprochen gut.

    Dieses Buch hat nicht nur berührt, es hat mich auch erschüttert und bewegt. Vor allem ist das ein Buch gewesen, bei dem ich lange nachdenken konnte. Es blieb mir lange im Sinn.

    Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung und verdiente fünf Lesesterne.

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  • 5 Sterne

    3 von 5 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    mabuerele, 15.10.2019

    Als Buch bewertet

    „...Und plötzlich wurde mir klar, sie brauchte keine Gesellschafterin. Stattdessen benötigte sie eine Zeugin. Für all die Dinge, die sie erlebt hat. Und die sie sonst niemanden erzählen kann oder will...“

    Wir schreiben das Jahr 1985. Die 18jährige Anja Hermann meldet sich bei einer alten Dame, um sich für die Stelle als Gesellschafterin zu bewerben. Anfangs scheint es so, als wäre sie umsonst gekommen. Dann aber reift in ihr die Erkenntnis, die im Eingangszitat formuliert ist.
    Der Autor hat einen beeindruckenden und fesselnden Gesellschaftsroman geschrieben. Er verbindet das Leben der alten Dame mit den momentanen Problemen von Anja. Gleichzeitig erfahre ich als Leser wesentliche Aspekte über die Porzellanherstellung in Berlin.
    Der Schriftstil hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Der Autor malt mit Worten eine ganze Welt, seien es die Gefühle seiner Protagonisten, die Orte der Handlung oder das konkrete Geschehen.
    Der Großteil des Buches beinhaltet die Geschichte von Lili, so heißt die alte Dame, und ihren Eltern. Ab und an gibt es Rückblenden zu Anja.
    Lili ist die Tochter von Charlotte, einer Christin, und Jakob, einem Juden, der sein Elternhaus verlassen und sich ein Karriere als Teehändler aufgebaut hat. Charlotte ist wenige Jahre nach Lilis Geburt verstorben. Lili wächst behütet auf. Dafür sorgen neben ihrem Vater der Japaner Takeshi, den ihr Vater in Japan kennengelernt hat und der nun nach Berlin gezogen ist, und eine jüdische Haushälterin. Kurz vor ihrem Schulende stellt Lili fest:

    „...Sie weiß nicht, was sie will von ihr, die Welt; ebenso wenig weiß sie, was sie von der Welt erwartet. In ein paar Wochen wäre sie mit der Schule fertig und dann? Da scheint eine unsichtbare Grenze zu sein zwischen dem Paradies der Kindheit und dem Leben danach...“

    Als Lili wenig später Alice von Pechstein kennenlernt, nimmt ihr Leben eine neue Wendung. Sie erhält eine Lehrstelle auf Burg Giebichenstein bei Marguerite Friedlaender.
    Nun erfahre ich als Leser fast nebenbei viel Wissenswertes über die Herstellung des Porzellans von den Grundlagen bis zum fertigen Produkt und seinen Siegeszug zum Alltagsgeschirr. Vor allem Marguerites Service für den Flughafen spielt in der Geschichte eine wichtige Rolle.
    Da sich die wirtschaftliche Lage in Deutschland zuspitzt, beginnt auch Takeshi in de Porzellan – Manufaktur zu arbeiten. Für ihn ist es eine Rückkehr zu seinen Wurzeln. Das erklärt er so:

    „...Manchmal schließen sich Kreise, von denen man nicht ahnt, dass sie existieren. Der eine nennt es Zufall, der andere Schicksal oder Fügung. Mein Vater gehörte zu den Menschen, die dem Porzellan besondere Kräfte zumessen...“

    Das Buch ist gespickt mit philosophischen Gesprächen, die in die Tiefe gehen. Da sind die Weisheit des Rabbi, der Lili unterrichtet, und die Gelassenheit von Takeshi, der die Teezeremonie zur Vollendung führt.

    „...Man sollte um den Ursprung der Dinge wissen. Insbesondere wenn man täglich von ihnen umgeben ist...“

    In bewegenden Bildern erlebe ich das fröhliche Leben der jungen Frau, die alle Chancen, die sich ihr bieten, nutzt. Noch ahnt sie nicht, dass zwei Dinge ihr Leben völlig verändern werden Eines davon sind die neuen Zustände in Deutschland. Deren erste Folge sieht so aus:

    „...Was weder Jakob noch Rabbi Teichlmann noch Adonaj selbst gelungen ist, erledigen die Nürnberger Rassengesetze und der nachfolgende Erlass der Ersten Verordnung zum Reichsbürgergesetz mit einem Federstrich: Lili hat zwei jüdische Großeltern und ist dadurch mit sofortiger Wirkung Halbjüdin...“

    Jakob war weitsichtig genug, um vorzusorgen.
    Über Anjas Probleme habe ich mich in der Rezension bewusst nicht geäußert. Es bleibt dem zukünftigen Leser vorbehalten, die parallelen zu Lilis Leben zu finden.
    Jedem neuen Zeitabschnitt im Buch ist ein Zitat aus entsprechender Literatur zur Porzellanherstellung vorangestellt. Auch in die eigentliche Handlung sind Zeitdokumente eingebettet.
    Anmerkungen des Autors und ein Quellenverzeichnis ergänzen das Buch.
    Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen.

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  • 5 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Philiene, 27.08.2019

    Als Buch bewertet

    Ein wunderschönes Buch über ein Mädchen die von allem nur die Hälfte ist. Ich muss sagen das ich auch von dem zweiten Roman von Tom Saller wieder begeistert war.

    Es geht um Glaube und Religion und die Frage kann man ein halber Jude und ein halber Christ sein. Es geht um die Liebe und die Bedeutung von Namen. Es geht um Tee und die richtige Art ihn zu Genießen und ein bisschen auch um Porzellan. Und dann um eine lebenslange Freundschaft.

    Tom Saller hat seinen ganz eigenen Erzählstil der manchen Leser vielleicht zu abgehackt wirken mag. Ich mag seine Art zu schreiben. Er geht ohne lange abzuschneiden auf seine Themen ein und nimmt den Leser mit auf eine Zeitreise. Ganz nebenbei habe ich einiges über das Judentum gelernt. Gut gefallen hat mir auch, das die Geschichte auf zwei Zeitebenen geschrieben ist. So hat man neben der eigentlichen Geschichte die zwischen 1919 und 1935 spielt eine kleine Auflockerung.
    Absolute Leseempfehlung.
    Weiterlesen

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  • 4 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    lynas_lesezeit, 08.09.2019

    Als Buch bewertet

    "Was eigentlich ist Porzellan? Jeder hat es, jeder kennt es. Aus dem eigenen Haushalt, den Museen oder Geschäften. Aber woher kommt es?"

    Genau diese Frage hat mich neugierig gemacht, als ich "Ein neues Blau" von Tom Saller entdeckt habe. Die Geschichte schien Eindrücke aus der Arbeit mit Porzellan zu geben und damit die Thematik des Nationalsozialismus um einen neuen, interessanten Aspekt zu ergänzen. Zudem schätze ich Romane, bei denen zwei Handlungsstränge miteinander verwoben werden und eine junge Person aus dem reichen Erfahrungsschatz einer älteren lernen und daran wachsen kann.

    Die erste Erwartung wurde vollkommen erfüllt. Auch wenn der Nationalsozialismus nicht detailliert aufgegriffen wird, erhält man umso mehr Einblicke in die Welt der Porzellanherstellung und - malerei. Neben den Details, die sich flüssig in die Erzählung einfließen, gibt es auch immer wieder Einschübe mit Zitaten aus anderen Werken über Porzellanherstellung. Ich konnte einiges neues Wissen aufnehmen und habe mich dennoch gut unterhalten gefühlt. Tom Saller ist es gelungen meinen Horizont auf angenehme, leicht aufzunehmende Weise zu erweitern. Auch einige Aspekte des jüdischen Glaubens und der jüdischen Traditionen waren mir noch nicht bekannt und haben mich sehr interessiert. Ganz besonders war eine Passage, in der versucht wurde, zu ergründen, warum jüdische Menschen bereits seit Jahrhunderten verfolgt und ausgegrenzt werden. Diese Frage kam verstärkt durch einen anderen Roman mit dem Thema Nationalsozialismus bei mir auf und der hier vorgebrachte Erklärungsansatz war sehr interessant und hat mich nachdenklich gestimmt.
    Auch über die Welt des Tees habe ich noch das ein oder andere neue Wissen erworben. Ein Buch voller interessanter Hintergründe, die sich angenehm in die Geschichte einfügen.

    Die zweite Erwartung eines gegenseitigen Von- und Miteinander Lernens über Generationen hinweg, ist für mein Empfinden etwas zu kurz gekommen. Ein großer Anteil des Romans wird Lili und ihrem Leben vor ihrer Hochzeit gewidmet. Lili ist eine interessante junge Frau, die eine besondere Kindheit leben durfte und sich nun mutig aufmacht, um neue Erfahrungen zu machen. Es fällt leicht eine Sympathie für Lili und auch für die Menschen, die sie auf ihrem Weg begleiten, zu entwickeln. Zudem liest sich ihr Heranwachsen sehr angenehm und interessant. Mir war jedoch zum einen das Ende zu abrupt. Nach Lilis Hochzeit wird ihr Leben nur noch sehr lückenhaft erzählt. Mir war das etwas zu übergangslos und ich hätte mir noch etwas mehr Hintergründe gewünscht.
    Zum anderen wird auch Anja für meinen Geschmack etwas zu wenig Raum gegeben. Ich hatte mir erhofft, dass es mehrere tiefgründige Dialoge zwischen Lili und Anja geben würde. Diese Hoffnung wurde nicht ganz erfüllt. Was mir aber sehr gut gefällt, ist der veränderte Schreibstil, wenn Anja aus ihrer Perspektive erzählt. Dieser ist dann moderner, jünger und passt daher gut zu einem jungen Mädchen, das ihren Platz nicht mehr findet. Auch ihre positive Entwicklung, ihr beginnendes Erwachsenwerden, ist in dem Buch sehr schön herausgearbeitet.

    Einen schönen, stimmigen Rahmen für die ganze Geschichte bieten Prolog und Epilog. Das hat mir außerordentlich gut gefallen, nehmen sie doch direkt aufeinander Bezug und stimmen daher gut auf die Geschichte ein und bieten dann einen harmonischen Ausklang.

    "Ein neues Blau" von Tom Saller ist ein Roman, der vor dem Hintergrund einer wunderbar geschriebenen Geschichte viele interessante Informationen über Porzellanherstellung, Judentum und Tee bietet. Ein Werk, das gleichermaßen bildet und unterhält. Empfehlen kann ich es allen Lesern gut geschriebener Romane, die Freude daran haben ihr Wissen über die genannten Bereiche zu erweitern.


    Am Rande möchte ich auch gern noch erwähnen, dass die Ullstein-Buchverlage ihre gebundenen Bücher nicht mehr in Plastikfolie einpacken, sondern diese lediglich mit einer kleinen Banderole versehen, die das Aufblättern verhindert. Diesen Ansatz, um Plastikmüll zu vermeiden, habe ich sehr positiv und deshalb erwähnenswert empfunden.

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  • 3 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    leseratte1310, 05.09.2019

    Als Buch bewertet

    Heute lebt Lili zurückgezogen in ihrem Haus mit japanischem Garten in Charlottenburg. Das Haus hat einen japanischen Garten. Doch dann kommt die 18-jährige eigensinnige Anja auf Initiative ihres Sohnes in Lilis Leben. Es ist nicht ganz einfach, doch mit der Zeit gehen die beiden aufeinander zu und Lili erzählt ihr über ihr früheres Leben. Aber auch Anja hat ihre Probleme.
    Lilis Mutter ist früh gestorben. Ihr Vater ist Teehändler und Jude. Er kümmert sich liebevoll um seine Tochter und wird unterstützt von Takeshi, den er auf einer Seiner Reisen kennengelernt hat. Später lernt Lili den Direktor der Königlichen Porzellan-Manufaktur Günther von Pechmann kennen. Dadurch findet sie ihre Bestimmung und wird Porzellanmalerin. Doch dann kommen die Nationalsozialisten an die Macht und Lili muss fliehen. Nach dem Krieg kommt sie zurück und lebt seither in dem Haus in Charlottenburg.
    Obwohl sich der Schreibstil leicht und flüssig lesen lässt, geht es nicht so leicht und angenehm zu. Die Schrecken in der Zeit des Nationalsozialismus sind gut beschrieben. Eigentlich lese ich sehr gerne Bücher über diese Zeit, doch dieses Buch hat mich nicht so ganz überzeugt. Die Zeiten wechseln immer wieder, was ich ganz gerne mag, aber hier war es mir manchmal zu viel. Auch die vielen Information über die Porzellanmalerei haben mich etwas gestört, denn mir geht es um die Geschichten der Menschen.
    Über die Protagonistinnen habe ich viel erfahren und doch kamen sie mir nicht wirklich nahe. Es sind zwei sehr unterschiedliche Frauen, die hier aufeinandertreffen und die sich langsam annähern und voneinander lernen. Die Sprache ist der jeweiligen Person angepasst.
    Ein Roman, der mich nicht ganz überzeugen konnte.

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  • 3 Sterne

    1 von 1 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Petra K., 15.09.2019

    Als Buch bewertet

    Aufgrund des Klappentextes hatte ich etwas anderes erwartet, denn er suggeriert doch eine mehr historisch basierende Geschichte. Gerne hätte ich mehr über die unterschiedlichen Seiten und Prozesse rund um das Porzellan und die damit verbundenen Personen erfahren.

    Die beiden Erzählstränge finden für mich nicht wirklich zusammen. Ziemlich zusammenhangslos werden zwei Geschichten in verschiedenen Zeitphasen erzählt. Die Lebensgeschichte von Lili ist teilweise sehr langatmig und es ist ihr nicht immer leicht zu folgen. Mir fehlt der in der Inhaltsangabe beschriebene Bezug zur Porzellanmalerei und -herstellung. Hier hatte ich mehr Details mit historischen Informationen erwartet. Die Geschichte um Anja fand ich ziemlich konstruiert und nur bedingt passend zum anderen Erzählstrang.

    Leider hat das Buch mich nicht abgeholt und durch die Geschichte führen können. Die Sprache hat mir gut gefallen, abgesehen von einigen Längen konnte ich gut folgen und flüssig lesen. Allerdings lässt sie keine Bilder im Kopf entstehen, die einige Stellen leichter verständlich gemacht hätte. Schade.

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  • 5 Sterne

    3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Lea O., 29.11.2019

    Als Buch bewertet

    „Ein neues Blau“ ist ein wunderschöner Roman, der spannende Schicksale erzählt und diese klug verknüpft. Dafür gebe ich gerne fünf Sterne.
    Lili wird von ihrem Vater Jakob aufgezogen, weil ihre Mutter früh stirbt. Dazu stößt der Japaner Takeshi, einer meiner Lieblingsfiguren, weil er etwas ganz Exotisches mit in die Geschichte bringt. Wir erfahren ihre Geschichte, die schließlich in die Königliche Porzellan-Manufaktur führt. Aber dann kommt der Zweite Weltkrieg und alles wird anders. Die zweite Geschichte spielt 50 Jahre später. Die Schülerin Anja besucht Lili. Und die beiden profitieren mehr voneinander, als sie je geglaubt hätten.
    Mich hat die Geschichte von der ersten Seite an fasziniert, auch weil die Charaktere so besonders sind. Man taucht gerne in ihre Lebensgeschichten ein und fiebert mit. Die zwei Zeitebenen werden geschickt miteinander verknüpft und man würde gerne beide gleichzeitig weiterlesen.
    Ganz besonders ist auch der Schreibstil. Wenn von Anja geredet wird, hat man das Gefühl, es schreibt eine (vielleicht noch etwas pubertierende) 18-Jährige, bei Jakob ein erwachsener Mann, bei der alten Lili eine Dame, die schon viel erlebt hat, bei der jungen ein quirliges Mädchen. Das hat mir imponiert. Dazu kommen viele schöne Sprachbilder, die auch eine Leichtigkeit transportieren. Die Geschichte wird ganz durcheinander erzählt, aber trotzdem findet man sich gut zurecht. Mir hat auch gefallen, dass das Buch das Gefühl vermittelt, sehr nahe am Leben geschrieben zu sein.
    Ich habe mich in dieses Buch verliebt und empfehle es auf jeden Fall herzlich weiter.
    „Ein neues Blau“ ist ein wunderschöner Roman, der spannende Schicksale erzählt und diese klug verknüpft. Dafür gebe ich gerne fünf Sterne.
    Lili wird von ihrem Vater Jakob aufgezogen, weil ihre Mutter früh stirbt. Dazu stößt der Japaner Takeshi, einer meiner Lieblingsfiguren, weil er etwas ganz Exotisches mit in die Geschichte bringt. Wir erfahren ihre Geschichte, die schließlich in die Königliche Porzellan-Manufaktur führt. Aber dann kommen die Nazis und alles wird anders. Die zweite Geschichte spielt 50 Jahre später. Die Schülerin Anja besucht Lili. Und die beiden profitieren mehr voneinander, als sie je geglaubt hätten.
    Mich hat die Geschichte von der ersten Seite an fasziniert, auch weil die Charaktere so besonders sind. Man taucht gerne in ihre Lebensgeschichten ein und fiebert mit. Die zwei Zeitebenen werden geschickt miteinander verknüpft und man würde gerne beide gleichzeitig weiterlesen.
    Ganz besonders ist auch der Schreibstil. Wenn von Anja geredet wird, hat man das Gefühl, es schreibt eine (vielleicht noch etwas pubertierende) 18-Jährige, bei Jakob ein erwachsener Mann, bei der alten Lili eine Dame, die schon viel erlebt hat, bei der jungen ein quirliges Mädchen. Das hat mir imponiert. Dazu kommen viele schöne Sprachbilder, die auch eine Leichtigkeit transportieren. Die Geschichte wird ganz durcheinander erzählt, aber trotzdem findet man sich gut zurecht. Mir hat auch gefallen, dass das Buch das Gefühl vermittelt, sehr nahe am Leben geschrieben zu sein.
    Ich habe mich in dieses Buch verliebt und empfehle es auf jeden Fall herzlich weiter.

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  • 5 Sterne

    3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Bettina H., 29.08.2019

    Als Buch bewertet

    Ein neues Blau
    Autor: Tom Saller

    Es geht um Lili und ihr ungewöhnliches Leben: Ihre Mutter stirbt früh, ihr Vater kümmert sich rührend um sie, gemeinsam mit seinem japanischen Geschäftsfreund Takeshi, der für Jakob und Lili aus dem fernen Japan nach Berlin zieht. Als viel später Günther von Pechmann in Lilis Leben tritt, Direktor der Königlichen Porzellan-Manufaktur, findet sie in der Welt des Porzellan ihre Bestimmung. Doch sie ist zur Hälfte Jüdin, obwohl sie ihr ganzes Leben kaum den jüdischen Glauben praktizierte, genau wie ihr Vater. Als die Nationalsozialisten die Macht ergreifen, muss Lili fliehen. Erst viele Jahre später kehrt sie nach Berlin zurück und lebt sehr zurückgezogen in ihrem Haus mit japanischen Garten. Erst als die Achtzehnjährige Anja wie ein Wirbelwind in ihr Leben braust, öffnet sich Lili Stück für Stück dem Mädchen und eine sehr berührende Geschichte kommt zutage.

    Laut Klappentext und Leseprobe hatte ich eigentlich etwas ganz anderes erwartet, dennoch wurde ich überhaupt nicht enttäuscht. Es ist eine andere Geschichte über das Judensein oder Nichtjudensein, über die Liebe, den Glauben, das Leben, den Seelenfrieden und wahrscheinlich noch viel mehr.

    Der Schreibstil hat mir ausgesprochen gut gefallen. Hervorheben möchte ich den Aufbau des Buches, die Zeitangaben, die Kapitel mit Überschrift, was einem erwarten wird.

    Lilis Part findet oft in der Vergangenheit statt, da sie ja Anja von ihrem Leben erzählt. Es ist in der Tat ein ungewöhnliches Leben, die Konstellation zwischen Jakob, Lili und Takeshi. Alle drei Figuren haben mir gefallen, vor allem Takeshi, der Lili in der wunderbaren japanischen Tee Zeremonie einführt. Diese passt natürlich perfekt in die Welt des Porzellans. Als Leser erfährt man darüber sehr viel und ich muss sagen, ich fand es wirklich interessant. Ich war sehr erstaunt, als ich mich lesetechnisch auf einmal in Halle auf Burg Giebichenstein befand, bei der Porzellan eine bemerkenswerte Rolle spielte. Kenne ich Halle doch ganz gut, „Händelstadt“, „Schokoladenstadt“und nun „Porzellanstadt“.

    Anja bringt frischen Wind in die Gegenwart und es gelingt ihr mit einem frech-fröhlichen Charme Lilis Herz zu öffnen. Ich fand sie sehr erfrischend und doch hat sie eine sehr sensible, verletzliche Seite. Tom Saller bringt da tiefgreifende Themen zur Sprache. Am Ende hat alles einen Sinn…

    Alles im allen muss ich sagen, es ist eine sehr emotionale Geschichte auf einer anderen Art, wie ich sie nicht erwartet hatte. Ich habe Zug um Zug gelesen und habe am Ende eine ganze Weile innehalten müssen. Ein Lesegenuss der besonderen Art, dem ich fünf volle Sterne verleihe.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Marakkaram, 15.09.2019

    Als Buch bewertet

    ** Das ist die Stille nach dem Tee. Wenn der Geist zur Ruhe kommt und sich ein kleiner Teil der Welt offenbart. Weil sich ein Weg aufgetan hat. Ein Weg, der vorher nicht dagewesen ist. **

    Erneut beschreibt Tom Saller - dessen Debut "Wenn Martha tanzt" mich schon arg begeistert hat - das Leben einer starken, unabhängigen Frau auf der Suche nach sich selbst.

    Lili ist noch ein Kind, als sie ihre Mutter durch die spanische Grippe verliert. Die Mutter Christin, der Vater Jude, hatten beide mit Religion nicht viel am Hut. Doch nun möchte Jakob, dass sie im jüdischen Glauben erzogen wird; um einer Gemeinschaft dazuzugehören. Für Rabbi Teichlmann ist Lili jedoch nicht einmal Halb-Jüdin, da dies ausschließlich über die mütterliche Linie bestimmt wird. Er ist es auch, der sinniert, ihr Name leite sich wahrscheinlich von Lilith ab. Und diese Lilith bleibt ein innerer Dämon, der sie ihr Leben lang begleiten wird....
    Zuhause übernimmt Takeshi, ein Freund des Vaters und halb Japaner, halb Chinese ihre Erziehung, da Jakob oft für Monate geschäftlich unterwegs ist.
    Jüdisch, Christlich, Japanisch.... alles halb, nichts ganz... Und das setzt sich in ihrem Leben und ihrer Suche fort.
    Doch wenn Lili etwas auszeichnet, dann Hartnäckigkeit, sie liebt das Malen, aber ihr fehlt der Mut freie Malerin zu werden, und so verschlägt es sie nach Halle in eine Porzellanmalklasse....

    Tom Saller ist es wieder einmal gelungen, mich mit einem bewegten und interessanten Leben in den Bann zu ziehen und das, obwohl ich lt. Klappentext etwas anderes, mehr auf KPM ausgerichtetes, erwartet hatte. Und das ist eigentlich das größte Kompliment.

    Ruhig, feinfühlig und dennoch in sehr eindringlichen Bildern entfaltet sich Lilis Leben Schicht um Schicht. Viele Szenen verbleiben im Raum, stehen still und hallen nach, ganz intensiv. Dazu kommen noch die sehr leisen Zwischentöne ("Ein merkwürdiges Wort kommt ihm in den Sinn: Fehlgepaart." (S.78). Ein Schreibstil, den man Stück für Stück genießen sollte, um ihn in seiner ganzen Tiefe zu erfassen.

    Die Charaktere sind vielschichtig und authentisch. Geschickt verwebt Tom Saller geschichtliche Fakten mit Fiktion, die man als Leser im Anhang unter Anmerkungen und Quellen nachvollziehen kann. Das fand ich unheimlich interessant und ist mir bei dieser Art Geschichten schon sehr wichtig.

    Fazit: "Ein neues Blau" berührt mit leichter Hand, doch nicht minder intensiv politische und religiöse Themen. Der Roman erzählt die berührende und interessante Geschichte der 1913 geborenen Lili Kuhn, keine Jüdin, aber mit jüdischem Vater, auf der Suche nach sich selbst.

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  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Sonja W., 10.10.2019

    Als Buch bewertet

    „Ein neues Blau“ ist der neue Roman des Autors Tom Saller, der mit seinem Debütroman „Wenn Martha tanzt“ schon auf den Bestsellerlisten landete.

    In seinem neuen entführt uns der Autor nach Berlin. Wir befinden uns im Jahr 1985. In ihre Heimatstadt ist Lili nach 50 Jahren wieder zurückgekehrt. Hier lebt sie in Charlottenburg sehr zurückgezogen in ihrem Haus mit einem traumhaften japanischen Garten. Eines Tages steht die 18jährige Anja bei Lili vor der Tür. Anja bewirbt sich bei Lili als Gesellschafterin. Und nach und nach taut Lili auf und vertraut Anja ihre Lebensgeschichte an. Diese beginnt in den Dreißigerjahren. Durch Zufall lernte Lili Alice und Günther Pechstein, den Direktor der Königlichen Porzellan-Manufaktur kennen. Und Lili findet ihre Bestimmung in der Welt des Porzellans. Doch dann kommen die Nationalsozialisten an die Macht und Lili muss aus Berlin flüchten. Im Laufe der Erzählung fragt sich Anja, welche Rolle wohl die Porzellanschale spielt, die Lili wie einen Schatz hütet. Doch nicht nur Lili hat ein Geheimnis……

    Wow! Einfach gigantisch. Für mich ist dieser beeindruckende Roman, der mich tief berührt hat, auch ein Bestseller. Wenn ich die Augen schließe, läuft das ganz berührende Buch, wie ein Kinofilm vor meinem inneren Auge ab. Ich bin beeindruckt. Ich erfahre interessante Dinge über die Porzellanherstellung und die Malerei und hätte diese Porzellanmanufaktur auch gerne mal besucht. Außerdem wird uns vergangene Geschichte nähergebracht und das ging mir beim Lesen schon unter die Haut. Außerdem lernen wir Lili und Anja, die beiden Protagonistinnen so gut kennen. Ich sehe Lili vor mir, die mir sofort ans Herz gewachsen ist und auch Anja, deren Kummer förmlich zu spüren ist. Wir befinden uns in dieser Lektüre auf zwei Zeitebenen und das finde ich sehr abwechslungsreich. Ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Und gerne hätte ich Lili besucht, ihren japanischen Garten bewundert und mit ihr eine gute Tasse Tee genossen. Ein Traumbuch, das mich von der ersten bis zur letzten Seite total begeistert hat und das ich nicht mehr aus der Hand legen konnte.

    Das Cover gefällt mir auch sehr gut. Passt zu dieser gigantischen Geschichte, die für mich ein Lesehighlight war. Das Buch wandert eindeutig auf meine Bestsellerliste 2019. Selbstverständlich vergebe ich für dieses besondere Lesevergnügen 5 Sterne und freue mich schon auf den nächsten Roman des Autors.

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  • 4 Sterne

    3 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Zauberberggast, 12.09.2019

    Als Buch bewertet

    Im märchenhaften Prolog lernen wir die Schale, die erstmals mit dem für Friedrich II. produzierten "neuen Blau" bemalt wurde, kennen, die sich leitmotivisch durch die Handlung ziehen wird.
    Der Roman selbst, der hauptsächlich in Berlin spielt, besteht aus einer Rahmenhandlung, die im Jahr 1985 stattfindet und einer Haupthandlung, die auf Lilis Leben ab dem Jahr 1919 zurückblickt. In der Rahmenhandlung besucht die Gymnasiastin Anja die mittlerweile um die 70jährige Lili, denn sie wurde von einem Bekannten einer ihrer Lehrer darum geben, bei dessen Mutter als "Gesellschafterin" anzuheuern. Ein Aufeinandertreffen der Generationen, ein Sujet, das in vielen aktuellen Romanen als Aufhänger benutzt wird. Beide erzählen ihre Geschichte, die eine steckt noch in den ersten Kapiteln, die andere geht Richtung Epilog. Natürlich "lernen" beide Generationen voneinander, auch hier ist es so, wobei der jüngere Part naturgemäß ein bisschen mehr lernt, vielleicht sogar eine Orientierung im Leben zu finden. Die Jüngere findet sich in der Geschichte der "Alten" wieder - eine Spiegelung! Scherben und psychische Probleme spielen im Leben beider Frauen eine wichtige Rolle…

    Das mag alles ein wenig Klischeehaft klingen, ist es zum Teil auch, aber solche retrospektiv erzählten Romane brauchen einen Rahmen, einen Gegenwartsbezug, wie sollen sie sonst funktionieren? Ich hätte die umrahmende Handlung nicht in dieser Ausführlichkeit gebraucht, zumal ich Anjas flapsigen Tonfall sehr konstruiert finde (wer denkt und redet denn so? Auch bestimmt kein Teenager Mitte der 1980er Jahre...)

    Die Lebensgeschichte von Lili ist dann wirklich filmreif und schön erzählt, so dass sie mich mit der Rahmenhandlung versöhnt hat. Hier werden alle möglichen Themenbereiche verhandelt und in Lilis Biographie eingearbeitet. Herkunft spielt eine große Rolle. Das Judentum des Vaters Jakob Cohen (später: Kuhn), sein beruflicher Aufstieg als Teehändler, der Bezug zu Japan, die Freundschaft zu Takeshi, die Liebe zu Charlotte, ihr Verlust, dann die durch die Wirtschaftskrise bedingte Rezession, die dazu führt, dass es der Familie wirtschaftlich schlechter geht.
    Im Fokus steht natürlich Lilis eigene Entwicklung, ihr Interesse für Kunst, ihr behütetes Aufwachsen mit Takeshi und ihrem Vater als Haupt-Bezugspersonen, Religionsunterricht beim Rabbi, das Kennenlernen der Familie von Pechmann (sie hat es wirklich gegeben), die Ausbildung auf der Burg Giebichenstein u.a. bei Marguerite Friedlaender (ebenfalls eine historische Persönlichkeit) und die berufliche Tätigkeit als Porzellanmalerin der Preußischen Porzellanmanufaktur, das Töpfern, das Fliegen, die Liebe. Die Schrecken der NS-Diktatur und ein bescheidenes, aber glückliches Leben im Exil in den USA, das aber nur kurz angeschnitten wird. Lilis schwere persönliche Verluste, die sie zu der Frau gemacht haben, auf die Anja treffen wird.

    Zu Genre und Personal:
    Lili stammt aus "gutem Hause", ihre Familie hat es zu etwas gebracht. Ihr Lernimpuls wird unterstützt, dennoch ist sie später als Frau Pionierin in ihrem Gebiet. Die Familie des Direktors der späteren KPM, von Pechmann, die Lili Tür und Tor zu ihrer Berufung öffnet, bildet eine Schicht ab, die an der äußersten Spitze der damaligen Gesellschaft steht. Auch sonst haben wir es in diesem Buch eher mit einem privilegierten, adeligen und gebildeten Personal zu tun. Lilis Lehrerin an der Burg Giebichenstein, Marguerite Friedlaender, ist eine angesehene Künstlerin, bis sie ins Exil gehen muss. Auch Adam ist Arzt und stammt aus einer wohlhabenden Familie. Ein Gesellschaftsroman ist "Ein neues Blau" also nur bedingt, denn er bildet nur einen kleinen Teil der Gesellschaft ab, nämlich jenen, der es sich leisten konnte, sich auf das Schöne zu fokussieren, Kunst zu kaufen, etc. oder selbst wohltätig zu sein, wie die von Pechmanns. Auch Anjas Eltern in der Rahmenhandlung gehören der "High Society" Berlins an.
    Der historische Hintergrund des zunehmenden Antisemitismus angesichts der Machtübernahme der Nationalsozialisten bildet den Rahmen für Lilis Biographie. Dennoch ist es kein historischer Roman. Ich würde das Buch also am ehesten als Bildungsroman bezeichnen, denn Lilis Entwicklung steht im Vordergrund.

    Lili ist Halbwaise (ihre Mutter Charlotte starb, als Lili 6 Jahre alt war), sie fühlt sich dadurch und ohne richtige Religionszugehörigkeit nur als unperfekter, halber Mensch. Dennoch: In ihrer Nichtzugehörigkeit ist sie ein Ganzes, sie ist sozusagen ein Individuum, das aus vielen unterschiedlichen Teilen besteht - so wie der Weg in ihrem Garten oder ihre getöpferten Werke. "Ihr Halbsein macht sie aus. Aber strebt nicht jeder Mensch nach Ganzwerdung?" (S. 135) Was ist der "Kleber", der die Teile (Scherben) verbindet? Das ist eine der Kernfragen des Buches und ob Scherben "Glück" bringen, im übertragenen Sinne.

    Manchmal verwendet Tom Saller seine Symbolik und Metaphorik schon etwas plakativ - und wie war das mit den Zufällen? "Gibt es Zufälle? In Romanen schon, im wirklichen Leben nicht. Oder ist es umgekehrt?" (S. 170)

    Schön finde ich, dass sich der Roman strukturell an Erich Kästner - dem er, neben Robert Walser, auch gewidmet ist - orientiert. Wie in Kästners "Fabian" steht an jedem Kapitelanfang eine kursivierte Kurzzusammenfassung des Inhalts. Beide Autoren erzählen sehr "realistisch" beobachtend mit humorvollem aber gleichzeitig nachdenklichen Unterton - Tom Saller versucht es ihnen gleichzutun.

    Alles in allem ist "Ein neues Blau" ein warmherziger Roman mit liebenswerten Charakteren (Wie toll ist Takeshi denn bitte? - Um mal Anjas Sprachduktus zu verwenden) und einer erzählenswerten fiktiven Lebensgeschichte aus dem 20. Jahrhundert, die sich sicher auch für eine Verfilmung gut eignen würde. Man lernt nebenbei viel über Porzellanherstellung und die Geschichte des Tees bzw. japanische Teezeremonien, manchmal haben diese Stellen fast schon "Sachbuchcharakter". Ein Spannungsbogen kommt bei alledem nicht so richtig auf, aber ich denke das ist auch nicht die Intention des Autors gewesen.

    Ich möchte noch was zum Cover sagen: ich finde es wunderschön! Hier wird versucht die junge Lili mit ihrem treuen Begleiter Hund "Hund" abzubilden, sie natürlich in das Titelgebende Blau gekleidet. Es strahlt die Wärme aus, die auch die Prosa von Tom Saller ausstrahlt, wenn er Lilis Geschichte erzählt.

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  • 5 Sterne

    skandinavischbook, 01.09.2019

    Als Buch bewertet

    Meine Meinung:
    Der Roman "Ein neues Blau" ist eine höchst feinfühliger und ruhig erzählte Familiengeschichte, die sich auf die kleinen, so zart, wie ausdrucksstark und eindringlich erzählten Szenen konzentriert, dich mich mehr als nur in ihren Bann ziehen konnten.

    Denn was der Schriftsteller Tom Saller, durch seinen Schreibstil und seine ausgefeilte und präzise Sprache erschafft, ist eine eindringliche, nahezu dauerhaft von Intensität geprägte Szenerie und Charaktere, die so plastisch und vielschichtig erzählt sind, dass man sie beinahe bildlich vor Augen hat.
    Tom Saller behandelt aber auch die großen Themen der Zeit auf eine sensible und dennoch schonungslose Art, die Frage nach der Religion, die daraus resultierenden Unterschiede und Probleme, zeitgeschichtliche Fakten verwoben, in eine von charakterstarken Figuren, sodass dieses Buch zu einem emotionalen und wunderbar literarischen Leseereignis wurde!

    Mein Fazit:
    Dies war definitiv nicht mein letztes Buch des Schriftstellers, denn dieser Roman konnte mich sowohl literarisch, als auch emotional komplett von sich überzeugen!

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  • 4 Sterne

    Johann B., 03.09.2019

    Als Buch bewertet

    Ein neues Blau
    Es ist im Jahr 1985, als eine junge Frau namens Anja Hermann an der Türe eines Gründerzeithauses in Berlin klingelt. Eine ältere Frau öffnet ihr und bitte sie herein. Anja kommt auf Wunsch des Sohnes von Frau Kuhn und diese weiß nichts von dessen Ansinnen. Trotzdem entwickelt sich eine Freundschaft, die beiden Frauen hilft, mit dem Schicksal fertig zu werden.

    Nach dem Epilog wird der Leser in die Vergangenheit geführt. Ab dem Jahr 1919 gibt der Autor einen Einblick in das Leben von Frau Lili Kuhn. Sie wuchs in Berlin auf und ihre Mutter Charlotte starb an Spanischer Grippe, als Lili sechs Jahre alt war. Das Haus, in dem sie 1985 noch wohnt, beziehen Vater Jakob und Tochter bereits damals, kurz nach dem Tod der Mutter. Da der Vater häufig auf Reisen ist, bittet er einen guten Freund aus Japan, dass er in das Haus einzieht und die Tochter beaufsichtigt. Lili wächst also sehr behütet aber nur unter Erwachsenen auf. Takeshi, so heißt der Freund, lernte er auf einer seiner Reisen in den fernen Osten kennen.

    Nach dem Abitur nimmt Lili eine Stelle als Kindermädchen an. Der Vater der Kleinen ist Günter von Pechmann, Direktor der Staatlichen Porzellan-Manufaktur in Berlin, die von König Friedrich gegründet wurde. Herr von Pechmann führt sie eines Tages durch die Manufaktur und Lili ist sofort Feuer und Flamme für den Werkstoff. Sie entdeckt ihre Liebe zu den edlen Teilen und möchte Porzellanmalerin werden. Zu ihrem 18. Geburtstag schenkt Jakob ihr eine Zeichnung von Paul Klee. Es trägt den Namen Geht kaum mehr, fliegt noch nicht. Das Bild wird ihr später einen guten Dienst erweisen.

    Immer wieder schwenkt der Autor in das Jahr 1985 und die Ich-Erzählerin ist Anja Hermann. Sie berichtet von Problemen mit ihren Eltern und ihre lockere, zuweilen etwas schnodderige Art gefällt der Frau Kuhn. Dass sie trotz ihrer Gegensätze viel gemeinsam haben, erfahren sie erst im Laufe der Geschichte.

    „Manchmal schließen sich Kreise von denen man nicht ahnt, dass sie existieren. Der eine nennt es Zufall, der andere Schicksal oder Fügung.“ (Ein Zitat aus dem Buch)

    Ein neues Blau gefiel mir, auch wenn es einige Längen hatte. Die Sprache ist außergewöhnlich und die Kenntnis über Porzellan und die Herstellung sowie das Bemalen von Geschirr ist sehr gut beschrieben. Auch die Zeremonie beim Aufgießen wertvollen Tees kann nach dem Lesen jeder durchführen. Die Zeit des Nationalsozialismus wird erschreckend realistisch dargestellt. So auch die Schwierigkeiten der Künstlerin Marguerite Friedlaender, die auswandern musste. Sie war Jüdin und das Leben in Deutschland viel zu gefährlich. Der Autor zeigt die Protagonisten so, dass sie beim Lesen vor mir standen und ich mit ihnen litt. Ein Buch, welches sich zu lesen lohnt.

    Auffallend ist ebenfalls das beeindruckende Cover. Hund, so nannte Lili ihren Vierbeiner und auch Lili sind so abgebildet, wie ich sie mir nach der Beschreibung vorstellte. Ich danke dem Autor Tom Saller, für dieses beeindruckende Stück Literatur.

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  • 5 Sterne

    Bücherfreund, 27.10.2019

    Als Buch bewertet

    Die 18 jährige Anja wird als Gesellschafterin der älteren Dame Lili eingestellt. Obwohl sich die beiden zuerst fremd sind, entwickelt sich eine besondere Freundschaft zwischen den beiden. Denn trotz des großen Altersunterschieds gibt es einige unerwartete Parallelen im Leben der beiden.

    Lili wächst als Halbjüdin in einem Deutschland auf, in dem die Nazis immer mehr Einfluss bekommen. Sie lernt den Direktor der Königlichen Porzellanmanufaktur kennen und kann dort eine Ausbildung beginnen. Doch nach der endgültigen Machtergreifung der Nazis muss sie aus Berlin fliehen.

    Ein bewegtes Leben hinter sich, kann Lili sich nur schwer öffnen. Dabei merkt Anja immer mehr, dass es sich lohnt, die Lebensgeschichte der alten Dame zu hören.

    Mir hat das Buch sehr gefallen. Der Autor hat einen wunderbaren Schreibstil. Der Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit gelingt ihm sehr gut. Und nebenbei lernt man auch noch viel über das Porzellanhandwerk.

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  • 5 Sterne

    Ingrid V., 15.09.2019

    Als Buch bewertet

    Lili wächst bei ihrem Vater auf, nachdem ihre Mutter gestorben ist. Dieser kümmert sich um sie und sorgt mit Takeshi für einen weiteren liebevollen Begleiter. 50 Jahre später öffnet sich Lili der 18 jährigen Anja und erzählt ihre Geschichte rund um Porzellan.

    Das Ende hat das Buch perfekt gemacht. Das hat mir wirklich gut gefallen und auch vorher fand ich die Geschichte sehr interessant. Die Informationen zum Porzellan und andere wurden geschickt eingewebt.

    Ich mochte Takeshi besonders gern. Nicht nur, dass ich ihn gern auch in meinem Leben hätte. Seine Figur hat mich besonders beeindruckt.

    Die Geschichte entwickelt sich zwar langsam, aber es wird nie langatmig oder langweilig. Manchmal waren die Sprünge zwischen Vergangenheit und der Zeit mit Anja etwas hart. Zumal der Anteil von Anja sehr wenig ist und man sie fasst schon vergessen hat.

    Fazit: Eine schöne Geschichte über Porzellan mit tollen Figuren und gut durchdachten Wendungen.

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  • 4 Sterne

    bookloving, 28.11.2019

    Als eBook bewertet

    *Bewegende Geschichte über eine außergewöhnliche Frau*
    Nach seinem Debüt „Wenn Martha tanzt“ hat Tom Saller mit „Ein neues Blau“ erneut einen bewegenden und zugleich sehr lehrreichen Roman vorgelegt, der allerdings nicht ganz an sein Erstlingswerk heranreichen kann.
    Der Autor erzählt in seiner fiktiven Geschichte die bewegende Biographie einer faszinierenden, jungen Frau. Einfühlsam und mit angenehmer Leichtigkeit zeichnet er verschiedene Stationen im Leben von Lili und ihrer Familie nach – ihre Kindheit und Jugend, ihre Suche nach künstlerischer Selbstverwirklichung bis hin zu einem tragischen Schicksalsschlag, der sie für immer aus der Bahn werfen wird.
    Die zwei sich abwechselnden, auf unterschiedlichen Zeitebenen angesiedelte Erzählstränge haben mich anfangs rasch in ihren Bann gezogen. In der in der Gegenwart angesiedelten Rahmenhandlung lernen wir etwas kauzige, zurückgezogen lebende Lili kennen und erfahren durch die Gespräche mit der jungen Anna allmählich immer neue Details über Lilis bewegter Vergangenheit und ihren späteren Weg als Porzellanmalerin der Königlichen Porzellan-Manufaktur. Auch die feinfühlige,nuancenreiche sprachliche Umsetzung von Lilis Geschichte, die oft ohne große Worte auskommt, vieles nur szenisch anreißt und der eigenen Interpretation freien Lauf lässt, ist außergewöhnlich und hat mir sehr gut gefallen.
    Geschickt nimmt uns Saller mit auf eine faszinierende Zeitreise. Aufgrund vieler gut recherchierter Informationen und atmosphärisch dichter Beschreibungen kann man mühelos in diese spannende zeitgeschichtliche Epoche voller Umbrüche und Wandel eintauchen. Die interessanten Ausführungen des Autors, die im Anhang detaillierter erläutert sind, haben mich parallel zur Lektüre des Romans dazu angeregt, weitere Hintergründe zu einigen der angesprochenen Themen wie zB die japanische Teekultur und die Porzellanherstellung zu recherchieren. Obwohl der Autor uns durch Lilis persönliche Erinnerungen an vielen bedeutsamen Episoden aus ihrem berührenden Leben teilhaben lässt, erscheint diese facettenreich angelegte Hauptfigur leider eigentümlich blass, so dass ich mich bisweilen nicht gut in ihr Innenleben hineinversetzen und ihre Handlungen nicht nachvollziehen konnte.
    Mitreißend und informativ ist diese Geschichte zu lesen, und konnte mich mit unvorhersehbaren Wendungen und überraschenden Enthüllungen insgesamt sehr fesseln, doch hätte ich mir etwas mehr Tiefe für die weibliche Hauptfigur gewünscht und gerne auch noch etwas mehr zu ihrer weiteren charakterlichen Entwicklung im Lauf der Zeitgeschichte erfahren.
    FAZIT
    Eine interessante, bewegende und mitreißende Geschichte über eine außergewöhnliche Frauenfigur im vorigen Jahrhundert, die mich aber leider nicht völlig überzeugen konnte!

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  • 4 Sterne

    Rinoa, 13.09.2019

    Als Buch bewertet

    Lili verbringt eine ungewöhnliche Kindheit im Berlin der 20er und 30er Jahre. Die Mutter früh verstorben, lebt sie mit ihrem Vater Jakob und dem Halb-Japaner Takeshi unter einem Dach. Durch Zufall lernt sie den Direktor der Königlichen Porzellan-Manufaktur kennen und fortan spielt Porzellan in ihrem Leben eine große Rolle. Doch als die Nationalsozialisten an die Macht kommen muss Lili fliehen, denn sie ist zur Hälfte Jüdin.
    Fünfzig Jahre nach ihrer Flucht lebt Lili wieder in Berlin, nach dem Tod von Takeshi allein und zurückgezogen. Die 18-jährige Anja soll eine Art Gesellschafterin für Lili werden und bald holt nicht nur die junge Frau die ältere Dame aus ihrem Schneckenhaus, auch für Anja sind die Nachmittage bei Lili bald viel mehr als nur ein Job.

    Zu Beginn verneigt sich der Autor Tom Saller „vor zwei Meistern der deutschen Sprache“, nämlich Robert Walser und Erich Kästner, doch braucht er sich seinerseits diesbezüglich ebenfalls nicht zu verstecken. Mit viel Wortwitz, feinem Humor und einem klugen Blick auf die Welt breitet er das Leben von Lili vor dem Leser aus und schafft es ebenso, die 18-jährige Anja authentisch und realistisch darzustellen.
    Wie ein Musiker auf seinem Instrument spielt Tom Saller mit der deutschen Sprache und schafft so seine ganz eigene Melodie: leicht, unaufdringlich, unterhaltsam und wunderschön.

    Der Leser lernt 1985 zunächst Anja kennen; danach wechseln sich Gegenwart und Vergangenheit ab. Die Kapitel mit Lilis Erinnerungen haben jeweils eine kleine Zusammenfassung ihres Inhalts in der Überschrift, was mir gut gefallen hat.
    Lili wächst zu einer ungewöhnlichen und starken jungen Frau heran und immer wieder kommt sie mit Porzellan in Berührung, ihre Lebensgeschichte ist untrennbar mit diesem auf den ersten Blick unscheinbar wirkenden Material verwoben.

    Am Ende verweben sich auch Vergangenheit und Gegenwart, vieles löst sich auf, neue Verbindungen entstehen und sowohl Lili als auch Anja können sich glücklich schätzen, dass sich ihre Lebenswege gekreuzt haben.

    Ich habe „Ein neues Blau“ sehr genossen, für mich sticht es besonders durch seine Sprache aus der Masse heraus und vermischt gekonnt Fakten und Fiktion, so dass ich beim Lesen auch viel Wissenswertes und Interessantes insbesondere zum Thema Porzellanherstellung erfahren habe. Darüber hinaus hat der Autor es geschafft, dass mir seine Figuren wirklich ans Herz gewachsen sind.
    Von mir eine klare Leseempfehlung.

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