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  • 5 Sterne

    5 von 6 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Jennifer R., 08.07.2021

    Als Buch bewertet

    Jan wohnt zusammen mit seinem Vater in der sächsischen Provinz, dort wo es fast nichts gibt außer Trostlosigkeit. Immerhin noch ein Krankenhaus, in dem Jan arbeitet, doch auch das soll bald geschlossen werden. Patient dort ist der im Rollstuhl sitzende Torsten Kern, der Jan eines Tages zu sich einlädt und ihm eine Kiste mit alten Dokumenten und Fotoaufnahmen. Nach und nach entspannt sich die Geschichte um Torsten Kern, dessen Vater und seinen Onkel, den berühmten Maler Georg Baselitz, der eigentlich Kern heißt.
    „Raumfahrer“ ist eine Geschichte, die tief eintaucht in das Erbe der DDR und die Lage der Menschen in einem vergessenen Landstrich. Nach „Mit der Faust in die Welt schlagen“ ist dies der zweite Roman von Lukas Rietzschel, der selbst aus der sächsischen Oberlausitz stammt.
    Erzählt wird die Geschichte aus mehreren Perspektiven, wobei vor allem die von Jan im Mittelpunkt steht und die mit Abstand häufigste ist. Der Stil ist bildhaft und schnörkelhaft, allerdings etwas gewöhnungsbedürftig, da er teilweise abgehakt wirkt. Nicht alle Gedankengänge werden zu Ende gebracht – ihre Ergänzung und die Interpretation des Ganzen wird den Lesern überlassen. Was mir persönlich sehr gut gefallen hat, eine erfrischende Abwechslung zu vielen anderen Büchern. Statt mit bloßer Handlung trumpft der Roman vor allem mit seiner ganz eigenen Atmosphäre auf. Allerdings muss ich gestehen, dass ich mit so manchem zeitlichen Sprung in Jans Vergangenheit meine Probleme hatte. Aufmerksames Lesen ist hier Pflicht!
    Die Atmosphäre ist melancholisch. So wie das Krankenhaus nach und nach geschlossen wird, so scheint auch das Dorf in dem Jan lebt, nach und nach zerfallen zu sein. Jede Seite transportiert das Gefühl der Verlorenheit.
    Jan als Protagonist ist sympathisch, bleibt aber meist passiv – etwas das dieses Gefühl der Verlorenheit nochmal verstärkt. Insgesamt werden Emotionen hier gut transportiert, ohne jemals klar genannt werden. Melancholie, Angst, Verwirrung. Beim Lesen taucht man in Jans Gefühlswelt ein, der mit seiner Umgebung hadert und sich den Bedingungen doch geschlagen gegeben hat – vielleicht, weil er es nicht anders kennt.
    Geschickt werden weitere Themen außer dem DDR-Erbe und zweier miteinander verwobenen Familiengeschichten eingewoben. Unter anderem die Alkoholprobleme seiner Mutter, die sich mal wie ein Kind über ihre Umgebung freut und dann wieder an sich selbst und ihrem Lebenslauf zerbricht. Hier gibt es eine eindrucksvolle Szenen, die im Gedächtnis bleiben. Aber auch das Leben nach dem Krieg – die beiden Kern Brüder finden in einem Kapitel alte Munition, die sie in die Luft jagen wie ein Feuerwerk. Eine bloße Zusammenfassung dessen wird diesen Szenen zweifellos nicht gerecht.
    Für mich ist es immer wieder beeindruckend, wie Lukas Rietzschel es schafft, Einzelschicksale exemplarisch für ganze Generationen zu präsentieren. Der Roman stellt nicht nur Fragen nach der Vergangenheit, sondern auch nach der Gegenwart. Und viel wichtiger: wie wird die Zukunft aussehen? Für die Menschen, die vergessen wurden. Die in sterbenden Dörfern leben und nichts anderes kennen als die Tristesse ihrer kleinen Welt.
    Raumfahrer ist ein weiteres Meisterwerk aus Rietzschels Feder, emotional, mitreißend, wenn auch manchmal nur schwer zu tragen. Ein „Muss“ für alle, die es anspruchsvoller mögen.

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  • 4 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    SofieW, 04.07.2021

    Als Buch bewertet

    Das ostdeutsche Land und die Geschichte seiner Menschen

    Hier erleben wir nicht die Geschichtsbuchvariante des Lebens im Osten Deutschlands, zu Zeiten der DDR und danach. Hier erfährt man das wahre Erleben dieser Menschen, dazu den Umbruch durch die Vereinigung zu unserer heutigen Bundesrepublik. Was verändert sich wie versprochen zum Besseren, wer wurde vergessen in diesem Spiel.
    Da ist Jan, geboren genau in diesem Jahr 1989 und er arbeitet in einem Krankenhaus in Kamenz, einem vergessenen Ort mit vergessenen zurückgelassenen Menschen. Lebendig ist hier so gut wie nichts mehr und auch das marode Krankenhaus wird es bald nicht mehr geben. Jan lebt mit seinem Vater zusammen, der auf nichts mehr hofft, nichts mehr erwartet und sich in der Tristesse seines Lebens eingerichtet hat. Eines Tages jedoch geschieht tatsächlich etwas. Einer von Jans Patienten übergibt ihm eine Schachtel mit Bildern und Dokumenten, die ihn ungeahnt aufrütteln, ihn dazu bringen, zu erfragen, nachzuforschen, und so mehr zu erfahren, über das Leben vor seiner Zeit, vor der so lang erwünschten Vereinigung und damit auch über die Vergangenheit seiner Eltern in der Nachkriegszeit.
    Dies ist ein besonderes Buch, ein Roman, der einerseits ganz nah dran ist, an dem, wie es damals in der Nachkriegszeit, in der DDR wirklich war, ganz unten angesetzt, fernab des 'politischen Scheins', bei den Menschen selbst, den Zwängen, der 'Unterdrückung', der Hoffnung und der Hoffnungslosigkeit und dem sich sich schließlich darin ergeben. Und dann ist da dieses sozusagen 'im Raum schweben', über ganze Kapitel ohne viel Handlung und ganz ohne Halt an irgendetwas, schwebt man als Leser 'wie ein Raumfahrer' mit durch die Zeit, mit den Gefühlen und Erinnerungen der Menschen in dieser Geschichte.
    Man muss sich einlassen auf diese 'Eigenartigkeit' der Geschichte, aber der Autor mit seinen kurzen Kapiteln und seinem sehr fließenden Schreibstil macht es einem dabei leicht. Und ganz dem Titel des Romans entsprechend, ist man sehr schnell eingefangen in diese begrenzte Grenzenlosigkeit von Raum und Zeit, sehr unmittelbar und die Geschichte lebt.

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  • 5 Sterne

    3 von 4 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    leseratte61, 19.07.2021

    Als Buch bewertet

    Keine Hoffnung zwischen dem Gestern und Heute?

    Inhalt:
    Jan und seine Eltern sprechen nicht viel über das Heute und erst recht nicht über das Gestern. Erst als Herr Kern auftaucht, kommt das fragile Gleichgewicht der Familie ins Wanken: Welche Beziehung führte Jans Mutter mit dem Vater von Herrn Kern? Und was haben die Kerns mit der Kunst von Georg Baselitz zu tun? Immer weiter arbeitet sich Jan durch das Schweigen mehrerer Generationen, taucht ein in die Geschichte der Baselitz-Brüder, die Geschichte seiner Eltern und begreift, dass die Gegenwart nicht nur aus der eigenen Vergangenheit besteht.

    Fazit:
    Da ich das Debüt von Lukas Rietschel gelesen habe, war ich natürlich gespannt auf sein neues Werk. Seinen Schreibstil kenne ich schon vom Debüt und so war mir klar, dass ich keine leichte Kost zu lesen bekomme, sondern mich konzentrieren muss, um alle Zusammenhänge zu verstehen.

    Zuerst lernte ich Jan kennen, der in einer Kleinstadt lebt, die immer mehr auseinanderfällt. Wo früher Sportanlagen waren gibt es heute einen Supermarkt und das Krankenhaus in dem Jan arbeitet schließt auch bald. Der Leerstand in den Ruinen der DDR wird immer schlimmer und die Hoffnungslosigkeit greift um sich. Jan lebt bei seinem Vater, denn die alkoholabhängige Mutter hat die Familie schon lange verlassen. Eines Tages wird Jan von einem älteren Patienten genötigt, ihn zu besuchen und dort eine Kiste mit Dokumenten in Empfang zu nehmen. Was verbirgt sich in diesen Dokumenten für ein Geheimnis und warum soll Jan es lüften?

    Jan will sich mit diesen Dokumenten lieber nicht auseinandersetzen, doch irgendwann siegt die Neugier und er erfährt Dinge aus der Vergangenheit, die er lieber nicht gewusst hätte. Die Handlung spielt in verschiedenen Zeitebenen und mir war am Anfang nicht richtig klar, wo die Reise hingehen wird. Doch nach und nach enthüllt sich die Vergangenheit und es wird immer klarer, wer welche Rolle in dieser gespielt hat. Außer Jans Mutter haben noch weitere Charaktere ein Doppelleben geführt, um diese Kontrollmechanismen der DDR aufrecht zu erhalten. Doch das lest bitte selbst, es lohnt sich.

    Ich war wieder einmal überrascht, wie solch ein junger Autor diese schwierigen Themen so gelungen und ansprechend verpackt hat. Dieser nüchterne und schnörkellose Sprachstil konnte mich auch bei diesem Buch wieder fesseln und die Hoffnungslosigkeit und Verlorenheit wurde für mich dadurch realistischer und greifbarer. Trotz der anspruchsvollen Kost flogen die Seiten regelrecht dahin, da ich unbedingt wissen wollte, wie die Vergangenheit des älteren Mannes mit der von Jans Familie zusammenhängt.

    Auch in diesem Buch wird die Vergangenheit beleuchtet mit ihren Auswirkungen in die Gegenwart und die Zukunft.
    Die Geschichte taucht tief in das Erbe der DDR ein und zeigt an Jans Leben die Lage der Menschen in einem vergessenen Landstrich. Ich ließ mich von dieser Atmosphäre schnell bannen und ich hatte das Gefühl mitten in diesem öden und langsam zerfallenden Landstrich zu sein.

    Wieder hat es der Autor geschafft mich sehr nachdenklich zurück zu lassen.

    Für alle Liebhaber anspruchsvoller Literatur ist dieses Werk ein absolutes Muss.

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  • 4 Sterne

    2 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Kaffeeelse, 01.08.2021

    Als Buch bewertet

    Schon mit seinem Vorgänger "Mit der Faust in die Welt schlagen" schafft es der 1994 geborene Autor mich zu beeindrucken, ein recht wahrheitsgetreues Bild bestimmter Gruppen unseres Landes zu zeichnen. Ein erschreckendes Bild! Ja. Aber kein falsches Bild. Wir, die wir im Osten leben, kennen genau solche Leute. Und leider gibt es davon so einige. Aber man muss darüber reden, miteinander reden, der Polemisierung nicht das Feld überlassen. Gerade der Umgang mit Corona zeigt besonders in Sachsen die Gefährlichkeit solcher Gruppen. Ist interessant, wer sich immer so mit Dingen auskennen will, von denen er oder sie absolut keine Ahnung hat. Ich bin eine von denen in den Krankenhäusern, die in den Coronastationen gearbeitet hat und gesehen hat, wie dieses Sterben der Leute ist!!!

    In der Rezi zu "Mit der Faust in die Welt schlagen" hatte ich bemängelt, dass ein Blick in die DDR fehlt. Genau diesen Blick bringt Lukas Rietzschel jetzt in "Raumfahrer". Einen interessanten Blick! Etwas ungeordnet, aber deshalb nicht uninteressant. Die Wahrheit hinter dem System präsentierte sich den DDR-Bürgern ja auch nicht auf dem Silbertablett, sondern eher auf verschlungenen Wegen. Und in diesem Buch liest man welche Wege die Stasi genommen hat, zu was diese Institution bereit war. Und da skandieren Menschen heute etwas von Bevormundung im jetzigen Deutschland oder von einer nicht bestehenden Meinungsfreiheit. Man kann doch sagen was man will! Wie beschreibt man denn dann unsere Vergangenheit? Wie blind muss man denn sein? Zu empfehlen wäre zu den hier geschilderten Themen auch die Serie "Weissensee"! Aber auch "Raumfahrer" zeigt einen Teil der DDR-Vergangenheit und die Möglichkeiten der lenkenden DDR-Behörde und ihre ganze Menschenverachtung. Und Lukas Rietzschel zeigt, was dies mit den Betroffenen gemacht hat, zeigt aber auch, was mit den Tätern, den Raumfahrern nach der Wende geschah. Und dann wieder mit deren Kindern, die für die Machenschaften der Eltern nichts konnten, aber damit leben müssen, sofern sie von den Taten der Eltern erfahren, wie das Jan in dem Buch geschieht. Ein weit gefächerter Blick, den der Autor hier schafft und den ich toll finde. Allerdings muss man für so einen Blick bereit sein! Und nicht die Augen davor verschließen. Obwohl ich auch das Augenverschließen verstehen kann. Denn die DDR ist lange vorbei und eine Reduzierung der Ostbürger darauf lässt sich wohl 2021 langsam nicht mehr begründen!!! Oder?

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  • 5 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Ruth L., 01.07.2021

    Als Buch bewertet

    Schweben im luftleeren Raum

    Lukas Rietzschel hatte 2018 großen Erfolg mit seinem Debutroman „ Mit der Faust in die Welt schlagen“. Nun legt er mit „ Raumfahrer“ seinen zweiten Roman vor, der ebenfalls in der ehemaligen DDR spielt. Er erzählt darin die Geschichte zweier Familien von der Nachkriegszeit bis in die Gegenwart.
    Jan, der Protagonist, 1989 geboren, wohnt mit seinem Vater in einer Einfamilienhaussiedlung am Stadtrand von Kamenz, im Schatten der alten Plattenbauten. Jan arbeitet im Krankenhaus, er bringt Patienten zu ihren Terminen und holt sie wieder ab. Doch das Krankenhaus ist , wie so vieles hier, von der Schließung bedroht. Dort, wo früher die Schule und der Sportplatz waren, steht heute ein Supermarkt. Viele Menschen von hier sind längst weggezogen. Über allem liegt eine Stimmung von Trostlosigkeit und Resignation.
    Eines Tages bekommt Jan von einem älteren Patienten einen Schuhkarton mit Aufzeichnungen, Dokumenten und alten Photographien, an ihn adressiert. Jan ist irritiert; schließlich kennt er den Patienten kaum. Doch es scheint eine Beziehung zwischen den beiden Familien zu geben. Sein Vater aber reagiert auf Nachfrage höchst unwirsch. Jan beginnt nachzuforschen.
    Gab es eine Verbindung zwischen seiner Mutter und Günter Kern, dem Vater des Patienten? Was für eine Frau war die verstorbene Mutter wirklich? Welche Rolle spielte dabei der im Westen sehr erfolgreiche Maler Georg Baselitz, der Bruder von Günter Kern?
    Langsam baut der Autor die Spannung auf und erst am Ende erklären sich die Beziehungen. Doch nicht alle Fragen sind danach beantwortet.
    Lukas Rietzschel geht dabei nicht chronologisch vor, sondern wechselt in kurzen Kapiteln nicht nur Zeit und Ort, sondern auch die Perspektive. Das erfordert einen aufmerksamen Leser.
    Die Sprache ist meist einfach, lakonisch, dann wieder voller poetischer Bilder. Sehr gut wird die Atmosphäre getroffen. Rietzschel beschreibt Menschen, die nicht richtig irgendwo dazugehören, unfähig sind, miteinander zu reden.„Mutter. Vater. Für Jan waren sie Raumfahrer. Schwebten in einer Zwischenwelt, ihrem Ausgangspunkt entrissen. Während sie schwebten, hatte sich die Welt schon ein Dutzend Mal weitergedreht. Sie sahen dabei zu, streckten die Hände aus. Versuchten, vor- oder zurückzukommen. Hoch, runter. Aber wo sie sich befanden, gab es keine dieser Richtungen im Raum. Und Jan stand auf der Erde und richtete sein Fernglas auf sie.“
    In vielen Episoden wird die Vergangenheit der Figuren lebendig und es wird gezeigt, wie alles miteinander zusammenhängt. Sehr gut werden auch Bilder von Georg Baselitz in den Text eingearbeitet.
    „ Raumfahrer“ ist ein Roman für Leser, die sich für Familiengeheimnisse, die Aufarbeitung der DDR- Geschichte und die Umbrüche danach interessieren .

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  • 4 Sterne

    2 von 3 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    signalhill, 05.09.2021

    Als Buch bewertet

    Damals wie heute

    Von Lukas Rietzschel kenne ich bereits "Mit der Faust in die Welt schlagen", allerdings als Hörbuch. Die Bücher von Rietzschel scheinen sich auch besser als Hörbuch zu eignen. Jedenfalls hatte mir sein Debütroman als Hörbuch noch besser gefallen.

    Das Thema DDR ist für mich omnipräsent und immer noch spannend, bin ich doch im westlichen Grenzgebiet nicht weit von der Grenze entfernt aufgewachsen. Während ich damals noch dachte, viele der Geschichten müssten doch erfunden oder übertrieben sein, weiß ich heute, dass eher das Gegenteil der Fall war.

    An Rietzschels neuem Roman gefällt mir besonders gut der einfache, dennoch prägnante Schreibstil und die kurzen Kapitel. Dabei bleibt der Roman eher an der Oberfläche, ist aber auch so angelegt.

    Das Thema ist interessant gewählt und regt zum Nachdenken an. Was wird aus den Generationen der Zukunft nach der DDR? Denkbar ist, dass verschiedene Generationen den Roman sehr unterschiedlich antizipieren werden. Kaum zu glauben, dass für viele die DDR nur noch lange vergangene Geschichte ist, während andere immer noch mit den plötzlichen Umbrüchen und ihren Folgen hadern.

    Der neue Rietzschel hat mich zum Nachdenken angeregt. Die Erzählung bleibt etwas auf Distanz und kann den Leser/die Leserin nicht komplett einnehmen, aber das ist hier auch nicht die Intention. Ich würde "Raumfahrer" eher den etwas älteren Lesern empfehlen. Auf den nächsten Rietzschel freue ich mich schon.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    anonym, 12.08.2021

    Als Buch bewertet

    Unterwegs in Raum und Zeit
    ich bin zunächst am Titel hängen geblieben: Was hat es mit dem Raumfahrer auf sich? Und habe es dann so im Roman für mich wiedergefunden: Jan ist unterwegs im Orbit seines Lebens. Im Krankenhaus, wo er arbeitet, aber auch in der Beziehungssetzung zu seiner Mutter. Zunächst kommt der Roman doch eher sehr gemächlich ins Fließen. Jan führt eher ein geruhsames Arbeitsleben. Doch dann tritt Herr Kern nicht nur als Patient im Krankenhaus sondern auch als eine geheimnisvolle Person in Erscheinung, die anscheinend mehr über die Vergangenheit von Jans Mutter weiß, als er selbst. Jan ist durcheinander. Soll er sich auf Spurensuche begeben?
    Welche Geheimnisse gibt es zu erkunden und zu finden, die im Dunkel der Geschichte verborgen sind und in der Weite von Raum und Zeit? Schon bald fällt der Name des Künstlers Georg Baselitz. Der Große Rahmen der Geschichte wird hiermit aufgespannt, in dem sich dann die kleine, aber spannende Familiengeschichte widerfindet, in zahlreichen Aus- und Rückblicken wird das Panorama des Lebens in der DDR-Zeit aufgespannt.
    Den Schreibstil des Romans würde ich als ruhig dahinfließend bezeichnen, der aber dicht dran ist am Leben und an der Geschichte und gibt tiefe persönliche Einblicke in persönliche Erfahrungen während der Zeit der DDR.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Daniela H., 11.07.2021

    Als Buch bewertet

    Raumfahrer wurde von Lukas Rietzschel geschrieben. Der Roman umfasst 286 Seiten. Das Cover ist ein schlichtes Bild, gehalten hauptsächlich in Rottönen. Es gefällt mir sehr gut und vermittelt mir etwas ruhiges und entspanntes. Ich fand sehr gut das dass Buch in viele kurze Kapitel unterteilt ist. So konnte ich mir das Buch gut einteilen. Denn für mich war es kein Buch das man in einem Rutsch durchlesen konnte. Ich finde man musste sich auch wirklich dabei konzentrieren.
    Ich fand die Wortwahl für einen so jungen Autor (1994 geboren) wirklich extrem gut gelungen. Teilweise sogar poetisch. Ich finde da hebt sich das Buch wirklich ab. Ein toller Schreibstil.
    In dem Buch wird hauptsächlich aus Jans Perspektive erzählt. Den fand ich an sich sympathisch und konnte ihn verstehen. Das Thema DDR finde ich interessant und das Buch hat mich zum nachdenken gebracht. Es ist aber auch ein wirklich anspruchsvolles Buch. Wer dieses Thema interessant findet, wird Freude an diesem Werk haben. Ein toller Schriftsteller und ich überlege seinen Debütroman "Mit der Faust in die Welt schlagen" ebenfalls zu lesen.

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  • 5 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Der Blaue Mond, 30.06.2021

    Als Buch bewertet

    Durch Raum und Zeit. Leider nicht. Der Roman kommt ruhig aber eindrucksvoll daher. Am Anfang ein bisschen wie ein Road Movie. Beschreibt den ehemaligen Osten in unserer Zeit. Wenn man nur ab und zu die typischen Städte wie Dresden, Erfurt oder Meißen besucht, ist man durch die herausgeputzten Innenstädte ziemlich geblendet.

    Diese Erzählung jedoch beschreibt die Orte der Vereinsamung, durch den Wegzug vieler, die verständlicherweise ein anderes Leben wollten.

    Man wird reingezogen in das Gefängnis der ehemaligen DDR, der Zwang mitzuspielen bzw. die Konsequenzen, wenn man es nicht tut. Nach und nach werden Verstrickungen sichtbar. Das Drama entwickelt sich. Immer nüchtern erzählt und dargestellt. Wie Familien und einzelne Personen durch das System zerrüttet und alleine gelassen wurden.

    Daher passt der Titel "Raumfahrer" zu 100%. Die Auflösung gibt es im Roman oder im vorderen Klappentext.

    Fazit: sehr eindrucksvoll. Für mich eine Leseempfehlung mit vollen 5 Sternen.

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  • 4 Sterne

    1 von 2 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich

    Anne H., 13.07.2021

    Als Buch bewertet

    Lange Schatten
    Jan ist vollkommen konsterniert, als ihn ein Patient anspricht, Zusammenhänge der beiden Familien andeutet, ihm Unterlagen förmlich aufdrängt, Jans Mutter erwähnt und seine Verwandtschaft zum berühmten Maler Georg Baselitz. Nichts desto trotz gibt er diesem „komischen Kauz“ nach, macht sich auf die Spurensuche, in den Unterlagen, in Deutschbaselitz, dem Heimatort des Malers und mit vorsichtigen Fragen bei seinem Vater. Seine Mutter kann er nicht mehr fragen. Viel bringt er erst einmal nicht in Erfahrung, aber das seinem Vater das Thema unangenehm ist, wird ihm klar, und auch, dass in der Vergangenheit seiner Eltern Dinge vorgefallen sind, die er nicht weiß, ist ihm durchaus seit Jahren bewusst. Doch eine Verbindung nach Deutschbaselitz, zur Familie Kern, so der bürgerliche Name des Malers, war ihm bisher unbekannt.
    Der Roman berichtet parallel über Jan, seine Familie und seine Verwunderung über die Ansprache des Patienten namens Thorsten Kern sowie über dessen Familiengeschichte, vor allem die seines Vaters, Günter Kern, dem Bruder des Malers, und deckte langsam Vorgänge der Vergangenheit auf, in Details vermutlich exemplarisch für viele Schicksale in der DDR, aber in ihrer Besonderheit dann wiederum einzigartig und individuell.
    Nebenbei bemerkt, bin ich froh, diesmal tatsächlich nicht den Klappentext oder die Beschreibung vorher allzu deutlich gelesen zu haben – er hätte mir nämlich für meinen Geschmack viel zu viel verraten. Natürlich war mir irgendwie klar, dass es eine Verbindung zwischen Jans Familie und der von Torsten Kern geben MUSS, und auch, dass es selbstverständlich irgendwie mit dem politischen System der DDR und der Stasi zusammenhängt, aber en detail geahnt habe ich es nicht und es war für mich einer der sehr guten Momente im Buch als mir klar wurde, wer welche Rolle spielte und wo eine Verquickung stattgefunden hatte.
    Was bleibt hängen? Für mich kommt Raumfahrer nicht an Rietzschels ersten Roman heran. Ich mag den Schreibstil, aber der Plot blieb mir hier zu blass. Eindrucksvoll ist die Leere, die der Autor schafft zu vermitteln. Egal, ob das Krankenhaus, in dem Jan (noch) arbeitet, die sich verändernden Wohnsiedlungen oder die Menschen selbst. Er vermittelt ein Gefühl des Vakuums, der immer noch post-Wende-Ära, der immer noch überstrahlenden Vergangenheit eines totalitären Regimes mit für Außenstehenden nicht nachzuvollziehenden Mechanismen. Dinge, die in den Menschen, die sie erlebt haben – und sei sogar nur mittelbar, z.B. durch Eltern und deren Schicksal, für immer zementiert bleiben werden. Dauerhafter als jedes Bauwerk es war. Mit langen Schatten, die bis heute geworfen werden können. Diese Vermittlung von Leere, Luftleere, die den Menschen umgibt – eben den Raumfahrer - ist in meinen Augen das Stärkste an diesem Roman.

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  • 4 Sterne

    Mathildis S., 25.07.2021

    Als Buch bewertet

    Nachdem ich vor einiger Zeit das erste Buch von Lukas Rietzschel gelesen hatte, interessierte ich mich auch für sein neues Werk. Ich bin in der BRD aufgewachsen und hatte keine Beziehungen in den Osten Deutschlands, möchte aber gern mehr über die gut 40 Jahre der DDR und ihre Menschen erfahren.
    Jan arbeitet in einem Krankenhaus und lernt dabei Thorsten kennen, der im Rollstuhl sitzt. Eines Tages übergibt er Jan einen Karton voller alter Dokumente und Fotos, die Jan in die Vergangenheit seiner Eltern führen. Thorsten ist der Neffe des berühmten Malers Georg Baselitz, der eigentlich Georg Kern heißt und in den Westen ging. Die Beziehung zu seiner Familie in der DDR brach vollkommen ab, weil die Stasi die Briefe von beiden Seiten beschlagnahmte. Nun erfahren Jan. und die Leser mehr über die Kindheit und Jugend des Malers und was das alles mit Jans Eltern zu tun hatte.
    Der Titel des Buches hat mich zuerst irritiert und wurde erst im Laufe der Lektüre klarer. Durch die Wende wurden die Menschen aus ihrer gewohnten Umgebung und ihren Beziehungen gerissen und schweben frei und orientierungslos wie Raumfahrer im All.
    Das Buch ist zeitlich nicht chronologisch aufgebaut und man muss sehr aufpassen, dass man die verschiedenen Zeiten nicht durcheinanderbringt. Da wäre eine Überschrift für jedes Kapitel hilfreich gewesen.
    Rietzschels Stil dagegen ist unaufgeregt und sachlich, das gefällt mir gut. Man entwickelt Empathie für Jan, er hatte es nicht leicht mit seinen Eltern. Erst gegen Ende des Buches erfährt man, warum es so viel Probleme gab und warum das Private politisch ist und die Politik ins Privatleben hineinregierte.
    Für dieses Buch gibt es auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

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  • 4 Sterne

    Verena W., 23.07.2021

    Als Buch bewertet

    Raum und Zeit
    Was verbindet Jan, einen jungen Krankenpfleger aus der kleinen Stadt Kamenz in der Lausitz, mit einem seiner Patienten, der seine Kindheit und Jugend noch in der DDR verbrachte? Der „Alte" nötigt dem jungen Mann, der bereits im wiedervereinten Deutschland geboren wurde, einen Karton mit Schriftstücken auf, die dieser eher widerwillig in Empfang nimmt. Widerstrebend widmet sich Jan den Unterlagen und entdeckt nach und nach, welcher Art die Beziehung zwischen ihren Familien ist.
    Rietzschel spannt in seinem Roman einen weiten Bogen von der Nachkriegszeit über das geteilte Deutschland bis in die Gegenwart hinein. In schlichten Sätzen, die alltäglich scheinen, und mit nur spärlichen Beschreibungen, Andeutungen, oft nur zwischen den Zeilen, gelingt es ihm dennoch hervorragend, die Auswirkungen von Politik und Geschichte auf einzelne Bürger und ihr Leben zu verdeutlichen. Vergangenheit und Gegenwart durchmischen sich; wie bei einer Spurensuche werden alte und neue geschichtliche Vorgänge wechselweise erzählt, um schließlich zu einem vollständigen Bild verbunden zu werden. Ebenso skizzenhaft aber effektiv beschwört der Autor die triste Atmosphäre einer Kleinstadt in der Lausitz, in der junge Menschen wie Jan keine Zukunft mehr sehen.
    Der Roman weckt viele Emotionen im Leser - und lässt ihn mit einem leichten Unbehagen zurück, das zum Weiterdenken anregt.

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  • 4 Sterne

    Fornika, 11.08.2021

    Als Buch bewertet

    Jan lebt mit seinem Vater am Rande von Kamenz, einer Stadt in Ostdeutschland, die schon bessere Tage gesehen hat. Immer mehr Häuser und Geschäfte stehen leer, das Krankenhaus in dem Jan arbeitet, wird demnächst geschlossen. Einer der letzten Patienten dort, Herr Kern, scheint mehr über Jans Familie zu wissen als dieser selbst, sodass Jan selbst nun auch immer mehr unbequeme Fragen zu stellen beginnt.

    Mit Rietzschels Debütroman hatte ich so meine Schwierigkeiten, doch Raumfahrer hat mich sehr positiv überrascht. Um den Künstler George Baselitz und dessen Familie entspinnt der Autor eine fiktive Handlung, die den Leser schnell fesselt. Auf zwei Zeitachsen werden langsam Zusammenhänge sichtbar, die sich gut zu einem Ganzen zusammenführen lassen. Die Nachwendezeit, das Gefühl vieler nicht mehr so richtig dazuzugehören, die Spuren der gesellschaftlichen Umbrüche, all das nimmt großen Raum im Roman ein und wird so greifbar für alle Leser. Die Handlung kommt ohne große Gefühle, ohne große Dramatik aus, und sagt doch mit ganz leisen Tönen so viel aus. Raumfahrer ist kein ganz leichter Roman, aber einer der einiges zum Grübeln beim Leser hinterlässt.

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  • 4 Sterne

    Jess F., 19.07.2021

    Als Buch bewertet

    Jan arbeitet als Hilfskraft in einem Krankenhaus einer ostdeutschen Kleinstadt. Das Krankenhaus wird in naher Zukunft geschlossen werden und Jan steht - wie viele Jugendliche seines Alters im Osten - vor dem Nichts. Sein Leben ist trostlos, ohne jegliche Perspektive, auch sein arbeitsloser Vater oder seine alkoholkranke Mutter, die schon vor einiger Zeit das Weite gesucht hat, sind Jan keine Stütze. Plötzlich taucht ein alter Mann auf, der Jan mit seiner Vergangenheit konfrontiert...

    Ich habe einige Zeit benötigt, um der Handlung des Buches folgen zu können. Lukas Rietzschel erzählt in einer mächtigen, umfassenden Sprache über das Leben von Jan - taucht dann aber in einem weiteren Handlungsstrang in die Nachkriegszeit und in das Leben von Georg Baselitz ein. Man muss als Leser*in am Ball bleiben, um trotz der - teils verwirrenden - Zeitsprünge der Geschichte folgen zu können. Durch die clevere Zusammenführung der beiden separaten Handlungen hat der Autor mich allerdings überzeugt - und ich freue mich bereits jetzt auf einen neuen, (sprachlich) toll ausgearbeiteten Roman von Lukas Rietzschel!

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  • 4 Sterne

    v_im_wunderland, 19.07.2021

    Als Buch bewertet

    Im Osten nichts Neues

    Das Cover hat mich angesprochen und auch der Klappentext. Denn ich interessiere mich für Kunst und wollte mehr über den Künstler Georg Baselitz und seine Bilder erfahren. Und deshalb hat mir der erste Teil des Buches auch sehr gut gefallen, da es hier um das Jugendleben von Georg Baselitz und seinem Bruder geht und wie Baselitz in den Weste gekommen ist. Doch dies ist nicht die einzige Geschichte in diesem Buch, denn es geht vor allem um das Leben des Protagonisten und dessen Mutter, welche irgendwie mit der Geschichte des Bruders von Baselitz verwoben zu sein. Allgemein wird die Nachwendezeit als sehr trist beschrieben und man sieht förmlich die grauen Plattenbauten vor dem inneren Augen. Ich war noch nie in Kamenz, möchte aber auch nach dieser Lektüre nicht hin, da es wirklich als kein schöner Ort beschrieben wird, in dem alle Bürger irgendwie die Opfer der Wende sind. Dies finde ich dann doch leider etwas einseitig. Aber die verwobene Familiengeschichte ist ganz spannend.

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  • 4 Sterne

    Helene D., 04.08.2021

    Als Buch bewertet

    Der Roman „Raumfahrer“ von Lukas Rietzschel hat mich überrascht. Thematisch geht es um das Leben in der DDR bzw. auch darum, wie es sich anfühlt, nach der Wiedervereinigung dort zu leben. Die besondere Stimmung dieses Romans wird auch durch den Schreibstil des Autors unterstrichen. Wir folgen der Lebensgeschichte ganz unterschiedlicher Protagonisten. Erst am Ende erkennt der Leser das Gesamtbild.
    Durch das Springen zwischen den Protagonisten und in der Zeit war ich jedoch manchmal verwirrt. Beim Lesen hatte ich zudem das Gefühl, die Personen nur von außen zu betrachten. Zugang zu den Gefühlen der Protagonisten erhält der Leser nur an wenigen Stellen im Buch.
    Der Titel des Buches erschließt sich erst im Laufe der Geschichte. Rückblickend finde ich ihn sehr passend gewählt.
    Eine Buchempfehlung für alle, die mehr über die Stimmung zu und nach DDR Zeiten im Osten erfahren möchten. Der Roman geht dabei nur sehr nebensächlich auf die politischen Ereignisse ein.

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  • 4 Sterne

    Simone H., 11.07.2021

    Als Buch bewertet

    Jan arbeitet in einem verlassenen Nest als Krankentransporteur in einem wenig frequentierten Krankenhaus im ehemaligen Osten. Als er dort auf Herrn Kern als Patienten stößt, der ihm Kisten seines Vaters übergibt, beginnt er in der Vergangenheit zu graben...

    Das Buch war für mich von Anfang an gut und fließend zu lesen. Die Sprache ist ruhig, klar und direkt, was mir gut gefällt. Am Anfang plätschert die Erzählung doch eher so dahin und ich wusste nicht einzuordnen, wohin das alles führt, vor allem weil sowohl die Zeiten und die handelnden Personen in kurzen Kapiteln wechseln. Nach ungefähr 50 Seiten hat mich der Roman aber komplett gepackt und nimmt die Geschichte auch laufend an Tempo zu.

    Schlussendlich bin ich wirklich begeistert wie schlau diese Erzählung verstrickt und konstruiert ist und auch davon wie viele kleine Aspekte hier versteckt werden, die für mich nur als großes Ganzes dann Sinn ergeben! Von mir gibt es daher eine klare Leseempfehlung!

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  • 4 Sterne

    Carsten B., 02.07.2021

    Als Buch bewertet

    DDR-Geschichte auf Familienebene projeziert
    Zunächst muss ich etwas zur äußeren Hülle anmerken. Das Cover passt zur Geschichte und lässt Erinnerungen an die Bücher aus der DDR hochkommen.
    Von daher sind Inhalt und Hülle gut aufeineander abgestimmt. Mich als EX-Wessi (ist heute aber nicht mehr meine Denke) hat die ostdeutsche Geschichte prinzipiell sehr angesprochen, da man über unterschiedliche Sozialisation Verständnis für sein Gegenüber besser herstellen kann. Die Geschichte erstreckt sich über den gesamten Zeitraum der DDR von Gründung bis Mauerfall und wird durch 2 Familien dargestellt. Es sind die amilien von Jan und die von Georg Baselitz. Es wird der jeweilige Zeitgeist und die Entwicklung in der DDR gut und glaubhaft dargestellt.
    Dem Autor gelingt es genauso wie in seinem Roman "Mit der Faust in die Welt schlagen" mit einer sehr genauen und anspruchsvollen Sprache seine Charaktere sehr glaubhaft darzustellen.

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  • 4 Sterne

    Lisa V., 24.07.2021

    Als Buch bewertet

    Das Buch ist von außen für mich persönlich nicht so ansprechend. Wenn man das Buch gelesen hat ergibt sich aber auch ein Sinn aus der Gestaltung des Buches. Der Schreibstil ist gut aber leider nicht mein Geschmack. Der Autor erzählt immer im Wechsel aus unterschiedlichen Zeiten und aus dem Blickwinkel von unterschiedlichen Personen. Am Ende des Buches erkennt man den Zusammenhang all dieser Personen. Bis dahin war es Zeitweise etwas verwirrend für mich zu erkennen aus welcher Perspektive gerade erzählt wird.
    Es war interessant einige Details zu erfahren wie es damals in der DDR so war und wie die Leute da so gelebt haben. Auch wie der Geheimdienst sich unter die Menschen mischt und wie das Leben von 2 Familien dadurch beeinflusst werden konnte. Alles in allem ist es ein gutes Buch was ich allen empfehlen kann die sich dafür interessieren wie das Leben zu DDR Zeiten war.

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  • 3 Sterne

    Lilly W., 04.10.2021

    Als Buch bewertet

    Nach dem Erfolg seines Debütromans ist auch Lukas Rietzschels zweiter Roman "Raumfahrer" wieder ein Stück ostdeutsche Zeitgeschichte. Über zwei Generationen hinweg erhalten wir Einblick in ostdeutsche Leben zur Zeit der DDR und heute.

    Jan, der 1989 im Jahr der Wende geboren wurde, hat die DDR selbst nicht mehr kennengelernt. Er wohnt nun als junger Mann zusammen mit seinem Vater in der sächsischen Provinz, aus der sich zuerst die Bewohner und dann auch die Gewerbegebiete zurückgezogen haben und arbeitet in einem Krankenhaus, das aufgrund von mangelnden Patienten kurz vor der Schließung steht. In diese melancholisch-triste Stimmung ist die Familiengeschichte von Jan eingebettet, über die er zunächst selbst wenig weiß, die aber plötzlich aktuell wird als er von einem älteren Mann einen Karton mit Fotos und Aufzeichnungen erhält. Langsam wird deutlich, dass Jans Familie mit der des Künstlers Georg Baselitz und seinem Bruder Günther schicksalshaft verbunden ist.

    Erzählt wird in erster Linie aus der Perspektive von Jan, je weiter das Buch fortschreitet, desto häufiger springt die Erzählung jedoch in die Vergangenheit: mal in die Nachkriegszeit, zum Mauerbau, zur Nachwendezeit, zurück in die Gegenwart. Man könnte das vielschichtig und komplex nennen, für mich waren diese Sprünge allerdings eher fragmentarisch, im Aufbau hätte ich mir mehr Struktur gewünscht. So erfordert das Lesen einiges an Konzentration, eigenes Schließen der Leerstellen und Zusammenfügen der Fäden. Die Trennung durch die Mauer, die Stasi-Bespitzelung, der Wegzug in den Westen und die Verlassenheit der Zurückgebliebenen - all das bekommt einen Stellenwert im Roman. An diesen ostdeutschen Themen hangelt sich die Geschichte entlang und vermittelt auf diese Weise weniger offensichtliche Zusammenhänge als viel mehr ein Einfühlen in diesen verlassenen Landstrich und seine "Raumfahrer", die sich irgendwo in Raum und Zeit verloren haben. Zwischen Sehnsucht und Resignation, zwischen Lachen und Weinen über die Absurdität ihrer Lebensumstände und dessen, was die Politik oder die Medien daraus oft machen. Und hier liegt die besondere Stärke des Roman, denn diese ganz besondere Atmosphäre durchdringt den Text, ist fast greifbar und bleibt auch nach dem Lesen noch lange hängen.

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