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  • 5 Sterne

    17 von 28 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Helena H., 12.03.2020

    aktualisiert am 29.05.2020

    Als Buch bewertet

    „Vielleicht geht es um Wiedererkennen, sagte ich, so wie man sich von gewissen Menschen angezogen fühlt, auch von gewissen Büchern, gewissen Bildern und gewisser Musik. Man erkennt etwas aus der eigenen tiefsten Tiefe wieder, etwas, was den Boden für all das bildet, was man ist.“

    Auf diese magische Weise fühlt sich die Autorin, Astrid Seeberger, bereits seit ihrer Kindheit zu ihrem Onkel Bruno, den sie nur von Fotos kennt, hingezogen. „Als ich klein war und in meinem Bett lag, dachte ich oft an Bruno.“ Von Beruf Förster, war er im Zweiten Weltkrieg Pilot, von dem es hieß, er wäre in Stalingrad gefallen. Es stimmt auch, dass er über Stalingrad abgeschossen wurde, aber gestorben ist er damals nicht. Er starb erst im Jahr 1994 im Alter von 77 / 78 Jahren auf deutschem Boden.

    Selbst im Alter um 65 macht sich die Autorin auf die Suche nach Bruno. Sie beginnt ihre Suche da, wo ihre Mutter aufgehört hat - bei Dmitri Fjodorow alias Hannes Grünhoff, dem Sohn einer Deutschen und eines Russen, der in Berlin lebt. Dieser erzählt ihr sein ganzes Leben - im Vergleich zu ihrer Mutter möchte sie nicht nur von der Zeit hören, in der er Bruno kennengelernt hatte. Bekanntschaft mit Bruno machte er, als er im Alter von sechzehn Jahren zu sechs Jahren Zwangsarbeit in Kasachstan verurteilt wurde. Die einzigen beiden Häftlinge, die außer ihm auch Deutsch sprechen, sind Dinu, der Pianist aus Bukarest, und Bruno. Eine enge Freundschaft entwickelt sich zwischen den dreien und lässt sie die harte Zeit im Straflager überstehen. Als Bruno und Dinu ohne Dmitri schließlich zusammen nach Bukarest gehen, reißt er jeglichen Kontakt mit ihnen ab. Hier endet auch die erste Spur, die zu Bruno führt.

    Astrid Seeberger reist nach Bukarest, wo sie jedoch nicht viel in Erfahrung bringen kann. Lediglich ein Musiker, mit dem sie spricht, erwähnt den Namen Wolfgang Müllers. Diesen verband eine kurze Liebschaft mit Dinu, einen wichtigen neuen Hinweis kann Wolfgang ihr liefern: Bruno hatte einen Sohn mit Naja, der Schwester Dinus. So sucht und findet die Autorin Jakob Seeberger in München, der nichts über die Familie Brunos wusste. Jakob erzählt ihr alles von seinem Leben mit seinen Eltern in Bukarest und dann von der Zeit mit Bruno und Dinu in Bayern. Abgerundet wird alles von Dinus Erinnerungen, die dieser vor seinem Tod auf eine CD aufgenommen hatte.

    Wie überaus edel, großmütig und auch altruistisch ist es von der Autorin, Astrid Seeberger, dass sie ihre Geschichte und die Geschichten dieser Menschen - Dmitris und seiner Eltern, Dinus und seiner Schwester Naja, Brunos und Jakobs - mit uns, Lesern, teilt! Denn niemand von uns kann sagen, er wüsste bereits genug über den Zweiten Weltkrieg und die Zeit danach - bis zur Befreiung des Ostblocks von der sowjetischen Übermacht. Und es sind doch immer die Einzelschicksale, die uns berühren, bestürzen, unser Herz zum Bluten bringen. Wir können immer nur vom Kleinen aufs Ganze schließen. Ein abstraktes Geschichtswissen - und ist es auch noch so umfangreich - bringt uns nicht als Menschen weiter. Und eins wird deutlicher als alles andere, was Lech, der Ehemann der Autorin, so wunderschön in Worte fasst: „Aber, sagte Lech, ist es nicht so, dass es etwas gibt, was uns möglich macht, unsere Bedrohtheit zu ertragen? Etwas, das uns die Hoffnung nicht aufgeben lässt, obwohl die Ruinenberge wachsen: diese erstaunliche Fähigkeit, die wir Menschen besitzen, füreinander Schutzräume zu errichten, mitten in aller Bosheit, mitten im Krieg und Unterdrückung. [...] Doch es gibt sie. Schutzräume, in denen wir das Glück verspüren können, das kleine störrische Glück. Obwohl es das Unglück gibt.“

    Astrid Seeberger gibt uns mit „Goodbye, Bukarest“ ein Buch in die Hand, in dem mehrere Biografien, eingebettet in ihr eigenes Leben, zu finden sind. Sie, die mit siebzehn nach Schweden ausgewandert ist - „Ich wollte keine Deutsche sein. Ich wollte zu keinem Land gehören, das so Schreckliches verbrochen hatte.“ - zeigt uns wie wichtig es ist, für eine Sache zu brennen. Sie hat keiner Mühen gescheut, um alles über Brunos Leben herauszufinden, was im Rahmen menschlicher Möglichkeiten steht.

    Danke, Frau Seeberger, dass Sie die Geschichte Brunos, die auch Ihre Geschichte ist, und die Geschichte vieler anderer - nicht zuletzt auch unsere Geschichte - in Ihrer sanften und doch so starken Sprache mit uns geteilt haben!

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  • 5 Sterne

    13 von 24 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Philo, 07.03.2020

    Als Buch bewertet

    Es gibt immer wieder Bücher, die sich abheben von der Flut an Neuauflagen. Das Buch von Astrid Seeberger ist so ein besonderes Buch. Sie beschreibt in diesem Buch einen Teil ihrer Familiengeschichte so eindringlich und bewegend, es hat mich zutiefest berührt und wird noch lange nachwirken.

    Astrid, die als Ich-Erzählerin ihre Geschichte selbst erzählt, beginnt die Suche nach ihrem Onkel Bruno mehr als 60 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg. Ihre Mutter hatte ihr erzählt, Bruno sei in Stalingrad gefallen, was jedoch nicht der Wahrheit entsprach. Hierzu findet Astrid Unterlagen im Nachlaß ihrer Mutter, nachdem diese 2007 verstorben ist.

    Die Suche nach Bruno gestaltet sich sehr schwierig, da Zeitzeugen zum großen Teil nicht mehr leben. Nur Hannes Grünhoff - der sich zu der fraglichen Zeit Dmitri nannte - weiß über den Verbleib von Bruno zu berichten. Bruno, Hannes und Dinu haben sich in einem russischen Strafgefangenenlager kennengelernt und Astrid Seeberger läßt in ihrem Buch alle drei ihre Geschichte erzählen. Grauenvolle Verhältnisse, Schikanen und Schwerstarbeit prägten ihren Alltag. Wahrscheinlich haben die drei diese Folter nur durch ihre Freundschaft überstanden.

    Obwohl viel geschrieben wurde über die Verhältnisse in russischen Gefangenenlagern haben mich die Schilderungen in diesem Buch zutiefst betroffen gemacht, vielleicht auch deshalb, weil es sich um reale Personen handelte, die man im Laufe des Buches kennenlernte und denen man sich in besonderer Weise verbunden fühlt.

    Besonders tragisch ist, daß Bruno und Astrid sich schon früh aus den Augen verloren haben. Beide haben früh ihr Elternhaus verlassen, Astrid wegen der Mutter und Bruno wegen des Vaters. Ich kann gut verstehen, daß Astrid sich auf die Suche nach Bruno machte, nachdem sie wußte, daß er Stalingrad überlebt hatte.

    Daß er nach der Entlassung aus der Gefangenschaft mit Dinu nach Bukarest reiste und dort erneut eine Schreckensherrschaft unter Ceausescu erleben mußte, ist eine weitere Tragik in seinem Leben.

    Dieses Buch ist ein wichtiges Buch, erzählt es doch von den grausamen Verhältnissen und den Diktatoren Stalin in Russland und Ceausescu in Rumänien, in denen die Menschen dort in Angst und Schrecken lebten und jederzeit mit einer Verhaftung rechnen mußten. Diese Zeiten dürfen nie in Vergessenheit geraten.

    Mit viel Empathie hat Astrid Seeberger die Suche nach ihrem Onkel Bruno beschrieben. Ich finde, daß dies ein wichtiges Buch gegen das Vergessen ist. Es sollte große Beachtung finden.

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  • 4 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Andrea T., 13.04.2020

    Als Buch bewertet

    Auf der Suche nach dem verschollenen Onkel

    „Es sind wir Menschen, die Ewigkeiten füreinander schaffen.“ (Seite 10)
    Was von „Goodbye Bukarest“ am meisten bei mir hängen geblieben ist, sind die Menschen und ihre Geschichten, die sich vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkrieges, der Nachkriegszeit und der politisch-gesellschaftlichen Umwälzungen des vergangenen Jahrhunderts abspielen. Astrid Seeberger hat in ihrem – so glaub ich – autobiographischen Roman ein sehr realistisches und bewegendes Bild dieser Jahrzehnte gezeichnet und dabei ihre eigene Familiengeschichte in das Zentrum gerückt. Lange Jahre glaubte Astrid, dass ihr Onkel Bruno vor Stalingrad gefallen und verschollen ist. Doch eines Tages findet sie heraus, dass das eine Lüge war. Doch wer war Bruno eigentlich? Was ist tatsächlich damals geschehen?

    Eine spannende Reise beginnt, die mich schon als Leser zutiefst bewegt hat. Astrid begibt sich auf die Suche. Sie begegnet dabei Menschen, die Bruno gekannt haben und über ihre Erlebnisse aus der damaligen Zeit erzählen. Damit greift die Autorin auf ein tolles Stilmittel zurück, nämlich Zeitzeugen berichten zu lassen. Auf einmal wurde für mich die Geschichte greifbar, die Ereignisse bildhaft und die Schicksale dramatisch. Denn als Leser erfahre ich einiges über das Leben in einem stalinistisch-sowjetischen Gefangenlager in der Steppe von Kasachstan, kann den Lebensweg von Bruno über die verschiedenen Zeitzeugenberichte nachvollziehen. Denn seine Odyssee geht von Stalingrad, über Kasachstan, nach Bukarest, wo er eine neue Familie, lebenslange, tiefe Freundschaften und eine neue Liebe in der Ceausescu-Ära findet – bis er schließlich seinen Weg nach Deutschland zurückfindet. Die Geschichten erstrecken sich von den 40er bis zu den 90er Jahren. Ich als Leser bekomme zwar nur Fragmente präsentiert, dennoch ist es die Art, wie die Zeitzeugen ihre Perspektive und Erlebnisse erzählen lassen, die mich fesselt und in die Geschichte eintauchen lässt. Denn jede Geschichte erhält genügend Raum. Zwischendurch gibt es aber auch immer wieder ruhige Momente, in denen Astrid das Gehörte reflektieren kann. Dennoch gelingt es der Autorin, wie ich finde, wunderbar, die Ereignisse nicht zu kommentieren. Das überlässt sie uns – den Lesern.
    Was mich besonders bewegt und interessiert hat, waren die Erzählungen rund um die Jahrzehnte in Rumänien, da ich bislang nur wenig über den hoffnungsvollen Start der jungen rumänischen Republik und den anschließenden Absturz in die Diktatur der Ceausecsu-Ära gelesen habe. Ich erfahre am Beispiel von Brunos neuer Familie, wie der rumänische Staat in das Leben seiner Bürger eingreift, wie er versucht, Künstler zu kontrollieren und rigide einzuschränken, so dass diese keinen anderen Ausweg als die Flucht suchen müssen. Auch wenn das nur ein Bruchteil der damaligen Ereignisse sein kann, fand ich die Geschichte bewegend und aufschlussreich.

    Astrid Seeberger’s Roman ist vor allem ein ruhig geschriebenes Stück Zeit(zeugen)geschichte. Ihren Schreibstil empfand ich als flüssig, einfühlsam, poetisch und leicht melancholisch. Man muss sich auf die Erzählweise einlassen. Punkten konnte der Roman für mich vor allem durch die Berichte der Zeitzeugen, die teils bewegend, dramatisch, aber auch bildgewaltig waren und es mir dadurch ermöglichten, den Personen nahe zu sein. Für mich ist „Goodbye Bukarest“ ein eindringliches Buch, gegen das Vergessen, das über die Folgen des Krieges berichtet und über Schicksale von Familien, die auseinandergerissen werden – aber keinen moralischen Zeigefinger erhebt oder Urteile fällt. Aber gleichzeitig auch ein Roman mit überraschenden Wendungen ist, in dem es die Autorin schafft als Bindeglied zwischen all diesen erschütternden Einzelschicksalen immer wieder auch die Leidenschaft zur Musik, der Literatur oder der Kunst, einzuflechten – ein kleines Kunstwerk eben, das zwischen all der Dramatik auch ein Ventil für die Schönheit findet.

    Mein Fazit: Ein absolut lesenswerter, berührender Roman über ein Familienschicksal, dass durch seine authentischen, emotionalen Zeitzeugenberichte überzeugen konnte.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Barbara T., 02.01.2021

    Als eBook bewertet

    Eine Geschichte, die lange in Erinnerung bleibt

    Astrids Mutter hat immer erzählt, dass ihr Bruder Bruno im Krieg gefallen ist. Erst nach dem Tod der Mutter erfährt Astrid, dass es eine Lüge war. Es gab nämlich Spuren, denen übrigens auch die Mutter nachgegangen war, dass Bruno den Kampf um Stalingrad überlebt hat.
    Astrid, die ihre Mutter und Deutschland als siebzehnjähriges Mädchen verlassen hat und nach Schweden ausgewandert ist, beginnt die Suche nach ihrem verschollenen Onkel. Sie muss unbedingt erfahren, warum ihr Onkel nicht heimgekehrt ist. Und warum ihre Mutter gelogen hat? Welches Familiengeheimnis hat sie mit ins Grab genommen?

    Die Suche hat Astrid zu den Menschen geführt, die ihrem Onkel damals begegnet sind. Aus ihren Geschichten erfährt sie nach und nach was Bruno widerfahren ist und wie er sein neues Leben gestaltet hat.

    Die Geschichten, die Autorin in ihrem Buch erzählt, sind ein bewegendes Zeugnis der europäischen Geschichte in der Zeit vom Zweiten Weltkrieg bis Oktober 2015. Unter anderem berichtet sie über Lebensschicksale der Deutschen, die bis zum deutsch-sowjetischen Kämpfen in Russland gewohnt haben, über die Straflager in Sibirien und Kasachstan, sowie über die Zeit nach dem Tod von Stalin.
    Auch die Geschichte Rumäniens und ergreifende Menschenschicksale unter der Diktatur von Ceausescu nehmen viel Platz in diesem hoch interessanten Buch ein.

    Brunos Wegbegleiter erzählen Astrid, was sie damals erlebt haben. Einfühlsam schreibt die Autorin über die tragischen Schicksalsschläge, die sie hinnehmen mussten:
    „Ein Schatten war auf ihr Leben gefallen.“ (115)
    „Und sie weinten zusammen. In der Nacht konnte man die Tränen laufen lassen.“ (121)
    Bewegend ist die Geschichte von Dmitri alias Hannes, der als Zwölfjähriger nach Sibirien in eine Arbeitskolonie für Kinder verbannt wurde.

    Viel Kraft und Trost in der schweren Zeit spenden den Menschen Bücher, klassische Musik und Kunst. Bruno liebte die Bücher von Montaigne, Rousseau, Hölderlin, Keller, Mann, Musil, Tschechow, T. S. Eliot. Dinu, sein rumänischer Freund, liebte Musik, spielte Klavier und komponierte selbst. Naja, Dinus Schwester, studierte an der Kunstakademie in Bukarest und malte Bilder.
    Auch Astrid teilt diese Interessen und erinnert sich an die Worte ihres Großvaters:
    »Das Einzige, was in meinem Leben ein Zuhause gewesen ist, (….) waren die Bücher und Bilder. Die kann mir niemand jemals wegnehmen, nicht jene Bücher und Bilder, die zu meiner Herzensangelegenheit geworden sind (…….) Sie sind ein Teil von mir geworden, sie leben in mir.

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  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    helena, 05.05.2020

    Als eBook bewertet

    Sehr berührend, ergreifend und nachhallend

    Eine Frau begibt sich auf Spurensuche. Sie sucht Bruno, den Bruder ihrer Mutter, letztendlich auch, um ihrer Mutter etwas nahe zu sein, die verstarb und zu der sie lange keinen rechten Kontakt mehr hatte. Zudem möchte sie Familiengeheimnisse lüften. Es hieß, Bruno sei tot, erst nach dem Tod der Mutter erzählte ihr der Pfarrer, dass dem nicht so sei und warum Bruno mit seiner Familie brach und sich nach dem Krieg nie wieder meldete.
    Während des 2.Weltkrieg war Bruno Pilot und geriet in russische Kriegsgefangenschaft. Danach zog er nach Rumänien. Könnte er dort vielleicht sogar noch leben?

    Die Frau trifft nun einige Bruno nahe stehende Menschen, die ihr erzählen, wie sie mit Bruno verbunden waren und wie es ihm ergangen ist. Die Zeiten waren schwierig, es ging ums Überleben: stalinistischer Terror, Krieg und russische Kriegsgefangenschaft, Rumänien unter der Diktatur Ceaușescus sowie eine Flucht nach Deutschland, ich erhielt hier sehr anschauliche und bewegende Einblicke. Und immer wieder spielen Freundschaften und Liebe (auch zwischen Männern), Einsamkeit, Hoffnungen und Enttäuschungen, Kunst und Literatur eine große Rolle.

    Seeberger erzählt in einer sehr schönen poetischen Sprache, ganz wunderbar in einem leisen, aber eindringlichen Ton. Ich wurde sehr berührt und einige Situationen werde ich wohl nie wieder vergessen. Den Roman las ich in kleinen Happen, um ihn einerseits zu genießen, aber andererseits auch, um ihn angemessen zu verdauen. Manche Geschehnisse gingen sehr an die Nieren, so dachte ich besonders in den rumänischen Zeiten, nun könne es nicht schrecklicher werden, doch es wurde schrecklicher... Traurig und ergreifend, aber auch schön, versöhnlich, fein und voller Zärtlichkeit erzählt, liest sich der Roman nicht zuletzt auch wirklich spannend.

    Der Roman ist autobiographisch gefärbt, da es hier ganz konkret um den Onkel der Autorin geht.

    Fazit: Ein sehr gut erzählter, wahnsinnig berührender und auch kluger Roman über das Leben in Diktaturen, über Kunst, Freundschaft, Liebe und Familie. Unbedingt lesen!

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  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Verena W., 11.02.2020

    Als Buch bewertet

    Eine nachdenkliche Reise in die Vergangenheit

    Ihre Mutter Rosa beschreibt die Autorin Astrid Seeberger als eine Frau, die sie nur mit einem traurigen „Flüchtlingsgesicht“ gekannt habe. Dieser Tristesse und der gefühlsmäßigen Distanz in ihrer Beziehung zueinander ist Astrid im Alter von 17 Jahren entflohen, zum Studium nach Schweden. Während sie Jahre nach dem Tod ihrer Mutter deren Leben in einem autobiografischen Roman aufgearbeitet hat („Nächstes Jahr in Berlin“), schildert sie in ihrem neuen Buch „Goodbye Bukarest“ ihre Suche nach dem verschollenen Bruder ihrer Mutter, der in dem ersten Buch ebenfalls eine große Rolle spielt.
    Das Schweigen der Mutter über Brunos Schicksal macht Astrid zu schaffen. Ist er tatsächlich bei der Schlacht um Stalingrad gefallen? Konnte er fliehen? Welche Rolle spielt Astrids geliebter Großvater?
    Erst als die Mutter gestorben ist, erhält Astrid über einen Vertrauten Rosas weitere Informationen. Sie erfährt den Namen eines ehemaligen Strafgefangenen der Stalinära, der Bruno begegnet ist, und sucht ihn in Berlin auf. Ohne Theatralik, doch mit viel Feinfühligkeit gibt sie seine Leidensgeschichte wieder, in der neue Hinweise zu Bruno und Menschen, die ihn kannten, auftauchen. Astrid reist weiter, immer den Spuren nach, die sie findet, nach Bukarest und München. Sie lässt die Zeitzeugen ihre Geschichten aus ihrer eigenen Perspektive erzählen und Bruno so schildern, wie sie ihn wahrgenommen haben. Stück für Stück setzt sich so ein Bild ihres Onkels zusammen, dessen Leben von politischer Willkür und Gewalt bestimmt war, der aber auch selbst viel Liebe und Trost geben und empfangen konnte. Der bedrohliche geschichtliche Hintergrund der 1930er bis 1980er Jahre bleibt konstant, obwohl sich vor allem die Musik als tröstendes Element durch den Roman zieht. Seeberger zeigt ihren Onkel Bruno als Menschen inmitten von Weltgeschichte, dem jeweiligen politischen System ausgeliefert, jedoch stets ruhig, nie (an)klagend. Sie schlägt dabei leise Töne an - so wie es wohl auch ihr Onkel getan hat.

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  • 5 Sterne

    2 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Johann B., 11.02.2020

    Als Buch bewertet

    „Denn die Bücher, die ein Mensch liest, zeigen, wer er ist.“

    Die Autorin Astrid Seeberger war gerade mal 17 Jahre alt als sie ihrer Familie und ihrem Heimatland den Rücken kehrte. Ganz allein zog sie nach Schweden. Warum? Sie verabscheute die Taten der Deutschen im Zweiten Weltkrieg und wollte nichts damit zu tun haben. Sie ging sogar so weit, dass sie keine Deutsche mehr sein wollt und nahm die Schwedische Staatsbürgerschaft an. In ihrem Buch Goodbye Bukarest gilt nicht Deutschland, sondern Rumänien ihr Hauptaugenmerk.

    Die Mutter Astrids erzählte ihrer Tochter immer wieder, dass ihr Bruder, der Onkel Bruno, in Stalingrad vermisst wurde. Sie beharrte darauf, dass er tot sei. Als die Mutter stirbt und Frau Seeberger deren Papiere durchsieht, stößt sie auf ein Schriftstück, welches in ihr einen Wunsch weckt. Sie möchte das Schicksal des Onkels erfahren. Dass er damals in Russland gestorben ist, glaubt sie nicht mehr. Sie macht sich auf die Suche nach Brunos Spuren. Die Reise geht durch einige Länder und das Leben des Onkels wird aus der Sicht von mehreren Menschen erzählt.

    Es ist ein berührendes Buch. Es zeigt, was Diktatur bei den Menschen anrichtet und wie dankbar wir sein dürfen, in einer Demokratie zu leben. Hier liegt der Fokus nicht im Erleben des Krieges, sondern der Zeit danach. Was heißt es, ständig bespitzelt zu sein und als Feind des Diktators zu gelten? Welchen Einfluss hat die Kunst im Leben von Menschen und wie können Bilder und Bücher helfen, gefahrvolle Situationen zu meistern? Astrid Seebergers Buch zu lesen, war für mich ein Genuss. Sie schreibt so abwechslungsreich und anschaulich, dass ich Goodbye Bukarest innerhalb weniger Stunden durchlas. Gäbe es mehr als fünf Sterne, dieses Werk hätte es verdient.

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  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    LaberLili, 21.02.2020

    Als Buch bewertet

    Zunächst einmal habe ich beschämenderweise sehr lange gebraucht, um zu verstehen, dass die Buchfigur Astrid, die hier auf der Suche nach ihrem unbekannten Onkel Bruno ist, mit der Autorin übereinstimmt und „Goodbye, Bukarest“ somit eine echte Familiengeschichte widerspiegelt, wobei „Familiengeschichte“ auch ein zu starker Begriff ist, denn in diesem Roman wird letztlich nur die Geschichte Brunos, ab Kriegsende, rekonstruiert. Dabei fand ich die Figur der Astrid hier generell weitgehend obsolet und die „Bruchstücke“, die man aus ihrem eigenen Leben mitbekam, völlig überflüssig. Wird in einem sehr populären Lied gefragt, wer denn nun eigentlich Alice ist, kann hier ebenso gefragt werden, wer überhaupt Lech ist. Man kann es sich zwar denken, dass es sich bei um Astrids Partner handelt, aber nichtsdestoweniger spielt Lech letztlich überhaupt keine Rolle für den Buchinhalt. Die „Buch-Astrid“ ist nur insofern von Nutzen als dass sie zwischendrin mal kurz Menschen aufspürt, die ihr mehr über ihren Onkel erzählen können, und dabei letztlich auch bis dahin unbekannte Verwandte trifft. Aber diese Szenen sind so spärlich gesät und eher als kurze Übergänge zwischen den Passagen zu sehen, dass ich sie tatsächlich als unwesentlich und teils sogar als störend empfand; da dachte ich an mancher Stelle: „Ja, Astrid, ist gut; ich will doch gar nix von dir hören. Erzähl lieber die nächste Geschichte eines weiteren Kameraden deines Onkels!“ Zudem fand ich es irritierend, dass immer wieder erwähnt wurde, wie mühsam und langwierig sich die Suche nach Informationen doch gestaltet hatte, während dann, kawumm!, doch wieder ein ganz detaillierter Augenzeugenbericht folgte und alles letztlich so klang als sei es doch gar kein Problem gewesen, Menschen zu finden, die ihr mehr über Bruno erzählen hatten können.
    Dieser Rahmen rund um die Geschichte(n) hat für mich einfach nicht so ganz gepasst.

    Hingegen habe ich die „Hauptgeschichte“, in der die Lebensgeschichten von Freunden, die Bruno im Kriegsgefangenenlager gefunden hat, wiedergegeben wurden, durch die sich auch Brunos Verbleib rekonstruieren ließ, sehr gerne gemocht; das war wirklich interessant. Zum Einen gibt es meiner Meinung nach nur wenig Belletristik, die sich rund um die Kriegsgefangenen im 2. Weltkrieg dreht und wenn, kenne ich hauptsächlich Literatur, die die Geschichten von gebrochenen Heimkehrern nach Deutschland erzählt, wohingegen in diesem Fall Bruno offensichtlich überlebt und in Osteuropa verblieben ist, ohne je wieder Kontakt mit seiner Familie aufzunehmen.
    Leider wird Brunos eigene Familienproblematik auch in „Goodbye, Bukarest“ nur kurz angeschnitten, seine „Ignoranz“ eher schlecht als recht erklärt und da hier allenfalls seine damaligen Freunde bzw. deren Nachfahren erzählen, wird Bruno demnach also auch eher „aus dritter Hand“ erklärt und klar, das ist dann relativ oberflächlich.
    Generell fand ich die Figur des rumänischen Musikers Dinu ohnehin am Faszinierendsten und es hat mir sehr gefallen, dass hier letztlich ein Bogen bis hin zur rumänischen Revolution geschlagen wurde. Ich habe zwar ein gewisses Grundwissen bezüglich Rumäniens und der Ceaușescu-Diktatur gehabt, aber die Lebensgeschichte Dinus machte das alles weitaus greifbarer für mich und diesen Teil fand ich ungemein interessant; vermutlich hätte mir insgesamt auch schon eine Biografie Dinus gereicht, den ich als Figur viel reizvoller als alle anderen erwähnten Personen fand. Da hätte ich gerne auch noch deutlich mehr über seine Zwillingsschwester erfahren und darüber, wie genau sich das Zusammenleben mit Bruno da gestaltet hat. In diesem Teil war Bruno zwar irgendwie da, aber eher als Hintergrundfigur. Am Ende von „Goodbye, Bukarest“ angelangt, habe ich da auch gedacht, dass Astrid zwar viel Spannendes zu hören bekommen hat, der Onkel Bruno aber im Vergleich doch sehr fremd geblieben ist, und zu überlegen begonnen, ob ihr das neuerlangte Wissen in Bezug auf die Historie der eigenen Familie überhaupt eine gewisse Befriedigung hat verschaffen können. Ich hätte an ihrer Stelle vermutlich das Gefühl gehabt, doch auch nur Oberflächlichkeiten über den eigenen Verwandten ans Licht gebracht, aber eine tiefe Verbundenheit zu seinen ehemaligen Kameraden entwickelt, zu haben.

    Insgesamt habe ich „Goodbye, Bukarest“ aber wirklich gerne gelesen; die erzählten Lebensgeschichten waren eben sehr interessant und auf gewisse Art und Weise auch jeweils miteinander verbunden, obschon sie doch sehr unterschiedlich waren, und vor allem Leser, die gerne von wahren Menschen lesen, quasi von Otto Normalbürger in (mehr als) schwierigen Zeiten, werden an diesem Buch bestimmt Freude haben!
    Mein großer Kritikpunkt liegt halt einfach darin, dass für mich grad in Bezug auf Bruno, der hier eigentlich als roter Faden dient, überhaupt keine besondere Tiefe erreicht wurde und er als Dreh- und Angelpunkt im Grunde genommen knallhart an die Wand gespielt wurde; in Bezug auf ihn hatte ich doch eindeutig mehr erwartet, weswegen ich letztlich in meiner persönlichen Wertung einen Stern abziehe.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    MonaLena, 18.02.2020

    Als Buch bewertet

    Spurensuche
    Kann ich etwas vermissen, dass ich gar nicht kenne?
    Mit dieser Frage befasst sich der neue Roman der deutsch-schwedischen Autorin Astrid Seeberger. Sie lebt seit ihrem 17. Lebensjahr in Schweden. Ihr Mann ist unheilbar erkrankt. Als sie an seinem Krankenbett sitzt und nur abwarten kann, dass er die aktuelle Krise überlebt. Aus dieser Situation heraus beschließt sie endlich nach Bruno, dem verschollenen Bruder ihrer bereits verstorbenen Mutter zu suchen.
    Sie macht sich dort auf die Suche, wo ihre Mutter aufgehört und aufgegeben hat. Ein Brief an die rumänische Flugbehörde bleibt schon mal ohne Erfolg. Also macht sie sich auf den Weg nach Berlin zu dem Mann, den schon ihre Mutter besucht hatte. Er erzählt ihr seine ganze Geschichte und somit auch ein Stück die von Bruno. Die Reise führt sie weiter nach Bukarest, Oberbayern bis es zu einer Überraschung kommt. Mehr möchte ich hier nicht verraten.
    Astrid Seeberger kann sehr gut zuhören. Sie lässt jeden seine Lebensgeschichte erzählen. Aus diesen Geschichten entsteht dann ein Dokument über eine Zeit, in der viel Leid angerichtet wurde. Man ist als Leser hautnah dabei. Trotz dieser Umstände hat das künstlerische Talent, der Erzählenden überleben können und fließt so zusammen mit den verschiedenen Jahreszeiten und den Mauerseglern in die Geschichte ein.
    Diese schöne Erzählweise zeichnet das Buch aus. Man ist trotz oder wegen dem schweren Schicksal jedes Einzelnen, von deren Überlebenswillen und der vorhandenen Lebensfreude überrascht.
    Ein schönes Buch, dass zum Nachdenken anregt. Von mir hierfür eine klare Leseempfehlung.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    kindder80er, 27.02.2020

    Als Buch bewertet

    Auf Spurensuche


    Zusammen mit der Autorin begibt man sich auf Spurensuche nach ihrer eigenen Familie. Als Nachkriegskind geboren, hatte sie eine wohl schwierige Beziehung zur Mutter, was sie bereits mit 17 aus dem Haus trieb. Was genau vorgefallen ist, erfährt man anfangs nicht. Auch Bruno, der Onkel bleibt mysteriös. Er wird totgeschwiegen, obwohl Astrids Mutter anscheinend Zeit ihres Lebens nach ihm gesucht hat. Bruno selbst ist nach Stalingrad nicht nach Hause zurückgekehrt - warum, bleibt natürlich erstmal ebenfalls nebulös.

    75 Jahre nach Kriegsende sind diese Familiengeschichten immernoch interessant, weil diese Zeit auch bis heute noch so unbegreiflich scheint. Das Leid, das etliche Familien zerstört hat - egal, auf welcher Seite sie standen, ist einfach nicht fassbar! Auch, dass es eben nicht mit Kriegsende vorbei war, denn an Hand von früheren Weggefährten von Bruno, die Astrid besucht, treten Schicksale zu Tage, die von Kriegsgefangenschaft und dem beschwerlichen Leben unter anderen Diktatoren erzählen.

    Die Erzählweise ist relativ distanziert, aber nicht kühl. Die Autorin wertet die Geschichten nicht, sondern lässt die Figuren einfach erzählen. Teilweise war ich gerade deswegen so erschüttert. Ich wüsste nicht, wie ich selbst so etwas überstehen könnte und bin dankbar für dieses Buch, das mir die Zeit nach Kriegsende auf eine ganz neue Weise nahe bringen konnte.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    signalhill, 05.04.2020

    Als Buch bewertet

    Für viele immer noch ein aktuelles Thema

    "Goodbye Bukarest" von Astrid Seeberger ist vielleicht ein Buch für alle, die immer noch die Folgen des Krieges in sich tragen, auf welche Weise auch immer. Sei es ein verschollener Vater oder Opa, eine Familiengeschichte mit Gefangenschaft und Leiden des Krieges, für uns Nachfahren sitzt doch der Schmerz auch nach solch langer Zeit oft tiefer, als man glauben mag. Begleitet wird dieser vor allem durch ein Unwissen, nur eine Ahnung, von Dingen, die man niemals herausfinden wird.

    So ist "Goodbye Bukarest" nicht nur die Suche nach dem verschollenen Onkel Bruno, sondern ein Eintauchen in die Vergangenheit, ein Erinnern an Gefangenschaft im Krieg, Straflager und Leid.

    Die Figuren selbst bleiben vielleicht etwas blass, aber es geht hier wohl um die Erinnerung, den Umgang mit unfassbaren Härten des Krieges, den unbeschreiblichen Willen, doch überleben zu wollen und mit den Widrigkeiten fertig zu werden. Wer so etwas erlebt hat, ist weit entfernt von Normalität.

    Seeberger hat ein außergewöhnliches Buch geschaffen, das fast schon etwas kurz geraten ist. Wer heute noch einen Bezug zu dieser Zeit hat, wird dieses Buch in kürzester Zeit beenden.

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  • 5 Sterne

    Kunde, 11.02.2020

    Als Buch bewertet

    Feinfühlig, berührend, packend
    In Goodbye, Bukarest beschreibt die Autorin Astrid Seeberger die Suche nach ihrem Onkel Bruno. Ihr wurde erzählt, er sei im 2. Weltkrieg gestorben. Nach dem Tod ihrer Mutter findet sie Hinweise, dass Bruno nicht in Stalingrad gestorben ist. Astrid ist mit 17 Jahren nach Schweden ausgewandert. Vielleicht hat sie ihr deshalb nie die Wahrheit erzählt. Sie ist im Zweifel und macht sich selbst auf die Suche.
    Die Suche nach Bruno führt sie nach Berlin, Bukarest, den Starnberger See und München. Sie trifft unterschiedliche Personen, die ihr von Bruno erzählen, z.B. wie er im Straflager war. Diese Schilderungen haben mich sehr erschüttert. Diese Personen erzählen ihr ihre Geschichte und ihr Leben. Astrid fährt nach Bukarest und erfährt vom dortigen Leben ihres Onkels zu Ceausescus Zeiten und welche Qualen er dort erleiden musste.
    Das Buch ist in der Ich-Perspektive von Astrid Seeberger geschrieben.
    Die Autorin schafft es, dass man mit diesen Schilderungen sehr mitlebt. Kunst und Musik spielen auch eine Rolle und man sieht, wie die Menschen davon Kraft schöpfen.
    Im ganzen ist "Goodbye, Bukarest" ein sehr gelungenes, berührendes und einfühlsames Buch, das lesenswert ist. Mich hat es sehr betroffen gemacht.

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  • 4 Sterne

    Simone P., 15.02.2020

    Als Buch bewertet

    Nach dem Tod ihrer Mutter will Astrid ein Familiengeheimnis lüften. Wohin ist ihr Onkel nach dem zweiten Weltkrieg verschwunden, denn er ist nie aus Stalingrad heimgekehrt. Auf ihrer Reise begegnet sie vielen Menschen mit noch mehr Geschichten und Erinnerungen. Sie führen sie von einem Straflager in Sibirien, über Bukarest bis zurück nach Deutschland, wo sie endlich die Antworten findet, nach denen sie so lange gesucht hat.

    Ich liebe das Cover. Es ist so wunderbar melancholisch, dass es die Atmosphäre im Buch perfekt wiederspiegelt. Ich kenne das Gebäude darauf gut, es sieht zwar mittlerweile ein wenig anders aus, hat jedoch nichts von seiner Pracht verloren.

    Ich bin Geschichten, die sich um den zweiten Weltkrieg drehen grundsätzlich eher skeptisch gesinnt. Oft langweilen sie mich, oder sie sind einfach zu düster, um ein Lesevergnügen darzustellen. Nicht aber dieses Buch. Ich habe gleich zu Beginn problemlos in das Buch hineingefunden, das mich bis zur letzten Seite auch nicht mehr loslassen wollte.

    Die Charaktere sind alle fantastisch gelungen, Dinu, der einsame Musiker, der ein Leben lang verstecken muss wer er ist, Naja der malende Freigeist und Bruno, von dem niemand so wirklich weiß, wer er ist und was in diesem Leben seine Aufgabe ist. Aber nicht nur die Hauptpersonen haben mir gefallen, sondern auch Astrid selbst und die vielen interessanten Menschen, die sie auf ihrer Suche nach Bruno trifft. Alle haben bewegende Geschichten zu erzählen, die einen schöne, die anderen traurige, aber alle sind sie fesselnd.

    Hannes Grünhoffs Geschichte hat mir zunächst am besten Gefallen. Sie war so gefühlvoll und echt, dass ich alle Szenen wirklich bildlich vor Augen gesehen habe.

    Auf den letzten Seiten aber wurde Jakobs Geschichte zu meinem Favoriten. Sie erzählt so sentimental von einem Land und seinen Bürgern, die sich nur nach Freiheit sehnen und diese bis in die frühen 90er aber nicht bekommen sollte. Der Einblick in das kommunistische Rumänien erzählt eine Geschichte, die viele hierzulande vermutlich gar nicht kennen.

    Besonders gut hat mir die Beschreibung von Bukarest gefallen. Meine Familie kommt selbst von dort, deshalb bin ich den "Drillingen" auf jedem Schritt gefolgt und habe die Stadt vor mir gesehen.

    Der Schreibstil hat mich wirklich überrascht, die Autorin hat es wirklich geschafft ein unliebsames Thema schön zu verpacken und so, dass sich meine Augen nicht von den Seiten lösen konnten.

    Fazit:

    Ein fantastisches Buch über Kultur, Liebe, Sehnsucht und der Suche nach Antworten. Kurzweilig und doch hallt es noch lange nach. Absolute Empfehlung.

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  • 4 Sterne

    Kaffeeelse, 17.05.2021

    Als Buch bewertet

    Von diesem Buch habe ich mir etwas mehr versprochen. Warum? Nun, eigentlich ist es eine rege Suche nach der Vergangenheit und ebenso eine interessante Zeitreise, aber ab und zu wirkt diese Geschichte etwas zu melodramatisch, tönt etwas zu aufgesetzt, und ebenso ist diese Geschichte auch distanziert erzählt. Meiner Meinung nach eine irgendwie nicht ganz stimmige und Fragen aufwerfende Mischung.

    Dennoch ist "Goodbye Bukarest" auch sehr informativ, denn der Inhalt ist interessant, von den geschichtlichen Ereignissen her betrachtet, nur die literarische Umsetzung konnte mich nicht vollkommen überzeugen. Muss sie aber auch nicht. Denn die in diesem Buch enthaltenen Informationen entschädigen allemal und machen dieses Buch zu einem Leseerlebnis. Dieses Buch ist die Suche der Autorin nach ihrem Onkel mütterlicherseits, die Suche nach Bruno. Und diese Suche führt nach Kasachstan und auch nach Rumänien und zeigt wie Diktaturen ticken. Was Menschen in einer Diktatur wert sind. Dies ist erschreckend und abstoßend! Andererseits zeigt es aber auch was vergangene Generationen durchmachen mussten und sollte uns Nachgeborenen ebenso zeigen, was uns wichtig sein sollte. Was zu bewahren wäre! Eigentlich sollten alle in unserer Gesellschaft mehr lesen, und/oder das Richtige lesen. Dann würde es gewisse falsche Entscheidungen bei der Kreuzchen-Vergabe zur Wahl gar nicht geben. Wenn ich mir nur etwas wünschen könnte!!!

    Womit wir bei der Hoffnung wären. Ein wichtiges Thema des Buches. Die Hoffnung. Das Hoffen. Ohne solchen Gedanken, solche Gefühle würden manche Menschen aufgeben. Und bei dem Tun von Diktaturen ist ein Aufgeben vollkommen nachvollziehbar. Umso mehr sollte hervorgehoben werden, dass es Menschen gelang durch eine Hoffnung zu überleben. Etwas was Mut macht in ausweglosen Situationen. Wer weiß wofür solch eine Lektüre mal gut ist!?!?

    Was ich in einem vorigen Abschnitt schon erwähnte, teilweise tönt das Geschriebene etwas zu melodramatisch, wirkt zu aufgesetzt. Aber dies ist kein durchgängiger Eindruck. Manchmal beschreibt das Buch auch richtig interessantes Gedankengut, nicht nur durch das geschichtliche Wissen, sondern auch durch einige philosophische Gedankengänge. Gedankengänge, die Astrid ereilen. Und Gedankengänge, die auch die Leser nachdenklich machen, zum Sinnieren anregen. Und beides sind für mich die herausragenden Punkte von „Goodbye Bukarest“. Und beides begründet meine 4 Punkte Bewertung!

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  • 4 Sterne

    Milli11, 10.03.2020

    Als Buch bewertet

    Auf der Suche nach dem verschollenen Onkel

    Der Einstieg in das Buch ist mir nicht ganz leichtgefallen, dort beschreibt die Autorin erst einmal ihr Leben mit ihrem Mann in Schweden und das liest sich sehr liebe- und sorgenvoll. Der Sprung in ihre Familiengeschichte, die sich allerdings hauptsächlich um den verschwundenen Onkel Bruno dreht, ist dann ziemlich überraschend und nicht ganz einfach nachzuvollziehen, zumal die Autorin am Leben ihrer eigenen Mutter offenbar recht wenig Interesse gezeigt hat.
    Durch Zufall kommt Astrid Seeberger zu der Erkenntnis, dass der angeblich im 2. Weltkrieg verschollene Onkel Bruno, ein Bruder ihrer Mutter, den Krieg doch überlebt hat und Spuren führen rätselhafterweise nach Rumänien.

    Auf der Suche nach Bekannten oder Weggefährten von Bruno lernt man ganz furchtbare Schicksale fremder Menschen kennen, die irgendwann Bruno begegnet sind. Zum Beispiel das Leben von Dmitri/ Hannes, der das Pech hatte, zu stalinistischen Zeiten mit einer deutschen Mutter in Russland zu leben und deswegen schon als Kind in grausame Lager gesteckt wurde. Es ist nahezu ein Wunder, dass er diese Zeit überhaupt überlebt hat, aber wiederum kein Wunder, dass ein völlig verstörter und zu normalen zwischenmenschlichen Beziehungen kaum fähiger Mensch aus ihm geworden ist. Dieses Schicksal hat mich sehr berührt.

    In einem dieser Lager ist Dmitri auf Bruno und den Rumänen Dinu getroffen und die 3 haben sich dort Hilfe, Trost und Kraft gegeben, um diese Zeit zu überstehen. Mit Dinu zieht Bruno nach seiner Lagerentlassung nach Bukarest und dort beginnt eine dramatische Dreiecksbeziehung, aber auch die Beschreibung des dortigen Alltagslebens ist sehr ergreifend. Man spürt und sieht, wie der rumänische Staat immer mehr in die Leben seiner Bürger eingreift, diese einengt und drangsaliert. Bis hin zur großen Katastrophe …

    Und so führt die Suche nach Bruno den Leser über den halben europäischen Kontinent und man sieht wieder, wie Kriege, Ideologien und Terrorstaaten riesiges Leid im Leben einfacher Menschen anrichten und wie sich trotz allem immer wieder kleine private Glücksnischen finden lassen, die dann das Überleben ermöglichen.

    Ein Buch, das mir sehr gut gefallen hat, dafür 4 Sterne.

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  • 5 Sterne

    kiki51, 13.02.2020

    Als Buch bewertet

    Dieser Roman ist teilweise in Tagebucheinträgen geschrieben, in der Ich-Form. Astrid beschreibt ihre Suche nach Bruno, ihrem Onkel. Angeblich ist er in Stalingrad gefallen, aber das stimmt nicht, wie Astrid nach dem Tod ihrer Mutter erfährt. Sie trifft viele Menschen, die ihr über ihren Onkel Auskunft geben können. Ein Roman, der eindrucksvoll die Straflager der Sowjetunion und das damalige Leid beschreibt. Die Diktatur in Rumänien und das Leben in Bukarest werden anschaulich geschildert. Die Musik, die Kunst und die Literatur erleichtern vieles im Leben der Protagonisten in diesem Roman.
    Astrid Seeberger hat einen Roman geschrieben, den ich verschlungen habe und der sehr zum Nachdenken anregt.

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  • 5 Sterne

    Silvia L., 21.04.2020

    Als Buch bewertet

    Astrid Seeberger macht sich auf die Suche nach ihrem Bruder, von dem vermutet wurde, dass er im zweiten Weltkrieg gefallen ist. Aber das stimmt nicht. Man erfährt über sein bewegtes Leben. Er hat viel erlebt und sehr viel durchmachen müssen! Das zu lesen war bewegend, spannend..es rief viele Emotionen in mir vor, nicht immer gute und schöne.
    Man erkennt, dass viele Leben und Dinge miteinander verknüpft sein. Das Buch hat einen schönen, poetischen Schreibstil und lässt sich sehr gut lesen, auch wenn einem teilweise das Gemüt sehr schwer wird.
    Trotzdem bin ich froh, dass ich es lesen wurde, denn es hat mein Wissen bereichert und meinen Horizont erweitert! Das Buch ist wirklich nur zu empfehlen!

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  • 4 Sterne

    Drachenflieger, 24.02.2020

    Als Buch bewertet

    Reise mit Hindernissen

    Nach dem Tod ihrer Mutter findet Astrid einen Hinweis darauf, dass ihr totgeglaubter Onkel Bruno gar nicht im Krieg gefallen ist. Es beginnt eine mühselige Spurensuche, die Astrid durch verschiedene Länder reisen lässt. Die vermittelten Landschaftseindrücke und Sehenswürdigkeiten sind so gut beschrieben, das vor unserem inneren Auge wundervolle Bilder entstehen.

    Wir bekommen von Brunos Weggefährten und Nachfahren einen ziemlich guten Eindruck davon, was für ein Mensch Bruno war. Als Nazi-Pilot abgeschossen landete Bruno im Strafgefangenenlager in Sibirien. Eingekapselt in seiner Einsamkeit findet er nur langsam den Draht zu den Mitgefangenen Dinu und Dmitri, woraus eine innige Freundschaft entsteht. Gemeinsam finden sie Trost in der Musik und Erinnerungen an die Literatur und schöpfen Kraft daraus, um die Gefangenschaft zu überstehen.

    Brunos Berührungen vermitteln stete Ruhe und bringen auf diese Weise Menschen und Tiere dazu, mit dem Zittern aufzuhören. Hier hätte ich mir mehr Beschreibungen gewünscht, die uns diese wunderbare Gabe noch näherbringt.

    Nach der Gefangenschaft begleitet Bruno seinen Freund Dinu illegal mit nach Bukarest und sie müssen einen Weg finden, um aus Bruno einen Rumänen zu machen und so den politischen Irrungen und Wirrungen im Land keine Nahrung zu geben.

    Bruno findet hier nicht nur eine neue Heimat, sondern auch seine grosse Liebe.

    Ich hätte mir gewünscht, mehr über die Gefühlswelt von Astrid auf ihrer Suche nach Bruno zu erfahren. Alles in allem ist Goodbye Bukarest ein schmerzlich schöner Roman, der meiner Meinung nach an vielen Stellen mehr Tiefe hätte vertragen können.

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  • 4 Sterne

    Gelinde R., 04.02.2020

    Als Buch bewertet

    Goodbye Bukarest, von Astrid Seeberger

    Cover:
    Passend zum Buch eine historische Ansicht.

    Inhalt:
    Ein Roman mit biografischen Hintergründen!?
    Die Autorin selber ist von Deutschland nach Schweden ausgewandert und von dort startet sie ihre Suche nach einem Onkel, Bruno, der im Zweiten Weltkrieg verschollen ist.
    Die Spuren führen u.a. nach Kasachstan, Berlin, Bukarest und München.
    Wir lesen vor allem auch von Zufluchtsorten, die Menschen in Literatur, Musik und Kunst finden.

    Meine Meinung:
    Ein eindringlicher Roman über die Folgen die ein Krieg hat, egal wo.
    Hier in der Geschichte lesen wir hauptsächlich von Dingen die im Osten passieren - räumlich.
    Aber hauptsächlich geht es um die Personen, ihre Geschichten!
    Krieg hat viele Gesichter und kann viele Geschichten erzählen. Jede Person hat ihre eigene. Und diese erfahren wir hier.
    Alle hängen sie irgendwie miteinander zusammen, bzw. alle hängen mit Bruno zusammen.

    Ein zentrales Thema dabei ist KUNST, egal in welcher Form, ob Malerei, Musik oder Literatur.

    Der Schreibstil ist sehr flüssig und einfühlsam.

    Autorin:
    Astrid Seeberger, geb. 1949 in Süddeutschland, zog mit 17 Jahren allein nach Schweden und studierte dort. Sie ist Ärztin am renommierten Stockholmer Karolinka Institut und eine international gefragte Fachreferentin.

    Mein Fazit:
    Eine bewegende Geschichte, aber da ich ehrlich sein möchte:
    ich bin nicht so der Kunstkenner, deshalb konnte ich mit diesen Passagen nicht so viel anfangen.
    Deshalb von mir 3,5 Sterne die ich bei voller Punktzahl gerne aufrunde.

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  • 4 Sterne

    leseratte1310, 16.02.2020

    Als Buch bewertet

    Als ihre Mutter gestorben ist, findet Astrid ein Dokument und damit einen Hinweis darauf, dass ihr Onkel Bruno den Krieg überlebt haben könnte. Ihre Mutter glaubte immer, dass er in Stalingrad gefallen ist. Astrid hat das Bedürfnis, mehr über ihren Onkel zu erfahren. Sie versucht herauszufinden, was mit Ihrem Onkel geschehen ist und ihre erste Spur führt nach Bukarest. Ein Hinweis ergibt den nächsten und so geht sie wie bei einer Schnitzeljagd diesen Hinweisen nach, die sie durch Europa führen. Sie Trifft auf Menschen, die Bruno gekannt haben. Er überlebte einen Absturz und geriet in Gefangenschaft. Doch was ist dann geschehen? Warum kam er nicht zurück nach Hause?
    Dieses Buch lässt sich gut lesen. Man begleitet Astrid durch verschiedene Länder und im Rückblick in unterschiedliche politische Systeme. Manches scheint schon so lange zurückzuliegen.
    Es hat mir gefallen, mit Astrid ihr Familiengeheimnis aufzudecken. Allerdings fehlte mir bei den Personen die Tiefe, ich hätte über die meisten gerne mehr erfahren. Die Wegbegleiter Brunos erzählen aus ihrem Leben und wie sie zu Bruno gestanden haben. Dabei zeigen sich erschreckende Schicksale. Wir erfahren, wie es in den Arbeitslagern zuging und wie die Musik dabei half, das Furchtbare zu ertragen. Doch auch das Leben in einer Diktatur ist schrecklich, wenn man ständig bespitzelt wird, da von einem immer nur das Schlimmste angenommen wird. Kunst und Musik helfen dabei, Kraft zu schöpfen und in einem widrigen Umfeld weiterzuleben.
    Ein berührendes Buch über die Suche nach einem Verschollenen.

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